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Full text of "Ernst, Herzog von Schwaben : Trauerspiel in funf Aufzugen"

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Ernst,  Herzog 


von  Schwaben 


Ludwig  Uhland, 


Karl  Schindelwick 


3aeger'fd)e  Serlagsbudifianblung^ctpjtgSS^crlm  SW.12 


Jaegerfd?e  öammlung 


LIBRARY 

OF  THE 

University  of  California. 


GIFT  OF 


Class 


L  üefftng,  UJtinna  t>on  3Jatnt)eIm. 

SJtit  (Einleitung  unb  Hmnertungen  oon  Oberlehrer  Dr.  Ä.  6  oefee  -X)  ab  lern. 

2.  ©oetl)e,  $ermamt  unb  Dorothea. 

9Jiit  (Einleitung  unb  Slnmerfuugcn  von  Dlrcft.  $.6<bierenberg«!Bod)um. 

3.  Stiller,  SBüMm  Seil 

SDlit  (Einleitung  unb  tutmertungen  von  Direltor  Ä.  ftnabe.IRarburg. 

4.  Stiller,  Die  Jungfrau  von  Orleans. 

SDZtt  (Einleitung  unb  Hnmerfungen  oon  Direltor  $rofeffor  Dr.      o.  33  ol» 
tenftern*Zreptou>  a.  9t. 

5.  Uljlanb,  (Ernft,  §e^og  oon  S^roaben. 

SOHt  (Einleitung  u. ftnmerfungen  von  33rof . Dr.Jt6d>inbeIu>i(!<£tegnife. 

6.  ftletft,  Sprinj  griebrid)  oon  Hornburg. 

9JM  (Einleitung  unb  flnmerfungen  oon  Direft.  93rof .  Dr.  9t  3  o  n  a  t  -  C  &  ■  1  i  n. 

7.  Sdjtller,  SOiatta  Stuart. 

SRit (Einleitung U.Snmerrungen u.^kof.Dr. 23  ©umlidj.ffbar  lottcnburg. 

8/9.  SÄiUer,  STOallenftem. 

9Rit  Einleitung  oon  Direftor  3u|  tu*  Bälger. Salle  a.  6. 

10.  ©oetfie,  ©ötj  von  33etltd|tngen. 

SRtt  Ginleitung  unb  SInmerfungcn  oon  Oberlehrer  Dr.  ffioetje- Tal)  lern 

Die  £>cfte  entölten  ben  oolljtänbigen  genau  reoibterten  £ext. 
SBeitere  $efte  «erben  bolb  folgen. 

*Prets  jeber  Jtummer  fteif  brofd).  30  <J3fg.,  gebunben  40  $fg. 


3aeger'[d)e  Sammlung  beutfdjer  Schulausgaben 
für  höhere  ßeljranftalten.  9tr.  5. 


(Ernft, 

Ijet3og  oon  Sd)toaben 

Irauerfpiel  in  fünf  Slufäügen 

oon  ßubtotg  Urlaub 


Tlit  (Einleitung  unb  Anmerkungen 
herausgegeben  oon 

Profeffor  Dr.Äarl  Sd)inbeltt)i(& 


£etp3tg  unb  Berlin 

3aeger'[d)e  ©erlagsbudjfjanblung 
—  ■  


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"illle  SRe<f)tc  com  Berlage  vorbehalten. 


Druct  oon  Oscar  »tanbfteUer  in  fieipjia. 


Einleitung. 


I.  Gebert  bes  £  >iä)i  crs.  £ub©ig  lü;laub  würbe  am 
26.  2tpril  1787  als  Sofcn  eines  Unioerfitätsfefretärs  in  bem 
fdjroäbifdjen  Stabilen  Bübingen  geboren.  CEr  befudjte  t;ter 
bas  ©nmnafium  unb  oon  1802—1808  bie  Xlntocrfität,  an 
ber  er  „gegen  feines  Seyens  Srang,"  aber  treu  unb  geroiffen- 
Ijaft  bem  Stubium  ber  <Red)tstDi[fen[ä)aft  oblag;  gleicfoeitig 
befdjäftigte  er  [iä)  mit  ber  mittelalterlichen  £iteratur,  befonbers 
mit  beutfdjer  unb  fratt3öfifc^cr  3)iä)tfunft,  unb  gab  auä)  bereits 
[eine  er[ten  eigenen  (5ebiä)te  heraus.  5lus  biefer  3***  [tammt 
audj  [eine  greunbfdjaft  ju  bem  Dia>ter  3u[tinus  Jlerner,  bie 
er  bis  JU  beffen  am  22.  gfebruar  1862  erfolgten  2obe  aufs 
treufte  beroäfjrte.  ftadjbem  er  bie  juriftifdjen  Prüfungen  beftan* 
ben  t)atte,  ging  er  1810  auf  mehrere  SDtonate  nad)  «Paris,  wo 
er  aus  ben  reiben  Sdjäfcen  ber  bortigen  23ibliotr)ef  eifrig 
altfran3ö[i[ä)e  unb  mittelfjodjbeutfdje  Sanbfdjriften  austrieb. 
(Eine  grudjt  [einer  Stubien  nmrbe  bie  5lbl)anblung  „über  bas 
alte  fran3ö[iftfje  (Epos".  Sftadj  [einer  SRüdlefjr  toibmete  er  [id) 
nur  mit  innerem  SBiberftreben  bem  juri[ttfä)en  ©erufe,  meift 
als  «boolat,  aeitroeilig  (1812—1814)  als  Selretär  beim  3u[ti3- 
minifterium  in  Stuttgart,  oe^tete  aber  feit  [einer  Verhei- 
ratung im  3o*>"  1820  ^uf  bie  ©eitere  Ausübung  folajer 
£ätigfeit.  1815  Ijatte  er  bie  er[te  Ausgabe  feiner  gefammelten 
©ebidjte  in  Stuttgart  bei  Cotta  erfahrnen  laffen.  %n  ben 
SBefreiungsfriegen  tonnte  er  als  Untertan  bes  rfjeinbünbifdjen 
Sßürttemberg  3U  [einem  £eibroefen  feinen  Anteil  nehmen;  um 
[o  eifriger  griff  er  in  bie  1815  ausbredjenben  polittfdjen 
kämpfe  feines  geimatlanbes  ein,  teils  als  Sa)rift[teller,  teil» 

1* 

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IV 


(Emft,  $er3O0  von  Sdjroaben. 


als  freifinniger  Slbgeorbneter  ber  roürttembergifdjen  Stänbe- 
fammer.  Stuf  ©runb  feinet  Itter aturgefd)id)tliä)en  gorfdjungen 
—  1822  erfaßten  feine  Sdjrift  über  „SBaltljer  von  ber  SBogel- 
roeibe"  —  rourbe  er  1829  3um  ^rofeffor  ber  beutfd)en  Litera- 
tur an  ber  Unioerfität  Bübingen  ernannt,  legte  aber  1833 
biefe  Stellung  nieber,  als  ifjm  bie  Regierung  ben  3ur  Ausübung 
ferner  polttifdjen  Sättgfeit  nötigen  Urlaub  oerroeigerte.  3m 
3<*$re  1848  rourbe  er  als  tttbgeorbneter  in  bas  „granffurter 
Parlament",  bie  erfte  beutfdje  SRationaberfammlung,  getoä^lt. 
SRad)  beren  Sluflöfung  30g  er  fid)  00m  politifdjen  £eben  jurüd 
unb  ftarb  ^oc^geat^tet  nadj  einem  glüdlidjen  Hilter  am 
13.  SRooember  1862  3U  Bübingen.  Smannesmut,  2ßat)rr)aftig!eit 
unb  Sreue  roaren  bie  r)eroorfted)enben  (Eigcnfdjaften  feines 
(Efjarafters. 

0  IL  Hljlanbs  bidjterifdje  SBebeutung.  Die  poe* 
fifd)e  Üätigfeit  Urlaubs  fallt  faft  gan3  unb  gar  in  feine 
3ugenb3ett;  von  1805—1818  finb  bie  meiften  fetner  Didjtungen 
entftanben.  Dem  polittfä)  unb  toiffenfdjaftliä)  tätigen  SJtanne 
war  bie  SDhife  nur  feiten  noä)  l)oIb.  £rotjbem  trägt  feine 
ißoefie  einen  gereiften,  männliäjen  dfjarafter.  Sie  ift  burdjaus 
national;  fie  3eigt  uns  bas  beutfdje  £eben  befonbers  bes  SWUtel- 
alters,  bie  beutfdje  £anbfä>aft,  bas  beutfdje  ©emüt.  Hr)lanbs 
$auptbebeutung  liegt  auf  bem  ©ebiete  ber  £nrt!  unb  befon- 
bers ber  (Eptf.  SBiele  feiner  £ieber  treffen  burä)  il)re  3nn*9^e^t 
unb  Sä)ltä)tt)eit  ben  Zon  bes  edjten  SBoHsliebes.  9lls  SaÜaben* 
bidjter  fteljt  er  tyinfidjtliä)  ber  Söolfsbeliebtljeit  unmittelbar 
neben  <5oetr)e  unb  Stiller.  Geringer  roar  feine  SBegabung  für 
bas  Drama.  Sro^bem  befaßte  er  fid)  mit  oielen  bramatifdjen 
(Enttoürfen;  aber  nur  3toei  2Bcrfe,  bas  Srauerfpiel  „(Ernft, 
$er3og  oon  Sdjtoaben"  (1817)  unb  bas  Sdjaufpiel  „ßubroig 
ber  SBaner"  (1818),  rourben  oollenbet.  SBeibe  befjanbeln 
nationale  Stoffe.  gür  manage  SRängel  fn  bem  Aufbau  ber 
ganblung  unb  in  ber  dr)arafterifttf  entfdjäbigen  bie  oft  roun- 
berbare  Sdjönfjeit  ber  Spradje  unb  eble,  tief  empfunbene 
Gebauten,  ©efonbers  gilt  bies  für  unfer  Drama  „(Ernft, 
gersog  oon  Sdjroaben". 


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(Einleitung 


V 


III.  (Entfter)ung  bes  Dramas  unb  erfte  Auf- 
führungen. 3n  ben  3ahren  1816  unb  1817  entftqnben  (Eni» 
rourf  unb  Ausführung  bes  £rauerfpiels,  bas  ben  unglücllidjen 
S<f)roabenIjer3og  (Ernft  3um  gelben  fjat.  (Enbe  1817  erfä)ien 
es  im  Drud;  1819  erlebte  es  feine  er[ten  Aufführungen,  3uer[t 
in  Hamburg,  bann  auä)  in  Stuttgart.  SBefonbers  bemerfens* 
roert  roar  bie  Aufführung  oom  29.  Dftober  1819  auf  ber 
23üfme  bes  £of-  unb  9tationaltt)eaters  3U  Stuttgart,  bie  3ur 
geier  ber  enblich  3uftanbe  gefommenen  roürttembergifdjen  93er« 
faffung  [tattfanb  unb  3U  ber  Hfjlanb  ben  in  feine  „Söater- 
länbiidjen  ©ebtäjte"  eingereihten  fdjönen  Prolog  »erfaßte. 
Seute  roirb  bas  Stüd  nur  noch  gan3  feiten  aufgeführt,  aus 
©rünben,  bie  Jiä)  aus  ber  fpäteren  23efprecr)ung  ergeben.  Da- 
gegen oerbient  es  mit  SRecr)t,  oon  ber  3ugenb  gelefen  3U  roerben, 
bie  fid)  für  eble  greunb[cr)aft  unb  bis  in  ben  2ob  beroär)rte 
Xreue  begeiftert. 

IV.  £er3og  (Ernft  in  ©efchidjte  unb  Sage.  £er3og 
(Ernft  II.  oon  Schwaben  roar  ber  Sohn  bes  Ser3ogs  (Ernft  I. 
unb  feiner  ©emar)lin  ©ifela.  %m  3ah**  !015  rourbe  (Ernft  L 
auf  ber  3<*öb  burä)  einen  fehlgegangenen  Speerrourf  getroffen 
unb  ftarb  an  ber  SBerrounbung.  ©ifela  oermählte  fid),  bereits 
in  britter  (Ehe,  mit  bem  fpäteren  ftaifer  ftonrab  II.  ©alb 
naä)  beffen  2hron&eN9ung  (1024)  geriet  (Ernft  mit  bem 
Sttefoater  in  ben  unglücffeligen  Streit  um  23urgunb,  auf 
bas  beibe  Anfprücrje  erhoben,  (Ernft  als  Sohn  ber  ©ifela,  bie 
eine  SRiä)te  bes  linberlofen  Königs  SRubolf  III.  oon  SBurgunb 
roar,  Jlonrab  II.  als  5Ked)tsnachfoIger  ftaifer  $>einrichs  II. 
Diefer  hatte  bereits  1006  oon  feinem  Dheim  ttubolf  III.  bie 
(Erbfolge  in  SBurgunb  übertragen  erhalten  unb  fofort  Safel 
als  ^Pfanb  in  93efifc  genommen;  ja  SRubolf  roar  3eitroeilig 
fogar  geneigt  geroefen,  fdjon  bei  £eb3eiten  3ugun[ten  £einrid)s 
auf  bie  §errfä)aft  3U  Berichten,  unb  hatte  biefem  barauf  be3üg* 
Iiäje  SBerfprecfmngen  gemacht,  bie  er  aber  nicht  fjtelt,  obroohl 
ber  ttaifer  aroetmal  (1016  unb  1018)  mit  SBaffengeroalt  ihn 
3U  sroingen  fuä)te.  Als  bann  Seinriä}  II.  oor  SRubolf  ftarb, 
erflärten  bie  burgunbifdjen  ©rofeen  rote  auch  ber  [chroadje 


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VI  (Ernft,  gergog  oon  Sä)toaben. 

Äönig,  bei  gefc^loffene  (Erboertrag  fei  nur  ein  Saus*  unb 
niä)t  ein  <Reiä)soertrag  geioefen  unb  besfjalb  mit  bem  Xobe 
geinridjs  II.  als  erlofdjen  an3ufef)en.  Dem  toiberfpraa)  nun 
#onrab  II.,  „ba  fein  Vorgänger  fiä)  niä)t  mit  feiner  §aus* 
madjt,  fonbern  mit  bem  <Reiä)sf)eere  ben  SBeft%  93urgunbs 
3u  fidjern  gefügt  Ijatte".  (Er  befefcte  1025  bie  naä)  Sein- 
riä)s  II.  £obe  toieber  an  SBurgunb  gefommene  Stabt  SBafel 
unb  3U>ang  SRubolf  3ur  (Erneuerung  bes  Vertrags.  Serjog 
(Ernft,  Ijierburä)  in  feinen  3lnfprüa>en  gefränlt,  liefe  fia)  in  eine 
33erf<f)a>örung  mit  anberen  beutfdjen  gürften  gegen  ben  #önig 
ein  3U  einer  3eit,  ba  biefem  auefj  oon  gfranfreicfj  §er  ftämpfe 
bro$ten,  too  ©raf  £)bo  oon  Kampagne  als  Steffe  SRubolfs 
gleichfalls  mit  (Erbanfprüdjen  auf  SBurgunb  Ijeroorgetreten 
©ar.  Sn  jenen  gürften  gehörten  bie  Serjöge  griebriä)  oon 
Ober*  unb  ©o3elo  oon  SRieberlotljringen,  fotote  ftonrab  ber 
3üngere  oon  granfen,  ber  einftige  SRitberoerber  bes  Äaifers 
um  bie  beutfdje  Äönigsfrone,  ber  roie  (Ernft  als  Sol)n  einer 
anberen  9ttä)te  SRubolfs  SInfprüdje  auf  SBurgunb  erfjob.  (S. 
unten  bie  Stammtafel.)  *  2Hs  aber  ftonrab  II.  burä)  fein  f  eftes 
unb  fluges  Auftreten  alle  feine  ©egner  ju  beruhigen  oerftanb, 
mufote  fiä)  auä)  (Ernft  untertoerfen;  auf  ©ifelas  Sitten  tourbe 
if)m  3U  Augsburg  1026  $öer3eil)ung  geroäljrt,  ja  er  erhielt 
3ur  (Entfä)äbigung  bie  reidje  Slbtei  Kempten  als  fielen.  Zxofc 
bem  fann  er  toa^rettb  bes  italifd)en  gelb3uges,  ben  ftonrab 
1026  unb  1027  unternahm,  abermals  auf  Abfall.  Som  ftaifer 
früher  aus  polten  über  bie  Sllpen  Ijeimgefanbt,  fdjlofc  er 
einen  SBunb  mit  feinen  fdjroäbifcfyen  Skfallen,  bem  ©rafen 
im  S^urgau  SBerner  oon  Biburg  unb  bem  ©rafen  SBelf  IL, 
fotoie  mit  bem  jüngeren  ftonrab  oon  granfen.  (Es  !am  3U 
einem  (Einfall  in  bas  (Elfafj,  wo  brei  Surgen  bes  bem  ftaifer 
ergebenen  ©rafen  §ugo  oon  (Egisfjetm  3erftört  rourben,  unb 

»flonrab  o.  gurpunb  

WubolfHI.    C&tfela  Berta  ©erberga 

I  I  * 

äcinrfifj  II.    £90  oon  abampaane      föifelo  SDtathilbe 

V  I 

«rnft  II.  Sermann  &efnri<$  m.  flonrob 

o.  3flngere 


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(Einleitung. 


VII 


borauf  311  einer  mifoglüdten  Unternehmung  in  23urgunb.  #on 
hier  fefjrte  (Ernft  mit  feinem  JJreunbe  2Berner  in  bie  ©egenb 
oon  3ü*i<h  3urüd,  roo  bie  gefte  Biburg  gelegen  mar,  unb 
branbfdjatjte  bie  fönigstreuen  SReidjsabteien  St.  ©allen  unb 
<Reid)enau.  2lls  bet  Äaifer  aus  3talien  ^etmgefe^rt  roar, 
Iub  er  ben  Gtieffohn  jur  SBeranttoortung  uad)  Ulm  im  3uli 
1027.  3m  Vertrauen  auf  bie  Sreue  [einer  SBafällen  roagte 
es  (Ernft,  oor  ftonrab  II.  3U  erfahrnen.  Stber  mit  Slusnahme 
Sßerners  liegen  ifm  alle  im  Stich,  ftd)  auf  bie  Pflichten  gegen* 
über  bem  f)ödjften  £et)nsherrn  berufenb.  ftaifer  ftonrabs 
^Politif,  bie  nieberen  Söafallen  gegenüber  ben  großen  £et)ns» 
trägem  3U  begünftigen,  trug  l)ier  ihre  grudjt.  (Ernft  mufete 
als  (Befangener  auf  bem  ©iebia>enftein  bei  £>alle  ben  erneuten 
Abfall  bü&en.  SBerner  rourbe  brei  SERonate  lang  in  ber  Äiburg 
belagert  unb  irrte  nad)  beren  gall  flüchtig  unb  geästet  um- 
her. Der  ftaifer  hatte  noch  1027  mit  SRubolf  oon  SBurgunb 
eine  3ufammenfunft  3U  90cutten3  bei  ©afel,  wo  ber  (Erbfolge- 
oertrag  erneuert  unb  auä)  auf  ftonrabs  Sot)n  §ehtrich  aus* 
gebet)nt  tourbe.  ßetjterer  toarb  am  Dfterfefte  bes  nächften 
3af)res  (1028)  elfjährig  in  9ladjen  3um  ftönig  gefrönt,  roorin 
Äonrab  mit  SRedjt  einen  bebeutfamen  Stritt  3ur  SBegrünbung 
einer  in  feinem  Saufe  erblichen  2:^ronfolge  erblidte.  9cun 
entliefe  er  auch  ben  Stieffot)n  aus  ber  Saft  unb  gab  ihm 
fein  §er3ogtum  roieber.  Da  aber  biefer  mit  bem  immer  nod) 
im  Slufftanb  oerharrenben  SBerner  jtoeibeutige  Ziehungen 
unterhielt,  oerlangte  er  1030  in  3ngelt)eint,  bafc  (Ernft  ir)n 
im  Kampfe  gegen  ben  (geächteten  unterftüfce.  9luf  feine  2Beige= 
rung,  bies  3U  tun,  tourbe  ber  §er3og  oon  einem  gürftengerichte 
[eines  £et)ens  für  oerluftig  erflärt  unb  mit  ber  9*eia>ad>t 
foroie  bem  Äirä>nbanne  belegt.  Sdnoaben  tourbe  an  §er* 
mann,  ben  jüngeren  Sohn  ©ifelas  aus  ihrer  (£r)e  mit 
(Ernft  I.,  gegeben  unb  SBifdjof  SEBarmann  oon  Äonftan3  toät)renb 
beffen  äRinb  er  jährigfeit  mit  ber  SBertoaltung  betraut.  2$on 
Obo  oon  df)ampaQnt  im  Süd)  gelaffen,  beffen  §ilfe  er  be- 
gehrte, 30g  jia)  (Ernft  mit  SBerner  auf  bie  93urg  galfenftein 
im  füblichen  Schtoa^toalb  3urüd,  oon  100  aus  fie  mit  wenigen 


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VIII  <Ern[t,  öeqog  oon  Schwaben. 

©etreuen  bie  Umgegenb  bura)  ißfünberung  ^eimfucfjten,  bis 
[ic  am  17.  Auguft  1030  in  ritterlichem  Kampfe  gegen  ben 
oom  Sifdjof  SBarmann  gegen  [ie  ausgefanbten  ©rafen  2flau* 
golb,  ber  gleichfalls  umfam,  erlagen.  —  Aber  im  Söolfe  lebte 
bes  unglüdlidjen  §er3ogs  ©eftalt  weiter  fort;  fein  Kampf 
gegen  bie  Allgeroalt  bes  Kaifers  rourbe  als  ein  Kampf  für 
beutfdje  SWannesfreirjeit  geprtefen,  unb  feine  unbearoinglta^e 
greunbestreue  fanb  bie  SBerounberung  ber  SRachtoelt.  Die 
Sage  oerfcr)mol3  fpäter  (Ernft  oon  Schwaben  unb  jenen  auf* 
ftänbtfd)en  fiubolf,  ben  Sot)n  Ottos  L,  foroie  Reinritt)  ben 
£droen,  ber  ficr)  gegen  Kaifer  23arbarof[a  auflehnte,  3U  einer 
^erfon.  (Siet)e  Ut)lanbs  Abrjanblung  „Über  bie  Sage  oom 
§er3og  (Ernft".)  So  entftanb  im  12.  3ar)rhunbert  bas  ©ebidjt 
oom  „$>er3og  (Ernft",  bas  fpäter  mannigfache  Umarbeitungen 
erlebte,  auf  bie  roieber  bas  beutfcf)e  Söolfsbucr)  aus  bem 
15.  3o?)*§unbert  3urü<fger)t.  Diefes  berietet  auch  oon  einer 
an  SBunbern  unb  Abenteuern  reiben  Pilgerfahrt  ber  beiben 
greunbe  nach  3cruI°Icfn-  SB°m  Sturme  oerfchlagen,  lommen 
fie  mit  ihrem  Schiff  in  eine  Stabt,  beren  S3etoor)uer  oon 
unten  bis  3unt  §alfc  fchön  geftaltet  [iitb,  aber  oben  Kranichs* 
hälfe  höben.  SDtit  ihnen  beftehen  fie  einen  ferneren  Kampf, 
fegein  bann  roeiter  unb  fommen  an  ben  Söiagnetberg,  bura) 
beffen  Kraft  bas  Schiff  in  Stüde  geht.  $on  ber  Srümmer- 
ftätte  mitten  im  2Rccr  laffen  ficr)  (Ernft  unb  fein  greunb  nebft 
einigen  Dienern,  in  JDchfenrjäute  eingenäht,  burch  einen  ©reifen 
ans  £anb  tragen.  Dann  fahren  fie  auf  einem  glojj  einen 
reifjenben  Strom  entlang  mitten  burch  e*nen  ^er9  hinburä), 
ber  im  3"neren  aus  Karfunfel [leinen  befteht,  fommen  3U  ben 
einäugigen  39Hopen,  für  bie  fie  gegen  bas  33ol!  ber  „(Ein* 
füfcler"  fämpfen,  unb  beftehen  anbere  Abenteuer  mehr.  An 
biefe  Sage  oom  £er3og  (Ernft  erinnert  Ur)lanb  an  einer  Stelle 
feines  Dramas  (3.  Aufzug,  SB.  82  ff.),  roo  er  burch  ©ifela 
eine  [innige  Deutung  ber  gabeln  geben  Iä%t ;  im  übrigen  aber 
hat  [ich  ber  Dichter  ftreng  an  bie  ©ef Richte  gehalten  unb  [ich 
Abweichungen  oon  ihr  nur  ba  erlaubt,  roo  fie  ihm  burch  feine 
fünjtlerifchen  Abfielen  geboten  er[d)ienen. 


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(Einleitung. 


IX 


V.  Utjlanbs  Drama.  Der  erfte  2luf3ug  enthält 
bie  ftrönung  bes  jugenblidjen  $einrid),  bte  (Entlaffung  (Ernftens 
aus  ber  Saft  auf  bem  ©iebidjenftein,  bte  t)ulbooIle  Stbftdjt  bes 
ilaifers,  ir)m  nidjt  nur  3U  Der3eir)en,  [onbem  aud)  ir)m  fein  ange* 
[tammtes  Serjogtum  3urüd3ugeben,  bie  Steigerung  bes  Stief* 
fofjnes,  bafür  ben  (Etb  3U  fdjtoören,  ber  ifjm  als  Untreue 
gegen  ben  greunb  erfdjeinen  mufo,  unb«  bte  baraus  folgenbe 
#d)tung  unb  SBannung  bes  unglüdlidjen  3ün9^«95.  2Bas 
ge[d)ia)tlid),  roie  roir  fal;en,  in  bie  3at)re  1028—1030  fänt 
unb  Jid)  an  Derfdjtebenen  Orten  3utrug,  ift  t)ier  auf  einen 
3eitpunft,  bas  JDftcrfeft  1030,  unb  an  einen  Ort,  STadjen, 
3u[ammengebrangt.  Die  Slbfidjt  bes  Dieters  bei  bie[er  W>* 
roeidjung  t»on  ber  ©efdjid)te  ift  Ilar:  bie  (Einheit  t)on  Ort 
unb  Stit  beffer  3U  ©afjren  unb  rafdjer  bem  Momente  3U3U* 
ftreben,  in  bem  [tdj  (Ernftens  greunbestreue  fo  glän3enb  be* 
tüäfjrt.  gür  ben  gefamten  Aufbau  bes  Dramas  ergibt 
[id)  aber  hieraus  ein  ferner  roiegenber  ^e^ler.  23e3eid)nen  mir 
nämliä)  als  bie  £>auptr)anblung  bes  Stüdes  folgenbe:  (Ernft 
oon  Sdjroaben,  ber  roegen  feiner  2Biber[et)lia)feit  gegen  ben 
Äaifer  [d)on  oiel  t)at  leiben  müffen,  rje^idjtet  auf  feine 
2In[prüd)e  auf  Surgunb,  um  nod)  einmal  3U  9Jtod)t  unb  (Er)re 
gu  fommen,  gerät  aber  burd)  feine  Xreue  gegen  SBerner  aufs 
neue  ins  (Elenb,  in  bem  er  r)elbenr)aft  untergeht  — ,  bann  ift 
leid)t  erfidjtlid),  bafj  ber  $ör)epunft  ber  Sanblung  fid)  ba  be* 
finbet,  too  (Ernft  im  Segriff  ftefjt,  bie  alte  §er3ogsroürbe  roieber 
in  (Empfang  3U  nehmen;  ber  Um[cr)iDung  (Peripetie)  liegt 
in  [einer  Steigerung  unb  ber  baraus  fid)  ergebenben  Sdjtung, 
bie  [ein  Sctjidfal  befiegelt;  alles  übrige  gehört  3ur  Äataftroprje. 
(Entgegen  ber  toorjlbegrünbeten  gorberung  ber  bramatifd)en 
$ed)ntf,  ben  §öl;epunft  ber  £anblung  in  bie  SKitte  ober  nod) 
nät)er  nad)  bem  (Enbe  t)in  (in  ben  3.  ober  4.  2lft)  3U  oerlegen, 
um  burd)  bie  rafd)  eintretenbe  5lataftropr)e  um  [0  er[d)üttern* 
ber  3U  roirfen,  tjaben  roir  in  Urlaubs  Drama  §öl)epunft  unb 
Umfdjamng  bereits  im  1.  3luf3uge;  bie  oier  legten  TOe  gehören 
ber  unoermeibltdjen  äataftropfje  an,  bie  baburd)  3U  [et)r  in 
bie  £änge  ge3ogen  roirb,  worunter  unbebingt  bas  3ntereffe 


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X 


(Ernft,  $craog  von  Sdjroaben. 


bes  fiefers  ober  §örers  erlahmt.  Sötte  Ut)lanb  ffä)  bei  jenen 
aeitlidj  auseinanberliegenben  (Ereigniffen  ebenfo  ftreng  an  bfe 
C5efä)iä)te  gehalten,  rote  er  es  3.  93.  in  ber  gleichfalls  im  er[ten 
Auf3uge  gegebenen  meifterijaften  (Expofition  tut,  [0  ergab  ftd) 
ein  boppelter  Vorteil  für  bas  Drama.  Der  l.  Aft  fjätte  neben 
ber  Ärönung  §einriä)s  nur  bie  SBiebereinfefcung  (Ernftens  in 
fein  §er3ogtum  enthalten;  bann  fonnte  bie  Aufforberung  3ur 
Silfe  gegen  SBerner  unb  bie  $ä)tung  bes  Ser3ogs,  mithin  bie 
Peripetie,  an  bas  (Enbe  bes  3.  Elftes  oerlegt  ©erben.  Der 
2.  unb  3.  TO  mufjte  oort)er  bas  Auftreten  SBerners  unb  bamit 
ben  ftampf  in  ber  Seele  bes  Reiben  bringen,  ber  nun  3U  wählen 
r)attc  3roi[d)en  bem  neu  bem  Äaifer  gelobten  (5et)orfam,  ber 
Ciebe  jur  Butter,  oielleidjt  audj  3ur  93raut  unb  ber  Sreue 
3um  greunbe.  Da&  es  in  unferem  Drama  an  einem  folgen 
feelifdjen  Äampfe  in  ber  SBruft  bes  Selben  fefjlt,  bafe  er  (Et)re, 
$Jlad)t  unb  fiiebe  ber  greunbestreue  fyalbtx  ol)ne  weiteres 
fjinroirft,  erfüllt  uns  3roar  für  ifm  mit  rüljrenber  93erounberung 
(Inrifäjes  SERoment),  raubt  ifjm  aber  anbererfeits  gerabe 
bas  eigentlich  bramatifdje  3n*creffc  °-  oie  Spannung, 
mit  ber  roir  einen  jeben  &ampf  in  ber  (Erwartung  feines  Aus- 
ganges begleiten.  2Bir  fehen  alfo,  roorauf  oft  ^ingeroiefen 
roorben  ift,  roie  bie  Inrifdje  ©eanlagung  Hljlanbs  bem  Drama* 
tifer  fjinberliä)  ift.  Aua)  leibet  bie  (Hjarafteriftif  bes  ftönigs 
unter  jener  3ulammcnDran9un9  ocr  (Ereigniffe;  bei  ber 
Schnelligfeit,  mit  ber  Acht  unb  SBann  oerhängt  roerben,  erfdjeint 
es,  als  fei  bie  anfängliche  SBegnabigung  nur  ein  ©aufelfpiel 
anb  bie  angebotene  93elef)nung  mit  Schwaben  bei  ber  ooraus* 
3ufef)enben  Steigerung  bes  (Eibfcfnxmres  nur  ein  URtttel  gut 
beabfidjtigten  oölligen  SBernidjtung  bes  Stieffo^nes.  (Eine  foldjc 
Beurteilung  ftonrabs  liegt  aber  burdjaus  nidjt  im  Sinne 
bes  Dieters.  Auf  jenen  Hauptfehler  in  bem  bramatifchen 
Aufbau  bes  Stüdes  mufjte  t)ingeroiefen  roerben,  roeil  fid)  aus 
ihm  unb  feinen  golgen  allein  bas  Ausbleiben  ber  SBirfung  bei 
ber  Aufführung  ertlärt  unb  roeil  aus  biefem  ©runbe  bas  an 
anberen  Schönheiten  fo  reiche  SBerf  t)eute  faft  gan3  oon  ber 
83üf>ne  oerfchrounben  ift. 


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(Einleitung. 


XI 


Der  3  wette  $luf3ug  3eigt  uns  ben  ©ebannten  flüchtig 
in  ©urgunb,  (Gilbert  bie  fdjimpflitfje  3utüdweifung  feiner 
Sitte  um  §ilfe  bura)  ben  ro^en  unb  felbftfüdjtigen  £>bo  oon 
Champagne,  erjö^It  oon  bem  traurigen  Ausgang  ber  Siebe 
3wifä)en  (Ernft  unb  (Ebelgarb  unb  füfjrt  fä)liepd)  bas  erfte 
3ujommentreffen  ber  beiben  greunbe  gerbet.  Das  wiajtigfte 
SRefuItat  biefer  Begegnung  i[t:  (Ernft  gewinnt  einen  Reifer 
in  bem  tatfräftigen  unb  mutigen,  aber  boä)  aud)  madjtlofen 
SBerner.  (Eine  Slusfidjt  auf  eine  glüdlidje  SBenbung  in  bem 
Gäjtdfal  bes  Selben  wirb  baburä)  ntcfjt  erwedt,  [ein  beoor* 
[te^enber  Untergang  nur  Ijinausgefcfyoben.  Die  in  biefem  Sitte 
enthaltene  (Stählung  oon  ber  3Bal)l  ftonrabs  —  übrigens 
3um  Seil  faft  wortgetreu  nad>  ber  widjtigften  Quelle  für  beffen 
fieben,  ben  „Gesta  Chuonradi  II."  oon  feinem  $of!aplan 
SBipo  —  i(t  3ioar  ein  epifdjes  SJleiftertoerf  Urlaubs,  l)emmt 
aber  ben  rafdjen  glufj  ber  bramatifdjen  ganblung.  Doä)  i[t  [ie 
oon  SBidjtigfett  für  SBerners  Sljarafter.  Der  fon[t  all^u  raulje 
Äriegsmann  erfdjeint  in  einem  ibealeren  £idjte;  fein  fort* 
wäljrenbes  Slnfämpfen  gegen  bie  ftöntgsgewalt  totrb  erllärt 
burä)  feine  glüljenbe  23egeifterung  für  ein  Staatswefen,  in  bem 
alle  freien  unb  ©leiten  fia)  willig  bem  felbftgewäf)lten  Ober* 
fjaupt  unterorbnen,  bas  aber  bafür  bie  gretfjeit  unb  ©lei^eit 
aller  acfjten  mufj.  Dag  ftonrab  btes  nidjt  tut,  bajj  er  bie 
föniglid>e  9Wad)t  3U  einer  alle  gfrei$ett  erbrüdenben  Unbe* 
fdjränftljeit  ergeben  unb  fie  3ugleiä>  in  feinem  Stamme  erblid) 
madjen,  bamit  alfo  bas  erfte  SRedjt  bes  5*eien,  [idj  feinen  §errn 
f  elber  3U  wählen,  oerniäjten  will,  bas  ift  es,  was  SBerner  oon  ftiburg 
3um  gefd)worenen  ©egner  bes  ftaifers  gemadjt  f)at.  SReben  biefer 
fraftftrotjenben  ftämpfernatur,  ber  Slä)t  unb  ftirdjenfludj  ntdjts 
angaben  fann,  ja  ber  00m  SBannftrafjl  nur  bie  Kraft  gewadjfen 
ift,  tritt  ber  burä}  lange  fterferfjaft  in  feiner  3ugenbblüte 
gebrochene,  frü^eitig  gealterte  (Ernft  immer  me^r  in  ben 
Sintergrunb.  (Er  ift  ein  Selb  bes  fieibens,  niä>t  bes  £anbelns. 
Slnbere  treten  für  U)n  ein,  3unätt)ft  SBerner,  ber  tfjm  rät,  in 
bem  Statten  bes  heimatlichen  Sd)war3walbes  ein  Skrfted 
3U  [uä)en. 


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XII 


©rn[t,  Ser30fl  oon  Schwaben. 


3m  brüten  Auf3ug,  in  bcm  (Ernft  überhaupt  niä)t 
auftritt,  ift  es  bie  SRutter,  bie  für  ifjn  tätig  ift.  Dod)  auä> 
bie  ©egner  Iaffen  oon  fia>  $ören.  Der  &ai[er  ent[enbet  STCangolb 
3ur  SBernidjtung  ber  ©eädjteten,  bie  mit  einer  Schar  oon  etwa 
50  2Rann  im  Sä)a)ar3roalbe  ein  ftäuberleben  führen.  Anberer* 
[eits  gewinnt  ©ifela,  ot)ne  jeboä)  ihren  Gib  311  brechen,  bem 
So^ne  einen  neuen  Seifer  in  Abalbert  oon  galfenftein.  So 
folgt  auf  bie  Säene,  bie  eine  23e[d)(eunigung  ber  ilataftrophe 
herbeiführen  mufe  (af3elerierenbes  Moment)  eine  joldje, 
bie  ben  Söotfoug  ber  Sanblung  3U  oer3ögern  geeignet  erfä)etnt 
(retarbierenbes  Moment).  Damit  i[t  eine  wichtige  gorbe* 
rung  ber  bramatifdjen  Xifynit  in  oor3ügIid)er  SBeife  erfüllt. 
Überhaupt  gehören  biefe  S3enen  3U  bem  Scfjönften,  roas 
Hhlanb  ge[ä>affen.  3n  äufcer[t  gezielter  2Bei[e  [tnb  bie  in 
2Birflid)feit  erft  oiel  fpäter  ent[tanbenen  Sagen  über  S**3°9 
CBrnft  mit  in  bie  $anblung  oerf lochten;  ihrer  wunberbar 
poeti[d)en  Ausbeutung  burdj  bie  unglüdlid;e  SKutter  i[t  bereits 
oorher  gebaut.  SReiiterhaft  gefdjübert  t[t  ferner  bas  gewaltige 
fingen  ©ifelas  mit  bem  finfteren  ©eift  in  ber  Seele  bes  un- 
freiwilligen Sttörbers  Abalbert,  ihr  Sieg  über  ihn  unb  beffen 
Hmwanblung  aus  einem  tatenlofen  SBü&er,  beffen  SBerfen 
lein  Segen  entfpriefjt,  in  einen  tatbereiten  Seifer,  ber  bie 
SRot  bes  Sohnes  3U  linbern  genullt  i[t.  Der  (Eharafter  ber 
eblen  unb  flugen  grau,  bie  ein  £eben  in  nujjbringenber  unb 
fegenfpenbenber  Sätigfeit  höher  fä)ät)t  als  bas  weltabgewanbte, 
nufclo[e  trauern  hinter  ittofterwänben,  toirb  in  ein  helles 
£iä)t  gefeit 

Am  Anfange  bes  oterten  Auf3uges  trifft  Abalbert 
bei  ben  ©eää)teten  im  Sdjwar3walbe  ein  unb  bietet  bem  Sohne 
bes  oon  ihm  erfd>lagenen  §er3ogs  feine  nahgelegene  23urg 
3um  £)bba<h  an.  ©leid)  barauf  erfdjeint  ein  neuer  Seifer  in 
ber  $er[on  bes  [chwäbifchen  ©rafen  2Barin,  ber  mit  einer 
Ileinen  Schar  oon  ©rnftens  ©ruber  Sermann  aus  Stalten 
3U  ihm  gefanbt  worben  i[t.  (Entgegen  ber  ©efdjidjte,  wonach 
Sermann  erft  1038  auf  einem  italifdjen  genüge  ftirbt, 
lagt  Uhlanb  ihn  fdjon  1030  an  einer  Seuche  [terben,  bie  bie 


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(Einleitung. 


XIII 


meiftcn  feiner  Scannen  in  3talien  bal)ingerafft  unb  auä)  bie 
jetjt  bei  (Ernft  erfd)einenben  £eute  2Barins  bereits  ergriffen 
fjat.  Die  tfbfidjt,  bie  ber  Dieter  gerbet  oerfolgt,  ift  ntdjt 
etroa  bie,  im  §örer  neue  Hoffnung  auf  einen  für  ben  Selben 
glfidlidjen  Ausgang  bes  Äampfes  3U  erroetfen.  3m  ©egenteil 
foll  in  padenber  SBeife  bie  troftlofe  £age  bes  Unglüdliö>n 
gefdjilbert  ©erben :  2Ber  einem  ©eädjteten  unb  ©ebannten  Ijilft, 
ift  felbft  geartet  tote  SBerner,  Ijat  [ä)toere  Sdjulb  3U  bfifjen 
tote  tttbalbert  ober  trägt  ben  Xobesfeim  fdjon  in  fiä)  rote  bie 
peftfranfe  2Kannfd)aft  SBarins.  (Erfdjütternb  ift  es  baljer,  toenn 
(Ernft  ausruft: 

„O,  Ijerrliä)  tret'  ia)  in  mein  Seqogtum! 
Des  Katers  Sttörber  öffnet  mir  bas  £or, 
Des  93rubers  £eiä)en3ug  ift  mein  (Befolg, 
äomm,  Valbert,  mid)  fdjredet  nidjt  ber  Sflorb ! 
Solg'  mir,  SBarin,  tdj  föeue  niä)t  bie  <ßeft!" 

Unb  fdjon  nafjt  bas  Skrfjängnis :  SDlangolb  f)at  fein  £ager 
n?ä)t  ferne  oon  ber  23urg  galfenftein  aufgefdjlagen  unb  bie 
Slufftänbifdjen  rings  umftellt.  (Ein  SBerfuä)  SBerners,  auf  ©runb 
feiner  SBeru)anbtfä)aft  mit  äRangolb,  bie  00m  Diä)ter  erfunben 
ift,  biefen  e^rgeißigen  gelbfjerrn  Äonrabs,  ber  felber  naä)  bem 
Se^ogtum  Sdjtoaben  trautet,  bem  Äaifer  abfpenftig  ju  madjen 
unb  für  ben  „Dienft  ber  greifet"  3U  gerohtnen,  ift  fruä)tlos 
(lefctes  retarbierenbes  Moment).  (Ernft  unb  bie  Seinen 
befdjliefjen  ben  Äampf  im  offenen  gelbe  unb  rüften  fiä)  3um 
Ausfall. 

Der  fünfte  ^tufjug  Jdjilbert  lebenbig  unb  bramatifä) 
bie  letjte  Äataftroplje.  SBerner  fämpft  roie  ein  SRede  ber 
Sorbett  unb  ftirbt,  aus  un3äl)ligen  SBunben  blutenb.  2tuä) 
(Ernft  rafft  fiä)  3U  öelbengrö&e  auf;  bie  iljm  oon  Sftangolb 
in  $usfid)t  geftellte  $Ber3eil)ung  bes  ftaifers  toeift  er  äurüd; 
er  rää)t  ben  greunb,  inbem  er  SKangolb  erfäjlägt,  unb  fällt 
[elbft.  SBalb  naä)  ifjm  ftirbt  2Barin.  Wur  Wbalbert  überlebt 
bie  tapferen:  ber  Jdjulbbelabene  2llte,  ber  ben  2ob  am 
Ijeifeeften  erfeljnte,  bleibt  aus  bem  Äampfe  übrig,  in  bem  bie 


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XIV  CErnfi,  §er3og  oon  Schaben. 

3uflenb  \f)t  frühes  (Enbe  gefunben  l)at!  Das  fdjliefelidje  (Er- 
fahrnen ftonrabs  auf  bem  Sä)laä)tfelbe  ift  ebenforoenig  ge> 
fd)tä)tlid)  als  bie  rjier  burä)  £ugo  oon  (Egisfjeim  if)m  über- 
brachten SRadjcicfften  oom  Xobc  £>bos  oon  Champagne  unb 
ttubolfs  III.  oon  ©urgunb.  3n  SBirflidjfeit  ftarb  legerer 
oielmeljr  erft  1032  unb  £)bo  1037.  Da  aber  mit  Hubolfs 
$obe  tat[äd)Iia)  SBurgunb  an  Jtonrab  überging  unb  Obos 
(Enbe  ben  #aifer  oon  bem  letjten  SBiberfadjer  befreite,  ber 
feine  2Infprüd)e  auf  biefes  £anb  mit  3är)igfeit  oerfo<f>ten  r)atte, 
fo  bringt  bie  äeitlidje  3u[ammenlegung  biefer  (Ereigniffe  mit 
bem  Untergange  bes  5>er3ogs  (Ernft  für  bas  Drama  erft  ben 
oölligen,  ein^eitlidjen  5lbfcf)Iufe.  ttonrabs  grofjes  SBerf,  bie 
^Bereinigung  SBurgunbs  mit  bem  Deutzen  9teid)e,  ift  oollenbet; 
aber  nur  unter  fdjojeren  Dpfern  ift  es  äuftanbe  gebracht: 
trauernb  fteljen  ftonrab  unb  ©ifela  an  ber  £eidje  bes  Sot)nes. 
Die  Sdjlufeioorte  ©tfelas  finb  aßerbings  für  eine  fd)mer3' 
erfüllte  «Mutter  gu  überlegt  unb  pomphaft  unb  urirfen  bafjer 
erfältenb  auf  bas  <5efüI)I  bes  £örers;  rechtfertigen  Iaffen  fic 
[iä>  nur,  menn  man  fie  im  Sinne  bes  antifen  (Epilogs  auffafet. 
Wlsbanu  enthalten  fie  bie  [ittlidje  (Srunbibee  bes  Dra- 
mas, fie  fprecfjen  oom  unoergängltä)en  SEBert  ber  £reue.  2Ber 
ber  £reue  fein  £eben  roeir)t  tote  9Berner  unb  (Ernft,  !ann 
u>or)l  untergeben  im  ftampfe  mit  anberen  fittlictyen  2Jcää)ten, 
Jjier  ber  burä)  ftonrab  oerförperten  Staatsibee.  Slber  bie 
Xreue  [elbft  bleibt  eroig  befreien,  unb  aucr)  bie  gelben  ber 
2reue  t)aben  fid)  in  Sage  unb  £ieb  ein  unoergänglidjes  gort* 
leben  gefiebert. 


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Of  TH£ 

UNIVERSITY 


£mtt  Herzog  von  Schwaben. 

Sraucrfpiel  in  fünf  Slufatigen 
t>on 

JTudwig  abland« 


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Perfonett. 


Ärntrab  ber  3»eite,  römiföer  ffatfcr. 
®ifr(a,  feine  ©ema$tin. 

fcrinridj,  ffunrab*  unb  «ifela*  atoölfjä$riger  €o£n. 

ffiarmann,  Sifäof  bon  ffonftanj. 

©bö,  ©raf  Don  Kampagne. 

Ouoo  bot!  ©Gtöfjetm,  ©raf  im  <£Ifc&. 

föemer  bon  ITtburg,     1         .  _ 

SWangolb  bott  »erlagen  ,  J  ®rafen  w  e*toaDcn- 

«bolbert  bon  gaUcnftein,  1  rAlMÄHC.  „ 

©eiftlid&e  unb  toettfidfte  9?eic$$fiänbe.    ÄtiegSleute.  8oH. 
$tt  tyrabtang  fällt  in  ba*  3al)r  1030. 


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erster  Huf?u<j. 


(Erfter  Auftritt. 

Saal  int  $alaße  ju  fcadjen, 

«uf  betben  Seiten  (Ehtö&tge,  in  bcr  SRitte  eine  fttflßeltnt. 

Kaifcr  Kunrafc  tritt  Don  ber  Siebten  auf,  feinen  ©oljn  fceinridj  an 
ber  §anb  fitycenb,  beibe  fejHia)  gefleibet. 

Jhmrab*  Die  Sonne,  bie  fi<§  firaljlcnb  bort  erljebt, 
Sie  führet  einen  folgenderen  Sag 
8für  mufj  unb  bid),  geliebter  Sol)n,  herauf, 
©eroeiljet  follft  bu  toerben  unb  gefrönt 
3u  ffadjen  l)ter,  ber  alten  ftrönungsftabt,  5 
ms  beutföer  Äönig ;  (Erbe  f ollft  bu  Reiften 
Des  Grones,  ber  oor  ollen  Ijerrlidj  ftefjt. 
So  ftellt  [i<f>  mir  bie  grofee  Hoffnung  feit, 
Dafe  mein  <5>efd)led)t,  ber  falfdje  grantenftamm, 
SBegrfinbet  fei  als  Deutfdjlanbs  £errf<f)erfjaus.  10 
SRodj  faffeft  bu  bie  oolle  Deutung  nid)t; 
3ebod)  ge3iemt  es  bir,  an  folgern  Qreft 
Didj  roflrbig  ju  benehmen,  adjtfam,  ernft, 
Denn  reid)e  3ufunft  fdjtoebt  ob  beinern  $aupt. 

0eiutid>.  SBoIjl  glaub'  i<$,  beine  SRebe  ju  oerfte^n.  14 
SWein  fieljrer  unb  (Ersie^er,  ©iföof  SBruno, 
§at  mir  gefagt,  bafj  ©ott  uns  auseruoäljlt, 
SReu  auftürmten  ftarls  bes  (Brosen  3ietcf). 
Dod)  fie$!  Die  SRutter  roanbelt  bort  Ijeran; 
2Bie  föön  gef^müdt!  Doä>  traurig  ift  Ujr  (Bang.  » 

jmc  <vcif|CTtit  o>t|Cia  tritt  Don  oct  «inten  auf. 


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4  CErnft,  £erjog  oon  Sdjroaben. 

«ifela.  SKein  $err  unb  mein  <5ema$l,  bu  bift  bereit 

Daljftijugeljn  in  feierlidjem  3UÖ 

3um  I)ol)en  Dome,  ju  ber  Krönung  geft. 

Da  werben,  rote  bu  fcfjrctteft  burdj  bie  Stabt, 
»    Der  Firmen  oiel'  unb  ber  Unglüdflid)en 

$ilfflefjenb  f äffen  beines  SRantels  Saum; 

Denn  ©nabe  blüfjt  an  folgern  greubentag. 

fiafe  mid)  ber  glefjenben  bie  erfte  (ein, 

£afe  mid)  bie  erfte  f äffen  bein  ©eroanb! 
»o     3ft  bod)  mein  £eiben  aud)  bas  legte  nidjt! 
Äunrab.  SRidjt  mein  ©etoanb  ergreife,  nimm  bie  $anb! 

Sag  an,  was  biefe  $anb  ooüfüfjren  foll! 

9Hd)ts  je  gebeten  Ijat  midj  Gnfela, 

Sßas  ju  gewähren  mir  nidjt  rüfjmlid)  roar. 
w    £>,  äögre  nidjt !  2Bo  alles  S5oIf  f  id)  freut, 

Soll  id)  befümmert  fefjn  bie  Königin  ? 
@tfela.  Ob  idj  in  Purpur,  ob  in  fdjtoarser  £radjt 

(Erfdjeinen  folle,  3toeifctte  mein  £er3, 

Darin  bie  greube  ringet  mit  bem  £eib. 
io    3nbes  ber  Sprößling  unfres  Gtyebunbs 

Der  ftönigsfrönung  I)ier  entgegengeht 

Unb  brob  bas  £er3  mir  fdjtoillt  oon  2Jhttterftol3, 

3nbes  üer3el)rt  ein  anbrer,  aud)  mein  ftinb, 

Der  frühem  (Hje  erftgeborner  Soljn, 
46     Der  einft  ber  Sdjtoaben  $er3ogsfa^ne  trug 

5Bom  Sater,  meinem  (Batten,  iljm  oererbt, 

5Bcr3e^rt  im  Kerfer  feiner  Sfaöenb  Kraft. 

Drei  3af)re  fitjt  er  auf  bem  ©ibdjenftein 

Unb  ^or^et  auf  ber  Saale  SBetfenfdjlag, 
so    Die  unter  feinem  (Bitter  raufet  entlang. 
$einrid)*  2tud)  mid)  oerbrofe  es,  roenn  idj's  fagen  barf, 

$fls  jüngft  ein  (Ebclfnabe  $u  mir  fprad): 

Du  ijabeft  barum  (frrnften  eingefperrt 

2>n  einen  tiefen  unb  fetyr  finftern  £urm, 
&»    Damit  idj  befto  reifer  werben  foll. 

Drum  bitt'  i<$,  lieber  5Bater,  lafe  i$n  los! 


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1.  ttufoug,  1.  Auftritt. 


6 


Stttnrat»,  2Barb  Serjog  (Ernft  entfefct  unb  eingefertert, 
SRidjt  unoerfdjulbet  litt  et  foldje  Sdjmad) 
Unb  n\d)t  burdj  meinen,  burd)  bes  SKetdjes  6pru$. 
Sluftfifjrer  mar  er,  feines  ftönigs  fjeinb. 
Segnabigt  nadj  fo  frevelhafter  Xat, 
(Empört'  er  gIei<r)tDor)I  \iä)  sunt  aroeitenmal 
Unb  fe^te  fo  ber  ©nabe  felbft  ein  3*1. 

©ifela.  ftubolf,  ber  Sdjattenfönig  von  Surgunb, 
Sföein  Ofjeim,  beffen  i<$  mid)  nie  gerühmt, 
(Ein  ©reis,  ber  niemals  3fln9^9  roar  no<$  2Rann, 
(Erjittemb  oor  bem  meifterlofen  %xo$ 
Unbänbiger  Söafaüen,  roanbt'  et  fid) 
Sin  feiner  SBlutsoerroanbten  mädjtigften, 
9tn  Äaifer  öeinrtd),  ber  cor  bir  ge^errföt. 
Damit  er  biefen  fid)  ©erpflid)tete, 
(Ernannt'  er  t§n  burd)  bünbigen  ©ertrag 
(Denn  ofjne  Sprößling  toar  ber  büne  Stamm) 
3um  (Erben  bes  burgunbf^en  Königtums. 
Dodj  ©ottes  r)eil'ger  Katfölufe  fügt'  es  fo, 
Dafe  Raifer  £einrtdj  311  ben  Sötern  ging, 
3nbes  ber  ©reis  nodj  auf  bem  £t)rone  fdjtoanft. 
2ßar  $einridj  als  bes  beutfdjen  SRetdjes  £aupt 
33jronerbe  oon  SBurgunb,  fo  trateft  bu, 
Der  neue  Raifer,  in  ben  Slnfprud)  ein; 
Sdjlofe  er  als  ©Iutsoerroanbter  ben  Vertrag, 
So  blühte  jeijt  bes  (Erbes  ?lntDartf(haft 
Dem  Sdjroefterenfel  SRubolfs,  meinem  Soljn. 
Darob  entfpaim  ftd)  $aber  atoifdjen  eudj, 
Unb  als  nun  SRubolf  felbft  *u  feige  roar, 

aussprechen,  roie  er  es  gemeint, 
(Ergriff  mein  Soljn,  in  jugenblidjer  §aft 
Unb  aufgeregt  burd)  fdjlimmer  greunbe  SRat, 
(Ergriff  bie  2Baffen.  Unb  utteile  nun, 
SBenn  bu  es  nodjmats  prfifenb  fiberfdjauft: 
Satt'  et  ni^t  einen  Sdjem  bes  5Red)ts  für  fid), 
Den  Sdjein,  bet  lei#t  ein  junges  $erj  t*tfflr)rt? 

2» 


6  (Ernft,  gerjog  von  Schwaben. 


Jttmrafc*  (Ein  SBonrmrf  liegt  in  beinern  milben  2Bort, 
3^  füfjl'  ifin,  aber  nidjt  oerbien'  id)  il)n. 
9tls  bu  na4  Serjog  (Ernfts  un|el'gem  Xob 
Die  §anb  mir  gabeft  3U  beglüdtem  23unb, 
Da  übernahm  idj  unb  befdjroor  bie  ?flid)t, 
Der  jugebradjten  Söljne  jeberjeit 
3u  pflegen,  roie  ein  redjter  93ater  foIL 
Unb  als  mid)  brauf  ber  gürften  unb  bes  Stolls 
(Einfthnm'ge  2Ba§l  sunt  Äaifert^ron  berief, 
Da  ftedt'  \d)  mir  nadj  tool)lermefonem  SRe^t 
Die  fdjarfen  ©renjen  meines  SBirfens  aus. 
Surgunb  gehört  bem  IKetdje,  Sdjtoaben  bleibt 
Sei  beinern  Stamme;  banadj  Ijanbelt'  ici). 
2Beil  (Ernft  ni^t  laffen  wollte  von  93urgunb, 
9Jhi&t'  id)  iljn  [trafen  als  bes  Heises  Sogt. 
SBeil  Sdjroaben  beinern  §aufe  vUibtn  \oU, 
£ie&  id)  bas  Ser^ogtum  bis  jetjt  erlebtgt. 
Die  3ugehb  Hermanns,  beines  5toeiten  Sofjns, 
©eftattete  mir  nid)t,  i^n  ju  belehnen, 
Damit  nid)t,  gleich  bem  23ruber,  ifjn  bie  SRadjt 
herleitete  ju  übermüt'gem  £un. 
Dem  flugen  93ifd)of  SBarmann  übertrug 
34  unterteilen  bie  Stattl)alterjd)aft. 
Den  Deinen  blieb  bas  Serjogtum  betoaljrt. 

©tfela,  9tid)t  jicmet  mir,  erlaubterer  (5emaI)I, 
Das  Urteil  über  betnen  §err[d)ergang, 
Die  fräftige  SBenoaltung  beines  2lmts. 
Dodj,  toas  id)  fagte,  wirft  bu  gern  oerseifjn; 
Der  ftinber  Qfe^le  p  entf^ulbigen, 
2Bar  bod>  oon  je  ber  armen  SOtütter  SRedjt. 

ftunrab,  SKan  rühmet,  O&ifela,  oon  bir,  bu  [eift 
©leid)  roie  an  SBürben  bie  erljabenfte, 
So  audj  bie  toeifefte  ber  beutjdjen  graun, 
Unb  oft  \$on  toareft  bu  Vermittlerin 
23on  3roMP<*ft#  toeldjer  unoerföljnlidj  fjiefj. 
Wuä)  ätoif^en  mir  unb  beinern  SoJjne,  ber 


1.  Slufoug,  1.  Auftritt. 


2Rit  meinen  fdjlimmften  gctnben  fid)  üerfdjtoor 
Unb  totber  midj  bes  2tufruf)rs  gaf)ne  |cf)ir>ang, 
$aft  bu  93erfö§nung  etnft  herbeigeführt. 
SBeftätiget  in  feinem  Seräogtum, 
9lal)m  iä)  i^n  mit  auf  ben  ital'fdjen  3ug, 
Vertraut'  ifjm  meiner  Sparen  grüf)rung  an. 
©elefmt  mit  Äemptens  [tatilidjer  W>ttx, 
(Entlieg  id)  i$n  unb  Iub  burd)  biefe  ©unft 
2Iuf  mid)  ben  §afe  gefränfter  ©eiftlid)feit. 
Dod)  !aum  r)at  er  bie  ^Ilpen  überfliegen, 
3nbes  hn  femeften  Slpulien  id) 
2flir  bie  Normannen  ne^m'  in  £eljenspflid)t, 
9*uft  er  bie  alemann'fdje  3ugenb  auf, 
93ert)eert  bas  (Elfafj  unb  bebrangt  23urgunb. 
fiat,  wie  bu  fagft,  ber  3u9*nb  Hngebulb, 
§at  böfer  greunbe  SRat  if)n  irrgefüfjrt, 
60  roar  iljm  jefct  im  einfamen  Verliefe 
3u  reiflicher  23efinnung  3eit  gegönnt. 
Unb  roenn  idj  jefco,  beinern  SBunfdj  gemä&, 
SBon  neuem  gürt3li^  ihn  begnabigte 
Unb,  glei^roo^I  ungebeffert,  unbefdjämt, 
(Er  töieber  (id)  auflehnte  gegen  midj: 
Gprid)!  Rönnteft  bu  nad)  beinern  weifen  Sinn 
%ud)  bann  nod)  iljn  redjtfert'gen,  fönnteft  bu 
3um  brittenmal  oerlangen  — 

©ifela-  SBie?  Du  rofflft? 

SOteht  banges  gießen  hat  bein  $erj  gerührt? 
O,  fprid)  es  aus!  ©ib  mir  ©etoifehett! 

Itunrab.  (Eins 
SBernimm  3uoor!  SBenn  jetjt  jum  brittenmal 
Dein  Sohn  mir  trofcig  fi<h  entgegenftemmt, 
ÜBenn  er  ben  nötigen  93ebtngungen, 
Die  if)m  bas  9?ei<h  oorfdjreibt,  fidj  roiberfefct: 
Dann  f)ab'  i<h  meine  5BaterpfIi^t  erfüllt, 
Dann  bin  id)  ber  SBoIIftreder  bes  (Berichts, 
Das  furdjtbar  über  ihn  ergeben  mufc. 


8 


Cmft,  £erjog  oon  Sdjrooben 


Du  aber  leg'  ble  ginget  auf  bie  ©ruft 

Unb  fdjtoöre  mir  bei  einem  teuren  (Eib, 
165    Da&  bu  aisbann  il)m  nidjt  jur  $ilfe  fein, 

Da&  bu  ntdjt  rädjen  wirft,  was  ifjm  gefdjieljt, 

Unb  bafe  bu  felbft  n\ä)t  bitteft  me$r  für  i$n ! 
©tfela.  3^  föroöre  bas  bei  bem  toaf)rl)aft'gen  (Sott! 

(5ib  mir  ben  Sof)n!  3für  iljn  oerbürg'  i<§  mid)! 
woÄlunrab,  3ux>ox$atommtn  ie^em  beiner  SBünfdje, 

2Bar  ftets  mein  Sradjten,  unb  fo  l)ab'  id)  aud), 

93oraI)nenb,  toas  bu  jetjt  oon  mir  begeljrft, 

SRad)  bem  (Befangnen  jeitig  ausgefdjidt. 

Seht  ©ruber  Sermann  Ijat  iljn  abgeholt, 
175    Hnb  angefommen  finb  fie  biefe  9tad)t. 

(Bei),  Seinrid),  fü^re  beine  93rüber  f)er! 

Durd)  blefes  freubenreidje  SBieberfeljn 

5Berfjerrlid)e  fid)  uns  beht  (Ehrentag! 

($etnri(§  burdj  bie  SHitteltftt  ab.) 

©ifcla.  9limm  meinen  Danf,  ben  ^etfoen  Serjensbanl^ 
iso    Den  Danf,  ber  aus  bem  oollen  Sluge  quillt ! 
Die  £räne,  bie  ben  ^urpur  mir  benefct, 
Sie  i[t  ber  reidjfte,  föniglidjfte  Sdjmud, 
3n  bem  idj  fönnt'  an  beiner  Seite  gefjn. 

<£rnft,  Hermann  unb  JQeinti^  treten  anf. 

$e\nxid).  §ier  ift  er. 
Stltft  Meine  2Rutter ! 

Stfela*  O  mein  So^n  r 

185    ©ift  bu's,  mein  (Ernft?  9ßie  l)ager,  o  tote  Meid)! 
$evmann.  Das  Reifen  burd)  bie  SRadjt  f>at  iljn  oerftört. 
©ruft.  2Bol)I  roar  es  eine  lange,  falte  9iad)  t ! 
©ifela.  Die  braunen  Boden  finb  if)m  fya\b  ergraut. 
Gntfh  Das  ift  ber  Weif  oon  jener  falten  9tad)t. 
iso    gier  atm'  id)  Morgen.  Mutterliebe,  bir 
3ft  auf  getauet  bies  erftarrte  öerj! 
«tfeta*   2Bo$itättg  wirft  ber  greift  reine  Jßuft, 
2Tn  innrer  Seilfraft  ift  bie  3"9^nb  retc^; 
9Iud)  bu  wirft  neu  aufleben,  teurer  Sol)nl 


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t.  Huftug,  L  Auftritt.  9 


ftttttrab»  Die  trüben  Silber  ber  Vergangenheit, 
Die  Spuren  trauriger  (Erfahrungen, 
fiafet  fie  oerfdjumnben  unb  oergeffen  fein! 
Der  Aitern  3u^nf*  öffnen  ©ir  ben  93li<f, 
Die  mit  bem  fjwit'gen  iage  fid)  erfdjliejjt! 
Sdjon  rufet  uns  ber  ©loden  geierflang, 
Die  ftrone  hattet  biefes  3ünglinges. 
$erna<h  in  offner  IReidjsoerfammlung  toirb 
SKit  Stäben  neu  belehnet  unfer  (Ernft. 

©ruft.  (Erhabner  ttaifer,  bebte  $ulb  an  mir 
Soll  bir  in  beinern  Sohn  oergolten  fein! 
3h*  <*ber,  wehte  treugeltebten  93rüber, 
3n  frif^er  3ugenbblüte  fteljt  ihr  ba. 
3<h  Itehe  frühgealtert  ätoifdjen  eud>, 
Dem  £aube  gleich,  bas  oom  oergangnen  3a§r 
Wm  frifchbegrünten  3®eige  T)än$tn  blieb. 
5D,  nehmt  an  mir  ein  23eifpiel,  Säuglinge, 
Dafo  eure  3"9en^>  *ud)  beglüdter  fei! 
Du  toirft,  mein  §ermann,  3U  bem  erften  Äampf 
£inab3iehn  in  3taliens  SBaffenfelb: 
O,  mögen  [djönre  Äränje  bir  erblühn, 
9lls  metner  3ugenb  kämpfe  mir  gebraut! 
Unb  bu,  mein  Seinridj,  ber  bu  heute  coirft 
3um  (Erben  eines  f)of)tn  X^xons  geweift : 
£>,  ftreu'  in  behtem  SJolfe  foldje  Saat, 
Dafj  beff're  grüßte  bir  gebeihn,  als  mir ! 

$ein?id)*  Dan!  behtem  2Bunf<he ! 

Iktmamt*  Danf  unb  SBruberfufe! 

©tfela,  3§r  teuren  Söhne!  Segen  über  eudj! 
3h*  wehte  Hoffnung,  meine  £uft,  mein  Stolj! 

jtuntab*  £a&t  uns  oereint  jum  ifrönungsfefte  gehn, 
Unb  alles  5Bolf  erfreue  fid),  toenn  es 
So  fdjön  oerbunben  fielet  fein  Königshaus ! 

(Sie  gc$en  but$  bic  SKitteltflr  ab,  ber  ffaifer  mit  fceinrid),  Gfifeta  mit 

Cm(l  uiib  ^ermann.) 


10  (Ernft,  gersog  oon  Sdjroaben. 


3u>eiter  Auftritt 

Saal  ber  8teidj8öer[ammlung. 

Siföof  tPamtamt  unb  <Sraf  tXlangolb  von  Vtxingcn  treten  von 

mfcf}iebenen  ©eiteit  auf. 

anan^otb.  Dur)  \ud)t'  ict),  Df)eim! 

*$artttanit.  So  erregt,  [0  r)ei&! 

9Bos  ift  gefd)er;n? 

9Ran00tt>*  Du  roeifet  es  nidjt? 

Tormann.  2Bas  benn? 

aWangolb.  Du  f)aft  nid)t  bas  ©efpenft  gefehlt,  bas 
91m  gellen  2ag,  im  Döllen  ttrönungsjug 
6     ©etoanbelt  burd)  bie  Strafeen  biefer  6tabt? 

SSattttanm  SRidjt  rjatt'  xä)  Sftufee  jur  ©efpenfterfdjau, 
23efcf)äfttgt  roar  i<f)  auf  befonberen 
Sefefjl,  an  bes  erfranften  RaniUxs  (Statt 
3u  fertigen  ben  neuen  Jßerjensbrief 
w    Sfür  Seqog  Grnft  pon  Sdjroaben. 

^angolb*  §at  bir  nidjt 

Die  §anb  gejittert? 

Stottttatttt»  Sprid)  mit  beutlidjer! 

SWangolb.  Dort  bei  ben  SJtormorfäuIen  bes  $alafts 
Stanb  id)  mit  ber  gefamten  Stttterfdjaft, 
3um  Ärönungsjuge  feftlidj  aufgefömüdt. 
*    Da  ftiegen  fie  bie  r)or)en  Stufen  nieber, 
Der  Raifer,  an  ber  £anb  ben  jungen  Sor)n, 
§ernad)  bie  ftatferin,  jur  <Re<r)ten  ifjr, 
3m  gfirftenmantel,  aber  bla&  unb  rjager, 
SBie  aus  bem  ©rab  erftanben,  §er3og  (Emft. 
*>    (Er  ©anft'  an  mir  ooruber,  unb  ein  Süd 
flfos  feinem  f)or)Ien  9tuge  fiel  auf  mid), 
(Em  93lid,  nidjt  ftrafenb,  bodj  von  foldjer  äRadjt, 
Dafe  er  mid)  ausfölofe  oon  ber  8feftlid)feit, 
Daß  id)  gcrjeftet  an  ber  Säule  ftanb, 
äs         [d)on  ber  lange  3ug  rjtnabgetoallt 
Hnb  bas  ©eläute  längft  t>err)allet  ©at. 


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1.  Hufoug,  2.  auftritt 


tili 


11 


SBie  felig  lönnte  biefer  Sag  mir  fem, 
Der  föönjte  meines  flebens,  wenn  ia)  treu 
©eblieben  wäre!  SBieoiel  anbers  nun! 
Did)  mujj  id)  brum  oerflagen.  Deinem  SRat  *> 
Sab'  id)  gefolgt,  als  auf  bem  Sag  Ulm 
34  mit  ben  anbern  oon  bem  Serjog  rotd). 
23on  bir  nun  forbr*  iä),  rid;tc  bu  mid)  auf 
9lus  ber  2Sernid)tung ;  benn  fie  ift  bein  SBetf. 
SSÖatmann. 

SBenoö^nter  6or)n  bes  ©Iüdes,  fprad)[t  bu  [o,  ** 

Site  jüng[t  in  Kärnten  auf  bem  Siegesfelb 

Der  ftaifer  bantenb  bir  bie  SRedjte  bot, 

Dir  jelbft  umgürtete  bas  (St)renfd)roert 

Hnb  bid)  mit  £et)en  reid)  begnabigte? 

Damals  erfannteft  bu,  bafj  meine  §anb  40 

5(us  bes  (Empörers  unfruchtbarem  Dien[t 

3u  lor)nesreid)em  bid)  emporgefüfjrt 

Du  mat)nft  mid)  glüdtid)  an  bas  gelb  ber  Sd)lad)t 
3d)  fefje  Rettung,  nad)  Italien  ruft 
Die  §eerfar)rt,  neuer  fiorbeer  grünet  bort  *s 
gür  bie  entehrte  Stirne. 
flßarmanm  2örid)t  $ers, 

Das  Sieg  unb  (£t)re  mifct  nad)  bem  (Erfolg 
Des  Slugenblids,  bes  ewig  tocdjfelnben ! 
9lls  öerjog  (Ernft  im  Jterfer  fd)mad)tete, 
Da  warft  bu  freubig  in  bes  äaifers  Dienft  60 
9hm  Serjog  (Ernft  ju  (Bnaben  roieber  tarn, 
©leid)  roär)n[t  bu  bid)  oerftofjen  unb  entehrt 
Du  roeifet,  tote  eine  SReiterfdjar  fid)  fd)roenft, 
9lodj  aber  feimft  bu  ntä)t  ben  fiauf  ber  SBelt. 
2Bot)l  toarjr,  es  fommen  Slugcnblide,  too  66 
Die  fampfbetoegte  SBelt  mit  einem  Gd)Iag 
3um  fel'gen  ^arabies  oerroanbelt  fd)eint. 
Der  SBolf  t)at  fid)  jum  ßamme  t)inge[tredt, 
Der  C&eier  ni[tet  mit  ber  frommen  £aube, 


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12  Cfrnft,  gerjog  von  Sdjrooben. 

«o     Die  Gelange,  bie  oom  Apfelbaume  laufet, 
Sie  fölupft  in  bas  ©ejtoeige  fdjeu  jurüd!, 
Unb  in  ber  alten  Unfdjulb  tritt  ber  SRenfdj 
5lus  bem  ©ebüfd),  toortn  et  [tdj  oerftedt. 
60  maltet  fjeut  im  faiferlidjen  5>aus 

65     Vertrauen,  Siebe,  Segnung.  Xinb  gercifc, 
SBenn  toir  feinbfergen  Sinns  oerbäd)tig  finb, 
(Stiemt  es,  fdjroeigenb  uns  jurfidjufteljn. 
Dod)  oft  am  SIbenb  nod)  bes  Haren  £ags, 
Des  toolfenlofen,  fteigt  ©etottter  auf 

70    2Rü  aller  demente  coilbem  ftampf. 

Siel),  3ünÖ^n9#       oon  9*ftern  ift  ber  ©roll, 
Hnb  wenig  trau'  id)  ber  23e[tf)tmd)t igung ! 
Dem  §er3og  tourmt  es  etoig  um  SBurgunb, 
Sertrauen  fog  er  nidjt  im  fterfer  ein. 

76    Des  ftaifers  £errfd)fud)t  unb  ber  Stäube  Xroö 
Sinb  ein  uralter,  nie  oerfö^nter  3b#- 
9Md)t  braudjft  bu  if)n  3U  fdjüren,  aber  feft 
SRufet  bu  bid)  (teilen,  mu&t  auf  bas  nur  baun, 
2Bas  in  ber  menfd)lid)en  SRatur  beruht, 

so    3n  ber  ©etoalten  eto'gem  ©egenfaj, 
Der  unter  allen  gormen  toieberfefjrt. 
Selbft  wenn  bu  augenblidlid)  tiefer  fteTjft, 
2Benn  frembe  Regung  ben  CBebieter  fafjt, 
SBenn  neue  Neigung  einmal  bid)  oerbrängt, 

85    SBIeib  unermflblid)  nur  in  beinern  Dienft! 
Die  Serjensregung,  bie  SBegeiftrung  roeidjt, 
Das  erotge  SBebürfnts  feljrt  3urfld! 
Du  wirft  hervorgerufen,  unb  bewahrt 
©ift  bu  in  beiner  Hnentbel)rlid)feit. 

»o    Drum  ift  audj  Ijeut  nidjt  unfer  (Ehrentag, 
9loä)  fommen  2age,  too  man  nadj  uns  fragt, 
SBo  man  begehret  beines  tapfern  Wrms. 
SWangolb.  2Bas  l)ör'  id)?  Sieker  roä^et  fid^  ber  3«9- 
fBavutamu  Der  §er3og  wirb  belehnt  in  biefem  Saal. 

»aRangoft»  Son  id)  entfliegen?  Son  id)  bleiben? 


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t  flufaug,  2.  Auftritt. 


13 


ßSarmamu  «leib ! 

Siel) !  Diefe  SRolIe,  biefes  ^ergamen, 
(Es  ift  ber  ©nabenbrief  für  Serjog  (Ernft, 
SBon  mir  oerfafct,  befiegelt,  eben  jetjt; 
Unb  bennod)  tamt  aus  biefer  ^Rotle  nod) 
So  mandjes  Jid)  entfalten,  toas  bu  nid)t  100 
(Entartet  unb  id)  felber  !aum  geahnt. 

$er  Katfer,  (Etfela,  ^einric^,  <£rnft,  ^ermann,  geifilidje  uttb 
tceültcfje  Hcid?sftän$e  jie^m  auf.  Äunrab  täftt  [irf]  auf  bem  Iljrone 
nieber,  ÖJijela  feinet  Siebten,  §einridj  jux  Öinfen,  neben  ©ifela  bie 
gei(Uid)en,  neben  $etnridj  bie  roeftlüfyn  ©tänbe.   Gintec  ben  ©djtanfeu 

Sunrab,  (Erlaubte  5üt(ten,  eurer  Gegenwart 
©ei  unfrem  Ijeut'gen  gefte  feib  bebanft! 
Die  Ärönung  warb  oollbradjt  nad)  eurer  2Baf)I, 
Hnb  fo  ©erhoffen  SBir,  ifjr  ©erbet  jetjt  105 
Die  £reue,  bie  i^r  rul)mlid)  Uns  betoäfjrt, 
Wud)  Unfrem  otelgeliebten  Sof)ne  toeifjn. 
(Ein  anberes  ©efdjäf  t  oan  2Bid)ttgfeit 
SBerfammelt  fjier  uns  in  bem  Saal  bes  SReidjs. 
2luf  öfteres  (Erfudjen  Unfrer  grau,  110 
Der  Äaifrtn  ©ifela,  unb  Unfres  Sofjns, 
Des  jefct  gefrönten  Königes,  fotote 
9tod)  bem  suoor  mit  eud)  gepflognen  <Rat, 
Wm  meiften  bodj  nad)  Unfres  Seyens  Drang, 
©efdjloffen  2Btr,  mit  Unfrem  Stieffofjn  (Ernft,  ui 
Der  nadj  bes  9teid)es  Sprud)  gefangen  lag, 
Uns  roieber  $u  befrteben,  if)n  burdjaus 
3n  SBürben  unb  in  (Efjren  ^erjuftetlen. 
Unb  barum  §aben  3Bir  ben  Ijeut'gen  lag, 
911s  einen  freubenreidjen,  auserfteft,  12c 
Dem  gürften  bas  oenoirfte  gafjnenlefjn 
Des  gerjogtums  oon  Sdjroaben  neuerbings 
33or  offner  SReidjsüerfammlung  5U  Berieten. 
Der  Wnlafc  früherer  aRifftelltgfeit, 
Der  3weifel  wegen  bes  burgunb'fdjen  (Erbes,  m 
giel  toeg,  nadjbem  ber  Röntg  SRubolf  fidj 


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14  (Ernft,  fierjog  oon  Schwaben. 

(Entfchieben  unb  ben  alten  (Erboertrag, 

Den  er  mit  Äaifer  Heinrich  abgesoffen, 

9luf  Hnfere  ^erfon  beftätigt  hat. 
im    Da  3fo  mein  Sohn,  bei  biefer  9lbfommnis 

(Eud)  JU  beruhigen  Uns  angelobt 

Durch  förmlichen,  befiegelten  93erjicht, 

So  ^aben  2Bir  roiUfäfjrig  Unfrerfeits 

Den  Lehensbrief  auf  Schwaben  ausgefteüt 
135    Hnb  nehmen  jetjo,  toenn  es  (Sud)  geliebt, 

Gogletd)  bie  feierliche  ganblung  oor. 
Grnft  3^  trete  oor  ben  faiferlichen  Syrern 

Unb  bitte  nach  ©ebühr,  bafe  (Eure  $ulb 

5öon  neuem  mit  bes  Meiches  gahnenlehn, 
im    Dem  £eraogtum  oon  Sdjroaben,  mi(h  belehne. 
Äunrab.  %ns  faiferlicher  Sfta^tüoIIfommenijeit 

(Ergreif1  ich  Schwabens  $er$ogsfahne,  bie 

SRad)  altem  SRed^t  unb  Äriegsbraud)  in  ben  Schlachten 

Des  beutfdjen  SHeic^s  bas  SDorbertreffen  führt, 
li5    Damit  bu,  (Ernft,  ber  stoeite  biefes  Samens, 

©dehnet  roerbeft  mit  bem  Se^ogtum 

Samt  3u9*hörben  unb  ©erechtfamen. 

9cad)  Hnfrem  unb  gefamter  gürften  Schlufj 

§aft  bu  auf  biefes  h^ogli^e  ©anner 
lw    3u  btm  getoohnten  (Eib  ber  Jßchenstreu' 

Uns  5U  befdjtoören  ein  ©eboppeltes. 
(Srttft.  fiafet  mich  oemehmen,  toas  ich  f^roören  foll! 
Äunrab.  gürs  erfte  follft  bu  fchroören,  bajj  bu  nicht 

2ln  irgenb  einem,  greien  ober  ftnecht, 
16Ä    Dich  rädjeft,  ber  3U  beinen  ©egnern  ^iclt# 

3umal  an  feinem  beiner  äRannen,  bie 

23on  bir  getreten  auf  bem  Xag  $u  Ulm. 
©rnft*  Wicht  ttache  bürftenb  feljr'  ich  in  bie  2Belt, 

SBerföhnung,  SRuhe  nur  ift  mein  93egehr; 
ieo     Drum  bin  id)  biefen  Schumr  &u  tun  bereit, 
ßuttvab.  gürs  atoeite  follft  bu  feierlich  befchroören, 

Dafe  bu  ben  Ianbesflücht'gen  ©rafen  SBemer 


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1.  Hufoug,  2.  Auftritt 


23on  Äiburg,  bcr  jum  9luf[tanb  bid)  geregt, 
Der  nod)  jut  Stunbe  nid)t  fidj  unterwarf 
Hnb  als  bes  Sleidjes  geinb  geästet  ift, 
Dafe  bu  nid)t  biefen,  nod)  bie  mit  Ujm  finb, 
3n  beines  öerjogtumes  ©rense  bulben, 
23tclmef)r,  wenn  er  fid)  brin  betreten  lagt, 
3f)n  greifen  rooüeft     bes  Keines  $aft. 

©ruft  Das  (oll  iä)  fd)roören  ?  Sieht,  erlafet  mir  bas ! 

Äunrab.  Du  sögerft? 

©ifcla.  ©ott !  (Es  gef)t  mir  furdjtbar  auf ! 

(&vn%  3$  «>ar  nad)  Hirn  gefommen  auf  ben  Sag, 
SJlit  (Eud)  su  unterfjanbeln  um  SBurgunb. 
Slid)t  als  ein  gle^enber  erjdjien  td)  bort, 
Siein,  an  ber  Spiije  meiner  £el)nsmannfdjaft, 
2Iuf  beren  Xreu'  unb  ftraft  id)  fid)er  ging. 
Da  traten  Sinsheim  oor  unb  grieberid), 
Die  beiben  ©rafen,  unb  erflärten  laut: 
Sie  feien  mir  su  Dicnfte  nidjt  oerpflid)tet 
(Entgegen  ifjrem  §erm  unb  Äöntge, 
Der  tyrer  greifet  l>öd)[ter  Sdjirmoogt  [ei. 
SJlit  biefen  fttmmte  bie  gefamte  Sd)ar. 
SSerlaffen  ftanb  td)  plötjltd)  ba;  mein  Sdjroert 
SBarf  idj  jur  (Erbe,  fdjmäf)lidj,  unbebingt, 
Sftufjt'  id)  mid)  übergeben,  unb  Ijhuoeg 
SBarb  idj  geführt  äum  gelfen  ©ibdjenftein. 
3n  jener  Slot,  in  jener  tiefen  Sdjmad) 
23lieb  einjig  nur  ©raf  SBemer  mir  getreu, 
Der  meiner  3ugenb  greunb  unb  gütyrer  roar. 
9luf  Biburg  toarf  er  fid),  fein  feftes  Sdjlofe, 
Hnb  tourbe  bort  oon  (Eud)»  erhabner  $err, 
Drei  SRonben  lang  belagert  unb  bebrängt. 
211s  man  auletjt  bie  gute  gefte  brad>, 
(Entfam  er  felber  mit  genauer  Slot 
Unb  irrt  feitbem  geästet  burdj  bie  fianbe. 
Sollt'  idj  nun  ben  oerleugnen,  ber  fo  feft 
tttn  mir  gehalten?  Sieht,  oerlangt  es  niä)tl 


16  Ofrnft,  gerjog  oon  Sdjwaben. 

ftunrab.  Du  bift  in  grofeer  Xäuföung,  wenn  bu  meinft, 
Da|3  SBerner  bas  um  beinettotllen  tat. 
aoo    Du  warft  nur  ftets  bas  2Berfjeug  feinet  ftolaen, 
<5efäf>rlidjen  (Entwürfe. 

Gruft*  3a,  id)  tocife, 

SWit  grofjen  Dingen  trägt  fid)  biefer  2ftann, 
T)od)  ntd)t  mit  ftrafbarn,  nod)  gefährlichen. 
2Bas  er  für  mich,  was  ich  für  ihn  getan, 
so»     (Es  war  ein  SBunb  ber  SReblidjfeit  unb  Xreu'. 

Itunrab.  3e  eifriger  bu  fpridjft,  je  flarer  roirb's, 
2Bie  eng  ber  SWeutrer  bidj  umgarnet  fjat, 
Hnb  um  fo  weniger  barf  bir  ber  Sd)wur, 
Den  3Bir  oon  bir  begehrt,  erlaffen  fein. 

«io  Gruft.  Die  £reue  fei  bes  beutfdjen  Söolfes  <Ruf>m, 
So  Ijört'  id)  fagen,  unb  id)  glaub'  es  fe[t 
£roö  allem,  was  id)  bitteres  erfuhr! 
3tjr  felbft,  o  äatfer,  I>öd)ftes  §aupt  bes  Eolfs, 
Das  man  um  $reue  rühmet,  fjabt  nod)  jüngft, 

215     2Bas  oon  SBerrat  3fc  teuft,  fo  fd)ön  bewährt. 
9lls  Sflttfifo,  ber  junge  ^olcnfürft, 
©ebrängt  oon  (Eurer  2ßaffen  Hngeftüm, 
3u  Cbelridj,  bem  23öf)menf)er3og,  flol) 
Hnb  biefer,  um  ben  3orn,  ben  3fa  i^m  tragt, 

wo    3U  fü^nen,  (Eud)  ben  glüdjtling  anerbot, 
Da  wanbtet  3§*  ®U(§  m**  SBeradjtung  ab. 
2Bas  3$*  oom  S*mb,  oom  gremblmge  oerfd)mäl)t, 
Äönnt  3§r's  oerlangen  oon  bem  eignen  Sof;n, 
93om  beutfAen  gürften?  Wein,  3$r  fönnt  es  nidjt. 

S25  Äunrab.  23om  Soljne         ich,  ba&  er  nicht  bem  getnb, 
Dem  bitterften,  bes  SBaters  fid)  gefelle; 
Söom  beutfdjen  gürften,  bafj  er  nimmermehr 
Die  griebensftörer  §eg'  in  feinem  £anb. 
2Bas  id)  oerlang',  ift  bir  jwiefadje  ^Pfltd)t, 

aso    Hnb  Jef)r  mit  Hnred)t  nennft  bu  es  Senat. 

Gruft.  Stennt's  wie  !$f)x  wollt,  bodj  ift  es  Xreue  ni^t, 


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1.  9luf3ug,  2.  Auftritt. 


17 


(Es  ift  nidjt  greunbföaft*  ift  md)t  Danfbarleit, 
9Wd)ts,  toas  begeifern  fönnt'  ein  ebles  £>er&. 

ßuurat>.  9lod)  einmal  frag'  idj:  Sdjtoöreft  bu  ben  (Eib, 
Den  2Bir  bebungen,  ober  fdjroörft  bu  nicfjt? 
flfattDorte  nidjt  ju  cafd),  enoäg  es  reiflid) ! 
(Es  Ijanbelt  [idj  nic^t  blofc  ums  ^erjogtum, 
9lid)t  blofc  um  fernere  ©efangenfdjaft; 
Des  Äerfers  bt(t  bu  lebig,  aber  was 
3d)  mü$[am  abgelenft  oon  beinern  Saupt 
Damals,  ba  man  5U  Ulm  btd)  richtete, 
3efct  fjängt  es  unabtoenbbar  über  bir: 
Die  8$t  bes  SReidjes  unb  ber  #ird)e  SBann. 

©ifcta.  (Erbarmen  meinem  Sof)ne! 

jtunrab.  9Kufe  idj  bidj 

Des  Sdjumrs  erinnern,  ©ifela? 
Söarmatttt.  SWetn  gurft, 

©ernenntet,  toas  bie  Äirdje  3U  (Eud)  [prtdjt! 

9lls  3^  ^U(*j  ungeljorfam,  unbanfbar, 

(Erhöbet  gegen  (Euren  £>errn  unb  Söater, 

Damals  fjabt  !$f)Tf  com  böfen  ©eift  gefpornt, 

Selb[t  n\d)t  getoeif)tes  (Eigentum  t>er[d)ont. 

Der  fjeil'ge  ©atlus  unb  bas  fromme  Stift 

SBon  SReid)enau  erfeuf3ten  (Eurem  Drang. 

Sdjon  toar  ber  SBannftraf)!  über  (Sud)  gejüdt, 

Unb  nur  bie  faiferlidje  gürfpracf)'  §ielt 

Den  2lrm  surüd,  ber  nod)  gehoben  ift. 

Des  warnet  (Sud)  bie  ilirdje  mütterltd). 

©ifcla.  2Barnt  eine  SRutter  fo? 

«uitraD.  Unb  |e%t  bift  bu 

(Bemannet,  jetjt  antworte  mit  £3eba$t: 
23efd)U)ör[t  bu  bie  23ebingung  ober  ntdjt? 

Gruft  Die  £uft  bes  Äerfers,  bie  idj  lang  ge$aud)t, 
£at  abgefpannt  bie  Seinen  meiner  äraft. 
Sßo^I  bin  \d)  mürbe  toorben,  bodj  nid)t  [o 
S3in  id)  Ijerabgefommen,  nirf)t  fo  ganj 


18  (Ernft,  fierjog  oon  Sdju>aben. 

3erf>ro$en  unb  $erntd)tet,  bafc  ttf)  ben 

865     Verriete,  ber  mir  emsig  Zxtut  fjtelt. 

jtttnra*,  ©enug!  Die  $flid)t  bes  SBaters  ift  erfüllt, 
s2lud)  foll  ber  jüngrc  SBruber  femestoegs 
(Entgelten,  roas  ber  ältere  Derbrad). 
Dem  Sermann  fällt  bas  Serjogtum  anleint, 

«To    (Er  füljre  nad)  3^1ien  mir  bas  £eer ! 

Mit  reiner  §anb  er^eb'  id)  biefes  Sdjroert 
Hnb  fpredje  fo  ben  Spind)  ber  ÜReidjesadjt: 
$lus  faiferlidjer  9Kad)t  unb  nad)  bem  Sd)Iuj3 
Der  gürften  fte§'  idj  unb  ertläre  bid), 

875     SBormals  ber  Sdjtoaben  Serjog,  (Ernft  ben  3roeiten, 
2lls  geinb  bes  SReidjs,  als  offenbaren  #d)tcr. 
SBom  grieben  fefc'  id)  bid)  in  ben  Unfrieben, 
Dem  £efjen  teil'  id>  §in,  roofjer  es  rütyrt, 
Dein  eigen  (5ut  geftatt'  id)  beinen  (Erben, 

880    (Erlaube  männiglid)  bein  £eib  unb  Jßeben, 

Dein  gleifdj  geb'  id)  bem  2ier  im  SBalbe  preis, 
Dem  SBogel  in  ber  £uft,  bem  gifd)  im  SBaffer. 
3d)  roeife  bidj  hinaus  in  bie  oier  Straften 
Der  SBelt,  unb  roo  ber  greie  toie  ber  ftnedjt 

m     gritb1  unb  ©eleit  l)at,  Jollft  bu  feines  Ijaben. 
Hnb  roie  id)  biefen  $anbfd)ul)  von  mir  werfe, 
2Bie  biefer  £>anbfdjul)  wirb  vertreten  roerben, 
Sollft  bu  oenoorfen  unb  vertreten  fein! 
Sie  dürften.  Sollft  bu  oertoorfen  unb  5ertreten  fein! 

890  föarmann.  3m  Warnen  fämtlidjer  bes  Weichs  93ifd>öfe 
SBerbann'  id)  bid),  oormal'gen  Serjog  (Ernft, 
(Samt  allen,  bie  bir  Reifen  unb  bid)  tyegen, 
tttus  unfrer  ^eil'gen  ftirdje  S0ftitterfd)ofj 
Hnb  übergebe  bid)  bem  ero'gen  glud). 

293     93erflud)t  feift  bu  ju  £>aus  unb  auf  bem  gelb, 
9luf  offnem  §eenoeg,  auf  geheimem  ^Pfab, 
3m  SBalb,  auf  bem  ©ebirg  unb  auf  ber  See, 
3m  Sempel  felbft  unb  cor  bem  Sodjaltar! 
Hnfelig  fei  bein  £af[en  unb  bein  2un, 


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L  Euftug,  2.  Auftritt.  19 


Unfeltg,  roas  bu  iffeft,  was  bu  trinfft 
Hub  roas  bu  toadjeft,  fdjlummerft  ober  Jdjläfft! 
Unfeltg  fei  bein  £eben,  fei  bem  £ob ! 
SBerfludtf  feift  bu  vom  SBirbel  bis  %ux  3ef)', 
93erflud)t  fei  ber  ©ebanfe  beines  $ims, 
Die  SRebe  beines  Sftunbs,  bes  kluges  f&lxd, 
Der  £ungen  Obern  unb  bes  Seyens  Sdjlag, 
Die  ftraft  bes  Wirmes  unb  ber  £>änbe  2Berf, 
Der  £enben  SKarf,  ber  pfce  Stritt  unb  Sritt 
Hnb  felbft  ber  Äniee  ©eugung  3um  ©ebet ! 
Unb  mie  id)  biefer  &er3en  brennenb  £td)t 
Sluslöfd)'  unb  tilge  mit  bes  SWunbes  §audj, 
So  aus  bem  23ud)  bes  £ebens  unb  ber  ©nabe 
GoIIJt  bu  vertilget  fein  unb  ausgelöst! 

Sie  »tfepfe,  GoIIft  bu  oertilget  fein  unb  ausgelöst! 

Gruft,  §in  fafjr'  idj,  ein  äioiefad)  (Beamteter, 
9ln  meine  gerfen  heftet  fid)  ber  2ob, 
Hnb  unter  glüdjen  fraget  mein  ©enid, 
3Som  SBerner  laff  id>  nid)t !  («6.) 


Zweiter  Huf^ug* 

ttti  ber  fceerfita&c 
<Etuft,  tu  geringer  Jracrjt. 

Grnft.  Dort  f>ebt  ber  Dom  oon  SBafel  fid)  empor. 
SRidjt  barf  id)'s  roagen,  ber  fianbflfidjtige, 
3ns  Zox  ber  Gtabt,  bas  gaftlidj  offen  fteljt, 
jr>ineinäuf(f)reüen  toie  ein  anbrer  SWann. 
Der  breite  §eertoeg  äiefjet  Ji<§  hinauf,  6 
3d)  aber  barf  gebahnte  Strafjen  nur 
Durd)freujen  tote  ein  aufgewendetes  2Bilb, 
Das  quer  hinüber  nadj  bem  SBalbe  fliegt. 
3©een  £erren  reiten  mit  ©efolg  $eran, 

CSrnft,  $erjog  öon  ©d&toa&en.  3 

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20  CErnft,  gerjog  oon  Gewoben. 

9Tm  Ärcu^töcg  falten  fie,  fie  fteigen  ab, 
Sie  roanbeln  IjicFjer  nadj  bem  Sdjattenfttj. 
(Et  ift's,  er  ift's,  Graf  £)bo,  ja  er  ift's ! 
Unb  aud)  ben  anbem  foIIt'  id)  fennen,  ja! 
SBie  fdjlägt  mein  $ers!  Der  Stoler  (Ebelgarbs! 

<*rnf*  tritt  in  ba3  (Bebflfd)  surücf,  njäfcenb  bie  Grafen  t)uao  »on 
£atel?cim  unb  (Dbo  von  Champagne  auftreten. 

#«80*  3<$  böt  (Eudj  ab$uftetgeti,  werter  G5raf! 

2Bir  trennen  uns  an  biefem  Sdjeibetoeg, 

(Eud)  füljrt  bie  Stra&e  linfs  nadj  ber  Champagne, 

Wä)  jene  redjts  sunt  faiferlidjen  $of. 

Damit  nun  biefe  Sdjetbung  unfrer  23al)n 

9Hd)t  eine  Trennung  fei  für  tmmerbar, 

Vergönnt  ein  wohlgemeintes  9Tbfd)tebswort ! 

(Es  ift  in  oor'gen  3e^en  roof)I  gefcfjefjn, 

Dafj  3^r  ben  öltem  greunb  um  9tot  befragt. 

Vergebt  if)m,  wenn  er  ungebeten  jetjt 

SWit  feinem  <Rat  erfdjeinet ! 
Bbo*  Spreäjt,  $err  töraf! 

3fc  fabt  ™  ®öfel  felbft  (Eudj  über3eugt 

5öon  ber  Surgunb'föen  ©rofeen  SBanfelmut. 

3^r  ]af)t  bie  ftflrmifdjen  5öerfammlungen 

$crüber  unb  hinüber  wogen. 
Cbo.  Wun ! 

#ugo.  SIls  erft  gemurmelt  warb,  bafj  Sersog  (Ernft 

(Entlaffen  fei  aus  feiner  Rerferfjaft 

Unb  ^ergeftellt  in  I)eraogIid)e  Sftadjt, 

Da  war  es  all  oergeffen,  bafe  man  jüngft 

Dem  (Ehrboertrag  einhellig  beigeftimmt, 

Den  SRubolf  mit  bem  Salier  neu  befdjwor. 

Hm  (Sud),  ben  931utst>erwanbten  (Ernfts,  ben  gleid) 

^Beteiligten,  er$ob  fid)  bas  ©ebräng', 

Die  ßofung:  (Ernft  unb  Dbo! 
€>bo*  Unb  woju 

SRir  biefes  je|tf 
^ugo.  9lls  aber  balb  barauf 


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2.  Shifoug.  21 

Der  Storni,  bie  Sdjtung  (Ernfts  oerlautet  roar,  *o 

3)o  roedjfelte  bcr  SBinb. 
Cfco*  (ßrlafet  mir  bas! 

J&ugo,  Die  flofung :  ftunrab ! 

Cbo.  <5raf,  gehabt  (Eud)  roofjl! 

SRod)  nid)t,  mein  gfteunb !  Das  eben  madjt  mir  Sorge, 
Stofe  3*>*  fo  fernblieb,  mit  oerbifcnem  ©roll 
9ladj  Saufe  lehret.  *5 
E*o*  SBi&t  2®r  bas  geroife? 

Wod)  ift  mein  STuge  nid)t  fo  alterfd)toa<f>, 
Dafe  ifjm  ber  Slide  3orn,  ber  flippen  £rofc 
Hnb  jeglidjer  ^Bewegung  §aftigfctt 
2tn  (Eud)  oerborgen  bliebe,  ieurer  greunb, 
9l\ä)t  in  oereinter  ftraft  mit  öerjog  (£rn[t  w 
SBär's  (Eud)  gelungen,  nod)  oiel  weniger 
Äönnt  Sftt's  allein  e^mingen.  Sofft  es  nu§t! 
Hnbeugfam  ftel)t  bes  ftaifers  2BiHe,  grofe 
3ft  feine  Sfladjt.  SBermcibet  feinen  törimm! 
SBerjefjren  tofirb'  er  (End).  D  fdjleubert  nid)t  » 
Die  ftacfef  in  bas  unglüdfel'ge  flanb, 
Das  nodj  oom  alten  Rriegesbranbe  raud)t! 
3*jr  toerbet  nidjt,  gebt  mir  barauf  bie  £anb ! 

€tnfl  tritt  faftor  unb  fafet  ben  äRantet  be8  ©rafen  Obo. 

Cbd*  (Ein  SBettler  äerrt  midj  l)ter  unb  einer  bort 

2Bas  bettclft  bu?  » 
ßvttft.  Das  (Erbe  oon  SBurgunb. 

Cbo.  (Ernft ! 

$itgo*  Serjog  (Ernft! 

©rnft.  STltcfjt  er,  fein  Statten  nur, 

Sein  irrer  <5eift,  ber  auf  bem  $Ueu3u>eg  fpuft. 
£>t>0*  2Baf)nroi#ger ! 

Grnft.  SBär'  idj  roafjnfmnig  toorben, 

SBen  bürft'  es  tounbem?  Dodj  tdj  bin  es  nidjt. 
9lod)  toeife  idj  gut,  bafe  bu  ©raf  Dbo  bift,  es 
Sötern  SBetter  unb  SRtterbe  oon  SBurgunb. 

3* 


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22  OErnft,  $erjog  von  Sdjrooben. 

Dir  laur'  td)  an  ben  Straften  auf,  tum  bir 
23egel)r'  id)  $flf  in  meiner  tiefen  9tot. 
Dbo«  3«  böfen  Stunbe  bi|t  bu  mir  genagt, 

To    2Bo  mir's  im  23ufen  focfjt,  im  §irne  brennt, 

SBie  bu  [o  fd)mäf)luf),  (djmäfjlid)  mid)  getauft. 
Site  £er3og  l)o<§  &u  SRofc,  an  £eeresjpitje 
(Einsiefjenb  in  SBurgunb,  mein  ftampfgenofo 
So  Ijab'  idj  bid)  erwartet,  unb  es  ftanb 

76     3"  beiner  9Wad)t.  gür  einen  £anbsoertDiefnen 
Setrogft  bu  mid)  unb  läufft  nun  Jelbft  bafjer, 
(Ein  roeggejagter  SBettler,  unb  oerlangft, 
3d)  foll  bie  nadten  £enben  bir  mit  Purpur 
^Belleben,  foll  bir  auf  bein  ftruppig  Saar 

so    Die  5lrone  ftojjjen,  foll  auf  meinen  Schultern 

£ljronan  bid)  fd)leppen.  SRein,  bu  fenn|t  mid;  falfd). 
9tid)t  tDtfl  idj  an  ©eätfytete  mid)  fetten, 
gfret  totll  tdj  freiten  an  mein  l)of)es  ^kl 
CSelüftet's  btd)  nad)  Äronen,  frage  nur 

u    Den  Gilten  §ier,  ber  toeift  für  alles  9tot!  (Siageijenb.) 
Steht  «oft ! 

Gruft  D  S<$madj !  D  radjelofe  Sdjmad) ! 

9lud)  bu  bt[t  ehrlos,  ^erjoglicfjes  Sdjroert, 
Unb  feines  greien  Glinge  fämpft  mit  bir. 

$ugo,  HnglüdUd)er ! 

tttttfL  Du  fü^left  attitleib  no$ 

m    Unb  ungetröftet  foll  idj  nt^t  oon  $ier. 
Du  fieljft  bid)  forglid)  um,  fei  ofjnc  fjurdtf! 
2Bhr  finb  f>ier  unbefjordjt,  fein  £aufd)er  toirb's 
Senaten,  toenn  bu  ben  Verbannten  fjörft. 
3d)  toill  bir  ferne  ftef)en,  bajj  mein  $aud) 
95    Did)  nidjt  berührt,  nod)  mein  ©eroanb  bid)  ftreift. 
#ugo*  ftönnt'  iä)  bir  $roft  gemäßen,  o  tote  gern ! 
(Srnft*  CEfjrtDürb'ger  ©reis,  wenn  bie  (Erinnerung 
Vergangner  $age  bid)  nidjt  ganj  oerliefe, 
So  wirft  bu  bid)  entfinnen,  bafj  idj  einft, 
ioo    3n  fdjönrer  3eit,  um  beine  Sodjter  ©arb. 


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2.  Slufjug. 


23 


9Kdjt  toitt  id)  bie  ^Bewerbung  jc%t  erneun, 
3d)  tDör'  ein  unglüdfel'ger  ^Bräutigam. 
2BolIt'  id)  sur  ftirdje  führen  meine  Sraut, 
Rein  Ijodföeitlidj  töeleite  trat'  uns  nad). 
95  or  meinem  Slnblid  freute  fid)  bas  SBolf, 
ftein  geftflang  tönte  oon  bem  ©lodenljaus, 
9tod)  bie  ^ofaune  oon  bes  Bunnes  Rranj. 
Hnb  wollt'  id)  mit  iljr  na^en  bem  Wltax, 
So  fdjroiege  (Hjorgefang  unb  Orgelfdjall, 
Der  ^ßriefter  tjöbe  bröuenb  feine  §anb 
Hnb  fprädje  glud)  ftatt  Segen  über  uns. 
Stein,  werben  barf  idj  nidjt  um  (Ebelgarb, 
#udj  f)ab'  id)'s  um  bid)  f  elber  ntdjt  oerbient ; 
Drei  fefte  ©urgen  1)ab'  idj  bir  äerftört, 
2Beil  bu  3um  5*aifer,  beinern  Detter,  tyieltft. 
9hir  eines  bitt'  idj,  jag'  es  mir  3um  Sroft: 
$at  behte  Xodjter,  toenn  einmal  t>on  mir, 
#on  meinem  SRifegefdjid  bie  SRebe  mar, 
£at  |te,  idj  meine  nidjt,  um  midj  geweint, 
Wein,  ob  bas  9Tug'  i^r  flüdjtig  überlief, 
SRur,  wie  ein  leidjter  $audj  ben  Spiegel  trübt? 
£)b  fie,  gefeufäet  n\d)t,  nein,  tiefer  nur 
(Beatmet,  tote  man  oft  im  Traume  pflegt. 

#ngo.  SBon  tränen  unb  oon  Seufäern  merft'  idj  nidjts, 
9tur,  bafc  fie  emfter,  feierlidjer  warb. 
2TCilbtättg,  fjilfreid)  mar  fie  fdjon  juoor, 
3efct  gab  fie  gänjlidj  fidj  ber  Sirmut  Ijin. 
2Bie  fromme  SBitmen  pflegen,  fpenbete 
Die  jungfräulidje  ÜBitroe  jeben  iag 
Sllmofen,  mar  ber  Äranfen  Sßärterm, 
(Erquidte  «Pilger  unb  (Befangene.... 

(Srnft.  (Befangene! 

$mo.  «Bis  nun  bie  SBotf^aft  !am, 

Da&  bu  mit  Sldjt  belegt  unb  äirdjenbann, 
Da  bat  fie  freunblidj  eines  SKorgens  midj 
Sie  3u  geleiten  jum  Cttiltenberg. 


24  (Ernft,  geräog  von  Sdjroaben. 

Du  fennft  bos  5*lofter,  bas  oon  femer  $ö$' 
Das  fdjöne  CBlfafe  toeitfjin  überbaut. 
9tls  fie  00m  3elto  bort  geftiegen  roar 
Hnb  m  ber  £anb  ben  5Ring  ber  Pforte  fjielt, 

tio    Da  foradj  fie :  „9Bol)lgelegen  ift  bies  Stift, 
9Wan  fiel)t  von  fetner  Sdjroelle  toett  untrer 
Die  Stöbt'  unb  Surgen,  glufc  unb  gelb  unb  £ain, 
Hnb  allen  SRetäjtum  blefer  frönen  2Belt 
So  freunblidj  unb  fo  blüfjenb  Umgelegt, 

146    Da&,  roem  nidjt  alles  (Erbenglücf  erftarb, 

3Bem  nidjt  bie  Hoffnung  ganj  entrouräelt  ift, 
§ier  an  ber  Pforte  nodj  umfe^ren  mu&." 
SRit  biefem  trat  fie  in  ber  SWauem  Äreis. 
Hnb  bort  im  $ofe  quillt  ein  ^eil'ger  Sorn, 

150    (Em  nmnberfräft'ger,  ber  bie  klugen  ftärft 
Hnb  felbft  ber  23linbl)eit  mäd)t'ge  SBmbe  Iöft. 
Damit  benetjte  fie  ber  SBimpern  Saum: 
„SWetn  3Iug'  ift  trübe  roorben,"  !)ub  fie  an, 
„Hnb  rooljl  bebarf  idj,  bafe  ein  Simmeistau 

165    3ur  eto'gen  Älar^eit  mir  ben  93H<f  erfdjliefct." 
So  fagte  fie  bem  3tbf$en  leberoofjl. 
Gruft»  Wuti)  bu  fyndb,  bu  golbner  £iebesftern, 
Der  meiner  3wgenb  $fabe  fdjön  erhellt, 
Der  tröftenb  in  mein  äerfergitter  fdjien! 

160    %n  biefes  SBeibes  liebeooller  ©ruft 
Satt'  idj  genefen  fönnen.  Sieles  noä) 
Hnb  <rjärtres  fjätt'  i<§  ausjufte^n  oermodjt, 
SOßenn  fie  mir  blieb.  Sftodj  famtt'  idj  feine  Sdjmad), 
Äein  Drangfal,  feine  SBunbe,  feinen  Sdjmers, 

165    Dafür  nidjt  fie  ber  füfee  SBalfam  roar. 
3a,  fie  erquidte  midj  (Befangenen, 


Sie  fjätte  bem  er 
ftod)  einft  ben  fri 


köpften  Sßilgersmann 
[djen  ßebensfeld)  gereift. 
Wun  mufe  id)  toanbern  meinen  raupen  ipfab, 
iTo    (Ehtfam,  umnähtet,  etoig  Ijerberglos. 

(8h:  mill  abgeben,  ein  Kticgsfitcc^t  beitritt  t$m  ben  ©eg. 


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2.  3Iuf3ug. 


©ruft  2Ber  ba? 

gixxttftntQU  Salt ! 

erttft  3utüd!  3$  fag'  surüd! 

Du  bift  gebungen,  mid)     morbcn.  3a ! 

Sdjon  lang  oerfolgft  bu  mid).  §eb'  bid)  1)hmt$ ! 

9iod)  toel)r'  id)  um  mein  clenb  ßeben  mid), 

SRod)  bin  id>  OTörbem  fampfgered)t. 
Ätrteg3fne<f)k  etofe  3U ! 

Sriff  biefes  $era! 
(gtttft*  9Wein  SBerner!  D  mein  2Bemer! 

kernet.  Dein  SBerner  unb  ber  beinige  fo  gan3, 

Hnb  fo  mit  jebem  SItemäug,  mit  jebem 

^Blutstropfen  — 
dtttft*  3e^t  bin  id)  geborgen.  (Sott 

SBerlicfe  midj  nidjt. 
SBentet*  D  bu  getreuer  gfreunb ! 

Du  ebles  §ers !  Du  lautres  ©olb ! 
grttft*  Salt  ein! 

ferner,  2Bie  oiel,  tote  otel  Ijaft  bu  für  midj  getan, 

©ebulbet!  9lie  oergelt'  id)  bir's. 
&vn%  Du  $aft 

SBoraus  oetgolten. 
fderoer«  9Hd)ts  Ijab'  id)  getan, 

Du  bift  ber  emsig  £reue. 
Gruft,  £a&  uns  l)ier 

3m  (Statten  rufjn,  id)  bin  oom  SBanbern  müb. 

Die  (Eid)e  breitet  uns  ein  toirtlid)  Dad). 

Sfthr  ift,  als  ob  id)  toieber  öerjog  fei, 

$lls  wären  toir  an  einem  frönen  Sag 

§htausgeritten  auf  bie  galfenjagb 

Hnb  hätten  uns  j$u  9Hittag  Ijier  gefegt. 

(Erjage,  SBemer,  too  bu  warft  mbes, 

2Bie  bu  gelebt ! 
ferner*  3n  granfreid)  fal)  id)  ju, 

2Bie  bort  ber  Äönig  feine  dürften  jä^mt, 


26  (Ernft,  öcrjog  oon  Sdjumben. 

im    Da  fam  oon  Slawen  l)er  mit  bcr  93erid)t 

Durd)  einen  Äriegsfnedjt,  bcr  nad)  Solbe  ging, 

2)a|3  bu  aus  beiner  fterferljaft  befreit, 

Da&  bu  geästet  unb  gebannet  fetft, 

Hnb  3coar  um  meinetwillen.  Slugenbltds 
soo    SRifc  idj  bem  ftnedjte  feinen  Hantel  ab 

Unb  gürtete  fein  fu^es  Sdjtoert  mir  um 

Hnb  lief  nad)  beinen  gäljrten,  ebles  2Bilb, 

Hnb  Ijabe  bid)  ergriffen, 
ßrnft.  JBerner,  fpridj! 

Stuf  bhr  aud)  laftet  V$t  unb  ftirdjenflud) : 
206     2Bie  fjaft  bu  es  gemalt,  bafc  bu  fo  feft, 

So  aufregt  bliebeft?  $öl)er,  fräftiger 

(Erfdjeinft  bu  mir,  als  id)  bid)  je  gefannt. 
Werner*  (Es  Ijeifet,  bie  Saat  gebeitj'  im  SBetterfdjein, 

5Bom  SBannftraljl,  glaub'  id),  toud)s  audj  mir  bie  ftraft. 
«io  (graft,  9Wid)  bünft  es,  beine  streue  f)at's  getan. 
Werner»  O,  madjt'  uns  £reue  fräftig  unb  gefunb, 

Dann  mfifeteft  bu  toie  eine  SRofe  blütyn ! 

SBoraus  mein  fieben  feine  Watjrung  3iel)t, 

SBas  mid)  erhalt  unb  toas  midj  fräftiget, 
215     3ft  bie  (Erinnrung  eines  großen  £ags, 

9In  bem  bie  beutfdje  {Jfrei^eit  mir  erfdjien 

3n  offnem  2Birfen,  in  lebenb'ger  &raft. 

Dies  9Ingebenfen  trug  idj  auf  ber  gludjt 

W\t  mir  als  ein  gerettet  Heiligtum, 
220    Hnb  unter  biefer  tjof)en  (Eidje  fjier, 

Uralt,  bod)  grünenb  tote  bie  greifet  felbft, 

Stell'  id)  mein  tmmbertätig  SBtlb  bhr  auf, 

Daß  es  gerab'  im  OTgrunb  unfrer  9tot 

(Erljebenb  Jid)  beroeife  bir  unb  mir. 
225  CErnft»  2Benn  etwas  nod)  midj  auf3uridjten  taugt, 

CEin  3Bort  aus  beinern  SWunbe  muß  es  fein. 
Werner,  Wdjt  bloß,  bafj  in  ber  Stunbe  ber  ©eburt 

Der  Sterne  2Bed)feIJtanb  geljeimnisooll 

Die  menfd)lid)en  ©efdjtde  oorbeftimmt : 


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2.  flufäiig 


27 


9lo$  mitten  oft  ins  £eben  tritt  ein  Sag, 

Der  unfrem  2Befen  erft  ben  SBoflgefjalt, 

Der  unfrer  3ufunft,  allem  unfrem  Zun 

Die  unabdnberlidje  <Rid)tung  gibt. 

%uä)  mid)  ergriff  ein  Sag  für  alle  3eit, 

SBoWommen  tlar  bin  id)  mir  bes  beum&t. 

Der  fromme  ftaifer  £einrid)  toar  geftorben, 

Des  fädjfifdjen  ©efdjledjtes  letzter  3mdQf 

Das  glorreid)  ein  3a^unbert  lan9  gel)errfdjt. 

tttls  nun  bie  93olfd;aft  in  bas  5Keid)  erging, 

Da  ful)r  ein  reger  ©eift  in  alles  33olI, 

(Ein  neu  SBeltalter  fdjien  Ijeraufpätetyn, 

Da  lebte  jeber  längft  entfd)lafne  2Bunfdj 

Hnb  jebe  längft  erlogne  Hoffnung  auf. 

Äein  SBunber  jefco,  toenn  ein  beutfdjer  9Wann, 

Dem  fonft  fo  £o^es  nie  $u  £irne  ftteg, 

Gid),  fjeimlid)  forfc^enb,  mit  ben  SBliden  mafe! 

Aann's  bod)  nadj  beutfdjem  9?ed)te  too^l  geführt, 

Dafo,  toer  bem  äaffer  ^eut  ben  SBügel  Ijält, 

Sid)  morgen  felber  in  ben  Sattel  fd)a)ingt. 

3efct  bauten  unfre  freien  SRänner  ni^t 

9In  £ub*  unb  £ahtgerid)t  unb  äJtorfgebing, 

2Bo  man  um  (Efd)  unb  öol^teil  Spraye  tyält: 

Wein,  Jtattlid)  ausgerfiftet,  sogen  fie 

$tus  allen  (Sauen,  einzeln  unb  gefdjart, 

3ns  SRaienfelb  §mab  aur  Äaifenoa^l. 

9lm  frönen  9tyeinftrom,  stoifdjen  SBorms  unb  Wlami, 

2Bo  unabfel)bar  fid)  bie  ebne  glur 

2luf  beiben  Ufern  breitet,  fammelte 

Der  9lnbrang  fidj;  bie  flauem  einer  Stabt 

93ermod)ten  nid)t  bas  beutfdje  93olf  3U  faffen. 

9lm  regten  Ufer  fpannten  \f)i  ©e3elt 

Die  Saufen  famt  ber  flato'fdjen  9lad)barfdjaft, 

Die  Sägern,  bie  Oftfranfen  unb  bie  Sdjroaben, 

Wm  Ihtfen  lagerten  bie  r^em'f^n  granlen, 

$ie  Ober-  unb  bie  SRieberlot&ringet. 


28  Ccrnft,  $eraog  oon  Schwaben. 

So  war  bas  SRarf  oon  Deutfd)lanb  l;ier  gebrängt, 

Unb  mitten  in  bem  finget  jeben  Eolfs 

(Erfjub  \\d)  ftotj  bas  f)eräoglid)e  3elt. 

Da  war  ein  ©rü&en  unb  ein  £änbefd)lag, 

870    (Ein  Wustaufdj,  ein  lebenbiger  Serfe^r! 
Unb  jeber  Stamm  oerfäieben  an  <5efid)t, 
9In  SBudjs  unb  Haltung,  SJhmbart,  Sitte,  Sradjt. 
%n  ^ßferben,  Lüftung,  SBaffenfertigfeit, 
Hnb  alle  bod)  ein  großes  23rüberoolf, 

«5    3^  gleU^em  3wede  feftlidj  Ijier  oereint ! 
SBas  jeber  im  befonbern  erft  beriet, 
3m  pllenben  (Sejelt  unb  im  ©ebfifdji 
Der  3nIe^u<^^en,  mäfjlid)  war's  gereift 
3um  allgemeinen,  offenen  SBefd)Iu&. 

280    5tu5  oielen  tourben  wenige  gewählt, 
Unb  aus  ben  wenigen  erfor  man  jween, 
Mbeibe  grauten,  furftlidjen  ©efdjledjts, 
(Erzeugt  oon  93rübem,  SRamensbrüber  [elbft, 
ftunrabe,  längft  mit  gleichem  SRufjm  genannt. 

283    Da  ftanben  nun  auf  eines  $ügels  Saum 
3m  ftreis  ber  dürften,  fidjtbar  allem  SBolf, 
Die  beiben  Sftänner,  bie  aus  freier  2Bal)l 
Das  beutle  SBolf  bes  Grones  wert  erfannt 
Stor  allen,  bie  ber  beutfdje  SBoben  näljrt, 

290    Eon  ollen  SBürbigen  bie  2Bürbig|ten, 
Unb  fo  einanber  felb[t  an  SBürbe  gleich, 
Dag  fflrber  nidjt  bie  2Baf)l  311  [abreiten  fd)ien, 
Unb  bafc  bie  SBage  ruljt'  int  ©leid)gewid)t. 
Da  ftanben  fie,  bas  f)of)e  §aupt  geneigt, 

295    Den  931id  gefenft,  bie  9Bange  fdjamerglüljt, 
Eon  Jtoljer  Demut  überwältiget. 
(Ein  föniglidjer  SInblid  war's,  ob  bem 
Die  £täne  rollt'  in  mandjen  Spannes  23art. 
Unb  wie  nun  ijarrenb  all  bie  SDtenge  ftanb 

300    Unb      bes  Söolfes  ©raufen  fo  gelegt, 
Da&  man  bes  feines  ftillen  3^9  ©ernannt 


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2.  Sluftug. 


(Denn  niemanb  wagt'  es,  biefen  ober  ben 
3u  füren  mit  bem  gellen  SRuf  ber  äBa^l, 
Hm  nidjt  am  anbem  Unre^t  begef)n, 
SRodj  aufauregen  (Eiferet  unb  3toift) : 
Da  Ja§  man  plöfclid),  rote  bie  beiben  §erm 
(Einanber  fjerjltd)  faxten  bei  ber  §anb 
Unb  fid)  begegneten  im  SBruberfufj. 
Da  toarb  es  flar,  fie  Regten  feinen  9tetb, 
Unb  jeber  ftanb  bem  anbem  gern  aurüd. 
Der  (Erabifdjof  von  SMaina  erljub  fid)  jetjt: 
„SBetl  bodj,"  fo  rief  er,  „einer  es  mufc  [ein, 
So  fei's  ber  ältre!"  greubig  ftimmten  bei 
©efamte  gürften  unb  am  freubigften 
Der  jüngre  Äunrab;  bonnergleid)  erfd)oll, 
Oft  roieberfjolt,  bes  33olfes  Beifallsruf. 
5ttls  ber  ffieroäljlte  brauf  fid)  nieberliefj, 
(Ergriff  er  [eines  ebeln  Setters  §anb 
Unb  sog  üjn  au  ftdj  auf  ben  ftönigsfifc. 
Unb  in  ben  9tfng  ber  gürften  trat  fofort 
Die  fromme  Äaiferroitoe  äunigunb, 
©lücftöünjdjenb  reidjte  fie  bem  neuen  ftönig 
Die  treubetoaljrten  SReidjsfletnobe  bar. 
3um  geftjug  aber  garten  fid)  bie  ÜRetfjn, 
93oran  ber  Äönig,  folgenb  mit  töefang 
Die  ©eiftli^en  unb  fiaien,  fo  oiel  $reis 
(Erfdjoll  junt  Gimmel  nie  an  einem  £ag. 
2Bär'  Äatfer  ftarl  geftiegen  aus  ber  ©ruft, 
SRidjt  freubiger  f)ätt'  i$n  bie  SBelt  begrübt. 
60  wallten  fie  ben  Strom  entlang  nad)  Süfaina, 
SBofelbft  ber  Äönig  hn  er^ab'nen  Dom 
Der  Salbung  fjeil'ge  SBeifje  nun  empfing. 
2ßen  feines  SBolfes  9hif  fo  fjodj  geftellt, 
Dem  feljle  nid)t  bie  Äräftigung  oon  ©ott! 
Unb  als  er  toieber  aus  bem  Tempel  trat, 
(Erfdjien  er  fjerrlidjer,  als  faum  auoor, 
Unb  feine  Sdjulter  ragt'  ob  allem  SBolf. 


30  (Ernft,  £er5og  oon  Sdjttmben. 

Das  ift  ber  grofee  £ag,  ber  mtd)  ergriff, 
Der  mufj  m  allem  Drangfal  frifdj  erhalt. 

340  ©ruft.  Cm  gro&er  Sinn  fafct  grofce  Silber  auf, 
(Ein  anbrer  anbre.  Daäumal,  als  bu 
Dem  freien  Stoterlanb  ms  Sluge  faljft, 
(Erglänjte  mir  ber  erften  fiiebe  $ulb 
3n  eines  SRägblems  minnigltd)em  23li<I. 

345    3<§  toar  ein  3uitgling,  Itanb  in  SBormunbfdjaft 
SBon  meinem  Dljm,  bem  (Eräbtfc^of  oon  Srier, 
Unb  nodj  toar  mir  bes  fteidjes  Sadje  fremb. 
SEßofjl  lamen  anbre  3^tten,  ftrengere, 
Die  midj  gerüttelt  aus  bem  ßiebestraume. 

3so  ©eruet*  £>,  nid)t  oergeff'  idj's.  2Rit  bem  alten  SBelf 
5öon  9lItborf  unb  mit  anbern  f(f)tDäb'fd)en  §errn 
2ßar  id)  geritten  auf  bas  SWaienfelb. 
2Btr  tränften  eben  unfre  ^Pferb'  hn  9tf)ein, 
Da  fameft  bu  ben  Strom  ijerabgefdjifft 

W5    2luf  einer  leisten,  buntoeraierten  3ad)t. 
Du  felbft  im  gürftenfdjmud,  pr  Seite  bhr 
(5raf  £ugo  mit  ber  frönen  (Ebelgarb, 
Unb  Jdjtoebenb  auf  bem  Sdjiffesranbe  fafe 
(Ein  Sänger,  ber  bie  §arfe  lieblid)  fc^lug. 

860    Des  Stromes  Klarheit  aber  fpiegelte 
Die  glänjenben  ©eftalten, 
©ruft  S^öne  3eit! 

2Bie  ift  bas  alles  Iängft  ben  Strom  §inab ! 
Söernet*  Sludj  mos  oor  mir  fo  grof*  unb  fjerrltA  Jtanb, 
(Es  ift  nid)t  meljr,  nur  im  (Etebanfen  lebt's. 

365    Der  SWann,  ben  wh  $um  König  uns  gewählt 
Unb  ber  fo  bemutsooll  bas  £aupt  geneigt, 
(Er  §at's  emporgeioorfen,  tyn  oerlangt 
Wad)  Unbeföränftyeit,  nadj  Mein^errf^aft 
Unb  nadj  ber  (Erblidtfett  ht  feinem  Stamm. 

870    Die  il)n  eru>äl)lten,  tritt  er  in  ben  Staub; 
Den  äunrab,  ben  er  jenesmal  gefügt, 
$at  er  genötigt,  nadj  bem  Sdjtoert  *u  greifen, 


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2.  Slufjug. 


81 


Des  SRetdjs  oerauefen  ift  ber  graue  2BeIf, 

Der  öerjog  Slbalbert  oon  Dörnten  int 

SMit  jeincn  Söhnen  heimatlos  um^ei. 

Unb  bu,  mein  §er3og,  o  toie  §at  et  bid) 

2ton  Anbeginn  perfolgt,  beraubt,  aerfnirjdjt! 

3d)  bin  bir  augetan  burd)  £el;enseib, 

Der  greunb[d)aft  heilig  23anb  oerfnüpfet  uns, 

Dod),  toär'  id)  ntdjt  bein  äJtann  unb  nid)t  bein  greunb, 

Dein  Banner  §att'  id)  bennod)  aufgefudjt, 

Damit  ic&  i^n  befämpfe,  bem  aud)  id) 

(Einft  augerufen  auf  bem  gelb  ber  2Baf)l 

©ruft  2BoI)l  wittert  jebes  2ße[en  feinen  geinb. 
Drum  Ijegt  aud)  bir  ber  ftaifer  unlbern 
Unb  unoer[öfynIid)eren,  als  mir  [elb[t. 

SBcrncv,  SBon  biejem  §a&,  ben  \ä)  allein  oertmrft, 
SDlufet  bu,  Unglüdlid)er,  bas  Dpfer  fein. 
9ti<$t  i<$  bin  elenb,  benn  mid)  treibt  bie  (Slut, 
Die  id)  an  jenem  £ag  in  mid)  gefaugt; 
Du  aber  l;a[t  naej)  grteben  bid)  gefeint 
Unb  mußt  nun  [o  unenblid)  frieblos  [ein 
Hub  l;aft  für  all  bie  Xreue  leinen  Dan! 
23on  mir,  als  bafe  id)  fd)abenfroty  unb  [tolj 
Uluf  bid)  tjinbltde,  roie  bu  nun  (o  gan$ 
Serlafjen  bafte&ft  unb  fo  ganj  entblößt, 
Unb  tote  nun  id)  bem  eina'ger  JCe^ensmann, 
Der  einige  bin,  ber  bid)  nod)  £er3og  nennt, 
Unb  tote  nun  mir  allein  bie  (£fjre  bleibt, 
Dir  Dien[t  au  Ieiften  bis  311m  Ietjten  §aud). 

Gruft,  ©etoaltiger,  toas  neigft  bu  bid)  cor  mir? 

Center*  D  toafjrlid),  nie  in  beinern  gürftenglanj 
(Erfdjtenft  bu  mir  fo  $errlid),  fo  erlaubt, 
So  toürbig  jeber  tiefften  Sulbigung, 
9lls  roie  bu  jefct  in  freierforner  Sd)madj, 
3n  beiner  Selb[toerbannung  oor  mir  ftefyft!  — 
Dod)  nein,  fo  gana  oergeffen  bift  bu  nidjt. 
3«  Schaben,  wo  bein  Söater  £eraog  mar, 


32  (Ernft,  geraog  von  Sdjtoaben. 

2Bo  iljn  unb  bid)  ein  biebres  SJolf  geliebt, 
iio     2Bo  mand)er  jetjt  auf  [einer  gefte  fjauft, 

Der  unter  beinern  ©anner  einft  gefämpft, 

Dort  mufj  oon  bir  nod)  ein  ©ebädjtnis  fein. 

Dorthin  fei  unfer  irrer  ^ßfab  gelenlt, 

Des  Sdjroarätoalbs  bitter  Statten  nefjm'  uns  aufl 
«5  druff.  Dir  folg'  id),  unb  wenn  alles  midj  oerfdjmäl)t, 

Du  wirft  mi<f)  nie  oerlaffen. 
ferner*  Sieljft  bu  i)ier? 

Der  §anbfd)ul;,  ben  id)  aus  bem  Roller  %kfy, 

(Er  warb  oom  ftaifer  in  ben  Staub  gefdjleubert, 

Dafj  er  oerfömäfjet  unb  jertreten  fei. 
420    Der  ftriegsfnedjt  i)ob  tlpn  auf  unb  gab  if)n  mir, 

Hnb  biefer  £anbf<f>ui)  liegt  an  meiner  ©ruft.  (Söctbe  ab.) 


Dritter  Hufjug, 


SPalafl  ju  «adjen,  tote  am  Anfang  bc8  ©tüdf«. 
(Sifela  unb  cStaf  $ugo  im  ©efatädj. 

(Sttfela*  3§r  fefjrt  aurüd  na$  SBafel,  ebler  ©raf  ? 
%uqo.  Dem  Äaifer  melbet'  id)  ben  neuften  Staub 

Der  Angelegenheiten  in  23urgunb.  (Er  will, 

Dafe  id)  bort  toieber  gegenwärtig  fei 
5    Hub  mit  unausgefefcter  2Bad)Jamfett 

SBorbeuge  jebem  neuen  grtebensbrud). 

SRodj  fei^It  mir  (Euer  Urlaub,  i?ol)e  grau! 
©ifeta.  SBcfürc^tct  nid)t,  wie  3t)r  su  fünften  fdjeint, 

Dafe  id)  mit  Auftrag  (Eud)  behellige, 
io    Der  bem,  roas  (Eud)  ber  ftaifer  anbefahl, 

(Entgegen  toäre!  9lein,  id)  bitt'  (Eud)  felbft, 

SBertoenbet  (Euer  Anfeljn,  (Euem  SRat 

Mtoärts  3ur  Söf)nung  unb  23erul)igung ! 

SÜlein  Dfjeim,  ftönig  ftubolf,  fd)äfct  (Eud)  i)od). 
Ii»    D,  galtet  fein  gefd)u>äd)tes  Alter  feft, 


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3.  Eufeug. 


33 


Dafe  er  nidjt  roieber  toanfe  bcm  ©ertrag ! 
Hnb  wie  3^r  biefen  ftärfet  unb  ergebt, 
So  [tillt  unb  [anfüget  am  anbern  Xeil 
Die  gärenben  SBafallen,  bämpft  ben  SWut 
Des  [tollen  Obo,  ber  SBenoegnes  Jinnt, 
Hnb  fjütet  überall,  bafe  titelt  mein  Goljn 
SBerbinbung  fnüpft  unb  neuen  9lnl;ang  wirbt 
$ugo»  SBere^renb  a§n'  td)  (Eurer  SBorte  (Brunb, 
Snbes  3§r  gegen  ben  (Beamteten 
3u  roirfen  feinet,  feib  3f)r  überjeugt, 
Sein  Seil  $u  f örbem ;  ift  23urgunb  nur  erft 
Durdjaus  beruhigt  unb  bem  SReidj  getoife, 
Dann  roirb  ber  Aaifer  audj  geneigter  fein, 
Die  %f)t  3U  nehmen  von  bes  Serags  §aupt. 
3ä)  aber  gelje  freub'ger  ans  (5efd)äft, 
Da  id),  bem  ftaifer  bienenb,  (Eud)  jugleidj 
Unb  (Eurem  Soljne  frommen  barf. 


SCBenn  3§*  iettf  lieber  bas  Dttilienftift 
Sefudjt  unb  (Ebelgarb  ans  ©itter  tritt, 
(Prüfet  [ie  oon  mir!. 


&tfela«  O,  fdjöne  Hoffnungen  finb  mir  aerfnidt! 
Die  einige  £odjter,  bie  mir  ©ott  gefdjenft, 
(Ein  Kolbes  ftinb,  in  garter  3ugenb  fdjon 
Dem  Könige  oon  granfreid)  anoerlobt, 
Slidjt  follt'  idj  [ie  5um  Traualtar  geleiten  ; 
Die  Sotenfrone  [tatt  bes  öodjaeitfranjjes 
SÜhifet'  id>  xf)x  flehten  in  bas  blonbe  §aar. 
Hnb  roieber  $offt'  \d),  bafe  mein  flltefter 
SDtir  eine  £od)ter  brä^te  jum  (Erfafc : 
Denn  toie  bes  Saters  6tol3  barin  befteftf, 
Den  Sofjn  gefrönt  ju  feljn  mit  9?utym  unb  Wlafyt, 
<5o  ijt's  ber  SRutter  SBonne,  wenn  ber  SoI;n 
(Ein§ertritt  mit  ber  jugenblidjen  SBraut, 
Der  liebenben,  bie  U>m  bas  Jßeben  fdjmfidt. 


80 


Moä)  eins! 


$ugo. 


§ulbreid)e  Äaiferin! 


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34 


(Ern[t,  Sersog  oon  Schwaben. 


m    Umfonft  t)ab'  kr)  bie  5trme  aufgetan 

So  Jeligem  (Empfang.  £ebt  rootjl,  §err  ©raf! 

(QJraf  §ugo  ab.) 

Snbem  dHfela  abgeben  toitt,  tritt  toon  ber  anbern  ©eite  ber  Kaifet 

mit  bem  trafen  Blandow  auf. 

Shmrab.  SBerroeile,  ©i[ela,  roenn  nidjt  fcf>r 

Did)  anberen  ©erufes  (Eile  brängt! 
<$ifela»  9luf  but)  511  t)ören  gcfjet  jebem  cor. 
56  8 u u vab,  2lus  Sd)roaben  ift  mir  Sotfdjaft  sugefommen, 

Sel)r  unerfreuliche,  roomit  üf)  gern 

Dein  Ot)r  oerfdjonte,  roenn  [ie  anbers  bir 

So  unerroünfcr)t,  tote  mir,  3U  t)ören  i|t. 

Der  Überbringer  biefer  ftunbe  felbft, 
80    ©raf  SDlangolb,  melbe  bir,  roas  bort  gefdjeljn! 
SWaugoIb,  (Erlaubte  grau,  lagt  es  ben  Soten  nicfyt 

(Entgelten,  roenn  bie  SBotfdjaft  (Eu(t)  mifjfäflt! 

3nbes  ber  Ungar  beutle  SKarf  bebräut 

Unb  roiber  ir)n  bas  Aufgebot  ergebt, 
66    3nbes  ergebt  von  f<r)roäb'f<t)en  (Bauen  l)er 

Sief)  innre  ©drang.  Durd>  ben  Sdjroararoalb  ftreift 

Unr)eimli<r)  eine  friegertf<r)e  S<f)ar, 

Die  man  &uerft  für  SRäuber  artete, 

Denn  it)re  3^^«Ö  5oIt  fie  mit  ©eroalt, 
To    «Bis  man  fjeruad)  an  itjrer  Spifce  fat) 

Den  gürften  (Ernft  unb  SBerneru,  feinen  gteunb. 

Wort)  roerben  fie  auf  fünfzig  faum  gefdjätjt, 

Vlod)  [inb  fie  unberitten,  Jd)lecr)t  beroet)rt, 

SRodj  öffnete  für)  itjnen  feine  SBurg, 
m    9loä)  lagern  fie  in  SBalb  unb  gelsgeflüf  t : 

Unb  bo<i)  ift  bumpfes  Marren  überall, 

Unb  man<t)er,  ber  bie  Glinge  fd)on  gepult, 

Hm  mit  bem  £eer  na<t)  Ungarn  auspäietjn, 

(Erroartet,  roas  bat)eim  gef(f)et)en  roin. 
so  ©ifeta.  Sdjredt  nuf)t  bie  5Ketcf)sacf)t  unb  ber  Kirchenbann, 

SBomit  mein  Sot)n  belegt  ift,  jeben  ab? 


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3.  sfofouö. 


35 


äKattgolb.  (Ein  fonberbarer  Glaube  Ijerrföt  im  Soff. 

Sie  toollen's  nidjt  begreifen,  ba&  t^r  gürft 

So  lang  gefeffen  in  ber  fterfernadjt. 

3n  rounberoolle  Reifen  roanbeln  fie  ss 

Die  öben  3cri)tt  ber  ©efangenfdjaft 

Unb  geben  fein  (Ergrauen  oor  ber  3*** 

Dem  [Warfen  Strahle  frember  Sonnen  fdjulb. 
®ifela*  3d)  felber  f)ab'  es  immer  nidjt  gefaxt, 

SBie,  ber  fo  jung  fei  unb  fo  lebensfroh  m 

3m  Rerfer  mobern  fönne,  unb  nodj  jetjt 

(Erfdjeint  er  mir  im  Traume  anbers  nie, 

Denn  frifefj  unb  blüfjenb,  rote  er  foHte  blfiljn; 

Die  SWutter,  bie  iljn  unterm  $er3en  trug, 

Äann  nidjt  oergeffen,  toas  fein  Hilter  ift.  95 

Dod)  la&t  mid)  weiter  ^ören,  toas  man  fpridjt! 
äftangoib.  3«  3ubien  unb  im  ganäen  SKorgenlanb 

£>at  er  ber  Abenteuer  oiel  beftanben. 

Durd)  eines  finftern  Herges  (Eingetoeib' 

5Ri|3  if)n  auf  fdjroanfem  glofe  ein  totlbcr  Strom;  100 

Der  rief'ge  ©reif  entführt'  if)n  burd)  bie  SBolfen, 

$ln  bem  SETCagnetberg  fuhren  feinem  Schiff 

Die  SRägel  aus,  bafj  es  in  krümmer  ging; 

SRit  SBölfern  oon  unmenfdjlidjer  ©eftalt 

£at  er  gefämpft  unb  mannen  Sieg  erlangt.  i05 

2Bas  je  ein  ^ilger  Seltfames  erääf)lt, 

Das  toirb  auf  (Eures  Sohnes  §aupt  gehäuft, 

Unb  biefer  Sdjein  bes  2Bunberbaren  äiefjt 

£etd)tgläubige  ©emüter  mächtig  an. 
©ifela.  2Bof)l  fuljr  mein  Sof)n  burdj  einen  finftern  23erg,  Uo 

Gin  furdjtbar  Sd)idfal  rafft'  t^n  burd)  bie  £uft, 

Die  SRägcI  feines  Skiffes  löften  fid), 

Die  ungetreuen,  bafe  es  fdjeiterte, 

Unb  auf  ben  Sdjeitern  treibt  er  nod)  untrer. 

2ßeb  i^m,  toenn  fidj  bas  eble  2Renfd)enbiIb  n6 

3u  urilben  aflifegeftalten  tf)m  entftellt! 
Ituttrab.  ©raf  SOlangoIb,  biefe  Mebe  fränt'  (Eudj  nidjt! 

ttnift,  $frjog  oon  Schwaben.  i 

* 

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86  (Ernft,  $er$o0  oon  S^toabeiu 


3$t  $abt  getan,  roas  (E^r*  unb  $fli<$t  gebot, 
Unb  mefn  Settrauen  lohnet  (Eu<§  bafür. 
Dies  Sdjroert  fjat  meine  $anb  (Eud)  umgefjängt, 
9l\d)t  um  barauf  ju  ruf>n;  ben  loten  nur 
£egt  man  bie  Sd>roerter  unters  mübe  $aupt! 
3ur  fernem  Xat  be^tocdt'  id)  (Eud)  ju  roeüjn, 
Unb  roenn  idj  oom  ital'fdjen  Seeresjug 
3urü(f  (Eud)  fjielt,  fo  mar  bie  SIbfidjt  bie, 
Dafc  id)  mir  einen  rooljlerprobten  2lrm 
23eroal)rte  für  bie  fjeimifdje  ©efafjr. 
Der  Stugenblid  ift  ba,  ber  Slufruljr  gärt, 
3I)r  follt  ifjn  mir  oertilgen  in  ber  95rut ! 
Unb  rote  idj  (Eures  Ofjeims  flugem  Sinn 
Der  Staatsgefdjäfte  fieitung  anoertraut, 
So  Übergeb'  idj  (Eurer  Sapferfeit 
Die  ärtegsmadjt  mit  oollfommoner  ©eroalt. 
9tur  rafdj  jum  äBerf,  ber  «Rüden  roerb'  uns  frei! 
Der  Ungarn  «nbrang,  ben  bie  SWeuterer 
3u  nufcen  hofften,  leibet  nidjt  SBerjug. 
SCRit  nädjftem  roerb'  idj  felbft  in  Sdjroaben  [ein, 
Um  nadföufefjn,  roas  (Euer  Sdjroert  oollfüljrt. 

97iangon>.  ©ebtenbet  oon  fo  gellem  ©nabenfdjein, 
S5on  plöijlidjer  (Erhebung  überrafdjt, 
58erfagt  mir  jeber  Slusbrud  meines  Danfs 
Unb  meiner  treuejten  (Ergebenheit. 

itunrab.  Die  »otlmadjt  langt  3fjr  bei  bem  5tan3ler  ab. 
Didj,  ©ifela,  gemaljn'  idj  beines  (Eibs.  («B.) 

©ifcla.  $err  ©raf,  oergönnt  mir,  (Euer  Sdjroert  ju  fefjn! 

(Sie  nimmt  e8.) 

Unb  ift  nun  bas  bie  mörberifdje  Spitje, 
Die  nac^  bem  23lute  meines  Sohnes  Icdjjt? 
9l\d)t  !ann  idj  Sdjroerter  fd)mel3en,  unb  nidjt  barf 
3d)  SWenfdjen  rüfjren,  bodj  jum  $immel  no# 
Darf  idj  midj  roenben  in  ber  Seelenangft. 
©  gnabenreidje  SKutter,  ber  ein  Sdjroert 
Durdjs  $er3  gegangen,  als  bu  tränenooÜ 


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8.  tüufgug. 

9lufblidteft  su  bem  ftreuäe  beines  Sofjns: 
Did)  flef)'  id)  an,  geftatte  bu  es  nid)t, 
Da&  biefer  falte  2Rorbftraf)l  meinem  ftinb 
Die  ©ruft  burd)bo!)re  unb  bie  meine  mit! 

(<Sie  gibt  bag  Schwert  jitrüdf.   SRatigolb  ab.) 

(Sin  Pilger  ftefjet  bort  im  Säulengang, 
(Er  fa!)  mid)  beten,  unb  gefaltet  I)ält 
$tud)  er  bie  §änbe.  Segne  ©ott  ben  ättann, 
Der  mein  fdjmeräoolles  gießen  unterftüfct! 
Stritt  ein.  Die  £ore  biefes  Saufes  Jinb 
3ebtoebem  offen,  ber  nad)  £ilfe  gef)t. 
$ilget\ 

SBer  mir  fann  fjetfen,  mufc  ein  SWeifter  fein! 

©ifela.  Dein  SBItcI  ift  finfter,  beine  Stirn  gefurdjt, 
Chi  tiefer  äummer,  nid)t  oon  geftern  fjer, 
§at  bid)  getrieben  auf  bie  Pilgerfahrt. 

^Uger.  Das  Slngebenfen  einer  graufen  Zat 
Verfolgt  mid). 

@ife(a,  9?ebe,  toenn  id^'s  ruiffen  foll! 

$Uger.  3$  war  ein  bitter,  nein,  ein  3ö9er  nur> 
SRid)  trieb  bie  unbarmfjerä'ge  £uft,  bas  £ier 
3u  Ijetjen  auf  bas  Zkx;  mid)  rü^rt'  es  nidjt, 
2Benn  mid)  bie  Sinbin,  blutig  unb  äerfefct, 
SBetränten  Sluges  bat  um  ifjren  Xob. 
2Bär'  mir,  tote  einft  bem  ^eiligen  §ubert, 
Das  iUeus  erfdjienen  auf  bes  Sirfdjes  §aupt, 
3d)  fjätt'  tfjm  bod)  ben  Pfeil  ins  $er3  gefdjneflt. 
9tun  fam  ber  Seqog  einft  —  3fjr  roerbet  bleidj, 
(Erlaubte  grau?  —  et  fam  in  meinen  gorft, 
2Ils  eben  bort  ein  3roan3igenber 
2Belc$  beff're  Äu^toeil  f>ätt'  idj  \f)m  geroufet, 
9TIs  if)n  ju  laben  $u  fo  ebler  3a9*>? 
9Iuf  fefiroeiftbeträuften  9?o?fen  rannten  toir 
Dem  SBtlbe  nad),  ber  Serjog  fjatte  fdjon 
Sid)  mit  gekannter  Sefjne  oorgelegt, 
Da  gönnt'  \ä)  il)m  ben  Sauptfdjufe  nidjt,  fd)  roarf 

4* 


38  <£rnft,  gerjog  oon  Sdjroaben. 

Querüber  meinen  Speer,  ber  £irfdj  flog  §tn, 
§in  flog  bas  leb'ge  ^Pferb,  am  23oben  lag 
Der  £er3og,  in  ber  Seite  meinen  Speer, 
©ifela,  3Beh  bir ! 

Pilger,  Gebüßt  roar  meine  Jßuft. 

mttla.  SBarum 

190     3erteifjeft  *>u  mc^n  §cr3>  ^as  föon  9cnu9 
93on  ^Ingft  gequält  tft,  nod)  mit  Sdjrednijjen 
Söerflofener  £age?  SCRörber  meines  ©atten, 
tfnfel'ger  Valbert!  ijt  bir  es  leib, 
Dafe  bi<h  bie  3eit  unb  beiner  Schulb  ©efüljl 

im    Hnfenntlidj  mad)te?  ©erne  h<*b'  id)  ftets 
2luch  Unbefannten  ^ilfrei^  midj  gejetgt; 
SBarum,  wenn  irgenb  9tot  3U  mir  bid)  führt, 
Sebft  bu  ben  Vorhang,  ber  toohltätig  mir 
Die  gräfelidje  Vergangenheit  bebedt? 

«oo  Valbert.  Der  §er3og  aber  ridjtete  fid)  auf, 

Hnb  ädföenb  fprad)  er:  „Komm!  Dir  ift  Befiehlt, 
ftomm  ^er,  bamit  id)  fterb'  in  beinern  2frm!" 
Hnb  als  i<h  ihn  im  9lrme  ^telt,  ba  Jd)loffen 
Die  3öger  einen  bieten  5Ueis  untrer. 

205     Hnb  roieber  fprad)  er:  „3ft  lein  Sßrtefter  f)kx? 
$R\d)  brüden  meine  Sünben."  Drauf  begann 
(£r,  uns  3U  beichten  mit  gebrodjnem  £aut. 
Sein  fiefctes  ©ar :  „gür  meine  Seele  betet, 
Sagt  meiner  grau,  ber  ©ifela,  fte  foll 

8io    3h*  SBittoentum  betoahren,  foll  nid)t  mein 
Vergeffen!"  SBarb's  (Euch  ausgerichtet? 
®«ela*  3a. 
^(balbcrt.  SWein  griebe  toar  feit  jenem  $ag  bahm, 
Denn  ujo  id)  ging  unb  roo  id)  raftete, 
SBar  mir's,  als  frampfte  fid)  ein  Sterbenber 

215    2In  meine  »ruft,  als  hört'  id)  bid)t  am  £>h* 
Gin  Iefctes  SRödjeln,  —  brum  ben  «ßilgerftab 
(Ergriff  id),  nahm  mein  Söhnlein  auf  ben  Slrm, 
Stodj  Sanlt  ©eorgen  trug  i<h  es  hinüber, 


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8.  ffafgug. 


39 


Dafe  es  etroa<f)f'  ht  ftrenger  Jllofter3ud)t 
Unb  nid)t  ben  Sagbfpiefe  roerf  auf  feinen  $errn. 
3um  Ijeil'gen  ©rabe  umllt'  id),  betete 
So  lang  unb  brünftig  bort,  ba&  id)  bem  Stein 
(Einbrüche  meiner  Äniee  Spur.  Umfonft! 
Äein  JJriebe  ftieg  erquidenb  mir  herauf. 
3e^n  3a$re  lang,  in  harter  Sflaoerei, 
3og  id)  am  Pfluge  tote  ein  Stier  unb  rifj 
Der  bürren  (Erbe  Sdjollen  auf.  Umfonft, 
Die  Saat  ging  auf,  fein  Segen  grünte  mir. 
9lls  id)  nun  roieberfam  ins  beutfdje  £anb, 
2Rit  bem  (Entfdjlufj,  mir  einen  finftem  SBalb 
3u  fud)en,  ben,  toie  meine  Seele,  nie 
(Ein  Sonnenftral)!  burdjbringt,  um  mir  barin 
(Ein  5tlausnerf)aus  su  bauen  unb  mein  ©rab, 
Da  fragt'  id)  erft,  als  id)  bie  Strafe  50g: 
„3n  welkem  Älofter,  toeldjer  Siebelei, 
3n  meiner  tiefften  (Einfamfett  oertoeilt 
Die  SBittoe  bes  erfd)lagnen  $er3ogs  (Ernft, 
Um  3U  beweinen  if)res  ©atten  $ob 
Hub  um  3U  beten  für  fein  Seelenheil?" 
Da  toies  man  mid)  bes  SBeges  fort  unb  fort, 
23is  id)  oor  biefem  Äaiferfd)loffe  ftanb 
Unb  bis  i<§  trat  in  biefes  ^Prunfgemad). 
3efct  toeife  id),  warum  ber  (Ermorbete 
95on  mir  nid)t  läfjt,  unb  jetjt  ift  mir  es  flar. 
Daß  er  oon  mir  nid)t  laffen  wirb,  folang 
Sergeffen  bleibt,  toas  fterbenb  er  befahl. 
@t?e(a.  2Benn  bies  bid)  quält  unb  mid)  3U  quälen  treibt, 
So  ^öre  benn,  mir  &ur  «Rechtfertigung 
Unb  bir  aum  $rofte,  roie  es  fid)  begab ! 
3<fj  lebte,  rote  es  SBittoen  siemlid)  ift, 
Wlit  meinen  itinbern,  einfam  unb  betrübt. 
Die  $erm  bes  fianbes  aber  forberten, 
Daß  meinem  Sohne,  bem  oertoaiften  (Emft, 
(Ein  jtoeiter  Steter  ©erbe,  ber  jum  Sd)ufc 


40  (Ernft,  ger30g  oon  Sdjumben. 

»M    Dem  Knaben  fei  unb  bet  bas  £er3ogtum 
SBeoogte  bis  311  (Ernftes  Sftünbigfett. 
Der  tapfre  ©raf  in  grauten,  Äunrab,  toarb 
Um  meine  £anb,  unb  er  oor  ollen  fd)ien 
(Ein  tüdjt'ger  Sd)ufcf)err  meiner  Sprößlinge, 

260    3^n  umnfdjten  bie  Söafaflen  unfres  fianbs, 
(Er  toarb  von  meinen  SRäten  mir  gerühmt; 
3d)  aber  blieb  bem  2Bitu>enftanbe  treu. 
2lls  id)  nun  eines  SRorgens  00m  ©ebet 
9lus  ber  Capelle  fam,  ba  toar  ber  §of 

266    mit  I)o<fföeitlicf)en  «Reitern  angefüllt, 
Slus  beren  SRetyn  ber  l)o§e  ftunrab  trat 
Unb  mid)  auf  einen  fdjmuden  3*Her  ^ob. 
Die  flanbestjerren  aber  unb  bas  93oIf, 
Die  mid)  oerteib'gen  füllten,  jubelten 

270    Der  feltfamen  (Entführung  SBeifaü  3U. 

So  tft's  gefd)el>n.  SBerbamme,  wenn  bu  fannft! 

SBermeffner  Sinn,  ber  fid>  3U  toeife  bün!t, 
Die  SBarnung  eines  Sterbenben  311  adjten! 
Den  bu  ben  §ort  ber  Deinigen  geglaubt, 

275    (Er  ift  il)r  geinb,  ifjr  Unterbrüder  jefjt. 
Du  aber  fteljeft  mit  geteiltem  §er3en 
inmitten  boppelfeitigen  Söerbanbs, 
Unb  fd)on  Ijaft  bu  bem  erftgebomen  Soljn 
Durd)  fdjnöben  (Eib  ftiefmütterlidj  entfagt. 

280  ©ifela.  SBillft  bu  mid)  töten,  tote  bu  ben  ©ema$l 
SRir  töteteft? 
Valbert.  (Ein  SBamer  fomm'  id)  bir. 

Umfonft  Ijat  ftaifer  $etnrid)  (Eudj  ermahnt, 
Den  93unb  3U  Iöfen,  bem  bie  ftirdje  3ürnt, 
SBeil  bu  bes  ftunrabs  Slnoenoanbte  bift, 

285    Vergebens  säuberte  ber  (Ersbtf^of, 
Da  er  bid)  frönen  follt'  als  Äönigin: 
So  mufe  nun  idj  erfdjeinen  im  ißalaft, 
$l\ä)t  um,  ein  Höfling,  äBetyraud)  bir  ju  ftreun, 


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8.  tfofoug. 


41 


Stein,  um  $u  toarnen  mit  bem  legten  $audj 
Des  Sterbenben,  ben  id)  in  mid)  gefaugt,  wo 
Dafj  bu  entfageft  biefem  (Ejjebunb, 
Da&  bu  bie  2Bitroe  bleibeft  Serjog  (Ernfts 
Unb  feinen  Äinbern  eine  SRutter  feift. 
@ifela.  3«  meinem  £>eiltgften  greifft  bu  mid)  an, 

Du  roirf  jt  mir  cor,  was  nod)  fein  2Beib  ertrug,  »es 

Du  fränf  ft  mid)  ba,  tdo  aud)  bie  £öroin  füfylt, 

Du  retfeeft  an  ben  SBanben  ber  Statur. 

2Bar  meine  (Einftdjt  fürs,  mein  Sorfat}  fdjtoad), 

Die  £iebe  bodj  ift  etoig  ftart  in  mir, 

Sab'  id)  ben  (Eib  gefdjiooren  allßu  rafd),  *>o 

So  f)ab'  id)  taufenbfältig  brum  gebüßt, 

$ab'  id)  ben  SBihoenfdjleier  nidjt  bewahrt, 

Die  Äaiferfrone  trag1  idj  unenhoeiljjt. 

(Es  fegnet  mid)  mein  £aus,  es  fegnet  mid) 

Das  93oH,  fo  toeit  man  beutfdje  3unge  fpridjt.  »5 

Der  Slnbadjt  bau'  id)  I)of)e  Tempel  auf, 

Der  ftranfl)eit  toetf)'  id)  $flegef)äufer  ein, 

Der  5lrmut  fpenb'  idj  meiner  Kammern  Sd)at|, 

Wwäxts  eutblüfjet  Segen  meiner  Spur. 

Unb  thront  ber  -ftaifer  mit  bem  Sdjroert  bes  SRedjts,  no 

So  tljron'  id)  mit  ber  fönabe  ipalmenjiDeig ; 

Vermittlerin  bin  ia),  gürbitterin, 

2Bie  meinen  ämbern,  fo  bem  ganzen  SBolf. 

Du  aber,  ber  bu  ftrafenb  oor  mtd)  trittft, 

Hnb  mir  bie  Ärone  werfen  roillft  00m  $aupt#  m 

Unb  mir  bas  $er$  erbrüden  in  ber  ©ruft, 

2Bas  tatt\t  bu,  bas  bid)  berechtigte, 

2Rid)  ju  ©ernteten?  Spridj!  2Bas  tateft  bu? 

Den  Steht  tjaft  bu  gef)öt)lt  mit  beinen  ilnien, 

2lm  ^Pflug  §aft  bu  gejogen  ftatt  bes  Stiers,  82o 

Di$  felbft  ^aft  bu  serfleiföet,  ob  bir  gleich 

Der,  ben  bein  Speer  gefällt,  fo  fd)ön  oe^iel): 

Dein  2Berf  ift  tot,  unfrud)tbar  all  bein  Sun. 

Unb  rp*m  bu  nun  bur^  beutfd)e  (Baue  toallft. 


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42  CErnft,  §tx$o$  oon  Sdjtoaben. 

Unb  fielet  bic  Surgen  glätten  auf  ben  $öf>n, 

Unb  fte$ft  bte  SRitter  reiten  burd)  bas  Xal, 

Unb  fjörjt  bes  3agbljorns  klänge  burd)  ben  2Balb, 

Die  roofjtbefannten  — 
«Valbert  2Bed'  nid)t  biefen  $all! 

(öifcla*  Unb  fieljft  bas  geuer  brennen  auf  bem  $erb, 
»so    Unb  [iel)[t  bte  &inber  fpielen  oor  ber  Züx: 

Saufet  bu  nidjt  [djamrot  werben  oor  bir  felbft, 

Dafc  bu  fo  leblos  burdj  bas  £eben  ge^ft? 

2Barft  bu  nidjt  felber  einft  ein  SRittersmann  ? 

Saft  bu  niä)t  einen  8rorft;  nidjt  eine  23urg? 
335    §ajt  bu  nidjt  einen  $erb  unb  §aft  ein  5linb, 

Das  bu  oerlaffen  fo  unoäterlidj? 

Unb  toenn  bid)  nid)t  bie  £uft  bes  ßebens  lodt, 

SBeifjt  bu  nidjts  nteljr  oon  SRitterpflidjt  unb  Stat? 

3ft  feine  Unfdjulb  meljr  bebrangt?  3ft  fein 
3*0    Unglüdlidjer,  ber  tapfern  Sirms  bebarf? 

3rrt  nidjt  bein  §er3og,  bem  ben  Später  bu 

©rfd)lagen,  int  er  hilflos  nidjt  umljer, 

©eädjtet,  oljne  23urg  unb  oljne  §erb? 

£),  läge  nidjt  ber  Gib  cor  meinem  SRunb, 
546     2Bär'  nidjt  oerfd)üttct  mein  lebenb'ger  Quell, 

SBär'  nidjt  gebunben  meiner  £iebe  äraft, 

3<f)  wollte  mit  bir  ringen,  finftrer  ©eift ! 

Unb  wie  bie  Sonn'  ins  SRarf  ber  ©rbe  bringt 

Unb  aus  bem  ©oben  freibt  bie  grüne  Saat, 
35o    So  wollt'  id)  bidj  ergreifen,  totes  $er$, 

Unb  berften  Jollte  mir  bein  ftarres  (Eis!  (stb.) 
Wbalfrett  SBtn  id)  oerwanbelt?  2Bie  ift  mir  gefdjeljn? 

£at  mid)  ein  3auberftab  berührt?  95in  id) 

3n  einen  2Bunberbrunnen  eingetaucht? 
355     2Bas  nidjt  ber  Biberg,  nidjt  bas  Ijeil'ge  ©rab, 

SBas  nidjt  bes  3orbans  Ijodjgeweityte  glut 

9ln  mir  getan,  bas  tjat  bies  2Beib  oermodjt. 

3a,  ©ott  fann  SBunber  wirfen  überall. 

Der  Sdjulb,  bie  midj  ^ermahnte,  bin  idj  los, 


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4.  Hufoug,  1.  Auftritt.  43 

Das  Zox  ber  ©nabe  [fliegt  fid)  Ieud)tenb  auf,  860 

Dem  öoffnungslofen  ift  ein  2Beg  geseigt. 

SRidjt  bas  entfüfjnte  meine  2Rörberf)anb, 

Dafe  id)  fie  tminb  gerungen  im  (Bebet; 

SRein,  Pfreid)  fei  bem  So^ne  fie  gereift,  ses 

Dem  [ie  ben  SBater  freoentlid)  geraubt! 

Soll  id)  gegeißelt  fein,  fo  fei's  für  il)n! 

Sftein  SBIut,  für  il)n  oergoffen,  toafd)t  mid)  rein. 

STOetn  ©eift,  für  xfyn  oerfjaud)t,  fdjroebt  ^immelan, 

Hnb  mein  ©efd)ledf)t,  bas  id)  oerflud)t  getoäljnt, 

9loä)  !ann  es  blühen,  bis  ins  fernfte  ©lieb  «™ 

»in  id)  gefegnet.  £eil  fei  biefem  SBeib !  (TO.) 


Vierter  Hurtig» 

Crfter  ffluftritt. 

edjtoarawatb.   Huf  ber  $ö$e  btt  5öurg  ftalfcnfUitt. 

3m  SSotbcxgrunb  XOtxntx,  ben  fdjlafmbcn  €rnft  im  ©djofje.  Krkgs- 

Uute,  umljcTßelagett. 

kernet*  (Er  fd)läft  in  meinem  Sd)o&,  er  fdjläft  fo  fanft, 
SBertrauenb  f)at  er  fid)  mir  angefdjmiegt. 
£),  nur  $u  fe^r  l)at  er  mir  ftets  oertraut; 
Die  ©d)e,  bie  i$m  tollte  Sdjufc  oerlet^n, 
£at  auf  fein  £aupt  ben  SBetterftra^l  gelenft!  6 
Sein  £eben  toar  fo  fd)ön,  fo  morgenfjell, 
5Bis  id)  fein  fjreunb  unb  fein  SBerberber  roarb. 
3d)  btn's,  ber  in  ben  toilben  Streit  if)n  rijj, 
3d)  toarf  tljn  ins  ©efängnis,  id)  l)ab'  \f)n 
©eäd)tet,  id)  fein  fiiebesglüd  gerftört,  io 
Sftem  2Ber!  ift  er,  tote  er  Ijier  oor  mir  liegt. 
Dod)  er  ift  immer  freunblid),  immer  treu, 
ftetn  anbrer  Sonourf  roarb  mir  je  oon  if)m, 
9IIs  biefe  SBläffe  feines  2lngefid)ts 
Wnb  Wefer  Stynersenspg  in  feinem  6$!af .  » 


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44 


Cnrnft,  $erjog  von  Sdjroaben. 


£),  lönnt'  tdj  ihn  mit  biefen  Ernten  toett 
hinübertragen  in  ein  glüdlid)  £anb, 
2Bo  griebe  roorjrtet  unb  roo  greube  Müf)t, 
9CBo  bem  (Erroadjenben  fem  fdjroeres  Jßeib 
20    SBerfdjamnben  roäre  toie  ein  böfer  Sraum! 

Ubatbtxt  tritt  auf. 

«balfcert.  Da  liegt  er.  £a !  2Bie  er  bem  SJater  gleist, 

511s  ber  Gtrblafete  mir  im  Slrme  lag! 
Werlte*. 

Sritt  Jad)t  auf,  «Pilger!  SBecf  nify  meinen  greunb! 
Valbert.  £afe  mir  bie  SBacfjt  bei  biefem  Sdjlafenben ! 
sö    3$  ^ab'  ein  altes  <Red)t,  bie  £er3oge 

3m  9Irm  $u  galten. 
Sterne*.  SBunberlidjer  SRann! 

SBenn  man  bir  tiefer  in  bie  iRunjeln  fdjaut, 

SBtft  bu  ber  Valbert  oom  galfenftetn. 
Valbert.  2Benn  bu  bie  Jßocfen  von  ber  Stinte  ftreid)ft, 
so    ©ift  bu  ber  SBerner,  ber  von  Biburg  ftammt. 
ferner«  2Bas  rotllft  bu  hier? 
Hattert*  Den  §er5og  fudjt'  iä)  auf. 

Kernet.  SBeifet  bu,  bafe  er  gebannt,  geästet  ift? 
Valbert,  SBer  folgen  glud)  getragen  hat,  rote  td), 

Der  bleibt  oon  $l<ht  unb  ©annftrahl  ungefdjredt. 
86    Das  eben  fotl  vom  glu<he  mid)  befrein, 

Dafe  idj  bem  Sdjter  öffne  meine  SBurg, 

Den  fidjern  $ort,  ber  bort  oom  greifen  trofct. 
ferner.  Sdjon  hab'  id)  angeflopft  an  ihrem  2or, 

Der  Surgoogt  I;at  ben  (Einlafj  uns  oerfagt. 
4o$tt>aH>ert  !$f)m  übergab  id)  metner  SBater  $>aus, 

tttls  id)  hinausging  auf  bie  Pilgerfahrt, 

Unb  feinem  öffnet  er,  als  feinem  $errn. 
entft  (erwa^enb).  2Ber  ift  ber  ättann? 
Söetne*.  9Wem  £er3og,  fei  erfreut ! 

(Erhebt  eudj,  \f)t  (Befählen  unfrer  9tot! 
46    Cöeroonnen  ift  uns  heut  ber  erfte  Sieg. 


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4.  8uf3ug,  t  Auftritt. 


46 


SRodj  [djroeiften  mir  im  2BaIbe,  tote  bet  2Bolf, 
SRod)  freiften  mir  untrer,  bem  (Seiet  gleidj, 
Der  [idj  ntdjt  fefcen  barf  auf  rooljnlid)  Dad), 
Hnb  nur  ber  SBufdj,  ber  aud)  bas  2Bilb  belegt, 
Hnb  nur  bie  Sdjluft,  bie  audj  bas  Raubtier  birgt, 
2Bar  uns  §  er  berge;  btefer  SWann  juer[t 
(Eröffnet  menfdjlidje  23ef)au[ung  uns, 
Die  23urg  bort  oben  fdjliefoet  er  uns  auf 
Unb  maä)t  uns  ^etmtfd^  in  bem  fd)tDäbfd)en  £anb. 

ernjt*  2Ber  bift  bu,  ber  bu#  felbft  ein  ^ilger,  mir, 
Dem  unftet  SBanbernben,  ein  Obbad)  beutft? 

Valbert  3d)  bin  ber  unglüdfel'ge  Slbalbert, 
Der  [einen  §erjog  in  bie  Seite  roarf, 
Unb  ber  oon  fünf3et)njä§r'ger  ^ilgrimfdjaft 
9lur  bann  entfünbiget  nadj  Saufe  fetyrt, 
SBenn  bu  mit  ü>m  in  [eine  dauern  trittft. 
£),  toenbe  bidj  nidjt  ab !  Sei  biefem  ftreuä, 
Das  nod)  ber  Statte  Denfmal  ift,  auf  ber 
Dein  SBater  ftarb  unb  fterbenb  mir  oergab, 
Sefdjroör'  id)  bidj,  oerfdjmälje  ntc^t  mein  |>aus! 
Du  retteft  eine  Seele. 

Gruft  Öingebeugt 
9luf  biefen  ©oben,  ben  bem  SJIut  getränft, 
Umfaffenb  biefen  moosbebedten  Stein, 
Den  in  ber  attitternadjt  bein  ©eift  umf^roebt, 
ftlag'  iä),  geliebter  S5ater,  bir  mein  £os. 
So  elenb  fietyft  bu  mid)  unb  fo  oenoaift, 
Dafe  id)  ju  bem  bie  3uflud)t  nehmen  mufe, 
Der  bid)  gemorbet. 

Kernet«  £ord)' !  (Ein  £om  erbrö^nt. 

3ur  2Be!)r,  i$r  SKänner!  3Beid)t  oom  Ser^og  nic^t! 

Groß,  yilfy  toie  3um  Angriff  na^t  fidj  biefe  Sdjar, 
Sie  fdjreiten  oor  in  emftem  Srauerjug, 
Umflort  ift  ifjr  panier,  bie  Sdjärpen  f^toarj. 
Das  ift  SBarin,  ber  Sdjtoabens  ga^ne  trägt! 

VOavin,  an  bei  <Bp^t  einer  Jfriegäfdjar,  tritt  auf. 


46  (Emft,  gcrjog  oon  Sd)roaben. 

Statin«  SB«  treten,  Seräog,  in  geringer  3af)\, 

so    Dod)  tapfem  unb  getreuen  Sühits,  su  bir. 
hinunter  ins  itai'fd&e  Sd)lad)tgefilb 
£at  uns  bem  ©ruber  Sermann  einft  geführt. 
Das  ©anner,  bas  idj  trage,  roallt'  iljm  cor 
3u  mandjem  ^eifeen,  e^renoollen  ftampf. 

85    Des  jungen  gelben  freute      bas  $eer, 

Uns  Schwaben  nur  toar's  auf  bes  3ünglings  Stirn 
Gin  Ijäpd)  2Ral,  ba&  er  bie  SBürbe  trug, 
Die  bir  entriffen  roorben,  unb  \ä)  [elbft 
gab'  if)m  bie  galjne  mit  ©erbrufc  gefdjroenft. 

oo    $laä)  toofjlerfodjtnem  Siege  sogen  nur 
ginauf  gen  Sufa,  wo  bie  Ijolbe  ©raut, 
Des  ©rafen  £od)ter,  tl)n  erwartete. 
Da  fiel  auf  uns  ber  Seucfje  böfer  £au, 
Die  SWänner  fanfen  auf  bem  2Beg  baf)in, 

»6     SRidjt  ei^eln,  nein,  in  Schwaben  l)ingemäljt. 
Unb  nid)t  erhielt  ber  beften  Sr^te  ftunft 
Des  gerjogs  junges  £eben,  au  Xrient 
£iegt  er  begraben,  feinen  Jßeib  l)at  Jo 
Das  ©ift  oerjeljret,  bafc  roir  felbft  fein  §erj 

ioo    Sftidjt  mit  uns  brauten  in  bas  ©aterlanb. 
Wofy  in  ber  Stunbe  feines  frühen  £obs 
©erief  er  midj  unb,  oon  mir  abgetoanbt, 
Damit  mir  nid)t  fein  Wnfyaud)  töblid)  fei, 
Sprad)  er:  „Das  ©anner,  bas  bu  trägft,  SBarin, 

io6    ©ring  meinem  ©ruber  (Emft!  gür  iljn  allein 
gab'  idj's  genommen  unb  beroa^rt,  für  tyn 
gab'  i<f)'s  mit  ttuljm  befragt."  —  Dies  lefcte  2Bort 
(Ergriff  bie  gerjen.  Srauernb  unb  bekämt 
golgt'  xf)m  su  <5rab  ber  Unfern  Heiner  SKeft. 

no    Dann  fetjten  roir,  gefjorfam  bem  ©efeljl 
Des  Sterbenben,  foglei(§  ben  geimßug  fort. 
9lod)  untenoegs,  nod)  auf  ber  Sllpen  Steig 
£at  uns  ber  $ob  gejeljntet,  mandje  fieidje 
SBarb  in  bas  gelsgeflüft  ^inabgeftürst. 


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4.  «uftug,  2.  Auftritt. 


47 


SBir  aber  bringen  bir  bein  brfiberltd) 
S3ermä<f)tnis,  nimm  bies  trauembc  panier! 
güfjr'  uns  jum  Äampfe,  fü^r1  uns  ra[d)  ooran, 
93eoor  nod)  listet  un[er  Häuflein  wirb ! 
Denn  bei  noa>  jetjo  blü^enb  cor  bir  [tefjt, 
Srägt  fdjon  oieIIeid)t  in  jid)  ber  Seudje  &eim,  120 
Unb  befler  fällt  ein  Sütonn  in  offner  Sdjladjt, 
$lls  ba&  er  auf  bem  ftranfenfager  fault. 
Gtnft»  £),  Ijerrlid)  tret'  id)  in  mein  ^eraogtum ! 
Des  SBaters  SKörber  öffnet  mir  bas  Zox, 
Des  Arabers  £eid)en3ug  i[t  mein  (Befolg.  125 
äomm,  Valbert,  mxä)  föredet  nid)t  ber  Sftorb! 
golg'  mir,  SBarin,  id)  jdjeue  nidjt  bie  ^ßeft ! 

(mt  ab.) 


3toeitet  Auftritt. 

2ttangolb$  Säger. 
Graf  mattQolb  unb  bet  Slfdjof  tDarmarm  treten  auf. 

Söanitatttt.  3m  £ager  mufe  idj,  Sfleffe,  btd)  begrüben, 
Du  gel)ft  bein  Sdjlofe  ooruber,  läffeft  mtd) 
3u  ftonftan$  Marren,  unauff)alt[am  eilft 
Du  an  ber  Spitje  beiner  &riegsmadjt  oor. 

anattgolb.  2fletn  Auftrag  I)ei[d)t  [0  föleunigen  SöoIIsug.  * 

«öarmantt.  Unb  nid)t  geben!'  idj  bid)  barum  ju  [djmälen. 
Durd)  <Regen[d)auer  unb  burd)  Sonnendem 
3ft  märfjtig  bir  bas  <5lüd  herangereift, 
Selbft  roas  noc$  jfingft  im  ferneften  (Bebtet 
Der  2Bfin[dje  lag,  toas  ein  bebauter  Sinn,  to 
Der  Äü^nes  meibet,  (tili  in  fidj  oerfdjlofc, 
3[t  jefct  uns  fiberrafdjenb  nafj  gerüdt 
Unb  ©in  oernetymlidj  ausgefprodjen  fein. 

9flangolb. 

Die  günft'ge  Stunbe  ©erb'  uns  nidjt  oerjäumt! 

2Bas  ift's?  1* 


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48  Cfrnft,  gerjog  oon  Sdjroaben. 


Vbatmann.  Snbes  bie  laiferli^e  £ulb 

Das  Sd)t(ffal  (Ernfts  fn  beme  $anb  gelegt, 
3nbes  ber  roüfte  gtiebensftörer  föon 
58on  beinen  Sparen  faft  umfdjloffen  ift, 
3nbes  oerfunbet  jebem  fdjroäb'fdjen  (Sau 
(Ein  bumpf  ffieläute  $>er&og  £ermamts  2ob. 
2Ber  foH  nun  §erjog  ©erben?  2Bem  oertrout 
Der  ftaifer?  SBeldjes  $aus  in  Sdjwaben  lennt 
(Er  als  bas  treuefte?  gfür  weites  fpridjt 
Das  ättfte  ttedjt,  bas  neuefte  »erbienft? 

9ftangolb,  Da&  unfres  oom  erlaubten  SBurffjarb  ftammt, 
Dafc  es  In  Sdjroaben  §er3ogsroürbe  trug, 
2Bof;l  weift  idj's,  unb  bu  felber  [djalteft  oft 
Den  füfjnen  Stolj,  ben  id)  barob  gezeigt. 

£8armaun.  3d)  [djalt,  ums  fid)  jur  liiert  offen  gab. 
Dod),  wenn  bu  nun  ben  legten  Slbfömmling 
Des  weifen  prftenftammes  nieberwirfft, 
2Benn  über  bem  jertretnen  2Bappenf<f)ilb 
Du  Jiegreid)  fteljeft  unb  ben  beinen  fjebft, 
Dann  — 

(Sitte  VOadfC  tritt  auf. 

XSadje«  §err,  ein  fretnber  Äriegsmann  bittet  (Eudj 

Um  3utritt  unb  um  fixeres  ©eleit. 
3Ranßolb.  »ring  i$n !  (SWe  m$t  oft.) 
ZSatmann.  SBxaud)'  93or[i<fjt,  Steffel 

aWangolb*  2Bas  foll  mir 

Der  einjle  SWann? 

ZOexnet  tritt  auf 

SBer  bift  bu? 

Werner.  &enn[t  bu  mid)  ? 

«öartnann*  Verwegner  f 

aRangofr,  SBenn  bie  5Reue  bid>  ni^t  treibt, 

2Beld)  toller  Sülut  ffiljrt  bid)  oor  mein  ©ejeit? 

Wbttnet.  So  ift's  boä)  roaljr,  was  id)  nidjt  glauben  wollte. 
SBts  id)  mit  eignen  klugen  es  gefef)n, 
Daß  bu,  töraf  SKangolb,  bem  oertoanbtes  93lut 


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4.  Stufjug,  2.  Auftritt.  49 

SB«  meinem  burdj  bie  Slbern  rollt,  bafe  bu 
Den  £erjog,  beinen  regten  £errn,  nid)t  blofe 
SBerlaffen  Ijaft,  nein,  ba&  bu  i^n  oerfolgft,  « 
Da&  bu  an  ber  Verfolger  Spitje  ftef)[t! 

9R<mdoR>«  SRit  u>eld)em  SRedjt  bu  mid)  3ur  SRebe  ftelljt, 
Das  möd)t'  iä)  ariffen. 

»Serner,  9Wtt  bem  <Red)t  bes  93luts. 

(Es  rühmen  [idj  bie  Sftänner  bes  ©efd)led)ts, 
93on  bem  [ie  flammen,  unb  rufjmroürbig  ift's,  «> 
2Benn  Alraft  unb  £ugenb  toeitfjin  \\d)  oererbt, 
SBenn  oor  bem  Sofjn  bes  Söaters  SBeifpiel  glänjt, 
SBenn  unter  SBrübem  ebler  SBettfampf  brennt, 
SBenn  jeber  eiferfüdjtig  toadjt  unb  ringt 
gür  folgen  9Ibels  unbefledten  G>lan3.  m 
Unb  baraus  fliegt  bas  SRedjt  mir  unb  bie  ?flid)t, 
Did)  absuma^nen  oon  oerfe^rter  SBafjn. 

aWangotb.  ©eaiemt  es  bir,  midj  abjuma^nen,  bir, 
Dem  ßanbsoerroiefnen,  bem  ©eä^teten, 
Der  unfres  Stammes  2Iusrourf  ift  —  «o 

SSertter*  Dem  bu 

3ns  Sluge  nid)t  p  bltden  bid)  erfedft. 

Dem  23lut,  bas  id)  gemannt,  f)at  [id)  empört 

Unb  fjat  bie  SBange  bir  mit  Sd)am  gefärbt. 

golg'  biefer  Regung,  lag  ben  beffem  Srieb 

Did)  ganj  ergreifen!  Sei  ber  93äter  toert!  65 

3<*,  SWangoIb,  toenn  bu  nidjt  ben  geinben  (Ernfts 

SRit  £etb  unb  Seele  fdjon  oerfangen  bift, 

2Benn  bir  jut  (Etjre  notf)  bie  SRüdfefjr  blieb, 

So  tritt  prüd,  aufrichtig,  jonber  Sd)eu: 

Die  £e$n,  bie  bidj  oerpf listen,  gib  fie  fjeim!  ro 

Die  eitle  ©nabenfette,  wirf  [ie  ab! 

Der  fdjnöben  §auptmannfd)aft,  bie  bid)  entehrt, 

Die  beinen  Stamm  befledt,  entfdjlage  bid)! 

Der  Dienft  ber  gretfjeit  i[t  ein  [trenger  Dienft, 

(Er  trägt  ni^t  ©olb,  er  trägt  nid)t  gürftengunft,  75 


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50  CErnft,  £erjog  von  Sdjtoaben. 

(Er  bringt  Serbannimg,  junger,  Sdjmad)  unb  Xob; 

Unb  bod)  tft  biefer  Dienft  ber  $öd)fte  Dienft, 

3$ni  rjaben  unfre  SBäter  fid)  getüeüjl. 
$ab'  aud)  tdj  mein  Jßeben  angelobt, 
so    (£t  fjat  mid)  oiel  gemüfyet,  nie  gereut, 

pr  biefen  Dienft,  ©raf  9KangoIb,  ©erb'  xä)  bid), 

Du  wirft  mir  folgen! 
SSarmann*  Salt,  Sermeffener ! 

mu\t  bu  Senat  $ier  [tiften?  $off'  es  ni^t! 

Die  Sparen,  bie  bu  rings  gelagert  fieljft, 

Sinb  treu  bem  ftaifer,  toie  ©raf  Sttangolb  felbft. 
Sßerner«  2Rit  biefen  Sölbnern  $ab'  iä)  fein  ffiefdjäft, 

Sie  mögen  tun,  wofür  man  fie  besagt! 

Wud)  1)ab'  \ä)  nid)ts  mit  bir,  bu  bift  ein  SRönd), 

Du  bift  ein  toter  Sdjöfeling  unfres  Stamms, 
so    «n  bir  nidjt  üb'  td)  ber  Söeramnbtfdjaft  SRedjt. 

3u  SWangolb  fpredj'  idj,  er  oielleidjt  wirb  einft 

Stammvater  eines  grünenben  ©efdjledjts, 

Drum  jiemt  es  mir,  ju  forgen,  bafe  er  ntd)t 

Verräter  3euge,  Sd)ran3en,  äRietlinge. 
96  S$armann.  ©raf  SKangolb,  faiferli<t)er  gelb^auptmann, 

3u  lange  fd)on  Ijörft  bu  es  mit  ffiebulb, 

2Bie  biefer  gredje,  biefer  SRafenbe 

Did)  felbft  unb  beines  Gimtes  SBürbe  fdjmfl&t! 

3u  lange  fdjon  mifebraudjt  er  bein  ©eleit, 
ioo    Das  bem  SKedjtlofen  bu  nidjt  fdjulbig  bift. 

aWangolb.  Söon  Rinnen,  SBemer!  Du  erf^ienft  ju  fpät, 

3$  bin  gefd)leubert,  unb  i^r  feib  äermalmt. 
SScruer*  3d)  ge$\  (Erfüllt  Ijab'  id)  ber  90ta$imng  $flid)i, 

SRod)  eine  I)eifd)et  unfer  Stamm  oon  mir, 
io5    Slud)  ber  toill  id)  genügen.  SBenn  bem  3(ar 

Der  Seinen  eines  aus  ben  ßüften  fällt, 

So  Jdjiefet  er  nieber  unb  oerttlgt's.  2Benn  bu 

9Kir  in  ber  Sdjladjt  begegneft,  [ie$  bid)  oor! 

(Hb.    WIcmaoVb  unb  SBaraiann  tu  ba8  ©eaelt.) 


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4.  fcufeug,  3.  Auftritt. 


51 


Dritter  8uf tritt. 

JBurg  ftattenfUin. 
€mfl  aUctn,  am  ftenjte. 

Gruft,  (£s  ift  bie  3eit  jefct,  tdo  im  offnen  fianb 
Das  reife  Sljrenfelb  ben  Sdjnittern  toinft, 
9ßo  in  ben  [onnigen,  belebten  (Saun 
5llfa>ärts  geemtet  xotrb  unb  eingeijeimft. 
3$  bin  oom  gelb  ber  (Ernten  ausgefperrt,  * 
SBin  emgefdjloffen  in  ber  SBtlbnis  $ier 
Unb  Wide  oon  bem  gelfen  biefer  23urg 
Sinunter  in  ben  Mbgrunb,  wo  ber  Strom 
Durd)  krümmer  unb  gefüllte  göfjren  to[t. 
Die  iannemodlber  flberfdjau'  idj,  bie  w 
3m  SBinter  grün  finb  unb  im  Sommer  toelf. 
SDltr  ift  fein  anbres  (Erntefeft  bereit, 
5TIs  ido  bie  Sdjtoerter  \tatt  ber  Sidjeln  finb, 
Unb  too  id)  felbft  bie  falbe  ftfjre  bin.  — 
Der  Türmer  bläft.  O,  mödjt'  es  SBemer  fein !  « 
Der  3(benb  bunfelt  unb  mir  bangt  um  ifjn. 
(Er  ift's.  3ai  trf<§*  gefangen  fein  famt  ber. 
Die  geffeln  fprängen  ab  oon  feinem  2Irm, 
Die  Sd)löffer  Hinten  auf  oor  feinem  §audj. 
Die  gretyeit  mögt  tyr  binben,  biefen  nid)t !  20 

XOtvrtcx  tritt  auf,  ber  ©aal  füllt  fidj  mit  UtU$sUuttn  (£ntfl3. 

Söerner*  $erein,  herein,  U)t  Scanner!  Äommt  unb  fjört! 
(Eudj  atle  gef)et  meine  ftunbfdjaft  an. 
2Bir  finb  unt3ingelt,  jeber  2Beg  oerbaut, 
Unb  faum  bin  idj  ^ie^er  nodj  burdjgefdjlüpft. 
3a,  biefer  ftaifer  fdjreitet  rafdjen  Stritt,  » 
SRtdjts  rettet  uns,  als  fdjleuniger  (Entfd)eib. 
Sdjon  weift  id)  nidjt  3U  f^ö^en  ifjre  S^)h 
Unb  jeber  Sag  oerftärfet  SRangolbs  Sdjar. 
Uns  ift  ber  3unjad)s  abgefdjnitten,  toir 
Sinb  unfern  greunben  aus  bem  53ltd  gerüdt,  so 
Die  uns  ertoarten,  ^aben  ntd)t  ©etoäfjr, 

drnji,  ^etjog  Don  Sdjtoa&en.  5 

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62  (Ernft,  gerjog  oon  Sdjroaben. 

Ob  roir  nodj  fteljn,  ob  roir  sertreten  finb. 

9lod)  ftefjn  roir  unb  nod)  ift  uns  freigeftellt, 

3u  rollen  stoifd^en  Übergab'  unb  Äampf, 
w     Unb  nod)  getröff  id)  mid)  ber  9Kögltd)fett, 

Dafj  roir  in  einer  Ijei&en,  blut'gen  Sdjladjt 

Den  geinb  jemi^ten  unb,  mit  Sieg  gefrönt, 

SBorbredjen  in  bas  £anb,  bas  uns  erf)arrt. . 

SBenn  jefct  roir  aaubern,  bleibt  uns  feine  2Ba$l, 
«0    9IIs  sroifdjen  Öbergab'  unb  gungertob. 

(Entföliefet  eudj,  SWänner!  Soll's  gefämpfet  [ein? 
<9arhu  3um  Äampf  begehren  roir. 
Sie  2tnt>erm  3um  Äampf,  jum  ftampf ! 

(SvttfL  3ft  einer  unter  eud),  bem  eine  SBraut, 

(Ein  2Beib,  ein  Kinb  bas  £eben  foftbar  mad)t? 
«     Gr  5iel)'  hn  grieben !  SRidjt  oerbenf'  id)'s  il)m, 

9ltdjt  §eifd)'  id)  fo  oerjroetfelten  (Entfdjlufe.  — 

3för  fdjroeigt  unb  ftefjt.  So  ruf  au<fj  idj :  3um  Äampf ! 

Der  erfte  2Rorgenfd)ein  ftnb'  uns  bereit! 

(Ein  jeber  rüfte  Jtd),  fo  gut  er  fann! 
80    Wlanä)  SBaffenftüd  nodj  $ängt  in  biefem  Saal, 

Das  unfer  9Birt  uns  rofflig  überlädt, 
«öerner*  Du  felber,  Serjog,  bift  nod)  unbewegt 

Hnb  Sebent  blofjgegeben,  ber  bidj  fudjt, 

£aft  mid)  birf)  roappnen  für  ben  fjeiften  Xag! 
»  Graft*  3ft's  eine  Sturmfjaub',  ift's  ein  SBruftftüd  nur, 

©cnug,  roenn  es  bie  SBetterfeite  [djirmt! 
«Seraer*  Die  93rünne  roerb'  um  beine  »ruft  gefdjnallt* 

Den  Äettenpanjer  roerf'  id>  über  bi<§, 

Den  Stürmet  binb'  id)  unter  beinern  Äfim, 
eo    Dein  gutes  Sdjroert  l)äng'  idj  in  biefen  Gmrt. 

Sei  biefer  Sta^I  roie  unfre  ireue  ftarf ! 

Sei'n  biefe  Glinge  f e[t  roie  unfer  ©unb ! 

Ubalbtvt  tritt  Qttoappntt  auft  ber  ©djar,  einen  ^üngKng  an  5er  $anb. 

$tt>albext.  3um  bitter  umgeroanbelt  tret'  id>  je^t 
SBor  bidj,  mein  £ersog !  Dir  oerbanf  id>  es, 
66    Dafe  mir  ber  Selm  bie  Stime  roieber  bedt, 


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4.  Stufoug,  3.  Buftrttt  63 

Dafe  mir  bas  Sdpert  bic  £üfte  roieber  fdjmfldt. 

2Benn  aud)  ben  Slrm  bie  3a^re  mir  gefdjtoäd)t, 

S5cr|^ma^  nidjt  meinen  Dienft!  2lls  Jüngling  aud) 

C5eb'  tdj  mid)  bir.  Siefj,  btefer  ift  mein  Soljn ! 

(Er  fei  ber  beine!  $lus  bem  ftIoJter3toang 

£at  er  fid)  losgertffen,  SEBaffentoerf 

£at  er  mit  gleife  erlernet.  Stimm  ifjn  I)tn ! 

Verjüngt  empfängft  bu  midj,  unfdjulbig  nod) 

Unb  unbefledt  von  beines  Katers  93Iut. 
Gwft*  34)  neljm'  iljn.  güg'  es  ffiott,  ba&  id)  il)n  bir 

3urüd  fann  geben,  tote  id)  iljn  empfing! 
ferner*  Der  idj  bis  je^t  als  ftriegsfnedjt  bir  gebient, 

(Setoappnet  als  ein  SRitter  tret'  aud)  \6) 

Dir  nun  pr  Seite,  benn  ein  foldjer  ftampf 

Stefjt  uns  beoor,  roobei  es  fid)  oerlofjnt 

3m  oollen  #riegesfd)mude  p  erfdjeinen. 

SBeneiben  aber  mufc  idj  biefen  SRann, 

Der  bir  ein  boppelt  fieben  toibmen  barf. 

£afo  bir  eitlen  einen  luft'gen  Sd)toanf, 

2Beil  jetjt  bie  3^t  ift,  Sd)toänfe  ju  eraäfjlen. 

tffls  Äaifer  £ehtrid)  einft  gu  9?egensburg 

flfofs  3agen  ausritt,  gab  er  ben  23efef)l, 

Dafe  feiner  oon  ben  gerren  feines  £ofs 

Sid)  folgen  laffe  meljr  benn  einen  ilnec^t. 

©Ieidjtoof)!  fam  i^m  ber  ©raf  oon  Abensberg 

SDlit  breiunbbreifjig  Seifigen  getrabt. 

(Ein  rüftig  Häuflein,  fauber  angetan, 

Die  SKöfelem  roofj!  gefattelt  unb  ge5äumt. 

Da  fprad)  ber  Äaifer:  „3ft  (Eud)  unbefannt, 

Da&  3^r  nur  einen  Diener  bringen  füllt?" 

Der  ©raf  barauf:  „9hir  einen  bring'  td)  mit." 

„2Ber  fmb  bie  anbern?"  „SWeme  Söfjne  finb's! 

Sie  alle  fdjenf  td)  unb  befef)!'  id)  (Eud). 

Sie  feien  (Eud)  im  fjrieben  eine  ßkt, 

3tn  Ärieg  ein  SBeiftanb!  fiaft  es  (Sott  gebeil)n!" 

So  fprad)  ber  Cöraf.  O,  toär'  id)  reid),  toie  er! 

5* 


64  OEmft,  öerjog  pott  Sdjroaben. 

O,  fönnt'  td)  bit  fo  Dielfad)  fieben  toei^n ! 

So  aber  fteb'  id)  einfam  auf  bet  2Belt, 

SBon  meinem  Stamm  f)ab'  id)  mid)  losgefagt, 
105     ©efdjleift  tft  meiner  SBäter  alte  23urg, 

Mein  $aus  f)db*  id),  lein  2Beib  unb  feinen  Sofyn, 

y\\d)ts  fjab'  id)  bir  3U  bieten,  als  mid)  (elb[t. 

3n  meines  Jßebens  ungefdjroädjter  ftraft, 

3m  Stolj  ber  greifjeit,  in  bes  Seyens  ©lut, 
110    3m  Mrren  biefer  3Baffen  roerf  id)  midj 

Dir  in  bie  9lrme,  bein  bis  in  ben  £ob ! 
Gtrttft  §at  je  ein  Serjog  foldje  Sdjar  geführt, 

So  treuergebne,  fo  $odjf)er3ige? 

3a,  meine  SBürbe  füljF  td),  anbers  nidjt 
äs    Darf  id)  eud)  führen,  als  in  ftürftentradjt, 

Damit  id),  fiegenb  ober  fterbenb,  fo 

(Erfdjeine,  roie  es  eurem  Seqog  3iemt! 

(Erfennen  foll  man  midj,  bamit  bas  Sdjroert, 

Das  mid)  begehret,  feinen  trifft  oon  eud). 
120    (Ein  Sdjarladjmantel  Ijängt  an  jener  SBanb, 

£egt  mir  iljn  um,  es  ift  ein  ffirftlid)  ftleib! 

9Cbalf>ett  (tnbem  et  (Ernfl  ben  «Kautel  umlegt). 

Dein  SBater  trug's  auf  ber  unfeFgen  3agb. 
Die  3eit  f)at  es  entfärbt. 
QhCUfL  Dies  blaffe  SRot 

3ft  edjte  garbe  meines  SJtifegeföids. 

125    Den  Sdjilb  I)ier,  brauf  bas  Sbappen  eures  Stamms 
(Erbleidjt  ift,  trug  ber  tapfre  Sermcmn  einft. 
(Er  xoürb'  eud)  angeboten,  gält'  uns  ntdjt 
Sfür  [djltmmes  3^d)tn  ]olä)  erlognes  23tlb. 

Gruft,  ©ib  fjer!  Der  tefcte  meines  Stamms,  ge$'  id) 
130    Der  Sdjladjt  entgegen,  bie  entfdjeiben  urirb, 
£)b  biefer  roelfe  Sdjarladj  neu  erblüljn, 
Dies  trübe  3Bappen  neu  erglänjen  foH. 

W&ttntt.  $eil  unfrem  Serjog ! 

$ie  «tt>em  Seil  bem  ^erjog  (Srnft! 


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6.  Slufoug. 


66 


f  Bnfftif  Huf jug. 

SKangoIb*  Saget. 
«Tango»  unb  tt?armann. 

Der  Äaifer  fommt,  unb  nod)  ift  nid)ts  gefdje^n! 
(Er  brfingt     fe$r,  laum  bin  i<§  angelangt, 
Sdjon  blidt  er  ob  ber  Sdfulter  mir  herein. 
SÖarmamt.  Das  tft  bas  mäcf)t'ge  SBirfen  btefes  OTanns, 
Da6  überall  mit  feiner  ©egentoart  5 
(Er  jebes  förbert  unb  im  Sdpung  erljält. 
3etjt  mufc  ifjm  boppelt  angelegen  fein, 
Daf$  bu  ben  9tufftanb  fdjnell  unb  grünblid)  tilgft, 
Seit  iDbo  von  Champagne  fid)  erljob 
Unb  felbft  nadj  ber  ital'fdjen  ilrone  langt,  10 
Die  ii)m  ber  (Er3bifd)of  oon  STCailanb  beut. 
SBirb  (Ernft  gewaltig  §ier  unb  Dbo  bort, 
Unb  bleibt  ber  Ungar  fortbin  ungeftraft, 
So  fte^t  es  fdjlimm  mit  faiferltdjer  Sütodjt. 

Unb  bodj,  lann  id)'s  ergingen?  Soll  mein  93olf  15 
Anrennen  gegen  jene  ftelfemoanb? 
Sie  galten  feinen  SJlonb  ftd)  auf  ber  33urg, 
Sie  finb  oerloren,  fommen  fie  ins  gelb, 
©etDife  ift  if)r  SBerberben.  Wur  bie  grift 
Soll  er  mir  gönnen,  bie  notoenbtgfte.  so 
Eßarmann.  (Er  toctfe,  tote  !eid)t  bie  Stunbe  Weues  bringt, 
Unb  barum  brängt  er. 

©ine  XOa%e  tritt  auf. 

85a<$e*  $err,  ein  Überfan! 

Die  SBonoadjt  ift  im  ganbgemeng,  [ie  roeidjt. 

Sie  bringen  toütenb  oor. 
aWangolb.  SßiHfommne  Wäx'l 

3um  5Rfid&ug  blaft  bas  $orn!  Dort  unterhalb,  n 

2lm  Sd)lunb  bes  £ales  orbne  fid)  bie  Sdjar! 


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6Ä  (Ernft,  Serjog  oon  Sdjtoaben 


Dort  roirb  Jid)  biegen  biefer  tolle  Sturm. 
Die  3eft*  ^6t!  Salb  roieber  finb  roh  Ijier. 
Du,  £)I)eim,  gel)ft,  ben  Äaifer  ju  empfahlt, 
Sag'  tym,  fein  Auftrag  [ei  ponogen!  —  SWarfdj! 

flBeibe  ab  mit  (befolge.) 

tfampfgetflimnel  Ijtnter  ber  ©cene.  ftlüdjtlmge  eiten  übet  bie  fflfifjne. 
Statin  erföeiiten  €*nfr,  ferner,  Ubalbext,  tOaxin  unb  tyre  ©djat 

mit  gezogenen  ©djroertern. 

©eroer* 

Die  Sd)lad)t  gef)t  frifd),  bie  Sdjtoerter  ftcljn  im  Saft. 

(Es  fämpft  ftd)  rafd),  too  SThtt  bie  gelbmuf», 

93er3©eiflung  bas  panier  ift. 
©ruft*  Dorthin  fdjaut! 

«öerttet.  3a,  bort  ift  Arbeit,  bort  ift  öelbemoerf! 

£ebenb'ge  dauern,  fedjsfad)  aufgeführt! 

(Es  mufe  ein  [tarfer  Strom,  ein  toilber  fein, 

Dem  man  fo  mädjt'gen  Damm  erbaut.  95red)t  burd)! 
Hattert  CBin  Soften  bleib'  uns  auf  bem  £ügel  l)ier! 

SKan  überfielt  oon  iljm  bas  gan3e  Zal. 

3m  SRüden  bro^t  ©efa^r. 
(Srnft*  Du,  Valbert, 

©leib  felbft  unb  warne !  deiner  fennt  toie  bu 

Die  töegenb. 

Wbalbttt.  3ft  mir  nfdjt  bas  Seil  gegönnt, 

gür  Se^og  (Ernft  jju  ftürjen  ins  ©efedjt? 
Soll  id)  unrüfjmltd)  auf  ber  SBarte  ftefjn? 
SWein  Soljn,  ber  bu  im  Kampfe  mid)  oertrittft, 
Du  bift  ein  £ef)rling  in  ber  SBaffenfunft, 
3etjt  tummle  bid),  es  ift  bein  erfter  Strauft, 
(Es  fann  ber  lefjte  fein!  Sin  einem  Jag 
Sftufet  bu  erringen  beine  2Reifterfd)aft. 
Sdjroing  Ijod)  bein  Sdpert,  wirf  fidjer  beinen  Speer, 
Sriff  unfre  geinbe,  triff  ben  öersog  nidjt! 

SBarttt*  3ur  Teilung,  meine  Rranfen,  füfjr'  id)  eud) ! 
SQlan  roirb  eud)  aapfen  euer  giftig  SBIut, 
2Kan  roirb  eud)  [djneiben  euer  bös  ©efd)roflr, 


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5.  flufoug.  67 

2R<m  rotrb  eudj  füllen  euern  gieberbranb.  w 
Der  galjne  reife'  i<§  ab  bcn  Trauerflor, 
3^t  ift  bie  SBttoe  toieber  eine  Sraut, 
3etjt  geht's  Ijinab  jum  luft'gen  £odjj}eitreiljn. 

Grnft.  (Em  Selb,  ber  in  bas  S^Ia^tgetoü^l  fid)  wirft, 
Soll  an  bie  Stau  gebenfen,  ber  er  bient.  <h> 
D,  (Ebelgarb,  geliebte  ©ottesbraut, 
Wus  behten  Soleiern  Miel'  auf  mid)  Ijerab, 
Dem  ernftes  ©üb  begeiftre  midj  sum  Tob ! 

CöCtttcr. 

WHmädjt'ger,  (5ott  bes  fjrriebens  unb  bes  3orns- 
Der  bu  ben  S3adj  anfdjtoellen  fannft  jum  SReer,  66 
Die  ftilte  £uft  erregen  jutn  Drfan: 
£a&t  jefct  aud)  unfre,  biefer  SKänner,  Äraft 
So  riefenljaft  amoadjfen  unb  erfdjroellen, 
Dafj  uns  bas  Ungeheure  möglid)  fei !  — 
fiinein !  —  gfir  Serjog  (Ernft !  70 
®ie  ttitbenu  pr  $>txm  Stn|t! 

(fcfle  db,  au&et  «batbett  mit  einigen  £rieg«teuten.) 

Sttmlfcert.  §in  brauft  ber  Sturm,  bie  2Bolfe  fä^rt  bafjin, 
SBemt  aber  fo  ber  SKRenf^^eit  Äraft  unb  <5lut 
Dal)infäf)rt,  of)ne  2Bieberfel)r,  bann  bebt 
(Ein  menfdjlid)  Serj.  —  Da  [türmen  fie  Ijmab, 
Hnb  brunten  fd)on  bie  £an3en  oorgeftredt,  75 
Daran  oerbluten  [oll  ber  £>elben  SBruft! 
23on  iRaubgeoögel  toimmell  fdjon  bie  £uft, 
Unb  burd)  bie  SBälber  fallet  2Bolfsgel)eul. 

(litt  «rtegämatm.  3etjt,  fcftt  fhtb  fie  sufammen. 

Kttbter»  SBeld)  ein  Stofe! 

2>ritter»  Sie  bredjen  burd) !  » 

m albert.  ga!  Shtb  bas  SWänner?  Sinb 

Das  SCBellen,  bie  bes  Sdjunmmers  2lrm  jerroirft? 
Durdjbrodjen  ift  bas  erfte  (Blieb. 

ÄriegSmann,  Sdjon  ttitt 

Das  jxoeite  oor. 


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68  (Ernft,  fierjog  oon  Sdjroaben. 


Seljt  mir  ben  SBerner,  feljt ! 


Wbalbctt  £in  Sobesengel,  uns  sunt  gort  gefanbt, 
«*    9togt  er  aus  allen  oor,  fein  blifcenb  Sd)roert 
gäljrt  aus  ben  SBolfen,  nid)t  ben  einjeln  SDtonn 
Sd)lägt  er,  er  fcfjlägt  bie  ganäe  S<f>ar! 
flriegömann.  SBer  liegt 

Em  ©oben  bort,  jerfpellt  ben  blanfen  Sdjilb? 
Hattert*  Der  SWangoIb  ift's ! 
ftticödmanm,  (Er  rafft  fidj  roieber  auf! 

■o    (Er  fü^rt  bie  britte  <Rei$'  $eran! 
»ttbrer*  O  fdjaut! 

Die  Unfern  raften! 
»rittet*  Sraun,  fein  Sßunber  ift's, 

2Bemt  fie  ermübet  finb! 
(Srfter*  Sie  f ammeln  f i$ ! 

D,  bie  finb  ftarf  gefd)mol3en ! 
Stoeitet*  Se$t  ben  2BalI 

Son  fieidjnamen! 
2>rttter*  O,  fef)t  ben  Strom  oon  SBIut! 

»  »ballert  Der  SBerner  aber  fte^t  oor  feinem  Srupp, 
2Bie  mit  gefpreijten  gtttidjen  ber  2lar 
Die  SBrut  umfdjirmt,  toenn  über  feinem  $orft 
(Ein  frember  Sögel  fampfanbroljenb  föroebt. 
3efct  lüftet  er  bie  Sdjnringen,  jefct,  gebt  adjt ! 
100  ftricfldmanm  Sie  $olen  aus,  fie  brechen  fur^tbar  los ! 
Rubrer.  3efct  gilt's! 


Der  95ürbe  los  3U  werben,  bie  mi<$  brüdt! 
®v tcgätuaum  Sie  finb  umflügelt ! 
»nbret*  Sie  finb  mitten  brtn! 

Valbert  Äaum  fe$'  xä)  nod)  bes  Serjogs  rot  ©eroanb. 

Das  SBanner  fdjtoanft,  ein  Segelbaum  im  Sturm! 
Är  tcgärnan  tu  Dort  blicft  man  burd) ! 
Äubrer*  Sie  finb  auf  einen  Änaul 

©eront! 


Strittet* 
Valbert 


Sefci  ift's  i$r  £efctes ! 


3eW  WÄrt  3eit, 


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6.  ftuftug. 


malbttt        Der  SBerner  Jtemmt  fidj  wie  ein  SRann, 
Den  eine  SRiefenfälang'  umflorten  1)ält, 
3fön  felbft  unb  [eine  Söfjne,  bem  fie  fdjon 
Den  3a^n  ans  £er5  9efetjt;      M  aufbäumt  110 
Unb  mit  bei  legten  Spannung  feiner  ftraft 
Die  gräfeltdje  Xlmfettung  von  fid)  brüdt! 

ftvkflomamu  Der  flampfplafc  (fliegt  fid)  tmeber! 

Wnbrcr*  3e^t  finb  fie 

»erklungen ! 

^rittet*  Steht!  Sie  reiften  \\6)  fjeroor, 

Den  JRüdsug  $aben  fie  fid)  frei  gefampft! 
matter t  2Bo  ift  ber  SBemer? 
Srkgämamu  2Bo?  3dj  fe$'  i$n  nidjt! 

«übtet*  Dort  ift  er. 

2>tittet*  SBel) !  Sie  führen  if>n  herauf ! 

(Er  ift  getroffen ! 
Wbalbert  (Ernft  $at  i§n  im  SIrm, 

9hif  feiner  Sd)ulter  $ängt  bes  SReden  §aupt. 

Die  geinbe  ftürmen  nadj,  oergeblidj  mefyxt  120 

Der  Heine  SReft  fo  großer  £tbermad)t. 

€rnft,  bat  öerwunbeten  XOexntv  fü^renb,  tritt  auf. 

Gruft  «Ridjt  weiter  bring'  id)  ifjn,  auf  biefen  Stein 

Stufe  id>  ifjn  nieberlaffen.  «balbert! 

$aft  bu  fein  Äraut,  bas  biefe  SBunben  ftfflt? 

O  fpar'  es  nidjt  für  beinen  Sof)n !  Der  ift  i» 

Sdjon  längft  erfd)Iagen.  SRette  meinen  greunb! 

Du  gibft  ben  Sater  mir,  ben  bu  mir  na^mft. 
malbett.  «Reife  mir  bie  grauen  £oden  aus!  93erfudj's, 

Ob  fie  if)m  ftopfen  feines  ©Iutes  Oualm! 
SBetnet*  3ft's  £eben  nod)  ntc^t  gar  unb  blutet  bod)  tso 

5lus  fo  oiel  Sßunben?  Soll  mid)  btefes  33olf 

£ebenbig  fangen?  93ruber,  ftedjt  mtd)  tot! 

ftann  id)  nodj  leben?  Hnb  6m  fo  jerljaun! 

©in  id)  ein  SBurm?  fiebt  jebes  Stüd  oon  mir? 

£ört  ü)r?  Sie  fommen!  (Ernft,  bu  bift  mein  {Jreunb,  im 

Sd)Iag  mir  ben  Sdjäbel  ein! 


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(Ernft,  $erjog  von  Sdjroaben 


3efct  retfet's!  O&elobt  fei  ©ott!  3<f>  fterbe  frei. 

(Ernft,  rette  bidj  —  (6tit&t) 
Gruft.  (Er  ftirbt,  ber  SBerner  ftirbt! 

Die  fififte  n>e$en  nod),  bie  Sonne  fdjeint, 
i4o     Die  Ströme  rauften,  unb  ber  2Berner  tot ! 
gfoaMiert.  (Er  ift  geborgen.  Se^og,  lag  ifjn  los! 

Sdjon  fd)a>irret  bas  ©efedjt  um  unfer  Df)t, 

Sud)  bort  im  SRüden  bringt  ber  geinb  herauf. 

ftomm,  folg'  mir  fdjnell !  3$  weife  nod)  einen  $f ab, 

Xuxd)  geljenflüfte  fdjleidjt  er  fidj  ^htan. 

£afe  mid)  bid)  retten!  Jlomm! 
(Srnft  34  touräle  §ier ! 

Valbert.  5*omm,  saubre  nid)t !  Die  Rettung  ift  getmfj. 

(Ein  gelsftüd,  bas  toir  rollen  in  bie  Sdjluft, 

Sperrt  bie  Verfolger  aus. 
©ruft  Du  brangft  umfonft ! 

Wmlbert.  Sie  jteljn  fid)  rings  fjerum,  jetjt  ift's  ju  fpät. 

0Der  Weji  bim  «rnfte  tfriegSteuten  etfdjeint,  mit  ben  «etfotgenben 

fämpfenb.) 

Sieker,  if)r  SBrüber !  SBei^et  f ürber  nid)t ! 
gier  um  ben  Serjog !  2Be§rt  eud)  auf  ben  Zoo ! 
3n  manchem  ift  nod)  eine  SReige  SBluts, 
SRod)  mandjer  §ält  ftd)  aufregt  wie  ein  Sttann. 
158    <Rül)rt  biefen  Soten  an,  bas  fräftigt  eud)! 

SBrcd^t  il)m  bie  3äl)n'  aus,  föt  fie  in  ben  ©runb, 
So  waä)]zn  uns  (5e§arnifdjte  tyxooxl 

<$5raf  älangolft  tritt  auf  mit  ffriegSöott 

Wangolb.  Dort  fte^t  er,  o  toie  fleht  fein  Häuflein  ift ! 
(Einft  mar  er  $er3og,  es  erbarmt  mid)  fein, 
im    Unb  feine  SRutter  Dielt  mein  Sdjroert  umfafct.  — 
(Ergib  bid) !  2Biberftanb  ift  «Raferei. 
Sie  bluten  alle,  bie  bir  übrig  finb. 
2ot  ift  ber  SBerner,  tot  ift  ftunrabs  fjeinb, 
Die  gadel  unb  bas  £eerl)orn  alles  Streits, 
1W     3^*  tewi  ber  Äaifer  bir  oe^ei^n. 

Graft  SReinft  bu  ? 


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6.  2Iufj}U0. 

Stein,  Wim  ber  £efcte  fällt,  id)  fechte  fort, 
SBar  id)  fonft  träge,  jefct  bin  \ä)  ein  §elb. 
gier  mufe  id)  fterben,  bei  bem  loten  l)ier. 
£ier  ^aft'  id),  f)ier  ift  meines  Jßebens  3H 
£ier  ift  ber  SRarfftein  meiner  Zagt,  §ier 
3ft  meine  §eimat,  fjier  mein  £aus  unb  §of, 
SRein  (Erbgut,  meine  231utsoertDanbtfd)aft,  Ijier 
SKein  2Bappenfd)ilb  unb  §ier  mein  £eräogtum. 

(St  nnrft  ©djilb  unb  ^firfieninantel  <*uf  ben  toten  SBerner.) 

2Rit  biefem  SWann  $ab'  idj  mein  £eben  lang 
©eeifert  unb  getoettet  in  ber  Streu', 
Der  Zob  nur  f)at  bem  SBettfampf  nocf)  gefehlt: 
3etjt  ftürjt  er  in  bie  Sdjladjt  unb  ftirbt  für  mid), 
9li<f)t  lag  tdj  iljm  ben  ^jßreis;  fterb'  id)  für  ifjn, 
Dann  greifen  beibe  nad)  bem  Siegesfran3. 

Salt  OOr!  (<Er  bringt  auf  Httangolb  ein.  ©efedjt.) 

SRangolb.  ©erjiDeif elter !  (©tnft  getroffen  juriut) 

©ott  ftef)'  mir  bei !  (Stirbt.) 

(SHangoIb  wirb  toeggetragen,  feine  Krieger  bringen  auf  Graft  ein.  <8e* 
fec^t.    @mft  fallt.   $>er  ftampl  $ört  auf.) 

Cftalftert.  Der  £er3og  fmft. 

Gruft.  Die  SBelt  l)at  uns  rjertoorfen; 

Der  Gimmel  nimmt  uns  auf.  Sftein  SBerner!  (Stirbt) 
Valbert   ©eädjtet  warb  bie  Sreue  oon  ber  SBelt, 

3um  Gimmel,  iljrer  §eimat,  fdjtoebt  fie  auf.  — 

So  grauenooll  Ijat  biefer  Äarnpf  geenbet,  im 

So  blutig.  3$  allem,  ber  fidj  ben  2ob 

So  Ijeib  er[e^nt,  mufe  oljne  2Bunbe  feht, 

Slls  jene,  bie  bes  Sohnes  £ob  mir  fd)lug. 

Sragt,  Sföämter,  biefe  fielen  toeg!  Der  Zok 

»er[ö^net  fjeinbe.  £afet  fie  nfdjt  bem  SBoIf  ia> 

3ur  93eute,  legt  fie  unter  bies  ©eselt! 

2>f)r  3ögert !  $a,  toeil  fie  geästet  finb ! 

£),  tut  es  bod)!  Der  ^Priefter  fpridjt  eud)  los, 

©ott  rohrb's  oerjei^en. 

(SHe  ßeidjen  »erben  in  ba$  8e^  getragen.) 


61 


170 


175 


180 


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62  (Ernft,  £erjog  oon  Sdjtoaben. 


SBerft  ben  93orf)ang  3U! 

tPatin  tritt  fedjtenb  auf,  baS  SBamter  im  Ernte. 

im  fttiea*lente*  Das  ©anner  I)er ! 

«Satin«  Solang  idj  atme,  nufjt! 

3^  Ijab'  es  burdjgefjaun  burdj  euer  $eer, 
23om  gels  bin  id)  gefprungen,  burdj  ben  Strom 
§ab'  id)'s  geriffen.  £ebt  ber  $er3og  (Ernft? 

malbttt.  3n  biefem  3elte  liegt  er  tot. 

«Sarin*  fiier  fei 

aoo    Das  SBanner  aufgepflügt,  §iel)er  gehört's, 
Die  öerjogsfa^ne  cor  bas  Seräogsjelt! 
2Bas  ift's?  Das  S^roert  entfmfet  meiner  $anb, 
Die  ftniee  bre^en  — 

((£r  finlt  mit  ber  aufgetftanjten  ftafjne  tot  nieber. 

Valbert.  Breuer  gäljnrid)  bu! 

(Ein  bitter  mit  einigen  tfriegSteuten  tritt  auf. 

{Rittet*  Der  Äaifer  nal)t,  es  rufje  jeber  ftampf ! 
205  Valbert,  gier  ift  föon  grtebe,  fjter  ift  tiefe  Mut)' ! 

S)er  Kaife*,  (Sifela,  $cinrt<5,  IDatmatm,  mit  ©efotge,  treten  auf. 

Eintrat) ♦  2Bas  ift  gefdjeljn?  2Bo  ift  mein  Hauptmann? 
«fcalfrett*  Dort 

Srägt  man  ii)n  tot  Ijinab. 
tftotmann»  O  Soffnungen! 

©ifcla.  2Bo  ift  mein  Soljn? 

Wtxtlbcxt  (bas  ßeit  aufbetfenb).  (Er  fdjläft  in  greimbesarm. 

(SBirft  es  toieber  ju.) 

©ifela.  Das  toar  mein  (Ernft,  er  roar's,  id)  Ijab's  gefef>n. 
»°    Der  Sermann  tot,  unb  nun  aud)  biefer  tot, 
Sludj  biefer,  biefer,  ber  mein  Jßiebling  toar? 
SBeil  er  bie  meiften  S^merjen  mir  gemalt, 
Darum  Ijab'  idj  am  meiften  ifjn  geliebt! 
tfunvab.  £err  SBiföof*  Hnbebenflid)  werbet  3^r 
zw    Die  £oten  oon  bem  äirdjenbann  befrein, 
Damit  roir  djriftlidj  fie  beerbigen, 
«öarmamu  CEs  [oll  gefd)el)n. 


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6.  ttuftug. 


63 


©ifelö,  Die  Rtx^tn  mögt  3Ijr  neu 

Sln^ünben,  bas  erlogne  Jßeben  n\ä)t.  — 
(3u  «baibett.)  Du,  ber  bu  SBä<f)ter  biefer  Soten  bift, 
34  fenne  bidj,  fag'  mir,  toie  ftarb  mein  (Ernft? 

tHbalfcrt  Cr  ftarb  ben  £eIbentob,  ben  greunbestob, 
Der  2Bemer  ftarb  für  if>n,  für  SBernern  er. 
(Er  toidj  von  [eines  greunbes  Jßetdje  nidjt, 
23ts  er  als  £eict)e  Jelbft  barnteberfanf. 

©i)cta*  £>,  biefen  SBerner,  bem  i<$  oft  gezürnt, 
SBetI  er  ben  Soljn  mit  ins  SBerberben  rifo, 
3^  mu&  i$n  Heben,  weil  er  meinen  Sof)n 
©eliebt  i)at  unb  für  ü)n  erfdjlagen  ift. 

Valbert,  gür  i^n  erwürgt  ift  aud)  mein  einzig  ftinb, 
Unb  leb'  id>  felbft  nod),  ift's  nid)t  meine  Sdjulb. 
(5efd)ef)en  ift,  $u  toas  bu  mtdj  erroedt, 
Drum  wenn  ber  ilaifer  mir  bie  gretyeit  läfet, 
So  gönne  bu  mir,  bafc  i<$  meinen  Sol)n 
SBeftatte,  ba&  id)  bei  bes  3ünglings  ©rab 
3efet  bürfe  raften  unb  bas  meine  baun ! 

tffraf  ^U0O  von  (Egisfyeim,  mit  befolge,  tritt  auf. 

$ugo.  (Erhabner  Äaifer!  (Eures  SBeges  Spur 
Sin  idj  in  groger  (Eile  nachgereift, 
Hm  mid)  ber  SBotfdjaft  3U  entlebigen, 
Die  mir  fo  toi(t)tig  unb  fo  ernft  bebünft, 
Da&  id)  es  wag',  auf  biefer  blut'gen  Statt 
SRodj  länger  fcftsu^altcn  (Euren  Stritt. 
Die  Hrne  $ier,  bie  biefer  Äriegsmann  trögt, 
Getieft  (Euer)  junt  ©rufte  $er3og  ©o^elo 
Söon  £otf)ringen,  ein  grauenvoll  ©efdjenf. 
Sie  birgt  bas  §aupt  bes  Dbo  oon  Champagne, 
Der  Serjog  fdjlug's  il)m  ab  in  roilber  Sdjladjt, 
Dem  llnglüdfel'gen,  ben  ict)  greunb  genannt 
Xlnb  beffen  5tür)nt)eit  id)  umfonft  gewarnt. 
(Ein  jtoeites  Slngebinbe  [enbet  (Eudj 
Der  Jtönig  SRubolf,  ber  in  ©ott  entfdjltef, 
£infd)eibenb  übergab  er's  meiner  fianb: 


Di 


64  (Ernft,  gersog  oon  Sdjroaben. 


(Es  ffttb  bie  SKetdjsfleinobe  oon  SBurgunb, 
Die  ftrone  famt  bem  3eP*er  unb  bem  Speer 
Des  ^eil'gen  SKorit).  Vldjmt  fie  fjulbretd)  an! 
«5  ftuttrab,  Wdjt  mi<§,  ben  äönig  £einridj  fömfidt  bamit ! 

m  mm 

D  Rndbt,  tofifeteft  bu,  tote  fauer  mit 

Die  ftxudfi  geworben,  bie  bu  fpielenb  pflüdft! 

95ti<$  (d)auert's,  33ater,  unter  biefem  Sdjmud! 
©ifefa*  Das  alfo,  biefer  SReif  unb  biefer  Stab, 

260    Das  frnb  bie  $of)en  Dinge,  berentyalb 
So  ebles  ßeben  ^ingeblutet  ift! 
D  ftaifer,  ftaunen  wirb  bie  golgeseit, 
2Betm  |ie  oemimmt  oom  Sluffdjumng  beiner  SMadjt, 
SBon  beines  §errfd)er  armes  gefttgfeit; 

£6&     x>oa)  rühren  roirb  es  fpät  nod)  mandjes  £>erj, 
SBenn  man  bie  Äunbe  finget  ober  fagt 
SBom  öerjog  (Ernft  unb  Sßemer,  feinem  greunb, 
Ston  U)rer  Sreue,  bie  ber  2ob  bewährt 
31>r  SWänner,  bie  ü)r  ftfer  im  Äreife  ftef)t 

»70    Unb  fo  mit  tiefem  SWitleib  blidt  auf  mic$, 
Steint  if)T,  bog  alles  mir  erftorben  fei? 
§at  fo  oiel  2Bärme  nidjt  ein  SWutter^ers, 
Dag  es  beleben  fann  ben  toten  Sotyn? 
Goß  ber  mir  tot  fein,  beffen  £eben  eins 

*™    9Kit  meinem  ift,  ben  meine  ©ruft  gefäugt? 
«Rem!  fieben,  leben  foll  mein  treuer  (Ernft, 
fortleben  toirb  er  in  bem  SWunb  bes  93olfs. 
(Er  lebt  in  jebem  füljlenben  ©emüt, 
(Er  lebet  bort,  wo  reines  JBeben  ift. 

»so    9ltdt)t  roieber  bedt  mir  biefen  23orljang  auf, 
Darunter  Jßeidje  neben  £eid)e  liegt! 
Dort  oben  öffnet  ftdj  ein  fjimmlifd)  3«K# 
2Bo  greunb  in  greunbes  Wim  ertDadjt,  unb  wo 
Der  grü^gealterte  oerjüngt  erfdjeint. 


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5lnmerfungen. 

(t)ie  3iffem  beäeidjnen  bie  öerfe  bcr  einjelnen  Auftritte.) 

(Erftet  Wuf jug. 

1.  Auftritt. 

16:  93ifd)of  95runo  oon  Augsburg  roar  ber  ©ruber  bcs  1024  oer« 
ftorbenen  Äaifers  £einrid)  u-  3föm  übertrug  Äonrab  1026, 
als  er  nad)  3tölien  30g,  bie  (Erstehung  feines  Sohnes. 
213.  214:  Hermanns  £eerfaf)rt  uad)  3*olien,  oon  bcr  im  oierten 
9lufäug  näheres  berichtet  toirb,  fanb  in  2Birfttd)feit  erft  1036 
ftatt.   Ster)e  (Einleitung  V. 

2.  Auftritt. 

1:  Die  93erroanbtfd)aft  3toifd)en  23ifa>f  SBormann  unb  SRangolb 

ijt  00m  Dieter  erfunben. 
36:  kämpfe  Äonrabs  gegen  ben  £er3og  Valbert  oon  Kärnten 

fallen  erft  ins  3ar)r  1035. 
216—221 :  Wud)  biefe  Äämpfe  mit  2Riec3islaro  (Smfifo)  oon  «Polen 

unb  beffen  ftlud)t  3U  Ubalrid)  oon  SBfymtn  geföal)en  erft 

Später  (1032). 

3 weiter  $(ttfaug. 

100:  Das  £iebesoerl)ältnis  3toif  d)en  (Ernft  unb  (Ebelgarb  ift  erbietet. 

135:  Der  Ottilienberg  ift  ein  23erg  im  SBasgenroalb  mit  altem  Älofter 
unb  Ijeilträftiger  Quelle. 

251.  252:  §ube=$ufe,  Siefer;  <r>ain==  23ufa),  SBalb;  2Rarf=©ren3e, 
abgegrenztes  ©ebiet,  ©emeinbe;  ©ebing  =  3krl)anblung,  ©e* 
rittet;  (Efd)  oon  effen  =  Saatfelb:  ^olgteil  =  Anteil  an  ber 
&ol3ung.  ©emefnt  finb  alfo  ©erid)tsoeri)anblungen  in  ber 
Dorfgemeinbe  über  ©runb-  unb  SBobenoer^ältniffe  unb  SBefi^* 
anteile  an  Dorfflur  unb  ©emeinbetoalb. 

255—308:  Die  äaifertoaty  ift  3roar  genau  nad)  2Bipo  ((Einleitung  V) 
*Ti$f)\t;  aber  biefe  Quelle  enthält  manche  fttfjltx.  Die  Saä)fen 
roaren  nia)t  3ur  2Baf)l  erfd)tenen.  9itd)t  erft  nad)  einer  $lus« 
roal)l,  fonbern  gleia)  oon  Anfang  an  tarnen  nur  bie  beiben 
Äonrabe  in  ftrage.  Skibe  roaren  Urenlel  jenes  ftonrab  bes 
«Roten,  ber  eine  $oä)ter  Ottos  I.  3ur  ftxau  fyatte  unb  in  ber 
6a)lad)t  auf  bem  £ed)felbe  fiel;  fie  ftammten  alfo  beibe  aus 
ber  roeiblid)en  £mie  ber  Ottonen  unb  roaren  fomit  nad)  bem 


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66 


(Ernft,  §erjog  oon  Schwaben. 


xout  ^etnrtcps  ii.  uno  oem  »us|teroen  oer  männlichen  ilmte 
oom  Stanbpuntte  ber  (Erbltd)feit  3unächft  berechtigt  ferner 
gefct)ah  bie  S3er3ichtleiftung  bes  jüngeren  äonrab  erft,  nachbem 
ihm  fein  älterer  Setter  bas  Skrfprechen  befonberer  ©orteile 


63:  3ns  3ah*  1030  fällt  ein  ftriegsjug  ftonrabs  gegen  ftönig 
Stephan  oon  Ungarn,  ber  (Erbaufprüche  auf  SBanern  erhob 
unb  in  biefes  fianb  eingefallen  mar. 
282:  ©tielas  (Ehe  mit  bem  bamaligen  ©rafen  Äonrab  erregte  tat* 
fächlich  Heinrichs  IL  Unäufriebent)eit,  ber  mit  ben  Saliern 
oerfeinbet  mar;  bie  fttrehe  aürnte  bem  Sunbe  megen  3U  naher 
Söerroanbtjchaft  Deshalb  roeigerte  fief)  (Er3bifchof  Hribo  oon 
90cain3,  nach  ber  ftönigstoahl  Äonrabs  mit  biefem  auch  ©ifela 
3u  frönen;  Untere  rourbe  aber  balb  barauf  in  Äöln  oon  bem 
(£rsbi|a)of  $ilgrim  gefrönt 


91:  £atfäd)Ucf)  oermählte  fia)  ^ermann  1037  mit  Hbefyeib,  ber 
%od)itx  ber  SJlarfgräfm  oon  Sufa. 

97:  Wach  SBipo  follte  bie  fieiche  bes  1038  an  ber  $ejt  geworbenen 
Hermann  nach  ftonjtan3  gebracht  merben,  mufete  aber  ber 
grofeen  £ifoe  wegen  |d)on  in  Orient  beerbigt  roerben. 


25:  ©urfharb  mar  £er3og  oon  Schwaben  unter  £etnrich  L 


90:  Das  Stäbtchen  Abensberg,  fübroeftlicr)  oon  SRegensburg,  befamtt 
burch  Napoleons  Sieg  über  (Er3her3og  Äarl  1809,  hatte  an 
feinen  Slingmauern  32  runbe,  8  oiereefige  $ürme  unb  3  $ore, 
angeblich  in  (Erinnerung  an  ben  ©rafen  oon  Abensberg,  ber 
oon  3  grauen  32  Söhne  unb  8  £öä)ter  r)attc. 


11:  (£räbtfd)of  Slribert  oon  50caitatib,  mit  ilonrab  oerfeinbet,  bot 
1037  Odo  oon  Champagne  bie  #rone  3taltens  an.  Aber  JObos 
Xob  f.  (Einleitung  V. 
264:  9caü)  ber  fiegenbe  ftarb  ber  t>elttge  2Hauritius,  Anführer  einer 
cr>riftltcr)en  ßegion,  unter  Eiofletian  ben  SRärtnrertob  im 
3ahre  302  bei  SIgaunum,  bas  heute  nach  ihm  St  Maurice 
heifet  unb  im  ftanton  SBallis  gelegen  ift. 


2>rittet  flnfäug. 


Öterter  9luf3ug. 

1.  Auftritt 


2.  Auftritt 


3.  Auftritt 


2fünfier  Slufäiig. 


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UNIVERSITY  OF  CALIFORNIA  LIBRARY 

BERKELEY 

Return  to  desk  from  which  borrowed. 
This  book  is  DUE  on  the  last  date  stamped  below. 


26^-  5?DM 
FEP  l  B  1952  Lü 


LD  21-95ro-ll,'50(2877sl6)476 


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Uhland 
^rnst,  her; 


von 
ic  hwabe  n 


1UK  25  1912 
MAY  7  19^7 

10 1919 

FEE  20  1^34 


21095? 


LIBRARY 


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ScBcn. 


^üt$  beflen  IJtadjfafi  unb  aus  eigener  ^rinueruttfl 

jufammengefleHt  bon 


feiner  QSiffwe. 


Stuttaari. 

Verlag  ber  3.  ©•  CSotta  jefcen  SBmfc&anfclung. 

1874. 


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*uc$brutfevci  ber  3.  ©.  Gotta'ftett  »uc^anblung  in  Stuttgart 


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3m  Vergangenen  3a^r  {jat  U^Ianbö  9Sater= 
ftabt  bem  (Sntfdjlafenen  ein  fd^öneö  Senftnal 
errietet  33ieHeid)t  erregt  baffelbe  in  manchem 
Söefcfyauer  ben  Söunfd;,  auä)  Von  beS  9Kanne3 
änderen  @d)icffalen  unb  von  beffen  geiftiger 
Snttmcflung  ein  tnoglidjft  treuem  33ilb  ju  beft^en. 
3n  biefem  Sinn  toirb  Von  ber  SBitttoe  beS 
Sinters  bie  fdjlicfytc  @d)ilberung  feine«  Sebent 
ber  Deffentlidjfeit  übergeben. 


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3nljalt. 

Seite 


I.   flmberia^re.    1787-1801    1 

JL   ©tubienja^re.    1801  —  1810  18 

III.  Steife  naa)  $ari8  unb  <Hbtoofatur  in  Bübingen. 
1810-12  GO 

IV.  $ienftleiftung  auf  ber  Äanjlei  be$  3ufti3mmifter8. 
1813—1814  86 

V.  gemerer  Slufent^alt  in  (Stuttgart.  Sanbtag  in  Sub* 
nrigSburg.   Verlobung  unb  Trauung.   1814—1820  100 

VI.  $fyätigfeit  in  ber  ©tänbefammer,  ^äuSHc^eö  Seben 

unb  Ernennung  $ur  ^rofeffur.    1820—1830   .   .  175 

VII.  Urlaub  als  Se^rer  an  ber  Unfoerfttät.  9tteberlegung 
feine«  Slmte«.  gernereS  Seben  in  Bübingen.  fteife 
natt)  SBien.    1830-1838    232 

VIII.  SRücffe^r   nad)  Bübingen   unb  $u  ben  ©tubien. 
1839-1848    278 

IX.   ttylanb  at$  SBertrauenemann  in  granffurt.  Xtyeil« 
nannte  an  ber  SRationafoerfammlung.  Einberufung 

&um  ©taatSgerid&t^of-    1848-1850    344 

X.   ©itttleben    in  Bübingen.     flranftyeit   unb  Xob. 

1851-1862    411 


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in 


•4$ 


T  " 


.-4 


I 


L 

5Dte  Äurterjal)re. 

1787—1801. 

Sie  gamtlte  Urlaub,  feit  beut  ^atyre  1720  in 
Bübingen  anfäfeig,  fiammt  au3  Äleingartafy  ©ort 
tourbe  Sodann  3Jli<$ael  Urlaub,  ber  Urelter&ater  2ub* 
torig  tl^lanbä,  geboren,  ber,  laut  ber  gamilientrabition, 
als  üuartiermeifter  ben  £ürfenfrieg  mitma<$te  unb  bei 
ber  einnähme  fcon  Seigrab,  1688,  bur<$  9Kay  @ma; 
nuel  fcon  Samern,  einen  türfif<$en  33affa  nieber^ieb. 
3um  Stnbenfen  liefe  er  über  bie  £$ür  feinet  $aufe3 
einen  Slrm  mit  einem  Sürfenfäbel  unb  bie  Slnfang^ 
bu<$ftaben  feines  9lamen8  in  Stein  einbauen.  S)iefes 
£au3  ift  nodj  im  Sefifc  feiner  9Rad)fommen.  6ein  ©olm, 
Qofep^  Urlaub,  erlernte  in  Bübingen  bie  £anblung, 
£eiratl>ete  eine  Tübinger  23ürger8to$ter  unb  grünbete 
bie  Jefct  noty  befte^enbe  £anblung  bafelbft.  ©ein  ältefter 
©o^n,  Subimg  3ofc$,  geboren  ben  15.  3Kai  1722,  ift 
ber  ©rofe&ater  unfereS  3)i<$ter3.-  @r  fiubierte  £&eolo= 
gie,  nmrbe  SiafonuS  in3Jtorbad>,  bann  fßrofeffor  ber 


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2 


Geologie  in  Bübingen,  ©uperattenbent  be£  etoangeli* 
fd&en  ©tifteS,  unb  ftarb,  nad^bem  er  lange  3^t  biefeS 
3mt  belleibet,  im  81.  fiebenSjahr.  ©ein  jweitältefter 
Sohn,  Qo^ann  $riebri<h,  geboren  1756,  ber  SSater 
Subwig  UhlanbS,  fhibierte  bie  Sled&tSWiffenfd&aft,  über* 
nahm  bie  ©teile  beS  Unfoerfität&SecretärS  Safob  ©a* 
muel  £ofer,  bejfen  Softer  eiifabeth  er  im  3abr  1783 
heiratete.  2)iefe  gamifie  ftammt  aus  SlugSburg,  wo 
brei  ©lieber  berfelben  Sürgermeijler  ber  freien  Steide 
ftabt  waren.  Subwig  tthlanb,  baS  britte  Äinb  feiner 
eitern,  (am  am  26.  Slprü  1787  jur  SBelt.  ©ein 
ältefter  ©ruber  war  balb  na<h  ber  ©eburt  geftorben; 
ber  jWeite,  griebri<h,  War  jwei  ^ahre  älter  als  £ub* 
tt)ig.  6§  Wirb  oft  bei  Sintern  bie  grage  aufgeworfen : 
oon  wem  fich  bie  poetif^e  Begabung  auf  ben  S)i<hter 
»ererbt  habe?  Ohne  ein  ©ewid&t  barauf  ju  legen,  ift 
hier  ju  bemerfen,  bafe  bie  -Kutter  feinet  SBaterS  eine 
£o<$ter  beS  Sanbfd&aftSeinnehmerS  ©täublin  War  unb 
brei  ©efd&Wifler  ©täublin,  }Wei  SBrüber  unb  eine 
©chWefter,  @ebi<$te  herausgegeben  ^aben,  unb  auch 
bie  2Wutter  beS  Steft^ettferö  griebri<h  SBtföer  ein  ©lieb 
biefer  gamilte  war.  SDaft  biefe  ©rofemutter  beS  S)i<$ter§ 
eine  grau  fcon  feinem  ©eift  unb  ©emfith  gewefen  fein 
mu§,  bejeugen  bie  t)on  ihr  no<h  Dorhanbenen  Briefe. 
S5u<h  fcon  ihrem  ©atten,  bem  ©rojfrater  Vfylanfö,  finb 
©ebid&te  fcorhanben,  bie  er  an  grau  unb  Äinb  gerietet 
hat.  ©ie  aeigen  aber  weniger  eine  entfd^iebene  poe= 
tifd^e  Begabung,  als  einen  frommen  unb  jarten  ©inn. 
(Sin  wahrhafte^,  rebli<he3  unb  frommes  ©emüth  ^at  fi(h 


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3 


jebenfaflä  &on  ben  ©ro&eltern  unb  eitern  auf  Subttng 
ttylanb  »ererbt  unb  tmtrbe  fcon  i$neu  mit  gtöfjer  Siebe 
unb  Xreue  in  $nt  au3gebilbet.  @in  bis  in  bie  tefcte 
3eit  ungebrudter  SSerS  toon  i$m  barf  mo^l  auf  ifyu  felbft 
angen>enoet  roeroen. 

3u  fte^n  in  frommer  Gltern  Pflege, 
0  toeldj  ein  Segen  für  ein  Äinb! 

ftnb  gebahnt  bie  regten  2öege, 
2>ie  2lnbern  fc&toer  ju  fmben  ftnb. 

3)a3  §au3,  in  meinem  Subtorig  geboren  mürbe, 
fte^t  in  ber  9ße<f ar^albe ,  ganj  na^e  bei  ber  gro&fcäter; 
liefen  ämtöiüo^nung.  @S  hmrbe  aber  balb  mit  einem 
anbern  $aufe  bertaufät,  meines  bem  ©rofftater  an- 
gehörte,  ©eine  SItem  Ratten  ben  erften  ©toef  inne, 
ben  jtoeiten  bejog  balb  na<§  i^nen  ein  anberer  ©o$n 
beä  ©rofftaterS,  ber  £octor  ber  3Jiebicin,  ©ottyolb 
Urlaub  (fpäter  langjähriger  öberamtöarjt  in  Bübingen). 
Siefem  luu^fen  im  Saufe  ber  ^a^re  brei  Softer  &eran, 
mit  melden  Subtmg  t)iel  jufammen  mar.  3Jlit  ber  alte? 
ften,  i§m  im  SIXter  am  nä^flen,  ftanb  er  in  fo  gutem 
aSerne^men,  bafe,  menn  fie  toegen  einer  Äinberunart  eüu 
gefperrt  mürbe,  er  fi<$  in  feiner  üJtutter  Äüd)c  auf  ben 
£erb  fefcte  unb  bur<§  ben  9tau$fang  hinauf  ber  lieben 
33afe  9Kär$en  erjagte,  um  if)t  bie  Seit  ju  fcerfürjen. 

SubmigS  älterer  ©ruber  mar  ein  f$öne3,  feines 
$inb,  mä^renb  biefer  auf  ©<$ön$eit  leinen  2lnfpru<$ 
maäjte.  £>od>  jie^t  ein  noä)  öor^anbeneS,  gutgemalteS 
Sruftbitb  be£  etma  fe^^ä^rigen  Änaben  bur$  ben 


r 


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4 


treuen,  Havert  Stic!  ber  grofjen  blauen  3lugen  unb  ben 
fcften  3^8  um  ben  SDiunb  ben  Sefd^auer  an. 

Sei  ben  SJertoanbten  toar  ber  ältere  »ruber  fciel 
beliebter,  als  ber  jüngere,  ber  ungemein  lebhaft,  ja 
toilb  getoefen  fein  foD.  Sßenn  beibe  Srüber  jufammen 
einen  33efu$  gemalt,  fo  $abe  eS  immer  geheißen: 
„grüfe  ©Ott,  lieber  grig,  baS  ift  fcfyön,  ba&  bu  )tt 
uns  fommft!"  unb  bann  eine  Dctafce  tiefer:  „fo  SouiS, 
bu  lommft  aud&  mit;"  eine  33et>or jugung ,  toel<$e  £ub= 
toig  too^l  füllte,  aber  neibloS  anerfannte. 

2)ie  ©Item  burften  fi<$  nid&t  lange  beiber  begabten 
Änaben  freuen;  ba8  @c§arla$fteber  raffte  ben  älteren 
in  feinem  sehnten  3»a£re  tyintoeg,  unb  als  biefer  auf 
ben  Äir<$)of  gebraut  tourbe,  lag  ber  jüngere  an  ber 
gleiten  Äranfyeit  im  tyeftigften  lieber,  fort  unb  fort 
feine  lateinifd&en  ßonjugationen  Ijerfagenb,  bis  i^m  bie 
Stimme  fcerfagte. 

3m  Sa^re  1795  tourbe  ben  ßltern  eine  £o$ter 
geboren,  järtlid^  fcon  bem  ©ruber  geliebt,  obgleich  in 
ben  Äinberja^ren  bur<$  bie  2llter3berf<§ieben^eit  ni$t 
jum  ©pielfameraben  geeignet.  2lu<$  toar  Subtotg  fo 
totlb  unb  mutyig ,  bafc  i§m  balb  fein  ©raben  ju  breit, 
leine  %xeppe  jum  ^inabfpringen  ju  ^o$  toar.  3m 
Sommer  übte  er  ft<$  im  Sftedfar  im  S$toimmen,  im 
SÖBinter  toar  bas  S<$littf<$u§laufen  (in  toel<$em  er  es 
jur  SSirtuofität  gebraut)  feine  greube.  2)ie  ©efunb* 
^eitspflege  ma<$te  i^m  mand^e  ©rangfale.  „3m  %xüfy 
\af)v  mujjte  \ä)  Sd^leenblüt^et^ee  trinfen  gegen  bie 
Sßürmer,  baS  fyat  mir  faft  ben  grii^Iing  entleibet/' 


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5 


erjagte  er.  SBinterä  unterbriidfte  er  im  gramer,  fo 
lange  e§  möglich  toar,  ben  Ruften,  um  nidjt  ju  $aufe 
bleiben  ju  muffen.  2lu<$  feine  Äleibung  ttnirbe  #m 
oft  läfttg;  er  mufjte  lebeme  Änie^ofen  tragen  unb  feine 
$aare  pubern  unb  hinten  in  ein  3opfbanb  flehten 
laffen.  Oft  §abe  er  ft<§  bur<$  Ohrfeigen  ben  Sßuber 
au«  ben  golbblonben  paaren  geftäubt  3n  ber  ©<$ule 
ttmrbe  bem  Änaben  ba8  Sernen  leidet,  unb  ber  ge* 
firenge  SRector  Hutten  ^atte  ben  fleißigen  Änaben,  ber 
faft  immer  ben  erflen  Pafc  einnahm,  gem.  Heber* 
^aupt  toar  glitten  bei  allem  Eifer  bodfj  gut  gegen  feine 
©<^üler.  ©r  lonnte  jtoar  vooty  augrufen:  %f)T  9lägel 
meiner  33a$re !  3ftr  Teufel  meiner  ©efunb^eit !  ma<$te 
aber  babur<$  feinen  ju  tiefen  @inbrud  auf  feine  ®<$üler. 

Die  ©egenb  toon  Bübingen,  mit  bem  Haren  gluffe, 
bem  natyen  SBalbe,  ber  bie  £ö$en  um  ba3  freunblid^ 
ernfte  Dledarttyal  bef  leibet,  bilbete  frfi^e  in  bem  em= 
pfänglidfjen  @emüt§  be3  Slnaben  ben  Sinn  für  lanb* 
fd^aftlid^e  ©<$ön$eit  au«,  um  fo  metyr,  als  Sater  unb 
5Dlutter  biefen  ©inn  feilten  unb  ertoedEten.  Stötten- 
bürg,  ber  jefcige  Sifd&ofSftfc,  toar  bamalS  unter  öfter* 
reid£if<|er  £errf<$aft  unb  gehörte  jur  ©raffd^aft  £o$en* 
berg.  Sorten  na^m  i^n  ber  bei  allem  ©rnfte  unb 
fcieHei<$t  ettoaä  ^ebanterie  bo<$  liebretd&e  SSater  jutoeilen 
mit  ft<§.  @£  lagen  bort  Ungarn  unb  Äroaten  in  ©ar= 
nifon,  beren  frembartige  Setoaffnung  unb  Sefleibung 
ben  Subtotg  fe^r  anjog.  2lu<$  baä  gro$nlet$nam3feft 
mit  bem  feierlichen  Umjug  mit  $eiligenbilbern ,  gähnen 
unb  Äerjen,  toar  tym  bort  fe^r  merftoürbig.  Siber  audfj 


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6 


in  Bübingen  felbft  foUte  er  balb  frembe  ©äjie  fe^en, 
benn  Deftreid^er  unb  granjofen  jogen  abtx>e<$felnb  in 
graben  ©paaren  bu«§  bie  ©tabt.  3Die  ©piele  ber  Änaben 
nannten  baburdf)  einen  friegerif<$en  Sfyatafter  an.  Sie 
fianben  ft<§  aU  granjofen  nnb  Deftrei<$er  gegenüber, 
toobei  e8  Urlaub  immer  mit  ben  lefcteren  §ielt.  Üb* 
gleich  3iemli$  Hern  für  fein  älter,  jeigte  er  fufr  bo$, 
nad&  ben  3lu3fagen  feiner  3^'tgcnoffen,  ritterlich ,  nnb 
na^m  e8  mit  ben  grö&ten  in  ber  ©<§ule  auf.  Sonnte 
er  feine  3ett  ni$t  im  freien  anbringen,  mit  ben  Äame= 
raben  ftd^  tyerumtummelnb  ober  ben  ©<$metterlingen 
nadftageub,  fo  ging  er  naä)  t>ottbra<$ter  Srbeit  gerne 
in  ba$  £au3  ber  ©roffoäter  U^lanb  unb  £ofer;  bie 
©rofjmütter  toaren  längfi  geftorben.  ©er  fcäterltd&e 
©raffoater  £atte  feine  2lmt3too&nung,  tüte  f<$on  gefagt, 
in  ber  9tedfar$albe,  neben  bem  ©tifte,  beffen  erfter  Sor* 
ftanb  er  fear.  3)ort  faft  ber  Änabe  gerne  in  bem  fd&ön 
gelegenen  #au£garten  mit  einem  $u<§e.  ®er  SBater 
feiner  SWutter  betonte  mitten  in  ber  alten  ©tabt  ein 
eigenes  £au3  allein,  mit  jtoei  alten  Wienerinnen.  Sie 
eine,  bie  me^r  als  fiinfjig  ^afcre  bei  bem  ©rofjtoater 
gebient  unb  feit  bem  SEobe  ber  grau  bie  SBir^aft 
führte,  toar  in  ber  Sugenb  unb  UebeuStoürbig 
getuefen;  fie  $ätte  längft  eine  grau  ^rofefforin  fein 
fönnen,  toenn  fte  ui#t  fcorgejogen  £ätte,  bei  i^rem 
alten  £erm  ju  bleiben.  $Ru%\e  SouiS,  wie  fie  ben 
ßnfelfo^n  ^tefe,  getnann  fxe  auty  fo  lieb,  bafc  er  fyäter, 
na$  be$  ©rojjt>ater8  £ob,  als  er  fd&ou  ©tubent  war, 
gerne  in  tyrem  eigenen  £au$toefen  3Rittag3  tyx  ©aft 


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7 


toar.  3n  bem  alten  £au£,  baS  ft#  bis  jum  festen 
©todtoerf  $inattf#ürmte  ,  toar  Staunt  gwu-ß  für  altes 
©erimtfrel  aller  Slrt;  ba  gab  es  eine  befonbere  Äammer 
für  beS  £errn  Steifem&lfen ,  $erüden  unb  ©töde,  in 
einer  anbem  toaren  alte  33ä$er  unb  S&rontfen,  mit 
ttnwberbaren  Silbern,  Steif  ef<$tlberungeu  t>on  Sembern, 
tüo  bie  Smo^ner  nur  ein  äuge  mitten  auf  ber  ©tirne, 
anbere  too  2Wenf$eu  mit  $ferbefüf$en  unb  $ranid$älfeu 
ju  fe^en  toaren ,  ein  gro fceS  Äutfertoerf  mit  gräuli^en 
Darftellungen  aus  bem  fpanifdjen  Äriege  in  ben  3Zieber= 
lanben  u.  bgl.  Da  fanb  bie  SBifebegierbe  unb  bie  S^an; 
tafte  beS  Änaben  reifes  gelb.  Der  ©rojfrater  toar 
immer  freu»bli<$,  toenu  audj  fo  fiiHer  Wct  fcie  fpäter 
ber  gnfelfo^n.  Die  alte  SRabel  fcatte  ein  £erj  toott 
Siefee  jur  gamilie  i^reS  £errn.  ©ie  tooHte  ben  Sutomg 
unb  feine  ©d&toefter  Suife  bur$auS  ju  ßrben  il;reS  6r* 
fparten  etnfefcen,  unb  bie  SDtutter  ber  ßinber  lonnte 
fie  nur  babur$  bewegen,  t$r  Vermögen  ben  eigenen 
SSertpaubten  nidjt  ju  entjie^en,  bafe  fie  tyx  t?orfd;lug, 
ein  Segat  ju  einfügen  #ocfoeitSgef<$enfett  für  bie  Äinber 
ju  bestimme*.  DU  fünfjig  ©ulben  für  ben  „lieben 
SouiS"  mürben  bann  auä)  ftäter  mm  biefem  jum  SEn* 
fauf  eines  f$li<$ten  eigenen  ©<$reibtif<$eS  unb  eines 
SML$erf<$ranfeS  in  bie  neue  2Birtyf$aft  Mrtoenbet,  unb 
toetm  fö>äter  feie  Hausfrau  gerne  für  einen  bequemeren 
©<$reibtif<$  geforgt  ^äite,  fo  $tefj  eS:  „2l<$  laß  mir 
meinen  ©<$reibtif$,  er  ift  toon  meiner  lieben  3Kabel ! " 
©0  ift  er  au#  in  feinem  3u»mer  geblieben,  toenn 
glei<$  franjöfifd^e  unb  beutf^e  £ouriften  fi<$  über  feie 


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8 


attju  einfädle  ßinrid&tung  be£  Arbeite jimmerS  bertuun* 
bertcn.  9lo$  na<§  einer  Steide  bon  ^afjren  ftnbet  fidj 
in  XtylanbS  £agebu$  angemerft:  „£obe$tag  ber  3Rabel." 

2)er  Sekret  ber  ^ötyeren  Älaffe,  in  toel<$e  Urlaub 
mit  bem  jtitölften  3a$re  eintrat,  ber  Stector  Äaufmann, 
toar  al$  tü^tiger  ^ilologe  befannt.  ©r  fäeint  feinen 
Se^retfer  mit  bieler  Humanität  gepaart  JU  $aben.  $ie 
Änaben  burften  bie  lateinif<$en  SBerfe,  bie  fte  ju  liefern 
Ratten,  ti>o£l  jum  39eifpiel  auf  bem  genfterfimS  fle^enb 
unb  in  bie  grünen  Solange  brapirt  bortragen.  Oft 
war  e3  i^nen  audEj  freigefleHt,  ob  fie  lateinifd&e  ober 
beutf<$e  SSerfe  machen  toollten.  S)a8  Silben  ber  latei= 
nifd&en  SSerfe  fd&eint  Urlaub  ungetoij&nli<$  leidet  geworben 
ju  fein;  über  einen  ©onntag  lieferte  er  bem  ße^rer 
einmal  £unbert.  2luf  ber  ©<§ultreppe,  beim  Hebers 
jagten,  fanb  er  nur  neununbneungig ;  aber  flugS  hmrbe 
ber  ^unbertfte  no<$  twHenbet.  Oft  fertigte  er  and) 
minber  begabten  Knaben  bie  irrigen,  nur  mufften  fie 
fi<$  gefallen  laffen,  bafc  bie  für  fte  befiimmten  mit 
#umor  na$  i^rer  ^nbibümalität  gemobelt  tourben. 
®er  SRector  unternahm  au<§  jutoetlen  ©pajiergänge  mit 
feinen  ©<$ülern,  unb  $ielt  fie  bann  ju  friegerifd^cn 
Spielen  an.  ©inmal  beftieg  er  mit  tynen  ben  Stofcberg, 
ben  ^öd^fien  $unft  ber  ©egenb,  um  bort  bie  ©onne 
aufgeben  ju  fe&en.  211$  bie  (Srtoartete  enbli$  herauf* 
flieg,  $abe  Urlaub  bie  Slrme  ausgebreitet  unb  aus* 
gerufen:  ©onne,  bu  fommfi!  3)ieÄnaben  ertoarteten 
ein  @ebi$t,  aber  ju  i&rem  ©taunen  blieb  es  bei  biefen 
©orten.  Son  einem  ©ange,  ben  er  jutoeilen  mit  ben 


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gltern  machen  burfte,  §at  U&lanb  immer  mit  freubiger 
grinnerung  erjä^It.  Suf  bem  £ofgut  Sftofedf,  über  bem 
Simmertal  auf  ber  $ö$e  gelegen,  too^nte  ein  ^crrfdjaft- 
lid&er  SBertoalter,  ein  Sefannter  ber  gltem.  ®aS  länb* 


flogen  auf  ben  befannten  9luf  au«  bem  2öalb  herbei, 
um  fi$  gutter  §u  $olen.  Unten  im  £ofe  toerfammelten 
fi$  bie  fo  oft  feinblt<§  gefinnten  Spiere,  #unbe,  Äafcen, 
junge  ©<§tt)ein<$en  mit  SBalbfcögeln  unb  bem  jatymen 
gebett>ie$  in  eintragt  um  bie  grofee  gutterf^üffel. 
S)aju  bie  lieblid^e  2Iu3fi<§t  über  ba3  SRetfart^al  unb 
auf  ber  anbern  ©eite  ber  ftiHe  Söalb.  Stuf  folgen 
©ängen,  balb  mit  ben  ßltem,  balb  allein,  entttridfelte 
ji<§  rootyl  in  ber  jungen  ©eele  ber  ©inn  unb  bie  Siebe 
jur  9Ratur,  ba  tourbe  ba3  Sluge  für  i^re  ©<$öntyeit 
gewonnen,  ba  na^m  er  bie  Silber  in  fi$  auf,  bie  un§ 
in  feinen  Siebern  fo  frifdj  antoetyen. 

SDlit  einem  ©<$ulfameraben  lag  er  nun  aud?  SRitter^ 
romane  fcon  ©piefe  unb  6ramer.  ©ie  Ratten  aber  noä) 
folgen  Äinberfinn  babei,  bafe  jie  bie  Stüter,  Änappen 
unb  33urgpfaffen  ©onntagä  3Jtittag3  fid^  malten  unb  auf- 
pappten  unb  bie  ©ef<$i$ten  bann  mit  tynen  aufführten. 

Sluf  ber  £ö$e  be3  OefterbergS ,  bamalS  no$  $eibe= 
lanb ,  $at  er  fi<$  juerft  mit  froren  Äameraben  ^erum= 
getummelt,  ober  ben  ©d&metterlingen  nachgejagt;  nun 
fafe  er  mit  einer  9Uttergef<$i<$te,  ettoaS  fpäter  mitöffiau 
unb  Qblty  bafelbft.  Oft  fafc  er  au<§  bort  ben  jie^enben 
2BoIfen,  bem  ^eranna^enben  ©etoitter,  bem  Sendeten 
ber  Slifce  ju,  unb  erft  toenn  ber  Siegen  ^erabjuprajfeln 


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aufiettg,  eilte  er  mit  großen  @ä|en  bem  (Sltern&aufe 
ju.  ®ott  ift  au<$  fräter,  im  3a$re  1806,  ba$  friföe 
©ebi#t  „®ea  Änaben  Serglieb"  entftanben. 

©$on  fcon  bem  $a$re  1800  ftnben  fty  in  einem 
«einen  £efte  eingegebene  ©ebtdfjte,  fte  jeigen  aber 
no<§  fein  eigene«  ©efcräge.  $>a$  erfie,  toeld^eä  ange* 
ffflfrrt  »erben  foH,  ift  im  grityja$r  1801  entftanben. 
@3  ift  eigentlich  eine  ©d&ulaufgabe.  3n  ber  £übin&er 
Sdjjule  toar  es  ©itte,  baf;  ber  ©rfle  in  ber  Älaffe  in 
felbfteerfertigten  Herfen  ben  ©d^ulöorftanb  um  bie 
(Maubnife  jur  Safanj  anfrredjjen  muffte.  SHefe  Ob- 
liegenheit traf  unfern  jungen  ®i<$ter;  er  mufcte  im 
f^toarjen  3Kcmtel($en  (ba3  er  fi<$  aber  erft  in  ber 
£au$flur  be3  £errn  ®efan$  umgebunben  £atte),  ba£ 
folgenbe  3Mttgebi<$t  vortragen: 

Sitte  um  bie  8rßföal>r«)afaiia* 

$er  ftürmifd&e  Söinter  im  raupen  ©etoanbe 
glofj  f)in  ju  be£  C£t3meer3  aerftlbertem  Stranbe, 
Stol?  bin  3U  be3  -JlorbpolS  t>eröbeter  glur. 
$a  roccftc  ber  Jritfyling  im  blumigten  bleibe, 
©efd?mücft  mit  bem  buftenben  ^ranje  ber  greube, 
2lu3  rufyenbem  ©Plummer  bie  junge  ÜRatur. 

• 

$>a3  ^eitere  £id?t  ber  ermämtenben  ©onne 
(frfüttt  bie  9tatur  mit  dntjücfen  unb  SBonne, 
3ftr  geuer  serfcbmolj  ben  gefrorenen  6ee; 
er  löäte  ft*  lo3  in  geträufelten  bellen , 
S)a  ftürjte  ftd>  in  romantifdjen  gärten 
58om  hoben  ©ebirge  ber  glänjenbe  ©cfmee. 


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3c|t  f^meigt  bas  ©etöfe  ber  jürnenben  3Binbe; 

2)  er  3e#rt?r  umfäufelt  bie  fnolpenbe  £tnbe, 
5ln  meldje  ber  ftötenbe  Schäfer  fict>  lehnt. 
$ie  §eerbe  burcfyfmpfet  mit  frßljliäjem  93löden 

3)  ie  grünenben  Singer,  bie  blütjenben  Redten, 
2Bena$  fie  fo  lange,  fo  fef>r  fta?  gefeint. 

35a3  3toitf$em  ber  Sdjroalben,  ba£  klappern  ber  Störte, 

2)  a§  Silagen  ber  2öad>tel,  ba§  trillern  ber  Serie 
$urd)ftrömet  bie  fiufte  in  buntem  ®emifd?. 

(S3  plätfa?ert  bie  fd&lüpfrige  muntere  Sdjmerle 
$m  Seid&e  befdjattet  vom  2Btpfel  ber  (Srle, 
Unb  unter  bem  paarigen  2Beibengebfifd>. 

3)  ie  märmenbcn  Straelen  ber  Sonne  crmctften 
Un^a^lige  §eere  von  flehten  '3 n fetten, 

Sie  füllen  mit  bumpfem  ©efäufel  bie  Suft. 
$er  Simetterling  flattert  burd>  blumigte  SBaibcn, 
3)urdj  junge  ©ebüfd)c,  burd?  fonnige  §aiben 
Unb  fdjlürfet  ber  Setzen  erquiefenben  $uft. 

2)er  Siefermann  jod;t  btc  gematteten  Stiere 
Vergnügt  an  ben  $flug  unb  bie  ftattlidjen  Spiere 
Grfreut  bie  ßrlöfung  toom  buftmn.  Stall. 
§ell  fdjallcn  be3  SldermannS  länbltd&e  Sieber 
$erboppelt  vom  fc^attigen  Sannenmalb  roieber, 
$ermifd?t  mit  ber  s$ettfd?e  erfdnitternbem  Änall. 

Unb  nur,  mir  Söfrte  ber  2Rufen,  mir  ftaen 

§inau§  in  be3  yiedax;XfyaU  Weitere  Sluen, 

Unb  Surft  nad)  Vergnügen  bemegt  un$  bie  99ruft. 


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12 


£ier  unter  bem  blauen,  erhabenen  jpimmd, 
3u  manbeln  im  freubigen,  hunUn  ©emimmel, 
0  roeldjeS  entlüden,  meld?  lnmmlifd)e  £uft! 

Trum  natyen  mir  un§  naefc  ber  jährlichen  Sitte 
lln§  3hnen,  ^ochroürb'ger!  mit  fyofjenber  QMtte, 
Um  3eit  ju  beS  grü^ling§  üergnfigtem  ©enufj. 
Dod?  nid?t  um  in  SDtufee  bie  Seit  ju  »erträumen, 
De3  gleifje3  geheiligte  $flid)t  ju  tterfäumen; 
Den  gleifi  ju  ermuntern  fei  unfer  Gntfdblujs ! 

»Dann  fe^ren  mir  mieber  mit  frifdjeren  Gräften 
3urutf  ju  ben  SDtufen,  ju  unfern  ©efd)äften, 
3urfid  mit  erneuertem  ßifer  unb  Sleifj. 
llnb  bafe  mir  gemäfjigt  bie  greube  genoffen, 
Dafe  nid?t  bloS  in  iDlu^e  bie  Seit  un£  oerfloffen, 
£ei  3Ba4*t$um  im  ©uten  ber  fd?önfte  »etoeö! 

5)cr  6onfimation&ttnterri<$t,  ben  Urlaub  üou 
feinem  ^o^beja^rten  ©roffoater  erhielt,  toeefte  eine 
ernfte  Stimmung  in  tym,  bie  fi<$  in  bem  folgeuben 
Siebe,  gebietet  ben  3.  3Kai  1801,  auSfpric^t. 

3cfu  Sfafcrftcljnng  unb  ^immclfüljrt, 

3n  eines  gelfen  nachtumflortem  Sajoofe, 

Da  lag  ber  fjeil'ge  ©otteSfohn, 

Da  lag  er  blafj,  entftellt,  auf  meinem  üDloofe, 

De£  Sebent  Obern  mar  entflolm; 

Da  ruhten  feine  ©lieber,  ad>  bie  müben, 

3n  ftiHem  Sieben. 


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13 


2a  lag  er  ad)!  im  Seifen  eingemauert, 
93on  feinem  £üftd)en  angehebt, 
Son  roenigen  ©etreuen  nur  betrauert, 
23on  fielen  fredfr  oerfjöfmt,  oerfd?mäbt. 
SXe  Sobtenoögel  flagten  an  ben  Seifen 
21u£  beifern  Ralfen. 

SRur  loen'ge  feiner  treuen  Sdjüler  toallteu 
SDtit  Sbränen  oft  §um  Gfcab  binauS, 
£>o$  2Jtyrtaben  Srauerlieber  r)atlten 
2)ort  oben  in  be£  SBaterS  $au3; 
$ort  weinten  i&m  in  unermejmen  Seiten 
S)er  (fngel  Raiten. 

2)  ocb  enblid?  bämmerte  ber  brüte  borgen, 
Settbem  ber  £eib  begraben  toar, 

SRoa?  lag  er  in  ber  Selfenfluft  oerborgen, 
üftoeb  Hagte  fanft  ber  @ngel  Sdjaar. 
S)a  tourbe  fäjnell  baS  £anb  beS  £errn  erfdjüttert, 
Subäa  gittert. 

$a  brausten  toilb  ber  ßrbe  (Singetoeibe, 
S)ie  SJleere  ftrebten  himmelan, 

3)  er  $abor  unb  ber  §ermon  manften  beibe, 
$atläfte  rifc  beS  6turmnunb£  3afyn. 

Sa  fprang  ber  3efu3fel£  gteidt)  alten  @ia?en 
S3ei  3GBetterftreia)en. 

Unb  auS  ben  r)ol;len ,  hjeitgefpalt'neu  Klüften 

6teigt  feierlich  ber  §err  einher; 

(Ein  Silberfleib  umflattert  feine  £üften 

Unb  i&n  umfliegt  ein  Strafylenmeer, 

(fin  6trafylemneer,  als  mären  taufenb  oonnen 

3n  Gin*  verronnen. 


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Unb  feine  2Bäa)ter,  bie  Borfjer  fo  breiften, 

Ertragen  ni*t  ba*  (Stotteältyt, 

Sie  werfen  Sjnefi  unb  <Sa>erter  au<§  ben  gduften 

Unb  ftürjen  hin  auf'3  3lngefia)t. 

Sa  liegen  fie,  bie  SBürmer,  aa?!  fie  gleiten 

(Srblajjtcn  Seiten. 

£o<$  nia)t  um  föadje  an  betn  Seinb  ju  üben, 

(*ntftieg  ber  £eil'ge  feinem  ©rab; 

%d}  nein!  er  toanbelt  fun  ju  feinen  Sieben 

Unb  troefnet  ihre  S^ränen  ab; 

Gr  will  al£  ©otteS  Sohn  ben  3üngerfä)aaren 

€ia)  offenbaren. 

£0$  balb  entfdjlüpft  bem  Sabor  eine  SEÖolfe 
Unb  bebet  ben  ßrftanb'nen  auf. 
Gr  fpri<$t  §u  feinem  tiefgerübrten  $olfe: 
„©etroft,  jum  SSater  gebt  mein  Saufl" 
Unb  balb  entfajnrinb't  er  über  allen  Sternen 
3n  blauen  Semen. 

3m  ©pätjahr  1801  burfte  Uhlanb  eine  atafanj; 
reife  311  93ertoanbten  in  Stuttgart  unb  Sraden^etm 
unternehmen.  (Sin  Srief  ber  järtlichen  3Jhttter,  ber 
ihm  naä)  Stuttgart  na^gefd^idEt  ttmrbe,  jeigt  burdf)  bie 
mannigfachen  Ermahnungen,  bie  er  enthielt,  tt)ie  },  83. 
nityt  )u  trinfen,  toann  er  toarm  fyabt,  nicht  ju  toeit 
ju  gu&  ju  ge^en ,  bei  unbefiänbigem  SBetter  lieber  mit 
bem  33oten  ju  fahren  u.  f.  to.  baS  ängfilid^e  SDJutter^ 
herj.  S)er  Sohn  n?ar  nodh  nid^t  lange  in  Sradfenheim 
bei  feinem  £)f)tim,  bem  S)efan  Uhlanb,  angefommen, 


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alä  Sater  unb  2Jlutter  angefahren  famen,  bem  ©ohne 
ju  grofeer  Ueberrafdhuug.  ttiworherflefehflte  Umftänbe 
Ratten  fie  pr  Steife  teranlafct.  SRa^bem  ihr  Subtoig 
bie  aSatonjreife  angetreten  hatte,  toar  ein  Sßrofeffor, 
ber  ein  fceträ$tli<$e8  gamilienfltyenbium  ju  fcertoalten 
hatte,  firm  S3ater  gefommen,  um  ihn  barauf  aufmerffam 
ju  tnad&en,  bafe  ein  $la$  barin  erlebigt  toerbe,  unb 
bafc  fein  ©o$n  baä  erfte  Stecht  barauf  habe.  Um  aber 
eingefefct  ju  »erben,  ntüffe  biefer  jefct  fd&on  inferibiren 
unb  enttoeber  bie  SÖ&eologie  ober  bie  9flety^iffenfd>aft 
jum  ©tubium  ertoählen,  toetl  ber  ©tifter,  bem  bie 
Slerjte  fcon  einem  f^toeren  Seiben  nid&t  Reifen  lonnten, 
bie  SRebicin  ©tubierenben  t>om  ©enuffe  auSgefdhloffen 
hatte.  ,  Sei  ben  (Sltern  hatte  f\6)  bie  Slnfidht  gebilbet, 
ihr  ©ohn  ttrfftbe  am  Sefien  thun,  ben  Seruf  eines 
SlrjteS  |U  totylen,  toi*  ber  Dnfel  SDoctor,  bei  bem  fie 
im  £aufe  toohnten.  Subtoig  Uhlanb  ^ätte  ft<h  am 
liebften  ber  Ätiologie  gettribmet,  wenn  es  in  jener 
3eit  ixbliö)  getoefen  toäre ,  biefe  jum  £auptftubium  ju 
»ählen.  ©ießinridftfungen  im  tt>ürttembergif<$en  ©tubien^ 
toefen  toaren  aber  bamate  toon  ber  Slrt,  bafc  baS  ©tubium 
ber  ^S^ilologie  unb  Rheologie  enge  mit  einanber  fcer= 
bunben  toaren.  Sitte  SehrfleHen  im  Sanbe  tourben  mit 
2Rännern  befe|t,  bie  ^itologie  unb  X^eolo^iz 
jhibiert  hatten,  ©o  tarn  es,  bafc  Subtoig  ber  Eltern 
2lnfid&t:  er  foHe  SDlebiciner  toerben,  ohne  Abneigung 
jur  feinen  gemalt  ^atte.  S)er  Dnfel  ®octor  toar  audf) 
fo  Uebenätoürbig  unb  umrbe  überall  fo  ho<h  gefd^äftt, 
bafc  fein  3SorbiIb  ihm  bie  2BahI  toohl  einleud^tenb 


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16 


machen  formte.  ®ie  Wafyxify  be£  ^rofefforä  war 
für  Urlaubs  Sater  bic  Seranlaffung ,  jefet  fdjon  eine 
entfäiebene  Berufswahl  mit  bem  <5ohn  ju  treffen;  er 
ftellte  biefem  bie  2öa^I  frei,  bemerfte  ihm  aber,  ba&, 
wenn  er  fi<h  jur  3te<ht$wiffenf<haft  entfetteten  Wolle, 
er  ben  ertrag  beS  ©ttyenbiumä  für  ihn  einer  fünf* 
tigen  Steife  aufbewahren  wolle.  2)em  Änaben,  bem  bie 
SDlutter  faum  erft  gef<$rieben  hatte,  er  möge  2l<$t  geben, 
bafe  er  bem  SBagenrabe  ni<$t  ju  nahe  fomme,  würbe 
nun  bie  äßahl  beS  fünftigen  SerufeS  anheimgegeben! 
6r  ma<$te  be£  93ater3  Stnftd^t ,  er  werbe  Wohl  thun, 
baS  Jus  }u  ergreifen,  au<h  jur  feinigen.  „3$  f ehrte 
mit  ben  eitern  ^eim  unb  inferibirte  ben  3.  Dctober 
als  S^rift,"  erjä^te  er  fydter  ben  greunben.. 

£iemit  fdhliefeeu  wir  bie  Äinberjahre,  fe|en  aber 
ber  3eü  eMa3  borgreifenb  ein  SReujahrägebuht  t>om 
1.  Januar  1802  an  bie  ©Item  bei,  weil  e3  feine  hers= 
lt$e  S)anfbarfeit  gegen  biefe  au3ft>ri<$t. 

»leinen  eitern  am  9lenja^r  1802- 

DJleine^  Sebent  garte  SMüte 
§at  bie  3eit  nun  abgeftreift, 
Ünb,  bemalt  burd?  @otte3  ®üte, 
6inb  bie  glückte  balb  gereift. 

2ßte  naefy  Sreunben,  bie  tn'S  gerne 
Unferm  5lug  enteilenb  gehn, 
2öir  jtoar  trüben  SBlicte,  boeb  gerne 
ftoeb,  fo  weit  mir  tonnen,  febn : 


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17 


2U|"o  burd?  ber  SSorjeit  2)unfel 
Sei?  id?  nad>  ber  ßinbfyeit  ©lud, 
tote  golbner  Sterne  Junfel 
gern  im  91ebel  blinft,  jurüd. 

Stets  au§  ftnnenbem  ©emütlje 
%ont  mir  bann  ber  laute  JHuf: 
San!  ben  ßltern,  beren  ©üte 
3ene  Seit  fo  glficflia)  fajuf! 


II 


Die  Sfotoenjaljre, 

1801—1810. 

®£  toar  in  jener  fttit  nify  ungetoi^nlidj,  bafe  bie 
©ötyne  ber  Tübinger  Sürger  f$on  fru^e  aU  ©tubenten 
aufgenommen  mürben.  2)ie  latemifc^e  ®$ule  reifte 
nur  bis  junt  14.  Qa^re,  bann  tourbe  bur<$  tymaU 
unterrt<$t,  tooju  bie  Stepetenten  be£  etxmgelif<$en  Stifte* 
gute  ©elegentyeit  boten ,  bie$enntni&  ber  alten  ©prägen 
toeiter  geführt  unb  baju  famen  no<$  einige  Sorlefungen, 
nrie  ©ef<$i$te,  £tteraturgefd?i$te,  bie  5Waturlt>iffenf(^af^ 
ten  unb  3Rat^ematü. 

%üv  unfern  angetyenbeu  ©tubiofen  tourbe  Repetent 
©eubert  (fpäter  ©arnifonsprebiger  unb  Sßrälat)  jum 
Se^rer  getoätylt.  Urlaub  $atte  für  bie  alten  ©prägen 
mel  3ntereffe;  er  erjagte  fpäter:  „Sluc^  aufeer  ben 
„llnterri<$t8ftunben  bef^äftigte  id>  mi<$  Diel  mit  ben 
„flaf[if<$en  Tutoren;  mit  meinem  greunbe  unb  <Sä)uU 
„fameraben  Hermann  ©melin  (fpäter  Dberjuftijrat^) 
„£abe  i<$  toieberfcolt  bie  Db^ffee  unb  bie  grie$if$en  %ra* 
„gifer,  befonberä  ben  ©op^ofleS,  gelefen.  S)en  ©ommer 


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19 


„über  brauten  toix  mau<$e  ätbenbftunbe  in  feinet  3Jater§ 
„  ©arten  bamit  }u.  3$  matye  auä)  gerne  meine  9teujafyr& 
„gebiete  für  benOrofcbater  in  ^orajif^en  Herfen,  lieber 
„fcaupt  fear  iä)  gamilienbi^ter.  2lu<§  für  Onlel  2>octorS 
„Wlöbtyn  machte  i<§  i&re(Murt3tag3tt)üuf<§e.  S)ie  beut- 
„f^en  Serfe  tourben  &u  £aufe  unb  bei  Setyörben  gerne 
„gefe^en,  um  — -  ben  6tyl  ju  bilben.   Um  biefe  ßeit 
„fanb  i<$  bei  einem  ätertoanbten,  bem  ^rofeffor  SBeiffe, 
„in  einem  Journal,  ba8  £eibelberger  SBlufeum  betitelt, 
„Sieber  au$  bem  £elbenbu<$e,  namentltd)  ba3  Sieb  &om 
„ alten £ilbebranb,  ba8  tiefen  (Sinbrui  auf  mi$ma$te." 
Der  Se^rer  ber  3Rat§ematif,  ^rofeffor  Rosenberger, 
mar  too^I  ber  auögejeid^netfte  toon  U^IanbS  Setyrem, 
aber  für  biefe«  ©tubium  §atte  er  nur  toenig  Begabung. 
3)er  @ef<$i<§t3t)ortrag  be3  ^JtofcfforS  SRöSler  fpra$  tyu 
roenig  an,  ba  er  feinen  ©toff  meiftenö  farfaftifd)  be* 
Ijanbelte.  SRöSler  toar  aber  fe^r  freunblidj  gegen  Utylanb, 
feine  SBibltot&ef  ftanb  tym  immer  offen.  „SBie  glüdlicfy 
„toar  idj  (fagte  Urlaub  hierüber),  toenn  iä)  ben  Sayo 
„©rammatifuS  in  ber  Ueberfefcung  toon  SDlüDer  ober  bie 
„^elbenfage  mit  na<$  $aufe  nehmen  fonnte;  au«  biefem 
„3Berfe  entfeimte  meine  Vorliebe  für  bie  norbif<$en 
„awpt^en.   ©er  £elbenfage  §abe  iä)  meinen  blinben 
„Äönig  (1804)  entnommen." 

SDie^r  Anregung  als  bur<§  JttöSler  erhielt  er  burdj 
eine  Sorlefung  be3  ^rofeffor  ©epbolb  über  ben  Horner. 
2llö  ber  Se^rer  bie  Db^ffee,  Dffian  (ober  bie  Stteneibe?) 
unb  ba§  lateinifd^e  @ebi<$t  SBaltyer  tum  Aquitanien 
fcerglify  toar  baS  fe$nfü$tige,  lieberbürftenbe  $erj  feines 


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20 


3u$örer£  fcoH  Söonne.  3Jtit  flopfenber  Stuft  eilte  er  in 
bie  SBo^nung  beS  SefcrerS  unb  erbat  fi<$  ben  SMt&ariu* 
Don  i^tn.  3n  bem  Siebe  &on  SBaltyer  unb  £ilbegunb 
tyatte  er  nun  gefunben,  toaS  bie  eigentümliche  Stiftung 
feinet  SBefenS  verlangte.  „2>a3  $at  in  midjj  einge= 
„fragen/'  fagte  er.  „2Ba3  bie  flaffifd^en  S)id&ttoerfe, 
„tro$  meinet  eifrigen  Sefenä,  mir  m<$t  geben  lonnten, 
„weil  fie  mir  ju  Har,  ju  fertig  bafhmben,  totö  ity  an 
„ber  neueren  ^Soefic  mit  att  tyrem  r$etorif<$en  ©<$mu<fe 
„fcermifcte,  ba3  fanb  i<$  $ier:  frif<$e  Silber  unb  ©eftalten 
„mit  einem  tiefen  $intergrunbe,  ber  bie  Sß^antafie  be= 
„föäftigte  unb  anfi>ra<$!"  (Sr  füllte  ft$  fo  reidfj  in 
biefem  23u<$e,  bafe  er  in  feiner  Segeifterung  anfing  ben 
Sanb  in  ber  9ta$t  abjufd&reibeu;  ein  Unternehmen,  ba§ 
er  freiließ  ni<$t  ju  Snbe  führen  fonnte,  baS  aber  geigt,  toie 
fe^r  er  bur<$  ba8  33u$  Eingenommen  toar.  Sftid&t  lange 
na^bem  U^Ianb  ju  ftubieren  angefangen  $atte,  tourbe 
$ß$iliyp  6onj  (bisher  Reifer  in  Subttrigäburg,  too  er  fi<$ 
SuftinuS  Äernerä  fe^r  freunbli<$  angenommen  ^atte) 
als  ^rofeffor  ber  beutf<$en  Siteratur  an  bie  Untoerfität 
berufen,  ©r  geigte  fi$  audj  gegen  Urlaub  fetyr  gefällig, 
lie^  i^m  feine  Sucher  unb  ging  i^m  mit  9tath  unb 
S^at  jur  £anb,  unb  obglei<$  ber  junge  $oet,  beffen 
Sieber  nadj  unb  na<$  befannt  würben,  anbere  SBege  in 
ber  ^ßoefte  einfd^lug,  geigte  i^m  6onj  immer  tt>o^ltool= 
tenbe  S^eilna^me.  Urlaub  führte  fpäter  als  Sßrofeffot 
in  feinem  ©tplifiicum  an,  bafc  er  ein  berarttgeä  EoHeg 
in  feiner  gugenb  fcom  ^rofeffor  Gong  mit  SRufeen  ge= 
l;Ört  ^abe. 


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21 


Sßeitere  9ia$rung  f anb  er  im  Safcre  1 805  in  be3 
Änaben  SBunber^orn.  3u<§  £erber§  Solfelieber  nmrben 
i^m  nun  befannt,  unb  toie  biefer  burd)  bie  fcon  SSif^of 
^Jerf^  gefammelten  unb  herausgegebenen  altenglif<$en 
Sieber ,  bie  Reliques  of  ancient  English  Poetry, 
ju  feinen  gorfd&ungen  veranlagt  timrbe,  fo  timrbe  nun 
U^lanb  angetrieben,  mit  bem  $ranjöfif<$enunb  @nglif$en, 
ftäter  au<$  mit  bem  ©£anif<$en  unb  ben  norbiföen 
Spradau  ft<§  ju  bef<$äftigen,  um  bie  alten  Steber  im 
Urtexte  lefen  §u  ffinnen.  3111  biefeS  trieb  er,  au&er  bem 
grattjöfifäen,  fülle  für  fi#.  3)ie  ©$ul!ameraben  toaren 
anberen  Sahnen  gefolgt  unb  mit  ben  ©tubenten  l;atte 
er  tto<§  toenig  33erfe$r.  $Da3  ©<§toeigfame  in  feinem 
SDSefen,  über  ba3  früher  öftere  geflagt  tourbe,  mag  too^l 
in  jener  entftanben  fein,  fo  toeit  e£  ni$t  f^on  fcon 
Äinb^eü  an  in  feiner  SRatur  lag.  gür  oberftt$U<$e* 
©efpräcfc  ^atte  er  aHerbingS  toenig  ©hin,  toemt  er  aber 
burdj  ein  tieferes  ^ntereffe  für  bebeutenbe  ©egenflänbe 
angeregt  tmirbe,  toenn  er  @nq)fängli$feit  bafür  fanb, 
fo  tourbe  er  belebt  unb  e3  toar  tym  ein  ©enufe,  fi$ 
mitjut&eilen.  SDaS  eigentliche  33urf$enleben  tyat  er  nur 
feiten  mitgema^t,  au$  in  fpäterer  3eit  nidjt,  too  er 
me^r  mit  ©tubenten  umging.  SSom  ro^en  ©tubenten* 
toefen  blieb  er  bur$  ba3  i&m  innetoo^nenbe  3<wtgefü$l 
beiDa^rt,  aber  aud>  an  erlaubten  Sugenbgenüffen  W 
er  ftd)  meniger  beteiligt,  tt>eil  er  im  ©ttern^aufe  lebte. 
2)aS  £af$engelb ,  ba§  tym  ber  SSater  gab ,  tourbe  gar 
oft  ju  Sötern  fcertoenbet  unb  reifte  bann  ni^t  me$r 
ju  ©tubentenlujibarfetten.   SRe^r  forbem  mochte  er 


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22 


nid;!,  ba  er  fa$,  bafc  auty  bic  @ltern  bei  bem  mäßigen 
Einlommen  fid^  bef<$rän!en  mufeten,  fo  ^ergUdfje  ©aft* 
freunbf^aft  audj  im  £aufe  geübt  tourbe.  3n  ber  Äinb; 
Ijeit  unb  ber  erfien  ^ugenb  w  mandje  ©tunbe  betn 
3ei<$nen,befonber8  bem£anbf$aft8gei<$nenmit2lquarelk 
färben  getoibmet,  ju  toeld&em  er  Anlage  $atte.  SDie  Sufl 
gum  Stubium  ber  ©prägen  unb  jur  ^oefte  ^at  biefe 
Begabung  in  ben  £intergrunb  gebrängt.  Sßenn  er  aber 
fpäter  in  feinem  9Jlanne3alter  ben  Keinen  Steffen  auf 
i^ren  2Bunf<$  eine  St^iergruppe  ober  ©olbaten  jei<§nete, 
fo  war  an  bem  flü<§tig  entworfenen  Silbe  ju  fetyen, 
wie  fein  ber  gormenfinn  be8  3ci^nerö  to*r-  ®iefe 
Silber  mürben  mit  ber  linlen  $anb  ausgeführt,  beren 
er  fid^  überhaupt  gern  bebiente.  (SS  mag  bieg,  neben 
feiner  großen  Äur ifid^tigf eit ,  baju  beigetragen  haben, 
ba&  er  ft<§  minber  getoanbt  geigte,  wenn  etwas  angefafet, 
gehtüpft  ober  angeboten  Werben  foHte.  3Kufif  $at  er 
gwar  nie  felbft  getrieben,  er  hatte  aber  ein  nötiges 
£>§r  unb  toiel  ©inn  unb  ©efü^l  für  fie.  ©päter,  aud) 
in  beföränfter  Sage,  ^at  er  fetyr  gerne  bie  Oper  in 
Stuttgart  befugt  unb  no$  in  hohem  älter  öerfäumte 
er  feiten  eine  muftfaltf<$e  Aufführung.  SDie  SSioline 
war  fein  SieblingSinftrument  unb  Quartette  ber  ©trei<fc 
inftrumente  waren  ihm  befonberS  lieb.  Qn  Weiterer 
©efeEfd&aft  nahm  er  eifrig  Ztyil  am  ©ingen  ber  ©efetU 
föaftslieber.  S5om  Sange  war  er  gerabe  fein  großer 
greunb,  bo<h  befugte  er  in  feiner  fpäteren  ©tubentengeit 
gerne  baS  Safiuo  in  Bübingen.  —  SSom  3a$r  1804 
ift  baS  folgenbe  Sieb: 


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23 


«eb  eine«  £odjtoä<f>ter*. 

SBae  fümmert  ba3  Getümmel 
£er  Keinen  ßrbe  mid>! 
,§cd)  in  bem  blauen  $imme( 
Seb  "unter  Sternen  icb. 

Unb  fef>  fo  Hein  ba  unten 
$ie  (frbenmännlein  gefm, 
Seb  mie  fie  ftd>  in  bunten 
©efaWgen  3Birbefn  brefjn. 

$anf!  3U  meiner  §öf)e 
bringt  nid?t  ifjr  2ftobe$tt>ang, 
Sdmnngt  ftd?  fein  Hd?  unb  Söefje 
Unb  feiner  gefiel  ßlang. 

3>em  §immel  angetrauet 
$ann  frei  unb  frofj  id?  fein, 
So  fceit  mein  Sluge  flauet 
3ft  biefe  Grbe  mein. 

Unb  mein  fmb  alle  Sterne, 
$ie  burd)  ben  «gimmel  gefm, 
Unb  fta?  in  blauer  gerne 
Wxv  ilberm  Raupte  brelm. 

SBenn  einft  mit  ©otteS  Söitfeu 
OTein  (Srbenleib  §erf Adt  r 
So  trägt  man  ihn  im  Stillen 
£>inab  $ur  Keinen  3Mt. 


24 


Hub  if>r  geföäft'gcn  £eute! 
3(?v  leget  i&n  juv 

Ödngft  frfjtoang  fein  ©etft  doü  5reube 
8td>  feigem  ©elten  31t. 

2htd;  baä  Sieb:  ,,©ie  fterbenben  gelben"  ift  aus 
biefer  £eit.  3m  3a$re  1804  fam  SuftinuS  Äerner 
naä)  Bübingen.  S$on  früher  waren  bie  jungen  Seute 
bei  gemeinf#aftli<$en  Sertoanbten  befannt  geworben. 
$ie  Siebe  gut  ^Joefie  braute  fie  ft<$  immer  nä^er  unb 
ÄernerS  betoeglidjeS  jutraulidjeS  SBefen  übte  auf  beu 
Surüdgejogeneren  ttylanb  einen  fe^r  günftigen  ©influß. 
2)ur$  i§n  tourbe  er  nun  aud)  metyr  mit  anberen 
Stubenten  befannt  unb  balb  bilbete  fid>  ein  Ärei§  fcon 
#reunben,  bie  in  Slbenbjufammenfüuften  fro^e  unb 
genußreiche  Stunben  verlebten  unb  für  ba3  ganje  Seben 
)iä)  an  einanber  f^loßen.  ßarl  SJtatjer  (fpäter  Dber* 
juftijrat^  in  Bübingen),  au<$  bur$  bie  $oefie  mit 
Äerner  unb  Ufylanb  fcerbunben,  tfat  beiben  innig  na^e. 
.peinrid;  ßöfilin,  ®eorg  Säger  (beibe  fpäter  SDtebtcinak 
rät^e  au  Stuttgart),  bann  Äart  9tofer,  in  ber  $olgejeit 
ll$lanb£  S<$toager,  unb  furj  &or  tym  aU  Staatsrat^ 
§u  Stuttgart  geftorben,  unb  anbere  me^r,  bilbeten  einen 
froren,  geiftig  bewegten  ÄreiS.  SSom  3>a$r  1805  an 
mußte  fi$  Utylanba  Stubium,  baS  bi^er  me$r  ber 
^ilologie  unb  ®ef3>i$te  jugetoenbet  toar,  metyr  auf 
bie  9te<$t3toiffenf<$aft  rieten;  fie  ttmrbe  auä)  m<$t  fcer- 
na<$läffigt,  obgleich  er  toenig  Neigung  für  fie  §atte 
unb  —  toenig  anregenbe  Se^rer  ifjn  au<$  ni^t  me$r 
bafür  gewinnen  fonnten.    3)o<§  blieb,  neben  treuem 


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25 


gleifee  für  biefeä  %ai),  noä)  man<$e  ©tunbe  ber  $oefie 
getoibmet,  ju  toel^er  er  fi$  in  biefer  SebenSjeit  be^ 
fonberS  ^ingejogen  füllte.  SSon  feinen  Siebern  fütb 
Diele  toätyrenb  ber  ©tubienjeit  gebietet.  %m  ©pätjatyr 
1806,  in  ber  £erbftoafanj  $atte  er  bie  ftreube,  mit 
einigen  greunben,  Säger  unb  ^o^ftetter  unb  einem 
©<§toeijer,  Äinb  aus  6$ur,  eine  gufereife  burdj  bie 
beutf<§e  ©d&toeij  machen  jit  bürfen.  Sluf  ftarfen  £ag= 
märf<§en  burd&jogen  fie  ben  größten  St^etl  berfelben. 
äfofeer  „XtU  Patte"  $at  fi<$  aber  fein  ©ebi$t  über 
biefe  Seife  toorgefunben,  mit  fo  lebhafter  Erinnerung 
U&lanb  au<$  fpäter  berfelben  gebaute,  ©eine  Siebe 
SolMiebern  liefe  ifyn  au<$  in  ber  ©d&toeij  emfig  banad) 
formen  unb  al*  er  bei  einem  ©<$u$ma<$er  in  3Ke^ 
ringen  im  £a3lit$al  ftd^  bie  ©tiefei  fohlen  liefe,  glüdte 
eö  i$m,  au<§  jtoei  alte  Sattaben  §u  er$af$en,  bie  in 
©edenborfs  3llmanad&  abgebruef t  »urben.  ®r  fdbidte  bem 
@d£u§ma<$er  als  ©egengef<$enf  ©Ritter«  SBityem  Xeü. 

2)urd()  Vermittlung  eines  SanbSmannS,  beS  naefc 
fcerigen  SegationSrat^  Äötte,  fanbte  Urlaub  27  ©ebi^te 
fcon  fid^  unb  7  toon  Äerner  an  Seo  Don  ©edenborf  na<ty 
9tegenSburg  jur  aufnähme  in  feinen  9ltmana<§.  ©ed en* 
borf  äufeert  )i$  gegen  Äötte  fe&r  aufrieben  über  biefe 
©enbung  unb  tounbert  fid) ,  bafe  er  toon  biefen  Sintern 
uo<§  gar  nid&ts  gehört  $abe.  Salb  barauf  nmrbe  U^Ianb 
felbft  brieflich  mit  ©eefenborf  befannt  unb  fd&idfte  tym 
Uebertragungen  au«  bem  £elbenbu<$e,  bie  biefer  günftig 
aufnahm.  SSon  bem  6nbe  beS  Saures  1 806  ift  f  olgenber 
Srief  Urlaubs  an  ©eefenborf. 


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26 


U&lanb  an  ifco  liott  Scdenborf  ju  9Jegen$burg. 

3&r  örief  vom  18.  Oft.  (erhalten  b.  10.  9ioo.), 
öffnete  mir  bie  angenehme  2lu8fi<$t ,  mit  3$nen  in  nähere 
Sefanntfd&aft  unb  literarifd&e  SSerbinbung  treten  ju 
fönnen;  lieg  mid&  aber  beinahe  beforgen,  bafc  6ie  me^r 
t>on  mir  erwarten,  als  i<§  ju  Ieiften  vermag.  So  feljr 
mir  ne^mli<§  baS  ©tubium  ber  altbeutf<$en  sßoefie  am 
§erjen  liegt  (unb  am  $erjen  lag  ju  einer  Qtxi,  ba  bie 
Semü^ungen  ber  bleueren  no<$  ni<$t  öffentli<§,  ober 
mir  toenigftena  no$  ni$t  bef aunt  toaren) ,  fo  fS^r  iö) 
toünf<$e,  mt<§  in  SJer^ätttiiffe  verfefct  $u  fe^en,  too  au$ 
id?  jur  Söieberbelebung  unferer  poettfetyen  SSorjeit  mein 
©eringeä  beitragen  fönnte  —  fo  toenig  fafc  id£)  midj 
bisher  im  ©tanbe,  in  biefem  ga<$e  ju  ttrirfett.  3n 
einem  2llter  von  no$  ni<$t  vollen  20  Sagten  unb  bei 
einer  ganj  entgegengefefcten  Seftimmung  ift  e3  mir  too^l 
f$ou  an  fi<$  ni$t  möglidfj,  gro§e  literarif<$e  Umft<$t 
erlangt  ju  fyabeu.  ®aju  fommt,  bafc  mir  feine  anfe^n- 
lidfje  öibltotyef  offen  fle$t,  aus  ber  i$  verborgene  Sd&äfce 
fyervorjie^en ,  ober  au<$  nur  mi<§  mit  bem  f<$on  3?orf;an* 
benen  vertraut  madfjen  fönnte. 

Sorerft  atfo  £ab'  i<$  toeber  ettoas  bebeutenbeä  in 
4>änbeu,  nodj  jeigt  fi$  mir  ©elegentyett  ju  einer  be* 
ftimmten  SRid&tung  meiner  Neigung  für  bie  altbeutf<$e 
^oefte  überhaupt.  3Jiit  Vergnügen  aber  ttmrb'  i<$  2tlle3 
ergreifen ,  toaS  3ufa^  ober  Unterftüfcung  eine«  greunbeS 
mir  jufü^ren  foHte.  ÜJtttt^eilung  eine«  ©egenfianbeä, 
an  bem  i$  meine  Gräfte  auf  angemeffene  2lrt  üben 


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27 


tonnte,  ober  and)  nur  2lntt>eifung,  too  ein  folget  ju 
finben  toäre,  ftnb  mir  ba^er  immer  toilffommen. 

3)a  jebod^  gu  jeber  äftyetif  <$en ,  toenn  au<§  ni<$t 
probucttoen  Arbeit  eine  Stimmung  erf orberlidj  ift,  toel<$e 
bic  launtf<$e  ©tunbe  naä)  SOBiHfür  gibt  ober  toerfagt, 
fo  fann  i$  für  mi<§  feE&ft  nt<$t  Särge  fein,  ttriefem 
mir  bie  Ausführung  biefer  ober  jener  2lrbeit  möglid? 
toäre,  abgefe^en  babon,  bafe  anö)  bie  Seit ,  bie  i$  auf 
biefe  ©tubien  toertoenben  fann,  fe^r  befc^ränlt  ift.  S)er 
einzige  SSerfud^,  ben  i<$  in  biefem  ga<$e  gemalt  fyabe, 
ftnb  bie  33ru<$flü<fe  aus  bem  #elbenbu<$e.  SBieffeidEjt 
tofirbe  i(S)  mehrere  auf  biefe  2lrt  bearbeitet  fyaien,  toenn 
mir  ni<$t  befannt  toäre,  bafc  man  neuerlid^  ein  älteres 
unb  äd)te3  §elbenbu<$  aufgefunben  fydben  totH.  2>a 
i$  nid^t  (Gelegenheit  fyabe,  ben  ba^in  gehörigen  9luffa§ 
öon  2)ocen  ju  lefen,  fo  toürbe  mir  einige  Seiehrung 
über  biefen  ©egenftanb  fehr  ertoünfd&t  fein-  £at  man 
toohl  alle  Xtyile  beS  $elbenbu<$e8  in  einer  älteren 
©eftalt  aufgefunben?  toel<he©pra<he  unb  toeld&e  SBerSart 
^at  ba£  ältere  £elbenbu<h  ?  ©ttoa  bie  be3  Nibelungen* 
liebet?  Xied  foH  toährenb  feines  Aufenthaltes  in  9t om 
triftige  ©ntbedtungen  im  gelbe  ber  attbeutfd&en  $oefte 
gemalt  fydben. 

5Ro<h  reb'  t<h  bon  einem  ©egenftanb,  ber  unfrem 
beiberfeitigen  Sntereffe  nt$t  fremb  fein  möd^te.  S)er 
beutfdjje  Sinter,  bem  es  um  bie  toafcre,  in  rüftigem 
Sieben  erf<$einenbe  $oefte  ju  thun  ift,  fühlt  einen  auf- 
falleuben  SUlangel  an  baterlänbifd^er  Ethologie  (nid^t 
in  bem  Sinne,  in  toeld^em  man  bie  norbifd;e  ©otter* 


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26 


le^rc  ber  ßbba  bei  uns  gelieub  ma$en  tooHte),  er  finbet 
fo  toenig  alte  Äunbeu  feiner  Nation,  bie  ftd(j  ber  bib 
benben  Äraft  o$ne  ©träubcn  Eingäben  unb  bo<$  auf  ber 
anbern  Seite  ba3  tiefte  Heben  ber  ©eele  jur  objecttoen 
ßrf Meinung  förberten.  3)ie  ©ef$i<$te  fannbiefen  3Jtangel 
nicfyt  erfefcen.  $)ie  grie<$if$en  2)ramattfer  Ratten  not 
fi<£  iljre  ßpifer,  ©^alefpeare  eine  reiche  -Stenge  alter 
fiieber  unb  romantif<$er  Erklungen;  au<$  toir2)euif<fye 
fielen  auf  bem  fünfte  ber  bramatif<$en  Äraft  unb 
fu<$en  eine  Sßortoelt  epifd^er  Sichtungen. 

3öir  haben  jtoar  einige  SSolföromane  (obgleity 
tuenige  ber  befannteren  urfpriinglid^  beutfd^e  fein  mö= 
gen),  i^re  Stnja^I  ift  aber  fo  gering,  bafj  bie  bxauty 
bareren  meiji  f<$on  fcon  £ie<f  unb  anberen  bearbeitet 
finb.  Seiber  liegt  jtmf<$en  unä  unb  ben  3^**/  m 
ioltye  SDtären  im  ©ange  waren ,  eine  altfluge  Sßeriobe, 
meldte  auf  jeneromantifd&enßunben  öerad&tenb  herabfal), 
unb  fie  ber  SSergeffen^eit  überliefe,  ober  gar  getoaltfam 
in  biefelbe  $inabftie&.  Um  fo  ernfter  foUte  man  in 
unfern  £agen  barauf  beulen,  ju  retten  loa«  uo<$  ju 
retten  ift.  Slber  ni<$t  blofc  urfrritagli<$  beutf<$e,  aud; 
bie  Äunben  Dertoanbter  SSäffer,  fcon  ben  Gittern  bet- 
raf elrunbe,  be£  ©rate,  ÄarlS  be3  ©rofsen  u.  f.  to., 
fotote  bie  altnorbifd^en  (Stählungen  fcerbienen  alle  2luf; 
merffamfeit.  (Sin  ©eift  be3  gothifdjjeu  Slttter  thumä  fyatte 
fidh  über  bie  meiften  93ölf  er  (SuropaS  ausgebreitet.  Sluch 
gehört  mand^eS  hierher,  toa$  in  beutfd^en  unb  Iateinifd^en 
(S&rontfen  treu&erjig  als  ©efd^id^te  erjagt  n>irb  unb  oft 
aud&  ti>irflic§  ©efd^id^te  ift  ober  bocf>  eine  §ijtorif$e 


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29 


©runblage  f)at  SJenn  au<§  bie  ©efd&id&te  bcr  alten 
3eiteu  trägt  einen  romantifd&en  Schein.  MMjtett 
fi$  in  unfern  Sagen  mehrere  Bearbeiter  toon  33olf& 
märten ,  e£  tourben  ido^I  audf>  biejenigen  fol<$er  Äunben, 
welche  fi<$  bur<$  beffere  3)arftettnng  empfehlen ,  auä  alten 
Schriften  herausgegeben,  allein  fönnte  nicht  no<h  mehr 
gef<$ehen?  Sollte  nicht  ber  Siterator,  bem  ein  reidjer 
Sßorrath  alter  ©Triften  ju  ©ebote  fteht,  unb  ber  ni<$t 
felbft  bie  Slbfi^t  hat,  Äunben  biefer  2lrt  poetifö  )U 
bearbeiten,  fold^e  toenigftenS,  too  er  fie  antrifft,  fammeln 
unb  ben  Sintern  feines  SSolfeS  anbieten?  foHt'  er  e£ 
nid^t  t^un,  toenn  auch  biefe  Äunben,  urie  er  fie  in 
alten  Suchern  finbet,  feinen  fünftlerifd^en  SBerth  fyaben, 
aber  bo<h  aus  ben  geladen  ein  förnigeS  ©olb  blidfen 
laffen,  ba£  ber  Äünftler  bearbeiten  fönnte?  Eine  plane, 
ben  alten  Suchern  getreue,  ober  noch  lieber  tüörtlid^ 
barauS  genommene  ©rjählung  toürbe  ju  biefem  3to*<fe 
hinreisen,  toenige  SBltye  foften  unb  für9J?an<$en  t>on 
großem  2Berthe  fein. 

2ludfj  mir  toäre  eS  fehr  loid^tig,  trenn  ich  fotche 
Äunben  8U@efid&tebefommen  ober  Slnbeutungen  erhalten 
fönnte,  in  toeldfjen  alten  ober  neuen  Sutern  berlei  ju 
finben  finb. 

(®ie  Sibliothef  be£  Sftomantif ^SBunberbaren ,  too= 
üon  ich  2  Steile  in  £änben  hatte,  mag  jum  %f)eil  biefen 
3toecf  ^aben,  fd^ien  mir  aber,  obtoohl  auch  bieg  toerbienft* 
liä)  ift,  me^r  nur  romantifche  Silber  als  größeren  gebie* 
genen  ©toff  ju  geben.)  ©ibt  e3  eine  33olf  Sbibliothef  ober 
Sibliot^ef  bon  SolfSromanen,  unb  ift  folc&e  gehaltreich? 


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30 


Ueber^aupt  nehmen  SSicIc,  befonber«  baS  gewöfru 
lid&e  Sefepublifum  ju  Wenig  9tücffi<$t  barauf ,  bafe  mau 
bei  SBieberaufgrabung  ber  toerfd&ütteten  SorWelt  auefy 
ba3  ^ereinju  jie^en  tyabe ,  ba£  jwar  für  ftdjj  o£ne  grojjen 
2Bert§  ift ,  aber  bodf)  als  6tü(f  in  ber  großen  Steine 
feinen  qjlag  ausfüllt.  60  fmb  j. ».  in  bem  teerten 
$u$e:  ®e3„£naben2Bunber$orn"  aud&  fe^r  mittelmäßige 
ober  unbottftänbige  ßieber.  ©oI<$e,  bie  baSSudf?  flüchtig 
burdfjblättern  unb  fol<$e  einzelne  ©tüdfe  lefen,  rufen 
au£:  3Ba3  foll  baS?  S)em  aber,  ber  in  ben  ganjen 
S^fluä  ber  altbeutfd^en  Sßoefie  eingeweiht  fein  mö$te, 
werben  au<$  biefe  geringeren  Stefie  ni<$t  gleid&gültig 
fein,  fte  Werben  i£m  jur  ßrflärung  be3  Äofibareren 
unb  in  ^infid^t  auf  ba$  ©anje  mannen  9iu$en  t?er= 
fare<$en.   Sfllan  rette  lieber  ju  toiel  aU  au  Wenig! 

SBenn  biefer  S3rief  etwa«  lang  geworben  ift,  fo 
Ijaben  Sie  e8  öftren  eigenen  ©inlabungen  unb  ber  S3e- 
rityrung  eine«  Stoffe*/  ber  mir  fo  na^e  liegt,  jup; 
fd^reiben. 

SKeine  SKbreffe  ift: 

Subwig  Urlaub  ju  Bübingen. 

Seo  toon  ©edenborfs  freunbli<$e  Antwort,  toom 
25.  Januar  1807,  lautet  im  ShtSjug: 

,,$ä)  §abe  S^ren  Srief  mit  wahrem  Sntereffe 
gelefen,  benn  er  enthält  ©teilen,  bie  mt<$  wie  aus 
ben  erften  golbenen  träumen  meiner  Sugenb  trafen  — 
fie  würben  nt<$t  erfüllt,  alle  ©lütten  meine«  ©eifteS 
fyrofeten  auf  unfrud^tbarem  ©oben.  2)a3  innere  ©etyren 


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31 


fonnte  fid>  gu  feiner  reinen  ©cfyöpfung  geftaltcu  imb 
ein  glüdfli<$er  anderer  2lnflofe  §at  mir  fietS  gefehlt. 
2tu<$  Sfcnen  fd&eint  bie  ©egentoart  entgegen  ju  toirfen, 
ber  Äampf  3ftrer  SReigung  mit  ben  SSer^ältniffen  ift 
ba  —  aber  in  einem  folgen  Kampfe  gebeizt  au<$  ba£ 
poetif<$e  ©emüty ,  gelungen  fi<$  am  eigenen  geuer  gu 
wärmen  nnb  ft<§  ju  concentriren ,  um  feinen  ©egnern 
bie  ©pi|e  bieten  ju  fönnen."  —  6r  berichtet  i$m  öon 
planen  in  Sejug  auf  alttoaterlänbifdfje  Siteratur,  bie 
er  mit  ®ocen  befyro<$en  tyabe,  wenn  —  er  baju  einen 
Verleger  finbe.  SDann  matyt  er  Urlaub  3Ritt^eilungen 
über  2)ocen3  St^ätigfeit,  er  £abe  Fragmente  be3  gelbem 
budjeä  aufgefunben  u.  f.  f.  2lu<$  beantwortet  er  bie 
Anfragen  in  feinem  Briefe.  Später  fcfyreibt  er  t>ou 
Urlaubs  groben  einer  Ueberfe|ung  aus  bcm  £elben= 
bu<$e.  „©erabe  biefe  Snt^altfamleit  im  Umf leiben  ift 
e§  aud&,  toaS  miä)  in  i^ren  groben  in  meinem  Slls 
manaä)  fo  fe^r  anfyrid^t,  ber  ©eifi  be£  ©anjen  voefy 
miä)  an,  belegen  münf^te  i<$  too^l  baä  ganje  ©ebicf)t 
(wenn  wir  e%  erfi  in  reiner  ©eflalt  befifcen)  t>on  3$rer 
£anb."  ®ann  ermutigt  er  Urlaub,  ftdO  audjj  in 
bramatifd^er  Sßoefie  ju  toerfud&en;  er  nennt  i£m  baju 
einen  Stoff:  granceäca  ba  Sßolenta  au$  £)ante$  £5Ue. 
U^lanb  ergriff  biejen  Stoff ,  führte  i^n  aber  nur  jum 
S^eil  in  Herfen  aus.  Studf)  jur  Bearbeitung  be£  gor= 
tunatS  xati)  ©edfenborf. 

U^lanbS  (Srtoieberung  auf  biefen  ©rief  fann  au£ 
bem  ßoncept,  bem  fie  entnommen  ift,  nur  unfcoUftänbig 
toiebergegeben  werben. 


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32 


Ufjlanb  an  2co  uon  @c<fenborf. 

Bübingen,  6.  2Rär&  1807. 

$er jüd&en  £>anf  für  3ftren  Brief ,  ber  f o  man$e 
3ei$en  öftrer  freunbf^aftli^cn  ©efmnungen  gegen  mi<$ 
enthält  unb  t>on  fo  mannen  ©egenftänben  banbelt,  bie 
mir  am  $ergen  liegen,  ©ic  Belehrungen  über  baä 
#elbenbud&  toaren  mir  fe$r  ttndjtig.  £)a3  ^elbenbu^ 
in  ber  äd^ten  ©eftalt  ttnrb  für  eine  fünftige  Bear= 
beitung  um  fcieleS  leid&ter,  ba  bie  #älfte  ber  Steinte 
toegfällt  unb  in  bem  größeren  3u>if$enraume  toon 
einem  Steinte  jum  anbem  ft<$  tt>eit  ungegföungener  biefe 
ober  jene  SBenbung  nehmen  läßt.  SJJteiner  SJleinung 
nadf)  foHten  bie  Bemühttngen  ber  Siteratoren  ftd^  juerft 
unb  fcorjüglidEj  auf  ba3  §elbenbudf>  felbft  unb  auf  mit 
bem  £elbenbu<Jj  unb  ben  Nibelungen  toertoanbte  ©ebid^te 
rieten,  ttrie  SDietri<$  toon  Sern,  ber  getreue  ©darb, 
hörnerne  ©iegfrteb,  Äönig  @fcel.  ©ie  umfaffen  bodf) 
XQöiji  bie  ältefte  ^elbentoelt,  bie  ä$te  3}tyt£ologie  unferer 
unb  ber  mit  tyr  fcertoanbten  Nationen  unb  finb  xotifft* 
fc^einli^  Driginalgebid&te.  3Kir  ift  ba^er  audEj  baS 
lateinifd^e  ©ebid^t  fcon  2öalt£er  t>on  Aquitanien  toertty, 
ba3  bo<$  toatyrf<$emli<$  auf  einem  altbeutfdfjen  Original 
beruht,  beffen  Sluffinbung  ju  toünf^en  toäre.  $n  ben 
Nibelungen  (6.  115,  SS.  9179  f.)  ift  auf  bie  in  jenem 

©ebi$te  erjä^lte  Gegebenheit  angezielt  SBenn 

©ie  midfj  ju  Bearbeitung  altbeutfdper  ©ebi<$te  tüd&tig 
glauben,  fo  trauen  ©ie  mir  tiieHei<§t  ju  fciel  gleife  unb 
©ebulb  ju.  Ueberbiefj  $aben  fold^e  Bearbeitungen,  ttrie 


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33 


man  fie  jefct  geben  fann,  nur  ephemeren  SOBcrt^  unb 
f offen  nur  folgen  tyaben,  benn  je  tne^r  baS  Sßublifum 
mit  altbeut)  d^er  Spraye  unb  Strt  befannt  toirb,  befto 
achter  fann  man  ifym  ba§  SDenfmal  ber  Sorjeit  über* 
liefern.  SBenn  ba^er ,  n>iIT$  ©  ott ,  baS  ^ublifum  in  je^n 
Sauren  hierin  um  ein  9Jterfli$e3  t)orgerü<ft  ift,  fo  fann 
man  i£m  f<#on  eine  bem  Original  um  meleä  nähere 
Bearbeitung  in  bie  £änbe  geben,  als  man  je^t  tragen 
bürfte.  Sdjon  burdj)  £ie<f  unb  anbete  Sinter  ift  babur<§ 
©uteö  gettrirft  morben,  bafe  fie  alte  SBorte  unb  gormen 
ttenigftenS  in  einem  gettnjfen  Greife  in  Äur3  gebraut, 
teuere  2)i<$ter  foHten  auf  biefem  SBege  muttyig  fort* 
breiten  unb  fidj  mit  ber  ©prad^e  fotoof;!  als  ber 
3Jtyt$ologie  unb  ganaen  ^oefie  unferer  SSäter  me^r  unb 
me^r  in  traulid^en  SSerfe^r  fefcen.  Sßie  toäre  e£,  ttenn 
man  in  2llmana<$en  (ttrie  in  Syrern  fünftigen  3Jiufem 
almana<§)  eine  Slbt^eilung  ber  altbeutf <§en ,  bie  anbere 
ber  neubeutfd)en  ^oefie  beftimmte?  ©3  freut  mi$  fcfyon, 
bafc  itoei  SRecenfionen  3$re*  2Ilmana<$3  aus  meinen 
eigenen  ©ebbten  unb  aus  ben  Srudfjftütfen  aus  bem 
£>elbenliebe  ©teilen  anheben,  o$ne  $u  bemerfen,  toem 
fie  eigentli<$  angehören.  —  grü^e  fdE^on  toollte  iä)  meine 
^oefie  jum  ©röfeeren  fammeln.  3$  Knute  $fynen  eine 
Steide  üon  planen  ju  epifc^en  unb  bramatifd^en  ©e-- 
bid)ten  aufführen,  bie  iä)  mit  Siebe  entworfen,  oft  jiem* 
li<§  flar  geftaltet  (ju  Rapier  braute  iä)  nur  toemgeS 
unb  bann  toerlaffen  $abe.  3Rur  ©ineS  ttriH  iä)  gebenfen. 
Sor  ettoa  jtoei  Sauren  begann  id&  eine  Sragöbie  ju 
entwerfen:  2tdpeu3  Stob,  ©ie  follte  bie^bee  barfteHen: 

UMonb»  fie&eti.  3 


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34 


toemt  and)  baä  Scfndffal  bie  SluSfütyrung  unferer  ©nt* 
fd^Iüffe  tyinbert,  ^aben  tt)ir  fie  nur  ganj  unb  fefi  tu 
un£  gefaxt,  fo  ftnb  fie  bo<$  fcoHenbet.  SDBaS  in  ber 
SBirHt^feü  Srud)flü(f  bleibt,  fann  in  ber  Sbee  ein 
grofeeS  ©augeS  fein.  (J)ie  $$ee  bleibt  unberührt  t>om 
S<$i<ffal.)  2?erfc$iebene  Urfadfjen,  befonberS  aber  meine 
Vorliebe  für  ba3  9lomantifcJ?e,  bem  ber  griedjjifdfje  Soben 
ni<$t  angemeffen  voat,  gelten  midfj  fcon  ber  3lu3fi$rung 
ab.  I;atte  feitbem  mehrere  anbere  ßntttmrfe,  aber 
ein  geiniffer  Äampf  in  mir  liefe  feinen  jur  33oHenbung 
lommen.  Ueberbiefe  ^abe  id&  fe^r  toenig  Neigung  jum 
@ebidf)te:Sdjrei6en.  3dj  fomme  fd^oer  baju,  ©efialten, 
bie  id)  in  begeifterten  Momenten  gefe^en  unb  entworfen, 
in  ruhigen  auäjumalen.  2öenn  id)  mid)  md)  poetifd^em 
Stoff  umfe^e,  fo  gef^ie^t  e3  fcorjüglicf)  barum,  tneil 
blofe  ibealifd^e  ©eftalten  ni$t  fo  leidet  tioflfommene  Obs 
jectitrität  erhalten,  ttrie  fold&e,  bie  bem  2)i<$ter  \ä)on 
lebenbig  entgegentreten,  aber  tyr  ^öfyereäßeben  erft 
t>on  ifym  ertoarten.  @r  toirb  bur<$  bie  lefctern  in  an= 
genehme  Selbfttäufdfjung  fcerfefct,  fein  unbeftimmteä 
greifen  erhält  eine  Begrenjung,  feine  peinigenbe 
SSiDfür  toirb  gebunben,  gtoar  ni<$t  mit  geffafa/  a^er 
burcfy  bie  9lrme  ber  ©etiebten.  %f)xe  Beurteilung 
meiner  ©ebid^te  fear  mir  toiKommen.  Sie  finb  gröfcten= 
t&eite  I^trtf cf> e  ßrgüffe  eines  jugenblic^en  ©emüt^eS. 
lieber  biefe  fei  mir  erlaubt  einiges  ju  fagen.  SDte 
erfteu  ©efii^Ie  unb  SebenSanfi^ten  einer  ertoadjjenben 
Seele,  fie  bilben  bie  erfte  ^eriobe  meiner  Sßoefie.  Sollte 
ber  $id;ter  alles  barfteHen  bürfen,  nur  ft<$  nidE)t?  3$ 


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35         |UJHf'--  ^y:] 


glaube,  bafc  e3  babei  fe&r  auf  bie  £icf)tun#&art  antotfwitt^ 
bic  er  toäfylt.  Sie  tyrifdjje  Stimmung  fie^t  ber  Sub= 
jectivität  offen.  äber  felbft  im  SDrama,  bfinlt  mir, 
fann  er  ftcfy  felbft,  ober  vielmehr  feine  ibeale  Snbiüu 
bualität  einführen,  toenn  er  ityr  nur  Seben  unb  Db- 
jectitrität  für  Rubere  ju  geben  toeifj.  £ie  metften 
(Srftlinge  bramatifdfjer  SDicfyter  finb  aucfj  von  biefer  Slrt. 
%xtil\d)  §at  er  fu$  babei  tootyl  ju  £üten,  bafe  ni$t  alle 
$erfonen  nur  vertriebene  SJiobificationen  be3  ^aupt- 
c^arafterS  toerben.  2BiH  er  fidj  felbft  auftreten  laffen, 
fo  toiffe  er  ftd^  audf)  ton  anbern  ju  unterf Reiben. 

S)a3  äftorgenblatt  veranlagte  eine  ©efettfd&aft  junger 
greunbe,  fyier  ein  gefd&riebeneS  £onntagsblatt  f>erau£= 
jugeben,  baS  einem  vertrauten  Äreife  mitgeteilt  toirb. 
63  foH  ein  gemeinf<$aftli$er  herein  unferer  ^ugenb- 
poefie  fein.  ©efpräd)e  über  verfdfjiebene  ©egenftänbe, 
®ebi$te,  2tuffä{$e  über  $oefie,  Satiren  u.  f.  tt>.  finb 
ber  Sn^alt.  3Kan  t^eilt  einem  traulichen  Greife  ©inge 
mit,  bie  fi$  ni<$t  für  baS  ^Jublifum  eignen  nriir* 
ben.  6§  finb  toirlli^  einige  vorgüglid^e  ©tücfe  von 
lerner  unb  einem  Ungenannten  in  £age  gefommen. 
älucfy  9Kuftf  alten,  3ei$Nungen  *>on  einem  unferer 
greunbe,  ber  ni<$t  geringes  Talent  jur  Gartfatur 
bejifct,  finb  beigefügt,  5Da  id^  überhaupt  feit  geraumer 
3eit  toenigeg  §abe,  fo  lonnte  idj?  bisher  toenige»  bei= 
tragen.  @S  ift,  nrie  iä)  fd&on  gefagt,  aU  toäre  mit  ber 
Sammlung  in  Syrern  Sllmanad)  eine  getoiffe  ^eriobe 
meiner  Sßoefte  gef^loffen.  Unlängft  £abe  idE)  ein  Statt 
auggearbeitet,  baS  ganj  ber  alten  $oefie  gemeint  ift. 


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« 


36 


(Sä  enthält  ein  33ru<$ftüd  aus  ben  Nibelungen  mit  öe* 
jie^ungen  auf  baä  ©an je,  toel<$e  lefctere  iä)  Seiten  ^ier 
mitteile,  obglei^  un&ollfiänbig  entworfen.  ®ann  folgen 
einige  altengtif^e  53aHaben,  tooüon  iä)  jtoei  im  vorigen 
©pätja^re  auf  einer  ^ufjretfe  in  ber  ©<$toeij  aufgetrieben 
$abe.  3n  einem  fünftigen  ©onntagäblatt  tüitt  ity  auä) 
meine  3lnfi<$ten  über  ba£  9tomantif<$e  jur  Prüfung 
aufteilen,  lieber  Slomanttl  unb  Dbjectüntät ,  jtoet 
SQBorte ,  bie  jefct  fo  ftarf  im  ©ange  finb,  toünfdfjte  ity 
fe^r,  au$  3^re  2lnfid)t  fennen  ju  lernen  unb  bie 
meinige  bamit  ju  toerglet^en  unb  fcieHetc§t  ju  be~ 
richtigen. 

®ur<$  £erm  ÄöHe  boffe  iä)  -Jtottjen  über  alt- 
beutfd^e  SJlanufcripte  in  ber  Sibliotyef  ju  *{$ari£  ju 
erhalten. 

Seben  ©ie  glü<fli<§  unb  eingeben!  3#re3 

Subttrig  Urlaub. 

Sin  feinen  SanbSmann,  beffen  Ufylanb  im  legten 
Sriefe  gebenft  unb  ber  fid^  bamals  in  ^ßaris  befanb, 
I)at  er  ä$n!i<$e  fragen  gerietet  unb  ba3  gleite  Ser= 
langen  auSgefpro^en.  (53  folgen  $ier  jtüet  Sriefe  fcon 
llblanb  unb  im  StuSjug  einer  bon  ÄöHe. 

tUtfanb  an  Söffe  in  ^ariS. 

Bübingen,  26.  Sanuar  1807. 

„©erabe  al£  iä)  barauf  backte,  meine  Brieftaube 
an  ©ie  abzufertigen,  fam  ber  §1)Ti§e  mit  einem  ttriflk 
fommenen  ©ef^enf  bei  mir  an.        fage  3#nen  jum 


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37 


SBorauä,  mein  SSrief  ifi  fe^r  unpoetif<§,  obgleidj)  iä) 
SfofangS  ben  $tan  ju  einem  ©^reiben  fcoH  ©emüt^S 
entworfen  tyatte.  SieHei^t  ein  anbermal  beffer.  SBaS 
©ie  fcon  3#rer  2Inft<$t  ber  Slntifen  fagen,  ftimtnt  mit 
ber  überem,  bie  iä)  &on  ben  griec$if<$en  ©ebbten  tyabe. 
5)ie  SHomantif  unb  ba$  2)rama  f<$Iägt  bei  mir  überall 
bem  antifen  ©po3  toor,  benn  als  foldjeg  betraute  i<$ 
au$  bie  antile  Äomöbie.  ©d&ön  ift  e$,  bafe  3ftr  »rief 
meinen  werbenben  f$on  in  einigen  fünften  beant- 
hortete,  ©o  wollte  i<§  ©ie  befd&wören  bei  bem  ^eiligen 
2Jlutternamen  SDeutf  <§Ianb3 ,  getyen  ©ie,  wann  ©te 
immer  fönnen,  in  bie  Sibliotyefen  t>on  Sßari8,  fu<$en 
©ie  §ert>or  wa§  ba  vergraben  liegt  fcon  ©<§äfceu  alt* 
beutfd)er  ^oefie.  35a  f$Iummern  fie,  bie  bezauberten 
Jungfrauen,  golbene  Soden  toerpHen  i^r  ©efi<$t;  too^b 
auf  tyr  männlichen  9titter,  löfet  ben  Sauber!  fie  werben 
l)eifjatymenb  bie  Sodfen  jurüdtoerf en ,  auff dalagen  bie 
blauen  träumenben  Slugen.  SlHein  fe^en  ©ie  nid^t 
auäfd&liefcenb  auf  beutfd^e  Slltert^timer,  ad&ten  ©ie  auf 
bie  romantif<$e  Sorwelt  %xardxe\ä)8.  (Sin  ©eift  be£ 
9tittert^um$  waltet  über  ganj  (Suropa.  2öo  ©ie  in 
einem  alten  SSud^e  eine  f<$öne  Äunbe,  Segenbe  u.  f.  w. 
finben,  Iaffen  ©ie  bie  ni<$t  verloren  gefyen,  wir  ^aben 
ja  fo  großen  Sffiangel  an  poetifd^em  Stoff,  au  9Jty$en. 
Sied  fott  bei  Srentano  gewefen  fein  unb  i$m  gejagt 
$aben,  bafc  er  in  Sftom  ein  ^errli<$e£  altbeutf<$e§  ©ebicfyt 
gefunben  unb  abfd^reiben  Iaffen ,  ba8  nur  mit  ber  QliaS 
Sit  fcergleidfjen  fei. 

©edenborf  §at  uns  eingelaben  bei  feinen  SieblingS* 


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38 

ftubien  mit juwirf en ;  füllte  er  unä  geneigt  fmben,  fo 
würbe  er  uns  tiefer  in  feine  Sßlane  einweihen.  2öir 
antworteten  fcor  einiger  $eit,  bafj  wir  feine  prtoati* 
firenbe  ©elefyrte,  fonbern  ©tubenten  feien  imb  un# 
feine  literarifd&e  SSorrät^e  ©ebote  fte^en,  bafc  e£ 
micfy  aber  freuen  würbe,  wenn  er  mir  ©egenjiänbe 
mitteilen  möd&te,  an  benen  idj  meine  Äräfte  auf  am 
genehme  unb  freie  SBeife  üben  fönnte.  S)ie  Antwort 
ifl  nod)  ni<$t  angelangt.  —  SDaS  -Dlorgenblatt,  batoon 
täglid; ,  außer  ©onntagg,  ein  33latt  $erau8fommt,  üer= 
antagte  Äerner,  ein  ©onntagSblatt  ju  üeranftalten, 
ne£mü<§  ein  gef<$riebene3.  ©in  ©tücf  ift  bereite  er- 
f Lienen.  9Jtan  gibt  unfcollenbete  ©ebi<$te,  Entwürfe  u.  f.  w. 
einem  ©irfel  vertrauter  greunbe  jutn  Seften.  2Bal)r^ 
f$eintid(j  wirb  e3  aber  nur  bis  jum  grütyja^r  wahren, 
©enben  ©ie  au<$  baju  Wentgftenä  literarische  unb  anbere 
3lotijen.  (£%  foll  aber  ber  Sertrautyett  unfereS  Brief* 
Weddels  burdjjau§  nityt  fdjjaben.  3$  werbe  gewiß  ju 
unterf Reiben  wiffen,  was  3lnbere  lefen  bürfen  ober 
niä)t  (Sin  anbereS  3Kal,  wenn  mein  ©emüty  ruhiger 
unb  gefaßter  ifl  a(3  jefct,  Witt  i<$  e§  S^nen  mefyr 
eröffnen.  9Rein  poetifdfjeä  Seben  ift  iefet  ein  Um^er* 
fd^weifen  von  einem  ©ntwurfe  jum  anbern.  ©ringenb 
fül;le  id&  babei  ben  SKangel  an  ©toff  ju  poetif^er 
Bearbeitung. 

fanu  mir  fein  größereg  ©lüdt  benfen,  al£  na<f) 
wof)l  entworfenem  pfone,  in  einer  fi<$  felbft  gegebenen 
©renje,  au3  bem  unenblid^en  ©ebiete  beS  ©djjönen  unb 
©roßen,  ber  inneren  unb  ber  äußeren  SSelt ,  ©eftalten 


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30 


aller  2lrt  toie  in  einem  3<*uberfrei£  ^eiDorjurufen.  Gin 
®rama,  ein  Vornan,  toeldjeS  GntjüdEen  mu&  e§  fein, 
fo  toaä  toollenbet  t)or  fi<$  fel?en,  ein  työtyere3  £eben, 
ein  geftaltenbeä  ©emütfy!  geftgegrünbet  nnb  in'3  Unenb- 
lid^e  beutenb.  ©eben  ©ie  mir  Äunbe  toon  3#rem  poe* 
tifd^en  Sßirfen!  (Sammeln  Sie  3#re  Straelen  jum 
©röfeeren ! 

SSietteid^t  fcerf  dringt  uns  ber  Slbgrunb,  metteic§t 
fiegen  wir?  S)o$  e3  ift  gar  JU  arg!  ficben  Sietoo^l, 
mit  beutf<$er  greunbfd^aft  %ljx 

2.  11. 

9ia<§fd&rift.  kennen  ©ie  bie  ©d&rtften  eines 
©rafen  £reffan?  ©inb  3$nen  fonft  feine  33ü$er  be- 
fannt,  toorin  alte  romantifd^e  (Sagen,  eine  poetifd^e 
SBortoelt  für  bramatifd)e  Bearbeitung  vorliegen?  Schrei- 
ben ©ie  mir  balb  toieber.  SBerfen  Sie  ©trafen  in 
mein  büftereS  ©emüty. 

Gonj  liegt  biefen  SBinter  Stljeorie  ber  2)id;tfunft. 
Gr  fagt  t)iel  ©uteS.  25a£  nä^ftemal  fd)idfe  idf>  Sutten 
tueMd)t  einige  ^robuete  &on  mir." 

3n  einer  Stnttoort  auf  biefen  »rief  f^reibt  ßöHe 
an  Utylanb: 

 „2)er  beutf<$e  Gobe$,  ben  SCiedf  benüfcte, 

ift  beinahe  ber  einjige  beutfd^e  poetif<$e  ber  faiferli<$en 
Sibliotyef.  Ungefähr  200  alte  9tomane,  tyetfä  im 
Stomanjo,  t^eite  f$on  in  ber  langue  (Toui  (ber  Quelle 
beä  heutigen  $ranjöfif$en)  liegen  ba.  3$  fange,  toie 
billig,  meine  Seetüre  bei  bem  Romane  fcon  ber  SRofe 
an.   3ebe  Gntbedhmg  foerbe  u$  mit  meinen  greunben 


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40 


teilen.  Um  ©otteSWillen  tommen  Sie  uad)  bem  Syamen 
foglei<h  fytxtyxl  ättan  lebt  ^ier  wohlfeil,  unb  aud) 
abgefe^en  bafcon,  für  äufeere  unb  innere  Silbung  ift 
$ari8  einjig,  unb  e3  müfjte  fd&led^t  gehen,  trenn  Sie 
ni<ht  balb  etwas  liefern  fönnten,  was  Sie  in  ben  Stanb 
fefct,  auf  eigenem  gufc  ^ier  ju  leben." 

3m  uächften  Sriefe  UhlanbS  an  Äölle  banft  er 
ihm  für  Seiträge  in  baS  SonntagSblatt  unb  berietet, 
was  inbeffen  bar  ein  gegeben  worben.  SefonberS  erfreut 
äußert  er  ftdf?  bann  über  ßarifaturen ,  bie  fein  §reunb 
SDlaper  barein  geftiftet  hat.  S)ann  entf<hulbigt  er  ficfy 
in  feiner  befd&eibenen  SBeife:  „SBenn  i<h  Shnen  fo 
„Sieles  &on  mir  jufenbe,  fo  gefd&teht  e8  nify,  weit 
„i<h  meine  ^robucte  für  fo  vortrefflich  tyalte,  fonbern 
„weil  id)  Sie  mit  meinem  treiben  befannt  machen 
„möchte.  Unter  meinen  Seiträgen  finben  Sie  ein 
„Sonett,  baS  einige,  baS  i<h  \e  gemalt.  3$  mufc 
„geftehen,  bafj  i<h  biefe  @ebi<ht3form,  fo  fdfjön  fie  fi<h 
„im  ßinjelnen  ausnehmen  mag,  im  ©an^en  unferer 
„Spraye  nidfjt  angemeffen  ftnbe.  So  finb  wir  ge= 
•  „nötigt,  gewiffe  reichhaltige  3teimenbungen:  jinfen, 
„f^weben  u.  bgL  gu  häufig  anjubringen,  ba  wir  fo 
„toiele  2ßorte  fyahen,  bie  ft<h  nur  auf  weniges 
„reimen.  —  — 

„3lu3  SDocenS  SJUScellen  für  altbeutfdfje  Siteratur 
„ift  }u  erfehen,  bafc  bie  Nibelungen  (&  propos  noch 
„habe  xä)  ffie  Nibelungen  in  £änben),  mehrere  Sear^ 
„beiter  gefunben,  toon  ber  £agen,  Niemetyer  u.  f.  w. 
„3$  ha&e  rin  SruchftüdE  batoon  mit  einer  flehten 


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41 


„Sbtyanblung  in  ba$  €onntag3bIatt  gefegt.  Selber  $abe 
„i$  mi<$  mit  ©yamenSpräparationen,  balb  au<$  mit 
„SnauguralbiSputation  (ja  too&l  absque  augure !)  ju 
„bef Saftigen.  9tä$fte3  $rü§ja$r  §offe  icf)  frei  ju  fein. 
„$ari3  aber  ftfyeint  nityt  in  meines  SSaterS  $lan  }u 
„liegen. 

S.  U." 

Ueber  baS  ©onntagsblatt ,  beffen  U^Ianb  in  ben 
Briefen  an  Secfenborf  unb  ÄöHe  ermähnt,  giebt  fein 
greunb  Äarl  SKa^er  im  2Beimarif<$en  3a^rbu<$  V, 
6,  42  ff.  näheren  33eri<$t.  2tuS  biefem  2tuffafc  $aben 
bie  3RefroIoge  Don  Otto  Sa^n  unb  $riebri$  SKotter 
Urlaubs  8luffa$  über  baS  9tomantif<$e  unb  bie  6in= 
leitung  ju  einem  öru<pücf  ber  Nibelungen  (mit  bem 
Urlaub  bie  greunbe  im  gonntagSblatt  befannt  machte) 
bereits  gegeben. 

£)a3  ©onntagSblatt  bauerte  nur  bis  jum  9Jlai  1807, 
ba  bie  greunbe  Bübingen  im  grityja^r  unb  tyeitoeife 
im  $erbfte  »erliegen.  3)er  3urüdEbIeibenbe  rietet  fofc 
genbeS  2tbf$ieb3lieb  an  bie  ©djeibenben: 

3lbfd)teb. 

$Rod?  fdjmebt  ber  2enj  im  blauen  Mttfycx  nur, 
3ft  nod?  jur  6rbe  nicftt  fyerabgefttegen. 
Tie  Serben  eilen  ju  ifym  aufzufliegen, 
onbem  fte  frot)  in  feinem  Sia^t  fid)  wiegen, 
^erfünbigen  fte  tyn  ber  oben  glur. 


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42 


2a  ffifyft  ber  Hnger  balb  bie  »armen  Ättfte, 
2lu3  93eild>en  »inbet  er  ben  erften  &ran$, 
$te  mefer  burd?  leife  afmungsoolle  $üfre 
$om  grüfjling  jeugen,  aU  bur*  Sarbenglan}. 

$)er  Sünglinge,  »of>l  aud?  ber  9ftübd?en  §er$en 
(Smpfinben  ba.  ein  »unberbareS  ©lüf?n , 
2  k  SBonnen  fnoSpen  unb  bie  fü^cn  Sdjmerjen, 
Unb  gebe«  »ill  hinauf  in'*  greie  fltefcn.  — 

60  mögt  \i)x  benn,  iljr  greunbe,  freubig  $iel?n! 
34  »ünfaV  cud)  alles  Schöne,  alles  ©ute, 
3Bie'ö  Seber  Hebt  nad>  feinem  Sittn  unb  9)hitfce. 

3>ie  i&r  ber  grüf)ltng3  =  imb  ber  Sugenbtage 
3n  frifdbem  fieben  unb  ©enufj  eud)  freut, 
(Sud)  möge  mit  ben  SRofen,  bie  00m  §age 
$e£  ©artens  aus  bem  fiaube  freunblid?  blinfen, 
3ugletdb  ein  rofig  ÜJläbd>enantti^  »infen. 

2  k  ttyr  ber  füfeen  2)id)tereinfamfeit 

2e$  2(benb3  »unberreidje  Stunbcn  »eiljt, 

Unb  ju  bem  Gimmel  fe^nlid)  blidt  empor, 

(Sud?  ȟnfaV  id),  baf?  aus  rotten  5(etfcerballen, 

2öie  au*  be§  ^arabiefeS  offnem  Zfyox, 

Sic  lid)ten  (Sngel  $u  eud)  nieberfoallen. 

2oa)f  lieben  greunbe,  ef  i&r  $ie^t  t?on  bier, 
60  blidt  nod?  einmal  alle  fjer  ju  mir! 
(Sin  tfjeureS  ßletnob  balt'  td)  in  ber  öanb, 
(Sine  Söunberblume  aus"  bem  Sabellanb, 


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43 

(Gepflegt  in  warmer  Hilfen  §eiligtbume; 
Gin  wecbfelnb  garbenfpiet  in  ibrem  Dling; 
Semeglicb,  $lumc  halb,  halb  Sdmtetterlina, ; 
3(u*  Sonntagsblättern  eine  Sonntag^blume. 

$n  ßrtnnerung  an  biefe  3[ugenbaufammenfünfte 
unb  an  ba3  SonntagSblatt  fd;rieb  er  in  fpäterer  £eit 
fotgenbeä  Sieb  uieber: 

3)en  Jugenbauaebenfen, 

2  er  freien  ÜNufenjeit, 

2)en  Sebexen  unb  ben  Sdmnrnfen, 

2öar  biefe«  $ud>  geweibt. 

Geitbem  ift  bingefloffen 
®ar  mancbeS  trübe  3abr, 
2arin  ba3  s#ud?  gefd^Coffeu 
Unb  febier  ttergeffen  war. 

Sßuit  fämpften  unfre  Detter, 
Sie  greibeit  bracb  fi*  93abn, 
Sa  mürben  biefe  33latter 
$on  Beuern  aufgetban. 

§erein,  wem  beutfdje  3ugenb 
3m  tapfern  «§erjen  glübt! 
sJßir  leben  neue  S^genb 
Söenn  im*  bie  greibeit  blübt. 

6in  SSrief ,  iDa^rf^etnli^  an  ben  SRepetent 
Sc^idarb,  mit  bem  U^Ianb  üicl  Umgang  ^atte,  brfitft 
feine  ©mpfmbnng  bei  ber  Trennung  toon  ben  3ugenb= 
freunben  mit  triel  ^nnigfeit  au«. 


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44 


Bübingen,  30.  Sanuar  1808. 

„$voar  habe  i<h  lange  nidtjt  auf  ©einen  93rief  geaut* 
wortet,  allein  benno<h  wirft  3)u  ni#t  glauben,  bafe 
ich  n\ä)t  oft  an  3)ich  benfe.  SBenn  idh  fo  auf  bie  &e\t 
unfereS  freunbf<$aftli<$en  Umganges  jurüdE  blicf  e ,  bie  fidfj 
in  bie  fabelhaften  £age  ber  Äinbhett  verliert,  fo  öer* 
weile  ich  mit  befonberer  Siebe  bei  ber  Sßeriobe,  als 
wir  juerji  in'S  Jünglingsalter  übergegangen  waren. 
2>u  warft  etwas  früher  als  i<$  in  bie  Sßett  getreten 
unb  theilteft  bann  treulich  mit  mir  (ber  ity  noch  triel 
eingebogener  lebte),  Was  ®u  SfagenehmeS  unb  Unan* 
genehmes  erfehen,  unb  erweiteft  fo  in  mir  ein  wunber= 
bareS  Silb  beS  SebenS,  baS  SHt  nodh  felbft  erfi  wunber* 
bar  erfd^ienen  war.  Stuf  unfern  häufigen  Spastergängen 
nac^  SBalbhaufen,  wo  wir,  unter  ben  blü^enben  Dbft- 
bäumen  fifcenb,  bie  Sonne  untergeben  fa^en,  unb  bann 
im  Steine  beS  3JtonbeS  unb  ber  ©terne  nadh  £aufe 
wanbelten,  eröffneten  wir  uns  unfere  ©efühle  unb 
Hoffnungen,  unb  wie  baS  weite  Xfyal  in  bämmernber 
3Konbbeleu$tung  unter  uns  lag,  fo  lag  au<$  bie  SSelt 
oor  uns  im  magifd^en  ®ufte,  harrenb  beS  heHenben 
SageSlichteS.  ®S  tft  wahrlich  eine  fyexxlityt  Seit,  wo 
ber  3Jtenfdfj  noch  eine  fo  weite,  fd^öne  3u^mft  tw*  fidjj 
hat.  6S  fann  noch  SlHeS  mit  ihm  Werben ;  er  hat  nodh 
fein  ebteS  SBirfen,  feinen  hohen  ©enufc  toerfäumt.  ßwar 
finb  wir,  benfe  i<$,  au<§  je^t  nodh  nicht  gealtert,  unb 
eS  liegt  noch  Vieles  &or  uns ;  aber  benno<h  finb  mehrere 
Jahte,  bie  man  ju  ben  fdhönflen  beS  SebenS  jählt,  bie 
bamals  nodh  fluhmft  waren,  jefct  Vergangenheit ;  unb 


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45 


Wie  2Jknc$eS  blieb  ungenü^t,  ungenoffen!  Sinb  toir, 
toaS  wir  hätten  werben  fönnen?  2Bie  mannet  f<$öne 
2Baljn  $at  jt$  uns  in  fattes  ©efferwiffen  aufgelöst. 
3m  SRenfd&enleben  ift  bodfj  wotyl  im  ©cmjen  bie  ©lüttye 
f^öner  als  bic  gru<$t!  SGBie  batnalS  in  bie  ein$eimif<$e, 
fo  bift  ®u  jefct  toor  mir  in  bie  frembe  Sßelt  getreten, 
unb  iä)  tyoffe,  ®u  Werbeft  (wie  mir  überhaupt  immer 
meljr  fcon  $ir  jufam,  als  ®ir  üon  mir),  au<$  jefct 
mir  bie  @rfa§rungen  mitteilen,  freiließ  ni<$t  me^r  in 
jener  frönen  unmittelbaren  ©rgiefnmg,  fonbern  auf 
bem  langfamen  SBege  ber  ©riefe.  3)abei  ift  leidet  ein= 
jufe^en,  bafe  i<§  weit  me^r  fcon  ©einen  ©riefen  511 
erwarten  tyabe,  als  ®u  üon  ben  meinigen.  ®enn  in 
meiner  gegenwärtigen  Sage  weifc  iä)  S)ir  wenig  5fteueS 
ju  fd^reiben.  3$  werbe  ipo^I  erft  am  Anfang  beS 
Sommers  ober  Slnfang  beS  £erbfteS  Don  $ier  weg* 
f omnten ,  ob  na$  ©öttingen ,  weife  i<$  no$  nidjjt  gewifc 
in  fagen.  3Reine  Examina  fallen  ungefähr  in  ben 
SBonnemonb !  ©is  ju  meiner  SIbreife  verengt  ft<$  mir 
baS  £eben>  ftatt  fi<$  gu  erweitern,  unb  iü)  werbe,  ba 
einer  meiner  greunbe  na<$  bem  anbem  abgebt,  auf 
ben  Sommer  faft  einfamer  fein  fogar,  als  iä)  eS  in 
ber  erften  3eit  *>er  3^genb  War.  ©eftern  war  unfereS 
Sägers  ©isputatton.  Äemer  ge^t  an  Dflem  üon  $ier 
toeg.  SRaijer  f treibt  mir  fcäupg ,  au<$  Stofer  u.  SC.  m. 

®u  wirft  nun  in  ©räfc  ein$eimif<§  fein  unb  triel 
neue  ©et'anntf haften  gemacht  ^aben.  SBaS  finb  bie 
Stubien?  3e  einfamer  i<$  bin  unb  werbe,  um  fo 
metyr  greube  werben  mir  bie  ©riefe  metner  greunbe 


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46 


getonten,  unb  iä)  ^offe,  bafe  audj  $u  miü)  balb  ttrie* 
ber  mit  einem  ©riefe  erfreuen  toerbeft. 
Sebe  tDo^I!   ßroig  Sein 

ß.  11." 

SDtit  Äerner  jufammen  $at  Urlaub  um  biefe  &eit 
ein  $umorifttf$e£  ©ingftnel:  „2)er  Sär,"  fcerfafet.  @3 
würbe  fpäter  t>on  einem  greunbe,  bem  Stegiftrator 
Änapp,  in  SDJufif  gefegt;  bie  ßompofition  fott  fetyr  ge* 
Iungen  fein,  gteng  aber  bei  bem  frühen  SEobe  Änappä 
Verloren. 

©einem  §reunbe  Äarl  SDiaper  giebt  er  in  einem 
©riefe  t>om  gebr.  1808  Serid&t  über  feine  ©tubien  in 
biefer  Stil 

„3n  Jure  fyabe  id)  feit  bem  £erbft  aufeer  ber 
©oHenbung  ber  £ofacferf$en  ^anbeften  golgenbea  ge= 
Iefen:  üQofadexä  ^uftitutionen,  einen  Keinen  Sfteft  im 
Sanonicuä,  9lunbe3  beutfc^eö  $ßrit>atre$t ,  9Jteifter3 
(kriminale,  ^uttmannS  2Be<$felre<§t  unb  einige  3tb$anb= 
lungen  öon  ©önnerS  £anbbu$,  ba£  mir  fetyr  gefällt. 
9lun  fyib  \ä)  no$  Setynrecfyt  unb  2anbre<$t ,  uor  mir; 
überbiefe  tüiH  iü)  noä)  (Sönnern  £anbbu<§  abfoftriren; 
auä)  Ijab  xä)  befonberS  ben  Soncuräprocefe  nodf)  ju 
reiten,  lefe  auä)  noä)  ein  ^anbeftencompenbtum  u.  f.  id.; 
neunte  idf)  baju  bie  SRecapitulation  be3  ©anjen,  fo 
gefyen  fcfjon  nodf)  gtoei  SDZonate  §erum,  bis  iä)  mi<$  jum 
erften  ©yamen  melben  fann,  bann  einige  praftifd^e 
Arbeiten,  big  iä)  jum  gfoeiten  ©yamen  f freite,  unb 
enbli$  bie  3)i£putation.  SSieHeid^t  ge^  iä)  bann  naä) 
sßariS,  bo<§  weife  i$  nid^t,  ob  biefe  ober  eine  SReife 


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47 


burcf)  2)eutfc$Ianb  ben  $or$ug  t>erbient ,  beim  feie  mannen 
eblen  3Rann  fann  man  ba  fennen  lernen?" 

3m  SJiai  1808  ging  ba3  gahiltätSejamen  mit  bem 
^räbifat  cum  laude  glü<fli<$  ju  @nbe. 

3n  einem  ©riefe  an  3Jlaper  f  treibt  er  im  3uli: 
„Slicfyt  o^ne  mäd&tige  Anregung  Ijabe  iä)  Don  Seiner 
frönen ,  glücflidjen  Steife  toernommen  —  trenn  i<f>  be= 
badete,  nrie  i$  feit  lefctem£erbfie  ni$t  über  jtoei  ©tunben 
&on  Bübingen  fyinauSgefommen,  toie  mandfje  93efd>tt>erbe, 
ja  S^merj  inbefc  auf  midfj  gebrücft,  lüie  feiten  eine 
mächtige  greube  in  mein  trübes  Seben  ^ineingeleu^tet. 
3Ä6$te  mir  ber  $immel  audjj  einmal  ttrieber  einen  red^t 
fritylidfjen  £ag  ober  nur  eine  feiige  Stunbe  fd&enfen! 
2Ran  §at  baran  no<$  lange  nad#er  ju  je^ren.  $on 
meinem  (ganten  toeifc  iä)  SDir  ni$t  Diel  ju  fd&reiben. 
3m  rönüfcfjen  SRedEjt  ift  eä  mir  am  beften,  im  fano= 
nifd^en  Siebte  am  fd^limmften  ergangen.  9iodf>  biefe 
ober  bie  anbere  2Bodf)e  toerbe  xä)  too^l  meine  $ittf<$rift 
um  bas  Slbtiofateneyamen  einfd^idfen.  Unter  biefeu 
Umftänben  fonnten  freiließ  bie  SDiufen  feine  fonberIi<$e 
#reube  an  mir  §aben ,  unb  obtoc^l  iä)  feit  bem  $afuk 
tät&6yamen  nidfjt  fciel  gearbeitet  fyabe  unb  getoünfdjt 
^ätte,  bafc  einmal  lieber  eine  poetifd^e  Stimmung  in 
mir  toaä)  toürbe,  fo  braute  idt>  bo<$  nidfjtS  ju  Staube, 
ate  ein  ^unbert  SSerfe  ju  einem  £rauerfpiel  (nicfyt 
2l$illeuä)  unb  tooju  audE)  ber  „SJrautgefang"  gehört. 
3Iber  gleich  toar  ber  änflug  lieber  fcerfdfjnmnben  unb 
je$t  lommen  toieber  bie  f<$toeren  3eüen.  -Bleine  Saßaben 
fammt  ÄernerS  ©ebid^ten  finb  in  bie  3eitung  für  ßin= 


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48 


fiebler  (bei  Sölofyr  imb  SBinter)  getieft.  Sie  intereffirte 
miä)  glei$;  e£  jog  mity  bie  Siebe  jur  alten  3ei*  an. 
3)iefe  ßeitung  §at  einen  ßtyarafter,  e§  I)errf<$t  ein 
©eift  ber  $rei$eit  barin.  Äerner  ift  nun  au<§  eyammtrt. 

2Bte  fe^ne  iä)  miä)  nadjj  ber  3eit,  too  ity  t>ou  bem 
ßyamentoefen  frei,  too  i<§  für  greunbf<$aft,  Sßoefte, 
9iatur  einmal  toieber  frei  ertoarmen  fann!" 

S)en  12.  Dctober:  „9ftein  (Syamen  ift  über fianben 
unb  fo,  bafc  iä)  aufrieben  fein  fann,  trenn  gletcl)  ni<$t 
fplenbib." 

SBenn  Urlaub  bie  abgegangenen  §reunbe  f<$merjli<$ 
toermifet ,  fo  getyt  e3  biefen  ebenfo,  toie  eine  3te$e  ©riefe 
betreibt. 

„3$  möä)te  nur  einmal  lieber  mit  ®ir  über  bie 
„SRedfarbrücfe  ge^en  fönnen!"  f treibt  Äöftlin,  unb 
Äarl  9tofer:  „o  lieber  Olaf  (fo  $iefc  Urlaub  fd^erjtoeife) 
„toäre  iä)  nur  toieber  bei  £)ir  in  Bübingen;  iä)  unb 
„ber  Säger  reben  immer  fcon  3)ir,  toenn  toir  jufammen 
„fommen,  unb  ber  SDla^er  f treibt  au<§  fcon  S)tr." 

ytaty  ben  beiben  glü<fli$  beftanbenen  ßyamen  toäre 
Ufylanb  gerne  auf  Steifen  gegangen,  aHein  ber  SSater 
toünf<$te,  bafe  er  toor^er  au<$  no$  SDoctor  toürbe.  ®ie 
©iffertation  befd^äfttgte  i^n  lange  $tit  ®r  fd^reibt 
barüber  am  9.  9Jtärj  1809:  „2?on  meiner  ©iffertation 
fann  i<$  ®ir  am  toenigften  f<$reiben,  toetl  fie  gar  ni<$t 
fcorrüefen  toUL* 

SDen  SBinter  fcon  1808—9  braute  SSarn^agen  in 
Bübingen  tu,  um  Äielme^erä  Sorlefungen  }u  ^ören. 
Gr  na^m  feine  SBo^nung  im  gleiten  §aufe  mit  Äemer 


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49 


imb  burd)  biefen  ttrnrbe  er  and)  mit  Urlaub  befannt. 
ÄernerS  jutrauli<$e£,  lei<$tbetoeglt<$e3  Sßefen  fear  meljr 
geeignet,  fi$  an  grembe  an  jufdpe&en,  (toie  er  ja  au<f) 
fein  gan3e3  Seben  lang  greunbe  unter  allen  poetifdjen 
imb  Politiken  Parteien  gehabt  §at,)  ald  ber  ftiße, 
fdjtoerer  gugängli^e  Utylanb.  So  fear  ferner  ein  gutes 
Sinbemittel  §ttrif$en  ben  verriebenen  9Raturen  Sani; 
bagenS  unb  Utjlanb*.  Sarn^agen  fd)ilbert  in  feinen 
Senftüürbtgfeiten  U^Ianb  al3  „ungemein  fdjtoeigfam, 
„faft  fo  f<$toeigfam  als  Immanuel  Seffer,  aber  getreu 
„in  allen  feinen  Steuerungen  unb  in  feinem  £eben." 
©egen  33arntyagen£  ©efyrä^tgfeit  unb  ÄernerS  belebte 
Saune  mochte  aüerbing^  UblanbS  fd?toeigfame3  SBefen 
um  fo  irie^r  abfielen,  afö  er  fyier  feiner  Neigung,  3ln= 
bern  ftiHe  juju^ören,  boppelt  nachleben  fonnte.  9In 
Oftem  1809  verliefen  ferner  unb  SSarn^agen  Bübingen, 
Äerner  um  auf  Steifen,  junäd&ft  nadj  Hamburg  ju  feinem 
Sruber  ju  ge^en.  SSarnfyagen  begab  jtcfy  na<$  Sßten, 
too  er  balb  barauf  in  baä  SDlilitär  eintrat. 

S)aS  Sa^r  1809  toerflofe  mä)  ibrem  Sübgang  Urlaub 
fe^r  einfam,  geseilt  8ttrif<$en  ber  Sirbett  für  bie  ®iffer= 
tation,  einigen  Slb&ofatenarbeiten  unb  bem  poettfdjen 
Staffen.  Sie  ©tubienjeit  fear  bie  probuctifcfte  für 
feine  ©ebi<$te.  —  S)ie  ©nfamfeit,  in  bie  tyn  ba§  SBeg- 
ge^en  ber  greunbe  verfemte,  ftimmte  ityn  oft  trübe. 
„Kein  Seben  gleist  feit  geraumer  ,3ett  einer  f<$laf* 
lofen  2Bhrtemad)t,"  ift  in  feinem  £agebu<$  ju  lefen. 
Sin  SJta^er  f^reibt  er:  „SDieine  sßoeterei  verliert  ft$ 
nun  beinahe  ganj  in  bie  öallaben;  iä)  bin  toirWt<$ 

U&UnbS  Se&en.  4 


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50 


toieber  in  einer  folgen  befangen.  S)aS  Sud)  ber  93aDa= 
ben  toirb  auä)  baS  größte  toerben  fcon  ben  breien,  in 
bie  \ä)  meine  Sieber  geseilt.  „3$  badete  meHeid^t  als 
„Prolog  eine  2lrt  toon  Styologie  biefeS  meine«  Spange« 
„&um  2llterttyümü<$en  ju  geben,  obgleich  er  nadj)  meiner 
„ Heber jeugung  feiner  Apologie  beburfte.  3$  empfehle 
„trielme^r  jebem  35i<$ter,  ftd^  re<$t  innig  in  bie  ©<§a<$ten 
„beS  beutfd&en  2lttertbum3  ju  üerfcnlen  unb  feine  Sil- 
„bung  au«  bem  ©tamme  beS  beutf<$en  SaterlanbeS 
„ertoa<$feu  gu  laffen.  2Bie  babur<§  ein  Sinter  jum 
„•Jtationalbi<§ter  lüirb,  jeigt  fidf)  bei  ©oetlje.  SBie  fcer* 
„ traut  ift  biefer  mit  äd&tbeutfd&en  3Jtyt$en,  mitSolf^ 
„poefie  u.  f.  to."  ©päter  fd&reibt  er  an  benfelben: 
„9Keine  ©ebid^te  fyabe  iä)  in  neuerer  fteit  mit  jiemlid^ 
„mißtrauifd^en  Stugeu  betrautet,  ©3  ift  mir  überhaupt 
„oft,  al§  toäre  manches  ni$t  $oefie,  toaS  iä)  fonft 
„bafür  $ielt.  2)a3  bloße  SRefleltiren  ober  bag  Stug; 
„fyred&en  toon  ©efü&Ien  (fo  f<$ön  bieß  au<$  fein  fann, 
„fo  fe^r  midfj  bie  ßrgüffe  einer  eblen  ©eele  entjüdfen 
„fönnen),  fd^eint  mir  nämli<$  ni<$t  bie  eigentliche  Sßoefie 
„au3juma$en.  ©Raffen  foH  ber  Sinter,  SKeueS  ^etDor^ 
„bringen,  nidjt  blo£  leiben  unb  baä  ©egebene  beleud^teu. 
„SBie  toeit  in  biefer  9tü<fft$t  meine  ©ebi<$te  fo  ju  Reißen 
„üerbienen,  fann  ity  ni<$t  entfd&eiben.  ©o  Diel  mein'  iä) 
„bo<§,  baß  Äemer  ungleid^  metyr  Siebter  ift,  al«  idb.  3$ 
„fyabe  überhaupt  ju  feinem  poetifd^en  SCalent  ba3  größte 
„Vertrauen.  Sebe  Äleinigleit,  bie  er  ^inttrirft,  ^at  Seben, 
„eS  fpringt  ettoaS  tyerfcor,  toenn  bu  nur  feinen  SSfatyeil 
„am  Sären  mit  bem  meinigen  t>erglei<$en  fönnteji." 


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51 


SRefcr  als  früher  tarn  er  nun  jur  Seetüre  ber 
gleichzeitigen  ©d&riftfteHer.  Sie  SBahfoertoanbtfd&aften 
unb  cmbere  ©oethefd&e  ©Triften  »erben  angeführt.  2tu<h 
Shafefpearfd&e  ©tfiefe,  befonberS  ßönig  Sear.  2tn  Äerner 
fäidt  er  t>on  ihm  überfefcte  Stetten  aus  ifyb'S  Spanish 
tragedie  unb  ©tropfen  Don  $r#>en.  Son  3ean  *pauls 
glegeljahren  fd&reibt  er  im  Tagebuch:  „fte  finb  mir 
lux  SiSputationSjeit  ein  Wahrer  SEroft  getoefen." 

»rief  uon  Urlaub  an  Sari  2Ra^cr, 

Bübingen,  6.  gebruar  1810. 

„@nbli<h,  geliebter  greunb,  toernehme  i<h  ©eine 
Stimme  ttrieber.  gaft  ju  gleid&er  ßeit  erhielt  i<h  Sein 
Sd&reiben  aus  ä3raunf<htoeig  unb  bie  an  Seine  eitern 
gerüsteten  ©riefe  bis  ju  bem  aus  £ilbeSheim  toom 
30.  Dct.  SÖBeld^  ein  Unterf^ieb,  wenn  i<h  Sein  unb 
SernerS  bisheriges  Seben  mit  bem  meinigen  iufammen= 
^alte!  Heber  baS  Severe  Sir  toiel  ju  f ^reiben  erläuft 
S)u  mir.  ©oH  i<h  baS  Unangenehme  burdjj  Erinnerung, 
bie  Erinnerung  bur<h  ©^reiben  f ehalten?  3$  f  treibe 
Sir  lieber  nur  bie  f<herjhafte  2lnji<$t.  -Kur  feiten  fontm' 
\ä)  aus  bem  Qimmex,  bod)  tt)itt  bie  2Irbeit  ni<$t  toom 
Ort;  geöffnet  fmb  bie  $ü<her  immer,  bo<$  rü<f  i<h  leine 
Seite  fort.  Salb  ftnelt  mein  9ta<hbar  auf  ber  glöte 
unb  führt  mir  bie  ©ebanfen  hin,  balb  fteht  am  genfier, 
beim  gilete,  bie  angenehmfie  9laä)bax\n.  ©o  weit  bin 
iä)  nun  freili<h  fortgerüdft,  baf$  idf)  mit  ber  älbfdfjrift 
ber  Siffertation  anfangen  werbe,  aber  oft  ift  mir,  ,  als 


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fottt  e3  2(Ke3  anberS  fein.  Sie  befte  3ei*  fo  ?u  üer= 
berben!  llnb  bo$  —  tonttf  i<$  anberS? 

SDem  Sinter  mag  freilidf)  ba3  Umtreiben  in  ber 
grembe,  unter  ben  Menden,  in  feinen  jungen  Sauren 
baS  Sortfyeityaftefte  fein.  2Ba8  mein  treiben  in  ber 
sßoeterei  betrifft,  fo  fehlte  mir  bisher,  befonberS  in  ber 
Ie|ten  3eit,  jenes  Seben;  bo$  toax  mir  au$  biefe  3e^ 
nidbt  unnüfc ,  iä)  lernte  toentgftenS  ettoaS  geläufiger  bie 
£eber  führen.  Slufeer  fielen  Keinen  ©ebic&ten  tyab'  iä) 
feit  ©einer  Slbtoefenfyeit  audf)  Einiget  t>on  größerem  Um? 
fang  tbeils  ausgeführt,  tfyeils  angefangen  unb  entworfen. 
SluSgefütyrt  tyabe  iä)  eine  bramatifcfye  Bearbeitung  be3= 
felben  SolfSromanS,  treiben  ferner  in  feinem  treffe 
Iid;en  6<$attenfyiel  bearbeitet;  fobann  (innerhalb  jtoei 
Stagen)  eine  2lrt  fcon  SErauerfpiel:  Benno,  in  $rofa, 
nur  ungefähr  fo  grofc  als  in  getoi^nlid^en  S)ramen  ein 
3lft  unb  jiemlidj  grell.  3)afe  iä)  Euer  Urteil  nid£)t 
üernetymen  fann,  fyut  mir  leib;  inbefc  fann  i<$  biefe 
Stüde  toenigftenS  als  ©tubien  betrauten.  3u  ©rößerem, 
j.  B.  ber  granceSfa,  fe^lt  mir  SDhifce,  innere  9to$e, 
ScbenSanregung ;  iä)  fann  2WeS  nur  fragmentarifd^ 
treiben.  Bis  jum  erften  2lft  (brei  foHenS  werben)  unb 
eine  ©cene  barüber  fyaV  iä)  SEamlan  unb  Sännet,  bra= 
matif<$e  Bearbeitung  einer  f$ottif$en  Bailabe,  gebraut. 1 

Äerner,  ber  bis  jum  grü^Iing  in  SBien  bleiben 

i  SBon  obigem  unboHenbeten  2)rama  ftnb  23rua)früc?e  in  bie 
GJebtdjtfammlung  oon  U^Ianb  aufgenommen  rcorben:  ba$  ©tänb= 
$en  unter  ben  bramatiföen  $id&tungen,  bann  bitter  ßaralb, 
unb  bie  Olfen. 


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53 


toirb,  f?at  triel  $errli<$eS  probucirt.  (5r  §at  bereits 
beu  größeren  S^eil  feiner  SReife  in  ^antaftifd^utno; 
riftifd^en  SdEjattenbriefen  betrieben,  toorein  er  Diele 
Sieber,  audf>  Sieles  t?on  feinem  früheren  Seben  unb 
Sitten  toertoebt  fyat.  ©S  erwartet  Sief)  ein  groger 
©enufj.  $raunf<$toetg  tmrb  unter  Ruberem  einen  be- 
fonbern  Srief  einnehmen,  ßr  machte  mir  ben  33or* 
fc^Iag  §ur  Verausgabe  eines  Stafd^enbud^eS,  baS  aus 
biefen  Sriefen,  meinem  (Sgin^arb,  unfern  neueren  Sie= 
bern  unb  toaS  greunbe  beifteuerten,  befielen  foHte. 

3n  Söien  fyat  er  ©ansagen  lieber  getroffen,  ber 
als  öfterrei$if$er  Dffijier  in  ber  <£<$Ia$t  fcon  SBagram 
sertounbet,  im  Spital  gefangen,  nad^er  auSgett>e<$felt 
ttmrbe.  SSant^agen  toar  im  SSegriff  mit  feinem  Dbriften 
na<$  Italien  ju  reifen;  biefe  §at  fic^  aber  toerfd;obeu 
unb  er  fie^t  Jefci  in  $rag  in  ©arnifon.  f?abe  audfj 
einen  33rief  fcon  i^m  erhalten.  £eo  Setfenborf  ift  im 
Selbe  geblieben.  So  §at  tyn  n>eber  ferner  nocf>  iä) 
in  biefem  Seben  fennen  gelernt! 

Äerner  f)at  in  SBien  bie  genaue  öefanntfd^aft  beS 
Suflfpiel=2)i<$terS  ©toll,  ehemaligen  9)2it^erauSgeberS 
beS  $rometfyeuS,  gemalt  Äerner  warf  mir  toor,  bafj 
iä)  ®ir  bei  Seiner  Slbreife  nidfjt  3lbreffen  naä)  ^am= 
bürg  gegeben.  %ä)  ma$e  ba^er  auf  folgenbe 
^erfonen  aufmerffam,  ttenn  SDu  ettoa  ba^in  fommeu 
Mteft. 

3BKe.  SRofa  SKaria  33arn§agen  (bei  §errn  Cppen= 
Reimer  auf  bem  Äamp  9?r.  276),  beS  2)i<$terS  Scfjmefter, 
audfj  3)i<$terin.   €ie  ift  eine  genaue  $reunbin  t>on 


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54 


Äerner  (me^r  nifyt,  ttrie  ity  beftimmt  lücife),  mit  ber 
er  in  ©orrefponbenj  fte^t,  UebcnSlDiirbig,  von  treffH<$em 
S^arafter.  $u  toiirbeft  fie  aud&  Don  mir  grüfcn.  gerner 
Soctor  Julius,  ein  aJlebicincr,  fetyr  rei<§,  greunb  ber 
altbeutfd&en  Sßoefte  unb  ber  neuen  ©dfjule ;  SJteanber, 
ein  S^eolog,  vertrauter  greunb  ^ermann  ©melius,  von 
©ßttmgen  $er;  fic  f<$reiben  ft<$  no<$.  Stefe  Seiben 
lönnteft  ®u  bei  9JlUe.  SSam^agen  erfunben.  @nbli<$ 
3Mer  9tunge,  ein  greunb  SCiedfS,  ber  bie  3ei<$nungen 
ju  be3  2e$teren  üDlinneliebern,  fobann  bie  3ei#mmgen 
ju  ben  £ag£jeiten  verfertigt,  ein  romautifd&er  Waler, 
SJerfaffer  be3  Äinbermär<§en£  in  ben  ©nfieblern.  £anb3; 
mann  Soctor  Äerner,  be8  unfern  Sruber.  3$  tyoffe, 
biefe  Slbreffen  werben  Sir  nid^t  unnüfc  fein,  3Jtenf<$en 
ftnb  benn  bo<$  ba3  Qntereffantefte.  Seines  SruberS 
*8efanntf<$aft  erfreute  mt<$.  ®r  £at  offenen  ©inn  für 
$oefte,  ber  fid^  au$  in  feinen  ©ebi<$ten  probuctiv  jeigt. 
Siegorm  beS  ©onetta  ift  tym  fo  natürlich,  bafi  au<§ 
feine  @ebi<$te  in  anbern  ©tylbenmafeen  ft<$  in  i^rem 
innern  Sau  jum  ©onett  hinneigen. 

Äöftlin  $at  ft$  als  $racticu3  in  Stuttgart  gefe|t. 
§leif<$mann  ift  ßabett  bei  ber  reitenben  Artillerie, 
^ermann  ©melin  unb  ©<$nurrer  finb  mein  meifter 
Umgang.  Äöfle  war  au<$  roieber  einige  &it  $ier.  6r 
ift  mit  £ebel  in  ÄarlSru^e  fe§r  vertraut.  Siefen  toiU 
er  perfuabiren,  einen  3Rufenalmana<$  ju  rebigtren. 

Su  er^ältft  $ier  bie  fernere  3Henge  ©ebid&te  von 
mir.  3$  möchte  nriffen,  ob  je  einmal  auf  einem  fo 
Keinen  SRaum  fo  viele  Sieber  beifammen  geftanben.  Sie 


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55 


9Kü$e  be$  2tb[(^rei6cn^  fcerbient  eS,  baf$  Su  mir  aud> 
Sein  Urteil  ni$t  toorentyältft. 

3$  erhielt  inbe§  einen  ©rief  t>on  Äerner  toom 
24.  Januar.  @r  arbeitet  flei&tg  an  ben  Statten. 
©päteftenS  ju  Stnfang  2lpril3  ttrill  er  fommen.  Sarn* 
fyagen  fear  no<§  in  SSBien. 

Su  f<$reibft  ni$t*  über  bie  3eit  Seiner  3urü<f* 
fünft.  — 

2Benn  i$  ni<$t  reifen  bürfte  —  baS  fehlte  no<$! 
Sebemo^l 

2.  U." 

Sni^pätf  eine«  ©rief«  Uljlanbö  an  SuftimtS  Semen 

Bübingen,  20.  3amtar  1810. 

„3$  ^abe  Sir,  geliebter  greunb,  auf  brei  Briefe 
ju  antworten.  SBeun  SSarnfyagen  no<ty  in  SBien  ift ,  fo 
t&etle  i&m  biefen  Srief  mit.  #erjli<$en  Sauf  i^m  für 
feinen  S3rief,  für  fein  freunbli^eS  2lnbenfcn,  fein  Sieb, 
fein  Söo^ltooHen  für  bie  SBteinigen,  feine  gegrünbeten 
Zustellungen. 

Sen  Auftrag,  ber  feinen  ©rief  beranlafcte,  toerbe 
ify  beforgen  unb  fobann  an  tyn  befonberä  f<$reiben.  — 
$er jlid^en  Sanf  Sir  für  f o  v>iel  Sierßes !  Safe  meine 
Semerfungen  über  bie  ©Ratten  fo  fe^r  gegen  (Suern 
©inn  liefen,  ift  mir  leib.  Sie  ©in^eit  toon  gabel  unb 
SSBirllid^Ieit  unter  einem  §ö£em  ^rineip  berfenu'  ity 
n\ä)t,  e«  toäre  o^ne  biefe  Stnerfennung  fo  SSiele^  für 
mi<§  verloren.   9iur  bie  SIrt  ber  Bereinigung  in.  bem 


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5G 


* 

Scfjattenbriefe  mit  ben  ©eiftergef^t^teu  ^at  meinem 
©efütyle  mä)t  jugefagt.  $ener  ©rief  mar,  toenn  idj 
nityt  fe^r  irre,  bei  beseitigen  genbung,  toel<§e  Sit  mir 
f^Ieunigft  an  3tofa  abzufertigen  anbefa^lft,  rcaS  aud> 
glei<$  nad)  ber  Sur^lefung  gefd^a^,  fo  bafc  mir  alfo  ein 
längerei  33ertoetlen  bei  ber  23ilberrei&e  ni$t  toergönnt 
mar.  @rft  geraume  $eit  na$l;er  fdjrieb  \d)  Sir  hierüber 
nadj  bem  (Sinbrudfe ,  ber  mir  geblieben ,  ben  in  SBorte 
ju  bringen  mir  ferner  fiel,  mWtyehüiä)  au<$  ni$t 
gelungen.  Saburcfy,  bafc  t<$  bie  einjelnen  Sitzungen 
unb  (Srjctylungen,  aud)  bie  nod)  toeiter  anjuretl^enben, 
ber  ©eiftertoelt  weniger  angeljörenben  ßpifteln,  fdjon 
gutior  all  für  fid;  beftanbene  ©anje  gefannt  ^atte,  mochte 
mir  ba3  ßrfennen  einer  organif<$en  Sereinigung  er* 
Ihmert  werben  unb  baS  ©anje  weniger  aud  bem  ßinen 
grojsen  ©uffe  ber  33egeifierung,  als  bur$  eine  Slrt  fcon 
Sammlung  entftanben  freuten.  Sßie  bem  fei,  iä)  fagte 
Sir  fd)on  ehemals,  bafc  mir  Seine  Sichtungen  beim 
SBieberlefen  immer  teurer,  ferner  ju  toerben  pflegen ; 
wettetet  geljt  eS  aud)  §ier  fo,  roenu  id)  jenen  Örief 
tüieber  511  ©eftd^t  befomme.  Sie  neue  mpt^if^e  Sßerfon 
ber  9Radjtfräulein  §at  mid)  gleicfy  im  ©giufyarb  ergriffen ; 
id>  fdjrieb  Sir  üieHeic^t  einmal  barüber  na<$  Hamburg. 
2Sa£  meinen  t»on  Sir  angenommenen  Unglauben  in 
£>infi<$t  auf  @rf<$emungen  :c.  betrifft,  fo  bemerfe  i$:  bafe 
\ä)  bis  jefct  ireber  jum  SBertocrfen  nod)  pm  ©lauben 
©runb  gefunben;  ba&  iä),  eben  toeil  iä)  für  ben  ©lau= 
ben  empfängli^  bin,  toeil  mir  bie  <&a<f)e  bebeutenb  ift, 
mid>  nor  fpielenber  eelbfttäuf^ung  ^üte,  mid(>  f$eue, 


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57 


ungettnffe  ober  erflärbare  Segebenheiten  in'3  ©eifterreidh 
}u  heben.  —  2Ba$  i<h  über  ©orref t^cit ,  SRegelmäfjigs 
feit  u.  f.  tt>.  gefdfjrieben,  gab  3)ir  ©elegenheit,  $)ich 
luftig  ju  ma^en.  SDii  ^aft  mich  vielleicht  mifcfcerftanben. 
%ä)  bemerfe  nur,  bafe  mir  bein  gginbarb  in  ber  $orm 
DoHenbet  erfcheint.  Sludh  lafe'  ich  mich  nicht  abgalten, 
ju  bem  trefflichen  ©chachfpiet  anjumerf  en :  bafc  mir  ber 
3}ame  3toerg  im  Sc^ac^fpiel  unbefannt  ift ,  bie  Soeben 
(auch  Sthürme,  (Sleph^^ten  genannt),  finb  bagegen  au£= 
gelaffen;  bajg  t<h  nidbt  toeifj,  ob  im  <Bä)aä)  ber  2lu£- 
brudf  fch lagen  gebraust  roirb.  2)er  plöfcliche  Sprung 
§alber£  f önnte  ein  ©eitenfprung  fein ,  ba  bie  ©pringer 
im  <£<f)aä)  auf  biefe  Strt  fpringen. 

SDafe  bie  f<$on  gebrueften  ©ebi^te  ohne  Seine  Slk 
ficht  in  33aggefen£  Sßmanad)  gefommen,  mufcte  iä)  na= 
türltdh  benfen.  3$  fteHte  mir  bie  Sache  fo  t>or,  bafe 
£u,  nrie  £)u  über  ®eine  eigenen  Sichtungen  auä  23e* 
fcfjeibenheit  toortfarg  gu  fein  pfCegft ,  bie  ©ebid^te  bem 
Saggefen  mit  einer  Unbeftimmtheit  ^ingemorfen,  bie 
er  nad^her  für  feinen  ^toeä  auflegte.  (Sine  Slnjeige  ift 
freilich  nöthig,  theilS  toeil  bie  meiften  fchon  gebrudtt 
finb,  theite  toegen  ber  Serbunjung,  tt;eiU  toegen  beä 
Äting!lingelalmana<h£,  an  bem  midfj  am  meiften  ärgert, 
bafj  hier  S)eutf<he,  tt)ie  fcon  bem  grembling  511m  böljernen 
(Mächter  über  mehrere  ihrer  ebelften  Schriftfteüer  ah 
gerietet  erfdheinen.  —  9Rur  ift  mir  leib,  bafc  3h*  wir 
bie  Seforgung  übertragen,  ba  ich  ßurem  Serlangen 
nicht  entsprechen  fann.  @8  ift  meine  Pflicht,  6uch 
ben  ©runb  treulich  anjugeben,  er  ift:  »eil  mir  boch 


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5S 


©am&agenS  ßrflärung  befonbers  gegen  baä  ßnbe  etn>a£ 
in  ftreng  bünft.  3n  ^infid^t  ber  ßoreffd^en  ©ebid&te, 
befonberS  ber  Dörfer  ni$t  gebrudEten,  ftnb  mir  bie 
©ertyältniffe  ni$t  fo  ganj  flar.  ©egen  meine  änftd&t 
nun  fann  id&  in  ber  ©a$e  au<$  ni$t  einmal  als  med^a* 
nifd&eS  Sßerfjeug  bur$  2lbreffc  unb  Ueberfenbung  mit- 
nrirfen,  toenn  3$r  glei$  t>ielleid&t  biefe  fleinlid^ 
finbet,  fo  leib  e$  mir  tfut,  greunben  in  ettuaS  nidbt 
ju  ttrillf  a^ren.  ®afe  3ftr  wir'«  ni<$t  fcerargt ,  §offe  i<§ 

ju  ßurer  $reunbf$aft.  6in  ©rudffetyler  o^ne 

©leiten  foH  im  Stlmanacty  für  Siebenbe  fielen;  ftatt 
SRingellodten  tooll  junger  gplptyen  Reifet  e3 :  SRingellocf en 

t>oU  Ungejiefer  " 

D&ne  ÄernerS  ©rief  bleibt  freili<$  in  biefem  ©rud^ 
ftücf  9Kan$e8  un&erftänblt<$;  unb  bo<$  giebt  e$  einen 
fo  guten  ©inblid  in  bag  traulid&e  ©er^ältnife  ber  greunbc 
unb  au$  Joieber  in  bie  ©erf<$ieben^eit  i&rer  (S&araftere, 
ttrie  fie  fi<$  in  tyren  abtoeid&enben  2tnfi$ten  über  baS 
@eifterrei$  barftettt ,  bafc  ba3  ©d&reiben  bo$  too^I  £ier 
eine  ©teile  einnehmen  barf.  3)ie  ©riefe,  bie  t)on  Urlaub 
in  biefen  ©Wittern  mitgeteilt  »erben,  finb  auger  ben 
©riefen  an  feine  gamilie  meiftenS  ßoncepten  entnommen. 
Sei  ©riefen  ^oetifd^en  ober  polttifd&en  Spalts  f^tieb 
er  ^äuftg  juerft  ein  ßoncept.  <£r  ftelt  etioaS  auf  einen 
rein  gefd^riebenen  ©rief  o^ne  35ur$jtri<§  ober  6inf$iebfel 
unb  üerfid&erte,  er  lomme  fd&neHer  mit  einem  ©riefe  ju 
©taube,  toenn  er  benfelben  juerfl  entwerfe  unb  bann 
in  ba£  Steine  f d&reibe,  als  toenn  er  glet<$  ba3  ©^reiben 
jum  2lbf<$i<fen  rid&te,  toeil  e3  tym  bann  oft  nid^t  genüge 


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59 


tmb  er  es  bo$  jum  jtoeitenmale  f  treibe.  SiS  §u  feiner 
lefcten  Äranf^eit  blieb  feine  #anbf$rift  faft  biefelbe  tme 
in  ben  früheren  Sauren,  fo  bafc  e3  bei  feinen  papieren 
oft  fötoer  £ält,  ju  entf Reiben,  aus  toelcfyer  3eü  ba$ 
©ef^riebene  ftatnmen  fönne,  toemt  ber  3n^alt  nidjt 
barauf  fütyrt. 

2lm  L  Styril  1810  mürbe  bie  SDiffertation,  mit 
ber  er  ft<§  fo  lange  bef<$äfttgt  $atte,  übergeben.  $a£ 
J^ema  toax:  De  juris  Romani  servitutum  natura 
dividua  vel  individua.  $>octor  Älüpfel  fagt  fcon  ber 
Sifjertation :  „£>ie  Arbeit  tmrb  fcon  Sollen,  bie  fie 
nä^er  fennen  gelernt,  als  ein  SDiufter  t?on  $ein§eit, 
S^ärfe  unb  9tei<$$altigfeit  gegittert."  @£  mürbe  tyr 
au<$  bie  (S^re  ju  S^eil,  bafj  SSangerott?  berfetben  riu> 
menb  gebenft. 

S)en  britten  Stpril  fanb  bie  Disputation  ftatt  unb 
bie  SoctorSsßreirung  ^urbc  mit  einem  S<$maufe  ge= 
feiert. 


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III. 


Reife  itad)  Jtoris  unb  ^buokatur  in  äfibinjem 

1810  —  1813. 

SDen  6.  3Jiai  1810  trat  U^tanb  bie  längft  erfe^nte 
Steife  naä)  Sßartö  an,  fcon  ben  ßltern  imb  ber  ©<§toefter 
na<$  5tarterul?e  begleitet,  too  fic  bei  feiner  9Kutter 
©ruber,  bem  £ofrat^  £ofer,  no<§  einige  £age  t>er= 
teilten.  2luf  bem  ^ofttoagen  tarn  er  am  13.  nadj 
$ranffurt  unb  am  näd)ften  Stage  auf  einem  9Kar!tf<$iff 
mit  metyr  alä  100  ^erfonen  na<fy  -äftainj.  ®a£  £age= 
bu<$  fpric§t  fcon  ber  §errlid?en  ©egenb  bei  Singen  unb 
ben  unbef<§reibli$  frönen  9tuinen,  bie  er  t>on  ber 
3tf>einja<$t,  auf  ber  er  bi£  Sobleitj  fufjr,  bettmnbern 
founte.  „®in  unbefannter  9tetfegenoffe  blies  ba3  $ofi= 
§orn  jtoar  giemlid)  fäled&t,  aber  bie  Stöne  fcerftärten 
im  SOBieber^aH,  ba  jog  ein  Slnberer  eine  glitte  ljer= 
t)or  unb  bann  ftimmte  bie  ©efeHfd)aft  mit  ©efang  ein. 
®in  fonberbareä  S^f^ntmentreffen  mit  meinem  Siebe: 
„®a£  S<$ifflein"  bemerft  fyierju  unfer  junger  9leifenber. 
5Bie  fo  oft  auf  Steifen  folgt  auf  biefen  genufereid^en 


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61 


£ag  einer,  ber  bie  Sieifeunannehmltchfeiten  jeigen  fottte. 
Ser  3)ouanier  in  Soblenj  sollte  ben  Äoffer  nicht  mehr 
öifittren,  ein  nothgebrungener  SHafttag  toar  bie  golge 
baüon.  S)ie  jetftörte  geftung  G^tenbreitfiein,  auf  ber 
ein  einjetneä  Sdf)af  toeibete  imb  ein  armeä  SBeib,  ba3 
©ras  abmähte,  ftimmte  baS  junge  beutfd&e  £>erj  auch 
nt<ht  Reiter;  2Ibenb£  ttmrbe  no<h  ber  erfaufte  $oftf<$ein 
verloren;  fo  fehltest  biefer  STag  jiemli<h  trübfelig  im 
Tagebuch,  mit  bem  StuSrufe:  „®ott  gebe  mir  morgen 
einen  guten  £ag!"  Stuf  ber  S)iligence  tourbe  am  nä<hften 
16enb  Syrier  erteilt.  6iu  alter  9J?ann,  ber  mitfuhr, 
rühmte  ficb,  ben  3Kenf<hen  am  ©eft<hte  unb  an  ber 
§attung  ihren  Staub  unb  ihr  ©etoerbe  abfegen  ju 
fönneu.  ©einem  f<htoäbif<hen  Steifegenoffen  erflärte  er, 
ba§  er  fein  ©elehrter,  fein  Kaufmann,  toohl  aber  ein 
eljrfamer  ^anbtoerfer,  ettoa  ein  Utyrma<$er  fein  toerbe. 
Siefer  liefe  ihn  audf>  getrofl  auf  biefem  ©Iauben. 

lieber  Syrier  unb  Supemburg  ging  e8  nun  nadfj 
SRe$.  „SSon  SBtefc  (Reifet  e$  ferner)  fuhr  idh  mit  brei 
franjöftfdfjen  Offizieren,  bie  ftch  über  meine  Unbeholfen- 
^eit  in  ber  franjöfif^en  Spraye  moquirten.  2113  ity 
jeboch  beim  Stbenbeffen  in  SSerbun  auf  eine  $öflid)e 
SBeife  bie  Sa<he  abzulehnen  fuchte,  würben  fie  fehr 
artig."  (Srgrünbet  haben  fie  aber  ben  jungen  ©eutfd&en 
auf  ber  Steife  m<ht,  .benn  cSM  ber  eine  t>on  ihnen 
fpäter  in  ber  ©allerie  beS  Soufcre  ttrieber  mit  Uhlanb 
jufammentraf,  hielt  er  eS  für  nöthig,  ihm  bie  mtytho* 
logifd^en  Silber  ju  erflären,  „toeil  er  biefe  fonft  un= 
tnögli<h  t)erftehen  fönne." 


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62 


2(m  25.  3Jtai,  jtoölf  £age  mä)  ber  2lbreife  fcon 
ÄarlSru^e,  langte  er  in  $ariS  an!  Er  §atte  aber 
freiließ  in  biefer  3^t  au<§  me^r  gefe^en,  befonberS  baö 
§errli$e  Sftyeinlanb  —  als  man  jefct  im  gluge  auf  ber 
ßifenba^n  genießen  !ann.  —  3u^rfl  tourben  bie  alten 
Sübinger  greunbe  (Sbuarb  ©melin  unb  Sßrägifcer  auf? 
gefugt  unb  im  gleiten  £aufe  mit  i$nen,  im  £otel 
be  pemont,  Quartier  genommen.  @r  toar  mit  ber 
$ortier$frau ,  ber  M&re  Michel,  fo  roo^I  jufrieben  als 
fie  mit  i&m.  £err  Otto  Qa^n  berietet  un3  „fie  §abe 
bie  SRutter  biefeä  ©o^neS  glücllt<$  gepriefen."  3Kan$e8 
©<$roabenfinb  fcat  nad&  Urlaub  bei  tyr  SBo^nung  ge* 
nommen  unb  ft<$  too^l  befunben.  211«  ©uftat)  ©$tt>ab 
meJ)x  aU  itoanjig  Sa^re  nad^er  in  $aris  toar  unb 
fie  auffudjte,  erinnerte  fie  fi$  no$  mit  Sintbert  an 
Urlaub. 

2)em  3Rufeum  unb  bem  3Jtanufcriptenbepot  ber 
Sibliotyef  galt  nun  ber  erfte  33efu<§.  Sei  ben  oberu 
Srüien  tourben  SSolföromane  gelauft,  les  quatre  fils 
d'Aymon  u.  f.  to.  3lu<$  ein  fpanif<$eS  SDictionnaire 
ttrirb  angef^afft  unb  bur^Iefen. 

3tber  auc§  ju  ber  place  du  temple,  ju  bem 
palais  de  Justice  ttrirb  getoanbelt.  2Bie  in  Bübingen 
fo  mufe  ia  bo$  au<$  in  $ari8  bie  SuriSprubenj  neben 
bem  ßieblingSftubium  beamtet  »erben.  2Benn  Äemer 
i^n  briefli<§  abgalten  tooHte,  na<$  $ari$  ju  ge^en,  „er 
folle  lieber  in  S)eutf<$lanb  Silber  fe^en,  als  in  $ari§ 
bie  geflogenen/'  fo  ifi  barauS  nidjt  ber  ©<$lufe  ju 
jie^en,  er  $abe  feinen  greunben  fein  Sor^aben,  bie 


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63 


alten  #anbf#riften  aufjufud&en,  abfi<$tli$  verborgen; 
toenn  er  au<§  mit  Äerner,  ber  fid&  mit  ber  ^üologie 
m$t  befd&äftigte,  ni$t  gerabe  toiel  barüber  gefpro<$en 
$aben  mag.  toax  aber  au<$  fein  Sortoanb,  toenn 
er  be3  ©tubiumS  ber  franjöfxfd&en  ©efefcbüd^er  unb 
©erid&täeinrid&tungen  erwähnt ;  e8  tt>ar  au$  biefe  feine 
rebli^e  2tbfid^t,  er  fanb  e$  aber  fd&toer,  3«tritt  ju  ben 
©eridjjtS^öfeu  ju  erhalten.  2>o<§  ertoä^nt  er  einigemale 
ber  Sorlefungen  t>on  ^aftouret.  2)e8£alb  fott  aber 
nu$t  befiritten  »erben,  bafe  biefe  ©tubien  benen  feiner 
Neigung  ettoaS  nad^ftetyen  mufiten. 

SBerftagg  ifl  er  fleißig  an  ber  Arbeit,  SlbenbS  mit 
ben  greunben  jufammen,  unb  Sonntags  toirb  toomögIi<§ 
mit  biefen  ein  ShiSflug  auf  ba3  Sanb  gemalt.  3Xuf 
einer  folgen  SEour  nadfr  SerfaiHe«  erfreut  er  fi<$  be-- 
fonberS  „ber  frifd^ercn  SRatur", 

S)en  ©Itern  f<$reibt  er:  „3$  ge$e  in  ber  Siegel 
um  10  U§r  in  bie  Stbliot^ef,  ober  toenn  ein  mert- 
toürbiger  §aß  toorfommt,  in  baS  palais  de  Justice. 
2uf  ber  Sibliot^ef  befd^äftige  i$  mi$  mit  beutfd^en 
unb  franjöfifd^en  älteren  9Jlanufcrtyten.''  S>ann  be= 
treibt  er  ein  geft,  baS  bie  ©arbe  bem  faiferlt<§en 
$aare  gab,  moju  er  unb  bie  greunbe  SiHetg  &ou  bem 
©efanbten  erhielten,  ©ie  mufjten  ft<§  aber,  um  bem= 
ielben  antootynen  ju  fönnen,  ein  habit  habilte  mieten 
unb  brauen  in  tyelleS  Sachen  aus,  als  fie  fi<§  fo  tra= 
bejlirt  erblicften.  3n  einem  anbern  Sriefe  fd^reibt  er : 
bie  Vendome -Säule  mit  ben  SaSreltefS  aus  bem 
i)ftret<$if tyen  Äriege  fei  freiließ  fein  erfreulicher  SlnblidE 


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64 


für  ein  beutfc^eä  £erg.  %n  ber  ©allerie  begegnet  itym 
ju  feiner  Ueberrafd&ung  SBarn^agen,  ber  als  gäbnbridj? 
mit  bem  Dberften,  dürften  Senheim,  na<$  ^ari£ 
gefommen  tuar.  ©ur$  biefen  ttrirb  er  mit  ß^amtffo 
befannt  unb  ift  nun  SlbenbS  öfters  mit  itym  ju^ 
fammen.  6f?amiffo  liest  ifim  in  feinem  ßimmer  feinen 
Fortunat  toor. 

ßS  folgt  tyier  ein  33rief  fcon  Ul;lanbS  2Jlutter,  ber 
uns  geigt,  toaS  fxe  fcon  if>rem  Sofyne  fy&lt  unb  —  toaS 
fie  an  $m  ju  tabeln  $at. 

$ran  IHjlanb  on  Ujren  @ol)tt, 

Bübingen,  30.  3uni  1810. 

„©ottlob  lieber  SouiS!  bafc  ©eine  93riefe  immer  fo 
gut  lauten,  fotoofyl  in  Slnfe^ung  ©einer  ©efunb^ett, 
als  au$,  bafc  ©u  ©eine  3^it  fo  angenehm  gubringen 
fannft,  unb  tüte  \6)  ^offe,  auä)  nütslidfj.  3$  bin  be^ 
rufyigt,  ba  iä)  ©ir  fo  gute  ©runbfäfce  gutraue,  bafj  ©eine 
SDforalität  bur<$  leinen  böfen  ©inffufe  leiben  toerbe. 
3>ergif$  nur  nie,  bafc  ©u  einen  afltoiffenben  3e*tgen  ob 
©ir  tyaft,  ber  einft  SRe^enf^aft  aller  ©einer  #anblungen 
f orbern  tinrb,  fo  toirft  ©u  ©eine  £age  ru^ig  gubringen 
unb  jebeS  Vergnügen,  baS  ©u  unfdfjulbig  geniejgeft, 
loirft  ©u  boppelt  füllen,  toeil  ©i<$  bie  Erinnerung 
baran  niemals  f<$amrot§  mad^en  wirb ;  jeber  Jüngling 
barf  fi$  fo  feiner  Sugenb  freuen  unb  fo  gönne  i<§  es 
©ir  fcon  £ergen.  3$  roxU  gang  aufrichtig  gegen  ®i$ 
fein  unb  ©ir  geigen,  bafe  t<$  mit  ©einem  innern  ©eljalt, 


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65 


ber  mir  ba$  SSor jüglid^fte  ift ,  jufrteben  bin ;  aber  id> 
fcermiffe  fe^r  ba3  2leufjerli<$e  an  Sir,  ba3  jtoar  9teben* 
fa<$e  ift ,  aber  um  f  ortjuf  ommen  einmal  erwartet  toirb. 
Su  mufet  mxä)  aber  ni$t  mifeüerfte^en;  iä)  tt)iH  nityU 
Sdjtnei<$Ierif<$e§ ,  Seine  Senfart  fott  burd^auS  i^re 
Steinzeit  behalten,  nur  meine  i<$,  Su  foHteft  toaä  in 
SDir  ift  auä)  SBfobern  o^ne  ^ra^lerei  me^r  geigen  fönnen. 
Su  foHtefi  gefällige,  tootytoollenbe  ©efinnungen  audj 
äuj3erli<§  metyr  jeigen  fönnen,  au£  ©efättigfeit  ge* 
fyrä<$iger  fein.  Siefe  Stu&enfeiten  toirft  öon  ben  gram 
jofen  ablernen  fönnen.  91ur  mufct  feine  fo  gefd^toäfcige 
©efeHfd;aft  fudfjen,  nrie  Ä.  unb  bie  toor  jmei  reben 
unb  Su  ni$t  jum  SBorte  fommen  fannft.  Äurj  Seine 
äußere  ©itbung  foH  auf  ber  Steife  gewinnen. 

Sa§  Defonomifd^e  wirft  fcon  Seinem  SJater  f;ören, 
fein  Sßlan  ift,  1000  fL  auf  Si<§  ju  fcertoenben.  ßr 
meint,  Su  toürbeft  bamit  bis  jum  Januar  ober  triek 
leidet  etmaS  länger  ausreißen.  SBürbe  bann  aber  falte 
ober  fd^Iimme  Söttterung  einfallen ,  f ann  man  e3  ni$t 
auf  8 — 10  Souiäb'or  erraten.  9ta<$  einiger  3e^ 
trirft  felbft  fe^en,  ttrie  ba3  getyt  unb  fommt  nne 
grau  Eonj  fagt.  — 

3n  Stuttgart  fear  i$  überrafd^t,  ben  ferner  im 
Sweater  ju  fe^en.  @r  ift  nodf>  ber  alte  gute,  bo<$  feine 
Silbung  $at  gewonnen.  (Sr  fd^rieb  mir  biefe  SBodjje, 
i$  foHe  i^m  bo<§  um  ©otteättnllen  tt)a3  fcon  Sir  f<$reiben, 
gerabe  mar  aber  Sein  Srief  an  i$n  uutertoegS.  $aft 
S)u  einmal  ©elegenfceit,  bem  SouiSle  ettoaS  fcon  $ari8 
ju  f^idEen,  ]"o  t^ue  es.   ©ie  getraute  fi<$  nt<$t,  Sir 


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66 


franjöftfd)  in  fd&reiben,  ba£  nä<$ftemal  aber  foll  fie  c£ 
bodb  t^un. 

teilte 

treue  üRutter 
eiifabetl;  Itylanb." 

£ag  toierje^njä^rige  S^mefter^en  fe|t  biefem 
Srief  bei: 

„2)u  bift  unb  bleibft  audjj  in  $ari$  immer  no$  ber 
alte  trocfene  Detter,  fd&reibft  nur  immer  fcon  Siblio^ 
tiefen,  3Ru)een  u.  f.  to.,  Sachen,  bie  mi<§  gan$  unb 
gar  ni<$t  intereffiren.  ©treibe  lieber  au<§  üon  ben 
gforifer  3)iäbdf>en,  toaS  fie  für  Äleiber  ansahen,  ttie  fie 
gemacht  finb  u.  bgt.  2ht<$  üon  ber  Äaiferin  unb  üon 
tyrem  2lnjug  mö$te  id£>  triel  lutff cn ,  toaS  freilid^  für  bidf) 
blinben  £e&  fernere  fragen  finb.  3)odfj  für  toa3  ^aft 
2)u  Seine  Frille?  2lu<§  fcon  ber  Äodfjerei  möd^te  iä) 
frören.  " 

(Sine  fe^r  toertfmoHe  Sefanntfcfjaft  mar  für  Urlaub 
bie  tton  Immanuel  Seffer  (ber  üon  SSarn^agen  ermähnte 
ftiHe  Seffer)  ben  er  bei  ben  2ftanufcripten  fennen  lernte. 
Später,  in  ben  SBinterabenben,  forberte  Keffer  Urlaub 
auf,  mit  i^m  fpanifcf)  ju  lefen  unb  mannen  Sttbenb 
fa&en  fie  bann  gufammen.  3uerf*  tourbe  El  rei  Bamba 
gelefen.  2lu$  baä  ^Jortugicfxfd^e  tourbe  vorgenommen. 
3luf  bie  ©intoeubung  ttylanbä:  er  fenne  bie  ©prad^e 
nid)t,  meinte  Seffer:  e3  toerbe  f<$on  ge^en,  unb  fte^e, 
e£  gieng!  6ie  Iafen  bie  Sufiaben  jufammen.  3Kit 
^reuben  berietet  U^Ianb  fpäter  bie  i^m  fcon  Seffer 
sorgefdfjlagene  39rüberf<$aft.   £>iefe  greunbfdjaft  mar 


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67 


eine  Söo^lt^at  für  unfern  Sinter,  benn  früher  fle^t  im 
2agebud£>  naä)  ber  erfolgten  abreife  ber  Sanbaleute: 
„Smmcr  einfamer  toerbenbeä  Seben,  33erf<$ttrinben  ber 
©Wartungen."  ®ie  gelegentliche  SÄufftnbung  alter  93ü<$er 
toar  eine  »eitere  greube.  Stuf  bem  $ont  6t.  Mfyel 
fanb  unb  erfaufte  er  Guerras  civiles  de  Granada. 
©r  fagt  barüber:  ba  mir  f<$on  oft  fcon  alten  93ü<$ern, 
bie  iä)  fänbe,  geträumt  $at,  fo  jtoeifelte  i<§  beinahe  im 
erjten  Slugenblide,  ob  e3  nidjt  ein  £raum  fei?  33on 
neuen  93efanntf<$aften  außer  ben  f<$on  genannten  finb 
befonberS  anjufüljren:  ©ie&efing  fcon  Hamburg  unb 
Äoreff,  bann  $ilat,  bei  ber  öfterrei<$ifdf)en  ©efanbtf^aft 
angepeilt,  unb  ein  granjofe  Sourbain,  mit  bem  er 
franjöfifd)  las.  . 

Sin  33efudfj  ber  ©df)ttrimmf<$ule  ^ätte  ifym  fafi  t>er= 
berblidf)  loerben  lönnen.  3)a  er  ft<$  in  Bübingen  im 
g^toimmen  geübt  fcatte,  fo  toarf  er  ft<§  getrofi  in  ba§ 
SBaffer,  aber  e3  ging  in  ber  ftitten  ©eine  ni<$t  fo  leidet 
toie  im  SJiecfar,  er  mußte  balb  ju  ber  bargebotenen 
2tange  greifen  unb  na^m  be^alb,  im  September  noä>, 
einen  J?ur3  in  ber  ©$ttrimmf$ule.  £>en  gangen  <5ety 
tember  unb  einen  S^eil  beS  DctoberS  toar  bie  83ibliotI)ef 
gefc^loffen.  6r  f treibt  ben  Eltern  barüber:  „3$  bin 
beS^alb  t>iel  ju  £aufe  unb  bef duftige  miä)  mit  Sefung 
beS  3Jtalet)ilIe  unb  mit  Sprachen.  3$  benfe  iriel  an 
Bübingen*  Um  jtoölf  Xtyr,  toa£  immer  bur<$  einen 
6<$uf$  auf  bem  Sßalate  ro^al  angezeigt  toirb  (©c^fo 
gen  unb  Sauten  §ört  man  $ier  toentg,  bie  ©lotfen 
nmrben  tneift  in  ber  SRetjolution  jerftört),  fteHe  i$  mir 


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lebhaft  t>or,  wie  man  fi$  jefct  in  Bübingen  an  ben 
SCifdj  fe|t,  iüo  t<$  bann  no<$  toter  ©tunben  ju  toarten 
tyabe.  3$  benfe  mir  bann  bie  ©dfjnufc  (bte  £auSfa$e), 
tüic  fte  mit  ben  SSorberffifjen  auf  bem  £if$e  fte^t  unb 
Suiten  Sompltmente  ma<$k  £ut8<$en  grüfje  t<$  taufend 
mal;  fie  toirb  ben  Srief  fammt  3^9^  tordf?  ^rägifcer 

erhalten  Ijaben."  S8  jetgt  fi<$  fafl  ettoaS  fcon 

^eimtoety  in  biefem  Srtefe. 

©ar  ju  gerne  toäre  Itytanb,  {o  lange  bie  Sifc 
Köthel  gef<$loffen  tüar,  na$  ^atore  gereift,  e3  tüar 
aber  ni<$t  möglidj),  in  $ariS  einen  $afc  baf;in  ju  er= 
galten. 

®a8  Sweater ,  bef  onberS  ba£  ßuftftriel ,  befugte  er 
feljr  gerne,  fotüeit  e8  i^m  feine  Äaffe  erlaubte.  S)ie 
©fcafefreare'fd&en  Stüde  unb  bie  2Ba$Iüertüanbtf<$aften 
tüurben  au<$  tüieber  üon  i§m  gelefen. 

2HS  bie  Sibliot^el  tüieber  offen  tüar,  Reifet  e§  bann 
im  £agebu<§ :  „$errli<$e  ©teilen  in  bem  SJtomane  2öil= 
^elrnS  toon  @nglanb  —  Segeifterung  babur<$!"  3m 
folgenben  ©rief  fpri$t  er  ft<§  barüber  aus. 

Ufilanb  an  Öaron  be  la  Mottt  %onqnk 


„2tt£  idfj  biefen  2lbenb  öftren  S3rief  tüieber  Ia3,  er- 
toaste  in  mir  ba$  lebhafte  Verlangen,  3#nen  einmal 
tüieber  nä^er  §u  treten.  3$  tüetfc,  inbem  ity  bie  geber 
anfefce,  ni#t,  tüa3  i<$  f^reiben  fott,  unb  iä)  filmte, 
bafc  es  ni$t  bie  ©<$rtft  ift ,  fonbem  ba$  lebenbige 


Varl«,  29.  Dcto&er  1810. 


09 


äBort ,  toaS  mir  f ehlt.  SKein  Srief  ift  eigentlich  f  Aon 
ju  (Snbe,  bo<$  füge  idh  einige  9tachf<Jhrift  bei. 

Heber  33amhagen$  Aufenthalt  in  $ari3  braud;e  id) 
nicht  ju  ^reiben,  ba  Sie  mit  ihm  in  ftäter  Serbin; 
bung  {lehn.  3$  hatte  mi<$  einmal  re$t  einfam  gefügt, 
aU  \ä)  auf  bie  ©aHerie  gieng  unb  ^ier  unerwartet 
SBarnhagen  fanb  unb  bur<h  ihn  Shamiffo,  *>on  beffen 
#ierfein  ich  ni^tö  getoufet  hatte,  ©egentoärtig  ift  meine 
liebfte  &eit,  in  ber  i<§  nti<h  mit  altfranjöfifdhen  3)i(^^ 
tungen  befääftige.  3$  habe  befonberä  eine  9teihe  nor^ 
männif<$er  Äunben  toon  eigentümlicher  SCrefflid^feit 
aufgefunben,  fcon  benen  ich  bereits  einige  überfefct. 
Sine,  bie  ich  als  S3olf$roman  getroffen,  $aV  ich  in 
Saüabenform  ju  bearbeiten  begonnen.  3$  toünfchte 
überhaupt  eine  Sammlung  toon  Ueberfefcuugen  unb 
Bearbeitungen  altfranjöfifcher  Sichtungen  jufammen  p 
bringen,  diejenigen  Sichtungen  nehmlich,  bie  mir  in 
ber  gorm,  in  melier  ich  f*e  üorftnbe,  fd?on  tioüenbet 
erf feinen,  überfefce  i<h  getreu,  anbere,  bie  burch  un- 
angemeffene  ©infleibung,  befonberS  burch  2Beitf<htoeifigs 
feit  entftellt  finb,  fudj  ich  ju  bearbeiten;  benn  fyev 
fdheint  mir  bie  Streue  eben  barin  su  befielen,  bafj  bie 
lebenbige  ©age  toon  ber  f<hle<hten  ßinfleibung  befreit 
unb  ihr  ein  ©etoanb  gegeben  nrirb,  in  bem  fie  unentfteßt 
erf^eint  unb  frei  fich  betregt.  2öte  toiet  ich  Wf*«*  fann, 
toirb  jum  %§eil  fcon  ber  Sauer  meinet  ^iefigen  Slufenfc 
haltet  abhängen.  Sa£  äbfchmben  ifi  fehr  mühfam  unb 
bie  Ueberfefcung  in  jtoeifdpgigen  £an3  Sa<hfif<hen 
Seimen,  toorin  bie  meiften  Stählungen  »erfaßt  finb/ 


Digi 


70 


fyat  manche  ©<$tt)ierigfeiten.  Gine  größere  SDicfytung, 
ftönig  SBityelm  t>on  ©nglanb,  bie  Sle^nli^Ieit  mit  bem 
DftauiatiuS  fyat,  aber  in  originellem  ©eifte  aufgefaßt 
unb  burdjjgeführt  ift,  rein  poetifdEj,  finbli<$  p$antafHf$, 
münf^te  idfj  fe^r,  abgetrieben  ju  Robert ,  um  )1ena($ 
meiner  3urütftunft  überfein  ju  fönnen.  —  3$  toei§ 
nidfjt,  ob  Slnbere  bie  Söegeifierung  feilen  nriirben,  ju 
ber  mity  biefe  ©ebi<$te  ^ingeriffen,  unb  toenn  t<§  fo  bie 
f$Ii$ten2öorteftunbenlang  abfdjjreibe,  toerbe  i<$  jutoeilen 
felbft  irre,  allein  toenn  mir  bann  bem  83udf)e  fern  bie 
lebenbige  S)i<$tung  unter  bie  Säume  unb  in  ben  9Jtonb* 
feiern  na<$toanbelt  ttrie  ein  ©eift,  ber  feinen  ©rabftein 
fcerlä&t,  bann  fann  i<$  nid^t  glauben,  ba&  e3  nur 
felbftfüd&tigeS  SBo^IgefaHen  an  eigenem  treiben  ift,  toaS 
mi$  fo  mäd^tig  überftrömt,  fo  mein  eigenes  ®i<$ten 
t>erf Ölungen  l)at. 

Sßenn  es  3#nen  nidfjt  unangenehm  war,  blo£  öon 
mir  ju  hören,  fo  bitte  i$  6ie,  mir  einmal  t)on  SDem 
ju  fdjjretben,  toaS  toon  neuen  ®i<$tungen  Sie  befd^äftigt; 
ein  5?orred^t  ber  ©etoei^ten,  ju  toiffen,  toaS  für  neue 
Grfdjjeinungen  am  Gimmel  ber  Sßoefte  fi<§  bereiten  unb 
bie  aufge^enben  ©terne  in  ber  SCiefe  beS  @emütl)£  ju 
entbetfen,  in  ber  fie  ber  übrigen  2Mt  no<§  ni<$t  fid^t- 
bar  finb. 

9Ktt  2l$tung  ber  Shnge 

£.  U^lanb." 

@S  fd&eint  biefer  23rtef  berjenige  ju  fein,  beffen 
Ubtanb  in  bem  ©riefe  toom  19.  SDej.  gegen  gouquä 


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71 


gebenft,  tt>elc§  lederen  Ctto  3a[?n  Wen  üeröffent- 
lic^t  &at. 

Unter  bem  1.  9io&.  ift  in  bem  £agebu<$  bemerft: 
„Hoffnung  jurStuffinbung  einer  Steide  fränfifc^er  Sagen, 
„Sage  fcon  Sßipin.  Seftimmtere  Sluffaffung  ber  Stenbenj 
„meiner  Sammlung  altfranjöfif^er  ^oeften.  §auptfädj; 
„lic^Sage,  ^elbenfage,  9Jationalfage,  lebenbige  Stimme, 
„mit  ^intanfefcung  be«  fünftli<$en,  bürgerlichen  u.  f.  tt). 
„@rfaufung  einiger  Sänbe  ber  Bibliothfeque  des  Ro- 
nans." 2)en  3.  ®ej.  Reifet  e§:  „3$  fyatte  5)iorgen3  in 
„Sope  be  Sega  bie  Stomanje  toon  Äaifer  $arl  u.  f.  tt>. 
„gelefen.  9Kit  bem  ©ebanfen  an  biefen  gabelfrete  gteng 
„id>  gegen  bie  Sftotrebame  $ir<$e ,  auf  bem  $ont  St. 
„9JJi<$el  toergeblid)  nadj)  alten  Silbern  fudjenb,  big  icty 
„enblidl)  ganj  unerwartet  beim  £out>re  ben  33olf£roman 
„t>on  Äarl  bem  ©rofjen  fanb."  S)ann  fommt  tmeber: 
„33ergebli<$er  ©ang  ju  $aftouret3  SBorlefung."  ^mmer 
noä)  mufj  bie  SRec^t^tuiffenfc^aft  neben  ber  $oefte  §er* 
laufen,  wenn  au<§  tüie  ein  Stieffinb  ettoaS  Inntenbrein, 
benn  glei<§  Reifet  t%  lieber:  „9ia<$fud)ung  naä)  bem 
gierabraä,  tüoju  idfj  mir  ba3  9)tauufcript  N.  geben  liefe, 
toorin  ity  jtoar  nü$t  ba3  ©efuc^te,  aber  bie  Belagerung 
Don  SBianeS  fanb."  Ilm  biefe  3eü  würbe  au<$  9^ouf- 
feau'3  neue  £eloife  gelefen  unb  barüber  gefagt:  „bie 
neue  §eloife  ift  toieHei$t  ba3  $ö<$fte,  totö  ni<$t  bie 
©luty  ber  p&antafie,  aber  bie  @lut§  be3  £erjen3  fyer* 
öorgebrac^t  §at."  9hm  fam  aber  ein  ©rief  ber  eitern 
mit  ber  9ta$ri<$t,  bafc  baS  ©efud;  um  ßrlaubnifj 
jum  verlängerten  Slufentyalt  in  $ari3  vom  Äömg 


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72 


abgefchlagen  toorben  fei  unb  er  in  jtoei  SWonaten  jurücf= 
lehren  muffe.  Unb  bo<h  hatte  er  fein  2lmt  unb  feine 
Steifeunterftüfcung  fcon  ber  Regierung! 

SlnfangS  Januar  1811  muß  eS  bitter  falt  auf 
ber  Sibliothef  getoefen  fein,  benn  Urlaub,  ber  ft$ 
ungemein  l)art  toax  unb  nid&t  leidet  flagte,  mad&te  boch 
bie  Semerfung  „Äalte  #änbe".  SBann  bie  redete  £anb 
über  bem  Schreiben  erftarrt  toax,  führte  er  oft  bie 
geber  mit  ber  linfen,  bis  er  bie  anbere  an  bem  großen 
Äohlenbeden  ttneber  erwärmt  hatte. 

ßS  fam  nun  bie  3eit,  too  er  t?on  $ariS  unb  fcon 
ihm  lieb  geworbenen  2Henf$en  fd^eiben  mußte.  6r  führt 
ein  ©efpräch  mit  Seffer  über  bie  neuere  Sßoefie  unb 
über  fein  eigenes  Sitten  an,  aber  ohne  baS  -Nähere 
anjugeben.  SiSher  motten  fie  toohl  mehr  fcon  flaffifd^er 
Siteratur  unb  toon  mittelalterlicher  ^Soefie  gefprod&en 
^aben  als  fcom  eigenen  ©Raffen,  eine  herjlid^e  greunb= 
fdjjaft  haben  fid^  bie  jtoei  ftiDen  unb  bodf)  innerlich  fo 
lebenbigen  ©eifter  burch  baS  gange  Seben  erhalten. 

am  26.  Januar  reiste  Urlaub  mit  feinem  SanbSs 
mann  Sdfjicfarb  t>on  $ariS  ab  unb  fam  am  30.  in 
©traßburg  an.  $or  SlHem  intereffirte  unb  beglücfte 
i^u  baS  fünfter.  „Um*  unb  ©ureigenen  beS  SDlünfterS, 
bei  ©locfenf lang  unb  9ta$tS."  D©traßburg,  o©traß= 
bürg,  bu  ttmnberfd&öne  ©tabt!  ruft  er  aus.  3n  einem 
Srief  an  Seffer  fd^ilbert  er  ben  ßinbruef,  ben  ba§ 
fünfter  auf  ihn  gemalt  hat.  Otto  Sahn  hat  ihn  in 
feiner  ©d&rift  gegeben,  ^n  Karlsruhe  hielt  er  fich  einige 
£age  bei  feinem  Oheim  auf.  Ueber  baS  ST^eater  bafelbft 


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73 


ma<$t  er  biefeö  mal  bie  33emerfung:  „S$meräli<$e£ 
SSermiffen  beä  $ortreffli<$en." 

3luf  ber  SBeitcrrcife  befugte  er  Äerner  im  2Büb* 
babe,  too  fid^  biefer  na<$  ber  3uri&<ffunft  fcon  feiner 
Seife  als  2lr}t  niebergelaffen  I)atte  unb  langte  bann 
am  14.  gebruar  in  ber  SSaterftabt  an.  Son  ben  in 
bie  Sammlung  aufgenommenen  @ebi<$ten  finb  folgenbe 
in  $ati&  entfianben:  2)er  SRofenfranj.  2)er  nä<$tli<f)e 
9titter.  ®a8  Sftc^.  2tmorS  qjfeil.  ®<$uffal  £)a3 
Stäubten,  ©raf  ©ber^arbä  SBeifeborn.  £>ie  Qagb  toon 
3ßin$ejter.  £obe$gefü$l.  ®er  Sing.  5)ie  brei  Scpjfer. 
SlUfraniöfifdje  @ebi<$te.  ßin  ungebrudfteS  @ebi<$t  auf 
Sta^aelä  Madonna  della  Sedia  fc&ilbert  ben  tiefen 
ginbrutf,  ben  biefeS  ©emälbe  auf  i$n  gemalt  gtat 
Sie  Vornan  je :  ©raf  ©ber^arbS  SBeifeborn,  §at  er  nad) 
feinem  £agebud>  am  13.  Dct.,  9ta<$t3  je^n  Ufyr,  faft 
ganj  im  ^ßalai^  ropal  gebietet. 

*  * 
* 

6o  too^ltfyuenb  ba$  Sßteberf  etyen  ber  geliebten  Altern 
für  Urlaub  toar,  fo  mufjte  er  bod)  bie  Sortierte  unb 
baS  bewegte  Seben  ber  grofjen  6tabt,  bie  £ülf£mittel 
für  feine  ßteblingSftubien,  bie  i$m  bort  in  reifem  33iafee 
jur  Senüfcung  fianben,  nun  in  Bübingen  fefyr  t?er= 
miffen.  2lud}  traten  bie  2tnfprü$e  be£  bürgerlichen 
Sebent  nun.  an  tyn  fceran,  toä&renb  er  bo$  fo  fe$r 
getoünfdjt  $ätte,  ber  Ausarbeitung  beä  in  Sßariä  ©r- 
fammelten  ungeteilt  feine  fteit  toibmen  ju  fönnen. 

5)er  §ier  folgenbe  SSrief  jeigt  feine  ©eelenftimmung. 


Digi- 


U^Ionb  an  tarl  9)tat)cr. 


Bübingen,  23.  gebruat  1811. 

„©einen  23rief ,  teurer  greunb,  ben  i<$  ni$t  lange 
toor  meiner  Slbreife  Don  $arii  erhielt ,  wollte  id>  im 
Strubel  ber  legten  Sage  ni<$t  me^r  beantworten,  unb 
fd>reibe  nun  erft,  nad&bem  \ä)  wieber  in  ber  @infam!eit 
bin.  Sllte  ©efd^id^ten  will  iä)  $ier  nid^t  tyerüorjie^en, 
wir  frifdfjen  fie  lieber  bei  münblid^er  Unterhaltung  mit 
einem  ©lafe  SÖBein  [an,  audfj  ift  ©ir  3Jtandf)e£  au§ 
meinen  Briefen  an  Äemer  befannt. 

SBenn  iä)  ben  SBert^  einer  Steife  na$  i^rem  SBert^e 
für  ba8  ©emütl)  f^^e,  worin  idjj  immer  me^r  ba3 
^öd^fte  Qntereffe  bei  Sebent  anerfenne,  fo  war  wa^r* 
f$einli<$  bie  ©einige  um  Sielei  bebeutenber  afö  bie 
meinige.  ©ben  barum  fann  i<§  an  ber  ©einigen  ben 
S^eil  am  wenigften  billigen,  ber  in  blofeem  flüchtigen 
6täbteburdj)wanbern  beftanb  unb  gerabe  auf  ©eine  ®e= 
funb^eit  am  nadj^eiligfien  wirfen  mufcte.  Um  fo  me^r 
beneibe  iä)  ©idfj  um  ©einen  längeren  Aufenthalt  in 
Hamburg  u.  f.  w. 

®ie  legte  meines  Aufenthaltes  in  SßariS  war 
mir  befonberi  bur$  bie  innige  greunbfcfyaft  mit  Seffer, 
einem  berliner,  Werth-  @r  ift  jum  ^rofeffor  ber  claf= 
fifd^en  Siteratur  bei  ber  Untoerfität  in  Serlin  ernannt, 
bleibt  aber  noch  einige  3eü  w  $ari£,  wo  er  in  ben 
grie<$if<$en  SKanufcripten  arbeitet. 

3<h  war  eigentlich  jurücf  beruf  en ,  gtücfti<her  2Seife 
aber  traf  ber  mir  gefegte  Sennin  mit  ber  3eit  wo  ich 


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o^nebiefe  jurüdgefehrt  roäre,  fo  jiemltd;  jufammen.  ®ie 
ungünftige  3<*hreSjeit  machte  nur  ben  nädhften  28eg 
hmnfdf)enStoerth.  3$  reiste  mit  ©dhidarb,  ber  nun 
balb  fRepetent  toirb,  für  jefct  aber  SJifar  in  Höngen  ift, 
bis  SarlSruhe,  föo  i<§  midh  a^t  Sage  auffielt  unb  bei 
$öHe  unb  SBehfueS  eine  re<$t  lanb3mannfdf)aftltdhe  Stuf* 
nannte  fanb.  SSon  ba  gieng  ity  ju  Äerner  unb  blieb 
triert^alb  Sage  bei  ihm.  Ungeachtet  es  bie  meifte 
3eit  regnete,  toaren  ttrir  bodfj  redht  gut  beifammen. 
3Bir  Ratten  uns  fo  Sieles  gu  fagen,  feilten  uns  unfere 
Rapiere  mit,  festen  uns  ins  Sab,  matten,  foenn  es 
möglidh  toar,  Keine  Spaziergänge  an  bem  tüilben  ©trome 
^in,  matten  uns  mit  ber  SRebaction  beS  2llmanacfyS 
ju  fd^affen. 

Äerner  hat  bereits  triel  ju  t^un  unb  obgleidj  biefer 
Stufeut^alt  in  mehrerer  5Hüdfic^t  für  ihn  ni<$t  geeignet 
ift,  fo  ift  bodD  au<$  bie  romantifd&e  2BalbgebirgS=©egenb 
für  ihn  nid£)t  ohne  günfligen  ©influfc,  toaS  ft<h  mir 
bereits  erfreulidh  in  ben  Scenen  eines  neuen  ©<$atten= 
fpielS:  ber  erfte  Bärenhäuter,  ertoieS,  biei<$fcor* 
geftern  fcon  i^m  pgef<$idt  erhielt.  BefonberS  erregte 
midh  in  einer  nädhtlidhen  SBalbfcene  ber  fpufenbe  ©eift 
eines  Sägers,  toeldfjer  fprid^t: 

ffiemi  bie  CkT  im  SBatb  fi*  reget, 
3Bolf  unb  Harber  93eute  fudjen, 
Söenn  ber  ÜDtonb  blicft  burd)  bie  64lage, 
SReifjt  mtdj'3  aus  bem  £et<$entudje, 
Unb  ber  §engft,  barf  ihn  nid^t  rufen, 
6tef?t  fd>on  tptebernb  auf  bem  §ügel, 


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«7  '. 


76 

Srägt  tnid)  n?ie  auf  SturmeSflügel, 
$urcb  bie  ttlüfte  big  jum  Steine, 
$rin  oerfteinern  bie  ®ebeine, 
2)ie  tnid)  etoiglid)  tterfludjen. 

(<5r  bcrfchmnbet  bor  einem  ©teine.) 

2)a3  Sllmanad&manufcript  fjat  midf)  feljr  erfreut, 
eä  finb  fefyr  gute  Seiträge  toor^anben  unb  fo  fciele, 
bafc  ferner  gefounen  ift,  gar  feine  $rofa  ju  nehmen. 
SSon  gouqu6,  ©raf  Söben  u.  f.  tt>. 

Seit  a$t  JEageu  bin  iä)  ttrieber  l;ier  unb  fü^le 
midfj  entfe|li<$  einfam.  ®3  ift  jtoar  nod&  ni$t  au3; 
brüdflidE)  t)on  ber  ©ac$e  gefpro<$en  toorben,  allein  e§ 
f<$eint  mir,  bafc  xö)  tyter  bleiben  unb  feiner  ßeit^rocus 
rator  derben  toerbe ;  e8  ift  mir,  toie  toenn  i<§  in  bie 
timften  üon  ©iberien  hinein  liefe.  Ilmgang  §ab  i<$  $ier 
fe^r  toenigen.  Unb  nun  bitte  iä)  bringenb,  miü)  balb 
ju  befugen,  ober  bo$  mity  ttrijfen  ju  Iaffen,  too  toir 
uns  treffen  fönnen.  ©treibe  mir  fogleidlj  barüber, 
bamit  i$  midb  jum  toorauä  freuen  fann  unb  bamit 
ttrir  uns  nidf)t  fcerfe^len.   3)iit  alter  Siebe 

Sein 

&  U." 


5f- 


3)ie  früheren  ©tubiengenoffen  fanb  er  ntd&t  me$r 
in  Bübingen,  aber  e3  fügte  ftdi)  glürfli$,  bafj  ©uftato 
©<$tt>ab,  ber  im  £>erbfte  1809  in  ba$  Tübinger  ©tift 
gefommen  toar ,  ftd)  freunblidf)  an  i^n  anfd^Iog  unb  er 
burd&  i^n  mit  anbern  jungen  SRännem,  bie,  toie  er, 
jlrebfam  unb  $reunbe  ber  ^ßoefie  toaren,  befannt  »urbe. 


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I 


/  4 


g<S  toaren  befonber*  Stuguft  fiöftlin  (jcfet  ^räfibent  be* 
GonftfloriumS) ,  33ruber  fcon  Ufjlanbs  greunb,  unb 
äuguft  SRaper  (fyäter  im  ruffifd)en  $elbjug  umgefonu 
men  unb  Sruber  feines  greunbeä  Äarl  SWa^er).  ©dEjtoabä 
lebhaftes  ©efüfyl  für  bic  9latur  unb  $oefte  fyatte  einen 
ioo&ltfmtigen  (Sinflufc  auf  Xtytanb,  ber  ba3  Vebürfnife 
naä)  Anregung  unb  9Kittyeilung  in  fyo^em  ©rabe  I)atte. 
3Rit  biefen  jungen  $reunben  fam  er  audfj  öftere  in  ba3 
öauS  beS  Sßrofefforä  ©Araber,  beffen  lieben&oürbige 
grau  bie  poefierei<$en  jungen  ÜBtänner  freunbli<$  unb 
gerne  um  i^ren  £§eetif<$  fcerfammelte.  3Rit  ber  gleiten 
®üte  würben  fie  im  SDoctor  $el?rf<$en  §aufe  aufge= 
nommen.  Siefen  Slbenben  tyat  ba§  S^eelieb  feine  @nt* 
fte^ung  ju  banlen.  „SKeine  juribifd&e  Slrbeit  ma<$t  mir 
taufenb  Simpel/'  finbet  fi$  im  Styril  t>erjei<$net.  £)amt 
toieber  ,,©ett»altfame£  unb  inftinftmäfeigeS  Vorbringen 
ber  $oefie,  unter  ganj  frembartigen  33ef<$äftigungen, 
toie  iä)  mir  ba3  Verfallen  auf  ba8  50Järd;en  „La  belle 
au  bois  dormant"  burcEjauä  nityt  ju  erflären  toeife." 
So  f Gilbert  er  feine  Sage  in  jener  Sclbjis 
öerläugnung ,  bie  er  in  feinem  fpäteren  Seben  aus 
treuem  fersen  oft  jüngeren  -äflännern  angefonnen,  toemt 
fie  üon  tym  ft<$  9tat£  tyolen  tooHten,  ob  fie  ficä^  gau§ 
ber  Sßoefie  toibmen  foHen?  er  £at  fie  in  ber  Qugenb 
felbft  geübt  unb  fi<$  nid^t  nachgegeben,  loenn  u?m  ber 
Slbtoofatenftanb  au<$  red^t  läfiig  tourbe.  6r  atmete 
aber  leidet  auf,  toenn  i^m  einige  3eit  frei  unb  unge* 
ftört  für  feine  ©tubien  blieb.  ©dljtoab  braute  i&m  ba£ 
Sud)  ber  gelben  t>on  bon  ber  §agen.   9Kit  greuben 


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78 


fagt  er  barüber:  la£  §eute  beu  Siegfrieb,  @|elö 
$oföaltung  unb  2llp^arb^  £ob.  @£  eröffnet  fi<$  in 
biefen  ©ebid^ten  eine  ganj  eigene  9Inft<$t  ber  Sßoefte, 
bie  äufeerfte  Dbjectürität,  ber  burd^gängige  treue  beutle 
Sinn!"  Sltn  anbern  Sage  fommen  aber  ©antaften  t?on 
Reutlingen  unb  nehmen  feine  3eü  in  Sfafprud^! 

\  3)er  SJtuffa^  über  ba£  altfranjöftfd&e  @poS,  balb 

nadj  ber  9tüdKe$r  Don  *ßari3  begonnen,  tourbe  Der* 

*  f<$iebeue  SJlale  umgefc^rieben  unb  enbli<§  im  3Kai  1812 

an  gouquä  jur  2tufna$me  in  bie  toon  i$m  herauf 
gegebenen  SDtufen  abgefd&idEt,  aber  erft  1813  gelang  e3 
i&m  bur<§  6<§toab  einen  SIbbrucf  baüon  ju  erhalten. 
SRad^bem  er  bie  Nibelungen  ttrieber  gelefen,  machte  er 
-  bie  ^Bewertung:  „®er  ©nbrudt  berfelben  lägt  ft<$  mit 
bem  3Ser£  3681  Dergleichen:  Im  ragete  von  dem 
hercen  eine  gerstange  lang." 

3JUt  Äerner  hatte  er  t>iel  über  ben  Sllmanadf),  beu 
biefer  herausgeben  tooHte,  ju  öer^anbeln;  e3  jeigte  ftd; 
aber  längere  3*it  lein  Verleger  baju,  bo$  erf<$ien  er 
für  1812  unter  bem  Stiel:  ^oetifd^eraimana^  Urlaub 
hat  feine  eigenen  ©ebid^te  in  biefen  Sauren  ©otta  unb 
Sraun  t)ergebli<$  jum  Verlag  angeboten.  SSon  ÄernerS 
2Jlähr<hen  „©olbener"  fd^reibt  er:  ,,|>eute'  habe  iä)  Äer= 
„nerS  SäJiährchen  ©olbener,  baS  ganj  ©olbglanj  ift,  ge= 
liefen.  Söenn  mi<h  ettnaö  re<$t  entjüdft,  ob  e3  gleich 
„an  fi<h  nid&t  fcon  ber  rührenben  2trt  ift,  fo  pflegt  es 
„mich  SChränen  ju  fofien." 

Einige  Sriefe  fcom  3a$re  1812  bejeid^nen  feine 
Sage  in  Bübingen  in  Sejie^ung  auf  bie  £ülf£mittel 


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79 

für  bie  ©tubieu  feiner  Neigung  unb  baä,  toaä  er  gerne 
erftrebt  §ätte ,  toenn  er  ft<$  i^nen  mit  gan jcr  Äraf  t  $ätte 
toibmen  fönnen.  £)er  erfie  ift  an  ben  ©rafen  fcou 
Söben  gerietet,  mit  bem  i^n  ber  poetiföe  Sllmanad) 
in  93erü$rung  gebraut  fyatte.  £er  gtoeite  Srief  ift  an 
gerbinanbk3Bedf§erlin,  ber  bei  ber  Sibliot&ef  in  ©tutt* 
gart  fcertoenbet  fear  unb  fritye  geftorben  ift,  getrieben. 

• 

U!>Ian&  an  ®raf  &on  Stöben, 

Süfcingen,  18.  2Kärg  1812. 

„2)a  iä)  bie  greube  S^rer  erften  Segrüfmng  einjig 
ber  $oefie  fcerbanfe,  unb  ba  eben  biefe,  tüte  idj  ^offe, 
uns  einanber  metyr  unb  metyr  nafye  bringen  foH,  fo 
erttriebere  \$  3tyr  freunblic^eS  ©^reiben  glei<$  bamit, 
3#nen  bie  gegenseitige  3Jiitt$eüung  unfrer  2lnfi<$ten  fcon 
ber  $oefte  fcorjuf  plagen.  9ßi<$t  fcon  bem  Qnnerften 
ber  Sßoefie,  benn  barüber  ift  leine  SSerftänbigung  möglich, 
too  fie  nify  fcon  Slnbeginn  nor^anben  toar;  bafe  fie 
aber  bei  uns  fcor Rauben  ifl,  bafür  bürgen  mir  einer* 
feitS  3ftre  nur  ju  günfttgen  Urteile  über  meine  Sieber, 
anbererfettS  ber  (Sinbrucf,  toel<$en  3^re  $)i<$tungen, 
namentli<$  3trfabien,  bur<$  bie  intoo^nenbe  Siebe  auf 
mi$  gemalt.  Heber  ben  Stoff  aber,  bie  $orm,  bie 
©pra<$e,  ober  toaS  immer  jur  äußeren  (Srf<$einung  ber 
$oefie  gehört,  barüber  bebarf  e£  aüerbingS  itotf^en  un£ 
einer  ßrflärung,  benn  toir  toanbeln  auf  fe$r  &erf<$ie= 
bencn  $faben,  unb  e3  fömmt  barauf  an:  toeldjer  bet- 
reute fei,  ob  trieUei<$t  beibe  ober  feiner  fcon  beibeu? 


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80 


Sdj  tyoffe,  Sie  derben  mir  e£  nid^t  fcerbenlen,  toenn 
iä)  t^eite  2Jtan$e3  toon  mir  felbft  unb  für  mi<$  fored^e, 
ttyeite  33erf$iebeneg  gegen  ©te.  Sei  bem  ©rfteren  ift 
ni#t  ba&on  bie  3tebe,  toaS  iä)  geleiftet  £abe  ober  leiften 
fönne,  fonbern  xoa$  xä)  mir  jum  Qbeal  gefe|t.  2)a§ 
Sefctere  fonnte  aber  ni$t  unterbleiben  ofyne  ber  §rei* 
miityigfeit  ju  »ergeben  unb  eine  toa^re  Serfiänbigung 
uumögli<$  ju  mad^en.  3Mn  Streben  ge^t  ba^in,  mi<$ 
immer  fefier  in  urfprunglid^  beutftye  Strt  unb  Äunft 
einjutourjeln,  ber  toir  leiber  fo  lange  entfrembet  toaren; 
3$re  $oefie  ifl  bem  ©üben  gugetoenbet,  ni<$t  fotoo^l 
um  felbft  au^eimifd^  ju  toerben,  als  um  frembe  |>errs 
lid&feit  auf  unfern  Soben  ju  fcerpflanjen.  3Kir  fam  e3 
biefem  nadf)  ju,  in  Silb,  gorm  unb  2Bort  mi<$  ber 
größten  ©infad^eit  ju  befleißigen,  foHte  fie  mir  au$ 
ben  Sortourf  ber  SCrotfen^eit  jujie^en,  bie  em£eimif<$en 
SBeifen  §u  gebrauten,  fcaterlänbifcfyer  SJtatur  unb  ©itte 
anju^ängen,  mir  unfere  ältere  Sßoefte  unb  jtoar  unter 
biefer  lieber  bie  ipa^r^aft  beutfd^e,  jum  Sorbilb  ju 
nehmen.  Sfonexi  ftanb  e3  ju,  bie  ©<$äfertoelt  be3  ©übens 
neu  tyerborgurufen,  ben  ©lanj  unb  Sleid&tyum  ber  Silber 
ju  entfalten,  ben  ©<$mu<f  ber  SSorte  umzulegen,  bie 
9Kelobie  ber  füblid^en  ©ebitytf  ormen  tiernefymen  ju  laffen. 
©ie  toaren  hierin  confequent,  aber  eben  biefen  @lan$ 
ber  Silber,  biefen  ©<§mu<f  ber  SBorte,  biefen  ©ebraud^ 
ber,fübli$en  formen  neunte  id^  in  Slufprud^ ,  umS^e 
ganje  Stiftung  anjufed^ten,  fo  toie  i<§  nunmehr  t)on 
ber  meinigen  fd^toeige  unb  fie  3$ren  einwürfen  au& 
geftettt  raffe. 


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81 


3^re  bilberreidbe  Spraye  mafynt  an  bie  Spanier, 
aber  bürfen  ttrir  jemals  mit  tiefen  um  ben  $rei«  ber 
^antafie  in  bie  SdEjranfen  treten?  ^antafte  ift  baä 
(rlement  ber  fpanifdjjen  ^oefie,  ©emütty  baä  ber  beut* 
$en;  bem  eitrig  juftrömenben  93ilberrei(fytyum  gejiemt 
bie  *]3ra<$t  ber  SRebe,  je  tooller  ber  Strom,  um  fo  l;öl)ere 
unb  raufd^enbere  SBeffen  fd^lägt  er.  SDaS  ©emütlj  aber 
liebt  bie  unmittelbarften  Saute  unb  toeife  ba3  einfa^fte 
SSort  ju  beleben.  So  meine  i<§,  fönne  eS  bem  ®eut= 
f$en  begegnen,  bafj  er  ben  prunf^aften  Styl  ber  ©letd^ 
feit  toegen  nodj  fortführe,  too  bie  Silberfülle  ni<$t  eben 
fo  [tätig  mitfd^reitet,  unb  bafe  er  anbererfeits  bie  inni* 
geren  Regungen  be8  ©emütyS,  mithin  fein  ßigenftes, 
unter  bem  äufeeren  Sd^mud  erbrüde.  @8  ift  ein  treffe 
lid^cö  altes  Sprüd^toort:  SdE)lid;t  Sßort  unb  gut  ®e= 
tnütty,  ift  ba3  ä<$te  beutfd^e  Sieb. 

S)ie  SCreffli^feit  ber  füblid&en  ©ebi<$t3formen  toer* 
fenne  idfj  gettrife  ni<$t,  aber  iä)  glaube,  tt>ir  muffen  bie* 
felben  ganj  anberS  gebrauchen,  al§  fie  im  Süben  felbft 
gebraust  werben.  ®ie  fübli<$en  Spraken  finb  ettoaS 
für  fi$,  ein  fd^öner  Älang;  bie  beutfd;e  eyiftirt  nur 
bur$  ben  intoo^nenben  ©eift.  SDarum  ejiftirt  j.  3J. 
ein  beutfd^eS  Sonett  bloS  bur<$  biejenigen  ©egenfäfce, 
Aufgaben  unb  Sluflöfungen,  toel<$e  bie  innere  gorm 
be§  Sonetts  ausmalen,  unb  unfer  Sonett  ift  mel)r 
malerif<$  öte  mufifalifdfj.  #iebur<$  fyoxt  ba§  einfädle 
©ebi<$t  Sonett  bei  un3  jugleidfj  auf,  ein  letd&teS  Spiel 
HU  fein,  eS  nrirb  jum  befonnenften  Äunjttoerf.  DI)ne* 
bicfe  finb  bie  me<$anifd6en  Scbttrierigfeiten  unläugbar. 

WManb$  Sieben.  6 


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82 


3tt)ang  aber  unb  6cltfamfeit  in  cinjelncn  Söenbungen 
fyben  wieber  bic  Harmonie  be«  ganjen  ©ebid^tö  auf, 
unb  fo  entjie&en  fi<§  jene  ©ebid&te  bei  un«  betn  allge= 
meinen  ©ebraudfj;  im  ©üben  finb  fte  Slumen,  bei  un« 
Juwelen. 

Sie  »erben  in  biefem  äflem  mein  toieffeid&t  egoU 
ftifd&e«  SSemü^en  erfannt  tyaben,  ©ie  fcon  3#rem  Sßege 
auf  ben  meinigen  ju  Ioden.  3$  fii&le  mit  greube, 
bafe  wir,  wie  jtpei  Sllpftröme,  au«  (Sine«  Serge«  ©$oo& 
entfyrungen  fmb;  e«  t^ut  mir  aber  leib,  bafj  ©ie  nadfj 
©üben  tyinab jlrömen ,  wäbrenb  iä)  naä)  Horben.  — 
©onft  wüfete  i<$  3ftnen  faum  etwa«  &on  Angelegen* 
Reiten  ber  ^oefie  ju  f<$reiben,  meine  gegenwärtige  Sage 
ift  für  bie  Sßoefie  wenig  begünftigenb  unb  berfelbe  %aU 
ift  bei  Äerner.  Siefen  $abe  i$  feit  einem  3a$re  ni$t 
me^r  gefe&en,  bin  aber  in  beftänbigem  SSerfe^r  mit  i$m. 
3Jtö<$ten  ©ie,  wa«  iä)  gefd&rieben,  mit  berfelben  Siebe 
aufnehmen,  au«  ber  e«  gefloffen,  unb  nun  S^rerfeit« 
mit  gleicher  Offenheit  ju  mir  fpredf)en  unb  au<$  wiber 
mi<$.   9ftit  greunbe«grufc  ber  Qftrige. 

Subwig  Urlaub/' 

Urlaub  an  fterbinanb  föcrfljcrlin. 

Xübinßen,  29.  3uU  1812. 

,,311«  iö)  bor  geraumer  &e\t  3#nen  2)ippoIt«  Seben 
Äarl«  be«  ©rofjen  prüdffenbete,  war  i<$  ber^inbert, 
einen  Srief  beijulegen,  ba^er  \<f)  meinen  toerbinblid&en 
5)anl  nunmehr  nad^ole.   ©injelne  SRotijen  be«  Sin* 


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83 


fymgeä:  Heber  ^oefie  unb  ©agen  toon  Äarl  bem  ©rofeen 
toaren  mir  fe^r  ertoünfd&t;  in  ber  Slnfid^t  be3  ©anjen 
fonnte  ity  jebo$  feine&oeg«  mit  bem  Serfaffer  übereil 
ftimmen,  toaS  fi<§  leidet  babur$  erflärt,  bafe  tym  bie 
eigentlichen  Quellen  biefeä  ©tubiumS  unzugänglich  toaren. 
2)a$  Sefte,  toaä  id&  über  tiefen  ©egenftanb  fenne,  fte^t 
in  ©örreS'  33oIf3bü<$ern  unter  bem  Slrtifel  £e$mon3s 
finber.  ©örreä  \)at  3Jland&e$  toorgeabnt,  tt>a3  bie  Stuf* 
ipejjung  ber  Quellen  feiner  Seit  betoa^ren  tPirb. 

@inen  Sluffafc  über  baS  altfranjöfifd&e  (&po$  mit 
luSjügen  unb  Ueberfefcungen  au«  einem  £elbengebt$t 
|abe  iä)  f<$on  längfi  an  gouquä  gefd&idt,  ofcne  bafe  e3 
bis  jefct  entfd&ieben  ift,  ob  berfelbe  in  ber  Quartals 
i$rift  bie  SDlufen ,  ober  al$  befonbere  ©$rift,  ober  auf 
feine  fcon  beiben  Strien  erfreuten  toirb.  ©oldje  ©<$tt)ie= 
rigfeiten  ftnb  freiließ  toenig  ertoedfenb,  ba  e§>  mir  otyne* 
biefc  fo  fe^r  an  3eit  unb  Stube  ju  gortfefcung  biefer 
Stubien  gebrid^t.  2)aä  ^inbernife ,  toel<$es  3$rer  3te 
jie^ung  ber  Diepgen  Uutoerfität  in  ben  SBeg  getreten, 
bflrfte  3^rem  ©tubium  ber  altbeutfd^en  ^oefie  ni<$t 
ungünjiig  fein ,  ba  ©ie  in  Stuttgart  gan }  anbere  ©e= 
legentyeit  ^ieju  baben,  als  bier,  too  g.  33.  ni<J)t  einmal 
bie  3MHerif($e  ©ammlung  unb  bie  Sobmer'fd&en  SJlinne^ 
fanger  ju  finben  finb. 

©ie  toürben  mi<$  fetyr  erfreuen,  toenn  ©ie  mir 
ton  ßeit  ju  fyit  ettoaS  fcon  öftren  neueren  ©ntbedfungen 
mitteilen  tooHten. 

2Benn  iä)  irgenb  2Rufee  unb  ©elegenbeit  bätte,  fo 
toäre  meine  Hebfte  Sefd^äftigung  baS  Serfolgen  ber 


Digi' 


04 


germanifdjen  $oefie  etnerfeitS  in  ben  Kothen  hinauf  unb 
bis  in  ben  Orient,  anbererfeits  bur<$  bie  t>erf<$iebenen, 
&on  germaniföen  Kationen  eroberten  unb  befe|ten 
Sänber;  im  Mittelalter  ift  ber  3ufammen$attg  untoer* 

fennbar. 

3Jtit  2l$tung  unb  Ergebenheit 

ber  3$rige 

2.  ll^Ianb." 

Einem  Sriefe  an  ben  grei^errn  la  SRotte  gouque 
Dom  8*  Slug.  1812  ift  fotgenbe  ©teile  entnommen: 

„93urg  SSoHmerftein  iß  baS  £iebli#e  loa*  id)  fcon 
$>nen  gelefen  habe;  e$  hat  fo  rec^t  ben  golbenen  §itm 
mel  unb  bie  garbenhelle  altbeutfd)er  ©emälbe.  SBenn 
ba3  altfranjofif^e  Fragment  ju  ber  Komanje  t)on  9to* 
raub  unb  alba  bie  33eranlaffung  gegeben  hat,  fo  ift 
biefe  gerabe  bie  gru$t,  bie  idj  fcon  meinen  ©tubien 
ju  gewinnen  mehr  Muffte  als  hoffen  burfte.  SDaS 
herrli<he  »Mum  foH  nicht  blofe  für  bie  SBiffenföaft 
aufgebedt  fein,  fonbem  im  Sitten  lebenbig  fort- 

toirfen.  " 

3n>if<hen  Sitten  unb  Verfertigen  öon  $roce& 
f^riften  toerflofe  ba3  Sahr  1811  unb  ber  gröfjte  Ztyil 
t)on  1812.  @3  fd)eint,  bafc  Urlaub  innerli<h  bamit 
umgieng,  ft<h  ganj  bem  ©tubium  ber  beutfd)en  Philo- 
logie sujutoenben ;  er  f^reibt  Don  einem  „©ntttmrf  jum 
grünbli^en  ©tubium  ber  alten  Sßoefte."  S)a  toirb  ihm 
aber  gegen  @nbe  beS  Saures  ber  $orf<$lag  gemalt, 
afe  profciforifcher  jtoeiter  ©ecretär  bei  bem  guftiimints 
fterium  in  Stuttgart  einjutreten ,  mit  ber  3ufi<$erung, 


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bafe  er  entmeber  längftenS  in  einem  falben  ^a^re  in 
bie  Sefolbung  einrüden  tuerbe  ober  —  toenn  er  biefeS 
fiorjöge,  i§m  bann  eine  ^rocuratoräfteße  gettrife  fei. 
ffio&I  ni<$t  o^ne  inneren  Äampf  na^m  er  ben  Slntrag 
an,  ber  an  ft<§  ein  ehrenvoller  war,  ba  er  o^ne  alles 
©efu$  von  feiner  ©eite  i^m  jugefommen  toar  unb 
günfiige  3tu3fi$ten  barjubieten  f<$ien;  er  melbete  fi<$ 
um  bie  ©teile,  ju  toel<$er  er  am  6.  2)ej.  entannt  tourbe, 
toorauf  er  am  16.  9Dej.  na<§  Stuttgart  überftebelte. 


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IV. 

DienflUiftong  auf  ber  ÄonjUi  bes  Jaftyninilte«. 

1813  —  1814. 

SDer  ©nbrucf,  ben  ber  ßfcef  be£  SujiiiminifteriumS, 
ber  g-rei^err  toon  bcr  Sütye,  auf  unfern  ©idjtet  ma<$te, 
toar  fein  ermutlngenber.  9ta(§  ber  älntrittSaubienj 
f treibt  er  fcon  tym:  „(Sin  betoegungSlofeS  ©efi<$t,  6ta= 
tuenaugen."  ©ie  Slngetoitynung  in  (Stuttgart  unb  be^ 
fonberS  bie  Stellung  im  Suftijminifterium  tourbe  i$m 
ferner.  Sei  @rtoctynung  eine«  ©angeS  na<$  $euerba<$ 
in  ba3  bortige  ^farrtyauS  (bie  ^farrerin  toar  eine 
©djtoefter  feinet  SaterS)  fte^t  im  S£agebu<$ :  „2Bie  ft<§ 
baä  gequälte  £erj  nur  ttor  ©ott  auffcpefct."  3n  einem 
©riefe  an  bie  ßltern  f treibt  er  na<$  einiger  $tit :  „3<$ 
toax  fdjon  einigemal  be3  ©onntagS  in  geuerba<$,  toaS 
mir  immer  eine  toatyrc  Erholung  ift ,  ba  iä)  am  SBerf- 
tag  feiten  fttit  8U  einem  ©pajiergang  §abe."  Unb 
fpäter:  „2Bann  \6)  2tbenb3  um  fieben  Utyr  fcoht  »ureau 
l)eimfomme,  ift  mir  aüe£  ©djreiben  in  ^otyent  ©rabe 
entleibet.   2tbenb£  non  9—10  Ul)r  bin  id>  getoö$nli$ 


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im  9Rufeum.  ©iefc  ift  aber  au<h  alle  3eit,  bic  ich  ber 
Siteratur  toibmen  fann."  abgeben  toon  ber  Serläug* 
nung,  bie  ber  junge  SJtann  üben  mußte,  inbem  er  faft 
leine  ganje  3eit  ben  Sureauarbeiten  ttribmen  unb  aller 
39ef<$äftigung  mit  ben  Stubien,  ju  benen  ihn  feine  Be- 
gabung ^ingog,  für  je$t  entfagen  mußte,  tt>ar  bie  äBeife, 
tüte  bie  ©ef^äfte  im  SBtinijtertum  bebaubelt  würben, 
feiner  Slnfid^t  oft  ganj  entgegen.  6r  hatte  bie  Aufgabe, 
bie  (Sntfchetbungen  ber  ©erlebte  jum  Vortrag  an  ben 
fiönig  gu  bearbeiten.  3)er  SDUnifter,  ber  ben  herrifd&en, 
beäpotifdhen  ©inn  feinet  £errn  tüo^I  fannte  unb  toußte, 
baß  er  üor  ÄabinetSjuftij  feine  ©<$eue  trug,  toollte 
öftere,  meHeidht  in  toohlmeinenber  2l6fi<^t ,  ben  S3eri<^t 
fo  abgefaßt,  tt)ie  er  am  elften  hoffen  fonnte,  bei  bem 
geftrengen  §errf<her  mit  feiner  2lnfi<$t  burdfoubringen. 
55er  junge  ©ecretär  aber  fcerftanb  fi<h  f<hle<ht  auf  Um= 
toege,  um  enblich  bo<h  an  ba8  redete  3iel  jn  gelangen; 
er  hatte  au<h  fd^on  öfters  erfahren,  baß  er  bann,  toenn 
er  fd^Iid^t  unb  beftimmt  auSftradj),  toaS  baä  SRcd^t  ver- 
lange, am  elften  bei  bem  Äönig  gum  3toe<fe  fomme. 
Siefe  SSerfd^ieben^eit  ber  SBehanblungStoeife  ber  ©efd^äfte 
jtoifdjen  bem  3Jtinifler  unb  bem  Secretär  ttmrbe  für 
beibe  ^eile  unbehaglich  unb  mochte  ben  geraben,  auf- 
richtigen ©ehülfen  bem  SJUnifter  toohl  nid^t  lieb  mad&en, 
ungeachtet  er  öfters  gegen  ihn  auSftradh,  *>a&  cr  vxit 
feinen  Arbeiten  toohl  aufrieben  fei.  SSon  biefen  fchreibt 
Uhlanb  an  3Ka^er :  „Steine  Arbeiten  finb  jtpar  nidht 
gerabe  bie  leid^teften  unb  unbefangenften,  aber  au<$ 
ni$t  bie  unintereffanteften,"  unb  ein  anber  SM: 


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„©ebidjtet  tyabe  iä)  fyier  freiließ  nod)  ni$t£,  bod;  toirb  mir 
bie  ^oefte  in  biefer  äußeren  2lbgef<$iebenf>eit  fcon  il)r 
getoiffermafeen  innerlich  flarcr  unb  lebenbiger,  mie  e£ 
oft  bei  entfernten  greunben  ber  %aU  ift." 

3m  3Kai  ftarb  ein  toerttyer  ö^eim  U^lanbS,  ber 
Pfarrer  ^ofer  in  Sd&miben  bei  Äannftabt.  Sei  feinem 
SBegräbnife  bidjtete  er  ba£  Sieb  „9luf  ben  £ob  eineä 
Sanbgeiftlt<$en".  3laä)  biefem  StobeSfaH,  ben  Urlaub 
feiner  äftutter  anjeigt,  fdjjreibt  i$m  biefe  in  i^rem  näd&ften 
Srief:  ,,%ä)  banfe  2)ir  für  biefen  abermaligen  8ett>ei£ 
Seiner  Siebe  ju  mir  unb  ber  g^onung,  bie  Du  mir 
babei  jeigteft.  SDu  gibft  Siebe  ba,  roo  fie  ba3  .^erj  be- 
fonberä  anfprid&t;  toer  fold^e  ju  geben  fä^ig  ift,  ber 

erhält  getoifc  lieber  Siebe  bagegen."  2)a3  Sieb 

fd^idt  er  ber  SKulter  aber  erft  im  Dctober  unb  f^reibt 
babei:  „2tnliegenbe  Sßerfe,  bie  iä)  machte,  als  iä)  üon 
be3  CnfelsSeid^e  jurüdgieng,  fcerfäumte  iä)  feiger  3#nen, 
liebfte  SDiutter,  ju  f<$iden.  Seit  biefer  3eü  ^6e  iä) 
feinen  33er£  me^r  gemalt.  @S  fommen  mir  tootyl 
manchmal  3been  ju  ©ebi^ten,  aber  pr  StoSfü&nmfl 
fjabe  iä)  toeber  ßeit  uoä)  SHutje."  Woä)  einmal,  im 
$af)x  1822,  §at  tym  baä  SStnbenlen  an  biefen  Dljeim 
auf  einem  einfamen  ©pajtergang  naä)  äMnfter,  öon 
roo  er  ft$  über  ben  9Jedar  führen  liefe,  ben  Stoff  ju 
einem  tief  innigen  @ebi<$t  gegeben:  „lieber  biefen  ©trom 
üor  Sauren  bin  t<§  einmal  f<$on  gefahren."  $)er  &ater= 
gleite  greunb  in  biefem  Siebe  mar  eben  biefer  Ofyeim, 
ber  hoffnungsreiche  ein  junger  £arppre$t,  mit  bem  er 
in  ber  erfieu  ^ugenbjeit  mel  toerfe^rte.  @r  blieb  aber 


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nur  ein  3ahr  auf  ber  Unitoerfität,  tüä^Ite  bann 
ben  SKilitärftanb  unb  verlor  fein  Seben  im  ruffif<$en 
gelbjug.  Stuf  ben  SBunfdj  ber  ©Item  beS  ©eföiebenen 
fort  U^Ianb  eine  SRei^e  feiner  ©ebi<$te  jufammengefteHt 
unb  herausgegeben. 

äm  6$litffe  beS  SahreS  1813  färieb  UhlanbS 
SDtutter  fcoH  ©orge  an  ihren  ©ohn:  ob  er  nicht  jur 
Sanbmehr  ausgehoben  werbe.  6r  foHe  nur  jefct  feinen 
Stritt  wegen  feiner  befinitit>en  SlnfteUung  thun.  ,,%<f) 
bitte  Qiä)  um  meinetwillen,  mahne  jefct  gar  nid^t  an 
3)i<h;  es  ahnt  mir  ein  Unglüd  für  3>id^."  SDiefer  ant= 
toortet  am  31.  ®ejembei  barauf:  „2BaS  bie  gegen= 
»artige  Einberufung  fcon  ©öhnen  ber  Honoratioren, 
äb&ocaten,  Slctuare  u.  f.  w.  betrifft,  fo  weife  man  über; 
faupt  noä)  nicht ,  wie  weit  babei  bie  Stbfi^t  beS  ÄönigS 
ge^t  unb  WaS  baran  etwa  bloS  eine  golge  ber  unbe= 
ftimmten  gaffung  beS  SftefcripteS  ift.  UebrigenS  f^eint 
getoi&,  bafe  SlngefteBte  nid^t  bamit  gemeint  finb.  ©ie 
toerben  befehalb  aufcer  ©orgen  fein  fönnen.  So  wenig 
ify  mich  übrigens  mutwilliger  SBeife  auSfefcen  werbe, 
fo  fann  idj  bo<$  nic^t  verhehlen,  bafe,  wenn  mit  ber 
3eit  auch  bei  uns  eine  fianbwehr ,  b.  h-  eine  allgemeine 
Jtolfsbewaffnung  unb  S)ienftlei(iuug  währenb  beS 
Krieges  eingerichtet  »erben  follte,  wie  folche  bereits 
bei  allen,  fcon  ben  größten  bis  ju  ben  fleinften  Staaten 
fteutfchlanbS  ftattfinbet,  unb  toogegen  unfer  Äönig 
allein  fid^  bisher  verwahrt  hat,  ich  mid;  einem  folgen 
ber  guten  ©a$e  ju  leiftenben  2)ienfte  auf  feine  SBeife 
entjiehen  möchte  unb  barin  eine  wahre  Beruhigung  für 


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mein  ganjeä  fünftige«  Zehen  finben  toürbe.  3d&  erinnere 
mich  fogar  noch  too^I,  bafe  bie  liebe  SRutter  felbft  einfl 
im  ©efüh*  unfereS  bisherigen  fd&mählid&en  ßuftanbeä 
geäußert  hat,  bafe  fte,  toenn  e3  einmal  auf  unfere  Be- 
freiung anfäme,  auch  ihren  ©ohn  ni<$t  jurüdthalten 
toürbe.  SBorberhanb  ift  ju  erwarten,  toaS  ber  Gimmel 
fügt;  bie  $ortf<$ritte  ber  Stßiirten  unb  bie  fonftigen 
Nachrichten  au3  granfreich  machen  fogar  einen  balbigen 
^rieben  nicht  untoahrfcheinlich.  SDa«  ^ahr,  bem  ttrir 
entgegengehen,  tt)irb  ein  bebeutenbeS  fein,  tt>ofür  ich 
un«  Hflen  ©otteä  ©egen  erflehe."  ®iefe  Sleujjerung 
be$  ©ohne«,  abftd^tlid^  fo  gefaßt,  bafe  bie  SDtutter  mit 
feinem  2Bunf<h  in  bie  Sanbtoehr  ju  treten,  fobalb  e3 
bie  SRegierung  ernftlidj)  mit  ihrer  Errichtung  meine,  be= 
lannt  toerbe,  beunruhigt  fie  forttoähtenb  unb  fie  fommt 
toieber  barauf  ju  fyrechen;  Er  fd&reibt  mit  Erbitterung 
über  bie  Regierung  ober  ben  Siegenten:  „$>er  Sanbfturm 
fte^t  nun  jtoar  auf  bem  Rapier,  er  wirb  %fynen  aber 
toenig  Sorge  machen,  benn  toenn  er  jemals  ju-  • 
fammengerufen  toürbe,  fo  fyat  man  bafür 
geforgt,  bafe  fein  Unglücf  mit  ©etoehren 
gefd^ehe." 

S)en  jungen  SEßürttembergem  toar  e§>  faum  anberä 
möglich  ben  gelbjug  nach  granf  reich  mitjumachen,  aU 
enttoeber  burch  eintritt  in  baä  Sinienmilitär;  too  bann 
ber  Sönig,  ber  eS  im  ^erjen  mit  Napoleon  ^ielt,  ben 
freüoiflig  Eingetretenen  vielleicht  erft  in  eine  ©arnifon 
im  Sanbe  eingeteilt  hätte,  ober  ohne  Urlaub  (toaä  bei 
einem  f<hon  im  Etoilbienft  ©tehenben  emfte  folgen  für  ihn 


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unb  fogar  für  bie  ©einigen  gehabt  hätte)  in  ein  anbete« 
beutf<heS  £eer  einzutreten.  SBenn  auä)  bie  9ßai>oleonif<he 
ßerrfäaft  in  SBürttemberg  unbeliebt  toar,  fo  toar  bie 
Erbitterung  gegen  ihn  boch  nicht  fo  grofe,  als  in  *ßreuf$en, 
baS,  toon  $ranfrei<h  eingenommen,  als  geinbeSlanb 
be^anbelt  toorben  mar.  2)er  Ärieg  gegen  §ranfret<h 
beranlafcte  bie  Sieber  eines  beutfehen  ©ängerS  „9Sor* 
toärtS"  unb  „2ln  bas  Saterlanb". 

2BaS  Urlaubs  gefelligen  SSerfe^r  unb  literarif^e 
Sejiehungen  toährenb  biefer  betrifft,  fo  folgt  ^ier 
ein  Srief  üon  SuftinuS  Äerner ,  ber  SÖBilbbab  fcerlaffen, 
ft<h  in  2Beljheim  als  2tr$t  niebergelaffen  unb  feine 
Sraut  heimgeführt  ^atte. 

3ufrtnu$  Center  an  Uljlanb. 

SBel^eim,  20.  9Rät$  1810. 

„3ftein  teurer  Urlaub! 
Vergebens  »artete  ich  bis  je|t  auf  »riefe  t)on  ®ir. 
3$  ^ffte  baburch  ©toff  ®ir  ju  fchreiben  ju  erhalten. 
3$  lebe  vergnügt,  toie  S)u  S>ir  DorfteDen  magft;  baS 
Stlp^om  tönt  auch  alle  Sage  leifer  unb  leifer,  unb  bie 
Hauen  ©ebirge,  uadj  benen  ich  mich  feinte,  treten 
immer  näh**  tmb  finb  nun  grün  unb  faft  mit  SSlumen 
befäet. 

S)aS  SRttfcle  grüfct  Sich  fcon  £erjen  unb  Du  fottefl 
boch  nur  ju  uns  tottraten! 

SJon  ORanber  unb  bem  2Umanach  öemehme  ich 
fein  SBort;  ich  tteifc  ni*t,  ttaS  eS  ju  bebeuten  ^at. 


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92 


$a<$  ÜRorben  toirb  man  nun  gar  ui<$t  mel;r  f^rei- 
ben  fönnen;  tüaf>rf<$einli<$  fmb  gouquö  unb  SSarn^agcn 
au<$  mit  ben  ^Berlinern  gebogen;  üießei^t  erfd&einen 
fie  balb  bei  un3. 

%ä)  bitte  2)i<$  mir  ben  SBanberer  j.  3Jt.  9t.  bodj 
jujufteffen.  Shtdfj  bie  S3riefe  fcon  gouqu6  unb  ßampe 
möchte  \§  gerne  toieber.  ©ebidjtet  tourbe  feitbem  ni<$t§, 
tt)a$rf<§einü#  befto  me^r  üon  Sir.  2Ba£  ÄleineS,  ba3 
tdfj  3)ir  beilege,  ift  faft  ju  unbebeutenb. 

2)en  Äöfttin  grüfee  idjj  Don  ^erjen. 
6ttng  S)ein 

Äerner." 

©er  Sllmanad;,  ben  bie  jtoei  greunbe  §erau3gefcen 
tooflten,  fam  bodfj  no<§  ju  ©tanbe  unter  bem  SCitel: 
„3)i<$terh)alb".  SDaS  SSortuort  baju:  „greie  Äunft",  ifi 
t)on  Urlaub  üerfa&t.  3m  gebruar  1813  fauft  er  jxdj 
ba$  £eft  ber  „3Jlufen",  in  toeld&em  fein  2tuffa|  über 
ba£  altfranjöfifd^e  @po3  abgebrucft  toar.  @3  f$eint, 
bafc  er  fi<$  nid&t  einmal  einen  SlbbrudE  bebungen  fyatte. 
ßr  bemerft  babei:  „<S3  tmH  mir  mit  meinen  literari; 
fdfjen  Unter^anblungen  toenig  glüden." 

Seit  bem  S3eginn  beS  3a$r3  too^ute  Xtylanb  im 
£aufe  fcon  <5$toab3  @ltern,  toobur$  er  biefen,  toenn 
er  bie  @Itern  üon  Bübingen  aus  ju  befugen  fam,  au<§ 
öftere  fprad^.  S)urdf>  frühere  greunbe,  Sftofer,  Äöftlin, 
Säger,  ©<$ott,  tourbe  er  in  eine  gef<$Ioffene  ©efellfdfjaft, 
bie  fidf>  jtoeimal  in  ber  2Bo$e  in  einem  SBein^auS,  jum 
Statten  genannt,  jufammenfanb,  eingeführt.  2Bo^l 
tonnte  er  biefeä  2tu3ru$en  am  (Sd&luffe  beS  mü&eüoDen 


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93 


Jagetoerfö  brausen.  SDiefer  ©cfcHf^aft  ttmrben  man^e 
£ieber  ItylanbS  gebietet,  hrie  j.  93.:  „®te  fteben  3ed>* 
briiber"  imb  ba£  folgenbe: 

3$  toeijs  mir  einen  Schatten, 
S)a  fliegt  ein  fixier  Üueü, 
Ser  ftärfet  jeben  hatten, 
Ser  quillt  fo  rein  unb  bell. 
Gr  ift  üon  eblem  Sdblage 
Unb  ftrömt  nid?t  Söaffer,  nein; 
Ser  üuell,  tton  bem  id?  fage, 
3ft  äd?ter,  golbner  Söcin. 

3m  Statten,  frifd?  unb  labenb, 
Sa  tönt  fo  beüer  Sang, 
Ser  tönet  mannen  Ebenb 
Unb  mand?e  Tiafyt  entlang. 
Sod?  fmb  e3  nid)t  bie  Sieber 
Ser  bangen  ÜRacbtigall, 
SBir  ftnb'3,  mir  Sdbattenbrüber, 
$eim  froren  23e<berfcball. 

3n  biefem  Statten  blühen 
Siel  23lumen  \)olh  unb  fein, 
Sie  buften  unb  jte  glüben 
Unb  baben  gut  ©ebeib'n. 
9ttd&t  Seilten  fmb'3,  noeb  3lofen, 
2Ba8  un§  fo  Heblid?  blübt, 
9lein  Scberj  unb  traulid?  $ofen 
Unb  brüberli*  ©emütl). 

3m  Statten,  ben  idb  meine, 
Sa  träumt  e3  ftd?  fo  milb; 


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b4 


Dftan  fielet  im  3)ämmerfd&eine 
©ar  mandfceS  fdfoöne  ©üb. 
3Bie  träumten  nur  fo  gerne 
SBom  fjeilgen  SettungSftreit, 
5Bom  nafyen  ^reifyeitäfterne, 
Son  2)eutf*lanb§  golbner  3eit! 

SRie  mög'  in  unfrem  Statten 
2)er  Ouell  ücrfiegen  ge&'n, 

foü  ber  Sang  ermatten, 
$ie  SBlume  nie  üerwe^n; 
2lucb  nimmer  foü  verfliegen 
2)er  golbnen  träume  Sd&aar, 
$a§  Siebte  mirb  bod?  fiegen, 
$er  Sraum  im  Statten  toatyr. 

3toanjig  S^re  fpäter  ^liefet  fein  fcoffenbeS  ©e= 
müty  toieber  ein  Sieb  mit  ben  geilen: 

2Bof)l  toerb'  ityä  nidfjt  erleben, 
2)0(fy  an  ber  6efynfu<f>t  £anb 
2113  ©Ratten  nod&  burd&fdjfoeben 
üütein  freiet  Saterland 

63  toaren  nun  f<$on  16  ÜJlonate  öerfloffen,  feit* 
bem  Urlaub  auf  bem  Sureau  be3  SujlijmimflerS  ein= 
getreten  fear,  unb  immer  &erf$ob  ber  3Jtimjier  ba£ 
©teilen  eines  Antrages  an  ben  Äönig  toegen  beftnittoer 
©tnrüdfung  in  bie  bisher  o§ne  ©e^alt  beforgte  ©ecretär& 
ftelle.  Urlaub  fonnte  ft<§  m<$t  entfälie&en ,  no<$  länger 
auf  feine«  SaterS  Soften,  ber  bei  Wenigem  SBermögen 


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95 

nur  einen  fehr  mäßigen  ©e^alt  bejog,  in  Stuttgart  ju 
leben.  2Rit  be$  33ater3  »iDtgung  erftärte  er  bem  3Jfc 
nijler,  bafc  er  um  feine  Sntlafjimg  einfommen  mfiffe, 
toenn  ber  Antrag  ni<ht  gefiellt  toerbe.  $)er  SJUnifler 
entfd&Iofe  fidh  baju,  tourbe  aber  abfd&läglidh  betrieben; 
e$  h^fe  in  ber  Slefolution:  „Sei  ber  iefcigen  Heber* 
bürbung  ber  ©taatsfaffe  fönne  biefe  ©teile  ni$t  befefct 
toerben ;  toemt  baher  ber  Acceffift  Urlaub  fte  nicht  tt)ie 
bisher  beforgen  tooHe,  fo  foHe  fich  ber  SDtinijier  um 
einen  anbern  5Tccefftften  umfehen."  hierauf  fchrieb 
Itylanb  an  feine  Altern: 

Stuttgart,  10.  SWai  1814. 

„Siebfte  eitern! 

©eftem  Abenb  ift  in  meiner  Angelegenheit  auf 
ba£  na<$  aorgängiger  Sommuntcation  mit  bem  ginanj* 
minifierium  am  ©onntag  erftattete  Anbringen,  toeldheS 
mir  ber  SWinifter  vorher  ju  lefen  gegeben  unb  t<$  nach 
jeber  #inft<ht  atoedfmäfeig  abgefaßt  gefunben  hatte,  bie 
^ier  abfd&riftlich  beigelegte  SRefolution  erfolgt. 

@3  muf*  Zfynen  freiließ  fchmerjlidE)  fein,  bafe  %fyxe 
bisherigen  bebeutenben  Opfer,  beren  SBerth  ich  um  fo 
banfbarer  erfenne,  als  jie  mit  fo  vieler  ©d^onung  gegen 
mi<h  gebraut  toorben ,  ben  eigentlichen  fttoeä  nityt  ex* 
reicht  haben,  unb  audh  midh  roirb  9Jtan<her  bebauem, 
bajj  mir  eine  anberthalbjährige,  atemlich  mühfelige  Ar* 
beit  feine  %xu6)t  getragen.  Auf  ber  anbern  ©eite  jebodjj 
werben  ©ie  toohl  mehr  als  ich  in  mandher  Sage  beS 
Sebent  erfahren  haben,  ttrie  oft  baSjenige,  loa«  fiufeerltdh 


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96 


als  ein  l;arte£,  ungerechtes  ©chidfal  erfriert,  in  ber 
SBa^eit  unb  im  tiefern  ©runbe  bie  weife  ßeitung  einer 
gütigen  9?orfehung  war.  ©o  barf  ich  nun  auch  au& 
fprechen,  was  id)  bisher  nie  gegen  ©ie  geäußert  1)dbe, 
baß  burdj  ein  längeres  Starren  in  meinen  bisherigen 
SBerhältniffen  unb  rfun  fcoKenbS  ein  entfdjiebeneS  2ln= 
fetten  an  biefelben  mein  inneres  t>on  £ag  ju  Sag 
me^r  gelitten  haben  würbe,  yixtyt  als  ob  eS  mir  un= 
erträglich  geworben  wäre,  mich  mit  Singen  ju  befchäfc 
ttgen,  bie  mir  t>on  SRatur  fremb,  ja  Wibrig  ftnb,  ober 
als  ob  eS  mich  ju  fehr  gefönter  jt  hätte,  bie  ©nttuidlung 
fonftiger  gähigfeiten,  bie  ©ott  in  mich  gelegt,  gänjlidj 
gehemmt  ju  fehen,  —  ich  glaube  biefe  beiberlei  Uebek 
fiänbe  feit  geraumer  3eit  f°  jiemlich  überwunben  ju 
haben  unb  fehe  wohl  ein,  baß  man  fic^  junächft  eine 
äußere  ©fiftenj  grünben  muß  unb  in  gegenwärtiger  $eit 
am  wenigften  feinen  fiiebhabereien  leben  fann;  allein 
in  benjenigen  ©efchäftSfcerhältniffen,  worein  i<h  hier 
immer  tiefer  üerwicfelt  Werben  foHte,  hätte  ich,  je  mehr 
ich  äußerlich  toorgef dritten  Wäre,  um  fo  mehr  an  ©eeten= 
ruhe  unb  innerer  ©elbftftänbigfett  verloren. 

©tatt  baß  ich,  wenn  ber  Stntrag  burchgegangen 
Wäre,  eine  ftje  2lnfMung  mit  ungefähr  800  fl.  unb 
ber,  wenn  auch  no$  entfernten  2luSft<ht  auf  fünftige 
fcortheilhaftere  unb  angenehmere  ©teilen  erhalten  hätte, 
ftehe  ich  nunmehr  freilich  wieber  als  fimpler  Slbfcofat 
ba,  ber  fi<h  erft  wieber  auf  irgenb  einer  ©eite  Sahn 
brechen  muß.  ©abei  ift  aber  benn  boch  auch  ni$t  ju 
nergeffen,  baß  i<h  burch  bie  bisherige  SDienftleiftung  ein 


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97 


Sledjt  erworben  $abe,  mxä)  um  jcbe  Steife  umjutyun, 
bafj  i<§  tyier  man<$e,  tyrer  geit  üietteid^t  nüfeli<$e  SBe^ 
lantitf d^aft  gemalt  tyabe ,  unb  bafj  i<$  jcbenfaHö  ^offen 
laun,  au<$  als  2Uwofat  mir  ein  orbentlid&eä  SCuSlommen 
bei  mehrerer,  befonberfc  in  jefciger  3eit  f°  wünfd&enS* 
toertyer  Unab^ängigfett  ju  fcerf  Raffen. 

3^  weife  in  biefem  Slugenblid  nocfy  ni$t,  ob 
ii)  biefen  SSrief  burd>  bie  $oft  ober  fonftige  ©elegen- 
fyeit  abf<$i<fe,  ober  ob  iä)  ni<$t  felbjt  beffen  Heber- 
bringer  fein  Werbe,  ©ef<$ietyt  ©rftereS  unb  bleibe  i<$ 
etoa  no<$  biefe  3Bo$e  $ier,  fo  ift  babei  meine  fcor- 
}ügli$e  2lbfi<$t,  nu<$,  e^e  i$  münblidf)  mit  3$nen  über 
meine  fünftige  SBefHmmung  ju  Statte  ge^e,  $ter  ein 
toenig  untjufe^en,  Wag  etwa  ba  ober  bort  ju  madfjen 
Wäre. 

3Jtit  ber  innigften  Siebe 

3^r  ge^orfamer  6o$n 
8. 

P.  S.  SDlein  SogiS  bei  Schwabs  tyabe  iä)  f<$on  an 
©eorgi  aufgefünbigt.  SDaä  ©elb  (4  fl.)  $abe  iä)  an  Säger 
bejaht,  bie  Quittung  aber  no<§  nid^t  erhalten." 

2Beld()  treuen  $reunb  Urlaub  an  Äarl  9tofer,  ba= 
mate  9ftinifteriafc@ecretär ,  §atte,  geigt  .folgenber,  bei 
biefem  äfalafe  gefd^riebener  ©rief.  SDer  91ame  Olof 
tourbe  i^m  ton  Stofer  oft  gegeben. 

„Seinen  Srief , 1  lieber  DIof ,  §abe  i<$  $eute  no<§ 
glüdfli^  angebracht,  als  eben  bie  Sßferbe  fdfjon  am 

1  2öatyrföemlt$  ben  nac$  Bübingen. 

Uf>lanb$  Se&en.  7 


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98 


Sßagen  waren,  unb  wenn  ©u  nun  ^eute  tpirllid^  nadfj 
Bübingen  reifeft,  fo  Wünfd&e  i<$  ©ir  üon  $erjen  glücf= 
lic$e  Steife;  aber  fomme  balb  triebet  unb  bleib  bann 
&ier  bei  uns.  ©u  befommft  gewifj,  fpäteftenSin  3a$re3= 
frift,  fo  triele  @ef<$äfte,  bafe  ©u  bequem  Don  intern 
(Srtrage  leben  fannft.  SBi«  e3  fo  weit  ift,  h)irft  SBu 
natürlich  anfangt  etwas  jufefcen  muffen,  aber  auä> 
biefe3  wirb  baS  rei<$lt<$ere  ©infommen  einiger  fpateren 
Sa^re  ©ir  ftdfjer  erfefeen,  unb  wenn  ©u  auf  fo  lange, 
bis  biefe  3eit  eingetreten  ift,  einen  33orf<$uj3  üon  jtoei- 
bi§  brei^unbert  ©ulben  fcon  mir  annehmen  moHteft ,  f o 
würbe  iä)  biefe  als  einen  wahren  SSeWeiS  ©einer  greunte 
fdfjaft  anfe&en.  ©u  Würbeft  mir  biefen  33orf<§ufe  wieber 
erftatten  nad)  wie  fielen  S^ren  unb  auf  Weldfje  SBeife, 
al£  es  ©ir  gerabe  nadf>  ben  eintretenben  Umfiänben 
red^t  wäre.  Unb  ©u  fannft  btefeS  Slnerbieten  um  fo 
unbebenflid&er  annehmen,  al£  e3  für  mi<$  gar  feine 
©ntbe^rung  jur  golge  §at,  als  e3  nid^t  einmal  ein 
©efd&enf,  fonbern  ein  blofeer  äJorfd&ufe  ift,  wot>on  e£ 
fiel)  Rubelt,  unb  als  \a  biefer  93orf<$lag  gemalt 
wirb  Don 

©einem  aufnötigen ,  treuen  greunb 
Ä.  3tofer." 

8t.,  IL  2Hai  1814. 

9la<§  einem  Sefud^e  bei  ben  ©Item  erflärte  U^lanb 
mit  i^rer  Seiftimmung  feinen  Slu^tritt  aus  ber  bisher 
toerfe^enen  ©teile,  ©er  SPttnifter  Wollte  ityn  jWar  be* 
ftimmen  noä)  eine  ßeit  lang  ju  bleiben,  nur  no$  4 
biö  6  9ßo$en,  aber  Urlaub  äufjerte  feinen  fefteu  @ut= 


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99 


fölufe:  nityt  länger  me^r  jutoarten  ju  trollen,  unb  er^ 
ftelt  bann  bie  »erlangte  ©ntlaffung  o^ne  irgenb  eine 
üfoerfennung  ber  geleifteten  SMenjie.  2)er  SJlinifter 
l^eint  feine  Steigerung,  länger  ausharren,  empfinbli$ 
aufgenommen  ju  tyaben.  Ufylanb  foffte  toenig  ©Iü<f  im 
StaatSbienft  §aben,  ttrie  ttrir  fpäter  nochmals  fe^en 
toerben. 


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V. 


iferntwr  äufentjjali  in  Stuttgart  als  Zbvokal 
4tonMa<j  in  £uW\pbüx$.  Verlobung  unb 

Stauung. 

1814—  1820. 

Mättitt  jur  ntoohtm. 

£)aS  aJliBglürfcn  feiner  SlnfteHung  im  SufttjmmU 
fterium  fear  eine  f<$merjli<$e  (Srf  abrang  für  ben  jungen 
9Jtann;  f<$meralid>  befonberS  um  ber  eitern  teilten, 
bereit  SBunfd),  i^u  „tierforgt  ju  tt>iffen,"  i$m  fo  too^l 
bef  annt  toax.  %üx  fyn  f  elbft  tyatte  bie  2lu$fi<$t  auf  bie 
Slbfcolatur,  bie  nun  naä)  fafl  anbert^albjityrigen  fcers 
geblidjen  SDlütyen  lieber  fcor  i^m  lag,  auä)  ni<$t3  @r* 
freulid^eS ,  aber  mit  gutem  3Jtut$e  trat  er  in  Stuttgart 
in  biefe  93a$n  toieber  ein.  Sin  Äenntniffen  unb  @e= 
f$äft3erfa$rung  §atte  er  gewonnen  bur<$  feine  St^ätigfeit 
in  ber  SKinifteriaKanjlei.  Oft  tyat  er  fpäter  gefagt, 
bafe  feine  Ueberjeugung,  ftrie  not^toenbtg  fefte  Sfte<$t§; 
normen  unb  bie  §erfteüung  ber  ftänbif<$en  SSerfaffung 
für  fein  §eimatf>lanb  fei,  bur<§  bie  einfielen  imb 


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101 


Erfahrungen  bie  er  bort  gewonnen,  in  i^m  getoedt  unb 
befestigt  toorben  feien.  (SttoaS  me&r  greift  für  feine 
Siebling^jhibien  f  onnte  er  fi<$  nun  auä)  erringen ,  aber 
ber  innere  Äampf  $örte  ni$t  auf,  @r  mochte  tooty 
öoBig  fyinreidjjenbe  Äenntniffe  für  einen  guten  Slbfcofaten 
faben,  aber  bie  Sei^tigfeit  im  Arbeiten  fehlte  i$m 
trieflei<$t,  toie  er  fi<§  benn  urft>rüngli$  f<$on  „beä 
Siebtes  befliffen  gegen  feineg  ^erjenS  ®rang."  So 
tarn  e3,  bafe  er  mit  allem  gleifje  bo<$  nur  ein  faum 
genügenbeä  2Cu£fommen  fid^  erringen  fonnte,  fo  baft 
all  feine  Sebürfnifelofigleit  unb  ©infac^^eit  baju  gehörte, 
um  bamit  auszureißen.  3n  einem  ©riefe  an  feinen 
greunb  SUla^er  fßreibt  er:  „greilidfj  bin  idf)  nidfjt  jum 
„2lb&ofaten  geboren,  e3  fe^It  mir  befonberS  ba$  Talent 
„jum  ©rtoerb."  einige  3eit  fyäter:  „2ln  Slb&ofaten* 
„©efd&äften  fe^lt  e3  mir  gerabe  ni<$t,  befto  mefyr  aber 
„an  £ei$tigfeit  im  ©efd&äft,  befonberS  bin  iä)  allju 
„jerftreut.  Seit  i<$  ttrieber  bie  meifte  3eit  $<wfe 
„bin,  lodert  mi<$  immer  alte  unb  neue  Sß^antafien 
„toon  ber  Arbeit  ab,  unb  iä)  $abe  in  ber  Ie|ten  &t\t 
„toieber  33erf<$tebene3  gebietet  unb  enttoorfen,  n?a£ 
„bann  freiltß  bem  ©rtoerb,  ber  mir  je|t  fo  nöttyig  toäre, 
„toenig  ju  Statten  fommt."  SRid^t  feiten  mag  er  faft 
erf Brodten  fein,  toenn  tym  ein  Sßrocefc  aufgetragen 
tourbe,  toeil  er  fi<$  baburß  in  ber  2tu3fü$rung  eines 
poetifd^en  (SntttmrfS  ober  in  ber  gortfefcung  feiner 
Stubien  mufete  unterbrechen  laffen.  Seine  greunbe 
Sofer  unb  S^ott  nahmen  herjlidpen  Sintbert  an  feinem 
©efßidf.  Ulbert  Schott,  $rocurator  in  Stuttgart,  ettoa 


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102 


trier  3a$re  älter  als  Uljlanb,  toar  i^m  fc^on  fcon  Sübtn= 
gen,  too  fein  SSater  Dberamtmann  fear,  befreunbet.  6r 
gab  Urlaub  fcon  feinen  Arbeiten  ab  imb  bereitete  iljm  in 
feinem  £aufe,  ba  er  fd&on  einen  £auSftanb  begrünbet, 
man<$e  ^eitere  ©tunbe.  SDie  greunbe  fe|ten  au<$  eine 
©tunbe  feft,  too  fie  jufammen  bie  grie$tf<$en  ©d^rifts 
ftetter  lafen.  ©päter  famen  fie  bur<$  bie  ©leid^ett  ber 
polttifdfjen  2Inft<$ten  unb  33eftrebungen  ft<$  nod)  nä^er. 
SRofer  toar  fein  täglicher  Segleiter  auf  Spaziergängen 
unb  übte  mit  feinem  Reitern  ©eift  einen  tooljlt^ätigen 
ginflufj  auf  Urlaub  aus.  2)ie  anbern  auStoärtS  toofy 
nenben  greunbe  fonnte  er  nun  auä)  e^er  befugen;  fo 
fear  er  im  3>a^r  1814  jtoeimal  bei  Äemer  in  SBeinS; 
berg.  QnnigeS  Sffio^lgefaHen  fanb  er  an  ber  Keinen 
Softer  biefeS  greunbeS,  feie  baS  Sieb  „2luf  baS  Äinb 
eines  $>i<$terS"  auSfpricljt. 

2tu<J)  bie  ©Item  unb  bie  jur  lieblichen  Jungfrau 
tyerangetoad&fene  ©<$toejter  fonnte  er  nun  öfters  mit 
feinem  kommen  erfreuen.  Äurj  &or  feiner  Ueberftebelung 
naä)  Stuttgart,  im  %df)i  1812,  tüar  ber  grei&err  fcon 
äöangen^eim  als  ßurator  ber  Untoerfttät  rtaty  Bübingen 
gejogen.  @r  erjeigte  U^lanb  mele  greunblid^feit,  fa^ 
überhaupt  junge,  ftrebfame  SJtänner  gerne  in  feinem 
gaftlidfjen  £aufe.  Site  U^lanb  im  ©pätjafjr  1814  bei 
feinen  ©Itern  fear,  erbot  SBangen^eim  fidj)  fe^r  freund 
liä),  mit  ßotta  toegen  Verausgabe  feiner  ©ebt<$te  fpredfjen 
ju  tooBen,  worauf  itym  Urlaub  fein  fdfjon  längere  3eit  jur 
Verausgabe  pgerid&teteS  3Jtanufcript  überfanbte.  Sern 
3ufpwd)  fcon  SBangen^eim  §atte  er  eS  too^l  ju  banfen, 


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103 


fcafc  ßotta  ft<$  nun  geneigt  jeigte  *  bie  ©ebi<$te  in  23er* 
lag  ju  nehmen.  Sie  er) Lienen  im  Sommer  1815.  So 
toar  tym  in  ber  für  tyn  ungünfiigen  3cit  bo$  Gin 
2Bunfd>  erfüllt! 

Sei  ber  Uebernafyme  ber  SecretärSgefdjäfte  im 
3Jtinifterium  toar  il)m,  ttrie  fdjon  gefagt,  enttoeber  bie 
©ecretärSfteHe ,  ober,  toenn  er  e$  tminf<$te,  eine  $ro* 
curatur  jugefagt  korben.  216er  trofc  mehrmaligem 
SKelben  unb  begebenen  Eingaben  bc3  33ater3  tourbe 
itym  au$  biefeS  @efu<$  niä)t  behriHigt.  2)er  folgenbe 
Srief  jeigt  feine  bamaligen  SSer^ältntffe  unb  feine  Stim- 
mung babur$. 

Uljfonb  au  feine  SWuttcr, 

Stuttgart,  22.  3imi  1815. 

„ßiebfte  SRutter! 

©ie  9ta<$ri<$t  Don  bem  unvermuteten  £obe  be3 
DnfelS  in  üartörutye  nmrbe  mir  juerft  als  un&erbürgteS 
©erü$t  fcom  £eilbronner  SKaper  getrieben,  am  foU 
genben  Sage  aber  gab  bie  Rettung  traurige  Seftätigung. 
3$  betraure  in  i$m  einen  datieren  2Jlann,  ber  mir 
ftet«  mit  befonberem  SBo^ItooHen  juget^an  unb  von  ben 
reblt<$ften  2Bünf<$en  für  mein  SBo^lerge^n  befeelt  toar, 
jugleid^  ifi  e3  mir  ein  f<$meräli<$er  ©ebanfe,  ttrie  entyfmb* 
li$  3$nen  ber  SSerlufl  biefeS  legten  3#rer  ©efcfyttrifter 
gefallen  fein  muffe. 

(Sin  fol^er  Stobe^faH  ertoedt  leidjt  au<$  bie  3Sor* 
ftettung,  toie  3Jtan<$e,  bie  fi<$  bur<$  Sanbe  be$  93lutS 


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104 


unb  ber  Siebe  innig  angehören,  bodfj  fo  toentg  ju 
einem  toa^ren  3ufammenleben  gelangen  fönnen  unb 
fidf)  nur  burdf)  Erinnerung  unb  einjelne  ^Begegnungen, 
ttrie  Sleifenbe  auf  ber  Äreujfirafee,  tierbunben  bleiben. 
®iefe  SBorfteUung  fdf)toebt  mir  o^nebiefe  feit  geraumer 
3eit  nur  ju  lebenbig  t)or,  ba  \ä)  befürdjjten  mufc,  jus 
roeilen  aud)  $$ntn,  liebe  Eltern  unb  ©Hefter,  ettoaS 
entfrembet  }U  erfreuten,  trenn  i<$  an  3Jtitt^eilungen 
größtenteils  au3  bem  ©runbe  foarfam  bin,  toeil  midjj 
bie  ttribrigen,  unbeftimmten  23er^ältntffe,  toorin  iä)  fo 
lange  tyer  mity  bejtnbe ,  f o  toenig  Erfreuli<$e3  mitteilen 
laffen.  greilid^  ergebt  midjj  bann  auty  ttrieber  ba3  33e= 
ttmfetf  ein- meiner  fi<$  innerlich  ftets  gleidf>bleibenben  Siebe 
unb  2ln^äugü<$Ieit  unb  ba3  ©efü^l,  bafc  eben  biefeä 
Unnollfommene  unb  3miffene  ber  irbifd^en  SSer^ältniffe 
auf  bie  9lot§toenbigfeit  einer,  ben  Sebürfniffen  be£ 
liebenben  ^erjenS  entfpred^enben  3ufunft  ^ntoeift,  too 
biejenigen,  bie  fi<$  mifefannten,  ft#  ganj  burd^fd^auen, 
unb  bie  fidf>  im  Seben  ober  im  £obe  berloren  tyaben, 
ftd&  ju  innigem  Vereine  toieberfinben. 

3$r  ge^orfamer  ©otyn 
S.  U." 

S)ie  SJiutter  f treibt  tyrem  So^ne  hierauf,  nad^bem 
ftc  fid>  juerft  über  ben  £ob  i^reS  23ruber3  ausgeflogen, 
toie  folgt: 

„Sieber  SouiS!  iä)  berftanb  ©einen  35rief  SBort  für 
Sort  g  a  n  j ;  nrir  ge^en  fcon  Einer  änfi<$t  au§ ,  infofern 
e§  biebere  ©eftnnung  Reifet,  nur  £at  es  ni$t  einerlei 


• 


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105 


SBirfung,  unä  foHte  man  in  einanber  giefeen  fönnen. 
3$  tyue  ju  Diel,  lege  unb  fage  meine  ©efinnung  ju 
offen  an  ben  £ag,  unb  ©u  t)erf$Ue§efl  fie  ju  toiel  in 
$i$,  i<$  ge&e  gern  jebermann  }u  gute  2Borte,  o^ne 
bie  Slbficfyt  ju  fcfymetdjeln  fcon  »eitern  ju  tyaben, 
unb  ©u  —  $aft  gern,  toenn  man  ©ir  juborfommt. 
3ü<$t  jebermann  ift  fo  in  näherer  Serityrung  ttrie  ttrir 
mit  ©einer  ©enfungSart ,  toir  ttriffeu  fte  ju  toürbigen, 
aber  grembe  galten  fcor  ©tolj,  tt>a8  nur  aus  einer 
getoiffen  ©elbfiftänbtgfeit  unb  bem  Settm&tfein  ©einer 
guten  3tbfi<$t  tyerrityren  mag ;  aber  fo  fommft  ©u  eben 
tiifyt  toeiter  unb  flofceft  an.  60  toeifc  ber  liebe  SSater 
too^l,  bafe  ©u  e3  gut  mit  tym  meinft,  belegen  betrübt 
es  i^n  aber  bo<$,  bafe  ©u  i^m  ni$t  fagft,  ba  er  e§ 
bo$  für  ©ein  SBo^I  für  unumgängli<§  nöttyig  §ält, 
ob  ©u  na<$  feinem  2öunf<$  bei  9Jianbel$Io^  unb  Äotyk 
$aa3  getoefen,  toa£  fte  gefpro<$en,  unb  ob  ©u  getoifc 
toiffeft,  bafe  ber  3Jlinifter  jum  jtoeitenmal  ben  33eri$t 
}u  verfertigen  liegen  liefe?  mann  unb  ttne  er  i^n  jum 
üBta^en  befommen?   ©iefe  aHe3  fei  mit  einem  (Sang 
in'8  geheime  Äabinet  ju  erfragen.   Ob  ©u  ni<$t  auä) 
Stritte  ttyun  lönnteft  unb  follteft  unb  gute  SBorte 
ausfeilen?  Sttuf  biefe  alles  fommt  feine  änttoort."  — 
©ie  liebrei<$en  mütterlidjen  3SorfteDungen  toaren 
tyeitoeife  gegrünbet,  aber  biefe  @ine  toufcte  fie  nicfyt, 
bafc  Siebe  unb  SRefpect  öfters  benSofyn  abgalten  motten, 
bem  Sater  ju  fagen ,  bafc  man<$e3  in  ben  33orf$lägen 
toegen  ber  Stritte  bie  er  t^un  foHe  für  bie  i&m  früher 
jugefagte  Aufteilung  aö  Sßrocurator,  in  bie  3*it  n\6)t 


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106 


mehr  ganj  paffe,  unb  bafe  Slnbereä  gegen  ba£  toohl* 
begrünbete  ©elbftgefühl  be3  Sohn«,  ber  ungerecht  be* 
Rubelt  toorben  toar,  anftofce.  ©er  S3ortt>urf  ber  ©d^roff^eit 
ift  aber  Urlaub  in  feinem  Seben  öftere  gemalt  toorben, 
fo  bafe  er  vielleicht  nicht  in  allen  püen  unbegränbet 
gemefen  fein  mag.  2Bie  eine  eble  SRatur  in  einjelnen 
pHen  ju  toeich  unb  nachgiebig  fein  fann,  fo  fann  au<f> 
eine  anbere  eble  9?atur,  bei  aller  toahren  33efd;eibenheit, 
bo<h  im  ©efühl  ber  innern  Unabhängigst  ju  toeit  gehen 
unb  baburch  mifcfannt  derben. 

S)ie  ßeitumftänbe  nötigten  Äönig  griebrich,  bei 
all  fetner  Abneigung  toor  Einengung  feiner  3Jla<$tbolfc 
fommenheit,  bem  allgemeinen  anbringen  auf  f*änbif<$e 
Einrichtungen  einige  Rechnung  ju  tragen.  @r  glaubte 
aber,  toenn  er  felbft  eine  ßonftitution  proclamtre,  toofyb 
feileren  Äaufeä  toegjufommen  unb  berief  im  Frühjahr 
1815  Sänbficmbe  ein. 

2Bie  tt)ir  weiter  oben  gefehen  ^abm,  fyatte  bie 
a3ef<$äfttgung  auf  bem  Suftijminifterium  auf  Urlaub 
bie  SBirhing  gehabt,  bafe  er  bie  großen  ajlifeftänbe,  bie 
baS  unumfchränfte  Regiment  beä  Äönigä  für  ba3  £anb 
braute,  noch  beutlicher  erfannte.  @r  begrüßte  baher  ben 
Umftyoung  ber  ßeit,  bie  ^Besprechungen,  bie  auf  bem 
Söiener  ßongrefj  bem  beutf^en  SSolf  gemalt  würben, 
mit  Hoffnungen  auch  für  bie  toürttembergif<hen  guftänbe, 
unb  fein  Umgang  mit  ©ä>ott  unb  mit  anberen  Männern 
fcon  ber  gleiten  ©efinnung  führte  ihn  immer  tiefer  in 
bie  Politiken  fragen  hinein.  2JHt  allem  geuer  feiner 
Seele  beteiligte  er  ft<h  an  ben  SSorberathungeu ,  bie 


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107 


Don  ben  gewählten  2tbgeorbneten  unb  ifyren  ©eimnungS* 
genoffen  gehalten  würben,  unb  bie  ba^in  gingen,  bafc 
bie  t>on  bem  Äönig  bem  Sanbe  beftimmte  ßonftitution 
fi<§  nur  auf  ber  ©runblage  ber  alten  SSerfaffung  unb 
auf  bem  33ertrag§wege  ergeben  fönne.  Urlaub  felbft 
fear  jum  Eintritt  in  bie  ©tänbefcerfammlung  nodf)  ju 
jung,  eine  ©teile  als  SRegiftrator  ober  SIrdfjtoar  wäre 
ifym  aber  in  bem  %aUe  ber  ©inigung  in  biefen  fünften, 
na$  2öunf(^  gewefen.  Heber  ben  Verlauf  ber  SSep 
fyanblungjwif<$en  bem  Äönig  unb  ben  ©täuben  berietet 
Itylanb  ben  ©Item  wie  folgt. 

Stuttgart,  15.  Wä^. 

„ßiebfie  eitern!. 

©ie  tyaben  biejjmal  lange  feinen  Srief  toon  mir 
ermatten  unb  iü)  ^abe  au<§  bem  getteifen,  ba3  jugleid^ 
mit  gegenwärtigem  aufommen  wirb,  feinen  beigelegt, 
»eil  i<§  abwarten  Wollte,  big  iä)  etwas  33eftimmteS  über 
bie  lanbf<$aftlt$en  Angelegenheiten  unb  meine  befon- 
bereu  ^Entcreffen  babei  f ^reiben  fönnte. 

@3  foHen  na<$  einer  vorläufigen  Seftimmung  bei 
ben  neuen  ©täuben  eine  Strdfjtoarftelle  mit  1000  f[.  unb 
eine  SftegiftratorfteHe  mit  800  fl.  SBefolbung  errietet 
toerben.  ßieb^aber  baju  jeigten  fi<$  mehrere,  bo<$  Waren 
allem  3faf<§ein  na<$  für  mi<$  unb  SBeiffer  bie  3tu3* 
fixten  befonberS  günfttg.  Sffiir  wollten  un3  nt<$t  im 
3Bege  fielen  unb  melbeten  un£  batyer  jjeber  um  beibe 
©teilen,  b.  um  bie  2tr<§toar-  ober  SRegiftratorftelle, 
toaren  audfj  jufammen  bei  bem  Sßräftbenten ,  gürften 


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Hohenlohe,  ber  uns  gut  aufnahm  unb  un3  fceranlafjte, 
unfer  ©libitum  i^m  ju  überfenben.  3)a3  meinige 
tourbe  i^m  geftern  bur$  StegterungSrath  ©$ott  jugeftettt. 
2lu$  üDlinifter  Steif §aö),  ber  als  ©utSbefifcer  eine  Stimme 
hat,  Derfpracty  uns,  unfere  ©acfye  ju  empfehlen  unb  hat 
es  auü)  toirflid)  getrau.  SSon  ben  $)eputirien  barf  iä) 
mir  ohnebiefc  nityt  Söenige  geneigt  glauben,  greiltdh 
jknb  ju  erwarten  unb  toar  ju  toünfchen,  bafe  e3  noä) 
nicht  foglei<h  jur  Ernennung  biefer  Stetten  fommen  unb 
bie  lanbftänbif^en  Angelegenheiten  jutoor  nofyeine  ganj 
anbere  SBenbung  nehmen  würben,  toa$  benn  auch  heute 
gesehen  ift. 

@3  ttmrbe  nehmli<h  in  ber  heutigen  ©täubet) er famm* 
lung  oom  Äönig,  ber  mit  großem  $omp  aufgewogen 
fam,  juerfi  eine  Siebe  gehalten  unb  aisbann  t>on  einem 
Staatsrat^  bie  beabfi<httgte  ßonjtitution  fcorgelefen, 
toel<he  fobann  naä)  SBieberabfahrt  be3  ÄönigS  üon  ber 
3Serfammlung  in  2)eliberatton  genommen  tourbe  unb 
man  erfährt  als  SRefultat  berfelben:  bafe  bie  gürfien  unb 
mebtatiftrten  ©rafen  alles  SBeitere  auf  bie  ©ntf^liefeun- 
gen  be3  SBtener  Songreffeä  au£fe$en,  unb  bafe  bie  abelt; 
gen  ©utäbefifcer,  mit  Ausnahme  eines  ©injigen,  fotoie 
bie  übrigen  SDeputtrten  unanimiter  gegen  bie  ihnen 
vorgelegte  ßonftitutton  }U  proteftiren  unb  bie  alttoürfc 
tembergifche  35erfaffung  ju  reclamiren  befdjloffen  haben. 

2)iefe£  erfreuliche  ©reignife ,  tterbunben  mit  ber 
unerfreulichen  9to(hri<ht ,  ba&  Napoleon  bereite  t>or  Sfyon 
ftehe,  ^emmt  natürlich  ben  gortgang  ber  Serhanblung, 
unb  bie  SBerfammlung  nrirb  ohne  t)orberl;anb 


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109 


triebet  auSemanberge^en.  SDo$  fonnte  natürlich  nur 
auf  bicfe  2lrt  ber  ©runb  ju  ettoaS  9tec$tem  gelegt 
toerbett  unb  idjj  tröfte  midfj  bamit  gerne  über  bie  &ui- 
auSgefdfjobene  6rfe|ung  ber  lanbf<$aftli<$en  ©teilen. 

®ie  SDeputirten  tourben  bei  i^rem  §erau3ge$en 
fcon  ber  Verfammlung  mit  lautem  Vtoat  begrüfet. 
So  t>iel  in  Gile  nebft  tyerjlicfyem  ©rufe 

3#r  getyorfamer  Sofjn 
S.  U." 

Sa3  Vorbringen  9tapoleon£  in  granfreicfy  mad&te  ben 
ftönig  natürlich  toenig  geneigt,  auf  baä  Verlangen  ber 
Sanbftänbe,  bie  alte  Verfaffung  ^erjufteHen ,  einjuge^en. 
2ttn  27.  2Härj  f treibt  Urlaub  feinem  Vater:  „Von  ben 
Gegebenheiten  in  gtanfrei<$  mag  iä)  gar  nicfyt  reben ,  e£ 
quälen  mi<§  o^nebiefe  biefe  ©ebanfeu  £ag  unb  9k$t." 

©ine  too$l$ätige  ©Weiterung  fanb  er  auf  einer 
Seife  ben  SRecfar  Ijinab  na<$  £eibelberg.  ©in  2lbt)o= 
fatengefd&äft  ^atte  ifyn  nadf>  §eilbronn  geführt  unb  bort 
beftimmte  i^n  fein  attjeit  reifeluftiger  greunb  üffiatyer, 
mit  tym  biefen  2Iu3flug  ju  machen,  ber  auä)  für  beibe 
greunbe  fe^r  melen  ©enufc  braute,  fd^on  bur<$  bie 
|errli$e  ga^rt  auf  bem  $leäax  unb  nodj)  befonberS 
baburd),  baß  il;nen  in  ^eibelberg  bie  greube  juSE^eil 
tourbe,  bie  Vefanntfcfyaft  ber  Vrüber  Voiffer6e  unb 
tyrer  altbeutfd^en  Silber  ju  machen. 

^toifdfjen  Sßrocefefd&riften  unb  SSefd^äftigung  mit 
politifd^en  ©egenftcmben  hxaä)  bo<$  aufteilen  bie  $oefie 
fty  §8al;n.   @r  bietet  ben  „normänmf<$en  Vrau<$," 


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110 

/   


arbeitet  am  goriunat,  imb  im  Quli  entfielen  bie  Sattaben 
fcon  (Sber&arb  bem  Siaufd&ebart.  Die  ©tropfe:  3n 
gerben  unb  in  Stötten  geigt  erft  baS  SBott  ftd^  0$t, 
brum  foll  man  ni<$t  jertreten  fein  altes  gutes  3te$t! 
meist  auf  bie  3eit  ber  <£ntjie$ung  fcin. 

Snt  6,  Quni  rietet  er  an  ben  2lbgeorbneten  3)oo 
tor  3a^n  t)on  6alw  folgenbeS  ©^reiben: 

„®a  iä)  gehört  tyabe,  bafc  ©ie  gegenwärtig  mit 
Ausarbeitung  einer  neuen  lanbftänbifd&en  SSorftellung 
an  ben  $önig,  worin  unter  anberen  baS  ^uftijWefen 
betreffenben  fünften  au<§  auf  unjuläfjtge  (Sytentionen 
neuerer  firenger  ©trafgefefce  bie  Siebe  fomme,  befdfjäftigt 
feien,  fo  gibt  mir  biefe  bie  Hoffnung,  bei  biefer  ©ele* 
gen^eit  einige  gätte  biefer  Slrt  jur  Erörterung  bringen 
äu  fönnen,  wie  fold&eS  längft  mein  fcergeblidfjer  2öunf$ 
gewefen.  SÄnliegenbe  Seilage  enthält  baS  SRctyere.  3$ 
wollte  mir  biefen  SSormittag  bie  @$re  geben,  Sfyneu 
fol<$e  ju  überbringen,  ba  id£)  aber  ni^t  fo  glücflic^ 
war,  ©ie  ju  treffen,  fo  erlaube  iä)  mir  fd^riftlid^e 
Ueberfenbung  mit  angelegentlicher  Sitte  um  geneigte 
SerüdEfidjtigung  biefeS  ©egenflanbeS."  {Die  Ausführung 
enthielt  ein,  wie  Urlaub  überzeugt  war,  ungehörig 
gefdjärfteS  Urteil  gegen  jwet  SJlänner,  bie  ft<$  eines 
SDtebfta^lS  an  föniglidfjem  ©gentium  (ber  ©ine  hatte 
bei  einer  Qagb  einen  filbernen  Setter  entwenbet)  f$uU 
big  gemalt  unb  bafür  ju  ftebenjä^riger  ©aliotenfirafe 
uerurttyetlt  würben.  @S  würbe  Ufclanb  bie  ©enug* 
t^uung,  iu  hören,  bafc  bem  ©inen  ber  ganje  ©trafreft 
üon  6V2  fahren,  bem  Slnbern  bie  Hälfte  baran  erlaffen 


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tourbe.  UrtheilSforüd&e  biefer  Srt  toarefc^_bten&n 
im  Sufiijtniniftcrium  fo  gebrücft  unb  bie  ®ehttftt<$t 
nadh  geftd^erten  Slcd^t^üer^ältniffcn  in  ihm  erwedt  Ratten. 

2>ie  eitern  UhlanbS,  Dom  2Simf<$e  erfüllt,  bcn 
©ohn  in  einer  feften  SebenSfiellung  ju  fehen,  brangen 
in  ihn,  fidh  lieber  um  eine  ^rocuratorSftelle  ju  be- 
toerben,  Worauf  er  ihnen  im  folgenben  ©riefe  antwortet. 


Stuttgart,  2.  Xtigttß  1815. 

„Siebfte  (SItern! 
£)ie  @ntf<heibung  ber  Ianbf<haftli<hen  2lngelegen= 
Reiten ,  worauf  iä)  bie  Beantwortung  %f)xe$  testen 
©riefet  bi^er  ausgefegt,  ifi  nunmehr  erfolgt.  2)a  9tes 
gierungSrath  ©<$ott  bereite  na<h  Bübingen  abgereist  ift, 
fo  wirb  man  bafelbpt  f$on  unterrichtet  fein,  wa3  biefe 
etnjtoeilige  @ntf<$eibung  herbeigeführt  habe ;  man  wirb 
audj  bie  fräftigen  unb  jWeämä&igen  abreffen  p  lefen 
bekommen,  weldfje  bie  ©täube  julefct  an  ben  Äönig  ge* 
rietet.  SDer  Slbenb  be3  26ften  war  hier  fehr  erfreulich ; 
e§  fourbe  ben  ©täuben,  welche  bis  2Jtittema<ht  jufammeu= 
Wieben,  eine  SUlxifif  gebraut,  wobei  fciele  SBtoatS  auf 
bie Sanbftänbe,  auf  ben^räfibenten,  aufrollet),  SSalbecf, 
au(h  auf  ben  Äronprinjen,  £erjog  (Shriftoph  tc.,  be- 
fonberS  aber  auf  bie  alte  SSerfaffung  mit  grofeem  @n^ 
tyufta3mu£  gerufen  würben.  £>er  Äönig  fott  biefeS  fehr 
übel  aufgenommen ,  übrigens  aber  toon  ber  Sßoliäeibtreo 
tion,  bie  jur  Verantwortung  gejogen  worben,  bie  SSer^ 
fi<heruttQ  erhalten  haben:  bafe  ©r.  Äönigl.  aJlajeftät 
babei  mit  feinem  SDBorte  gebadet  worben  feu 


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112 


ffiic  ©a<$e  ift  jebo<$  noty  f  eineSWegS  für  abgemalt  an= 
june^men,  fonbern  es  werben  nunmehr  fcon  allen  Seiten 
äbreffen  um  §erfteHung  ber  alten  SSerfaffung  unb 
Sßiebereinberufung  ber  ©tänbe  einfommen.  SDie  ^iefige 
5Bürgerf$aft  ma$t  bamit  benSlnfang,  inbem  unter  ber* 
felben  bereits  bie  Unterf  Triften  ;u  einer  folgen  Slbreffe 
gefammelt  »erben. 

3Jlein  ef^ibitum  um  bie  Sßrocuratur  ift  toom 
8.  Quni  fc.  3.  unb  baS  9Jlonitorium  fcom  13.  Sept. 
UebrigenS  barf  ity  ni<$t  ber^len,  bafc,  Wenn  iä)  ^eute 
5um  Sßrocurator  ernannt  würbe,  iä)  toonbiefer  Ernennung 
ni<$t  einmal  ©ebrau<$  matten  fönnte,  inbem  eS  bur<$~ 
aus  meiner  Ueberjeugung  entgegen  wäre,  bei  bem  gegen* 
wärttgen  ©taub  ber  S)inge  bem  Äönig  einen  @ib  ju 
frören.  3$  muß  ba^er  einstweilen  fe^en,  wie  xä) 
miä)  auä)  o^ne  weitere  ©eförberung  tyzx  ober  anberSWo 
ehrlich  fortbringe.  @S  läfct  fi<$  hoffen ,  bafe  eine  f 0  ge* 
fpamtte  Sage  ber  öffentlichen  Angelegenheiten,  wie  fie 
gegenwärtig  bei  uns  ftattfinbet,  ni<$t  fcon  Sauer  fein 
werbe. 

SBon  3w3gelbern  ^cibc  ic§  gegenwärtig  nur  25  fL 
baliegen;  eS  geht  mit  ber  Ballung  äufeerft  elenb.  ©oll 
iä)  biefe  25  fl.  fd^tcfen  ober  Warten,  bis  SDlehrereS 
^in  juf  ommt  ? 1 

93iele  ©rii&e  ber  ©<hwefter!  3Äit  herber  Siebe 

3h*  gehorfamer  ©ohn 
S.  IX." 

1  U^lanbS  33ater  $atte  mehrere  gro^e  $ermögen3abminiftra* 
tionen,  für  foelcbe  ber  ©o§n  bie  3infe  bei  ber  ©taatSfaffe  ergeben 


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113 


SHefe  grflärung  be3  ©ofyneä  fiel  ben  liebenben 
eitern  um  fo  f<$tt)erer,  als  fie  bie  9to$tt)enbigfeit  biefeS 
©ntfd^Iuffe^  von  i^rem  ©tanbpunft  aus  nid^t  einjufefyen 
t>ermo$ten.  SSon  $eit  ju  ßeit,  toie  toir  fpäter  fefjen 
toerben,  bringen  fie  tyre  2Bünf<$e  lieber  jur  Spraye, 
unb  i^nen  naä)  feiner  Ueberjeugung  nid^t  entfpre^en 
ju  fönnen  fear  für  ben  järtlid^en,  aber  eben  fo  cfyarafter* 
feften  @o$n  fein  fleineS  Opfer. 

3ln  ber  SfBiebereröffnung  be8  SanbtagS  am  14.  Dct, 
ita^m  U^Ianb  ben  lebfyafteften  Sintbert.  Gr  verfertigte 
ju  einem  gefte,  ba£  bem  2lbgeorbneten  von  Stuttgart, 
Sürgermeifier  Älüpfel,  am  18.  Dct.  gegeben  ttntrbe,  ba3 
Oebid^t :  „®ie  <&ä)laä)t  ber  SSöIfer  n>arb  gef^lagen"  unb 
fori<$t  in  feinem  £ajgebu$  von  ber  allgemeinen  S3e~ 
geijierung  bei  biefem  gefte. 

Ueber  ben  ©ang  ber  ftänbif^en  SJer^anblungen  be= 
rietet  er  feinem  SSater: 

Stuttgart,  15.  SRoöember  1815. 

„ Steuer fte  ßltern! 
S5ie  Sftefolution  auf  bie  Ie|te  ©ingabe  ber  ©tänbe, 
ber  man  tägltä;  entgegenfa^ ,  ift  ^eute  erfolgt  unb  bamit 
allerbingS  ein  Stritt  gef<$e§en,  inbem  ber  Äönig  ba§ 
SRec^t  be£  alten  SanbeS  auf  bie  alte  SSerfaffung  ni$t 
länger  ju  beftreiten  toeijj ;  allein  infofern  juglei<$  toieber 

$erglei$$toer§anblungen  eröffnet  Serben  foUen,  um  aud> 

• 

mufcte.  (*$  ift  ein  Srrt^um,  toenn  man  glaubte,  bie  3^nfe/  *w 
benen  öfters  in  ben  Briefen  bie  Sftebe  ift,  feien  für  ben  So^n 
getoefen. 

U$Unb§  2c&en.  8 


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114 


über  bic  neuen  Sanbe  unb  bie  Sufammenfaffung  be$ 
ganjen  Sanbeä  unter  eine  getneinf^aftli^e  SSerfaffung 
m'S  Steine  ju  fommen,  toirb  fi<h  bie  @a<he,  au<h  toenn 
bie  ©tänbe  auf  biefe  Unterhaltungen  eingeben,  aber* 
mala  weiter  ^inauöjie^en. 

£>er  prft  ton  Dettingen^Sffiatterflein,  ber  ju$  in 
ben  ftänbif<$en  Angelegenheiten  auSjetchnet,  liefe  mir 
t>or  einiger  Qeit  fagen,  bafc  er  mi<h  fennen  ju  lernen 
nrimfdje.  3$  ging  ba^er  mit  @<hott,  ber  fein  SIgent 
ift,  ju  ihm.  ©r  ift  ein  leibenf<haftli<her  Siebhaber  alU 
beutfd^er  Siteratur  unb  ßunfi  unb  befifct  grofee  ©amnu 
lungen  alter  ©emälbe,  £anbf Triften,  3)rucfe  ac.  @r 
^at  mi<$  eingelaben  ihn  öfter  ju  befugen. 

2Bamt  iö)  lieber  nach  ©ulj  abreifen  toerbe,  toeife 
ich  noä)  nid^t  beftimmt,  ba  noch  nicht  befannt  iji,  ob 
unb  bis  toann  bie  SBaihinger'fchen  e^elentc  eingeliefert 
werben. 

SKit  her}li(hen  ©rüfcen  an  Sitte 

3hr  gehorfamer  ©ohn 
8.  U." 

©egen  ben  ©djlufe  be3  QahrS  1815  fam  SRüdert 
aU  9tebacteur  be3  SKorgenblatt«  nach  Stuttgart.  ©r 
nmrbe  balb  mit  Uhlanb  befannt,  unb  biefer  fd^rieb 
feinem  SSater  über  ihn:  „Stücfert  ift  mir  eine  fehr  toerthe 
Sefanntfchaft."  ©ie  trafen  fi<h  oft  beS  SlbenbS  beim 
aBeine  ober  feilten  ft<h  in  ihren  3iwimern  ihre  neuen 
©ebi<hte  mit.  Stuf  ben  SSorfd^Iag  eines  greunbeS  untere 
nahmen  fie  ba8  befannte  £enaon,  ba8  in  StüdertS 


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115 


©ebbten  aotlfiänbig  enthalten  ift.  Sttfe  fcerf<$iebene  £o* 
litiföe  2fafi<$t,  9tü<iert3  Sß^rtematyme  für  SBangen&ehn 
(bejfen  (Sintoirfung  auf  bie  toürttembergif<§en  SBerfaf* 
jungSfämpfe  Xtylanb  für  t>erberbli<$  galten  mufcte,  fo 
toertfc  i$m  SBangen^cim  in  anberer  Sejie^ung  immer 
Wieb),  ftörte  fpäter  bie  Weiterungen  beiber  Sinter. 

3m  grüföa^r  1816  ertoa<$te  bie  Sufi  bramatif<$er 
5ßrobuction  lieber  lebhaft  in  Urlaub;  er  beföäftigte 
mit  planen  jum  fpäter  ausgeführten  „#erjog  @rnfi," 
ju  „Äonrabin,"  ju  ben  „ffiBeibem  t>on  SBeinSberg"  unb 
Ruberem.  2lber  bie  iurtbifäen  Arbeiten  unb  ber  leb* 
^afte  2tnt$eil  an  ben  ftänbif$en  Äämpfen  toar  ber 
SuSfü^rung  entgegen,  ©in  StuSflug  mö)  SBallerftein 
mit  ©<$ott  braute  i^m  ©Weiterung  unb  ben  Slublicf 
toon  Dielen  ©egenftänben  im  fürftli<$en  ©<$loffe,  voetye 
ju  befi<§tigen  er  &om  dürften  freunblity  eingelaben  fear 
unb  n>el<$e  i$n  fefcr  intereffirten. 

2Bie  im  lefeten  %cfyxe,  fo  mürbe  i^m  auä)  jefct 
toieber  toon  feinem  SSater  t)orgef<§lagen,  ft<$  um  eine 
StaatSfteüe  $u  betoerben,  unb  au<$  jefct  fonnte  er  ni$t 
in  ber  ©Itern  SBünf^e  eingeben,  fonbem  antwortete, 
torie  folgt: 

Stuttgart,  28.  Suli  1816. 

„Siebfte  eitern! 
S)en  83rief  be3  lieben  SSaterS ,  toorin  er  mir  feine 
Meinung  in  Setreff  ber  erlebigten  6ecretär3fteDe  beim 
Obertribunal  mitteilt,  hmrbe  i$  früher  beantwortet 
tyaben,  wenn  e$  mir  ni$t  f^toer  geworben  toäre,  miä) 


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116 


abermals  auf  eine  Slrt  ju  äu&ern,  fcon  ber  i$  Zfyxe 
Billigung  mir  nid^t  t>erfi>r$en  barf.  Qdj  mi&fenne 
tiity  bie  Sortierte  unb  2lnnefymli<$f  eiten ,  Womit  bie 
Sfibinger  ©teile  für  mi<$  fcerbunben  Wäre.  @S  £aben 
aber  bie  3lnfi<$ten,  bie  iä)  3#nen  bei  einer  ä^nli^en 
SSeranlaffung  vorgelegt,  fo  fc^r  in  mir  SBurjel  gefafet, 
ba&  mir  nid^tö  übrig  bleibt,  als  ben  einmal  be- 
tretenen 2Beg  mit  33e$arrli<$feit  ju  verfolgen.  Sie 
werben  mir  glauben,  bafe  es  nid^t  bie  83equemli<$feit 
meiner  jefctgen  Sage  ift,  WaS  mxä)  in  berfelben  feft^ält, 
unb  bafe  es  mir  inSbefonbere  ni<$t  gleichgültig  i% 
S^ren  geregten  3Bünfdf)en  bisher  fo  wenig  entfpro<§en 
ju  §aben. 

Db  i<$  übrigens  bie  ©teile  wirfltdfj  erhalten  würbe, 
wenn  i<$  mtd)  barum  bewürbe,  ift  fe^r  jtüeifel^aft.  S)em 
Suftijminifter  fönnte  i$,  tote  ber  liebe  SSater  felbft  be- 
merkt, leine  guten  SBorte  barum  geben,  bie  unmittel= 
bare  3Mbung  aber  §at  immer  einiges  gegen  ftdjj. 

2luf  SJIartini  jie^e  iö)  üieHet<$t  ju  Sßrocurator 
©<$ott,  ber  bis  borten  in  bie  SBalj'fd&e  äpotyefe,  in 
ber  9Rä§e  meines  gegenwärtigen  üuartierS,  ju  wohnen 
fommt.  5Die  ©tfenbad&'fd&en  ma<$eu  no$  feine  3lnftalt 
ium  SluSjug,  unb  fo  lange  biefe  bleiben,  bleibe  iö) 
au$ ,  toenn  xä)  nid^t  gebrängt  werbe.  SSom  wirf lidfjen 
SfaSpg  werbe  xä)  3#nen  fogleid^  9ta<$ri<$t  geben,  auü) 
meine  Stnjeige  in  bie  3eitung  einrüden. 

3Jtit  ben  §erjli<$ften  ©rüfeen  au$  an  Suife 

3^r  ge^orfamer  ©o^n 
2.  lt." 


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117 


Der  2Kutter  2fattoort  gibt  ein  fo  getreues  SBilb 
ber  lieben  grau,  bafc  fte  auö)  fyev  eine  Stelle  finben  mag. 

Züb'mQtn,  3.  2luguft. 

„Sieber  SouiS! 
9to<$  einmal  lafe  miä)  meine  ©ebanfen  au£fpre<$en, 
bte  iä)  über  Steine  ©efinnungS*  unb  ^anblungötüeife 
§ege;  beffer  iä)  fagefie,  2lufri<$tigfeit  fear  immer  ein 
§auptjug  meinet  ©&arafter3,  toenn  [iä)  auä)  mifc&er* 
jianben  toerben  fottte.  SefonberS  gegen  meine  Äinber, 
beren  erfte  grennbin  idjj  fein  toitt,  halte  iä)  e3  für 
$ffi<$t  fo  ju  fcanbeln.  ©laube  aber  ja  nt$t,  bafe  idf> 
$ir  meine  SBteinung  aufbringen  toiD;  iä)  toeife  tooty, 
bafc  S5u  nun  im  männlichen  2ltter  unb  felbft  fä^ig  bift 
ju  beurteilen,  toa$  gut  ober  nid^t  gut  für  S)id^  ift, 
mbeffen  bift  2)u  mir  bo$  su  lieb,  als  bafc  iä)  ganj 
feigen  fönnte,  too  ettoaä  m<$t  mit  meiner  ©efinnung 
übereinftimmt.  toeifc  too^l,  ba&  iä)  nur  SBeib  bin, 
too  übrigeng  ein  gefunber,  fdpd&ter,  tno^ItooHenber 
9Kenf<$en&erftanb,  ben  xä)  mir  nid)t  abfpred&e,  öfters 
bo$  einen  nötigen  SBlicf  ^at,  ben  idfj  S)ir  nun  tytx 
mitteilen  ttntt.  ©taube  nu$t,  bafe  iä)  ben  lieben  Sater 
oeranlafct  ^abe,  3)ir  toegen  ber  betoufeten  Stelle  ju 
^reiben;  iä)  toufcte  fcor^er,  toaS  SDu  antworten  tnürbeft, 
baS  bem  lieben  SSater  ni$t  gefallen  toürbe ;  idj)  mod^te 
alfo  Seibe  nt<$t  betrüben;  es  toar  ganj  ©eine  ©e- 
finnung,  bie  mit  ber  m  einigen  allerbingS  übereinftimmt. 
Stt<$  wollte  er  no<$mal£  feine  $fli<$t  t^un,  toeil  toir 
in  ber  golge  9leue  über  3)eine  93  erfahr  ungSart  beforgen. 


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118 


• 

Stnmer  ift  Patriotismus  ettoaS  £öbli<heS  unb  Pflicht* 
mäßiges;  eS  führt  ©i<h  aber  aus  blofeer  Steigung 
toon  höheren  Pflichten  ab.  ©ie  erfte  unferer  seitlichen 
Pfli<hten  ift  fo  Diel  ©uteS  als  mögli<h  auf  ber  SBelt 
ju  ttrirfen,  als  mir  fßnnen.  Äannft  ©u  baS  als  Sanb* 
fchaftS*@ecretär?  toirfi  ©u  no<h  aufeerbem  baS  gettrifc, 
toegen  bem  ©u  alles  2lnbere  aufopferjt?  ©laubft  ein« 
mal  als  ßonfulent ,  ober  toaS  fonft  für  eine  entfpre^enbe 
©teile  in  ber  £anbf<$aft  fein  mag,  einprüden,  um  bann 
für  baS  SBaterlanb  nüfcli<h  ju  werben?  ©er  Plan  bünft 
mir  ein  $irngefpinnft.  ©aS  gar  nicht  einmal  ju  be* 
rühren,  ob  ber  ©ehalt  fo  ausfallen  fönnte ,  um  bat>on 
fein  Sebtag  ju  leben ,  toeil  man  fcon  ba  nimmer  toeiter 
rüden  fann.  Unb  toaS  berfäumft  ©u?  Srätefl  ©u 
in  ein  ßollegtum,  in  baS  ©u  bur<h  bie  erfte  ©tufe  als 
©ecretär  einträtest,  glaubfi  ©u  nicht,  bafj  ©u  ebenfo- 
mel  ©uteS  ^ier  ttrirfen  fönnteft,  ober  wenn  ©u  Pro- 
feffor  ttriirbeft,  toaS  ©ir  tx>irflid^  nid^t  fehlen  toürbe,  fo 
fönnteft  ©u  ja  auf  ganje  ©enerationen  fortttrirfen, 
möchte  eS  ©ir  auch  ©ich  in  ein  ga<h  einjuarbeiten 
fchtoer  werben,  fo  fannft  ©u  boch  nicht  in  2lbrebe  jiehen, 
ba&  ©u  Talent  baju  ^ätteft.  ®S  bünft  mir  überall 
me^r  als  bei  ©einem  plan,  unb  wenn  ©u  toarteft  unb 
noch  einmal  toarteft,  fo  geht  bie  thatigfte  SebenSjeit 
herum,  unb  bann  geht  eS  ©ir  tt>ie  ben  alten  Jungfern, 
bie  in  ber  Qugenb  bie  SBahl  hatten,  benen  aber  nichts 
gut  genug  war:  fie  bleiben  am  alten  piafc,  eS  reut  fie 
unb  bann  toerben  fie  bitter,  wenn  immer  jüngere  fcor* 
rüden,   ©o  fönnte  eS  ©ir  gehen,  ©u  fönnteft  nun 


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119 


tollen  unb  tyufi  e3  nid&t.  2öenn  bann  am  @nbe 
bie  23uben  §..,©..  u.  bgl.  toorrücfen,  unter  biefe  fannfi 
unb  magft  nimmer,  unb  bann  bleibft ,  was  ©u  bift! 
eine  angenehme  2tu3fi$t !  2lu<§  f ommen  alte  2lbtoocaten 
aus  ber  SDiobe.  Unb  bann  um  roie  Diel  fyäuäli<$e3 
©lud  bringft  ©u  ©i<$,  fannft  lange  nid&t  ^eirat&en 
unb  wirft  ©u  älter,  ma<$t  einmal  ein  3Jläb$en  fciel* 
leidet  eine  SBerftanbe^eiraty  mit  ©ir,  öieüei^t  o^ne 
Diele  Neigung ,  ba§  toolltefl  ©u  bodfj  au$  nid&t.  Äommft 
$u  bur<$  SBarten  ganj  um'3  §eirat&en  —  frage  alte 
SunggefeHen,  ob  idj)  nidjt  Siedet  tyabe,  bafj  fie  ber  ©tanb 
im  SMter  ganj  unglü<flic§  mad&t.  2öa3  ben  @ib  am 
belangt,  ber  ©i<$  ju  biefem  Sßlane  fü^rt,  ift  er  ni$t 
fo,  ba&  ©u  i^n  nidjjt  leiften  fönnteft.  SHudj)  lä&t  e3 
ft$  gar  ni$t  benfen,  bafe  unter  fo  fielen  ^unbert 
SJJännern,  bie  i$n  gefroren,  worunter  au<$  ©ein 
Sater,  nid^t  reblid&e,  religiöfe  Wären,  unb  ©u  ber  ganj 
(Sinjige  fein  müfjteft,  ber  fo  gefinnt  wäre,  ©iefe  ift 
bo$  auffaüenb!  @8  fott  aHe3  tyerauS,  Wa3  mir  nidf)t 
gefällt,  »eil  e3  baS  lefctemal  ift,  bafe  i<$  e3  fage. 
5)u  fennft  ©i$  felbft  nid^t,  fonft  Würbeft  ©u  neben 
Seiner  innern  ©efättigfeit,  bie  iö)  ©ir  beftimmt  ju- 
fyre<$e,  aud£)  äufeerlid^  e$  metyr  fein.  3$  bemerfte 
biefe  abermal  bei  ©einem  legten  ^ierfein.  Äam  einer, 
too  ®u  gerabe  ni<$t  in  ber  Saune  jum  SReben  warft, 
fo  mad^teft  ©u  ein  ©efi<$t,  aU  ob  ©u  i^m  feinb  wärefl; 
er  muffte  fro$  fein  eine  Antwort  ju  erhalten;  fonnte 
er  e£  üorauSfetyen,  bafc  er  ©t$  ni<$t  in  ber  paffenben 
Saune  traf?  ©efättt  e3  ©ir,  wenn  es  ©id&  fo  trifft? 


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120 


3lun  magft  ©u  ba3  aufnehmen,  toie  bu  tüittft, 
mein  ®ett>iffen  fagt  mir,  bafc  id(j  e£  liebenb  mit  ©ir 
meine.  ©laube  nidftf,  bafe  i<$  auf  irgenb  eine  SBeife 
mein  Sntereffe  babei  fu<$e,  als  in  fo  fern  als  e$  mit 
bem  ©einigen  jufammen^ängt.  %xdl\ä)  toerfpra<$  i<$ 
mir  am  äbenb  meines  Sebent  greube,  baS  ja  nic^t 
allein  für  mi<$,  fonbem  für  @udf?  gut  toäre,  ton  benen 
fie  ausginge.  39alb  ift  ja  otynebiefe  toon  mir  jufagen: 
.  fte  ru^t,  bie  2Rübe!  —  St^ue  mir  ben  ®ef  allen  ben 
Srief,  ben  i<f)  ungern  f<$rieb,  e^e  ©u  tyn  jerreif$eft, 
mit  33eba<$t  su  lefen.  Sebe  too$l,  glü<flt<$  unb  ver- 
gnügt na<$  ©einem  ©inn.  treffe  i<$  ©i<$  nur  einmal 
im  Gimmel  an,  ift  alles  re<$t.  ©iefc  ift  baS  tägliche 
©ebet  ©einer 

©i<§  etotg  liebenben  3Jhttter 
(Slifabetfc. 

©ineä  no<§:  aus  toeld&en  ©rünben  ge^ft  ni<$t  jur 
Äird^e  unb  jum  Slbenbrna^I?"1 

Urlaub  an  feine  2Jtutter. 

Stuttgart,  9.  3luguft 

„Siebfie  3Jlutter! 
Empfangen  Sie  meinen  bergen  ®lü<f»unf$  ju 
3^rem  befcorfie^enben  ©eburtstag,  jugleidjj  aber  auä) 
meinen  innigen  ©an!  für  öftren  tootylmeinenben,  mütter* 
lid^en  Srief !  tyabe  gettrifc  Sittel  too^l  beamtet,  tt>a£ 
©ie  mir  barin  an'S  $erj  legen,  unb  id)  §abe  baS  33er- 

i  (Sine  Sorge,  bie  bie  9flutter  ftäter  nie  me§r  §atte. 


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121 


trauen,  es  toerbe  nityt  ba«  le|tetiial  fein,  ttrie  ©ie 
treiben,  ba&  Sie  auf  folc^c  9lrt  mir  3#re  ©efinnung 
unb  2Mnf<$e  auffd&liefjen. 

©o  Diel  glaube  i<§  übrigen«  fcerfid&ern  ju  bürfen, 
bafj  e«  ni<$t  blofee  Neigung  o^ne  SRüdftd&t  auf  työbere 
Pisten  ift,  totö  meine  £anblung«toeife  beftimmt. 

2Bel<$e  Opfer  mi<§  biefe  fd&on  gefoftet,  toerbe  xä) 
3$nen  einmal  beffer  fagen,  toenn  e«  mir  gelungen  fein 
nrirb,  auf  bem  emgefd&lagenen  SBege  burdfoubringen. 

SOBaö  Sie  Don  bem  oft  Ungefälligen  meine«  äußern 
ffiefen«  f<$reiben,  fann  idj)  nid^t  ttriberfpred&en.  @S  mag 
tieHeid^t  in  ber  bisherigen  Ungunft  meiner  SSer^ältniffe 
unb  in  ber  mannigfachen  S3etoegung  meine«  Innern 
einige  (Sntfd&ulbigung  pnben.  2lud^  ^abe  iä)  mi<$  bei 
alle  bem  bo$  fcon  je^er  ber  2ln^änglid^feit  mancher  Sieb* 
liefen  jii  erfreuen  gehabt. 

Sfteligiöfe  ©efinnung  fe^lt  mir  getoifj  ni<$t  unb  iä) 
bin  mir  belaufet,  ba«  Qrbifd^e  jlet«  auf  ein  #ityere«  ju 
bejie^en. 

SKadjj  ber  langen  Siegenjeit  finb  nun  bodj  enblidfj 
toarme,  fonnige  Stage  eingetreten,  toobei  @rnte  unb 
§erbft  no<$  gebeten  mag.  2Bitt  e«  ©Ott,  ttrirb  au<$ 
mir  bie  grudfjt  be«  Seben«  nid^t  verloren  fein. 

ÜDWge  ©ott  ©ie,  liebe  (Sltern,  nodj)  lange  erhalten, 
bamit  e8  mir  beffer  al«  bi^er  gelingen  möge ,  Qftnen 
^reube  ju  ma<$en. 

(Steig 

3£r  liebenber  ©ol)n 
S.  U." 


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122 


2)iefer  SBrief  brauet  tooty  feinen  Kommentar. 
Spiegelt  er  ni<$t  beS  ©<$reiber3  ganjeä  ©emütty? 

Sei  aller  ruhigen  geftigfeit,  bie  Urlaubs  Briefe 
au3fpre<$en,  geigten  aber  bo<$  bie  freimütigen  Sieber: 
„äJtatlieb,"  „Älage"  unb  „Rechtfertigung "  ttrie  fe^r  fein 
©emüty  unter  feinen  innern  Äämpfen  litt,  ©ie  ftnb  im 
SJlai  1816  gebietet,  lefctereS  im  September  üoßenbet. 

©oHte  ben  liebenben  ©Item  noä)  nid&t  bie  erfe^nte 
greube  werben ,  ben  ©o&n  in  einer  gefiederten  Sebent 
ftettung  unb  in  $äu3lic$em  ©lüde  ju  ttnffen,  fo  tourbe 
iljnen  bo<$  in  biefem  3a$re  bie  greube,  bie  £o<$ter  als 
gtücllid^e  Sraut  eines  toaeferen  3Jtanne3  ju  fe^en.  grie^ 
beri<fy  SUle^er  aus  SßalSrobe,  im  §annitoerif<$en,  ber  in 
Bübingen  Geologie  ftubierte,  gewann  baS  $er$  ber 
Softer  unb  befd^Iofe  au«  Siebe  ju  i^r,  fi<$  in  SBürttem* 
berg  eine  SßfarrfteHe  ju  fud&en,  tt>a8  bamalä  leidster 
toar,  als  §eut  ju  £age.  Unfer  ©i<$ter  war  über  btefeS 
gamilienereigniS  re$t  erfreut  unb  fd^Iofe  fid^  ^erjlid^ 
an  ben  neuen  ©<§toager  an. 

SDie  meiften  Sieber  biefeS  3a^re8,  auä)  außer  ben 
fcaterlänbif$en ,  tyaben  ein  politifc^eS  ©epräge,  fo  fe$r 
toar  feine  ©eele  Don  ben  kämpfen  ber  £eit  ^ingenonu 
men.  ®r  fagt  e3  uns  auä)  felbft  in  bem  Siebe:  „Sie 
neue  3Kufe,"  fcom  7.  3Jlai.  @in  Sieb  folgt  oft  raf<$ 
bem  anbern,  ttrie  §ier  ju  erfe^en  ift.  2lm  20.  gebr. 
entftanb  ba3  Sieb:  2ln  bie  93unbf$meder;  ben  24.: 
SBürttemberg ;  ben  l.©ept.:  2)a8  alte  Sfted^t ;  ben  3.: 
©efprä$;  ben  6.:  Sin  bie  SSoIteüertreter;  ben  7.:  Siedet* 
fertigung  unb  bie  neue  3Kufe;  ben  8.:  ©rnft  ber  Seit, 


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123 


baa  neue  3Jiär<hen,  2lu^fi^t,  an  bie  2Hütter,  an  bie 
SKäbchen,  alle  an  biefem  Sage.  21m  15.— 17.  Dct. 
ba3  Sieb:  SßJenn  ^eut  ein  ©eifi  ^emieber  fliege;  am 
12.  9lot}. :  ©chtoinbelhaber ;  ant  20.:  £au3red)t;  am 
21.:  ®a§  §erj  für  unfer  SBolf ;  am  28.  SDec:  5Reu^ 
jahräirunfch. 

2lu<h  in  bie  ßorrefponbenj  mit  greunben,  too  fonft 
tont  fiunfi  unb  Siteratur  gehanbelt  tourbe,  tritt  nun 
bie  Sßolitif  ein,  tote  un8  ber  folgenbe  ©rief  jeigt. 

Uhlanb  an  Sarnljagen  tum  (Snfe. 

Stuttgart,  7.  SRofccmber  1816. 

„©ein  herjlicher  ©rief,  theuerfter  greunb,  ben  $)u 
mir  im  fcerfloffenen  3Jtai  bur<h  ben  trefflichen  Äunft* 
genoffen  9tücfert  gefd^idt  ^afl,  foüte  freilich  längft  beant- 
wortet unb  ebenfo  für  bie  ©ebichtfammlung,  toomit  S)u 
mich  fo  erfreulich  überraf^teft,  längft  gebanft  fein. 
2Ba3  bie  ©a<he  fcerjögerte,  fear  2)eine  Anficht  unferer 
toürttembergifchen  Angelegenheiten ,  bie  S)u  im  S3riefe 
an  Äerner  angebeutet  ^aft  unb  toorüber  ich  SDir  gerne 
meine  entgegengefefcte  SJtemung  enttoicfelt  hätte. 

Sftun  fommt  mir  aber  gerabe  ba  2)u  mich  fo  freunb* 
f<haftlt<h  anmahnft,  jur  £ülfe,  bafc  man  bie  Sieber,  bie 
i<h  über  biefen  ©egenftanb  gemalt  h^be,  neuerlich  ju- 
fammengebrudt  §at.  Au3  biefen,  bie  i<h  hto  beilege, 
erfiehfl  S5u  vielleicht  am  befien,  toaS  meine  Anficht 
ift.  5)ie  Aufnahme,  toelche  biefe  Sieber  bei  ßffenfc 
li(hen  Vereinen  unb  fonfl  gefunben  baben,  läfet  mich 


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124 


annehmen,  bafc  fte  auä)  bie  bei  uns  §errfd&enbe  3Reinung 
fo  jiemli$  auSgefyrod&en  ^aben.  ©ie  finb  im  ©egen* 
fa$  ni<$t  bIo3  ju  ben  eigentlich  f$le$t  ©efinnten,  fon* 
bem  ^auptfäd^Iid^  audfj  311  2)enen  gebietet,  bie  mit  $inU 
anfefcung  unferer  ©ef<§id&te,  unferer  @igent$ümU<$feü, 
toie  fold^e  jeber  33olf3flamm  $at  unb  haben  foH,  aus  bem 
©lauen  herab  unb  nach  inbitribuettem  ©pftem  uns  um- 
gefialten  unb  toohl  gar  begttiefen  motten.  S)u  fcermtffeft 
trieffeicht  einigermaßen  bie  Sejiehung  auf  &  ©anje.  Slber 
theil*  ifi  ber  ©tyfluS  noch  nicht  gefdfjloffen,  theils  glaube 
iü),  bafe  SDeutfd&Ianb  toon  oben  herab,  toon  ben  (Songreffen 
unb  33unbe£tagen,  ben  obfehtoebenben  SJer^anblungen  ber 
Kabinette  junädftft  wenig  mehr  ju  ertoarten  §at;  ba§ 
btngegen,  toenn  erft  jeber  SSolföftamm  pm  ©elbftgefühl 
ertoa^t  unb  ju  innerer  Segrünbung  gelangt  fein  nrirb, 
hieraus  auch  bie  Äraft  beä  ©anjen  ^erüorge^en  h)irb. 

2)ur<h  aSerunglimpfung  in  öffentlichen  blättern, 
herauSgeriffene  unb  entftettte  ©injeln^eiten  mögen  au^ 
märtS  unfere  Sanbfiänbe  verloren  haben,  bei  uns  be* 
gelten  fte  bie  öffentliche  Meinung  für  fi<h,  ihre  ge- 
brueften  33erhanblungen  fpred&en  nicht  gegen  fte. 

Söenn  ©u  fonft  toon  meinem  treiben  in  ber  $)i<ht= 
funfl  ju  ttriffen  fcerlangft,  fo  meig  ich  nicht  fctel  ju 
fagen.  3^  ©ebi<$te  befchäftigen  mich,  ein  erjähfenbeä 
in  ©tanjen :  „Fortunat  unb  feine  ©ohne,"  tooran  ich  aber 
feit  jtoci  Sauren  nicht  mehr  als  jtoet  ©efänge  ju  ©tanbe 
gebraut  habe  unb  ein  Sfrauerftriel :  „^erjog  @rnft  toon 
©d&toaben,"  mit  beffen  Ausführung  ich  aber  nic^t 
anfangen  mag,  toenn  t<h  nicht  hoffen  fann,  es  in  einem 


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1^5 


Stüde  toegjuarbeiten.  £>as  will  aber  meine  Sage  fort* 
toäfcrenb  ni<$t  geftatten. 

Einige  Heine  Sadjjen  $abe  ity  noä)  beigefc^Ioffen. 

Unb  mit  biefem  fei  benn  ^erjli<$  unb  in  alter 
§reunbf<$aft  gegrüßt  Don 

Seinem 

2.  U." 

2lm  30.  Dctober  1816  ftarb  Äönig  griebridfj;  ei 
jeigte  fidjj  aber  balb,  ba&,  obtoo^l  mancher  3JUfcbrau<§ 
abgeänbert  tourbe,  für  ba3  SSeftreben,  bie  alte  SSer^ 
faffung  mit  ben  bur<$  bie  $eit  gebotenen  9Seränbe= 
rungen  lieber  in  ba$  Seben  ju  führen,  aud;  unter 
fiönig  SBityelm  noä)  toenig  Hoffnung  fcor^anben  luar. 
£er  greifen:  fc.  SBangenljeim,  f<$on  Don  Äßnig  griebrid^ 
im  Dctober  1815  in  bie  SerfaffungScommiffion  berufen 
unb  ben  Seftrebungen  ber  2lltttriirttemberger  fe^r  mU 
gegen,  galt  auä)  bei  Äönig  SBityelm  Diel.  Urlaubs 
Sieber:  „@<$ttrinbetyaber,"  „ba£  ^erj  für  unfer  3SoIf," 
„©efyräd^"  unb  anbere  begießen  fid^  auf  feine  (Sintoirfung 
auf  bie  SSer^anblungen. 

S)ie  ©täube  tourben  am  6. 3)ecember  vertagt,  aber 
jugleicfy  i^re  SBiebereirtberufung  auf  SKnfang  3)törj  aus- 
gebrochen. 

3m  Quli  nrnrbe  Utjlanb  jum  beitritt  in  bie  33er* 
liner  beutfdtje  ©prad^gefeUfd^aft  eingelaben  unb  ift  fpätcr 
mit  einem  Sluffafc  für  biefelbe  befd^äftigt.  2lud£>  bietet 
erbaäfiieb:  „2ln  bie  beutfe^e  ©pra<$gefeHf<$aft."  $)en 
Anfang  beS  Satyr  e3  1817  toibmete  er  ber  2lrbeit  am 
§erjog  ©ruft.  3tm  9.  gebr.  fd^reibt  er  feinem  SSater: 


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126 


„äßenn  i$  f<$on  breifeig  %af)x  alt  toäre,  nmrbe  i<$ 
ma$rf$einli$  Stepräfentant  toon  Sadfnang."  @in  anbcr 
mal:  „©afc  mein  @ebt<$t:  „5DaS  #erj  für  imfer  SBoII" 
bem  Äöntg  vorgelegt  Horben  fei,  $abe  i$  au<$  öon 
toerf fieberten  ©eiten  gehört,  jebo<$  ofrte  e3  gerabe  aus 
fixerer  üueffe  )tt  Riffen." 

Urlaub  an  bte  ©Hern. 

Stuttgart,  3.  Sflai  1817. 

„©iefen  Vormittag  toar  ©otteSbienft  jur  geier  beS 
ttrieber  eröffneten  SanbtagS.  $)er  Äönig  mit  feiner 
©ema^lin  unb  fämmtlt<$e  Sanbftänbe  erf<$ienen  babei. 
©tifttyrebiger  glatt  $ielt  eine  fe&r  toadfere  9tebe.  *2llg= 
bann  begaben  fi<§  bie  ©tänbe  unb  ber  ©e^eimeraty  in 
ba8  Sanbfd&aftSgebäube,  too^in  ber  Äönig  ju  Sßferbe 
mit  feinen  SKbjutanten  nachfolgte.  @r  §ielt  eine  Sttnrebe 
an  bie  ©tänbe,  bie  o$ne  3toeifel  fo  ber  3«tung  forn^ 
men  ttrirb.  SWa<§bem  ber  Äönig  fi<$  entfernt  §atte, 
nmrbe  ber  ge£eimerät§li<$e$erfaffung3mtiDurf  ben©tän- 
ben  fcom  3fufüätninifier  mit  einem  Vortrag  übergeben. 
3)iefer  ©nttourf  ift  über  alle  ©rtoartung  fc^Ied^t  aufc 
gefallen:  jtoei  Kammern,  feine  Äaffe,  fein  SfoSfd&ufc. 
SDie  ©tänbe  müffen  tyn  öertoerfen.  —  3Jlan  ging  fo 
toeit,  ben  ©tänben  anjufinnen,  bafc  fie  biefeS  2Jlad^ 
roerf  jefct  otyne  3Beitere3  mit  bem  ©e§eimenrat$,  ber 
i^rer  SSerfammlung  antootynen  toürbe,  Sßunft  für  Sßunft 
bur^er^anbeln  f ollen,  toa§  aber  fcorber^anb  f<$on 
barum  jurüdfgetoiefen  hrnrbe,  toeil  f<$on  bie  grage,  ob 


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127 


eine  fol<$e  SSer^anblung  ftatttyaft  fei,  eine  freie  33e* 
rat&ung  ber  ©tänbe  toorauSfefee,  ©er  SKinifler  ©teilt 
$  f$on  gefiern  ober  fcorgefiern  toieber  abgereist  Ctyne 
3toeifel  fooHte  er  mit  einem  folgen  SBerfaffungätoerf 
nichts  ju  ttyun  &aben.  @£  foH  in  ber  heutigen  33ers 
fammlung  ttrie  auf  einem  poInif<$en  9lei$8tage  her- 
gegangen fein,  ©ie  $erm  ©etyeimerfit^e  mußten  aber 
unterrichteter  Dinge  ttrieber  abfahren. 

SDen  belobten  (Snttourf  ^abe  i<$  nur  auf  furje  3*it 
in  £änben  gehabt  unb  verlauft  nrirb  er  §eute  no<$  nid>t. 
Sobalb  iä)  i^n  aber  befommen  fann,  »erbe  i$  bem 
lieben  SSater  ein  ©jemplar  juf<§i<fen.  ©in  befonberer 
Sln^ang  betrifft  bie  Untoerfttät. 

Sefct  fpeifen  bie  ©tänbe  unb  ber  ©e^eimeraty  beim 
Äßnig,  e3  mag  eine  f<$öne  aSertraulid&feit  fein. 

3Wit  ^erjli^en  ©rüfeen  auä)  ber  lieben  ©<§toefter 

ge^orfamfter  ©o$n 
£." 

Sm  Namenstag  be3§erjog3  ß^rifto^  f^riebltylanb 
fein©ebi<$t:  „3fo  bie  Sanbftänbe,"  unb  braute  eS  in 
baä  ©tänbe^auS. 

Ueber  bie  jtoei  Äammern,  bie  in  bem  geheime* 
rät^Xid^en  (Sntttntrf&orgef  plagen  ttmrben,  verfaßte  Urlaub 
einen  Sluffafc,  ber  $ier  folgt: 

„®ie  altmürttembergtfäe  SSerfajfung  ttrirb  mitSfte^t 
barum  gerühmt,  bafe  jt<$  in  tyr  ba£  SBertragSüertyältnife 
Steiften  Siegenten  unb  55olf  fo  Rar  unb  ausgeflogen 


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128 


barlege.  i&r  ift  feine  bourbonifd&e  Segitimität ,  fie 
ift  ein  ©efettfc^aftStoer^ältnife  freier,  üernünftiger  SBefen. 
©ie  giebt  bem  Regenten  ben  ©tanbpunft,  t>on  bem  i^n 
bie  2tufftärung  ber  $eit  nityt  fcerbrängen  tmrb,  fie 
giebt  bem  S3oIfe  bie  Stellung,  in  ber  auä)  ein  über 
3Jlenf<§enre$t  aufgeklärtes  SSolf  fi<§  gefallen  barf. 

©ben  in  biefem  Steinmenfdpd&en  unfrer  alten  SBer* 
faffung  löst  fi$  ba3  9tät§fel,  bafj  ein  breityunbertjä^riger 
9tedE)t3jufianb  noä)  jefct  fcollfommen  jettgemäfc  erlernen 
fann,  unb  gerabe  je$t,  too  ba8  ©efü^l  ber  gretyeü 
unb  ber  aflenfd&entoürbe  neu  ertoa^t  ift. 

©tetyt  nun  in  biefer  SBerfaffung,  auf  tottye  ber 
neue  Vertrag  gegrünbet  toerben  foll,  ba8  aSer^ältnife 
jtuif  <§en  Regenten  unb  Sßolffo  vernünftig ,  menf  <§en* 
toürbig  unb  barum  auä)  für  unfere  ßeit  geläutert  ba: 
fotten  toir  baju  fd(?toeigen,  toenn  man  un3  jtüif^en 21  b  e I 
unb  übrigem  33olf  ein  SSer^ältnife  herbei  führen  miH, 
ba£  jenen  rein  menfdp<$en  3Serbanb  burdj  9)tyftict3mu3 
unb  SJorurt^eil  beflecfen  ttriirbe? 

S)er  Sübel  ne^me  benjenigen  ©tanbpunft  ein,  ber 
feinen  gef<$i$tli$en  SSejie^ungen  unb  feinem  ©runb* 
befi|  angemeffen  ift!  SEBir  ma<$en  bem  Slbel  feine 
Siebte  ni<$t  ftreitig. 

Slber  man  fpred&e  uns  ni$t  t>on  ©öfynen  ©otteä 
unb  ©ö^nen  be3  3Jienf$en,  man  fteHe  ni$t  ©eburt 
unb  Sßerbienft  in  3Serglei<$ung!  SlbelS&orurt^eil 
ertragen  tirir  nid^t. 

$)arum  feine  äbetefammer !  (Prälaten  unb  ©e= 
lehrte  beunruhigen  un$  nid^t.)   Äein  ©tanb  foH  bem 


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129 


menf^li^en  S3erfe£r  mit  ben  anbern  enthoben  fein,  alle 
foHcn  fic§  gegenüberstehen ,  Sluge  in  2luge,  nne  e3 
9Jlenf<J)en  gegen  3)tenf$eu  gejiemt 

9Ran  fage  un£  ni<$t3  toon  Siebten,  (mären  e3  au<$ 
fiaffe  unb  HuSfd&ufe),  beren  2lu3übung  toir  bur$  ^u-- 
geben  ber  2ibelsfammer  jurüdf  erlangen  mieten,  ni$te 
baüon,  toie  bie  Slbetelatnmer  in  6teuerfa<$en  unb  fonft 
unf$äbli<$  gemalt  werben  f önnte !  Um  bie  3  b  e  e  ift 
es  ju  tfyun,  um  bie  2Jtenf  $entoürbe. 

Unfer  Slbel  felbft  l>at  bie  Trennung  nid&t  begehrt, 
er  toirb  ni<$t  begehren,  toaS  bie  Qeit  toertirirft 

©retfeig  %cti)Tt  lang  $at  bie  SBelt  gerungen  unb 
geblutet,  3Jlenfd)enre<$t  feilte  ^ergeftellt,  ber  enttoite 
bigenbe  StriftofratiSmuS  ausgeworfen  »erben ,  -ba&on  ift 
ber  Äampf  ausgegangen.  Unb  je|t,  nadjj  all  bem  langen, 
blutigen  Äampfe,  foll  eben  biefer  2lriftofrati$mu8  burdfj 
neue  ©taatSfcerträge  geheiligt  »erben? 

£ieju  einwilligen,  tyx  33oK3fcertreter,  Riefte  ben 
Sobeäfetm  in  bie  SSerfaffung  legen,  neue  Umwälzungen 
vorbereiten ,  unf ere  vernünftige  altwürttembergif<§e  33er* 
faffung  entweihen,  bie  ©adfje  beS  SaterlanbeS  unb  ber 
Slenfd^eit  aerlaffen." 

SBrief  Uölanb^  an  SSarnljagcn  Hon  Gnfe. 

Süfruigen,  5.  Sprit  1817. 

„St^euerfter  greunb ! 
2lu£  einem  ©einer  33riefe  an  ferner  erfetye  i<$, 
bafc  ®u  ein  aSotum  gegen  jwet  Kammern  berauSgegeben 

Ublanb*  £e&«n.  9 


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130 


$aft.  2)a  iä)  überjeugt  bin,  bafe  S)u  ben  ©egenftaub 
grünblic^  unb  einbringt  befymbelt,  fo  toünf<$te  id> 
fe^r  Deine  ©d&rift  au$  bei  un$  in  Umlauf  ju  bringen, 
unb  bu  ȟrbeft  mi$  berpflid&ten,  toenn  Du  mir  ju 
biefem  SJe&uf  fo  balb  al«  möglt<§  einige  eyemplare  jus 
fenben  tooHteft. 

Xtnfere  ©tänbe  §aben  fi$  f$on  früher  beftimmt 
gegen  jtoei  Kammern  erflärt  unb  $ierna<$  in  i^ren  33er* 
faffungSenttourf  nur  eine  aufgenommen.  8fo<$  ber 
Äönig  toar  bagegen.  3Die  Trennung  in  jtt>ei  Äammern 
ift  aber  eine  leitenbe  3bee  bei  28angen&eim,  ber  feit 
geraumer  3eit  öon  Seiten  ber  Stegierung  an  ber  ©pifce 
ber  Unter^anblung  ftefct.  er  ^at  biefe  $bee  in  ben 
fönigltd^eu  SSerf ajfungS  ■  ©nttourf  gebraut  unb  nrirb 
Slffe*  baran  fe|en,  fie  ju  realifiren. 

6r  finbet  au<$  jefct  nod&  bei  bem  gröfeem 
ber  ©taube  feine  Neigung  bafür ,  tnelmefyr  §at  fi<$  bie 
Abneigung  jum  SS&eil  fd&on  entf^ieben  genug  auSge^ 
fprod&en.  ©leidfjtoo^l  fc^eint  e8  mir  nid&t  fiberflüffig, 
hierüber  bie  öffentliche  Meinung  noä)  toeiter  aufjuregen 
unb  ju  beflimmen.  2Btr  Ratten  nämK<§  früher  in  SBürt- 
temberg  feinen  Sanbabet  unb  baä  33er^ältnife  jum  2lbel 
ift  befftalb  ein  Sßunft,  ber  bei  uns  bi^er  nid&t  fo  gäng 
unb  gebe  getoorben,  toie  anbere  Steile  ber  SSerfaffuug. 

3luf  bie  2Bi<$tigfeit  btefeS  ©egenflanbeä  mufc  batyer 
fortbauemb  aufmerffam  gemalt  toerben. 

S)u  er^ältft  tyiebei  auä)  mein  33otum ,  ba3  f o  eben 
bie  treffe  üerläfet.  SDu  fie^ft ,  i<$  §abe  mir  bie  ©a$e 
leidet  gemalt  unb  fie  toon  ber  aller  einfa<$fien  ©eite 


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131 


aufgefaßt.  £)ie  einfad^fte  Seite  aber  toirb  bei  ftaat& 
re<htlt<hen  Staublungen  oft  am  meiflen  fcernad&läfjigt. 
2)er  Heine  2luffa$  ift  übrigens  aus  fpecietter  SSeran- 
laffung  entpanben  unb  e3  toar  nid&t  fotoohl  um  bie 
5)ebuction,  als  um  ba3  offene  2lu$fpre<hen  ju  thun. 
lieber  unfere  Angelegenheiten  toirb  grofee  £äuf<hung 
verbreitet.  3<h  wutye  3)ir  ntd&t  §u,  biefe  ju  burd&s 
bringen,  aber  i<h  bitte  ®i<h,  loenn  ettoa  in  fünftiger 
SBodhe  f<$on  ein  völliger  SBru<h  eintreten  feilte,  ben 
SSorttJurf  nicht  jum  33orauä  f<hon  auf  bie  ©täube  ju 
toerfen.  ©ie  finb  gerabe  iefct  in  ftttlid&er  #mfi<ht  ihren 
©egern  fehr  überlegen. 

Äerner  ift  nicht  jum  Sßoliiif  er  gefd^affen ;  er  ereifert 
fi<h,  tt>ie  ein  SWäbchen,  über  eine  ginjelbeit,  bie  nicht 
einmal  eigentlicher  ©treifyunft  ifi  unb  fi<h  leidet  geben 
toürbe. 

27leine  t>aterlänbif<hen  ©ebid&te,  bie  $)u  jum 
fäon  fennfl,  1)dbe  x<h  jufammenbrudfen  laffen  unb  über* 
ifyäe  fte  $>ir  hiebei. 

3Rtt  her}U$en  ©rüfeen 

•  $ein 

U." 

S)a  bie  Unterhaching  ber  Regierung  mit  ben 
Stauben  nt<$t  su  bem  ton  ihr  getoünfehten  Siele  führte, 
fo  tourben  fte  am  5.  3uni  aufgelöst.  Urlaub  toeiht 
ben  ©täuben  einen  Nachruf ,  ber  mit  ber  Slnerfemtuug 
ihrer  geftigfeit  jugleich  fein  politifdhe«  ®lauben8befemtt= 
nife  enthält. 


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132 


»o*  ift  fein  gürft  fo  M  gefürftet, 
60  auSerroäblt  fein  irb'fdjer  5)tann, 
3>afi,  toenn  bie  SBelt  nadb  greibeit  bürftet, 
6r  fte  mit  greibett  tranfen  fann. 
3)aft  er  allein  in  feinen  §änben 

2)  en  9teid)tbum  alles  SÄedjteS  Ijalt, 
Um  an  bie  Golfer  auSjufpenben 
So  t?iel,  fo  menig  ibm  gefällt. 

3)  te  ©nabe  flieget  aus  t)om  3$ronc, 
S)a3  SRecbt  ift  ein  gemeines  ®ut; 
GS  liegt  in  jebem  (Srbenfofjne, 

@S  quillt  in  unS  mie  ^erjenSblut 
Unb  menn  fld>  SDtänner  frei  ergeben 
ilnb  treulid?  fdjlagen  §anb  in  £anb, 
Sann  tritt  baS  innre  £Redt;t  in'S  2eben 
Unb  ber  Vertrag  giebt  ibm  Seftanb. 

Vertrag:  eS  gieng  audj  \)kx  ju  Sanbe 
SBon  ibm  ber  *Red?te  Safcung  auS; 
@S  fnüpfen  feine  borgen  Sanbe 
SDen  SJolfSftamm  an  baS  SrurftenbauS. 
Ob  einer  im  $alaft  geboren, 
3n  gürftenmiegen  fei  genriegt, 
2llS  £errf$er  mirb  ibm  erft  gefroren, 
2öenn  ber  Vertrag  beftegelt  liegt. 

Soleb  tbeure  Söabrbett  roarb  aerfod&ten, 
Unb  übermunben  ift  fte  nid&t. 
@ud&  Kämpfer  ift  fein  Mvan%  geflößten, 
3öie  ber  beglücfte  <5ieg  ibn  flirtt: 


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133 


sJtein,  mie  ein  g&^nridi  raunt)  unb  bditt^ 
Sein  Sanner  rettet  im  ®efed>t, 
So  birft  U?r,  tief  gefränft,  boct»  mutbta, 
Uno  ftolj  auf  ba§  amafjrte  Siecht 

Ücin  #eroIb  mirb'S  ben  Golfern  fünften 
"Mt  Raufen  unb  2rompetenfd?aU, 
Unb  ftennod?  nrirb  e3  2Bur5e(  griinben 
3n  fteutfdfren  ©auen  überall, 
2>ajj  2öei3f>eit  niajt  ftaiS  SHeaSt  begraben, 
ÜRocb  2öot>Ifar)rt  e£  erfefcen  macj; 
Sajs  bei  bem  biebern  SSolf  in  Serwaben 
Sa§  9Red&t  beftefyt  unb  ber  Vertrag. 

3la$  Sluflöfung  ber  Sanbftänbe  trat  eine  ruhigere 
3eit  für  ttylanb  ein,  bie  er,  freiließ  immer  neben  ben 
3lbt>olatcn0ef Säften,  ber  Aufarbeitung  be£  ^erjog 
6rnft  ttribmete.  SJiitte  2lugnft  fam  er  bamit  in'3 
Keine  unb  machte  bann  mit  #errn  unb  grau  <S$ott, 
bem  getoefenen  SanbtagSabgeorbneten  2lpot$e!er  ©aupp 
unb  beffen  grau  eine  Steife,  ben  Stedar  ^inab  na<$ 
ipeibelberg  unb  SBormä.  Qn  £eibelberg  too^nte  er  mit 
S$ott  bei  8ud#änbler  SBinter.  3>urdf>  feine  Steifen 
genoffen  ttmrbe  er  mit  Jlirdjenratfy  SßauIuS  befannt, 
too  er  bann  autij  3ean  $aul  fennen  lernte.  Sei 
Soifferäe'S  tyatte  er  bie  greube ,  audj  £ie<f  ju  treffen. 
Der  ^erjog  @rnft  tourbe  bei  SBinterS  fcorgelefen  unb 
günftig  aufgenommen ,  f o  bafe  hinter  über  ben  2)rud 
einen  Vertrag  mit  Urlaub  ab  fcfylofc  um  ein  Honorar 
ton  400  fl.   2ln  feinen  Sater  treibt  er  barüber:  „3u 


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134 


meinem  #erjog  @rnft  Ijaben  fid^  mir  t>ier  Serleger 
angeboten." 

£)a  Äönig  23il§elm  für  je|t  üon  ^Berufung  ber 
©täube  abftra^irt  Ijatte,  fo  fottte  ba§  Sanb  o$ne  folc^e 
neu  organifirt  werben.  Urlaub  fc^rieb  hierüber  gol= 
genbeS  na<§  #aufe. 


Stuttgart,  10.  9tofcem6er  1817. 

„Siebfte  ©Item! 

SKad^bem  man  auf  $eute  ba$  ßrfd&einen  be£  großen 
DrgantfationStoerfö  erwartet  $atte,  fo  ^ört  man,  baß 
in  ber  fcerfloffenen  3laä)t  alles  f<$on  ©ebnufte  jufams 
mengerafft,  in  Äiften  geftampft  unb  fcerftegelt  toorben 
ift.  SDlan  nritt  bieß  ben  Sßroteftationen  ber  ©e^eimen* 
rätye  jufd^reiben  unb  e$  foH  jefct  fcon  biefen  bie  ©a<$e 
erft  babattirt  toerben.  SBenn  biefe  Debatte  nid&t  eine 
bloße  görmltd&fett  ift,  fo  fann  fi<$  bie  @a<$e  no$  jiem- 
Ii<$  in  bie  Sänge  jte^en. 

3>nbeß  ift  jefct  entf  dfjieben ,  baß  9Jial<$u§  ginang* 
minifter,  Otto  SJJinifter  beä  Innern  ift,  toomit  ba£ 
Sird^en*  unb  ©djulmefen  bereinigt  toirb,  unb  Äerner 
in  ben  ©e^eimenrat^  jurädtritt.  SBangentyeim  ttrirb 
Ijeute  alz  ©efanbter  beim  SunbeStag  na<$  granffurt 
abgereist  fein.  (5r  foH  felbft  um  feine  (Sntlaffung  t)om 
3Rinifterium  gebeten  l)aben.  2lu<$  fcöre  id&,  baß  ber 
Slbtritt  toon  ber  Süße'S  toom  3ufti$minifterium  beftimmt 
fei,  tyn  ttrirb  SReuratfc  erfefcen.  —  fmb  burd&  biefe 
®efdf>i$ten  eine  SUtenge  2Jtenf<$en  in  einer  feljr  gefpamt* 
ten  Sage. 


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135 


SRefcrereä  foeife  id&  für  biefrnal  au&er  blo&en  @e* 
rügten  ni<$t  ju  fd&reiben.   9Rtt  ^lid^en  ©rüfeen 

ge&orfamer  ©oljn 

2." 

<£ü)qxi  im  Srfiföa^r  tyatte  ber  SSater  an  feinen 
€ol>n  gefd&rieben,  bafe  im  Senat  toon  mehreren  3JUt* 
gliebern  barauf  angetragen  toorben  fei,  i&n  an  bie 
Untoerfität  ju  berufen  unb  £atte  bie  fetyr  günfiigen 
©utadfjten  ber  Senatoren  beigelegt;  in  einem  Briefe 
t)om  ©ecember  fommt  er  ttrieber  mit  golgenbem  barauf 
ju  fpre<$en. 

Bübingen,  13.  Secember  1817. 

„ßieber  ©o^n! 
SBir  banfen  ©ir  fe^r  für  bie  überfd&idtten  @?etn= 
Vlare  Seinem  £rauerfpiel3,  bas  i<§  aber  nod&  nidjt  3^t 
getoann,  mit  SDhifee  ju  lefen;  bie  ju  meiner  StSpofition 
beigelegten  gjemplare  erhielten  Dr.  Sengel,  $rof.  ger= 
binanb  ©melin  unb  t>on  Sü&ler.  £e|terer  intereffirt 
fi<$  fe^r  für  ©i$.  $or  einigen  £agen  f<$rteb  er  mir, 
er  tüünfd^e  ju  Riffen,  nrie  Sit  bie  neue  Drgantfation 
gefalle;  er  tyabe  au<$  ©einen  tarnen  vergebens  barin 
gefugt,  worauf  td&  i^m  nur  im  Allgemeinen  antwortete 
unb  bemerfte,  bafc  ©u  bisher  feine  Aufteilung  gefugt 
^abeft. 

§Bor  wenigen  £agen  ift  ber  Senat  beauftragt  toorben, 
fi(|  über  bie  Aufteilung  be3  Repetenten  Safel ,  ber  ba£ 


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* 


136 


gleite  %ad)  nrie  Sonj  übernehmen  foB,  urtb  3tü<fert3, 
ber  befonberä  baä  %aä)  ber  alten  unb  neuen  beutföen 
Sprache  imb  Siteratur  mit  praftifdfjen  Uebungen  t>er- 
bunben,  lehren  fott,  gutä$tli$  ju  äufeem,  unb  man 
glaubt,  Qeber  toerbe.1200  %  erhalten.  2luf  Jtüdert, 
ben  man  nur  aus  bem  SKorgenblatt  fennt,  nrirb  toofyl 
auf  feinen  gatt  angetragen  toerben.  —  $n  ^üdfidjt, 
bafc  e3  SDir  etoaS  £ei<$te3  fein  bürfte,  bie  leitete  ©teile 
ju  toerfe^en,  bafe  bie  SSer^ältniffe  einer  folgen  ©teile 
nid)t  unangeme^m  finb ,  bafc  bu  an  gerb,  ©meliu  unb 
3t.  gute  ©efettföaft  er^ielteft,  bafe  idjj  annehmen  barf, 
bu  toerbeft  in  bem  galle  in  SSorfcfylag  gebraut  toerben, 
n)enn  man  toeifj,  bafe  SDu  bie  ©teile  annehmen  toürbeft, 
U)ünf<$e  iä)  mit  ber  erften  ^Joft  2)eine  Meinung  barüber 
ju  erhalten.  * 


Stabtoifl  U^lonb«  flnttoort  an  feine  ©Kern. 

Stuttgart,  17.  Secember  1817. 

„Siebfte  eitern! 

$>en  ©rief  be£  lieben  Katers  nebft  3in&üuit; 
tungeu  fjabe  iä)  erhalten  unb  fterbe  ben  @injug  ber 
©elber  beforgen. 

2Ba3  bie  sßrofefforSfteHe  für  beutfdje  Siteratur  an* 
belangt,  fo  fte^t  mir  in  #infi<$t  berfelben  ber  nämlt^e 
©runbfafc  entgegen,  ber  midf?  t>on  jeber  39ett>erbung  bei 
bet  neuen  Drganifation  abgalten  mufcte:  toor  ^erftettung 
eines  9le<$t£juftanbe3  in  unferem  Sanbe  auf  jebe  ©teile 


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137 


ju  &erji<§ten,  roeldje  mit  einer  SSerpftic^tung  auf  ben 
Samen  be£  gegenwärtigen  ÄönigS  toerbunben  wäre. 
SBenn  unfere  Sottegien  naä)  biefem  ©runbfafc  getyanbelt 
Ratten,  fo  mären  toir  je|t  f<$n>erü<$  in  biefem  toerfaf* 
fungStofen  ßuftanb. 

SBegen  be3  £elferatyaufe3  in  Qaitexbad)  fyabe  iä) 
früher  mit  SEBcpfer  geforo<fyen.  ©r  $at  jtoar  bie 
Sa$e  ni$t  im  Referat,  üerfprad)  aber  nadfoufetyen. 
3$  »erbe  i^n  lieber  anmahnen,  @£  biirfte  au$  p)e& 
gemäfe  fein,  toenn  SDtetyer  eine  ernftlid^e  SSorfteHung 
barfiber  ma<$te.  ©egentoärtig  bin  iä)  toieber  mit  einer 
ßriminalbefenfion  behaftet.  3$  toerbe  toafyrf($einttd> 
biefe  2Bo<$e  noä)  jum  gütlichen  SSer^ör  naä)  Subttrigäs 
burg  miä)  begeben.  3)af$  ©<$tt)ab  je|t  fyier  anfäfctg  ift, 
freut  mi<$,  toietoo^l  iä)  tyn  ftinftig  in  Bübingen  toer* 
mifjen  toerbe. 

Sie  unb  bie  liebe  ©<$toefter  grüfce  iä)  Don  iperjen 

3#r  getyorfamer  @o^n 
£." 

3n  me^müt^iger  Stimmung  rietet  er  am  le$ten 
be£  3a$r3  einen  33rief  an  bie  ©Item,  mef>r  für 
fie,  alz  für  fidfj  befümmert. 

Stuttgart,  31.  $ecember  1817. 

„Stebfte  ©Itern! 
Steinen  mnigften  ©anl  für  ba§  fd&öne  GfyxtfU 
gef<$enf !  35a3  feibene  ^afötu^  ift  gerabe  re<$t  gefom= 
men,  um  feinen  jerriffenen  Vorgänger  ju  erfefcen. 


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138 


S)ie  geiertage  tyabe  xö)  tneift  mit  einer  Sriminal* 
befenfton  gugebrad&t,  bie  am  Sonntag  abgegangen 
tjt  3lm  greitag  fam  $arl  SJla^er  ^iertyer,  auf  ber 
&ur<$retfe  nadj  Ulm,  wo^in  er  beute  abgegangen 
ift.  ©er  heutige  SKbenb  wirb  auf  bem  3Jtufeum  mit 
einem  Sali  gefeiert.  3$  für  meinen  2^eil  werbe  bem*  | 
felben  nify  anwohnen,  fonbern  bei  StoferS  ju  SRadjjt 
effen. 

3Rit  feistem  £erjen  fann  iä)  freiließ  nid&t  in  ba$ 
neue  Sa^r  eintreten,  nad^bem  e3  mir  im  t>erfloffenen 
fo  wenig  gelungen  ift ,  meine  SBünfdfje,  unb  Woran  mir 
eben  fo  mel  liegt,  bie  3ftrigen  an  mir  erfüllt  ju  fe^en. 
SBJenn  iü)  aber  S)em  folge,  Was  bie  innere  Stimme 
midfj  Reifet,  fo  glaube  i<$  nid&t,  bafe  i<$  e3  §u  toerant*  > 
Worten  ^aben  Werbe,  WaS  barauä  Unerfreuliches  er* 
Mä)it  @S  tarnt  aber  au$  no<$  ©uteS  erwa<$fen,  unb 
f<$on  mand&mal  $at  fi<$  ein  Sidjjtftra^l  eröffnet,  wo 
2lÜeS  toerfd&loffen  fd&ten. 

3n  biefer  ©efümung  wünf<$e  i$  uns  SlHen  ein 
glü(fti<$eS  neues  Qa^r.  ©er  lieben  ©d^wefter  banfe 
i$  fünften*  für  tyren  »rief.   SRit  treuer  Siebe 

3#r  getyorfamer  <2o$n 
8." 

Stufeer  bem  SDrama  £erjog  ©ruft,  finb  in  biefem 
Safcre  nur  bie  üaterlänbifd&en  ©ebid&te:  „£>en  £anb= 
jlänben  am  S^riftop^tag/^Sebet  eineS2BürttembergerS" 
unb„$Ka#ruf,"  unb  bann  ba*  ©ine  ©ebid&t :  ,,«n  bie 
beutfd^e  €prad)gefettf$aft,"  jum  ©rud  gelangt. 


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139 

.  —   -  ■     i  ■       ■  ■ 

» 

iörief  bom  Sßater  llblanb  an  feinen  3obn. 

Bübingen,  23.  3anuar  1818. 

„ßiebfter  ©o§n! 

3n  meinem  le|ten  ©^reiben  ^abe  i$  meine  unb 
ber  lieben  3Jtutter  2Bünfc£e  in  ©ejiebung  auf  beine  SSer- 
f  orgung  unb  jugleidfj  bie  ©efü^le  geäußert,  bie  bei 
unferer  Sorge  für  bein  SBo^I  babur<$  erregt  »erben 
mufjten,  bafe  fo  Diele  2)eine$glei$en  unb  auä)  tueit 
jüngere  bereite  angeftellt  finb ,  S5u  aber  no<$  gan j  auf 
bem  nämli<$en  fünfte  ftetyft ,  toie  t>or  mehreren  3<$*en. 
2tls  Sater,  bem  ba£  SBo^l  feine«  einjigen  @o$ne£  fo 
fefyr  am  $erjen  liegt,  glaubte  iä)  fcerpffidjtet  ju  ber 
Steuerung  }u  fein.  6$  bleibt  mir  nun  ni<$t3  übrig, 
als  mein  ganjeS  Vertrauen  in  bie  gütige  SJorfe^ung 
au<$  in  SSejie^ung  auf  2)t$  ju  fe$en  unb  i^r  S)eine 
2Bege  unb  ©eine  SSer forgung  ju  empfehlen. 

Oft  ^abe  idfj  au<§  ©orge,  baft  S)eiu  @infommen 
nify  $inrei<$e;  bann  benf  ity  aber  hrieber,  bafe  in 
Stuttgart  fciele  Stbfcofaten  fi<$  gut  fortbringen,  unb 
bafc  S)u  in  Stuttgart  triele  gute  greunbe  tyaft.  3)u 
tuirft  nun  f<$on  eine  jä^rlid^e  2Jere<$nung  ma<$en  fön- 
'  neu;  eg  toäre  mir  lieb,  toenn  iä)  über  biefen  Sßunft 
beruhigt  toürbe. 

$at  man  $)i<$  too^l  gar  nid^t  gefragt,  ob  S)u 
^rocurator  toerben  ober  fonft  eine  ©teile  annebmen 
tDoEteft?  3$  ^ätte  geglaubt  ©eorgii,  ber  ©i<$  fennt, 
würbe  bod)  an  S)i$  benfen.  ©ei  ber  Uni&erfttät  ge$t 
eS  tounberli<$  5x1.   3Son  gorftner  unb  Sift  fotten  afö 


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14ö 


9Jtitgiieber  ber  ftaatännrtyfcWtli^en  gacultät  unb  5ßro= 
fefforen  in  ben  Senat  fommen.  So  ettoaä  ptte  man 
fi$  toor  einigen  Sauren  ni<$t  träumen  laffen.  2>ie 
fyiefige  llntoerfttät  erhält  babur<$  ettoaä  ßigeneS  üor 
allen  anberen  Unioerfitäten ,  bafe  fte  fc|t  nidjt  uwr 
32  Senatoren  jä&lt  (in  ©öttingen  finb  es  14)  fonbern 
nidjt  triff enfdjaftlid)  gebilbete  Sßrofefforen  tyat  unb  baS 
größte  ßoUegium  im  £ßnigrei$  ift. 

Unter  ^erjlic^en  ©rüfjen  Don  uns  2ltten 

2)ein 

treuer  SBater 
U&Ianb." 

2)en  alten  llni&erfität&aSürger  unb  5ßrofefforeu= 
Sofcn  toerle|t  bie  Neuerung.  2Bie  mufete  e3  i^n  erft 
f($merjen,  bafe  ber  Sotyn,  ber  im  Senate  ju  einer 
Sßrofeffur  in  SSorf^Iag  gebraut  toorben,  ausfyradj,  er 
lönnte  unter  ben  jefcigen  Umftänben  bie  Stelle  gar  nityt 
annehmen,  toenn  auä)  je  ber  2Jtmifter  barauf  eingienge. 
äöo^l  nmfete  er,  bafc  biefer  ©ntfc^Iufe  ben  So^n  ein 
Opfer  lofte,  aber  bettagt  £at  er  o^ne  Qtottfel  biefe 
Sinnet  beg  So^neS,  ba  er  toufcte,  bafc  er  bie  3tbt)ofatur 
fo  toenig  mit  Neigung  betrieb. 

©egen  ba3  ®nbe  be3  Qa^reS  bef<$äftigteu  U^Ianb 
neben  feinen  juribif<$en  Arbeiten  bramatif^e  Pane: 
„2)er  Nibelungen  £ob,"  „©er  arme  §einri$"  unter 
anbem.  ein  2lu3f<$reiben  be£  ÄßnigS  bon  Sapern  ju 
einer  $rei3betoerbung  für  ein  Stüd  au$  ber  baprtfdjen 
©ef$ic£)te  beftimmte  i$n  ju  bem  3>rama  „Subtoig  ber 


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141 


Sa^er,"  ttetche*  er  „aU  ein  Symbol  ber  fceutfehen 
Stammeg=einheit"  auffa&te.  ©uflat)  ©dhtoab,  ber  feit 
Äurjem  als  ^rofeffor  am  obern  ©tmmafium  angefteKt 
fear,  unb  feine  93raut,  Sophie  ©melin  au§  Stübingeu 
heimgeführt  hatte ,  nahm  regen  £heil  an  biefer  Slrbeit, 
toelche  tym,  fo  toie  fte  fcorfdhritt,  mitgeteilt  mürbe, 
©o  fetbftftänbig  Uhlanb  im  £anbeln  mar,  fo  fe^r  mar 
i^m  Anregung  unb  ^Billigung  eineg  greuubeä  bei  feinem 
bid^terifd^en  (Staffen  33ebürfnife,  meil  er  leidet  miß- 
trauifd)  gegen  feine  Seiftungen  mürbe,  grau  Sd^toab 
fear  ihm  als  SanbSmännin  unb  aU  greunbin  feiner 
€<§toefter  f<$on  lange  merth ,  unb  toenn  bie  Annahme 
©nmb  hat,  baß  ihre  frühe  fcfyon  als  23raut  fcerftorbene 
S^efter  in  be8  SDichterS  erfter  ^ugenb  (SinbrudE  auf 
fein  #erj  gemalt,  (bie  jtoei  Sieber:  „(Sin  2tbenb"  unb 
„9tü<f (eben "  foHen  fi<$  <*uf  ft*  beziehen),  fo  märe  neben 
ihrer  eigenen  SiebenSmürbtgfeit  no<$  ein  meiterer  ©runb 
t>orhanben  gemefen,  eine  9lnjtehung3fraft  auf  ihn  au3= 
juüben.  Gr  burfte  manche  traulidhe  ©tunbe  in  biefem 
neuen  §au3mefen  jubringen,  ba£  für  Siele  eine  Quelle 
eblen  ©enuffeä  mürbe.  Sßie  öiel  ^ersltd^e  SCheiluahme 
unb  greunbfehaft  Uhlanb  t)on  biefem  jungen  $aare 
jufam,  toerben  ttrir  fpäter  nod>  hß^n. 

S)er  neue  (S<$toager  UhlanbS  mar  jum  Reifer  in 
Aiterbach  ernannt  morben,  unb  am  2.  3Rai  toohnte 
Uhlanb  ber  öoäjjeit  ber  geliebten  Sdjmefter  in  Bübingen 
bei.  Sm  £od)jett3tag,  in  feinem  Keinen  Stüb^en 
mitten  unter  ben  ßubereitungen  Jum  ^o^jeit^mahl/ 
bietete  er  ba3  nebenftehenbe  Sieb. 


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I 

142 


Du  lebteft  an  ber  ßltern  ,perbe, 
Du  warft  \t)t  5Troft ,  tyr  liebfteS  ©ut; 
Du  fd?eud&teft  Sorgen  unb  3kfd?tt>erbe 
3Wit  Deinem  Reitern  Sugenbmutf). 
Der  Slumen  roufeteft  Du  §u  pflegen, 
Unb  tyaft  bamit  ba£  $au3  gefcfymücft, 
Unb  felbft  bei  2Binterfturm  unb  föegen 
Der  ßltern  ©lief  baran  erquitft. 

Docb  roenn  bie  Softer  freubig  blühet, 
Dann  brofyet  Sdjmerj  ber  üWutter  33ruft, 
^ann  ift  ber  Sag  fd?on  aufgeglüht, 
Der  S9eibe3  bringet,  Seib  unb  Suft. 
Die  Siebe,  bie  üom  Gimmel  fteigenb, 
2tllmäd&tig  hrrföt,  too  fte  erfd&eint, 
Sie  na&t  unb  toir  gefyordjen  fd&toeigenb, 
3Benn  fxe  ^ier  trennt  unb  bort  vereint. 

(St  felbft,  ber  Didj  tjon  Rinnen  führet, 
£rägt  an  ber  Trennung  feine  Sd&ulb; 
Der  Siebe,  bie  fein  £erj  berühret, 
2Rufct  er  ftd>  fügen  in  ©ebulb. 
Den  Seinen  l>at  fie  ifyn  entriffen, 
3^n  traf  ber  tyerbfte  Srennung^tnerg , 
Die  SSatererbe  rnufc  er  miffen, 
Unb  feine  £eunatfy  ift  Dein  Jperg. 

Do#  einmal  nod>  nnrb  er  umfaffen 
DeS  alten  SSaterS  tfyeureS  $aupt, 
Unb  nrirb  toor  $n  Dt<$  treten  laffen, 
Damit  ber  Sater  fteljt  unb  glaubt 


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143 


üffiofyl  l)ir,  wenn  bann  &on  2uft  burd?brungen , 
Xer  ©reis  gefteftf,  2>u  feift  e$  mertb, 
$afi  fo  ber  Sofjn  nad?  S)ir  gerungen, 
Um  $ic&  bc^  SaterlanbS  entbehrt. 

60  $eud?  benn  fjin  juni  frommen  ©reife 
Unb  feftiff  fyinab  ben  freub'gen  9^f?ein  f 
Unb  lafi  bie  fööne  grüljling$reife  1 
(Sin  Sinnbilb  Seiner  3ufunft  fein. 
Jafjr  mofyl!  geneigt  fei  SBinb  unb  Sonne, 
Unb  fe&rft  5>u  in  ba3  eig'ne  §au3, 
So  füU  aud?  ba3  mit  fanfter  SBonne 
Unb  fdjmüdt  aud)  ba$  mit  93(umen  au3. 

2)ie  SDhttter  unb  ber  SBruber  begleiteten  ba$  junge 
5ßaar  auf  ber  Steife  na$  $annofcer  bi^  ÄarlSru^e  ju 
ben  SBertoanbten.  SSei  greunb  SSarn^agen  lernte  ttyfanb 
nun  auä)  beffen  ©ottin  fennen  unb  lai  bort  bie  fertigen 
©efäuge  feine*  gortuna«.  5Ra<$  ber  SRücffe^r  tuurbe 
ber  „ßubttrig"  fcottenbet  unb  mit  bem  SJtotto:  Poscimur 
n6)  münden  getieft.  @S  famen  35  ©tücfe  beim 
^Preisgericht  ein.  ©afe  ber  SßreiS  nid&t  Urlaub  juftei, 
ift  befannt.  S)a3  ©tüdf  mürbe  bann  Weimer  in  SBerlin 
in  Verlag  gegeben. 

Sluf  eine  neue  Anfrage  feine*  SSaterS,  ob  er  fi$ 
ni<$t  um  bie  3ujHtiar'®teHe  in  Ebingen  melben  tooHe, 
antwortet  Ufclanb: 

Stuttgart,  4.  Dctober  1818. 

„Stebfier  SSater! 
@S  ift  mit  mir  fonberbar  gegangen ;  aU  iä)  eifrigft 
irgenb  eine  Aufteilung  fu$te,  toottte  fi<$  nid^t«  fügen, 


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144 


unb  erft  feit  mir  ©runbfäfce  verbieten,  mich  um  eine 
fold^e  ju  bewerben,  fommt  man  mir  ba  unb  bort  ent* 
gegen.  3<h  toiH  aber  tneinen  ©runbfäfcen  getreuer  bleiben 
als . . .  e3  feinen  Politiken  ©efinnungen  geblieben  ift. 
SBörbe  i<h  je|t  nach  mehrjähriger  MuSbauer  jurüdtreten, 
fo  müßte  iä)  2ltte3,  toaä  id)  biö^er  burchgemaä)t ,  für 
eine  St^or^eit  erflären. 

$iet>on  abgefehen  n>ärbe  jtoar  bie  befragte  Stelle 
ben  3?ortI;eil  gewähren,  mich  in  $$xe  SRähe  ju  bringen. 
Stuf  ber  anbern  Seite  aber  mujs  iä)  boch  bejtoetfeln,  ob 
ber  neue  ^uftitiar  fo  gefteüt  toerben  »erbe,  bafe  es  aU 
„  eine  grünbliche  unb  bauembe  SSerf orgung  angefehen  Ser- 
ben fönnte.  SSieDeic^t  ttritrbe  fidf)  bo<h  balb  ba3  3)ebürf= 
uife  ergeben ,  eine  anbere  2lnfteHung  ju  fu<$en.  *ßrof  effor 
SftöSler  ift  ira^rfc^eittlid^  £)erienige,  ber  bie  Sa<he  einge- 
leitet hat;  er  hat  f$on  fcor  einiger  3eit  ettoag  2lehnli<he£ 
gegen  mi<h  geäußert.  3$  bin  ihm  für  feine  toobltooffenbe 
gürforge  allen  £>anf  f<hulbtg,  toenn  ich  gleich  ba&on 
feinen  ©ebrauch  mache.  Sie  ©mpfinbungen ,  bie  biefer 
neue  SIntafe  in  mir  erregt,  nriH  i<$  in  mi<h  fcerfdfjliefeen. 

3$  hatte  faft  im  Sinne,  gefchttrinb  nadh  Bübingen 
ju  lommen  unb  $$nen  meine  ©eftnnung  münbtich  mit- 
ptheiten.  2Beg  unb  SBetter  finb  aber  ju  fchledEjt  unb 
aufhalten  tooHte  ich  bie  Sache  au<h  nicht. 

SDie  beüorftehenbe  Drganifation  toirb  au<h  auf  mich 
©influfe  haben  unb  mich  üielleid^t  ju  einem  entfehei* 
benben  Stritte  brängen ,  toaS  benn  toohl  auch  eh^ 
einem  glüdltchen  3iele  führen  fönnte,  als  ba3  bisherige 
§inbrüten. 


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145 


3$  toünföe,  bafe  ©ie  §u  ber  SReife  na<$  £aiter* 
baty  belfere  3Bitteruttfl  befommen  mögen.  <£$  freut 
tni$  fe$r,  bafe  ben  lieben  Qaitetbatyvn ,  bie  id&  fammt 
ber  lieben  SJtutter  &erjlid&  ju  grüfeen  bitte,  ber  elter* 
li$e  33efu$  ju  %fytil  getoorben. 

2Sa3  bie  Drganifation  betrifft,  fo  foricfjt  man 
ba&on,  bafe  fie  in  ungefähr  fe$S  SBod^en  an  ba3  S£ageS= 
li$t  gebraut  fein  »erbe.  33ieEei<$t  $at  es  einigen 
Shtfentyalt  öerurfadfjt,  bafc  Sßräftbent  ©rofe,  toelc^er  erfl 
neuerlich  über  bie  neue  Suftijeinrid&tung  befragt  Horben, 
fid>  febr  ungünftig  bariiber  geäufeert  b^ben  fott. 

lieber  bie  fünftigen  SBeinpreife  toetfc  man  au<§ 
I?ier  noä)  ni<$t3  SeftimmtereS ;  »aS  iä)  über  biefen 
©egenfianb  erfahre,  »erbe  t<§  9$nen  berieten  unb  mi<$ 
au$  befftalb  in  geuerba$  erfunbigen. 

6$  foH  jefct  für  jeben  ber  üier  Greife  ein  befom 
berer  Dbergertd&tSbof  angeorbnet  »erben,  toel(§er  ftdjj 
in  jtoei  ©enate,  ber  eine  für  bie  ©rüninal*  unb  ber 
anbere  für  bie  6it)ilfad^en,  abheilen  toürbe.  3)iefe£ 
tofirbe  batyer  au<§  eine  anbere  (Sinrid&tung  beS  ßaffation^ 
©erid&t$$of£  in  Bübingen  betoirfen. 

®ie  3w£gelber  »erbe  ity  entfoeber  mit  bem  ©ien- 
[tag*  ^  Sßofitoagen  ober  jugleid^  mit  ber  SBäfcfye  über* 
fenben. 

3Rit  f;erjli^er  Siebe 

3bt  ge^orfamer  ©obn 
ß." 

3m  näd^ften  Briefe,  f$on  naty  brei  Stagen,  be- 
tiditet  er  bem  Steter: 


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146 


 „$)ie  neue  Drganifatiou  foU  in  einem  QavtyU 

ebict  unb  mehreren  Snftructionen  unb  2)ecreten,  »eiche 
bem  erftcren  als  Seilagen  bienen,  befielen.  ®iefe 
Sßiecen  »erben  f<hub»eife  an  bie  j»eite  Stötheilung  beS 
©eheimenrathS  $ur  33erathung  ^inübergegeben.  3)a3 
erfte,  trag  man  hinübergab,  »ar  baS  SBefolbungSbecret, 
worüber  aber  im  ©eheimenrath  bie  Meinung  getuefen 
fei,  baf$  man  nid^t  über  bie  Sefolbungen  urteilen  lönne, 
fo  lange  man  noch  nicht  »iffe,  »aS  diejenigen  ju 
thun  ^aben  »erben,  benen  biefe  SBefolbungen  benimmt 
feien.  Ueberbem  feien  über  bie  ©ache  felbft  bebenflid&e 
Steuerungen  gefallen,  unb  namentlich  fydbe  ^räfibent 
©eorgii  erllärt,  bafc  biefe  Drganifation  nur  in  toer* 
faffungSmäfetgem  2Beg  eingeführt  »erben  fßnne,  inbem 
bie  bisherigen  Sßrocefeorbnungen  toerabfc^iebete  ©efefce 
feien,  »eiche  nicht  einfeitig  aufgehoben  »erben  fßnnen. 
@S  ȟrbe  gerabe  bei  einer  neuen  Einrichtung  im  ^uftij- 
fad^e  am  unpaff enbften  fein,  »enn  fold^e  ni<ht  im  SBege 
ber  ©ered^tigfeit  ausgeführt  »ürbe.  ©S  »irb  fich  nun 
jeigen,  ob  man  bie  ©eheimeräthe,  bie  folche  33ebenHi<h* 
feiten  jeigen,  noch  ferner  ju  SRathe  jieht."  

©afe  ihm  üon  Seiten  ber  Regierung  eine  DberamtS* 
ri<htcr= ©teile  ober  ber  eintritt  in  einen  ©erichtshof 
angeboten  »urbe,  baS  mochte  ber  ©ohn,  ber  feinem 
©runbfafce,  nicht  in  einen  »ürttembergifchen  ©taats= 
bienft  »ährenb  ber  fcerfaffungSlofen  3eü  einzutreten, 
getreu  bleiben  mufete,  gar  nicht  fagen,  um  ben  ©Item 
ben  ©<hmerj  ju  erfparen;  »ir  erfehen  es  nur  aus  feinem 
Tagebuch. 


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147 


2>ie  ©teile  in  Xtylanb*  »rief  t>om  4,  £5ct:  „$>ie 
bet>orfie£enbe  Drganifation  tt)irb  au<$  auf  miä)  ßinflufe 
üfcen  unb  m^  ju  einem  entfdfjeibenben  ©ctyritt  brängen," 
bejie^t  fi<§  auf  fein  SSor^aben,  fid&  aufeer^alb  SBürfc 
tembergä  um  eine  UntoerfttätS  s  ober  au<$  ÄanjleifieHe 
umjufe^en.  ©$on  t>om  19.  ©ept.  ift  ba3  gragment 
eines  SriefeS  an  SSarn^agen  batirt,  toorin  er  biefem 
feinen  @ntf<$lufe  mitteilt.  ttngead&tet  ber  »rief  ntyt 
»ottenbet  ttmrbe,  fott  er  bo<§  $ier  folgen,  ba  er  bie 
©riinbe,  bie  tyn  baju  beftimmten,  barin  niebergelegt  fcat. 

„S^euerfter  greunb! 
fann  in  ben  gatt  fommeu,  unb  er  ift  DieDeu^t 
na$e,  ba&  i<$  SBürttemberg  berlaffen  mufj.  @S  ift  mir 
j$on  angefänbigt ,  bafc  iä)  mä)  einer  neuen  (Rtmdfc 
tung  ni$t  me^r  £ier  toerbe  al8  Slbüofat  practiciren 
tonnen.  2)a3  Slbbofatengefd^äft  $abe  i<$,  ttrie  SDu  tt>eifet, 
nie  au£  Neigung  getrieben.  3ft  beftänbigem  SBiberftreit 
mit  metner  Statur  Derart  e$  mi<$  innerli<$,  o&ne  mir 
au<$  nur  fiufeerlid^  eine  erträglid^e  ßjiftenj  ju 
Raffen.  6$  follte  mir  bloS  eine  SKuSfunft  fein,  mid& 
fo  lange  unabhängig  ju  erhalten,  big  anbere  öffentliche 
Ser^ältniffe  eintreten  toürben.  £>tefe  $abe  iä)  längft 
tergeblidf)  abgekartet  unb  ferneres  SBarten  hnirbe  miä) 
fcerberben. 

2>urch  fe^r  fefte  SSajibe  bin  i<§  an  mein  SSaterlanb 
9etnftpft,  unb  e3  ift  nur  bie  SRotytoenbigfeit,  bie  im<$ 
fofteifjt  $eigt  wir  SWittcI,  meinen  ©runb* 
ia|en  unbef d^abet  ju  bleiben ,  ity  toerbe  e8  mit  $reubeu 


Di 


148 


ergreifen,  ßinfttoeilen  aber  barf  id>  m<$t  toerfäumen, 
mi$  um  ein  Unterfommen  au$toärt$  umjufefcen.  S5u 
ftetyft  mit  Dielen  2Jlenf$en  unb  Orten  in  SSeritynmg, 
batyer  meine  Anfrage  an  £)i$ :  ob  S)u  3)i<§  auf  ni<$t§ 
beTtnnen  fönnteft,  toa&  mir  bienen  möchte?  3$  toeifj, 
man  pflegt  in  folgen  gaffen  ni<$t  eben  bie  SCuStoa^t 
ju  ^aben,  bo<$  ift  ju  tt>ünf<$en  erlaubt.  SEBa^  idf>  fu<$e, 

ift"  So  toeit  getyt  ber  Srief;  Ufylanb  bef<$liefct 

bann  aber  fyäter  felbfi  na<$  JtarlSru^e  ju  reifen,  3m 
Anfang  be3  ©ecember  geljt  er  juerft  nac$  Bübingen, 
um  mit  ben  ©Item  über  feine  Ser^ältniffe  ju  fpred&en. 
®o  toiel  lieber  fie  i^n  aud>  in  ber  Sftctye  behalten  Ratten, 
fo  finb  fle  bodj)  mit  feinen  ©dritten  jur  Sfafteffung 
auätoärtö  einfcerftanbetu  Sßrofeffor  Sa^nme^er  üon 
Bübingen  Ijatte  f^on  für  i^n  nadj  93afel  tt)egen  einer 
SßrofefforSfteffe  gefd^rieben.  SBon  Bübingen  au3  befugt 
Urlaub  bie  ©d^oefter  in  #aiterba<$,  gefjt  oon  bort 
ju  $ufj  toeiter  nad&  (Salto,  unb  üon  bort  in  einem 
SBintertag  toieber  p  gufe  na<$  Äarteru^e,  too  er  bei 
feiner  SEante  immer  bie  liebreiche  2lufna^me  fanb. 
SKucfy  fcon  Sarn^agen  ift  er  freunbli<$  aufgenommen 
unb  biefer  bemüht  fi$  in  fcerfd^iebenen  SWd^tungen 
für  feine  2Bünf<$e.  SDurdj)  bie  Angelegenheit,  bic  i^n 
nad&  ßarlSrutye  geführt,  nityt  eben  Reiter  gefthnmt, 
lag  er  bennod^  bei  Sßarn^agen«  feinen  „Subttug  ber 
Satyer"  wx. 

3lu<$  an  Äirdjjenraty  SßauluS,  ben  er  bei  ©<$ott£ 
unb  ©aupps  öftere  geftro<$en,  toenbet  er  ft<§  in  biefer 
Angelegenheit,  i 


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149 


„$od&too$Igeborner ,  £o<$jut>ere§renber 
#err  @e&.  ftixtynrafyl 

©d&on  bei  öftrer  2(ntt>efen$eit  in  Stuttgart  ift  bie 
Siebe  batton  getoefen,  wie  fetyr  mir  eine  balbige  9Ser- 
anberung  meiner  Sage  erto>ünf$t  fei.  S)ie  Slbtoofaten- 
prajiS  fyabe  i<§  nie  aus  Steigung  getrieben,  fonbern  fie 
foHte  mir  blo£  baju  bienen,  mxä)  biö  jur  ©rlebigung 
unferer  Serf  affungS  *  Sfagelegen&eiten  in  einiger  Unab* 
^ängigfeit  ju  erhalten.  -Jtun  ift  aber  ni$t  bloS  bie 
enblid^e  ^perfleDung  eines  toerfaffungamäfjigen  3uftanbe£ 
toeit  auSfe^enb ,  fonbern  iä)  bin  audfj ,  n>ie  6uer  Igoty 
totgeboren  f$on  au«  meinen  münblidpen  SHeufeeruugen 
imjfen,  burdj)  eine  betoorftetyenbe  neue  Quf%Drganifation 
9ebrängt.  Sei  uns,  unter  bermaligen  SBer^ältniffcn,  in 
ben  eigentlichen  ©taatsbienft  ju  treten,  ift  gegen  meine 
$nen  befrmnte  ©runbfäfce.  9Jlein  angelegentlicher 
8hmf<$  mufe  e3  ba^er  fein,  aufeer^alb  2Bürttemberg8 
eine  ©teile  ju  finben,  bie  mir  ba3  nötige  2lu3fommen 
getoä^rtc  unb  mi$  in  eine,  meiner  Neigung  unb  5Raiur* 
Qnlage  angemeffene  3^^ätigfeit  toerfefcte. 

©ie  haben  bereit«  Äenntntfc  bafcon,  bafe  idf)  midfj 
toegen  ber  Se^rjieHe  für  beutfd^e  ßiteratur,  in  Serbin* 
bung  mit  ber  S^eorie  ber  frönen  2öiffenf<$aften,  tt>el<$e 
bei  ber  neuorgantfirten  ttntoerfität  Safel  errietet  toerben 
[oD,  borten  getoenbet  habe.  2)ie  erhaltenen  9laä)xiä)ten 
lauten  aber  ba^in,  bafe  e£  fi<h  mit  ber  ttnrHid^en  2te 
je^ung  ber  neuen  Se^rftü^Ie  no<$  jiemlid^  in  bie  Sänge 
}te§en  bürfte.  Stuch  in  Karlsruhe  fear  iä)  neuerlich 
unb  erhmbigte  mi<h  bort,  ob  nidfjt  auf  einer  ber  babifd^en 


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150 


Uniüerfitäten  in  ä&nlid£>en  gä<$ern,  tooju  i<$  no<$ 
befonbera  bie  ©rHärung  ber  altbeutfd&en  S)td&ttoerfe 
redfjne,  ettoaS  magert  toäre,  unb  man  festen  biefeS 
ni<Jjt  für  unmöglich  ju  galten.  ©oHte  fid^  #e§u  ®e* 
Iegen^eit  barbieten,  fo  erlaube  i#  mir,  3^re  too^l* 
toollenbe  SSertoenbung  in  2tnfpru<$  }U  nehmen,  grüner 
fd&on  tyabe  idfj  ein  Stugenmerf  auf  bie  freie  ©tabt  graut 
furt  gerietet,  unb  e8  toäre  mir  ton  großem  Sntereffe, 
ju  erfahren,  ob  nidfjt  bafelbjt  bei  bem  ©pmnajium  in 
ben  oben  bemerften  ober  üertoanbten  £efyrfä<fyem,  bei 
einer  Sibliotyef,  einem  2lr<$to,  einer  Äanjlei,  Stnftettung 
ju  erhalten  toäre. 

3$  felbft  fenne  in  granffurt  SRiemanben,  an  ben 
i$  miä)  unmittelbar  toenben  fönnte.  hingegen  meife 
i§,  baß  ©uer  $o$tDo$lgeboren  bafelbft  angefe^ene  3te 
f annte  §aben ,  bei  benen  bur<$  $&re  gütige  SSertoenbung 
ju  meinem  3toe<f  getoirft  toerben  möd&te. 

®ie  literarifdfjen  Arbeiten,  bie  mir  ju  einiger  S)e= 
glaubigung  bienen  tönnten,  finb  außer  einer  ton  mir 
felbft  verfaßten  juribifd&en  ©iffertation  Dom  Qa^re  1810 
eine  2lb^anblung  über  baä  altfranjöfif<^c  @poS  in  ber 
3eitfdf>rift  „bie  3Rufen"  t>om  3a$re  1812,  ba3  Stefultat 
meiner  9ia<$forf<$ungen  in  ben  altfranjöfifdjjen  £attb= 
fd^riften  ber  »ibliotyef;  bie  1815  bei  6otta  $erau3= 
gefommene  ©ammlung  meiner  ©ebid^te,  bie  Pforten  be- 
fannten  fcaterlänbifd^en  Sieber,  bie  beiben  &tftorif<$en 
©<$auft>iele :  „6rnfl  bon  ©<$toaben"  unb  „Subtoig  ber 
SBatyer",  beren  teueres  nä<$ften3  bei  9teimer  in  Serttn 
erf feinen  toirb. 


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151 


©efchäftäfenntniffe  in  anbcrer  Sejietmng  habe  ich 
mir  bur<h  mehrjährige  SlbüofatertyrafiS  unb  frühere 
£ienftleifhtngen  in  ber  Äanjlei  beS  3uftijminifterium3 
ertoorben. 

@uer  £o<htoohlgeboren  würben  mich  nun  ju  bem 
lebhafteften  ©anfe  verpflichten ,  toenn  ®ie  e3  über; 
nahmen,  bei  ffiten  greunben  in  granffurt  ©rfunbU 
gungen  einjujiehen  unb  mir  ton  bereu  SRefultat  iah 
bige  SRachrtcht  ju  geben. 

$)er  ich  mit  auSgejeichneter  Hochachtung  beharre 

Dr.  Subttrig  Uhlanb." 

3luS  einem  Briefe  an  UhlanbS  Altern  theilen  toir 
folgenbe  Stetten  mit:  „Qai  £rauergeläute,  ba$  ich  in 
.  Äarläruhe  gehört  hatte,  ift  balb  auch  ^er  erf fangen. 
$>er  £ob  ber  Königin  toax  fax  eben  fo  unerwartet, 
als  er  3h"en  getoefen  fein  nrirb;  man  tüufete  faum, 
bafe  fte  untoohl  toar. 

@g  tt)irb  babon  gebrochen ,  ber  Äönig  toerbe  eine 
Sleife  nach  SOBeimar  unb  $raunf<hroeig  machen;  er  ift 
fehr  angegriffen. 

®ie  Drgantfation  hat  burd)  biefen  SCrauerfatt  auch 
Serjögerung  erlitten,  boch  wirb  jefct  triebet  gebrueft. 
6$  fcheinen  auch  lieber  Sanbfiänbe  im  SBerfe  ju  fein. 

3Son  Karlsruhe  habe  ich  n0($  *einen  Sefcheib  er* 
galten.  ®ie  in  granffurt  bon  SßauluS  eingejogeneu 
(Srfunbigungen  haben  baS  SRefultat  ergeben,  ba£  bort 
toenig  ober  gar  nichts  ju  machen  fei.  SRad;  bem  Äalenber, 


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152 


ben  ©ie  mir  überf<$i<ft  fyabtn,  giebt  e£  ^euer  ein  recht 
angenehmes  $ahr,  feinen  $)ecember,  bafür  mehrere 
grä^Iingg'  unb  Sommermonate  bo^elt.  2Bir  tooHen 
jufrieben  fein,  toenn  fic  ft<$  nnr  einfach  einfallen." 

S.  Uhlanb  an  feine  (Sltem. 

Stuttgart,  5.  gebruar  1819. 

,,©ie  erhalten  fyehei,  liebe  SItern, 1  ein  ©ebidht, 
ba£  idh  auf  ben  £ob  ber  Äönigin  gemalt  fyabe. 
^ielt  für  angemeffener,  es  ohne  meinen  SHamen  bruefeu 
ju  Iaffen.  $)odh  madhe  idh  fein  ©eheimnifj  barauf, 
baf$  xä)  ber  3Serfaffer  bin,  h>a$  fid)  audfj  leidet  erraten 
lä&t.  @3  thut  mir  leib,  bafc  xä)  Sfoxxen  für  biefjmal 
nicht  me^r  ©jemplare  fd^idfen  fann;  ba$  eine  ift  für 
bie  lieben  £aiterba<$er  bejttmmt.  @3  finb  mir  aber 
noch  mehrere  jugefagt,  unb  bann  fann  ich  mit  SBeiterem 
bienen.   3Jtit  inniger  Siebe 

3hr  gehorfamer  ©ohn 
S." 

3n  ben  erften  äftonaten  beä  Sdfyreä  1819  arbeitet 
Uhtonb  an  einem  ©dhaufoiel:  „Otto  Don  2BitteI$ba$", 
toon  bem  aber  nur  ber  Pan  unb  einige  Sfafjüge  auf- 
geführt finb.  ©ein  SCrauerftnel :  „£erjog  (Srnft  Don 
©d^tpaben"  nmrbe  juerft  in  Hamburg  aufgeführt.  U^lanb 
fdhrieb  bamalS  an  feine  ©Item:  „2Bie  idh  tyre,  ttmrbe 
e3  beifällig  aufgenommen;  aus  ben  ^h^^teranaeigen  in 
Hamburger  blättern  erfehe  idh,  bafe  e^  am  5-  9Kai  jum 

i  gm  2HorgenMatt. 


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153 


erften,  unb  am  10.  jum  itoeitenmal  gegeben  mürbe. 
Sei  un3  §at  freili<§  ber  ©<$auftnelbi$ter  t>on  folgen 
aSorfteUimgen  etneS  gebrudten  ©tüdeS  feinen  33ort^eil, 
roä&renb  in  granfrei$  jebe  SSorftellung  auf  jebem 
Sweater  feine  Sßrocente  abftrirft." 

3n  Stuttgart  ttmrbe  biefeS  ©tüd  bon  3lugufte 
93rebe  tyrem  Senefice  getoitylt ,  unb  nadfjbem  fte  unb 
ßfelair  fi<$  mit  bem  SJerfaffer  mehrmals  barüber  be* 
fprod&en,  am  7.  -Dtai  aufgeführt.  Qm  Sölorgenblatt 
tarn  eine  günflige  Slnjeige  über  biefe  Slufffityrung  t>on 
grei^erm  t>on  2^umb.  2tuc^  ttmrbe  baS  ©tüd  balb 
toieber&olt.  UtylanbS  Altern  waren  jur  Ueberraf<$ung 
i^rcö  ©otyneS  jur  erften  2luffü$rung  na<$  Stuttgart 
gefommen.  2)er  lebhafte  SSeifatt  mufjte  ben  (Sltern  fe^r 
föo^I  t^un.  ®er  S3ater  ttmrbe  überhaupt  bur$  bie 
SBa^rne^mung  ber  2U$tung,  bie  feinem  ©o^ne  fcon 
fielen  ©eiten  ju  S^eil  ttmrbe,  über  manche*  Sulingen, 
mannen  fcergeblidfjen  2Bunf<^  getröftet.  ©eit  bem  ©r* 
feinen  ber  ©ebid&tfammlung  unb  ber  taterlänbifd^en 
Sieber  ^atte  fi<$  ttylanb  toiele  greunbe  gewonnen  unb 
ttmrbe  oft  bon  $remben  aufgefud^t. 

3fta<$bem  bie  SBiebereinberufung  üon  ©tänben  au& 
gefyro<$en  toar,  mufjten  alle  bi<$terifdfjen  $lane  ton 
ttylanbs  ©<$reibtif<§  üerfd()ttrinben,  unb  bie  ftänbifdjjen 
Ser^anblungen,  bie  franjöfifd&e  Sparte  unb  SBindeS 
Serfaffung  Don  ©rofebritannien  nehmen  i^re  ©teile 
ein.  3tu*  einer  Steide  »riefe,  bie  ttylanb  in  biefer 
3eit  an  feine  eitern  fd^rieb,  folgen  §ier  einige  ganj, 
anbere  im  SluSjug. 


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156 


Sic,  nodj  an  meine  ßommittenten  ju  [^reiben.  2luch 
wirb  faft  SMIeS  ebenfo  balb  im  Sdjtoäbif<hen  hierfür, 
ben  fteuerlem  mit  lanbjiänbiföen  5Kachri<$ten  x>erfie^t, 
gelefen,  als  i cf>  e3  berieten  fönnte.  £a&  id;  in  baS 
6omite  ju  Ibfaffung  ber  3)anfabreffe  getränt  fear, 
roerben  Sie  erfehen  fyaben.  S>ie  2lbreffe  ifi  toon  mit 
naty  vorhergegangener  Serathung  im  ©omitä  aufge* 
fe$t.  £eute  lamen  juerft  bie  ^ropofitionen  be3  6ou* 
vocationSrefcriptä  über  bie  ärt  ber  SJerhanblung  in 
Vortrag.  @S  tourbe  auf  bie  2Bahl  von  fieben  (Som* 
miffarien  geftimmt.  ^ieju  tt)urben  juerft  ber  Sßräfu 
beut  unb  ber  SJicepräfibent  2öei$£aar  befiimmt,  bie 
fünf  übrigen  foHen  morgen,  jebet  befonberS,  burdh 
abfolute  Stimmenmehrheit  getoählt  toerben.  $)a  bicfe 
Sffiahlart  fehr  umfiänblid)  ift,  fo  »erben  Kit  ohne  Stoeif ei 
wm  borgen  bis  jum  ätöenb  mit  ber  3öahl  ju  thun 
haben. 

3<h  f^Iiefee  fyxtx  unb  behalte  mir  3Jtehrere§  auf 
einen  ruhigem  £ag  t>or.   SJlit  h^}li<her  Siebe 

3h*  gehorfamer  Sohn 

Q  " 

2ubtmg$burg,  19.  Suli  1819. 

„Siebfie  eitern! 
3)ie  3eü  für  baS  Schreiben  geht  mir  immer  fe^r 
nahe  jufammen.  Ueber  ben  Sonntag  mar  iä)  in 
Stuttgart,  too  iä)  SSerf^iebeneS  ju  thun  antraf.  2lm 
Sonntag  2lbenb  matten  ttrir,  9tofer3,  @mma  unb 
Scf)toab3,  einen  Spaziergang  nach  &e$la$,  unb  für  ba£ 


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157 


Slbenbeffm  toax  iä)  lieber  ju  §ofrath  $iftoriu§  ein* 
gelaben. 

2tm  Samftag  fear  bie  SBahl  bcr  ftänbif<hen  ßom= 
miffarien,  bie  bur<h  abfolute  Stimmenmehrheit  getoähU 
würben.  3)ie  SSahl  fiel  aufter  bem  Sßräfibenten  unb 
Sicepräftbenten  auf  SBarnbühler,  $af)n,  tytobaVo,  ©tue- 
litt  unb  53urfharb  fcou  SRotttoetl.  Statt  be£  2e|teren 
Ratten  bie  2llth)ürttemberger  mi<h  im  Sinne,  ©ie  9teu* 
toürttemberger  aber,  mit  betten  ber  gröfete  Ztyil  bes 
2lbel£  geftimmt  }U  haben  f<^eint ,  toaren  auf  Surf ^arb 
toerfeffett.  @r  mad&te  fdf>on  ©melitt  ben  pa£  flreitig 
unb  e3  mufete  (ba  bie  abfolute  Stimmenmehrheit  mehr 
als  bie  £älfte  aller  Stimmen  erforbert)  bei  ber  3BaH 
be£  fed^^ten  Gommiffärä  (©melius)  triermal  unb  bei  ber 
Sßahl  be3  fiebenten  (93urf^tbS)  breimal  abgeflimmt 
toerben.  @S  folgt  tyvc  ein  SSerjeid^nife  biefer  fieben 
Slbftimmungen  für  bie  jtoei  legten  äöahlen,  toobei  je- 
bo$  biejenigen,  toel^e  nur  toenige  Stimmen  erhielten, 
ni<ht  bemerft  finb.  gür  bie  Sache  mag  e3  gut  fein, 
bafc  nodh  ein  5Reuttriirttemberger  hinein  fam,  es  hätte 
fonft  ©iferfud^t  erregen  fönnen  unb  mir  für  meinen 
£f;eil  ift  e£  mehr  um  bie  freiere  SBirffamfett  in  ber 
PenatDerfammlung  als  um  bie  ßommifftonSgefchäfte 
ju  thun.  #eute  tourbe  barüber  bebattirt,  ob  ber  @om- 
miffion  ein  (Sornitz  beigegeben  werben  fott?  SDie  grage 
toirb  erft  morgen  §ur  Slbftimmung  fommen  unb  toahr* 
f<heinli<h  verneint  toerben.  GS  toirb  bann  auch  ettoaä 
ruhigere  Qtit  eintreten,  fo  bafc  iä)  au<h  an  meine 
Kommittenten  berieten  fann.  —  @3  freut  mid;  febr, 


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156 


bafe  bic  liebe  Suife  if)t  SSo^enbett  in  Bübingen  §ab 
ten  wirb. 
3n  eile! 

3&r  ge^orfamer  6o^n 

Stuttgart,  25.  Suli  1819. 
„Siebfte  ©Itern! 

©eftern  würbe  bie  Ianbftänbtf^e  Deputation,  fcon 
bet  auä)  iä)  SDlitglieb  war,  bem  Äönig  sorgefieHt.  ©ie 
beftanb  aus  ben  fieben  ßommiffarien,  bann  trierje^n  ge* 
wählten  9)Jitgliebero,  Wel^e  bereits  in  bet  3^itung  ge* 
nannt  ftnb.  Der  Sßräfibent  £ielt  eine  Siebe,  wel^e  ber 
Äönig  erwieberte.  @r  äufeerte,  bafe  er  ber  einzige 
beutf<$e  gürft  fei,  ber  ben  2öeg  beS  Vertrags  betrete, 
bafe  er  uns  ^ieju  bie  $anb  biete  unb  bafc  ber  Sag, 
an  bem  er  ben  33er trag  unter jei<$ne,  ber  fünfte  feinet 
Sebent  fein  werbe,  hierauf  liefe  er  ft<$  bur<$  ben  $r& 
fibenten  jebeS  SJtitgüeb  ber  Deputation  befonberS  bar* 
ftellen  unb  fpra<$  mit  Qebem  einige  SBorte.  3u  3Bei5- 
fyaar  fagtr  er,  bafc  er  biefen  33ertrag$weg  gerne  be- 
trete.  3U  m™:  cr  $a&e  wir  noty  für  ein  ®ebi<$t  ju 
banlen  (otyne  *>ag  auf  b*n       ber  Äönigin). 

3$  antwortete :  e£  tyabe  meine  tieffte  ©mpftnbung  au& 
gefpro^en.  SBorauf  er  Weiter  äußerte :  er  ^offe ,  wenn 
tt)ir  in  ben  SHnftäjten  &erf<$ieben  feien,  fo  werben  Wir 
e£  nityt  in  ben  ©efü^Ien  fein. 

SWorgen  werbe  i$  wieber  na<$  SubWigSburg  getyen, 
aber  wa§rf<$einli<$  nur  auf  furje  3*it,  ba  wätyrenb  ber 


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159 


Arbeiten  ber  Sommiffum  toenig  ober  gar  feine  6i|nn= 
gen  fein  »erben  unb  fi$  beftyalb  o^ne  3\oei\d  «ti 
großer  S^eil  ber  Serfammlung  beurlauben  nrirb.  3Jtit 
^erjli^er  Siebe 

3ftr  ge^orfamer  ©o$n 
£." 

35ie  fcon  Urlaub  toerfa&te  2lbreffe  lautet  ttrie  folgt: 

eure  £6nigli$e  3Kajeftät 
&aben  burdj>  ba*  3lller$ö<$fte  SHanifeft  fcom  10.  b.  SR, 
bie  Serfammlung  ber  ©täube  einberufen,  bannt  burd) 
gemeinf$aftli$e$  eintoerftänbnife  baS  SBerf  ber  33er= 
faffung  tjoüenbet  toerbe.  3)er  Stag,  an  toeld&em  bie 
SSerfammlung  eröffnet  tourbe,  ift  bcrfelbe,  ber  etnft 
SlHer^ö^ft  ©ie  toont  gelbe  be8  ©ieg$  in  ba3  jubelnbe 
SSaterlanb  jurüdfgefityrt.  9T\ä)t  minber  ru^mfcofl  ift  er 
Diesmal  aufgegangen. 

SSon  neuem  ben  2Beg  be3  Vertrags  betretenb,  auf 
bem  ft<$  &on  je^cr  bie  SSerfaffung  be£  Sanbeä  enttoidfelt 
&at,  betoä^ren  Sure  aJtajeftat  bie  $ö<$fte  Sld&tuug  für 
3&r  SSoH  unb  ben  ©eift  ber  ©ered&tigfeit,  ber  be$  pr. 
fien  erfte  £ugenb  ift. 

ertoedfenb,  fro^belebenb,  tyat  jener  Stuf  fcom  Jerone 
ba$  Sanb  bur^brungen.  2Bir,  bie  toerfammelten  ©tänbe, 
glauben  unfere  unb  be£  gefammten  SoIfeS  freubige 
$)an!barfeit  bur<$  ni$t$  fo  fe^r  im  ©inne  eurer 
SKajefiät  barlegen  gu  lönnen,  als  bur$  reblid&e  unb 
raftlofe  görberung  be3  großen  SBerfeS. 

SJlöge  ber  Slidf  eurer  SDtajeftät  unfere  »eftrebungen 


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160 

» 


too^toollenb  begleiten  unb  in  uns  bie  SSertrctcr  ni<$t 
bloä  ber  Siebte  be8  SBoßS,  fonbern  ebenfo  feljr  feiner 
Siebe  ernennen.  3J?ögc  bie  erneuerte  SBerfaffung  Verbor- 
genen auSberÄraft  allfeitiger  Ueberjeugung,  auSbem 
reinen  bauernben  ©ieg  be§  Vertrauen« ,  ber  SBa^eit, 
ber  ©erecfytigfeit. 

3n  tieffter,  aufri^tigfter  @&rfur$t  beharren  toir 
ßurer  $önigli<$en  SJtajeftät 
atteruntertyänigfte,  treuge^orfamft  »erfammelte 
©täube  beä  Äönigreid)3. 
^räfibent:  gürft  &on  ffialbburg*3eik£raud)burg. 
2)er  SSicepräfibent:  2Bei^aar. 
3m  tarnen  ber  Sirilftimmfü^rer :  ©ruft,  $rinj 

iu  ^enlo^Sangenburg. 
3m  9iamen  ber  gemähten  2tögeorbneten:  Ufylanb, 

äbgeorbneter  be£  Dberamt^ 
bejirfö  Bübingen. 
Sie  beiben  ©ecretäre :   Dberjufti j  ?  Sßrocurator 

geuerlein.   Dr.  Schott 

Stuttgart,  23.  ?Xuguft  1819. 

„Siebfte  ßltern! 

SDie  Watyvity  fcon  ber  glüdli^en  ßntbinbung  ber 
lieben  @<$tt)e[ter  Ijat  mxä)  auSneljmenb  erfreut.  üDtögen 
©ie  au<$  an  beut  @nfel  noä)  fciele  greube  erleben! 

Unfere  Sommtffarien  werben  ttermut^lidj  um  bie 
9)titte  ber  2Bo$e  fertig.  S^re  Delationen  werben  fobann 
gebruät  unb  unter  bie  SWttglieber  bertl)etlt.  Slfebann 
fott  e*  mehrere  STage  bte  jur  ©röffnung  ber  Sßlenar- 


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161 


fcerfammlung  anfielen,  bamit  man  fu§  vorbereiten 
imb  befyredjen  fönnc.  93ieDei<$t  fangen  auf  biefe  2lrt 
bic  Sßlenarfcerfammlungen  erft  fcon  £eute  über  merje^n 
£agen  ttrieber  an.  SlHein  e$  toirb  fcfyon  in  ber  näty 
flen  2Bo<$e,  toenn  man  ba3  ©ebruäte  in  §änben  §at, 
fc^toer  abjufommen  fein.  Ob  unter  biefen  Umflänben 
mein  2öunf<$,  bei  ber  Saufe  meinet  lieben  Steffen  an- 
toefenb  ju  fein,  in  Erfüllung  getyen  fann,  mufe  iä)  be* 
jtoeifeln.  2luf  jeben  gatt  aber  tt>ünf<§e  ity  9ta$ric§t 
ju  erhalten,  toann  bie  $eit  ber  Saufe  fein  ttnrb. 

SRa<§  SubtoigSburg  gebenfe  iä)  morgen  ober  über* 
morgen  jurüdjuge^en. 

SÖlit  inniger  Siebe 

3#r  gefyorfamer  ©otyn 
S." 

Subtotgg&urg,  6.  ©eptem&er  1819. 

„Siebfte  eitern! 
Sange  f$on  bin  iä)  o^ne  9Ra<$ri$ten  fcon  3$nen, 
ber  lieben  Suife  unb  ifjrem  kleinen.  £offe,  bafe 
fi$  alle  jufammen  too^t  befinben.  Seit  SBiebereröff- 
nung  ber  SSer^anblungen  gibt  e8  toiel  ju  t^un.  2ßir 
fyaben  bie  commiffarifd)e  ^ßropofition  felbft  no<$  ni<$t 
boUftänbig,  au<§  erhält  jeher  nur  ein  (Sjemplar  ftatt 
3Jtanufcripte3,  fonft  nmrbe  iä)  bem  lieben  SSater  unb 
meinen  (Sommittenten  baS  @rf$ienene  mitgeteilt  §aben. 
UebrigenS  ürirb  es  jebeämal  gletdj  in  ber  3eüung  ab- 
gebruit  unb  lommt  babur<$  auf  bem  fdjnellflen  2Bege 
iur  allgemeinen  Äenntmfe. 

UfclanbÄ  Sebeit.  11 


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I 


162 


greili<$  ift  bicfe  ^ropofttion  ni<$t  fo  glänaenb  a\\& 
gefallen ,  als  man  fidfj  anfangs  Hoffnung  machte. 
fonberS  fann  ich  bie  2tbelSfammer  nid^t  hinunterbringen, 
fcoflenbS  fo,  wie  gerbte  ©inridjtung  fcorgefd&lagen  ift. 
Unfere  ßommiffarien  Ratten  fi<h,  meinet  6ra<htenS, 
nimmermehr  hierauf  einlaffen  foHen. 

9teuerli<$  war  ich  SDtitglieb  eines  Eonut6,  ba$  ju 
@ntwerfung  ber  Slbreffe  auf  Deff entlief eit  ber  SBerhanb* 
Iungen  nieber gefefct  würbe,  ©er  ©ntwurf  ber  2tbreffe 
ift  fcon  §errn  fcon  SBarnbühler. 

$eute  würbe  baS  erfte  Äapitel  beS  neuen  ©nt* 
Wurfs  in  ber  SSerfammlung  abgehanbelt.  @S  geht  bt£ 
jefct  noch  jtemltdjj  frieblidh  her- 

SDen  SBrief  beS  lieben  SDte^erS  würbe  i<$  längfi 
beantwortet  haben,  wenn  iä)  gewußt  hätte,  ob  ich  meiner 
SSftwefenhcit  ungea^tet  als  SCaufrathe  eingetragen  Wor* 
ben  bin. 

.£eute  erhielt  i<$  eine  ßufchrtft  ber  ©icfenhäufer, 
worin  fte  mi<h  ih^en  gnäbigft  erwählten  Stepräfentan- 
ten  betiteln. 

Wtit  hetjlid^en  ©rüfeen  an  2We. 

3h*  gehorfamer  ©ohn 
8." 

(Stuttgart ,  ©onntag,  19.  <&eptmbtv  1819. 

„Siebfte  eitern! 
SBährenb  ber  legten  üierje^n  £age  war  eS  mir  un^ 
möglid^,  3h«en  ju  f ^reiben.  Seftänbige  ©tfeungen,  in 
ber  leiteten  3eit  33or*  unb  Nachmittag*,  ließen  faum 


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163 


bie  nötige  Seit  jur  Vorbereitung,  ©eftern  äbenb  finb 
toir  nun  fertig  getoorben  unb  unfere  SIrbeit  ging  no<$ 
gejlern  an  bie  fßnigüd&en  ©ommtffäre  ab.  ©er  com- 
mijfarifcfye  @nttmtrf  $at  freiließ  ni<$t  biele  mefentli<$e 
taberungen  erhalten,  ßtoei  Kammern  finb  geblieben, 
i$  tyabe,  tirie  ©ie  aus  ber  3e^un9  erfetyen  toerben,  au<$ 
no$  einen  ©dfjuf$  bagegen  getrau.  ©ie  Meinung,  bafc 
man  in  biefem  fünfte  nichts  auSrid&te,  toar  übrigens 
in  ber  Verfammlung  faft  allgemein.  SBon  biefem  fünfte 
abgefe^en ,  mufc  man  gefte^en,  bafe  ber  Snttourf  fciel 
®uie$  enthält  unb  bei  näherer  Prüfung  gewinnt ,  ftatt 
bafe  ber  frühere  !önigli<$e  ©utnmrf  $in  unb  toieber 
blofcen  ©dfjem  gab. 

6tatt  be$  ÄanjlerS  fyaben  ttrir  einen  üon  ber  Uni- 
tJerfttät  gemähten  äbgeorbneten  fcorgefdfjlagen.  £err 
SSicefanjIer  braute  biefe  Veränberung  felbft  in  Vor* 
ftyag.  2luf  ben  3Jtitttüod>  erwartet  man  bie  Sttnttoort 
t)om  Könige  unb  bann  toirb  toa$rf<$einlidfj  am  @nbe  ber 
ffio^e  bie  Unterfdfjrift  be3  Vertrags  erfolgen.  2öenn 
nun  freilid^  ntd&t  jebem  geregten  2Bunf$e  entfyro<§en 
ifl,  fo  toirb  bodfj  toieber  ein  Buftanb  ber  Drbnung  unb 
bc^  9te<$t3  im  alt^erfömmli^eu  2öege  beS  Vertrags  $er= 
geftellt.   ©er  Gimmel  gebe  feinen  Segen  baju! 

©er  Äönig  ttrirb,  toie  man  tyört,  fünftige  2Bodjje 
jum  ßongrefc  naä)  äöarfdjau  reifen.  Um  fo  beffer,  bafe 
bie  Verfaffung  üor^er  unterfdjjrieben  totrb. 

2luf  3IUtttood(j  bin  xä)  nad&  geuerbad^  ju  DnfelS 
(Geburtstagsfeier  eingelaben.  Db  xä)  toerbe  erfd&einen 
fönnen,  ift  no<$  ungenrifc.    ©er  lieben  ©<$tt>efter 


Di 


iü4 


gratultre  ity  na$trägli<§  junt  ©eburtstag ;  idj  tyabe  an 
biefem  Stage  mit  brüberli^en  2Bünf<$en  an  fie  gebaut 
3Jtit  inniger  Siebe 

ge^orfamer  So^n 
S." 

„3$  bin  erft  btefen  borgen  tirieber  tyter^ergelom* 
tnen  nnb  tterbe  morgen  ttrieber  naä)  SubtoigSburg  jurütfs 
fe^ren." 

Slm  23.  September  befd&lofe  bie  Serfammlung  bie 
2lnna^me  be3  (SnttourfS,  toeld&er  bann  am  24.  unter* 
f  trieben  mürbe.  SSom  25.  Reifet  e3  im  £agebudj  fo 
furj  al§  möglicf) :  „Solennifation  be£  Vertrag«,  Stafel 
bei  $of."  S)cn  26.  Ratten  bie  Slbgeorbneten  nod)  ein 
2lbfd?teb3ma$l  }ufammen  unb  am  30.  tourbe  bie  3tü& 
reife  naä)  Stuttgart  angetreten.  S$on  am  näd^ften 
Sage  befugte  Urlaub  bann  bie  ©Item  in  Bübingen  unb 
erfreute  fi<$  be£  f leinen  Neffen.  %n  Stuttgart  befäjäf; 
tigte  i^n  na<$  ber  SRücffe^r  bie  ßorreftur  unb  bie  ©in* 
reityung  ber  neuen  ©ebidjte  in  bie  jtoeite  2lu3gabe  feiner 
Sieber  unb  ebenfo  bie  ßorreftur  t>on  gouqu6'£  ©ebbten. 

3ur  geier  ber  SSerfaffung  follte  in  Stuttgart  Ufc 
tanbs  §erjog  ©rnft  gegeben  toerben,  unb  er  tourbe  um 
einen  Prolog  baju  erfu<$t.  @S  blieb  tym  nur  ein  £ag 
baju,  benn  am  26.  DI  tober  erhielt  er  ben  Auftrag  unb 
am  27.  SJlittagS  fu^r  er  toieber  naä)  Bübingen,  too^in 
er  jur  33erfaffung3feter  eingelaben  toar.  ©ort  $ielt  ant 
28.  ber  S3ürgermeifter  toom  Salfon  be3  9iat^aufe3  $erab 
eine  Siebe,  auf  bem  3Jiarftpla|  fang  bie  Bürger  fd&aft, 


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165 


bann  toar  f eierlid&eS  SHittagSma^l ;  oon  biefem  ^inmeg 
tourbe  tl^Canb  oon  ben  Särgern  in  xf)t  $efilofal  abge^ 
holt,  Ia3  bort  ben  oon  ihm  verfertigten  ^rolog  fcor  unb 
beteiligte  ftdj  am  Sali  mit  ben  SSürgerSfrauen.  ®er 
näcpe  £ag  ftnbct  ihn  lieber  in  Stuttgart  im  Sweater, 
tüo  ©felair  ben  ^rolog  tortrug,  ein  geftlieb  gefungen 
unb  bann  ^erjog  ßrnft  gegeben  tourbe. 

SBar  aud(>  ni$t  alles  erreicht,  toa3  Uhlanb  ge^ 
toünfcht  hätte,  toar  auch  bie  SlbelSfammer  gegen  feinen 
Sinn,  fo  toar  bod)  bie  SSerfaffung  auf  ba3  alte  3le<$t, 
bur<$  Vertrag  jtoif^en  gürft  unb  SSolf  neu  begrünbet, 
darauf  legte  Urlaub ,  toie  toir  toiff en ,  toie  er  in  feinem 
Siebe  ausgebrochen,  fo  grofeeS  ©etoicht. 

Urlaubs  SSater  toar  $o<$erfreut  über  bie  Slner* 
fennung,  bie  fein  ©ohn  in  Bübingen  gefunben.  @r 
f treibt  fym:  „@3  toar  für  uns  eine  toahre  Eltens 
freube,  SDidjj  fyex  ohne  alle  unfer  unb  SDein  $uti)m  fo 
allgemein  geehrt  ju  fehen,  unb  e£  toirb  biefer  Sag  mir 
fo  lange  ich  noä)  lebe,  immer  in  angenehmer  ©rinne* 
rung  bleiben." 

SDie  Subtoigöburger  35erfammlung  hatte  für  Uh5 
Ianb  perfönlidh  auch  eine  ertoünfehte  golge.  $n  ben 
Briefen,  bie  er  oon  bort  an  feine  (SItern  fd&rieb,  lefen 
toir  öfters,  bafc  er  mit  SRoferS  unb  @mma  einen  ©pa* 
jiergang  gemalt  unb  bafi  er  mit  StoferS  bei  Jpofrath 
pftoriuS  ben  Stbenb  pgebra^t  fyahe.  S)er  SJtame  (Smma 
toirb  f<$on  feit  bem  Qfahre  1815  öftere  in  feinem  Sage- 
bu<h  genannt  ®a£  junge  SJMbchen ,  baS  er  bamit  be* 
Segnete,  ^ie^  ©milie  unb  tourbe  nur  ber  Äürje  toegen 


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166 


im  ©Iternhaufe  6mma  genannt.  Sic  fjatte  ihren 
SSatcr,  ben  Kaufmann  SBifd^er  in  (Salto,  frühe  verloren, 
unb  muchS  mit  jmei  filtern  ©efchmiftern  im  §aufe  beS 
jmeiten  ©atten  ihrer  Butter ,  beS  |>ofrath  ^tftoriuS  in 
Stuttgart  auf.  (SmmaS  ältere  ©<hmefter  hatte  ftch  gegen 
ben  ©<hlu&  beS  SahrS  1814  mit  UhlanbS  greunb, 
9tofer,  fcerheirathet;  burdtj  biefen  mürbe  Uhlanb  bei  beffen 
©chmiegereltern  eingeführt.  QuflinuS  ferner  mar  gleich- 
falls  bort  bef annt ,  unb  mit  ihm  mürbe  Urlaub  öfters 
ju  PftoriuS  eingelaben,  als  jener  im  Sabre  1815  auf 
33efu<$  in  Stuttgart  mar.  Db  es  eine  SDftnnation  beS 
SMchterS  mar,  ober  ob  ferner  fo  frühe  fc^on  eine  feimenbe 
Neigung  in  bem  £erjen  beS  greunbeS  entbedft  hatte, 
toon  btefer  3eit  an  entftanb  bie  ©age,  mohl  burdh  Äer* 
ner  t>eranlafet,  Urlaub  merbe  fidh  mit  (Smma  SSifdjer 
verloben.  SDaS  ©erüd&t  intereffirte  mohl  baS  noch  ganj 
junge  -Uiäbdjen,  mehr  noch  intereffirten  fie  bie' gerabe 
bamals  herauSgefommenen  ©ebtchte  UtyanU,  bie  fie  bei 
ber  ©äjmefter  ju  lefen  belam;  aber  —  an  bem  ernfien, 
füllen  $errn  Urlaub  mar  bod^  auch  gar  nt<$ts  t>on 
einem  Siebhaber  ju  entbecfen!  2)odh  ermud&S  aus  bem 
anfänglichen  SBohlgefaHen  mit  ber  3*it  eine  tiefere  3lcU 
gung  in  Urlaubs  $erj,  aber  neben  biefer  Neigung 
mudf>S  auch  eine  immer  lebhaftere  ^Beteiligung  an  ben 
mürttembergif<$en  SerfaffungSfämpfen,  mie  fie  ftdh  in 
feinen  t>aterlänbif<$en  ©ebichten  geigt.  2luS  ben  ©riefen 
UhlanbS  an  feine  ©Item  ift  auch  erfid^tlid^ ,  bafe  U^lanb 
fich  burdh  feine  Politiken  2lnfi<$ten  für  Verpflichtet  hielt, 
MX  #erfMuug  ber  SJerfaffung  feinen  ©taatSbienft  in 


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167 


SBürttemberg  ju  fu$en  ober  anzunehmen.  35aburch 
füllte  er  fich  benn  auch  abgehalten ,  feine  Neigung  ju 
äußern  ober  aU  Bewerber  um  6mma3  $anb  aufju* 
treten,  ©einer  fetnftnnigen  ßurücfhaltung  ungeachtet 
gewann  jebo<$  biefe  bei  längerer  39efanntf$aft  einen 
tieferen  Qinblid  in  fein  #erj  unb  lernte  begreifen,  Wenn 
auä)  unter  mannen  innern  kämpfen,  bafc  einem  über* 
jeugungStreuen  Sülanne  fein  Opfer  ju  grofe  fein  bürfe, 
bafe  Uhlanb  f^weigen  unb  juwarten  müffe,  bi§  günfti; 
gere  Umftänbe  für  feine  Sßünfdje  eintreten  würben. 
®iefe8  23erftänbm&  fonnte  in  ihr  bie  £o<$a<htung  unb 
Neigung  nur  vertiefen  unb  bur<h  treue  greunbe,  wie 
<5ä)VoaU,  würbe  bie  Hoffnung  in  beiber  #erjen  beftärft. 
2tfö  im  ©pätjahr  1818  bie  2lu8  juxten  auf  fierftettung 
ber  S3erfaffung  ftd^  immer  mehr  trübten,  that  Urlaub 
bie  befannten  Stritte  in  SBafel,  Karlsruhe  unb  granf* 
furt,  um  ju  einer  Stellung  im  bürgerten  fieben  ju 
gelangen.  2ludj  tytr  friert  fi$  wenig  Hoffnung  auf 
Grfolg  ju  geigen,  aber  nun  war  au<h  ba3  lebenbige 
©efühl  be3  3ufammengehören3  in  betben  £erjen  fo  ent- 
Rieben  geworben,  bafc  Uhlanb  im  3Kai  1819  ba£  fol- 
genbe  Sieb  am  ©eburtätag  an  @mma  richtete. 

Hm  15,  9Jtat  1819. 

3u  eineä  2age3  Muhme, 
3)er  unä  mel  #eil  befcfyieb, 
Sticht  man  tüo^t  eine  Slume, 
Unb  fingt  man  mohl  ein  Sieb. 


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2öa«S  Reifet'«,  ein  Slümdfjen  bredjen, 
2öo  reifer  grübUng  blüfjt? 
Gin  armeä  Sieb  ju  fpredjen, 
2Bo  wolle  Siebe  glübt? 

2luf  eineä  93erge3  ©ipfel, 
Sa  tnocbt'  icb  mit  Sir  ftebn, 
2luf  Stadler ,  2Balbe3nripfel, 
SDlit  Sir  bentieberfebn. 
Sa  möcbt'  id?  rtng£  Sir  jeigen 
Sie  2Bett  im  grü&ltngäfd&etn, 
Unb  fpredjen:  mär'3  mein  eigen , 
60  mär'  e3  mein  unb  Sein. 

• 

3n  meiner  Seele  liefen, 

0  fäbft  Su  ba  binab, 

2Bo  alle  Sieber  fd?liefen, 

Sie  je  ein  ©Ott  mir  gab! 

Sa  mürbeft  Su  erfennen: 

2öenn  Sledbte^  id&  erftrebt, 

Unb  mag'3  aua?  Sid)  nid?t  nennen, 

Socb  tfft  t?on  Sir  belebt. 

®ie  Butter  ßmma'ä  toax  f<$on  im  3a$r  181  e 
aus  bem  Seben  gerieben.  2luf  t$r  ©rab  tyat  Sftiicfert 
feinen  ©onettenfranj :  „Sftofen  auf  baS  ©rab  einer  eblen 
grau"  niebergelegt. 

(Smma'S  liebevoller  S3ater,  tote  ityr  treuer  Pfleger, 
Dr.  ftafyn  t>on  (Salto,  toaren  beibe  audj  al£  Slbgeorb* 
nete  in  ber  (Stcinbe&erfammlung  in  Subtoigäburg  unb 
Ratten  bort  bie  ertoünfd)te  ©elegen^eit,  mit  ttylanb 


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169 


tiä^er  belannt  ju  toerbeu.  SBaren  au<$  bie  £olitif<$en 
Sfafid&ten  t)ieffeid^t  nifyt  in  atten  fünften  bicfclben,  fo 
überjeugten  ftc  fi<$  bo<§,  baf$  bic  £o$ter  bcr  teuren 
Serftorbenen  /  üon  bem  feiten  SSatcr  tt)ie  ein  eigene« 
Äinb  betrautet,  an  bet  Seite  be«  ernften,  toon  benen, 
bie  fyn  toenig  fannten,  toofyt  öfter«  fdfjroff  ge^etjgenen 
Urlaub,  too^lgeborgen  fei.  ©ie  Ratten  Urlaubs  6£a* 
raftertfid^ttgfeit  unb  feinen  eblen  ©inn  nätyer  fennen 
lernen  unb  er  tourbe  nun  als  gamiltenglieb  angefe^en, 
toenn  auä)  bie  Verlobung  noä)  nidfjt  ausgebrochen  ttmrbe. 

3n  Bübingen  fear  audj  grofje  greube,  baf$  bie* 
längft  gehegten  2Bünf<|e  ftd^  ber  (SrfüHung  näherten. 
S)ie  3Jlutter  toar  nun  beruhigt,  bttfe  i^r  ©o$n  nid^t, 
ttrie  fie  in  i^rer  2lengftli<$feit  f<$on  befürchten  toollte, 
als  ein  §ageftolj  bur$  baS  ßeben  ge^en  toerbe. 

Anfang  SJecemberS  ma<$te  U^Ianb  feinen  ®ltern 
einen  längeren  33efu$  unb  arbeitete  bort  an  feinem 
„ßonrabin,"  ber  aber  ein  gragment  geblieben  ift. 

Stuttgart ,  24.  Eecember  1819. 

„Siebfte  eitern! 
gfir  bie  frönen  ß^riftgefd^enle  meinen  $et}li$en 
5)anf.  SDie  Ätnbergef^irre  finb  ganj  ttaä)  Söunfdfj  auS= 
gefallen,  fie  haben  lebhaften  Seifall  gefunben.  (Smma 
läfjt  ber  lieben  Sölutter  für  bie  gütige  Seforgung  red&t 
fe^r  banfen.  3><h  fydbe  t>on  ihr  eine  f<höne,  felbftge* 
fiidte  S3rieftaf<he  jum  GthriftgefdEjenf  erhalten.  2)en  @im 
jug  ber  ßinSquittungen  toerbe  i<h  beforgen,  fo  tt)ie  bie 
SefteHungen  na<h  $euerba<h. 


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I 


170 


2Ba3  bie  SBa^langelegentyeiten  betrifft,  fo  laffe  iä) 
ber  ©a<$e  ganj  i^ren  Sauf.  Sollte  \6)  am  @nbe  auä) 
gar  nidtjt  getollt  Serben,  fo  mürbe  iä)  mity  nidfjt  aUju 
fetyr  barüber  grämen.  9laä)  Böblingen  bin  iä)  gar  nid^t 
gef ommen.  3$  ^atte  bie  ©inlabung ,  bie  iä)  btofe  als 
Kompliment  betrachtete  für  bie  33edE>erinf$riften,  gleid^ 
SlnfangS  abgelehnt.  2ludfj  reifte  ©c$ott  felbft  ni<$t  $in, 
fonbern  e3  tt)ar  am  S)tenftag  eine  Deputation  bei  i^m, 
bie  i$m  ben  Sedier  fammt  einem  SMirgerbiptom  über* 
braute. 1 

$ä)  fpetSte  in  ©efellfd^aft  biefer  Herren  bei  ©dfjott. 
5)er  Sedier  ift  redjjt  f$ßn  ausgefallen  unb  bie  Qnfcjjrifs 
ten  fdfjeinen  Seifall  gefunben  ju  ^aben. 

3JItt  inniger  Siebe 

%f)T  ge^orfamer  ©otyn 
ß." 

Stuttgart,  29.  $ecetnber  1819. 

„Stebfte  Altern! 

©ie  officteHe  yiatyxityt  fcon  ber  auf  mxä)  gefatteuen 
SBa^l  für  bie  ©tabt  Bübingen ,  nebft  Syrern  ©d&reiben, 
fam  mir  fd&on  geftem  Sttbenb  gegen  fe<$$  U^r  au. 

@$  finb  106  Stimmen  öon  127  auf  mi<$  gefallen. 

1  Dr.  ©$ott  tyatte  bon  feinen  SMtylern  einen  frönen  ftlbernen 
SBed&er  erhalten.  U^anb  $atte  bie  3nfe$rift  baju  gemalt: 

»ittig  ftrirb  mit  einem  Sedier 
Sief  er  foatfre  SKann  fcefc^enfi, 
SBetI  er  als  beS  SanbeS  6$>red&er 
klaren  Sffiein  ^at  emgefd&enft. 


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171 


£ier  $atte  ft<$  bte  5Racf>ri($t  verbreitet,  ein  «ätfer 
£edmann  toerbe  mir  ben  $ßla{j  ftreitig  machen.  3d) 
bin  nun  begierig,  toer  heute  für  baä  2lmt  getollt 
toirb. 

@mma  f<$ien  fetyr  erfreut  über  biefe  Watyxityt 
®8  ift  mögli<$,  bafe  tdj  fcor  ben  ©ifcungen  no<$ 
na<$  Bübingen  fomme,  n?ien>o^l  bie  $eit  na^e  jufams 
mengest.  UebrigenS  bitte  ity  barüber  no$  nidjts  ju 
äußern,  ^ebenfalls  müfcte  i<$)  fyex  bortyer  nodj  eine 
SGBcttc  jutoarten,  ttrie  fi<$  bie  Stfyeften  für  bie  nä^fte 
SSerfammlung  anlaffen. 
3Jlit  ^erjlid^en  ©rüfcen 

3^r  ge^orfamer  6o$n 

Sie  Eröffnung  beä  erften  orbentlidjen  SanbtagS, 
bei  toel<$em  Urlaub  al8  Slbgeorbneter  ber  ©tabt  SEfo 
bingen,  als  jtoeiter  SSotant  auf  ben  SJänfen  ber  2T6- 
georbneten  erf<$ten,  §atte  am  15.  Sanuar  1820  ftatt. 
2lu<§  ber  folgenbe  SCag  hatte  für  ihn  eine  befonbere 
SSebeutung,  inbem  an  biefem  £age  ber  ftitte  S3unb  ber 
^erjen  öffentlich  ausgeflogen  tourbe  bur<$  feine  33er* 
lobung  mit  ©milie  SSifd^er. 

©obalb  e$  ihm  bie  lanbftänbifd^en  ©ef^äfte  ge^ 
Matteten ,  braute  er  bie  neue  Softer  nun  auch  ben 
©Itern  nach  Bübingen. 

SluS  feiner  SJlutter  #erj  ^erau§  §atte  er  tt>o^l  bie 
©orte  genommen,  bie  er  feine  ©ifela  f<$on  früher 
jagen  liefe: 


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172 


„2)enn  mie  be£  Skterä  Stolj  barin  befielt, 
2>en  Sofyn  gefrönt  ju  fefyn  mit  SRufym  unb  Sftadjt, 
©o  ift'S  ber  Butter  Söonne,  trenn  ber  Sofyn 
(Smfjertritt  mit  ber  jugenblidjen  93raut, 
5)er  liebenben,  bie  ibm  ba§  Seben  fdmtücft." 

Sftur  ©tuen  froren  £ag  im  ßlterntyaufe  gcftattetc 
fi<§  aber  ber  pflidjtgetreue  2lbgeorbnete,  tüte  überhaupt 
fein  SräutigamSftanb  in  eine  für  i^n  fetyr  gef<häft3t>olIe  . 
Seit  fiel;  e£  toaren  tägliche  ©ifcungen,  er  toar  ttrieber 
SSerfaffer  ber  ©anfabrejfe,  aud)  toar  er  in  mehreren 
ßommiffionen  unb  ^äufig  mit  Senaten  befdjäftigt.  2lm 
25.  Januar  gab  er  feinen  2lntrag  toegen  Prüfung  ber 
Drganifationen  ein,  tourbe  bann  in  bie  DrganifationS- 
commiffion,  fo  toie  in  bie  ©efdjäftSorbnungäcommiffion 
getüä^It.  gür  bie  Suftijfection  ber  DrganifationScom* 
miffion  erjtattet  er  am  12.  Styril  baS  Referat  über  üftotfc 
toenbigfeit  eines  beutf<$en  bürgerlichen  ©efe|bu<$3  unb 
über  £)effentli<$feit  ber  bürgerlichen  9ie<ht3pflege.  §err 
Otto  Qa^n  fagt  fcon  biefem  Seridjt:  er  bejeuge,  toie 
grünbli<h  er  als  praftifcfyer  ^urift  biefen  ©egenftanb 
burc^brungen  ^abe.  Später,  am  14.  Sinti,  ^atte  er 
bann  auä)  ben  (SommiffionSberidjt  über  bie  SRedjtöpflege 
ju  erftatten. 

U^lanbS  §o<hjeittag,  ber  29.  SJJai,  fiel  nodj  in 
biefe  unruhige  $eit.  ®en  ganzen  3Jlorgen  beffelben, 
bis  jtoei  U^r  SJtittagS  braute  er  im  ©tänbe^auS  ju, 
unb  fogar  na$  ber  Trauung,  bie  um  brei  U^r  ftatt 
^atte,  ging  er  auf  für  je  fteit  no<$  einmal  ba^in  $urü<f. 

SSon  feinem  greunbe  Schwab,  ber  ben  ^erjltd^flen 


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.   ■  7 

„-^ 

>  •» 

2tnt^eil  an  bem  ©lüde  be3  jungen  SßaareS  na^m,  ift 
folgenbeS  ©ebid^t. 

Huf  Snbtoifl  ItylatibS  #odjaeih 

9öo^l  bem,  ber  ba3  errungen, 
2Ba3  unfer  greunb  errang, 
3)em,  toie  ifjm  mel  gelungen, 
$a£  Öeben  aud?  gelang. 

3um  Äranj  ber  33ürgertugenb, 
$)en  ifjm  ba3  SSolf  fcerüelj, 
3um  ßranj  ber  eto'gen  3ugenb 
$er  füfjen  ^oefte 

föeicfct  fxe  ben  $ran§  ber  fiiebe, 
3m  Stolj  ber  treuen  $ruft, 
$ie  mit  bem  fd?önften  triebe 
3u  galten  frei  getouftt. 

3efct  mirb  au3  ifyrem  $ilbe 
3)er  Sidjtfunft  Sborn  genährt; 
3>efct  mirb  üon  Sieb*  unb  9JUlbe 
3a3  ftrenge  $ed)t  fcerflärt. 

Srum  $eil  2)ir,  $aar!  am 
$eil  in  S)ein  neueä  £au£! 
3$  meijj,  e3  fpre^en  $iele 
3Jlit  mir  ben  Segen  au£. 

SSiel  greunbe  fprecfyen'3,  ädjte, 
2)ie  (Eure  2öonne  labt, 
@3  fpredfcen'ä  bie  ©ef$led?te, 
$ie  3^  fcerbunben  fyabt. 


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174 


Unb  toem  be£  9ftanne§  fingen 
$en  aaterlänb'föen  2Jtutf> 
®eftäf)lt;  unb  toem  fein  Singen 
3um  ^erjen  trieb  ba§  SBlut: 

§eil  rufen  fte  bent  SBunbe, 
Sie  jubeln  2We  brob : 
$rum  gönnt  aud?  meinem  SBlunbe 
2)a3  ungeftüme  2ob. 

Die  Siebe  mag  üerbunfeln 
Sebmeben  anbern  Stern, 
$od?  tyr  jur  Seite  funfein 
Säjjt  fte  bie  3reunbf<$aft  9^nt. 


« 


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VI 


Tätigkeit  in  kr  Stänkkontmer ,  Ijaitsltyes 
£eben  unb  (Ernennung  jnr  profe|fnr. 

1820  —  1830. 

Obgleich  bie  Sanbfiänbe  balb  nadj  Urlaub«  ^odfoeit, 
am  20.  Smti  vertagt  tourben,  fo  mufcte  er,  als  in  ben 
8lu3f<§ufi  getoä^lt,  bo<$  no<§  einige  3Bo<$en  in  Stutt- 
gart bleiben,  e^e  er  mit  feiner  jungen  grau  eine 
Sdjtoeiserreife  antreten  tonnte.  Äurj  toor  ber  Steife 
tourbe  er  bur<§  ben  Sefud)  be3  gretyerrn  3ofep$  fcon 
Samberg,  mit  toel^em  er  inbeffen  nur  ©riefe  getoedjfelt, 
erfreut.  Samberg  §atte  i^m  m$t  lange  fcor^er  ben 
erften  33anb  feinet  SieberfaalS  jum  ©efäenf  gefdjidft, 
toaS  U^Ianb  mit  ber  gerabe  erfdjtenenen  itoeiten  2lu& 
gäbe  feiner  ©ebi<$te  ertoieberte. 

£af$berg8  33efanntf$aft  tourbe  für  U^Ianb  ton 
großem  2Bert£.  6r  getoann  einen  treuen,  liebevollen 
greunb,  ber  itym  bie  Senüfcung  feiner  großen  Siblio* 
tyef  /  feiner  feltenen  £anbf$riften  unb  ©oßectaneen  mit 
größter  SBereittoiDigf eit ,  \a  man  barf  fagen:  mit 
greuben  gewährte.  Urlaub  ftanb,  fo  Diele  treue  greunbe 


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176 


er  au$  in  Stuttgart  $atte,  bo<$  in  23e$ug  auf  feine 
Vorliebe  för  altbeutf<$e  ©tubien  jiemlid^  einfam;  bur$ 
Safeberg,  ber  mit  ben  au8gejei<$netfien  3Jlännem  fcom 
%aä)t  in  beftänbigem  S3rieftoed?fel  unb  2tu8tauf<$  ftunb, 
erfuhr  er  nun  33iele3,  totö  i\)m  üon  SBt^tigfeit  War. 
Sießmal  bauerte  ber  2lufen$alt  SaßbergS  in  Stuttgart 
nur  wenige  SCage.  SSiele  genußret<$e  ©tunben  §at 
Urlaub  fpäter  in  6ppig§aufen  unb  3Reer3burg  bei  bem 
etilen  grei^errn  jugebra^t. 

3lm  8.  3uli  fonnte  ba£  neue  Ehepaar  bie  Sfteife 
antreten.  3)er  größte  %\)t\l  ber  beutf^en  ©<$weij,  ba§ 
S^urgau,  ©t.  ©aßen,  bann  über  Älofter  ©mftebeln 
unb  ben  $aß  jtoifd^en  ben  ©^w^er&afen  nadj  ©djtotyj 
unb  auf  ben  9tigi,  würbe  ju  guß  burcfyjogen-  @jS 
maä)tt  Ufylanb  greube,  feiner  grau  bie  ©djtoeij  ju 
jeigen,  unb  i^r  gab  bie  greube  me^r  Gräfte  als  fie 
fidj  jugetraut;  ju  Siebe,  ber  am  liebften  gu  $uß 
ging,  würben  audj  bie  größeren  SCouren  über  bie  beiben 
©d&eibeden,  bann  bur$  ba3  ©mment^al  unb  @ntlibu<$ 
gerne  ton  ifyr  ju  guß  jurüdfgelegt.  SDie  Unterhaltung 
mit  ben  Sanbleuten  ^atte  großen  9leij  für  Ufylanb.  Er 
mochte  fid>  bann  gerne  mit  i^nen  lagern  unb  ben  mit* 
genommenen  ^romant  mit  i^nen  feilen;  wenn  au$ 
für  i^n  f elbft  bann  wenig  überblieb ,  weil  er  ben  Stn- 
bern  ju  große  Steile  gegeben  fyatte.  ©eitbem  man  bie 
©^weijertfyäler  auf  ber  (Sifenba^n  burd^ie^t  unb  auf 
ben  fdjroffften  §öfyen  ein  $otel  fteljt,  fefylt  bo<$  aud) 
man<$er  SReij  ber  Steife,  weil  man  üon  bem  Äern  be3 
%olU  wenig  metyr  Kennen  lernt. 


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177 


3n  6t  ©allen  in  ber  reiben  ©ttftÄiWlotH 
bann  in  ber  Söaff erf ird^e ,  ber  ßürt^er  Stbliotyef ,  fturbe 
jebo$  auä)  eingelegt  unb  bie  ©<§äfce  beaugenfdjeinigt. 

Stuf  ber  Jpeimreife  ttmrben  bie  ©Item  in  Bübingen 
unb  ber  fürjli<$  erft  nad>  Pfullingen  üerfefcte  ©cfytoager 
SDIetyer  befugt.  3)er  glüdti^en  Steif ejeit  folgte  na<$ 
ber  #eimfe$r  lieber  bie  ftänbif^e  Arbeit.  S)ie  Organa 
fationScommiffton  foHte  toäfyrenb  ber  Vertagung  ber 
Sammer  i^re  Anträge  aufarbeiten  unb  mit  ben  fönig= 
li$en  ßommiffarien  barüber  beraten;  fo  blieb  Urlaub 
für  bie  ©tubien  feiner  Steigung  nur  toenig  $eit. 

6r  $atte  eine  2Bo$nung  in  ber  Äronenftrafje,  in 
ber  bantate  erft  wenige  Käufer  ftunben,  bejogen.  ©ein 
älrbeitäjimmer  gieng  in  baS  greie  hinauf  auf  grofee 
JBiefen ,  an  benen  ftdj  feine  Stugen  ergöfeten  unb  9tad)t£ 
freute  er  fi<$  be$  großen  $orijonte3.  @r  tyat  eä  oft 
ausgeflogen,  ttrie  tooty  e8  i^m  t^ue,  bafc  er  bem 
SBirt^auSleben,  ju  betn  i^n  feine  SSer^ältniffe  genötigt 
Ratten,  entronnen  fei.  2lu<$  ba&  er  feine  ©Item  unb 
bie  greuube,  bie  fyti  fo  gaftli<$  bei  fi<$  aufgenommen, 
nun  au<$  bei  f  iä)  fe^en  fonnte,  maäjte  i£m  mele  greube. 
3n  abenblidjen  3ufammenfünften  mit  ©<$ott  unb  ©$toab 
nebfi  i^ren  grauen  lüurbe  fcorgelefen,  bie  Nibelungen, 
ber  arme  $einri<$  unb  SKnbereS.  SSon  eigener  ^oefie 
tyat  biefeä  3a£r  nur  eine  ©rabf^rift  auf  eine  junge 
S^toägerin  aufjutoetfen. 

®er  Sanbtag,  ber  im  ©ecember  lieber  jufammeu^ 
Eam,  jog  ftd)  bis  in  ben  ©ommer  1821  hinein,  Urlaub 
fear  in  fielen  ßommiffionen  bef^äftigt,  bo<$  fonnte  er 

tt^IanbS  geben.  12 


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178 


bie  Sonographie  über  SMther  üon  ber  SBogeltoeibe 
beenbigen,  toelche  am  ©<$tuffe  biefe^  Jahres  gebrudt 
ttmrbe. 

3)ie  Hoffnung  auf  einen  f eften  3te$t£juftanb ,  auf 
©runblage  ber  33erfaffung,  ttmrbe  burdh  man<$e  9le= 
gierungSmaferegeln  tirie  burdh  bie  33unbe3bef<$Iüffe  ge^ 
fätoäfy.  3n  ber  SSerfaffung  fear  Sßrefefreiheit  fcerheifeen, 
aber  baneben  tourbe  bie  ßenfur  ttrieber  eingeführt  Sin 
Äammermitglieb,  Sßrofeffor  Sift,  äbgeorbneter  toon  9teut* 
lingen,  tourbe  ber  Regierung  mißfällig,  toetl  er  eine 
Petition  auf  Reform  ber  ginanjen  unb  ber  Suftia  üer* 
fafct  hatte;  er  foHte  in 2lnf lageftanb  fcerfefcttoerben,  tooju 
bie  ©inmittigung  ber  Äammer  erforberli<$  toar.  tthlanb 
trug  als  Referent  ber  ßommiffion  barauf  an,  bafe  bie 
Äammer  ioeber  ben  StuSfdfjlufe  toon  ber  Äammer,  noch 
feine  jeittoeilige  (SuSpenfton  jugeben  folle.  2lber  auf 
einen  SIntrag  ber  9JUnorität  ber  ßommiffion  befchlo& 
bie  SBerfammlung,  bafc  fiift  vorläufig  anzutreten  habe. 
SRadh  einer  langen  Unterfu<hung  ttmrbe  er  ju  jehn* 
monatlicher  geftungSftrafe  üerurtheilt. 

Stuf  einen  in  fpäterer  $eit  fcon  Sift  toon  2larau 
auö  an  Uhlanb  gef<hriebenen  ©rief  antwortete  biefer: 

Uhlanb  an  ^rofeffor  Sift  in  «arau, 

Stuttgart,  23.  SDecember  1823. 

„§odhjut)erehrenber  $err  *ßrofeffor! 
©ie  haben  mir  ba3  SSertrauen  gefd^enft,  mir  eine 
offene  Sßroteftation  ju  überfielen,  bie  t<h  ber  Äammer 


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179 


ber  äfögeorbneten  mittheilen  fott;  ich  ertoiebere  biefeS 
Vertrauen  mit  äufrid&tigfeit.  35a3  gegen  ©ie  ergangene 
Straferfenntnife  fyalte  idfj  für  ungeredfjt  unb  i$  fd^eue 
feinen  Stnlafc,  biefeS  auSjufpredhen.  Slber  als  Slbgeorb^ 
neter  habe  iä)  fein  üerfaffungSmäfcigeS  Süüttel  in  #äuben, 
3ti<hterfyrü<he  ju  entfräften;  ftünbe  mir  ein  folcheS  ju 
©ebot,  iä)  ttnirbe  eS  ^ier  unaufgeforbert  antoenben. 
3<h  tarn  ba^er  bie  Vertretung  jener  Sßroteftation  bei 
ber  Äammer  nicht  übernehmen,  ©ie  bebürfen  eines 
befonberen  Vertreters  nicht  unb  fönnen,  toaS  ©ie  an 
bie  Äammer  ju  bringen  für  angemeffen  halten,  an  bie? 
fette  unmittelbar  einfenben.  ©emäfiigte  ©prad^e  tuürbe 
i<h  für  jeben  %aU  anzafytn,  fie  ift  bem  ©efränften  oft 
ferner,  aber  bei  Stnbern  mug  bie  ©adfje  fpred&en.  Ob 
i<h  ben  Sluffafc  Q^nen  jurüdffenben  foH,  hängt  fcon 
S^ter  Vefiimmung  ab. 

3Kit  größter  ^od^ad^tung  unb  mit  wahrer  Xtyib 
nähme  an  bem  ©ange  %$xe%  ©<hi<ffats 

2.  Urlaub.  * 

Urlaub  atmete  leidet  auf,  als  gegen  ben  ©ommer 
hin  ber  Sanbtag  ju  @nbe  gieng.  ®r  tourbe  in  ben 
engeren  SluSfchufj  getoählt,  bejfen  9Jiitglieber  eine  fefte 
SBefolbung  genofeen,  er  toäre  aber  ben  Arbeiten  feiner 
Neigung  baburdh  gar  ju  t>iel  entzogen  toorben  unb 
nahm  beShalb  biefe  2Bahl  nicht  an,  fonbem  liefe  ftch 
nur  jum  eintritt  in  ben  weiteren  SfoSfchufe/  ber  nur 
periobifdh  einberufen  ttnirbe,  beftimmen. 

Sm^uli  1821  trat  er  mit  feiner  grau  unb  mit  ihren 


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180 


SBertoanbten,  £off  aplan  ©lefc  unb  grau,  eine  Styeinreife 
an.  3n  £eibelberg  tourben  alte  greunbe  befugt  unb 
neue  39efanntf<$aften  gemalt,  unter  toelcfyen  Ufylanb 
bie  fcon  *)3rofeffor  ©d^Ioffer  fe^r  toerty  toar.  SSon 
Singen  au3  bebienten  ft<$  unfere  Steif  enbe  ber  Stfjein* 
\aä)t,  von  SDampff Riffen  xoax  noä)  leine  Siebe.  Qtoei 
junge  Säuen,  bie  auf  Äoften  ü;rer  Regierung  2)eutfc^ 
lanb  unb  granfrei<$  bereisten ,  um  bie  ©tubienanftalten 
biefer  Sänber  fennen  ju  lernen,  f<$Iojfen  fid^  jutrauüdj 
an  bie  Sieifenben  an  unb  befreunbeten  ft<$  fo  fe£r  mit 
ifynen  auf  ber  jtoeitägigen  SSaff  erreife,  bafe  fie  fpätertyin 
jtüeimal  naä)  Stuttgart  famen  unb  SBofynung  bei  ben 
Steifegenoffen  nahmen.  5Damal3  fyätte  feines  geahnt, 
bafj  fi<§  eine  folc^e  Äluft  jtDifd^en  SDänen  unb  S)eutf<$en 
auft^un  werbe!  2luf  bem  Stüdmeg  t>on  Äöln  tourbe 
Sonn  befugt,  too  bie  Stetfenben  ftc^  vieler  greunblid^ 
feit  von  SÄrnbt  unb  ben  beiben  ^ßrofefforen  Sßeläer  ju 
erfreuen  Ratten.  SDie  le|te,  fe^r  vergnügliche  Steife- 
ftation  für  ItylanbS  fear  2Betn3berg,  wofyn  Äerner 
unlängft  als  DberamtSarjt  exnannt  Horben  fear.  SBunber* 
lid)  genug  fear  ba£  SBieberfe^en  ber  alten  greunbe.  211$ 
Ufylanb  in  ÄernerS  äBo^nung  trat,  begegnete  i^m  biefer 
auf  ber  £au3flur,  mit  einer  umgebunbenen  ©<$ütje 
unb  einer  ©prifce  in  ber  £anb.  Stuf  U&lanbä  erftaunte 
grage :  toaS  Äerner  treibe  ?  erflärte  tym  biefer :  er  fteEe 
35erfu<$e  mit  Äa|en  an,  bie  er  mit  ber  von  i&m  in 
fauer  geworbenen  Sluttoürften  aufgefunbenen  Slaufäure 
vergiftet  ^abe.  3n  ber  folgenben  Stacht  foffte  Urlaub 
nodj  metyr  bavon  erfahren.  (53  er^ub  fid^  in  ber  Siä^e 


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181 


ber  im  parterre  gelegenen  ©aftftube  ein  fo  fläglidfjeS 
©freien  unb  Wärmen,  baß  man  ^ätte  glauben  lönnen, 
bie  ©eifter,  mit  benen  \\6)  ferner  fpäter  fo  triel  5U 
t^un  machte,  feien  f<$on  in  bem  frieblid^en  £aufe  eins 
gefeiert.  3113  Äerner  am  üftorgen  fcon  ben  fläglid&en 
kirnen  ^örte,  fiel  e$  i§m  ein,  baß  er  bie  Äafceu  in 
bem  SSorfamine  ber  ©aftftube  eingefperrt  fyrtte. 

60  fcerfd^ieben  bie  2lnfid&ten  ber  beiben  greunbe 
in  ber  5ßoliti!  toaren,  nnb  fo  toenig  2lnflang  ÄernerS 
©taube  an  ©eiftererf Meinungen  unb  an  ©omnambuli& 
mu£  bei  Urlaub  fanb,  fo  blieb  bod>  bie  §erjli<$e  greunb* 
fd^aft,  bie  biefe  jtoet  3Jlänner  feit  ber  ^ugenbjeit  fcer* 
banb,  burd)  biefe  2Weinung3t)erf<$ieben§eit  unberührt. 
Die  ^oefte  unb  bie  Ueber^eugung,  baß  e3  jeber  mit 
feinen  3Hitmenf<$en  gut  meine,  fear  ba$  fefte  Sanb, 
ba3  fie  jufammen^ielt. 

©<$on  sor  ber  9tyeinreife  ^atte  Urlaub  eine  2Bofc 
nung  in  bemfelben  £aufe,  ja  auf  bemfelben  33oben  mit 
feinem  greunbe  unb  ©<§tt)ager  SRofer,  bei  bem  er  au$ 
f$on  al3  untoer^eirattyet  mehrere  i^atyre  getoo^nt,  be* 
jogen.  5Da  bie  3Jfänner  Qugenbfreunbe,  bie  grauen 
©$toeftern  toaren,  fo  bilbete  fi$  ein  überaus  betyaglid&eS 
Familienleben.  2lu<$  bie  SRofer'fc^en  Äinber  gehörten 
tpefentlid^  baju,  ba  Urlaub  fciele  Siebe  ju  Äinbem  fcatte. 
3Kan$en  ©olbaten,  mand^e  S^iergruppe  liegen  fie  ft$ 
Don  bem  freunblid^en  Dnfel  malen,  toä^renb  bie  f<$on 
ettnaS  größeren  balb  bie  Silber  ber  $elbenfage  unb  bie 
©rimmf<$en  £au3mär$en  öon  i^m  bei  i^ren  ä3efu$en 
fi<§  erbaten.  ©onntagS  tourben  größere  ©pasiergänge 


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182 


jufammen  unternommen  imb  einmal  in  ber  2Bo<$e 
befugten  bie  SPlänner  ba3  f<$on  fo  lange  befte^enbe 
(S^attenfrcinjdjen. 

SBenn  baS  2lmt  im  ftänbif<$en  2lu3f<$u{3  Urlaubs 
SC^ätigfeit  ni$t  in  2lnfyru<$  na^m,  fo  vertiefte  er  ft<$ 
mit  Suft  in  bie  mittelalterlichen  ©tubien,  er  fafete  bie 
^bee  auf:  eine  ©ef<$i<$te  ber  Sßoefie  be3  3JUttelalter3 
ju  f ^reiben  unb  fammelte  eifrig  ben  Stoff  baju. 
SBä^renb  er  fid^  in  bie  *ßoefte  ber  alten  &it  tiertiefte, 
rutyte  feine  eigene,  unb  nur  ein  ©ebicfyt  unb  tnieberum 
ein  ©elegenfyeit3gebid)t  auf  ben  ©eburtätag  einer  üer* 
ehrten  gamilienmutter,  ber  SftegterungSrat^  geuerletn, 
©ro&mutter  feiner  grau,  tourbe  in  biefem  $cä)X  ge* 
f Raffen.  @3  foH  \)iex  folgen,  ba  e3  ntd?t  in  bie  @ebi($t* 
fammtung  aufgenommen  ift,  eine  fo  eble  grau  f Gilbert 
unb  sugleidj  ein  2lu3brud  babon  ift,  tx>ie  er  „baä  $r* 
bifc^e  auf  ein  £öfyere3  bejog." 

3um  Stntritt  bc«  75.  SebenSialjre«  ber  Beften  Wliüttu 

Sen  18.  Secemfcer  1821. 

9Btr  ttriffenä,  Seine  fromme  Seele 
Sie  tt>eilt  ftcfy  jmif^en  bort  unb  t?ier; 
2Btr  alle  füllen  toa§  ifyr  fefjle, 
2Ba3  Su  tjerlorft,  verloren  tuir. 

Sie  feuern,  bie  bafctngefcfneben, 
Sie  tmnfen  Sir  jum  fd&önern  2anb; 
Sod?  üiele  blieben  Str  bi^nteben 
Unb  galten  liebenb  Seine  §anb. 


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183 


5Dtr  läd&eln  Siele  beut  entgegen, 
2)ie  !aum  erft  deinen  2öert{?  t>erftebn: 
0  lag  aua?  fte  in  deinem  Segen 
9tod?  mana?e3  3abr  burd?'3  2eben  ge&n! 

9Rag  audfy  $ein  §erj  binüberftreben, 
0  gönn  un§  3)ia)  nodf)  lange  3^*t ! 
$enn  flüdfrtig  ift  ba$  längfte  Seben 
Unb  enbloS  ift  bie  (Sttrigfett, 

Unb  in  ber  trbifdjen  33efd)toerbe 
3ft  GineS  bodj,  ma3  göttlich  flammt, 
2öa§  an  ben  Gimmel  fnüpft  bie  Grbe: 
S)ie  Siebe  bie  ttom  Gimmel  flammt. 

$Da3  ^a^r  1822  fanb  Urlaub  eifrig  an  ben 
Stubien  ber  5ßoefic  be3  Mittelalter^,  ©onft  t>erffofe 
es  i$m  füll.  SDa  »riefe  bie  »erljältniffe  ber  9Jtenf$en 
anf<tyaultc§  machen,  fo  follen  fyier  einige  folgen,  bie  er 
an  feine  grau  fdjrieb. 

etuttQaxi,  9.  Suli  1822. 

,,©e$r  erfreulich,  liebe  Emma!  ift  es  mir,  bafe  £>u 
2>id)  fo  gut  in  ©einem  emfamen  Slufent^alt  angetoö^nt. 
5Du  $aji  bie  toerftoffenen  £age  angenehmer  jugebra^t 
ate  iö),  ber  iä)  brei  fcolle  £age  an  ©dmupfen  unb 
fiopftoety  fo  ju  leiben  ^atte,  baß  iä)  faum  ^in  unb 
toieber  etroaS  Iefen  fonnte.  33ermuttyli<$  fyab1  iä)  mtr'8 
bnrdj  bie  $äu3li<$e  ©efcfyäftigfeit  im  ÄeHer  jugejogen; 
iä)  fear  bamafä  gerabe  er^ifct  som  ©pajiergang  jurütf- 
gefommen.   £eute  ift  e£  juerfl  beffer  unb  i<$  $abe 


-r 


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184 


triebet  ba8  grofee  33u<$  vorgenommen.  Unter  biefen 
Umftänben  toeife  idj  von  tt)enig  ©tönern  ju  erjä^Ien, 
nid^tö  von  Sinbenblütye ,  Vogelfang,  Haren  Strömen, 
2Balbe3f Ratten,  33utggettümmet.  £>en  £ag  über  lag 
icfy  verbrie&licfy  ju  £au3,  bodfj  t&ut  mir  SEbenbS  ber 
Spaziergang  tvo&l.  3um  ©afteffen  mar  i<$  nid^t  auf? 
gelegt  unb  blieb  ba^et  meift  über  £if<§  ju  §aufe. 
Sonntag  fyatte  id&  Sd&traget  getbinanb  ju  ©aft.  3m 
SDonnetftag  ift  ber  ©eburtätag  be£  lieben  33atet3  in 
Bübingen,  toeSfyalb  t<$  morgen  batyin  f^reiben  toerbe. 

SKn  meinem  Stage  td(j  mid(>  auf  ben  2Beg  ju  SHt 
begeben  toerbe,  bin  iä)  noä)  nid^t  entfd&ieben.  lettre 
mir  nur  ntd&t  altjufü^n  unb  einfam  in  Surgen  unb 
SBälbern  um^er  unb  lafe  £)t<$  gut  von  ben  beUenben 
Gütern  be$  $aufe£  betrafen,  trenn  e3  9la$t3  im  Sinben- 
gange  raufet.  35odj  §offe  iä),  ba&  fie  mi<§  verfd&onen 
trerben.  ©ar  fe^r  freue  ity  mtd&,  mein  liebet  2Beib 
lieber jufe^en  unb  gebenfe  au$  nid&t  fo  gana  furj  in 
ber  länblid^en  Stille  ju  vertoeilen. 

©infttveilen  §etjlid&e  ©tüfie! 

S)ein  järtlid^er 
2." 

6tutt0art,  25.  3uli. 

„Siebfte  @mma! 
Siefen  Vormittag  um  11  U^r  ftnb  toit  von  unferer 
Steife  too^lbe^alten  triebet  $iet  angelangt.   Sie  ift  ju 
unfetet  vollen  3uftieben^eit  abgelaufen,  ob  ttrit  gleid& 
nid&t  toenig  vom  Siegen  but<$nä&t  unb  von  bet  Sonne 


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185 


verbrannt  toorben.  3n  Neuenbürg  fd&lofe  jt$  ^iftoriuS 
an  un3  an;  er  na$m  feine  2)rof$fe  mit,  auf  ber  tt)ir 
am  ©amftag  Vormittag  na<§  £errenalb  fuhren.  3Son 
ba  aus  befliegen  tirir  bie  £eufel3müfyle,  einen  ber  työd&ften 
fünfte  be$  ©<$tt)arjtoalbgebirge8.  3m  SSorbergrunbe 
ba3  reijenbe  SUlurgt^al,  im  ^intergrunbe  unfer  geliebter 
3tyein  faft  fcon  Strasburg  bis  unterhalb  ©peier  unb 
bie  toeite  S3ogefenfette.  ©ort,  Siebe,  ptteft  <Du  bei 
mir  fte^en  follen,  e$  roax  ber  gro&artigfte  unb  ergreif 
fenbfte  Sfoblicf  auf  biefer  Steife,  bie  uns  bo<^  fo  mand&e3 
6<$öne  bargeboten,  ©erabe  toom  ©ebirg  £inab  giengen 
tt)ir  naä)  ©emSbadj  unb  erftiegen  &on  bort  aus  nodf) 
ba3  ©berfteinf$löj$en,  beffen  2)ir  &ermut^li<§  befannte 
Slu^ft^t  nrir  in  günftiger  Slbenbbeleud^tung  genoffen, 
äm  ©onntag  reiften  toir  toetter  nad&  Saben.  Sluf  ber 
§i^e  liefen  tt)ir  ba3  ©efä^rt  üorangefyen  unb  toenbeten 
unä  ju  beu  Krümmern  ber  SberfteinSburg ,  bie  uns 
toieber  eine  l)errli<$e  2lu3ftd&t  getoä^rte.  2)ur$  fd^öne 
SBalbung  gelangten  ttrir  ju  bem  alten  ©$loffe  t>on 
Saben  unb  famen  toor  S£if<$  in  33aben  an.  ©er  SBitQS* 
tif$  im  ©almen  toar  überaus  ja^lreid^  befefct,  überhaupt 
toare3anbiefem£agin©aft£öfen,  ©trafen  unb  auf  ben 
5Promenaben  red^t  fcolfreidj)  unb  lebenbig.  2tbenb£  matten 
toir  einen  ©pajtergang  nad&  2i$tent&al.  Qm  ©anjen 
$at  uns  aber  bo#  biefeS  ©ehrimmel  nid^t  befonberS 
jugefagt,  e3  erinnerte  miä)  an  ben  ©onntag  in  2Bie3= 
baben.  ©eme  festen  ttrir  am  folgenben  £ag  bie  Steife 
fort.  Qu  ©emSbadf;  toerliefc  un$  SßiftoriuS  mit  ber 
Srofd&fe,  um  über  Soffenau  jurüdfju!e$ren.  SHofer 


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186 


imb  i<$  reisten  tyeilS  ju  gufe,  t^eilö  auf  einem  Leiter* 
tragen,  mehrmals  fcom  Stegen  eingetoei<$t,  mitunter 
auä)  trieber  bur<$  <Sonnenf<$ein  erfreut,  bur<§  baS 
■Murgtal  nadj  greubenftabt.  SefonberS  in  ber  ©e^ 
genb  üon  9tei<$enbadf>  f)at  miö)  biefeS  £$al  an  ©egenben 
ber  ©<§tt)eij  gemannt,  bie  ttrir  jufammeu  burd^tüanbert 
$)en  folgenben  Sag  matten  ttrir  toon  greubenftabt  auS 
fyeitt  fa^renb,  t^eils  gefjenb,  einen  2lbfted£)er  auf  ben 
ÄniebiS  unb  in  bie  Säber  t>on  ©rieSba<$  unb  SRtppolbSau. 
&pät  2lbenbS  f amen  nrir  nadf?  greubenftabt  jurücf .  ©eftem 
giengen  ttrirj  bann  ju  gufc  über  SRagoIb  bis  ©inblingen, 
too  uns  SKoferS  33ater  mit  fetner  ©&atfe  erwartete  unb 
mit  ftdjj  na<$  Arrenberg  führte.  211S  idfj  an  bie  SJtagolb 
fam,  badete  ity  tro^in  fie  fliefee,  unb  märe  gerne  i^rent 
Saufe  gefolgt.  §eute  fuhren  ttrir  bis  Stallungen  unb 
legten  ben  übrigen  SReft  beS  SBegeS  ju  gufe  jurüd 

3$  gebenfe  in  ben  erften  Sagen  ber  näd&ften 
2ßo<$e  lieber  in  SiebenjeH  ju  fein,  eS  jte^t  micij  ge* 
toaltig  ba^in  unb  id(j  freue  mi<$  gar  fetyr,  noä)  einige 
Sage  in  bem  grünen,  füllen  S^ale  mit  Dte  ju  toer* 
leben.   Stuf  balbigeS  SBieberfe^en. 

Snnig  ©ein 
&" 

©er  Slufftanb  ber  ©rieben  gegen  bie  türfifd^e 
£errf<J)aft  führte  in  biefer  Qeit  in  Stuttgart  einen 
herein  ^erbei,  um  ju  i^rer  Befreiung  mitjuttrirfen. 
SSon  btefem  herein  tourbe  Utylanb  mit  Sttlbert  ©$ott 
in  ben  2luSf$ufe  getränt  unb  na^m  regen  Slntyeit  an 


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187 


bett  33er§anblungen  unb  Aufrufen  biefeS  Vereins.  SDer 
folgcnbc  Srief  gibt  baüon  Setoeife. 

Ujjlanb  an  £einrtdj  ©tieQlty, 

Stuttgart,  23.  Sluguft  1823. 

„©ie  §aben,  gee^rtefter  £>err,  bur<$  bie$ufenbung 
bcr  ©ebi<J)te  Jtim  heften  bcr  ©rieben  miclj  fe^r  erfreut, 
©ine  Steife  unb  anbere  Spaltungen  muffen  tnid)  enU 
i^ulbigen,  bafj  id£>  Sfmen  fo  fpät  erft  meinen  $)anf 
auäbrüäe.  3uglei<$  erfülle  idj  bie  $fft<$t,  Q^nen  im 
SRamen  beS  Vereins  für  ©rted^enlanb ,  auf  tüet<$eu  idf> 
ben  empfangenen  2Be($feI  t>on  48  Sfttylr.  übertragen, 
für  biefe  fd^öne  ©abe  tyerjlid)  ju  banfen.  2)er  ©djein 
be§  ßaffierä  iffc  beigelegt.  $lofy  immer  liegt  in  ber 
S^tnetj  ber  größere  £ljeil  ber  üielen  ©rieben,  tt)el<$e 
Vorigen  SBinter  üon  Cbeffa  fommenb  im  traurigften 
guftanb  ^ier  angelangt  finb.  2)er  (Sintritt  in  §ranf= 
ret<$  nrirb  i^nen  nur  unter  fe^r  erf<$merenben  Sebin- 
gungen  gemattet.  Von  jtt)ei  ju  jtoei  £agen  toerben  je 
fcier  SWänner  eingelaffen,  unb  toenn  fi<$  auf  biefe  Sßetfe 
öierjig  in  3flarfeiHe  gefammelt,  fo  tt)irb  ein  weiterer 
Surdfjjug  ni<$t  e^er  erlaubt,  als  bis  jene  t>iergig  ein^ 
geffyfft  finb.  S)ie  längere  Verpflegung  unb  bie  fcer* 
einjelte  Ueberfd^iffung  ma$t  aufeerorbentlid&e  Äoften  unb 
bie  ©äjttieijer  Vereine  fyaben  f$on  fe^r  VebeutenbeS 
aufgetoenbet,  anä)  fcon  tyter  au£  tt)irb  nad)  Gräften 
mitgetüirlt.  Vei  uns  finb  neuerlidj)  ttrieber  mehrere 
Sla^ügler  angefommen;  mit  toier  berfelben  ^at  man 


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188 


ben  5Berfud&  gemalt,  fte  über  SRotterbam  an  benSott* 
boner  SJerein  unb  burdfj  biefen  in  iljr  Saterlanb  ju 
beförbem.  ©eitere  mer je^n  toerben  einfttoeilen  in  tyieftger 
©egenb  verpflegt,  ba  aud&  bie  ©dfjtoeia  feine  me^r  einlägt, 
befcor  bie  bort  befinbli<$en  flott  gemalt  finb.  ©rfreulicfy 
ift  e3  auä)  unter  biefen  ©$tt>ierigfeiten  für  ©ried&enlanb 
baSjenige  roirf en  ju  lönnen ,  toa£  i^m  leidet  ba£  9lft|* 
lic^fte  ift ,  bie  ßufenbung  feiner  eigenen  toe^aften 
©ityne.  SBenig  erfreuenb  finb  bie  -Jtadjridjten  t)on  ben 
naä)  SUlorea  gezogenen  $Deutf<$en.  @3  fdEjeint,  baß 
©itte,  SebenStoeife,  ju  toerfd&ieben  fei,  aU  baß 
beutfdEje  Ärieger,  jumal  beim  je|igen  nodj  toenig  georb* 
neten  ©taub  ber  SDinge,  bort  feften  Soben  gewinnen 
fönnten.  S)a^er  fü^rt  felbft  bie  not^bürftigfte  Unter* 
fiüfcung  ber  3urüdttel)renben  nidjjt  unbeträchtliche  Soften 
herbei.  Sie  neuefte  9ted)mmg  be£  S3ereine3  fd^Hefee  idj 
hier  an. 

$)ie  ©ebi<$tfammlung,  mit  toel^er  ©ie  mi<h  be* 
f<$enft,  tyat  auf  mi<$  ben  toohlthuenben  (Sinbrud  etneä 
auf  ba3  Naturgemäße  unb  SDauernbe  genuteten  33e* 
ftrebenä  gemalt,  im  @egenfa§  ber  in.biefer  Seit  toor* 
herrfd^enben  Äünfielei  unb  ©efaHfu<$t,  tooburd;  ber 
S)id^ter  gegen  ftc§  felbft  eben  fo  unreblid^  ift,  als  gegen 
äfobere.  kn  öftren  ©rie($enliebem  hat  fi<h  mir  e£ 
beftätigt,  toie  burdjj  eine  ernfte  unb  lebenbig  ergriffene 
$bee  bie  fctytoanf enbe  33itbung$fraf  t  auf  einmal  beftimmt, 
gehoben  unb  berebelt  toirb.  Unter  biefen  Siebern  felbft 
jie^e  i<h  ben  längeren  unb  allgemeiner  gehaltenen  bie* 
jenigen  toor ,  worin  eine  beftimmte  Situation  erfaßt  ift, 


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189 


unb  e$  fdjeini  mir,  bafe  biefer  teuere  2Beg  Syrern 
Talent  befonberS  jufagen  muffe.  SJieHei^t  bin  i$ 
beutlifer,  toenn  i$  biejenigen  bejei^ne,  bie  mxä)  h& 
fonberS  angefprod&en  haben:  ber  Sefeeler,  ber  ©ulioten* 
fnabe,  bie  ©riedjjenbraut ;  ber  ©riedjenletytlmg ,  beni<$ 
obenan  fieHe,  ber  Sorbeerhain  auf  ©unium.  S)ie  Sien« 
berungen,  toel<$e  Sie  mehreren  Stebem  beigeffrieben, 
jmb  33etoeife,  bafe  Sie  auf  reine  Sarfteflung ,  auf  einen 
Styl,  ber  nur  bie  ©a$e  toiH,  Einarbeiten. 

§o<$a<$tenb 

S.  Urlaub." 

©ine  Steife  ju  #errn  fcon  Safeberg  unb  nadfj  ©t.  ©al= 
len  tihtrbe  im  ©ommer  1823  ausgeführt.  Briefe  Urlaubs 
an  feine  grau  geben  hierüber  Serid^t. 

ttljlanb  an  feine  grau» 

©t.  ©allen,  10.  Sunt  1823. 

„Siebe  Emma! 
SUleinen  erften  Sieifeberift  fd&lofe  ich,  als  i<$  im 
begriff  toar,  ju  #errn  toon  Qttner  in  ©onftanj  ju 
gehen,  um  toegen  Samberg  nadfoufragen.  9Jtan  fagte 
mir  bort,  bafe  Sttner  f<$on  feit  einigen  SCagen  bei 
Safeberg  in  (SppiShaufen  fei.  Stadlern  idfj  ein  fletneS 
9JtittagSmahl  ju  mir  genommen,  machte  i<$  mi<$  gleich- 
falls auf  ben  2ßeg  bahin.  2)iefer  fü^rt  toon  Äreujliugen 
aus,  bem  erften  Ort  über  Sonftanj,  juerft  meift  bur<$ 
JBälber,  bann  aber  bur<h  ein  grünes,  baumreifes 


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190 


©elänbe  mit  üielen  Sffieilern  unb  einjelnen  Käufern,  im 
#intergrunbe  ba3  appenzeller  ©ebirg.  SBie  man  aus 
bem  SBalbe  tritt,  fte^t  mau  in  einiger  Entfernung  ba8 
©ctylofe  eppi^^aufen  auf  einem  £ügel  liegen.  @ä  iji 
ein  grofeeS,  toofylgeBauteä  £au3  mit  mehreren  SBirtfc 
fd&aftSgebäuben;  in  früheren  Otiten  ftanb  hier  eine 
33urg,  fpäter  liefe  baS  Älofter  3Ruri  im  Slargau,  toel^eS 
hier  Diele  ©inlünfte  ^atte,  jenes  fd^lofeartige  ©ebäube 
errieten  unb  fefcte  einen  Statthalter  barein.  SSon  §erm 
ton  Samberg  mürbe  iä)  freunblich  empfangen,  idh  faub 
bei  ihm  aufeer  ^ttner  nodh  einige  Sefud&e  au«  66nftanj 
unb  ber  9la$barf<$aft,  toon  benen  aber  bie  meifien  gegen 
Slbenb  jurücfgingen.  @£  finb  nach  ßonflanj  jtoei  unb 
eine  §albe  ©tunbe.  Sei  Samberg  blieben  nur  Qttner 
unb  t>on  ©eettyal.  Qttner,  ein  bejahrter  3Jtann,  jebo<$ 
Reiter  unb  lebhaft,  hat  im  Steufeern  grofee  Slehnlichfeit 
mit  6onj,  jebodh  ift  er,  bei  &erjli<$em  benehmen,  ge- 
tpanbter  unb  bemeglidjer.  ©eethal  fcheint  ©efchäfte  für 
Safeberg  ju  beforgen,  er  ift  auf  §eiltgenberg  ju  £aufe. 
21m  fpäten  Slbenb  fam  au<$  noch  ein  6ohn  SafebergS, 
Lieutenant  in  baprif<$enS)ienjien,  mit  feinem  3tittmeifter, 
beffen  tarnen  ich  ni<$t  red^t  ^örte.  6ie  liegen  ju 
SfagSburg  in  ©arnifon  unb  Waren  bei  Sinbau  über  beu 
6ee  gefahren.  SDer  folgenbe  £ag  gieng  meift  bamit 
^in,  bafe  mir  Safeberg  feine  literarifd&en  ©dhäfce  geigte. 
2)odh  tourben  auch  3Jtorgen3  unb  SlbenbS  Heine  ©pajier* 
gänge  gemalt.  S)ie  2IuSft<ht  üon  biefem  Sanbftfc  ift 
treff lieh-  SSor  fidh  $at  man  ein  toeiteS  1)ÜQliü)tt$  Sanb : 
SBiefen,  gelber,  ^errlid^e  Dbftbäume,  bajnnfchen  fleine 


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191 


£annen-  imb  Saubtoälber ,  eine  grofee  SJtenge  t>on  Reinen 
Drtfd&aften,  jerftreuten  £öfen,  Saubren.  2lm  gufee 
be3  Jpügete  ba$  $)orf  ©pptefyaufen,  nid&t  Diele  Käufer, 
aber  toie  aHeö  in  ber  ©egenb  ba3  ©epräge  ber  Söofyl- 
^aben^eit  unb  9teinli<$feit  tragenb.  SSom  obern@to<fe 
be3  £aufe$  fiefyt  man  ben  SSobenfee  mit  bem  jenfeitigen 
©ebirge ;  bie  SBalbburg ,  Bettnang  u.  f.  to.  erfennt  man 
ganj  beutli<$  burdfj  ben  £ubu3.  (Srfteigt  man  eine 
än&ötye  hinter  bem  £aufe,  ju  toel^er  ein  fertiger 
Sßalbtoeg  gemäd>li$  ^inanfü^rt,  fo  fömmt  man  ju  einem 
SBeinberg ,  &or  beffen  #äug$en  ftefjenb  man  axiä)  bie 
aaCppcnjeUer  ©<$neeberge  erblitft. 

©eftern  frity  führte  Samberg  ben  Stittmeijter  unb 
mid&  ^ier^er  naä)  St.  ©allen,  brei  ©tunben  fcon  gppte; 
Raufen.  2Btr  brauten  mehrere  ©tunben  bei  ben  2llter= 
tyümern  ber  Sibliot^ef  ju.  9ieuerli<$  ift  auä)  eine 
agpptifd&e  -Dtumie  bafytn  geftiftet  toorben.  quartierte 
miä)  ttrieber  im  #e$t  ein.  9laä)  Xtfä)  fuhren  bie  Reiben 
na<§  ©ppis^aufen  jurüä,  iä)  blieb  §ter  unb  benüfcte  ben 
Slbenb  ju  einem  ©pajtergang  na<$  ber  frönen  Äräjer^ 
brüefe  über  bie  ©itter,  eine  ©tunbe  üon  fcter,  unb 
nadf^er  no$  auf  ben  greubenberg,  too  iö)  miä)  etne£ 
^errltd&en  Sonnenuntergangs  erfreute,  3m  33uc$e  fanb 
i<§  unfere  tarnen  toom  10.  $uli  1820.  Seb^aft  erinnerte 
iä)  miä)  jenes  frönen  £age3,  an  bem  mir  ben  -äRittag 
in  ärbon,  ba3  iä)  t)or  mir  faty,  unb  ben  Stöenb  auf  bie* 
fem  greubenberge  jugebrad^t  tyaben,  unb  fo  totel  ©cfyöneS 
erwartete  uns  no$  auf  unferer  Steife !  Unter  ben  neuern 
3nf<$riften  be8  Sud&eS  gefiel  mir  folgenbe  am  beften: 


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192 


„£eute,  ben  26.  STpril  1823  bin  iä)  Martin  9*0«, 
Sodfarirty  t>on  5Wü^I^aufen  im  ßlfafc,  tytx  auf  bem 
greubenberg  getoefen  imb  alles  fe$r  genau  beobachtet, 
bamit  iä)  benen  3Jteinigen  ju  £au8  2IIIe3 
beutli$  erflären  fönnte." 

£eute  ^abe  i<$  ben  ganjen  Vormittag  auf  ber 
Sibliot^ef  jugebrad^t  unb  toerbe  jcfet  ben  Sßad^nittag 
loieber  bort  pbringen.  SJlorgen  SSormittag  toerbe  i<$ 
nodj?  hier  ju  ttyun  ^aben  unb  bann  t>ermuthlich  noch 
eine  Strecfe  toeiter  gehen,  über  33ögü$edf  :c.  in  ba$ 
3tyeinthal,  na<h  SBregenj,  Sinbau  toteber  naty  Qfypi& 
Raufen  unb  ßonftanj.  £ier  im  ©afthof  begrüßte  mich  ber 
DberfeHner  fogleich  aU  33e!annter;  er  hat  mir  ehemals 
in  ber  Sonne  ju  Stuttgart  oft  meine  Nahrung  gebraut. 

SDlan  erjählt  tyex,  bafj  bie  ©efanbten  ber  ^eiligen 
2lUianj  t>on  Stuttgart  abgereist  feien.  ©lüdf  auf 
ben  2Beg! 

3$  fdpefce,  um  mich  toieber  in  bie  alten  $anb* 
fünften  ju  vertiefen.  £>b  ich  gleich  alle  Urfache  $abe, 
mit  meiner  Steife  aufrieben  ju  fein,  fo  ift  fie  mir  bo<h 
nicht  fo  ^erjerfreuenb,  ttrie  bie  bor  brei  fahren.  3$ 
toeifc  aber  auch,  toer  mir  fehlt.  £ebett>ohl! 

$>ein 

S." 

CSonftana,  HRontag,  16.  Sunt  1823. 

„ßiebfle*,  befiel  2Beib! 
©eftem  Sübenb  bin  ich  auf  ber  9lüdEreife  toieber 
^ier  eingetroffen.   $Da  ich  feit  ©t.  ©allen  meift  in 


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0 


193 


abgelegenen  ©egenben  miä)  befanb,  fo  fonnte  i<$  biefe 
3eit  über  meinem  (Sifer  im  ©rieft ^reiben  nid&t  fo  @e* 
nfige  leiften,  hrie  früher.  3)en  ©ienftag  unb  3Kitttüod(j 
braute  xä)  in  ©t.  ©allen  auf  ber  SMbliot^ef  ju;  e3 
waren  Regentage,  in  benen  iä)  faum  2Ibenb3  ein  toenig 
um  unb  bur<$  bie  Stabt  ge^en  fonnte.  Qoä)  fear  e$ 
mir  lieb,  bafe  ber  SRegen  gerabe  auf  Stage  gefallen  mar, 
bie  td(>  o^netyin  in  ben  Älofiermauem  »erlebte.  21m 
©onnerftag  fe$te  iä)  beim  fd&önften  ©onnenfd&ein  meinen 
6tab  toeiter;  iä)  gieng  über  SögliSeä,  ©peid^er,  Strogen 
in  ba£  Styeint^al  hinunter  naä)  2tltftetten  unb  Don  ba 
tyalabtoärtS  big  9tyeine<f,  untoeit  be3  (Stnftujfea  Dorn 
3tyent  in  ben  Sobenfee.  £)er  ©ang  bur<$  ba8  grüne 
Sfypenjett,  im  SttnblidE  be8  ©<$neegebirge8 ,  toar  £ö<$ft 
vergnüglich ;  ber  Uebergang  in  baS  Styeint^al  getoetyrt 
l;errlid&e,  überrafd^enbe  SluSfid^t,  tootoon  S)u  SDir  toon 
ber  ga^rt  auf  ben  ©to&  f)er  einen  Segriff  toirft  machen 
tonnen.  3m  Styefatyal  gehört  mir  befonberS  bie  2lu& 
fi$t  bei  einem  Drt ,  ben  man  jur  2lue  nennt ,  ju  ben 
Silbern,  bie  unerlöfd^lidfj  in  meiner  Erinnerung  finb. 
35er  breite,  fcoBe,  rafd^e  ©trom,  ber  ^ier  bem  2Beg 
nur  geringen  9laum  übrig  läfet ,  eine  baumreife  Qnf ei 
unb  im  Umfrete  bie  Styroler,  SSorarlberger,  Stypenjeller 
6<$neegebirge.  SDaS  St^al  toar  bur<$  bie  Heuernte 
belebt.  @in  furjer  ©etoitterregen  machte  einen  frönen 
Regenbogen  an  ben  Sergen  $in.  ©egen  2lbenb  aber 
fam  ein  fe^r  heftiger,  an^altenber  Stegen,  ber  in  mefc 
reren  ©egenben  be3£$urgaue$  als  #agel  großen  ©<$aben 
getrau  tyat.   $>a  ba«  SBetter  toieber  f^Ied^t  unb  bie 

U^tonb«  Seben.  13 


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194 


Serge  fcöHig  fcertyüHt  Waren,  fo  beftimmte  mi$  biefe£, 
nxä)t  nafy  Sregenj  unb  Sittbau  abjuf<$weifen,  fonbem 
meine  Steife  am  folgenben  ÜDiorgen,  nad^bem  xä)  no<f> 
einen  listen  Sölicf  fcon  ber  jerftörten  Surg  9tyeinecf 
gehabt,  über  SÄorfc^ad^  unb  2trbon  na<$  6ty>iS£aufen 
fortjufefcen,  wo^in  miä)  o^nebiefc  ber  $auptjWecf  meiner 
Steife  jurüdrief.  3n  2lrbon  War  iä)  juerft  no$  beim 
©onnenfdf)ein  unb  bann  bei  heftigem  Stegen  im  wofyl= 
befannten  @arten$äu3c$en ;  t)ergebli<§  fudfjte  i§  unfere 
tarnen  in  ber  genfterfc^eibe ;  ber  §agel  fyat  fie  no<fy 
im  nämlid^en  ©ommer  jerfd&lagen.  —  3n  ©ppi^^aufen  . 
braute  idf)  nun  bie  weitere  $eit  fetyr  angenehm  ju  unb 
fu^r  geftern  3lbenb  mit  Staatsrat^  toon  ^ttner  ^ier^er. 
@r  will  mid;  §eute  auf  bie  Stei<$enau  führen,  toon  ba 
\ä)  bann  na<$  SftaboIfseH  überjufefcen  gebenfe.  £>ann 
ge^t  bie  Steife,  wenn  e8  ba3  SBetter  geftattet,  über 
^oljentwiel,  ©igmaringen,  ©bingen  naä)  Bübingen,  Wo 
iä)  am  35onnerftag  ober  greitag  eintreffen  Werbe,  2luf 
ben  Sag  fyin  läfct  es  fic^>  bei  gegenwärtiger  2Bitterung 
ni<$t  befiimmen.  Söürb'  xä)  meine  grau  bort  ftnben, 
wie  innig  würb'  e3  mxä)  erfreuen!  Sftujs  idfj  mi<$  aber 
bis  Stuttgart  gebulben,  fo  bitt*  idf),  Wenn  e8  no<§  Qeit 
ift,  mir  na$  Bübingen  ein  £emb  unb  ©trumpfe  ju 
f<$icfen. 

Stun  auf  fro$e3  äBieberfe^n  taufenbmal  gegrüßt 

ton 

Seinem 

£." 


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195 


Urlaub  an  greUjerw  uon  Safberfl. 

„£o<$too&Igeboruer,  tyo^juüeretyrenber 
#err  Saron! 

9lur  ju  fe^r  fü^Ic  i<$,  ttrie  ber  <£<$ein  beS  Un* 
banfs  auf  mir  Iaftet,  inbcm  iä)  für  all'  bie  ©üte,  ber 
iä)  mi6)  bei  meinem  Stuf  enthalt  in  ©ppiS^aufen  ju  er* 
freuen  §atte,  fo  fpät  erfi  meinen  innigen  SDanf  au& 
fyre^e. 

S)ie  Erinnerung  an  jene  £age,  bie  mir  bur#  3$r 
gaftfreunblidjeS  SBo^ltooHen  fo  angenehm  geworben,  tyab' 
\ä)  glei$tt>o§l  in  treuem  ^erjen  betoa^rt.  —  Sogleicfy 
bei  meiner  Stnfunft  ju  #aufe  empfieng  midi  ein  Stuf- 
trag,  ber  ben  ©egenftänben,  bie  mi<$  auf  ber  Steife 
bef<$äftigt  Ratten,  fefyr  frembartig  toar.  £)te  3te<$t& 
toert^eibigung  etneS  toegen  £obtf<$tag3  2lngef<$ulbigten 
toar  mir  übertragen  unb  na^m  mxä)  für  geraume  $eit 
gänjli^  in  2tnftru<$. 

3$  §abe  $f)nen  tooty  f$on  früher  gefagt,  baß  td) 
eine  SDarftellung  ber  beutf^en  2)i<$thmft  im  Seitalter 
ber  §o$enftaufen  aufarbeiten  öor^abe.  Sie  ttrirb  in 
mehrere  Slbf^nitte  jerf allen,  beren  jeber  für  ft<$  ein 
Heinere»  ©anjeS  bilben  foH.  3JUt  bem  Slbfönttt  über 
ben  Sölinnefang,  ber  mir  einer  ber  f$tt>ierigften  friert, 
$ab'  i$  bie  Ausarbeitung  begonnen,  liefen  2lbf$nitt 
hoffte  iä)  im  vergangenen  ©ommer  ju  beenbigen,  unb 
es  toäre  mir  nun  überaus  tt>ünf<$enStoert§  getoefen, 
tyn  3ftrer  Prüfung  unterftetten  ju  fönnen.  SlHein  eben 


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196 

• 


jene  Störung,  tüte  fo  man<$e  cmbere,  t?erjögertcn  ben 
gortgang  ber  Arbeit;  bo$  traute  iä)  fe$r,  fold&e  nodf) 
wx  @inbru<§  be3  SBinterS  ju  @nbe  ju  bringen,  ba 
miö)  biefer  bur<$  bie  betoorftetyenbe  (Einberufung  unferer 
©tänbeoerfammlung  ben  ltterarif<§en  33ef<$äftigungen 
faft  gänjli^  entjie^en  ttrirb.  SDarf  iö)  auä)  fo  lange 
nocfy  bie  mir  gütig  anvertraute  2lbfd&rtft  be£  Reibet 
berger  ßobey  fammt  ben  SJtaneffifcfyen  Silbern  in 
£änben  behalten,  fo  ttrirb  biefeS  meinen  ©tubten  fe^r 
ju  ftatten  fommeu.  S)ie  S3ergletc$ung  jener  £anbfdf)rift 
mit  ber  SBetngarter  unb  ber  3Jlanefftfd)en  ift  in  mefyr* 
fa<$er  Sejietyung  erfpriej3li<$.  SDem  2l6fd&mtt  über  ben 
STOinnefang  foH  pnäc^ft  berjenige  über  bie  ein£eimtf<$e 
§elbenfage  folgen. 

Eon},  ben  iä)  bei  meinem  33efu<$  in  Bübingen  ge- 
fprod)en,  ift  bur$  meine  (grjä^lung  fe^r  lüftern  ge* 
toorben,  baS  fcfyöne  ©ppis&aufen  ju  befugen*  ©o$ 
$at  er  biefen  ©ommer  eine  S3abreife  gemalt  unb  »iE 
barum  biefen  £erbft  ju  §aufe  bleiben. 

Stagelegentücfyft  bitte  \6)  ©ie,  midf)  ben  verehrten 
3Jlännern,  bie  iö)  bei  3#nen  $töe  fennen  lernen,  ju 
empfehlen.  2tn  #errn  Don  Qttner,  ber  mir  fo  fcieleS 
SBo^ImoIIen  erjeigt,  fd&reibe  iä)  befonberä. 

3Jiit  banfbarer  SSere^rung  beharre  iä) 
Euer  §o<§tt)o£lgeboren 
ge^orfamfter  ©iener 

Subttrig  Urlaub." 

Stuttgart,  2.  Dcto&er  1823. 


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197 


lUjltmb  on  Staatsrat!}  nott  Sttncx  jn  (f onftanj. 

„Sere^rtefier  £err  Staatsrat^)! 

©<$ü$tern  ergreife  i<§  bie  geber,  tnbem  idj  nad) 
mannigfachen  Störungen  erft  jefct  für  fo  triele  SBetoeife 
beS  SBotytooHenS  banfe,  bie  mir,  bem  fcor^er  Unbe* 
fannten,  auf  meiner  Sobenfeereife  fcon  Sfynen  getoorben 
finb.  Sie  Stage  in  (SppiS^aufen  unb  ber  2lbfd^ieb^tag 
auf  ber  9tei$enau  flehen  mir  in  unerlöf<p<fyem  Sttn- 
benfen.  55on  bem  gelfen  §ofyentttriel  faty  idf)  noä)  ein* 
mal  auf  ben  See,  bie  ^nfeln  unb  bie  alte  33if<$ofS; 
jiabt  banfbar  jurüdf. 

%ö)  benfe  mir,  ©ie  toerben  fi$  je|t  hrieber  nadf) 
(SppiStyaufen  aufmalen,  um  fcor  ßinbrudf)  beS  ÜBinterS 
noä)  einmal  erfrifcfyenbe  fianbluft  etnjuatfymen ;  iä)  ftelle 
mir  fcor,  ttrie  ©ie  in  bem  SBeinberge,  an  bem  bamalS 
bie  £ageltooKe  bro^enb,  aber  unf$äbli<$  fcorüberjog, 
mitten  unter  bem  ©etümmel  ber  Sßinier  ein  S^eofrU 
tif<$e3  SbpQ  °^er  e^ne  ^orajif^e  Dbe  auffcfylagen. 

©ei  e£  mir  geftattet,  Sfynen,  bem  erf lehrten  greunbe 
33enufinif$en  ©efangS,  bie  anliegenbe  2lrbett  eines 
meiner  greunbe,  be£  tyieftgen  $rofeffor£  ©<$tt>ab,  ber 
als  ©idjjter  rü^mli<§  befannt  ift,  }U  übergeben.  9loä) 
bitte  iä),  ben  £errn  t>.  Saier  unb  Stofenläcfyler  miö) 
in  freunblid&e  (Erinnerung  ju  bringen. 

SSon  ganjem  §erjen  toünfd^e  idjj,  bafi  gefellige 
§eiterfeit  unb  bte  3Kufe,  bie  baS  Seben  fcerf<$önt,  noefy 
lange  3$re  £age  umf darneben  möge. 


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198 


bleibt  mir  entfernt  nid?t  3fcr!  Senn  ma§,  trenn  bie  ganten 

fehlen, 

3ft  no*  §olbe§  bem  *Htenf$en!    0  ftetS  bei  ben  Tanten 

fei  i<$! 

ge^orfamfier  SDiener 

Subtoig  Urlaub." 

©tuttßart,  2.  Dcto&er  1823. 

©aron  iwn  Samberg  au  IHjlanb. 

<SWi§$aufen,  11.  Dcto&er  1823. 

„Siebet  £err! 

3$  müä)te  lieber  jagen  greunb!  toenn  i<$  hoffen 
bürfte ,  biefen  -Kamen  bei  3f;nen  ju  fcerbienen:  Jebet 
anbere,  ben  Sie  mir  geben  fönnen,  ifl  mir  ^ödfjft  gleich 
gültig,  unb  naä)  biefem  toerbe  iä)  fireben,  fo  lange 
©ie  mir  erlauben ,  Don  mir  unb  meinem  treiben  unb 
%fyun  3^nen  3laä)tiä)t  ju  geben. 

3$r  ©^reiben  toom  2ten  biefeS  fyaV  i<$  erft  £eute 
erhalten.  $)afe  ©ie  bie  Erinnerung  an  bie  furjen 
©tunben,  bie  ©ie  ber  33iCa  6$)oni8  unb  i^rem  6in* 
fiebler  gefd^enf t ,  in  Syrern  §erjen  betoa^ren  trollen, 
l)at  miä)  innig  gerührt  unb,  fo  toeit  mxä)  no<$  6ttt>aa 
freuen  fann,  ^erjlidj  gefreut.  63  fd&ien  mir,  als  ob 
irgenb  eine  mir  unbefannte  Urfa^e  ©ie  jurüdf  gehalten 
l;abe,  fi$  ganj  ju  erfdjjlie&en;  ba&  biefe  meine  Slnfidjt 
ni$t  bie  einige  gemefen  ift,  mögen  ©ie  au8  folgenben 
2Borten  meines  greunbcS  Qttner,  bie  idjj  §eute  mit 
Syrern  «riefe  erhalte,  fd&Kefeen:  „SDiefe  2Bo$e  erhielt 


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199 


iä)  Don  bem  Siebter  ItylanbuS,  bem  ttrir  fein  Säbeln 
ablotfen  fonnten,  bie  latetnif<§en  Oben  fcon  ©uftat) 
©<$toab,  bie  er  unter  bem  fetten  Äöntg  Slgag  an  bie 
Sanbftänbe  bietete,  faft  alle  in  alfaifd^em  S3er3maf$e. 
©ie  finb  t)on  fcerfcfyiebenem  SBertye,  bo<^  meiflentyeilS 
gut  unb  firo^en  toon  SBaterlanbSliebe  unb  freiftnnigen 
©ebanfen,  wie  fie  bie  Könige  nid&t  gerne  hören.  2)a£ 
Sefte  babei  aber  finb  bie  ^errlidjen  beutfd&en  Hebers 
fefcungen  toon  Urlaub,  bie  baS  Original  bei  SBeitem 
übertreffen  unb  bie  &erf<§loffenen  Qbeen  tyU  unb  beut* 
lid)  an'S  £age3li<$t  jie^en."  1 

•Jhin  jur  ^Beantwortung  3^re§  33riefe$!  S3on  Syrern 
Vorhaben,  eine  2)arfteHung  ber  beutfdjjen  $oefie  im 
$eitalter  ber  ^ofyenftaufen  ju  geben,  haben  Sic  mir 
Weber  im  Allgemeinen,  nodj)  inSSejug  auf  bie  2Ibthei* 
hingen  etwas  gefagt,  allein  als  iä)  Q^ren  Sßalther  Don 
ber  33ogeltoeibe  gelefen  hatte,  war  mir  f$on  flar,  bafc 
in  biefer  3ett  nur  ©ie,  ober  fonft  -Jiiemanb,  biefe  3lrbeit 
mit  ©lud  unb  ©efdjjitf  unternehmen  unb  fcoHfüfjren 
fönnen.  Safe  ©ie  fol$e  meiner  Prüfung  unterfteHen 
motten,  fehe  ich  für  eine  blofee  $ßfli<hfeit  an,  benn 
©ie  toerftefyen  baS  in  jeber  Sejiehung  beffer  als  ify; 
unb  wenn  ich  je  ßtwaS  war  unb  fonnte,  fo  ^at  bie 
Trauer  nun  ju  fciel  ©etvalt  über  mich  gewonnen,  als 
bafe  iä)  mir  noch  f$mei$eln  bürfte,  etwas  ©uteS  unb 
<3ro6eS  in  meinem  ©inne  ju  leiften.  Non  sum  qualis 
eram,  sub  bonae  regno  Cynarae!  ©leidf)t>iel,  Wenn 
nur  baS  ©ute  geflieht,  bur<h  wen  es  gefd^he! 

1  §err  fc.Sttner  $atte  bieUeberfefcung  für  baSDriginal gehalten.  ' 


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200 


3liä)t  nur  bie  2tbf<$rift  be$  palatintf<$en  ©obey 
9lx.  CCCLVII  unb  bie  3^^^ngcn  aus  ber  -Dianefs 
fifd&en  £anbf$rift,  fonbern  mein  ganjer  literartfdjer 
Separat  fte^en  S^nen  ju  jeber  3*it  unb  auf  fo  lange 
3eit  als  6ie  itjn  nufcen  tooHen  ju  SDienften.  SEBojU 
£ätte  i<§  tyn  fonft  ertoorben? 

9Jtö<$te  xü)  im  ©tanbe  fein,  3$nen  re$*  *>iclc 
SDienfte  ju  leiften  unb  3^nen  ju  jeigen,  toie  fe^r  i<$ 
einen  3Jlann  etyre  unb  liebe,  ber  feinem  33aterlanbe 
treuer  fein  mujg,  tyätte  er  aud&  fein  anbereä  SSerbienft 
um  baffelbe,  als  ba&  er  fo  oft  gejeigt  ^at,  toie  treuer 
i^m  ba$  SSaterlanb  ift. 

Sie  33erglet$ung  ber  2Raneffif(^en  2lu£gabe  mit 
ber  SBeingarter  Jpanbf^rift  mufe  3#nen  unjtoeifetyaft 
toidjtige  SRefuItate  getoä^reu.  3dj  glaube,  ba&  ber  2Bein= 
garter  ßobej  bem  fogenannten  3Jtaneffif<$en  jur  ©runfr 
läge  gebient  ^at;  bafe  lefctere  für  ben  Sifdjof  £einridfj 
(t)on  Älingenberg)  fcon  (Sonftanj  gefd&rteben  toorben  fei, 
ift  mir  beinahe  me^r  als  toa^rfdEjeinltd^.  

Seben  ©ie  red&t  too^l  unb  vergnügt  mit  öftrer 
liebenStoürbigen  e^elid^en  SBirt^in  unb  gebenfen  Sie 
jutoeilen 

3^re$ 

©ie  aufrtd&ttg  toere^renben 

3.  t>.  Safeberg." 

3n  feinem  ©rief  an  Samberg  ertoätynt  U^Ianb,  bafc 
er  eine  (Srimtnalbefenfion,  bie  tym  Dom  ©eri<§te  auf* 
getragen  roorben,  ju  §aufe  angetroffen.  Obgleich  er 


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201 


feine  Sßroceffe  me$r  übernahm ,  fo  mo$te  er  bo<$  bie 
©rflärung  beim  3Jliniftertum  ni$t  abgeben,  bafe  er  toon 
ber  Slb&ofatur  jurücftrete,  »eil  er  vermutete,  bafe  es 
feinen  SSater  betrüben  fönnte.  <5o  na^m  er  eben  biefem 
ju  lieb  bie  Saft  auf  ft<$,  toenn  bie  Steide  ber  Sinnen* 
proceffe  an  i^n  fatn.  SUle^reremal  fam  e$  vor,  bafj, 
toenn  er  von  einer  toiffenf<haftli<$en  Steife  jurüdffam 
unb  nun  ft<^  freute,  an  bie  Arbeit  ju  ge^en,  er  fold&e 
Aufträge  auf  feinem  SEifd^e  fanb. 

Urlaub  an  ftreüjerrtt  Hott  Stapcro. 

„SBeretyrtefter  greunb! 

2Bemt  iä)  fo  fpät  erft  ba3  ©^reiben  erttriebere, 
toobur<$  6ie  mir  biefen  -Kamen  geftatten,  unb  trenn 
ify  fo  lange  im  Sefifc  öftrer  gütigen  Mitteilungen  ge* 
blieben  bin,  fo  toirb  mir  ju  einiger  ©ntfd&ulbigung 
gerei^en,  bafe  iä)  nun  feit  me^r  als  fieben  3Jtonaten 
bur<$  lanbftänbifd^e  SSer^anblungen  demjenigen,  too^m 
miä)  bie  Neigung  trägt,  fafl  gänjlid^  entfrembet  bin. 

3)o<§  lann  i<§  ben  6onntag ,  ben  iä)  im  vorigen 
Sommer  ju  ©ppi^aufen  fo  angenehm  jugebrad&t,  nid^t 
o^ne  einige  3eilen  banfbarer  (Erinnerung  vorübergehen 
laffen. 

5Die  Stbfc&rift  ber  *Pfäljer  Sieber^anbf  <$rift ,  bie  i$ 
mit  innigem  2)anf  jurüdfenbe,  $at  mi$  in  meinen 
©tubien  mannigfadjj  geförbert.  Söenn  glei$  im  ©anjen 
nadfjläfeig  unb  gebanfenloS  gefcfyrieben,  giebt  biefer  Sobey 
bo$  eine  3Jleuge  neuer  SeSarten  unb  berichtigt  an  vielen 


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202 


Steffen  ben  geftörten  SR^ttymuS;  t)orjügli<$  aber  §at  er 
manche  toerty&offe  Sieber,  bie  in  ber  3Jtanefftfdf)en 
Sammlung  fehlen,  ber  SSergeffen^eit  entriffen.  ©ie 
Segnungen  aus  ber  3Jtaneffif$en  #anbf<$rtft  finb  in 
me§rfa$er  33e$iefyung  erläuternb.  9Jlan$e  flammen 
offenbar  aus  älteren  §anbf#riften  tyer,  namentlich  aug 
ber  SBeingarter.  £)a£  Silb  Ulrid)  ton  Sid&tenfteinS  ift 
ofyne  $tt)eifel,  fammt  ben  Siebern,  auä  einer  |>anbs 
fdjrift  beä  grauenbienftä  entnommen,  Königin  23enu$ 
ergebt  fi$  aus  bem  9Jieer  ju  SJlefire.  3Jtetyrere  mögen 
na$  alten  Siegeln,  h>el$e  bie  SWitter  in  voller  SBapp* 
nnng  barftellen,  geseidjnet  fein.  SDie  SBappen  jeigen, 
ju  tt>eld&en  t>on  fcerfdfjiebenen  ©ef^Ie^tem  be3  gleiten 
9lamen3  man  in  fo  na^er  $ett  ben  Sänger  gejä^lt  ^at; 
mandje  finb  aber  too^l  audf)  in  Ermanglung  fefleren 
Stn^altä  na<$  ben  tarnen  aus  ber  ^^antafie  gemalt. 
Se^r  erfreulich  ift  bie  ©ntbedung  be£  ©abriel  t>on 
SKontetoel.  2lu<$  biefe  |>egäuburg  tritt  nun  in  ben 
©tanj  ber  $oefte.  steuerlich  $at  ein  £err  Heinrich 
Schreiber  in  ber  SSibliot^ef  be3  proteftantifd&en  Sentit 
narS  ju  Strafeburg  bie  $anbf<$rift  einer  älteren 
2llejanbrei3  als  9tubolp^3  gefunben  unb  batoon  in  ber 
ßeitfd&rift  Sparte  groben  gegeben.  Solche  Stüde  aus 
bem  12.  Qa^unbert,  mit  unfcofffommenen  Neimen, 
tote  ber  alte  SCriftan  u.  f.  to.  fd&einen  mir ,  toenn  gleich 
einem  ganj  anberen  Äreife  angetyörenb,  über  ba3  Sttlter 
be3  9tibelungenlieb8  mehrere^  Sicht  verbreiten  ju  fßnnen. 

Sölit  Sehnfud&t  fel)e  ich  ber  3eit  entgegen,  bie  mir 
geflatten  hrirb,  ber  alten  toaterlänbifd^en  ©id^tfunft  lieber 


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203 


einige  9Kufce  gts  tmbmen.  3)a*  Wäfyte  nrirb  bann  tt)oI)l 
fein,  bafe  i<$  ben  Stuffa^  über  ben  SDUnnefang,  too&on 
idfj  Sftnen  f$on  früher  gemelbet ,  in'«  kleine  bringe. 

3Jlit  aufrichtiger  25eref;rung  unb  greunbfdfjaft  ber 
JSfyrige. 

Subfoig  U&lanb." 

Stuttgart,  13.  3um  1824. 

9ia$  bem  anftrengenben  Sanbtag  h>ar  eine  @r* 
^olung  für  Urlaub  S3ebürfni§;  er  reifte  bef$alb  mit 
feiner  grau  unb  einer  jüngeren  6$tt>ägerin  burdfj  baS 
93rei3gau  na<$  SBafel,  bann  bur<$  ba£  Stftünftert^al  auf 
Den  SBeifeenftein  unb  über  Sern,  Seüap,  ©enf  in  baS 
S^amounit^al.  3Son  bort  tourbe  ber  Sßeg  über  ben 
(Sol  be  93alme  in  ba$  SBaÜtö  genommen,  ba3  Seufer 
Sab  befugt  unb  über  Sfnm,  Sern  unb  Sutern  ber 
Stigi  lieber  befugt,  beffen  fcoffe  Sd^ön^eit  aber  auä) 
biefeSmal  bie  SBanberer  nid^t  genießen  fonnten,  toeil 
baS  SBetter  ungünftig  fear. 

©egen  ba3  ßnbe  be3  Qa^rc8  fcer^eerten  ungeheure 
Stegengüffe,  bie  eine  ]grofee  Ueberfcbtoemmung  l;erbei^ 
führten,  einen  ^eil  beS  roürttembergifc^en  SanbeS, 
2)ie  Srüdfen  mürben  roeggeriffen,  bie  Käufer  toon  SBaffer 
untertoüfjlt,  ba$  SSie^futter  tt)eggefc$tt>emmt,  in  ben 
9Jfü§toerfen,  bie  ©<$aben  gelitten,  fonnte  ni<$t  gemahlen 
werben.  2)ef#alb  vereinigte  ft<§  Urlaub  mit  anbern 
SDlännern,  fte  ließen  einen  Slufruf  ju  Beiträgen  tut 
Sinberung  ber  9loti)  ergeben. 

Öftre  gute  äbftd^t  tourbe  mit  über  alle  @rtt>artuug 
reifem  (Srfolg  belohnt  unb  fie  babur$  in  bie  Sage 


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204 


gefefet,  ben  5ftot§leibenben  ttrirffame  Jpülfe  bringen  ju 
fönnen.  Ufylanb  unb  fein  ©$toager,  Kaufmann  9!eeff, 
reisten  im  fd&led&teflen  <Jtobember;2Better  in  ben  am 
meifien  betroffenen  Drtfd&aften  $erum,  um  na<$  93e- 
fpredfmng  mit  ben  Drtgs  unb  Dberamtäüorfiänben  Sin* 
beruug  für  bie  erfte  Wotf)  ju  bringen  unb  jum  ^Bieber* 
aufbau  ber  jerftßrten  Käufer  SDUttel  beijufteuern.  6r 
führte  bie  SSerjei^niffe  mit  grofeer  Sßünftlid&fett  felbft, 
toctyrenb  er  im  eigenen  ^auSmefen  ftdj  ganj  gerne  t>on 
ber  grau  Reifen  liefe,  ©o  §at  er  auä)  einmal,  als  er 
in  ber  ginanjcommiffion  toar,  einen  bebeutenben  SÄeäjen* 
fehler  gefunben,  toäfyrenb  bie  9te$enfunft  bo$  gar  ni$t 
ju  feiner  Begabung  gehörte.  6r  fonnte  aber  nichts 
tyalb  ttyun,  aHe£  fcfjlotterige,  unpünftli<$e  SBefen  toar 
i^m  jutüiber.  Qn  feinen  ©riefen,  ja  felbft  in  feinen 
3Jtanufcripten  ifl  feiten  ettoa3  auägeftridjen. 


Urlaub  an  grciljcrnt  toon  Samberg* 

Stuttgart,  16.  Styrit  1825. 

„SSere^rtefter  £err  unb  greunb! 
pr  ba8  ©efd&enf ,  ba3  ©ie  mir  mit  bem  2.  S3anb 
be$  SieberfaaleS  gemalt,  fage  i<§  erft  jefct  meinen  ^erj- 
lid^en  2)anf,  nad&bem  e3  mir  auf  abermalige  lange 
Unterbrechung  hrieber  vergönnt  ift,  ju  ben  altbeutfdfjen 
©tubien  prücfjufe&ren  unb  babei  au<fy  biefer  frönen 
©abe  mi<$  ju  erfreuen.  SefonberS  tmd&tig  ift  mir  aucfy 
ba3  reichhaltige  33ortoort.   SJJöge  ba3  3ht<§,  ba3  fid^ 


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über  £einri<§  fcon  Jtlingenberg  f<$reiben  liefee ,  ni<^t 
ungefd&rieben  bleiben! 

2lber  bie  3ueignung  biefc^  gleiten  SBanbeS  erwedt 
we^müt^ige  Erinnerung  an  ben  ©iebermann,  t>on  bem 
e3  nun  erji  re<$t  Reifet: 

mid;  mmet  fyarte  fere 
baä  ir  fo  fcerre  fmt! 

3n  vorigem  ©pätja^r  ^atte  i$  mi<$  tnel  mit 
SBolfram  fcon  6f$enba$  befd&äftigt,  auä)  Einiget  nieber* 
getrieben;  aber  ftatt  ber  erwarteten  altfranjöfifd&en 
ipanbfd&riften  toon  33ern,  treibe  mir  ju  grünblicfyer  39e* 
Ijanblung  biefeS  S)t<$ter3  unentbehrlich  fd^ienen,  fam 
bie  Stntwort,  ba§  fol$e  ni$t  abgegeben  werben.  Siefen 
nötigte  mi<$,  ben  gangen  SCbfc^nitt  jurüdgulegen,  unb 
iö)  habe  mich  jefct  gu  ber  beutfd^en  ^elbenfage  gewenbet. 

©ine  neue  Ausgabe  ber  SJtaneffifchen  £anbfchrift 
bearbeiten,  möchte,  wenn  au<h  fein  $inbemi&  oh 
waltete,  mein  grammatifcheS  SEalent  faum  ausreißen. 
SPltch  freut  e3,  wenn  nur  enbli<h  baS  gange  Material 
biefer  reiben  ßieberfammlung  gu  Stage  fömmt.  SDafcon 
aber  §at  mi<h  bie  SJergletchung  ber  ^iefigen  Söeingarter 
^anbfd&rift  übergeugt,  bafe  man  bie  älteren  SDtinnefänger 
au3  bem  3Ranefftfchen  ßobej  ni<ht  in  äd^ter  ©eftalt 
lennen  lernt.  —  £a<hmann3  SSefanntfd^aft  habe  i<h  ^ier 
gemalt.  SSon  ihm  ift  gewifj  SebeutenbeS  für  Spraye, 
Sßrofobie,  ßritif  gu  erwarten.  (Sin  anberer  eifriger 
greunb  be$  beutfd^en  SllterthumS,  -Dtafemann,  War  an 
Dftern  ^ier,  als  i<h  mi<h  gerabe  in  Bübingen  befanb. 


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2U6 


(Sr  liefe  mir  bie  2tngeigc  feiner  beabft<httgten  2lu3gabe 
ber  $aifer<hronif  jurüä ,  bie  xä)  für  ben  gaE,  ba&  jie 
3^nen  noch  mä)t  befannt  toäre,  ^ier  beilege,  ©r  reist 
biefeS  fcerbienftlichen  Unternehmens  toegen  noch  nach 
3Jiün<hen  unb  Strasburg,  unb  tirirb  auf  bem  3tü<fn)eg 
lieber  hier  eintreffen. 

@ine  weitere  3fafünbigung  altfaffifd^er  ©prad^ 
benfmale  fcou  6cheller  erregt  grofee 'ßrtoartungen.  3U 
ttermunbern  ift  nur,  bafe  mit  einer  fpätern  Ueberfefcung 
ber  Anfang  gemalt  toirb. 

2)er  grühling,  für  ben  6ie  uns  einen  Sefuch 
hoffen  liefen,  ift  nun  angebraten.  barf  nicht  erft 
toerficfyern,  toie  ungemein  e£  mi<h  erfreuen  roürbe,  6ie 
rec^t  batb  unter  meinem  SDac^e  ju  begrüben.  SÄud^  (Song, 
ben  i$  üor  wenigen  £agen  gef proben,  ift  ju  treffen 
unb  freut  fi<h  %\)xex  Slnfunft. 

2Jiit  aufrichtiger  Verehrung 

3hr 

&  Uhlanb." 

Stuttgart,  26.  (September  1825. 

„Verehrter  $err  unb  greunb! 
SJlein  lieber  greunb,  ^rofeffor  ©chtoab,  ber  im 
begriff  ift,  eine  Steife  an  ben  Sobenfee  austreten,  hat 
mi<h  um  einige  Qtilen  ber  Empfehlung  an  ®ie  erfucht. 
Seine  toor  jtoei  fahren  erfd^ienene  Sefd^reibung  ber 
fd^iüäbifchen  Sllb,  toorüt  er  mit  ber  hiftorifdMopo* 
grapsen  2)arfteÜung  bie  poetifche  2luffaffung  ber 
SRatur  unb  ©agentoelt  gu  tierbiuben  gefugt,  ift  $1)ntn 


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207 


t)iellei<§t  befannt  3n  fllei$em  Sinne  unternimmt  er 
jefct  ben  Sobenfee  unb  ba3  SR^eint^al  ju  betreiben, 
unb  mad&t  fi$  auf  ben  2Beg,  um  2llle8  toiebertyolt  in'S 
2Iuge  ju  f äffen.  $>ie  Aufgabe  ift  intereff anter,  aber 
auä)  fd^nrieriger  al3  bie  frühere.  3)urdfj  ©tubien  unb 
33eruf3gef$äfte  biö^er  toorjüglid^  bem  grie^ifd^en  unb 
römifd^en  2Htert$um  jugetoenbet  (wiewohl  er  auä)  ben 
Waltharius  manufortis  im  9ßibelungenmaaf$e  t>er= 
beutf<$t  $at),  ift  tym  fe^r  angelegen,  für  ba£  neue 
Unternehmen  9ftatb  unb  Seiftanb  ortahmbiger  unb  in 
ber  mittleren  3eit  ein^eimifd^er  SDiänner  ju  gewinnen. 
Su  grfüttung  biefeä  2öunf<$e8  glaubte  idf)  burdE>  nichts 
fo  fe$r  behülflid)  fein  ju  fönnen,  als  inbem  id&  mir 
geftatte,  fein  SJor^aben  Q^rer  toofylttoHenben  2lufmerf; 
famfeit  ju  empfehlen. 

%üx  bie  gütige  ^ufenbung  &om  3ten  Sanbe  be3 
SieberfaalS  ^ole  idf>  meinen  wärmften  SDanf  nod)  nad;, 
aber  nur  mit  Slerger  fann  ity  baran  benfen,  bafe  bie 
gjlitt^eilung  ber  Sßeingarter  £anbf<$rift  für  bie  gorfc 
fe|ung  beS  SBerfeS  tierweigert  worben.  $)ie  Sonfe- 
quenjen  wegen  eines  2tblehnen£  mä)  anberer  Seite 
mögen  ber  ©runb  bat»on  fein. 

2öäre  mir  nur  ein  braud^barer  2lbf$reiber  für 
folgen  Qtoeä  befannt,  mit  Vergnügen  würbe  id)  eine 
forgfältige  SSergleid^ung  ber  Urfcfyrift  für  ben  Sieberfaal 
öorne^men.  Ober  würbe  mir  nur  ber  Gobey  auf  ein 
^alb  %df)T  in'3  #au8  gegeben,  toürbe  idfj  tootyl  naä) 
unb  nadj>  bamit  fertig,  befonberS  wenn  etwa  ber  f$on 
gebrudte  ©ott  Slmur  wegbleiben  fönnte.  ffim  freunb- 


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208 


liiert  2lnbenfen  miä)  angelegentli<$ft  empfe^tenb  mit 
untoanbelbarer  SSere^rung 

Subnrig  tl^lanb." 
Samberg  an  Ulilanb, 

^eiltgenBerg,  25.  3Hai  1826. 

„33eretyrtefter  greunb! 

Steinen  beften  unb  innigften  ©auf  für  ba§  grofee 
Opfer,  ba3  6ie  mir  mit  aSermcnbung  3#rer  foftbaren 
3eit  auf  3lbf<$reibung  be3  SBeingarter  ©obey  bringen, 
2Bann  unb  nrie  toerbe  iä)  im  Staube  fein,  biefen  greunb* 
f<$aft8bienft  ju  ertoiebem?  2)od&,  S^nen  bleibe  t$ 
gerne  ein  ©d^ulbner. 

£err  ^rofeffor  ©<$tt>ab  fyat  mir  t>on  $eit  iu  3eü 
t)on  bem  Fortgang  biefer  ärbeit  Äunbe  gegeben  unb 
mir  Hoffnung  gemalt,  ftc  bis  ©übe  btefeS  3Jlonat8 
beenbigt  ju  fetyen;  bann  tooHte  i<$  ju  !3#nen  fommen, 
Sie  befugen  unb  bie  SSergleid^ung  mit  ber  Urfc^rift 
fcome^men.  ©in  geftem  erhaltenes  ©^reiben  be3  $errn 
$ßrofeffor3  ttyut  feine  ©rtoä^nung  Don  bem  SBeingarter 
©obey;  iä)  fd^Iiefee  barauä,  bafe  idjj  no<$  nid^t  fommen 
fott,  unb  ertoarte  Dörfer  no<$  weitere  3Ra$ri$t  fcon 
i^m  ober  S^nen. 

freue  mi<$,  6ie  na<$  fo  langer  $eit  toieber 
einmal  ju  fe^en  unb  ju  fyred&en;  bann  tncHen  mir  bie 
Theotisca  leben  laffen,  in  tt>eI<J)er  bo<$  nodjj  $te  unb 
ba  ettoaS  getrau  toirb;  fo  mufc  3#nen  j.  S3.  Sacfc 
mann«  Ausgabe  t?om  filtern  3Jiün$ner  ©obey  be3 


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209 


SRibehmgen^SiebeS  gefallen  ^aben,  ba  fie  uns  bie  ältefle 
Ueberlieferung  beffelben  fo  treu  als  möglich  giebt. 

3$  fenbe  Sutten  &ier:  ffiie  treue  3Jiaib  t>on 
39  ob  man;  fie  fott  mi$  bei  3$nen  unb  3$rer  e^eli^en 
SBirt^in  anmelben. 

@S  ifl  man<$er  weniger  fdfjöne  ©toff  in  ber  neueren 
$eit  jur  Stomanje  üertoenbet  toorben:  möd^te  er  ©ie, 
mein  greunb,  ju  einem  guten  f$tt)äbif<$en  Sieb  an* 
regen ! 

Seben  ©ie  toofyl  unb  f^reiben  ©ie  mir  balb,  ba& 
bem  SBeingarter  apographum  baS  Explicit  feliciter 
ift  beigefefct  toorben. 

3.  Samberg." 

SBotlenbet  ju  ©onftanj  am 
4.  3uß  1826. 

®S  fear  ©utyij  33oiffer6e  gelungen,  bie  oben* 
ermähnte  SBeingarter  £anbf$rift  fcon  ber  föniglufyen 
Sßrtoatbibliotyef  ju  erhalten;  er  beforgte  für  Samberg 
baS  2lbjei<$nen  ber  Silber  unb  gab  fie  bann  Ufylanb 
in'S  £auS,  toeld&er  mit  ©<$toab  jufammen  bie  9Ibfdf>rift 
beS  SCeyteS  beforgte.  $m  äfaguft  fam  bann  Samberg, 
um  bieSEejte  ju  Dergleichen,  ju  Urlaub,  bem  eS  eine 
grofee  greube  fear,  ben  liebenStoürbigen  3Jtann  unter 
feinem  2)a<$  beherbergen  }u  bärfen  unb  längere  $eit 
feines  Umgangs  geniefeen  ju  lönnen.  3ft  einem  ©riefe 
Sambergs  an  Urlaub,  ben  Safeberg  toon  ©igmaringen, 
tt)o  er  bei  feinem  älteften  ©o^ne  einfette,  fd^rieb,  fä^rt 
er,  nad^bem  er  feine  Steife  bis  ba^in  erjätylt,  alfo  toeiter 
fort:  „3)a  ^aben  ©ie,  mein  greunb,  ben  getreuen 

U  6Ianb8  Seben.  14 


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210 


33eri<$t  meiner  furjen,  eben  ni$t  ereignifcreid&en  Sfteife, 
auf  ber  iä)  fo  oft  an  ©ie  unb  3#re  liebe  e^eltd&e 
SBirt^in  gebaut  fyabe  unb  an  bie  Siebe  unb  greunb- 
fd^aft,  bie  iä)  empfing,  nie  o$ne  ©mpfinbung  ^erjltd&en 
©anJeSfürbenftillengrieben,  ben  idfj  bei^ftnen  genofc. 
©onberbar,  bafc  au<S)  auf  biefer  furjen  gafyrt  ba3  ©Iiicf 
mxä)  toieber  in  meinen  gor f jungen  begünfligte  unb  iä) 
in  bem  £aufe  be3  33if$of3  D.  ©t?ara  bie  £eimat£  eines 
f^treijerifd^en  ©ängergef<$le<$teS  entbeden  mufcte,  tote 
©ie  auö  ber  Seilage  erfe^en  toerben.  3$  benfe  in  ein 
paar  Stagen  bie  Ufer  beS  SobenfeeS  toieber  ju  fe$en 
.  unb  toon  ber  Villa  Epponis  aus  S^nen  toeitere  %laty 
x\ä)t  ju  geben,  Qnbeffen  taufenb  ^erjtid^e  ©rüfee  an 
bie  toadere  grau  @mma  unb  ben  biebem  ©uabo, 
bem  iä)  nod&malS,  fotoie  Sftnen,  teurer  greunb,  für  bie 
grofce  £ilfe  an  bem  Codex  Weingartensis  innig  banfe. 
2)ie  3#rigen,  iä)  meine  #errn  Stofer  unb  feine  fd&öne 
grau,  auä)  ben  lieblichen  Meinen  ©uftaü  9tofer,  bitte 
i<$  üon  mir  melmal  ju  grüben;  fann  i<$  Syrern  §errn 
©<$tt>ager  in  ber  Umgebung  beS  SobenfeeS  ober  in  ber 
©d&toet}  entomologifdj^e  Aufträge  beforgen,  fo  toerbe  i<$ 
es  mit  eben  fo  ttiel  $ßünftlidf>feit  als  Vergnügen  tfyun. 
Sitten  ©ie  ©$toab  in  meinem  9iamen  au<f>  an  feine 
grau  einen  frönen  ©rufe  auSjurt<$ten.  2ln  fein  Su# 
toerbe  iä)  am  erfien  Sage  meiner  Sutyaufeftmft  Jpanb 
anlegen  unb  es  tym  balD  möglid;ft  jurudfenben.  Vale 
et  me  amare  perge. 

Lassbergius. 

Explicit  am  6.  ©eptem&er  1826. 


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211 


efyon  am  gd&luffe  beg  Sa^reä  1825  f treibt  ttt;* 
lanb  in  einem  SBriefe  an  feinen  SSater,  toic  folgt: 

„£eute  toar  SBeiffer  bei  mir  unb  fagte  mir,  fein 
Stoiber  fei  geftem  Don  Bübingen  jurüdgefommen  unb 
£abe  ben  Auftrag  üon  gerbinanb  ©melüt,  mic§  p  fra* 
gen,  ob  iä)  bie  SBatyl  jum  äbgeorbneten  toieber  an* 
nehmen  toürbe?  3<$  toeifc  nidjt,  ob  ©melin  fcon  bor* 
tigen  bürgern  beranlafet  ift,  fi<$  ju  erfunbigen.  S3i^cr 
$atte  iä)  feinen  Slnlafc,  meine  ©ntfcpefmng  ju  äußern, 
toeil  im$  -Kiemanb  gefragt  £at.  Slber  e8  ift  mein  äber= 
legter  ©ntfd^Iufc,  biefemal  feine  SBatyt  anjunetymen.  Qn- 
bem  \6)  bie  fteben  unruhigen  $atyre  bur$  ausgemalten 
$abe,  glaube  iä)  meine  ^Bürgerpflicht  in  biefer  §m\\$t 
erfüllt  ju  $aben.  Stuf  no<$  einmal  fe$3  3»a$re  midE) 
toon  jebem  anbern  Seruf  unb  Seftimmung  auSaufdpefcen, 
fann  ni<$t  öon  mir  verlangt  toerben,  abgefe^en  batjon, 
bafe  mir  au$  fonfi  bie  £ufl  unb  Siebe  fefylt,  bie  fcor 
allem  ju  einem  folgen  SßirfungSfreife  erforberli<$  x% 
SBenn  ettoa  ber  liebe  SSater  gefragt  ttrirb,  fo  bitte 
il)n,  ben  gragenben  meinen  beftimmten  ©ntfd&lufc  ju 
fagen;  baffelbe  toirb  auefy  SBeiffer  in  Sesietyung  auf 
©melinä  Anfrage  §eute  an  Dnfel  SDoftor  fd^reiben.  3$ 
toünfd&te  nid&t,  bafe  Qemanb  vergeblich  feine  Stimme 
mir  gäbe,  ober  gar  eine  fcergeblid^e  SBatyl  vorgenommen 
tt>ürbe,  inbem  id&  fie  ablehnen  toürbe. 

©d^laper  toäre  too^I  fe^r  geeignet,  für  eine  ber 
SlbgeorbnetenfteDen  von  ©tabt  ober  2lmt  Bübingen  ge= 
totylt  ju  toerben;  ob  er  e3  toünfd&t  ober  annehmen 
tDürbe,  ift  mir  jebodf)  unbefannt. 


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212 


@mma  tyat  eine  grofce  2Mf<$e.  S5a$er  nur  tyre 
^erjli^en  ©riifce  mit  benen 

3#re3  ge^orfamen  ©otyneS 

©tuttgart,  2.  $ecem&er  1825. 

©in  ©tammbudpatt  für  Ulbert  ©<§ott,  in  U^tanbS 
©ebtd&tfammlung  mit  ber  Sfaffcfyrift:  „Qfn  ein  Stamm- 
bu<$"  aufgenommen,  geigt,  tüie  biefer  Srief,  bafe  bie 
Hoffnung,  ©ute3  unb  @rfprie&li$e£  für  fein  £eimatfc 
lanb  in  ber  ©tänbefammer  toirfen  ju  fßnnen,  bur<$ 
bie  Seit  fe^r  gefd^mälert  tourbe.  9loä)  im  $a$re  1860, 
alö  er  nadfj  ©<$ott3  SCobe  fü£  feinen  -Jiefrolog  um 
einige  SData  angegangen  tourbe,  fprad)  er  e§  aus,  inbem 
er  in  feiner  Slnttüort  fagte:  „(Sin  3rrt$um  ift,  baft  i<$ 
mit  ©<$ott  aus  ber  Äammer  getreten  fei;  i<$  Verblieb 
in  berfelben,  tnenn  auä)  freubtoS,  bis  jum  ©<$Iu& 
ber  fed^ffl&rigen  SBa^lperiobe." 

3m  puSlid&en  Greife  unb  unter  greunben  behielt 
er  aber  guten  Wlutf)  unb  trug  bur<§  feinen  £umor  oft 
fogar  tt)efentli<§  jur  Erweiterung  ber  ©efeUfdjjaft  bei. 
$um  Belege  fott  §ier  ein  Srief  folgen,  ber  toon  33er; 
fleibungen  fprid^t. 

Uljlanb  an  feine  gram 

(Stuttgart,  1.  gefcruar  1826. 

„Siebes  2Beib! 
2Bte  ift  e£  SDir  benn  bei  ber  grimmigen  Äälte  ge* 
gangen?  2ötr  ^aben  uns  itoar  unbe^agltdfj ,  aber  fonfi 


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213 


too^l  befunben.  Such  ber  fleine  -Jteffe  ©uftat?  ift  tote* 
bcr  gefunb.  ©erabe  als  i$  ju  f<$reiben  anfing,  lam 
er  mit  Subtoig  unb  gab  mir  einen  ©rufe  an  $>i<$  auf. 

•Keine  2töft<$t  fear,  S5ir  gejiern  f$on  fd^reiben, 
aber  33ormittag$  fear  6i$ung  unb  SRad&mittagS  ©afc 
ma^l  beim  ^errn  giirftyräfibenten.  2>a  hatte  i<h  benn 
erflaunli<h  mit  meiner  Toilette  ju  fäaffen.  2)u  h&teft 
feheu  foHeu,  tirie  \ä)  einige  ©tunben  lang  alle  Äiften 
unb  Ääften,  @<hublaben  unb  §ä<$er  bur<htt>üblt  unb 
umgelegt  habe,  um  bie  mancherlei  ©tlidfe  meiner  2lmt$- 
ma*ferabe  jufammenjufu^en,  unb  bo<h  habe  i<h  noä) 
entlegnen  muffen. 

Unb  nrie  fteht  e3  benn  mit  unferer  9Jia$f  erabe? 
Sijl  35u  fleifetg  an  meiner  glüeler  £ra<ht  getoefen  unb 
hafi  £)u  für  S)i$  eine  hübfche  ßarifatur  aufgefunben? 

Sefct  finb  faft  tägli<h  2lusf<hufefi|ungen.  3^  $<*ufe 
habe  iä)  noch  toenig  gegeffen.  3JUt  Äarl  bie  SReife  ju 
machen,  toäre  ich  fd)on  Amtshalber  fcerhmbert  getoefen, 
unb  SDu  ttrirfi,  rathe  iä),  auch  bie  forcirte  SRüdreife  nicht 
mitmachen. 

9hm  grü&e  bie  (Saltoer  beftenä ,  fage  SSruber  ©u* 
ftat»  meine  §erjüd)fteu  2öünf<he  jum  ©eburtstag  unb 
lehre  too^leingepadt  jurücf  in  bie  Slrme 

SDeüteä  harrenben 

Urlaubs  toaren  bamalä  Teilnehmer  eines  foge* 
nannten  ÄränjchenS.  5Dte  2Jiitglieber  unterhielten  fi<h 
häufig  burch  Aufführung  ftm  (graben  ober  burch  ©ar* 


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214 


■ 


fteHimg  ©d^UIer'fdfjer  unb  cmberer  SaHaben.  3u  §umo* 
riftifd&en  Stötten,  ober  au<$  ju  Don  tym  $umorijHf<§  aufs 
gefaxten,  liefe  ft$  Urlaub  gerne  Bereit  finben  imb  ergöfcte 
oft  bie  ©efettf^aft  bur<$  feine  Reitern  ©tnfälle,  bie  fo 
nngefudjt  unb  anfprud^loä  angebracht  tourben. 

2luf  ben  2Bun[c^  ber  SJlutter  be3  f$on  lange  Sa^rc 
geifteSfranfen  SDidj)ter3  #ölberlin  beforgte  Urlaub  mit 
greunb  Sd^toab  bie  ^erau^gabe  feiner  ©ebid&te.  ©in 
33rief  Urlaubs  an  SSarn^agen,  ber  i^n  jur  SC^eilna^me 
an  einer  neuen  Siteraturjeitung  aufforberte  unb  eine 
Slecenfton  fcon  £ölberlin8  ©ebbten  i^m  ju  fcfyreiben 
fcorf^lug,  gibt  fcon  biefer  Slrbeit  nähere  Äunbe. 

Urlaub  an  SBarnljagen, 

„Sieber  greunb! 

Steine  3^ilen  fcom  26.  £>ecetnber  1826  traf  i<$  bei 
meiner  3urüdttunft  fcon  einer  Keinen  SReife.  ©eit  eini* 
gen  23o<$en  bin  iä)  ber  33ef<$äftigung  bei  ben  Sanb- 
ftänben  entbunben  unb  mufc  nun  t>or  allem  mein  2te 
ftreben  barauf  rieten,  eine  längft  angefangene,  aber 
fcielfadE)  gehemmte  Arbeit  im  %aä)e  ber  @efdf)i<$te  ber 
beutfdfjen  ^oefte  einmal  ju  @nbe  ju  führen.  3n  meinen 
93eruf  jur  firitif  im  fcorauä  mifetrauif ä) ,  toermag  i<$  für 
jefet  toenigftenS  ©einer  freunbltd&en  äfafforberung  ni$t 
ju  folgen,  obgleich  iä)  baS  93ebürfni&  einer  fritifd^en 
3eitfd&rift  t>on  regerem  ©eifle  als  bie  bisher  toor^anbe* 
nen,  fcollfommen  einfe^e. 

2BaS  £ölberlin3  ©ebid^te  inäbefonbere  betrifft,  fo 


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215 


ifi  2)ir  öießei^t  nid&t  unbefannt,  ba&  bie  in  ^Berlin 
t>eranftaltete,  bann  burcfy  Äerners  #anb  gegangene 
©ammlung ,  Don  $rof  eff  or  ©<§toab  nnb  mir  au«  $ni(fc 
f^riften  unb  au«  ben  un$  fcon  bem  ©tiefbruber  be«  un* 
glüdli<$en  S)id^terS  mitgeteilten  papieren,  berenS)ur^ 
ftd&t  mit  mannen  ©$ttrierigf  eiten  fcerbunben  fear ,  na$ 
Gräften  ergänjt  toorben  ift.  2lu$  ber  Safca  biefer  §anb* 
fd^rift  $aben  tirir  namentli<$  ba«  33ru<$ftü<f  be«  @m* 
^ebofle«  aufgegraben.  Sin  ben  ©rudffetytern  fmb  toir 
unfd&ulbig,  tmr  Ratten  un$  jur  9let)ifton  angeboten; 
na<$bem  aber  bie  #anbf$rift  lange  liegen  geblieben, 
fant  un«  plöfclidj)  ber  größere  S^eil  be«  93u$e«,  $u 
SugSburg  gebrudft,  toor  Slugen;  nur  burdt>  ein  lange« 
SSerjei^nife  ber  ©rudffefyler,  toa«  einige  ßarton«  berate 
la&te ,  lonnte  iö) ,  f  omeit  e«  o£ne  ba«  äJlanufcrtpt  mög~ 
liä)  fear,  no<§  nad^elfen.  33ei  jener  S8ef$äftigung  mit 
ben  treffli<$en  ©ebi<$ten  fam  jtoifd&en  un«  man$e«  jur 
©pra<$e.  3$  benfe,  baß  bie  Sttnftcfyt,  in  ber  toir  über- 
einfiimmten,  bereit«  in  einem  Sluffafc  au«gefprodfjen  fein 
ttrirb,  ben  ©<§tt)ab  in  ba«  literarifd^e  6om)erfation8* 
blatt  eingefd&iät  tyat,  obgleich  iä)  biefen  2luffafc  ni<$t 
felbfi  fcor^er  gelefen  tyabe. 

flemer  $at  fi<$  in  2Sein«berg  red^t  angenehm  mit 
$au«  unb  ©arten  angebaut,  ein  alter  S^urm  im  ©ar* 
tett  ift  jum  romantifd^en  ©tubirjimmer  unb  jum  lieber* 
bliä  ber  frönen  ©egenb  eingerichtet ;  oft  fie^t  man  toon 
feiner  Sinne  papierne  2)ra<$en  $0$  in  bie  Süfte  ftei* 
gen,  2lu<§  mir  ge^t  e«  gut  unb  xä)  §abe  mir  jefct 
toieber  freiere  3^ätigfeit  eröffnet. 


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216 


S)eine3  Iiterarif<$cn  2Berfe3  freue  \6)  midfj  Don 
£erjen. 

2)ir,  unb  tner  fidfj  fonft  meiner  erinnert,  bie 
befien  ©rüfee 

ber  ©einige 
S." 


Stn«anfl  0118  einem  ©riefe  StodjmamtS. 

Sßrofeffor  Äarl  Sa^mann  au3  Serlin  bat  um  biefe 
3eit  Urlaub  um  feine  2lbf$rift  be3  Söeingarter  6obey. 
,,©ie  triff  en  ja,  bafe  i$  lange  ju  SBalt^er  toon  ber 
33ogetoeibe  vorgearbeitet  $abe,  mir  fe^lt  nur  no<$  biefe 
£anbfd?rift."  ffllit  greuben  f^idt  i$m  Urlaub  bie  be* 
ge^rte  unb  am  15.  Quni  1827  erhält  er  bann  fcon  2aty 
mann  biefelbe  jurüdf.  35iefer  fd&reibt  baju:  „^efct  enb* 
Ii<$  fommt  SBalt^er  ju  feinem  $errn  jurücf :  iä)  meine 
nid^t  nur  3^re  2Ibfd)rift,  fonbern  bie  Sieber,  bie  erfi 
burdj)  ©ie  uns  anbern  red^t  eingeleuchtet  haben  unb 
mi<h  ju  ben  äfamerfungen  gedornt,  toenn  biefe  anberS 
ettoaS  ©ute0  enthalten.  2BaS  meine  Äritil  betrifft,  fi> 
ift  mein  työd^pter  SBunfch,  ©ie  mögen  finben,  bafe  einige 
Sieber  fi<$  jefct  erft  in  ihrer  ganjen  ©<hönheit  aeigen, 
unb  jugeben ,  bafc  f o  toenig  au<h  Stbbrüdfe  t>on  £anb* 
fünften  ju  tabeln  finb,  bo<h  toenn  bem  £)i<$ter  fein 
Unrecht  gef  drehen  f oH ,  auch  eine  eigentlich  fritifche  33e* 
hanblung  nöt^ig  ifi." 

£)en  3Konat  Suli  1827  benü&te  Urlaub  ju  einer 
SReife  mit  feiner  grau  nach  SUiünd^en,  ©aljburg,  in  ba£ 


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317 


©aljfammergut,  99er<$te3gaben,  ^nnSbrudt ,  Sofcen,  3Jte= 
ran,  bann  über  Vorarlberg  an  ben  Sobenfee  nnb  nad) 
©ppi^aufen  ju  Safeberg.  3n  ÜKün<$en  würben  bie 
Äunftfdfjäfce  mit  bem  angenehmsten  ©eleitSmann,  ©utyij 
33oiffer6e,  mit  grofeem  Qntereffe  gefe^en;  Ufylanb  füllte 
fid^  befonberS  au<$  bur<h  bie  Sanbfd&aften  toon  SRu^Sbael 
augejogen.  33on  größerem  SBert^e  waren  für  ihn  aber 
bod^  vielleicht  noch  bie  ©chäfce  ber  Sibliot^ef  unb  bie 
wertvolle  Sefanntfd&aft  t>on  $)ocen  unb  fcon  ©chmeHer, 
ben  er  jum  erftenmale  fah  unb  ber  ihm  ein  fo  teurer 
greunb  würbe.  2lu<$  Werthe  frühere  Sefannte,  ^rofeffor 
SJlafemann  unb  £ofrath  Schorn,  traf  er  in  3Jlün$en 
toieber.  ©aljburg  unb  baS  an  großartiger  Sftatur  fo 
reiche  SCprol  forach  Urlaub  fehr  an.  SSon  SnnSbrucf 
au£  würbe  natürlidh  au<h  bie  ämbrafer  Sammlung  be- 
fud^t.  S)a3  SßSieberfehen  fcon  Safeberg  ma<hte  ju  ber 
frönen  Sfteife  einen  erwünfd^ten  ©dfjlufe. 

©egen  ba3  (Snbe  be3  SatyreS  1826  Würbe  Urlaub 
butch  Sßrofeffor  S)iej  fcon  33onn  mit  feinem  2Berfe  über 
bie  ^oefte  ber  S£roubabour3  befchenft,  mit  einer  fehr 
herjli<hen  Slnertennung  feiner  wiffenfd^aftlid^en  Seiftuns 
gen.   Utylanb  fd^reibt  hierauf: 

„Verehrter  §err  ^rofeffor! 
©ie  ^aben  mir  mit  Sfoxem  SBerfe  über  bie  $oefie 
ber  XroubabourS  ein  fo  erfreulich  überrafchenbeS  @e= 
fd&enf  gemalt,  bafe  ich  mir  fehr  vorwerfen  mufe,  ^nen 
meinen  ^erjlid^en  S)anf  nicht  früher  auSgebrüdft  ju 
^aben.   £)iefe3  SBerl,  bem  bie  tterbiente  änerfennung 


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218 


getmfj  ni<$t  fehlen  ttrirb,  fonnte  toobl  bo<§  SJiicmanb  er* 
tüünföter  erfd&einen  als  mir,  bet  iä)  mit  ber  fcertoanbten 
^ßoefie  ber  beutfcfyen  3Jiinnefänger  feit  einiger  fteit  mid£ 
nä^er  befd&äftigt  &atte.  ©abei  fommt  mir  nun  baffelbe 
mit  unentbefcrlid&en  Unterfud&ungen  über  ben  pro&encas 
lif^en  SJiinnefang  entgegen,  toeldOe  toeit  fcollftänbiger 
finb  nnb  mir  einen  ft<$ereren  SKn^alt  gemäßen  als  bie= 
jeuigen,  toeld&e  \<f)  felbft  anjuftellen  im  %aU  gett)efcn 
wäre,  hierüber  aber  £ätte  iä)  miä)  ausführlicher  mit 
3#nen  ju  unterhalten  getoünfd&t  als  mir  bisher  mögli<§ 
toar,  unb  iä)  erfpare  e3  au<$  beffer,  bis  iä)  %fynen  meine 
2tnfu$t  über  bie  beutf<$en  2JlimteIieber  einmal  im  3u* 
fammen^ang  »erbe  vorlegen  Jönnen,  toobet  ©ie  jebo<§ 
ni$t  gerabe  erhebli<$e  (Sntbedungen  }U  erwarten  haben. 

60  fc^r  i<h  SftapnouarbS  Seiftungen  banlbar  er* 
fenne,  fo  tyat  eS  mir  bo<$  patriotifd^e  23efriebigung  ge* 
toährt,  ju  erfennen,  ttrie  bie  S3etra<htung  beS  ©egenftanbeS 
burdh  baS  beutfd^e  SBerf  an  SCiefe,  ©d^ärfe  unb  Heber* 
fi<ht  gewonnen  h<*t.  gaurielS  gefdf>i$tlic$e  S)arfteHung 
ift  mir  no<h  nid&t  jugefommen. 

SJtögen  ©ie  bo<h  balb  ben  jtoeiten  %tyil  mit  bem 
Seben  ber  ©änger  unb,  toie  i<h  ^offe,  mit  jahlret<hen 
Uebertragungen  df)arafterifttf<her  Sieber  nachfolgen  laffen, 
tt>obur<h  baS  gef(ht<htli<$  poetifd^e  Seben  jener  3ät  jur 
volleren  Stnfd^auung  gebraut  »erben  toirb. 

Sei  abfaffung  beS  Sud&eS  tt>ar  Shnen  eine  pro; 
ttencalif<$e  <panbf<hrift  no<h  nid^t  befannt,  tteld&e  fi<h  in 
ber  Sibliot^e!  beS  gürften  t>on  SBaEerftein  befinbet,  fcon 
ber  ©ie  aber  vielleicht  tooty  feitbem  erfahren  haben;  baS 


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219 


epifd&e  ©ebid&t  toongierabraä,  beffen  einftigeä?  Sor^an; 
benfein  in  altfranjöfif<$er  Spraye  mir  längft  unjtoei* 
fel^aft  toar.  Db  baffelbe  urfprüngli<h  probencalif($  ab* 
gefaxt  trat,  ift  noä)  ju  unterfud^en,  ba  e3  in  btefer 
©pradf)e  jiemlt<h  fcereinjelt  baftetyt,  toäfyrenb  e3  norb* 
franjöfifd^  in  einen  DoUftänbigen  ßpfluS  einträte,  in 
eifern  e3  bisher  üermifet  tourbe.  2)ie  SKIejanbriner* 
form  unb  ber  epif<$e  ©tpl  finb  biefelben,  tt)ie  in  ben 
norbfranjöfifd^en  Chansons  de  Geste.  Uebrigenä  toäre 
bie  39efanntf<$aft  mit  biefem  @ebi#t  für  3ftr  2Berf  mehr 
nur  ber  literarifd&en  Seltenheit  toegen  fcon  Sntereffe  ge- 
tüefen,  ba  ber  Sfterö  ber  protoencalif<hen  2)i<htung  bo<$ 
im  Styrif(§en  liegt.  ®er  Anfang,  toorauS  juglei<h  ber 
ttorbfranjöfifdjje  Itrfyrung  ftch  betätigen  möchte,  lautet 

fo:  ■  ©ie  ermahnen  jtoeier  altfranjöfifdfjer  ©e; 

bi<$ie,  too&on  iä)  einfi  9tad)ri<ht  gegeben.  SSon  allen 
Quellen  entfernt,  $abe  iä)  bie  altfranjöfif^en  ©tubien 
feiger  bei  Seite  liegen  laffen.  ©oHte  Q^nen  bie  ßennfc 
ntfc  biefer  ©tü<fe  bon  Qntereffe  fein,  fo  toürbe  mir  e$ 
$reube  ma<$en,  $$nen  folche  )it  jebem  ©ebraudfje  mit* 
jutheilen.  2Bie  fefyr  toäre  überhaupt  ju  ttninfehen,  bafc 
%t)xe  Bemühungen  au<h  auf  bie  Sßoefie  ber  9torbfran* 
jofen,  treibe  gerabe  in  ihrem  beften  unb  ergiebigen 
gelbe,  bem  epif^en Äreife  unb  bem  romantischen  Sftitter* 
gebiet,  noä)  fo  gänjli<h  öernad^Iäffigt  ift,  ft$  erfheden 
möchte.  SUlerbingS  toäre  fyex  noä)  ein  unüberfehbarer 
©toff  ju  behanbeln  unb  ein  längerer  Aufenthalt  in  5ßa= 
rte  toohl  unerläßlich;  aber  toeldfj  ein  ©chaj}  neuer  Snt~ 
bedungen  unb  nichtiger  2luff<hlüffe  für  bie  ©efd^id^te 


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220 


ber  gefammten  Sßoefie  ber  neuen  SJölfer  mü&te  bem 
mutagen  gorf<$er  lohnen!  3Kit  ber  aufrid^tigften  #o<^ 
adfjtung 

ber  %f)xiQe 

2.  Itylanb." 

Stuttgart,  12.  SWai  1827. 

2)er  alte  greunb  lltylanbs,  SSaron  Samotte  gouqu6, 
£atte  einen  jungen  Sfiorbbeutfd&en,  #errn  Galling,  ber 
feine  ©tubien  in  Bübingen  fortfe|en  toollte,  an  Urlaub 
empfohlen.  Sein  Qntereffe  für  bie  altbeutfdfjen  £)id(?t= 
teerte  erfreute  Urlaub,  unbba  er  beabftd&tigte,  ba8„glü<f- 
tyafte  ©<$iff"  Don  gifd^art  l)erau3jugeben ,  fo  toar  i^m 
U&lanb  gerne  be^ütflidfj.  Sie  Dfianber'fd&e  S3udf$anb* 
lung  in  Bübingen  moHte  bie  Verausgabe  übernehmen, 
toeun  Urlaub  ein  SSortoort  baju  gebe.  S)a  arbeitete 
Xtfylanb  ben  2luffa|  über  bie  greifd&iefjen  au$  unb  biefer 
tourbe  bem  2Berfe  üorgebrudt. 

@3  erfreute  Urlaub  fe^r,  trenn  ftd&  jüngere,  fireb= 
famefieute,  tt)ie  ©tubenten  ber  §o$f<$ule,  öertrauen^ 
tooll  an  i&n  anf<$loffen,  unb  er  toar  gerne  im  33er * 
fe^r  mit  $nen,  feilte  i^nen  auä)  gerne  öon  bem  mit, 
toaS  i^n  felbft  befd^äftigte;  fo  getoann  er  mannen 
jungen  greunb,  ber  i^m  ein  greunb  bur<$  ba8  ganje 
Seben  blieb,  ©o  ma^te  er  au<$  bie  33efanntf<$aft 
2lboty&  ©d&öttS  toon  Srünn,  fpäter  §ofrat&  in  Sßeimar, 
ber  im  3a£re  1828  längere  3eit  in  feinem  £aufe 
ein  ttriMommener  ©aft  toar.  3Jlit  i^m  iufammen 
ma<$te  er  eine  SReife  na<$  Dürnberg,  too  ft<$  bann  tyre 


> 


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221 


2Bege  trieben.  33on  bcrt  aus  fdEjrieb  er  an  feine 
grau : 

Dürnberg,  23.  Dctober  1828. 

„Siebes  SBetb! 

^nbern  iä)  ®ir  t>on  meiner  2lnfunft  in  Dürnberg 
Äunbe  gebe,  bin  iä)  bereits  nafye  baran,  ben  Söanberftab 
jur  3tüdE  reif  e  ju  ergreifen,  S)ie  jtoei  £age ,  bie  i<$  in 
Dürnberg  jugebrad&t  (benn  geftern  toaren  tirir  in  @r= 
langen),  Itcfeen  toenig  jum  ©^reiben  fommen.  6S  gibt 
I>ier  fo  mancherlei  ju  betradjten,  bafe  iä)  baS  ©efe^ene, 
meiner  befannten  ©abe  ber  Äürje  unerad^tet,  nicfyt  in 
einen  ©rief  ju  faffen  toüfcte,  unb  ba^er  alles  tnünblid^ 
befd&reiben  toerbe.  Unb  metyr  noä)  als  alles  (Sinjelne 
ift  mir  ber  SinbrudE  beS  ©anjen,  ben  iä)  erft  noä)  in 
mir  felbft  verarbeiten  mufe. 

SSon  3totl>  unb  SInbem,  auä)  in  (Srlangen,  tourbe 
iä)  auf  baS  §reunbli#e  aufgenommen  unb  ber  Gimmel 
tyat  eine  in  biefer  ^a^reSjeit  unerwartete  greunbltcfyfeit 
beriefen. 

3$  badete  barauf,  morgen  -Jlad&mittag  nodjj  eine 
©treäe  beS  SRüdfoegS  abjumad)en,  jtoeifle  nun  aber,  ob 
iä)  nod&  baju  fommen  loerbe.  £eute  fam  iä)  ton  -Kor* 
gen  8  Ufyr  bis  StöenbS  8  Uf)x  nidfjt  in  meine  Verberge 
jurücf,  bin  aber  bo$  nodf>  für  morgen  mit  3Jtan$em 
im  Slüdfftanb.  ©agegen  ttrirb  vxiä)  üBatlerftein  ni$t 
lange  feft^altcn,  inbem  bie  fiunftfac^en  fc^on  ton  bort 
meggebrad^t  fein  foDen.  $ä)  ^offe  ba^er,  jur  befprod^ 
nen  3e^  einzutreffen  unb  toerbe  midjj  vom  Slnfaug  bis 


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222 


jum  ®nbe  be$  9tem3ttyal3  naty  lieber  Begegnung  um= 
fe$en.  Sitten  $erjli<$e  ©rüfce,  bie  innigfien  aber  SDir 
felbft 

toon  S)emem 
8." 

Suf  bem  £eimtoeg  bon  SRürnberg,  ben  Urlaub 
grö&tentyeilS  ju  gufj  jnriidlegte,  mad&te  er  einen  Um* 
toeg  ju  bem  $)orfe  @f$enbad&,  wo  Sßolfram  fcon  @f<$ens 
iaä)  begraben  liegt ;  e3  Jonnte  i&m  aber  nur  bie  ©teile 
bejei^net  toerben,  h>o  fein  ©rabfiein  getoefen  fei.  ©3 
tt?ar  i$m  immer  toon  SBerty,  ftd^  \>ie  ©egenb  ju  befe^en, 
an  ber  irgenb  eine  ©age  ^aftet,  ober  too  ein  auggejei^ 
neter  ÜRenfdj  gelebt  $at.  @r  fagte,  eS  toerbe  tym  bur$ 
bie  £aubf$aft  unb  bie  Sage  eines  DrteS  bie  ©age  ober 
bie  $erfönli(|feit  unb  bie  2Berfe  toiet  gegenwärtiger  unb 
flarer.  2Jtan$em  feiner  ©ebt<$te  ift  e3  audfj  tooljl  an- 
jufü^len,  bafe  er  ein  Hareä  S3ilb  toor  feinem  geiftigen 
Sluge  gehabt,  als  er  gur  2lu£fü§rung  fd^ritt.  ©o  junt 
Seifpiel  bei  £ell8  £ob.  ©o  oft  er  an  ben  SSiermalb^ 
ftäbter  ©ee  fam,  fo  ging  er  au<§  na<$  Slltborf  unb  in 
ba£  ©<$ä<$ent^al  hinauf.  2Bo  e£  einen  2)radf>enfelfen 
gibt,  nid^t  nur  am  ©iebengebirg,  auä)  bei  3)ürfyeim 
an  ber  #arbt  unb  in  ber  ©d^meij  im  6anton  Untere 
toalben,  lieft  er  fi$  3eü  unb  3Jtü£e  ni$t  bauern,  ber 
$la|  mußte  befid^tigt  toerben.  2lud&  im  toorgerüdten 
SBLIter  nodf;  beftieg  er  auf  Steifen  meiftenS  ben  Äird^ 
t^urm,  fobalb  bie  ©egenb  irgenb  anjie^enb  toar. 

Ueber  bie  2lbfi$ten,  bie  er  in  biefer  3eit  für  fein 


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223 


fünftigeS  fiebert  tyatte,  gibt  ein  ßoncept  eines  SrtefeS, 
ber  an  Sßrofeffor  gerbinanb  ©melm  in  Bübingen  ge* 
rietet  toar,  uns  2lu3funft 

Itylanb  an  ^rofeffor  ®mclin. 

Stuttgart,  20.  gebruar  1829. 

„Sere^rtefier  £err  *Profeffor! 

$)ie  Slbfid^t,  felbft  naä)  Bübingen  ju  fotntnen  unb, 
iä)  barf  e$  toofyl  fagen,  bie  forgfältige  Ueberlegung 
3ftreS  33orf$lagS  §at  meine  2lnttDort  auf  3$r  fcerbinb; 
lid^eS  ©^reiben  fcerjögert.  S)a8  Unternehmen,  too&on 
6ie  mir  5Kadf;ridE)t  geben,  ift  mir  jn  adfjtbar,  nm  ni$t 
meine  größte  Slufmerffamfeit  in  Sfafpruc^  ju  nehmen, 
unb  bod>  fe^c  i<$  nid;t  ab,  toie  tdf>  im  ©tanbe  toäre, 
miä)  bemfelben  toirffam  anjufcfyliefeen.  211^  Sftebafteur 
üoranjuftetyen,  toürbe  mir  in  feinem  %aU  gekernt  fyaben, 
aber  aud&  ju  einer  tätigen  SC^eilna^me  alä  Mitarbeiter 
ftnbe  iä)  midfj  bermal  ni<$t  in  ben  ©tanb  gefegt.  (Ur- 
lauben 6ie  mir,  $ier  über  ettoaS  toeiter  ausholen. 

SRadfjbem  id)  fieben  Satyre  lang  bei  ber  ftänbifdfjen 
Arbeit  auägefyarrt  unb  in  biefer  3e^  ben  33ef$äfte 
gungen  meiner  Neigung  unb  meinet  innern  33eruf3 
midf?  großenteils  entjogen  $atte,  tüar  e3  mir  ftar  ge* 
toorben,  baf$  menn  i<$  in  lederen  na<§  meinen  Äräften 
noä)  irgenb  etroaä  £ü$tige3  leiften  tooHte,  e3  burd&auS 
not^lüenbig  ttäre,  öon  ben  erftern  jurüdtjutreten.  £)abei 
toar  aber  nidfjt  meine  Slbfid^t,  mi<$  einfieblerif<$  einju-- 
ftrinnen,  fonbern  idj  gab  meinen  ©tubien  bie  beftimmte 


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1 


9fti<$tung  auf  eine  afabemifc^e  S^atigfeit,  toofür  iä) 
immer  Vorliebe  gehegt  unb  tüoju  mir  ba3  Sertrauen, 
mit  bem  ftdfj  mir  fyäujtg  jüngere  SDtänner  näherten, 
einigen  Säufruf  ju  geben  fd^ten.  @8  ifi  S^nen  too^I 
befannt,  bafe  man  midfj  auf  meine,  toon  bem  Senate 
unterftüfcte  SMbung  unb  in  biefem  fcorjüglidfj  aud&  burd) 
3&r  Sßo^ItooHen,  feit  me^r  al8  anbert^alb  Söhren  in 
einer  feineStoegä  aufmunternben  1lngetoif$eit  gelaffen 
^at.  Qe  weniger  mir  £ier  ju  Sanbe  nun  äu&ere  §ör= 
berung  ttrirb,  um  fo  nötiger  ift  e3  mir,  miä)  für  bie 
3tue<f e ,  bie  idfj  ni$t  aufgebe,  innerli<$  gefammelt  ju 
galten  unb  burdj  feine  neue,  fcerfd&iebenartige  SBirffatm 
feit  baüon  abjulenfen.  3$  bin  aber  aud>  $ier  außer 
allen  SSerbtnbungen,  meiere  mir  toon  ben  Setrieben  ber 
neueren  ©efefcgebung  unb  SSertoaltung  eine  genaue 
Äenntnifc  Derfctyaffen  fönnten.  3>n  Erörterungen  ru^tg 
ab^anbelnber  2lrt,  ttrie  fie  einem  Journal  anfielen,  toar 
xd)  ofynefjin  niemals  geübt  unb  meine  lanbftänbifdje 
$rieg$funft  beftanb  immer  nur  barin,  einer  ©adfje  ben 
2lnftofj  ju  geben,  ba$  t)on  2lnbern  Sorbereitete  burd&ju* 
festen,  2lug  in  Sluge  mit  bem  ©egner  ettoaä  furj  ab= 
jumad^en. 

©oHte  i<$  gleid^too^l  burdO  irgenb  einen  ©egenftanb 
aus  bem  ©ebiete  ber  bejtüecften  3eitf<$rift  midjj  nidf?t 
bloß  (maS  juroeUen  ber  %aU  ift)  l;eftig  aufgeregt,  fon- 
bern  and)  burefy  fpecieHe  Äenntnife  ber  Sefyanblung  be£* 
felben  getoacfyfen  füllen,  fo  toürbe  \ä)  meine  2lnfi$ten 
nirgenbä  lieber  nieberlegen  als  in  einem  herein  fo  ge= 
fester,  toofjlbenfenber  SKänner.   ©ntf^ulbigen  ©ie, 


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bafe  iä)  fo  SBieleS  toon  mir  gefrro<$en;  aber  i<$  glaubte 
bie  5Re$enf($aft,  bic  i$  öftren  gütigen  ©efmnungen 
f<$ulbig  toar,  niö)t  anberS  al§  aus  meiner  $erfönli$- 
feit  geben  ju  fönnen.  9Jlit  ber  aufri<$tigften  SBeretyrung 

3ftr  ergebender 
ß.  IX." 


2)ie  Regierung  jeigte  toenig  Sufl ,  ben  freifinnigen 
SÄbgeorbneten  in  ben  ©taatsbienfl  ju  berufen ;  als  nun 
aber  ber  ©enat  in  feinem  Satyr  e3  beriet  in  einem  9Ro* 
mtormm  nochmals  auf  bie  Sefefcung  ber  öafanten  Setyr* 
jMe  ber  beutfctyen  Siteratur  antrug  unb  Utylanb  neben 
©ctytoab  nrieber  in  SSorfc^Iag  braute,  tnurbe  er  am 
©ctyluffe  be3  SatyreS  1829  jum  aufeerorbentli<$en  $ro- 
feffor  ernannt;  *riellei<tyt  nur,  toeil  t>on  einer  Berufung 
na<$  Samern  bie  Siebe  toar. 

3u  ber  @ef<tyi$te  ber  beutfd^en  $oefie  im  SJlittek 
alter  toünfctyte  Utylanb  eine  £anbfctyrift  ber  S3emer  33i= 
bliottyef  ju  benüfceu;  ba  eä  nictyt  mßgli<ty  toar,  biefelbe 
nadty  Stuttgart  ju  befommen,  fo  liefe  ber  treue  greunb 
Samberg  biefelbe  für  fi(ty  na(ty  ©wistyaufen  fommen  unb 
Utylanb  lonnte  fie  bann  bei  itym  benüfcen  unb  jugleidty 
Safebergä  ertoedenben  Umgang  geniefeen. 

« 

Urlaub  an  feine  gran* 

@Mri$$aufen,  5.  3uli  1829. 

„£ier,  liebfite  ßmma,  bie  9ta<tyrt(tyt  t)on  meiner 
glüdlictyen  Slnfunft  jenfeitS  be$  SBobenfeeS,  bem  S5u  fo 

U^tanbS  fieben.  15 


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I 


22  6 


toenig  ©uteS  ptrauen  tooUteft.  @rfi  ^eute  !ann  toon  ^icr 
ein  Srief  auf  bte  Sßoft  gegeben  »erben.  —  2luf  bem 
^ofttoagen  traf  i<$  ben  3Mer  $)tetert<$  unb  einen  £anb~ 
lungSreifenben.  @S  f<$ien  mi<$  am  meiften  ju  fßrbern, 
jumal  ba$  SBetter  fidE>  jtüeif el^af t  anliefe ,  toenn  iä)  mit 
bem  SBagen  weiter  bte  (fingen  fu^r,  too  berfelbe  um 
fieben  Utyr  anfam.  £>ieteri<§,  ber  ju  einer  Sttrbeit  in 
biefe  ©egenb  berufen  fear,  entfd&lofe  ft(§,  mi$  am  fol* 
genben  £ag  bis  93ibera<$,  feiner  SBaterftabt,  ju  gufee 
ju  begleiten,  toaS  mir  red^t  angenehm  mar.  -Jtad^bem 
\ä)  bort  ©aab  befugt,  auä)  bei  einem  Antiquar  na$ 
alten  ©adfjen  geftöbert,  toar  e3  Wittag  getoorben.  3$ 
natym  ein  gu^rtoerf  big  SBalbfee  unb  ging  bann  ju 
gufee  nocty  big  Slatoenäburg.  Süuf  biefem  SBege  $abe  iä) 
t)iel  an  unfere  frühere  Steife  gebadet  3$  mufete  meine 
Stritte  beflügeln,  um  no<$  auf  ber  befannten  $itye  bie 
©onne  untergeben  ju  fe^en.  SSon  StaüenSburg  ging  iä) 
über  äßeingarten ,  too  iä)  bie  grofee  Äird^e  befugte,  auf 
bie  SBalbburg.  @3  ift  ein  f<$öner,  faft  fd^lDeijerifd^er 
23eg  über  jerftreute  SBeiler,  grüne  SBiefen  unb  bur$ 
Heine  SEanuentoälber,  in  benen  no<§  lange  ba3  barmo^ 
nifd&e  ©locfengeläute  &on  2Beingarten  (e3  voax  ber  £ag, 
tüo  SJtaria  über  baS  ©ebirge  ging),  toie  aus  ber  ver- 
lorenen Äird^e  toieber^allte.  33om  2lltan  auf  bem  ®ac$e 
ber  alten  Surg  genofe  iä)  ber  toeiten  3Ui$fi<J)t,  ba3  ©e* 
birg  erfreute  miäf  ,  toenn  es  auä)  ni<$t  ganj  entfd^leiert 
war,  ben  <2änti3  faty  iä)  mit  feinem  befd&neiten  Raupte 
^ell  t>or  mir.  2luf  bem  SBege  fcon  ber  SBalbburg  na$ 
Bettnang  überfiel  mid^  ein  ftarfer  Siegen,  ber  ben 


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227 


Seilten,  bie  überall  in  ber  Heuernte  begriffen  roaren,  fe^r 
ungelegen  tarn  unb  an  biefem  SCag  fein  gutes  3*i$en 
tft,  inbem  nun  unbeflänbigeS  SBetter  folgen  foH,  bis 
SKaria  toieber  jurüdffommt.  $n  griebrtd^afen  tarn 
iä)  bei  guter  $tit  au  unb  tyatte  noö)  eine  f<$öne  2lbenb* 
beleu^tung  am  6ee.  SWorgenS  ad&t  U^r  fu^r  baS 
SDampffd&iff  naä)  9torf$ad>,  ba£  Sßetter  toar  trüb,  unb 
efye  man  lanbete,  fiel  SRegen  ein.  3n  SRorfcf^adfj  na^m 
id)  ba^er  einen  ©infpänner,  ber  mid)  gegen  jmei  Vfyx 
na$  ßppisfyaufen  braute.  £err  öon  Safeberg  uatym  mi<$ 
fe^r  freunbli<$  auf,  fyatte  mid)  aber  nod>  nidjjt  erwartet 
unb  bie  $anbf$rift  t>on  Sern  toar  auö)  nid^t  ba.  Siber 
nodt)  am  nämltdjjen  2lbenb  traf  fie  ein  unb  id)  tyabe 
geftem  fd;on  fleifeig  baran  gearbeitet,  fo  bafe  i<$  gar 
nid^t  jum  §aufe  ^inauSfam.  @3  ift  freiließ  ein  getoak 
tigeä  ©tüd  Pergament,  unb  iä)  toerbe  in  ber  geil  nietyt 
fürjer  toegfommen  al£  i<$  bei  ber  2lbreife  angenommen 
tyatte;  audj  nrirb  bo<$  man$e  ©tunbe  t>on  ©eft>rä$  über 
unfere  gemeinf^aftlid^en  ^Befestigungen  Eingenommen. 
3$  toofyne  in  einem  ber  3immer  be$  oberen  ©todS  mit 
ber  frönen  SluSnefyt  in  ba$  grüne  Sanb,  eben  ^öre  iä) 
ben  fonntäglid^en  ©efang  öon  ber  Äird^e  im  2$al. 
JBo^l  toäre  es  f$ön,  toenn  $>u  jefct  mit  mir  am  offenen 
§enfter  ftänbeft;  aber  toenn  iä)  bann  ttrieber  über  ber 
alten  £anbf$rift  fäfee,  ba  ^ätteft  £)u  bo<§  toenig  ßurjtoeil. 
2Bie  freue  iä)  mi#  auf  baS  Söieberfe^en  in  Bübingen, 
foofyin  idjj  an  be£  33ater£  ©eburtStag  f<$reibeu  »erbe, 
Sebe  gefunb  unb  vergnügt  unb  liebenb  eingeben! 

2)eine3  S." 


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223 


einem  ©riefe  toon  Safeberg  an  Urlaub  toom  28. 
SRotoember  1829  ift  golgenbeS  entnommen: 

„9hm  aber,  lieber  greunb ,  Jörnen  ©ie  mir  ni^t, 
toenn  i<§  au$  einmal  na<$  bem  Sottgang  3ftreS  9BerIe0 
über  bie  beutf<$e  £elbenfage  unb  ben  SUlinnefang  frage. 
SBä^renb  öftres  £ierfeinS,  i<$  gefiele  eS,  erwartete  i<§ 
hierüber  einige  üWittyeilung ;  benn  iä)  timfete,  bafe  ©ie 
f<$on  Anbern  einige  Ableitungen  barauS  üorgelefen 
Ratten:  allein  ©ie  fliegen,  unb  fo  getraute  iä)  miä) 
nid&t  batoon  anheben;  nun  aber,  ba  man  allgemein 
toeife,  bafe  %f)x  ©u<$  f$on  fo  toeit  fcorgerüdtt  ifl  unb 
felbft  aus  bem  -Korben  hierüber  Anfragen  an  mid&  ge* 
fd&etyen  finb,  toage  i$  eS,  mi<$  ju  erlunbigen,  ob  ttrir 
ni<$t  balb  ettoaS  toon  öftrer  Arbeit  ju  fe^en  be!ommen? 
©ie  ^aben  mit  öftrem  SBaltyer  Don  ber  SSogeltoeibe  alles 
auf  bies  no$  ntd&t  bearbeitete  gelb  unferer  Siteratur 
aufmerffam  gemalt;  aber  nid&t  nur  auf  biefeS,  fotu 
bem  ebenfo  fe^r  auf  ©ie  felbji,  ba  man  nun  fa£,  toaS 
©ie  hierin  im  ©tanbe  finb  ju  leifien.  3$ ,  bem  3ftr 
literarifd&er  SRu^m  nid^t  Weniger  am  Jperjen  liegt  als 
mi<$  3tö*  bürgerlicher  erfreut,  bin  alfo  too^l  ju  ent= 
f<$ulbigen,  toenn  3#nen  meine  Anfrage  au<$  ettoaS 
jubringlid^  toorfommen  fottte:  toäre  baS,  fo  fe^en  ©ie 
fold&eS  als  nidtjt  gefd&e^en  an. 

S)eS  biebern  ©d&toab  unb  fetner  geiftreid&en  grau 
93efud&  fyat  miä)  über  bie  SRafeen  erfreut,  unb  iä)  £abe 
um  fo  größeren  ©enufe  ba&on  gehabt,  als  baS  ab* 
f<$euli<$fte  SBetter  uns  alle  bie  £age  i^reS  $ierfemS 
in  bie  ©tube  jufammengefperrt  ^at.    S)ieS  flingt 


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229 


itoax  eigennüfcig;  aber  iä)  boffe,  meine  lieben  ©afk 
freunbe  finb  überzeugt,  bafe  iä)  mit  ni$t  weniger 
greube  mit  tynen  in  bem  alten  ©ängerlanbe  Berums 
gefahren  toäre,  toenn  eS  ber  Jupiter  pluvius  erlaubt 
fcätte. 

3n  Syrern  näd&fien  Briefe  fcoffe  iä)  ju  erfahren, 
ob  iä)  3ftnen  jum  Sßrofeffor  ober  jum  Sibliotyefar  ©lüdE 
ttriinfdjjen  foH.  (Sine*  unb  ba8  anbere  toäre  mir  lieb, 
lieber  ba3  erftere ;  aber  secuodum  leges  baiuvariorum 
vivere,  möchte  i<$  meinen  guten  lieben  Urlaub  nid^t 
gerne  fe^en. 

Seben  6ie  »o^I  unb  grüfeen  Sie  aufs  £erjlt$fte 
bie  toadfere  grau  @mma  Don 

3$rem 

3«  Safeberg." 

,  £ätte  Safeberg  ma&renb  U&lanbS  8efu$  nur  ge* 
troft  na<$  feiner  Sirbett  gefragt,  er  $ätte  fym  getoife 
gerne  ba&on  berietet.  6r  ^atte  aber  eine  fafi  unäber^ 
loinblid^e  ©d&üd&tern&ett ,  felbft  fcon  feinen  Arbeiten  an= 
jufangen,  toä&renb  i^m  bo$  bie  ÜRitt^eilung  gegen  einen 
§reunb  fo  too^l  tyat.  ©<$tt)ab£  jutraulid^e^,  jur  3Jlit- 
tyetlung  3Jtutfy  mad&enbeS  SSefen  toirfte  befe^alb  fo  gün= 
ftig  auf  Urlaub  ein.  Siedet  gerne  las  er  ©d&toab  ober 
3Ka^er  ober  einem  anbern  greunb  Don  feinen  poeti; 
f<$en  ober  profaif<§en  Arbeiten  toor,  toenn  er  Sntereffe 
bafiir  toorauSfefcen  fonnte,  aber  o&ne  Slufforberung  toäre 
er  fd^toer  baju  gefommen.  5Dic  ©tubien  unb  SBorar* 
beiten  jur  #elbenfage  unb  jum  SBlinnelieb,  jum  S^eil 


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230 


ium  S)rucfe  bereit,  ttmrben  nun,  ba  er  jutn  ^rofeffor 
ernannt  mar,  ju  Sorlefungen  umgearbeitet  unb  fmb 
bann  fcon  itym  nid&t  metyr  im  $Dru<fe  veröffentlicht  toots 
ben.  3n  bie  inerte  Auflage  ber  @ebidt)te,  bie  in  biefent 
3fa^r  erfd^enen  mar,  famen  bie  Sieber:  „grü$ling£s 
troft,"  „Äünftiger  grityling,"  bann  „Sfluf  SBityctm 
$auffS  frühes  £infd(>eiben,"  „$)ie  Ulme  ju  £irf#au" 
unb:  „2luf  eine  Sänjerin." 

©er  SBinter  üon  1829  —  30,  ber  lefete  feines 
beftänbigen  SßotynenS  in  (Stuttgart,  medfte  bie  Suft 
jum  SMd^ten  neu  in  Urlaub  auf.  ©ei  eä,  bafc  bie  33e= 
freiung  Don  ftänbifc&en  Arbeiten,  ober  fein  ©Raffen 
in  bem  gelbe  feiner  Steigung  baju  beitrug.  Qm  Saufe 
be3  SQBinterS  entftunben:  „Der  SDto^n,"  „Sertran  be 
33oru,"  „©er  Sßaller,"  „Ver  sacrum,«  „3Jiünfter; 
fage,"  „DJterlin  ber  2Bilbe"  (an  Äarl  SKaper),  „$>er 
©raf  üon  ©repers"  unb  „Seils  Stob." 

2ll£  bergrityling  anbrach,  im  Styril,  erfolgte  bie 
Ueberfieblung  na<$  Bübingen.  SBo^l  fd&merjte  e8  i^n, 
toerttye  3Sermanbte  unb  liebe  greunbe,  unter  biefen  be* 
fonberä  ©<§toab$,  Derlaffen  ju  muffen;  aber  in  %fc 
bingen  karteten  fein  t^eure  (Sltern  unb  ein  längfl 
erfe^nter,  feinen  Talenten  unb  ©tubien  gemäßer 
Seruf. 

2llö  er  an  bem  SReifetag  an  ba«  ©nbe  ber  ©tutt* 
garter  SJiarfung  fam,  fanb  er  feine  Stuttgarter  greunbe 
unb  manche  Äampfgenoffen  aus  ber  ©tänbeberfamm- 
lung,  bie  i$m  ©lüdf  auf  bie  Steife  tofinfd&ten  unb  einen 
Sorbeerhanj  übergaben.   (Sr  na^m  ^erjlid&en  2lbf<$ieb 


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231 


t>on  ben  greunben ,  aber  ben  Sorbeerfranj  $ing  er  im 
nä^ften  3Balbe  an  eine  @i<$e  auf,  mit  ber  Semerfung 
gegen  feine  grau:  „3$  fann  bo<$  niäjt  mit  einem 
Sorbeerfranj  in  Bübingen  anfommen!"  unb  mit  bem 
©$er je :  „2Bie  toirb  ber  nä<$fie  SBanbcrer  ji$  ttmnbern, 
bofc  biefe  ©idje  Sorbeerblätter  trägt/' 


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VII. 


UljlonÄ  als  fcljrcr  an  i>er  Uniuerfttät  Hieber- 
legung feines  hartes,   ferneres  £eben  in 
anhingen.  Reife  nad)  Wien- 

1830—  1838. 

©rofe  fear  bie  greube  bcr  eitern,  tyren  ©o^n  nun 
an  ber  ©teile  ju  fefcen,  treibe  er  unb  fte  f$on  lange 
für  xfjti  gettriinf<$t  Ratten.  S)er  ©rofefcater  fcatte  bis  in 
baS  a^tjigfte  SebenSja^r  eine  SßrofefforSftette  befleibet, 
ber  33ater  als  Seamter  fein  Seben  ber  Untoerfitfit  ge- 
toibmet;  ba&  nun  auä)  ber  ©otyu  $ier  ttnrfen  foffe, 
madjjte  fie  ganj  glüdttufc. 

Unter  ber  ftubierenben  Qugenb  fam  U&lanb  t>iel 
3utrauen  unb  Neigung  entgegen.  S)octor  Älä^fel  fagt 
in  feinem  SebenSabrifc  x>on  Urlaub  über  feine  2e$r= 
t^ätigleit : 

„9ta<$  ben  Dflerferien  eröffnete  er  feine  Sorlefungen 
„in  bem  größten  afabemifd&en  #örfaale.  £>ie  ©ef$i<$te 
„ber  beutf<$en  Sßoefte  im  13 — 14.  Qa^unbert  toar 
„ber  ©egenftanb.  ©ein  Vortrag  fear  ni<$t  frei;  er  Ia3 
„ba3  forgfältig  aufgearbeitete  3Jlanufcrtyt  bor,  aber  mit 


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233 


„fräftiger,  marfiger  ©ttmme;  man  fühlte  e3  ihm  an, 
„bafe  er  fein  93efteS  gab,  bafe  er  fidh  mit  ganjer  Seele 
„in  ben  Stoff  vertieft  hatte.  S)a3,  maS  er  tortrug, 
„mar  nicht  ein  jum  Sehuf  ber  Sorlefung  im  ©ränge 
„beS  täglichen  SebürfniffeS  niebergefchriebeneS  |>eft, 
„fonbero  bie  %vuä)t  triel  jahriger  gorfd&ung.  3m  Sommer 
„femefter  beS  folgenben  gahreS  gab  er  bie  gortfefcung 
„ber  ©efchidhte  ber  beutfd&en  ?ßocfic  im  15.  unb  16.  Qahr* 
„hunbert.  ©o  mele  ©efd&ichten  ber  spoefie  beS  3Rittel= 
„altera  mir  au<$  feitbem  in  ber  beutfdjen  Literatur  be* 
„fommen  baben,  fo  ift  boch  feine  t>orhanben,  bie  in 
„toiffenf<haftli<her  Durcharbeitung  be$  Stoffel,  mie  in 
„griffe  unb  ©chmung  ber  ©arfteDung,  jenen  33or* 
„lefungen  UhlanbS  gleichfäme.  3m  ©tnter  1831—32 
„unb  im  folgenben  Sommer  la$  er  über  romanifd^e 
„unb  germanifd&e  ©agengefchtd&te ,  bajmifchen  erflärte  er 
„auch  jmeimal  ba$  -Jitbelungenlieb.  Uhlanba  SJorlefungen 
„toedften  bei  2Jlan($en  ein  tiefere«  3«tereffe  für  SJSoefie 
„unb  ©efd&ichte  unb  mürben  noch  mehr  SBfaflang  ge= 
„funben  haben  unb  jahlreicher  befugt  morben  fein, 
„toenn  nicht  bamals  bie  $$iIofoftyt€  ba3  Qntereffe  ber 
„^ö^erftrebenben  oorjugSmeife  in  93ef<^Iag  genommen 
„hätte.  9io<h  mehr  als  burch  feine  miffenfd&aftlid&en 
„SSorlefungen  mirfte  er  burch  bie  Hebungen  in  f<hrift* 
„lid^em  unb  münbli(hem  Vortrage,  bie  er  einmal  in 
„ber  SBoche  ju  halten  pflegte.  (SS  mürben  hier  @ebt<hte 
„ober  profaifd&e  Sluffäfce  eingereiht  unb  entmeber  ton 
„ben  SSerfaffern,  ober  menn  biefe,  mag  bei  ©ebi<hten 
„häufig  ber  gall  mar,  ungefannt  bleiben  mollten,  ton 


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234 


„Urlaub  vorgetragen  unb  beurteilt.  ©r  tyatte  babet 
„eine  ungemein  UebenStoürbige  2trt,  bie  SDiäugel  ju 
„rügen  nnb  anbererfeitS  ba3  ©ute  anzuerkennen  unb 
„bie  SSerf affer  ju  ermutigen.  -Jtie  fehlte  e$  an  ©toff; 
„e£  fanben  ftdf>  immer  Siele  ein,  um  fi$  ju  beteiligen, 
„beitragenb  ober  ju^örenb."  3n  einem  23erjeid?nife  vom 
L  ©emefter  finb  49  Turnern  von  Beiträgen  aufge; 
flirrt.  $laä)  ber  erfien  SSorlefung  tourbe  Urlaub  bur<$ 
einen  fkttlid^en  gatfeljug  unb  ein  ©täubten  geehrt. 

®ie  greube  ber  SBiebervereinigung  mit  ben  ©Item 
burfte  Urlaub  nid&t  lange  geniefcen.  3m  grä^ja^r  1831 
erf raufte  bie  geliebte  SDtutter  unb  ftarb  am  L  Quni. 
■Blanche  -Jtadfjt  fyat  ber  ©otyn  an  ifyrem  SSette  toad^enb 
jugebrad^t  unb  §atte  bann  am  SEage  ein  neues  SoHeg 
aufarbeiten  unb  vorzutragen.  SBenige  Minuten  na<$ 
bem  93erf(§eiben,  am  89ette  ber  SDtutter,  fd^rieb  er  bie 
©tro^e  nieber: 

$u,  üJluttcr!  faljft  mein  2luge  trinfen 
$e3  irb'fdjen  £age3  erfteS  2id?t; 
Stuf  Sein  erblaffenb  2lngeficr/t 

<5a\)  id?  ben  6traljl  be§  Rimmels  finfen. 

■ 

Unb  als  er  von  ifyrer  Seftattung  jurüdfam,  tnU 
ftanb  eben  fo  fd^neH: 

$ertt?el?'n,  vergaßen  liefen  fie 
2)en  frommen  ©rabgefang; 
3n  meiner  ©ruft  tjerftummet  nie 
2ton  Dir  ein  fanfter  $lang. 


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1 


235 


*äuä)  ber  geliebte  SSater  rourbe  ben  Ätnbern  furje 
3eit  barauf,  am  29.  2luguft,  bur$  ben  £ob  hinweg* 
genommen.  2Bie  tief  ibm  ber  SSetlufl  ber  ßltern  ju 
^erjen  gierig ,  bezeugt  ba8  tief  Wehmütige  f leine  Sieb : 

3u  meinen  tfüfjen  ftnft  ein  Sblatt, 
Der  Sonne  mfib,  beä  föegenä  fatt; 
3115  btefeS  SBlatt  war  grün  unb  neu, 
£att'  id?  nod)  Altern,  lieb  unb  treu. 

0  wie  fcergänglid?  ift  ein  2aub, 
3)e3  grüfclingö  $inb,  beä  §erbfte3  Waub! 
2)od?  bat  bie£  2aub,  ba§  nieberbebt, 
97tir  fo  tief  Siebe*  überlebt. 

SBctyrenb  ber  öerbftoafanj  fameu  ©$toabS  mit 
tyrem  neu  gewonnenen  greunb  9iiembf$  (Senau)  ju 
ItylanbS.  6s  war  eine  wohltätige  Erweiterung  für 
ü>.  SKand^er  ©ang  in  bie  fööne  Umgebung  Bübingens 
tourbe  mit  ben  greunben  unternommen ;  ^äufig  nahmen 
auä)  bie  gemeinfamen  greunbe,  $aul  unb  ©uftat) 
spfoer,  2^eil  an  folgen  ©ängen.  3JUt  $aul  ^fijer 
Würbe  Utylanb  in  ber  legten  $eit  feines  Stuttgarter 
Aufenthalts  burch  ©^wab  befannt.  $fijer  tourbe  nod) 
bor  ttylanbs  Ernennung  als  Stffeffor  an  ben  ©erid&ts* 
hof  in  Böbingen  tterfefct.  S)ie  beiben  SKänner  würben 
balb  innig  befreunbet.  $)ie  gemeinfame  Siebe  jum 
beutfdjen  SBaterlanoe  befeelte  SSeibe.  Der  jüngere  Sru* 
ber,  ©ufiat)  ^Jfijcr,  war  bem  ©bluffe  feiner  ©tubien 
nahe;  er  toar  ein  eifriger  3u^örer  Urlaub«  unb  feine 


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236 


bidjterif<$e  ^Begabung  braute  für  ba$  Styliftifum  fe^r 
ttrillfommene  Beiträge. 

9iiembfd&3  üebenStoürbigeS  SBefen  unb  fein  ©id&ter* 
talent  matten  i$n  Utylanb  fetyr  toertty;  er  $atte  aber 
frü^e  f$on  ein  faft  a&nung$t>oBe3  ©efityl  fcon  bem 
Äranfyaften  in  Sfttembfd&S  Stimmung. 

©n  jmeiter  39efu^  Don  Sd&toab  mit  einer  Slnja^I 
Stuttgarter  Bürger  mar  für  Utylanb  minber  harmlos 
unb  jeigte  ft$  fpäter  als  folgenfd&mer.  @3  maren  Stutfc 
garter  äßa^Imänner,  bie  U^Ianb  jur  2lnna^me  einer 
SBa^I  in  bie  be&orfte^enbe  Stänbeüerfammlung  afe 
3tepräfentant  tyrer  Stabt  ju  beftimmen  ftrebten.  £)ie 
Vorgänge  in  §ranfrei$  Ratten  bie  Hoffnungen  ber  frei* 
finnigen  Partei  unter  ber  Stuttgarter  S3ürgerf<$aft  neu 
belebt,  unb  ba  au<$  U^lanb  bie  2tnfi<$t  feilte,  bafe 
bie  a3ermirfli$ung  ber  33erfaffuugSre<$te  unb  bie  33e* 
firebungen  für  eine  innigere  SSerbinbung  ber  beutfd^en 
Stämme,  als  unter  bem  23unbe$tage  bisher  möglich 
mar,  me$r  2lu$ftd&t  Ratten  burd&jubringen ,  fo  glaubte 
er  fi$  bem  Eintritt  in  bie  Äammer  bei  einer  auf  tyn 
faDenben  SBa^l  nidjjt  entjie^en  ju  bürfen,  fo  ferner  i$m 
au<$  aus  fcerfcfjiebenen  ©rünben  ber  6ntfd&lufe  mürbe. 
3lm  3.  3uni  1832  mürbe  er  in  Stuttgart,  unb  Sßaul 
Sßfijer  in  Bübingen  gemäht.  93eibe  motten  bann  au# 
SSerfammlungen  ber  liberalen  Slbgeorbneten  toon  SBürt* 
temberg  unb  &on  gleid&gefinnten  greunben  in  33oU  unb 
in  ©d^terbingen  an.  2)ie  Regierung,  in  ber  f lugen 
Sered&nung ,  bafc  bie  $o$ge£enben  2Bogen  fi$  mit  ber 
3eit  legen  fönnten,  üerfd^ob  bie  Einberufung  ber  Äammer 


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237 


fo  lang,  als  eä  nur  immer  möglidj  toar,  bis  jum 
15.  San.  1833.  $aul  öfters  23ud&,  »riefaedjfel  stoeiet 
S)eutfd&en,  fear  in  biefer  erfd^icnen  unb  tyatte 
grofceS  Auffegen  gemalt.  @r  ttmrbe  bon  ber  toürttem* 
bergigen  Regierung  fe^r  übel  barum  angefeljen  unb 
na^m  feine  ©ntlaffung  aus  bem  ©taatäbienft.  So  fetyr 
bie  auflegten  aon  Sßftjer  unb  Urlaub  in  aDen  anbern 
fünften  übereinstimmten,  fo  toar  biefeS  bei  $ftjer3 
Ausführung,  bafe  sßreufcenS  Äönig  an  bie  Sjrifce  üon 
£)eutf<$Ianb  gefieflt  »erben  fottte,  toeniger  ber  fall, 
»eil  Itylanb  biefeS  o^ne  2lu3f$lufe  fcon  Defterreid&  ni$t 
für  mögli<$  bielt. 

3)ie  33ef<$lüffe  be$  beutfefcen  33unbe$tagä  &om 
28.  3uni  1832,  bie  bie  33erfaffung$redf;te  fo  fefcr  be= 
brotyen,  matten  auf  Urlaub  tiefen  (Sinbrudf ,  n>ie  ber 
näc^fte  ©rief  jeigt. 

Urlaub  on  ^rofeffor  u.  Mottetf. 

Sübingen,  14.  3ult  1832. 

„#o$toohlgeborner ,  hod&toeretyrter  £err! 
6ie  haben  mir  bie  ©hre  ertoiefen,  im  tarnen  ber 
SRebaction  be3  freimütigen  mi<$  ju  Seiträgen  für  ben* 
felben  einjulaben.  @3  ^at  fi#  mir  bei  aEem  3ntereffe 
für  bie  öaterlänbifd^en  Angelegenheiten  bo<h  niemals 
ein  befonbereä  ©eftyidf  für  politifd^e  Ausführungen  er- 
geben, unb  fo  fteht  mir  auch  je|t  nichts  ju  ©ebote, 
toaS  iö)  ber  geehrten  9tebaction  einfenben  fönnte.  Aber 
bie  ie|ige  $tit  fann  ju  SUJand^em  einüben,  toaS  man 


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I 

238 


Dörfer  nidEjt  gelernt,  wtb  fo  ift  e8  für  mid>  bon  gröfetem 
SBert^e,  mir  borfommenben  $aHeS  bie  Slätter  biefer 
liberalen  3eüfdjrift  geöffnet  ju  toiffen  unb  babur<$  in 
Serbmbung  mit  3Jlännem  treten  ju  fönnen,  beren  3Ser^ 
bienfie  für  bie  ©a$e  ber  bürgerlichen  greift  \ö)  fo 
tyocb  ftelle. 

9Jiit  ber  aufri^tigften  SBerefcrung  beharre  \ti) 
(Surer  ^odtjtDofylgeboren 

ge^orfamfier  Sttener 

£.  U." 

3m  £erbfte,  naä)  bem  ©d&luffe  ber  SSorlefungen, 
matten  U^lanbS  toieber  eine  ©d&toetjerreife  unb  biefeS 
3Jlal  glüdfte  i^nen  bie  SBefteigung  be£  3*igi  beffer,  ate 
bie  jtoei  früheren  9Me ;  fte  f onnten  bei  Harem  Gimmel 
bie  SluSfid^t,  unb  StbenbS  unb  SKorgenS  bie  tyrxliä)  be* 
leuchteten  ©d&neeberge  be$  Serner  DberlanbeS  genießen, 
lieber  ben  33iertoalbftätterfee  fuhren  fie  bann  nach  2llk 
borf  unb  Sürglen,  ba3  U^lanb  als  £eH$  ©eburtSort 
immer  anjiehenb  toar,  ftiegen  ba8  ©<hä<henthal  unb  ben 
©ebirg$pa&  jtüifd^en  ben  Älariben  hinauf  unb  gelangten 
bei  fd&on  angebrochener  9ia<ht  no<h  glüdtli<h  in«  Sintfc 
thal,  nach  ©tad^elberg  ^inab.  3)en  ©chlufe  ber  Sfteife 
bilbete  au<h  in  biefem  %af)xe  trieber  ein  Sefudjj  bei  bem 
greunbe  in  ßppistjaufen. 

Urlaub  ^atte  feine  SlntrittSrebe  an  ber  Uni&erfität 
lange  berfd^oben,  »eil  ihm  bei  feiner  Ernennung  im 
3Jtiniflerium  gefagt  morben  toar,  fie  fönne  ihm  erlaffen 
»erben;  ba  aber  bie  Slnfid^t  in  Bübingen  eine  anbere 


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239 


xoax,  fo  mufjte  er  jt<$  bodj  nodf>  bagu  entfcfyliefeen.  ©r 
cnttüicfeltc  babei  bic  ©age  fcon  ©mft,  £erjog  fcon  ©d^ma* 
ben.  $)a  na<$  ber  Salanj  bie  £eit  big  junt  Segtnn 
bcr  ©tänbetoerfammlung  nur  no$  furj  n>ar,  fo  tonnte 
er  feine  Sorlefung  tne^r  beginnen,  unb  ba  er  fpäter, 
bur<$  bie  ©reigniffe  gebrängt,  um  feine  ©ntlaffung  ein* 
tarn,  fo  toar  biefe  2IntrittSrebe  —  eine  eigene  Ironie 
be*  ßufalte  —  ll^anbS  le&te  afabemifd&e  fcfcfitigtrit. 
3)ef#alb  fagte  er  fpäter:  bie  obligate  SKuftf  babei 
£abe  $m  „abgeblafen." 

3laä)  bem  9teuja$r  1833  bejog  Urlaub  mit  feiner 
grau  eine  Snterim&SBo^nung  in  Stuttgart.  2lu$  bei 
biefem  Sanbtag  tourbe  er  in  ber  ©ommiffion  mit  ber 
S)an!abreffe  beauftragt,  ©$on  in  ber  ©ommiffion,  unb 
noä)  mtfyr  in  ber  Äammerberat^ung,  in  geheimer  ©ifcung, 
tüurbe  jeber  ©a§,  ber  eine  entfd^iebene  garbe  trug, 
aertmfd&t,  bie  neueften  Sunbeäbefd^lüffe,  bie  bie  SSer^ 
faffung  bebrotyten,  fottten  nidfjt  erwähnt  toerben,  fo  bafe 
Urlaub  enblid^  felbft  gegen  bie  Slbreffe  ftimmte.  ©r* 
f abrangen  biefer  Strt  mögen  tyn  foäter  in  feinem  ©es 
bid^te  „SBanberung"  ju  ber  ©teile  toeranlafjt  ^aben: 
„9lur  nichts  mein  Sieber,  nur  nichts  üom  SunbeStag!" 

S)ie  am  13.  gebr.  eingebrachte  5Diotion  be3  Sttbge* 
orbneten  Sßftjer  gegen  bie  33unbe3befc§Iüffe  t>om  28. ^uni 
1832  mürbe  t>on  ber  Regierung  fo  übet  aufgenommen, 
bafe  ber  ©etyeimerat^,  no$  etye  bie  Äammer  an  bie 
Serat^ung  fam,  in  einem  SRefcript  einzelne  33efym:ps 
tungen  ber  3Kotion,  ate  „ungegrünbet  unb  eben  fo 
toenig  mit  ben  2$er$ältmffen  beS  ÄönigS  jum  beutfe^en 


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240 


Sunbe,  aU  mit  beffen  6ou&erättetot$re($ten  vereinbar" 
bejet^nete  unb  hiernach  bic  ©rtoartung  für  geredfcfc 
fertigt  erflärte,  „bafc  bie  Äammer  ber  Stögeorbneten 
bic  ^Pftjer'fc^c  SDtotion  mit  toerbientem  UrnmUen  Der* 
toerfen  toerbe."  9U<$t  nur  bei  ben  SJleinungSgenoffen 
toon  ^Jftier,  au<h  bei  ben  ruhigeren  Äammermitgliebern, 
toenn  fte  auf  bie  Siebte  unb  bie  @hre  ber  ©tänbe 
gelten,  mufete  biefeS  2Infinnen  ber  Regierung  einen 
bittern  ©inbrud  machen,  Sie  ftaat8re<htli<he  ©ommifs 
fion,  toon  welker  Uhlanb  unb  Sßfijer  SDlitglieber  toaren, 
tüurbe  mit  ber  Serat^ung  über  btefeS  SRefcrtyt  beauf* 
tragt  unb  am  7.  SJlärj  trug  Urlaub  als  Seri^terflatter 
ber  Sommiffion  eine  fefte ,  entfd&iebene  ätattoort  an  ben 
©eheimenrath  toor.  $)ie  Regierungspartei  ftrengte  alle 
ihre  Äräfte  an,  um  biefe  SHnttoort  ju  hintertreiben,  unb 
j[ebe  Entgegnung  für  jefct,  bis  au<h  bie  üDtotion  felbft 
beraten  fei,  ju  üerfd^ieben.  Dbtoohl  fonfl  bie  Dppo- 
fition  in  ber  SDlmberjahl  toar,  ttrie  bei  ber  fogenaunten 
©emagogenfrage  unb  ber  über  bie  SBa^l  beS  greiherrn 
toon  Sßangenbetm,  fo  füllten  fich  boch  in  biefem  galle 
auch  manche  anbere  Äammermitglieber  gebrungen ,  nad^ 
bem  bie  3lbreffe  manche  ihrer  fd^ärffien  Äanten  bur<$ 
ihre  2lmenbement3  eingebüßt  hatte  (fo  bafe  Urlaub  bat, 
„bie  Slbreffe  bo<h  nic^t  ganj  ausbeuten") ,  biefeS  5Dtal 
mit  ber  Dppofition  ju  flimmen.  3m  Saufe  ber  Debatte 
hatte  Uhlanb  erflärt,  baß  er  bie  9Kotion  auch  jur 
feinigen  mache.  S)ie  Slbreffe  fd&üefct  mit  bem  €a|e: 
„SRimmermehr  toürben  ttrir  un$  befiimmt  finben  fömten, 
eine  SJtotion  mit  Ummtten  ju  toertoerfen,  tt>el<he  un« 


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241 


noch  unabhängig  fcon  unferem  Urteil  über  bie  §aupt= 
frage /ben  (Sinbruä  genriffenhafter  gorfdmng  toon  Seiten 
beS  33erfaffer£  jurücfliejj.  SSorne^mli^  galten  roix  uns 
aber  für  toerpflid)tet,  gegen  bie  vorgreif enbe  (Sinfdjreitung 
in  ben  gemeffenen  ©ang  unferer  SSerhanblungen ,  ttrie 
fol<$e  bur<h  ben  ©rlafe  Dorn  27/28.  gebr.  gesehen  ift, 
eine  ©infd&reitung,  tooburch  uns  für  bie  Sefd&lufma^me 
felbft  bie  ©emüthsfümmung  angefonnen  totrb,  fotoohl 
bie  Freiheit  ber  Äammer  als  bie  oerfaffungSmäfeige 
Unüeranttoortlidjfett  beS  einzelnen  -DtitgltebeS  berfelben 
hiemit  feierlich  ju  üerftahren."  SMefer  (Srflärung  folgte 
nach  wenigen  Sagen  bie  2luflöfung  ber  Cammer  unb 
neue  SBahtauSfthreiben.  Sttudj  in  bie  neue  Äammer 
mürbe  Uhlanb  naä)  einem  hingen  SBahlfampf  nrieber 
getoählt.  Gr  erhielt  jtuar  nur  Stimm  englei^eit  mit 
bem  Dbertribunalpräfibenten  Sollety,  melier  fonadh  als 
ber  keltere  in  bie  Äammer  ju  treten  gehabt  hätte,  aber 
bie  SJÖahl  nityt  annahm.  2US  ©taatSbiener  hatte  Uhlanb 
bie  ©enehmigung  jum  ßintritt  fcon  ber  Regierung  nöthig, 
meldte  ihm  aber  fcerfagt  tourbe.  Qn  bem  9tefcript  an 
baS  9tectorat  ber  Untoerfität  nrirb  biefem  ber  Auftrag 
erteilt,  bem  Sßrofeffor  Uhlanb  ju  eröffnen:  „S)a&,  ba 
„er  auf  bem  aufgelösten  Sanbtag  bei  ben  SSerbanb* 
„hingen  über  bie  befannte  Sßfijer'fdhe  SJtotion  theils 
„als  SSerfaffer  ber  2Inttt>ortSabreffe  auf  baS  ©eheime- 
„rathSrefcript ,  theils  bur$  bie  bei  ber  Serathung  biefer 
„Slbreffe  abgegebene  ©rflärung,  toonaä)  er  ohne  allen 
„befonbern  Stolafe,  glei<hfam  bem  Stabel  beS  ©eheimen- 
„rathS  jum  Strohe,  bie  Sßfxjer'fche  SBotion  nachträglich 

Ufctanb«  Ccben.  1  6 


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242 


„auä)  ju  ber  f einigen  matyte,  ein  Benehmen  fid)  er* 
„laubt  h<*t,  ba3,  toie  toenig  es  au<$  bie  Sle^t^äre 
„be3  3bgeorbneten  an  unb  für  fi<$  überfd^reiteu  mag, 
„bo$  mit  ber  äußeren  2l$tung,  meldte  ber  ©taatS* 
„biener  gegen  bie  ©taatSregterung,  felbft  als  3JtitgHeb 
„einer  ftänbif^en  Dppofition,  nid&t  aufcer  SKugen  fefcen 
„barf,  im  offenen  Söiberfprad)  fte^t,  i£m  ber  mty 
„gefugte  Urlaub  jum  39e$uf  feinet  abermaligen  ®in- 
„tritts  in  bie  ©tänbe&erfammlung  unter  Beibehaltung 
„feines  SShntS  nidfjt  erteilt  toerben  fönne."  S)ie  @§re 
gebot  Urlaub,  baS  i^m  t^eure  3lmt  jutn  Opfer  ju 
bringen  unb  um  feine  ©ntlaffung  in  folgenbem  ©$reis 
ben  etnjufommen. 

^rofeffor  Dr.  S.  U&Ianb 
fünbigt  feine  ©taatsbienft* 
fteüung   e^rerbiettgft  auf. 

„®.  Ä.  SDtajeftät! 

%vlx6)  baS  afabemifd^e  SRectoratamt  nrirb  mir  fo 
eben  ein  auS  R.  9Rinifterium  beS  Innern  beS  Äir$en* 
unb  ©d&ultoefenS  ergangener  ©rlafc  t)om  14.  b.  3JI.  auf 
meine  ©ingabe  fcom  10.  ebb.  ba^in  eröffnet:  „bafe  mir 
ber  na$gefu<$te  Urlaub  jum  39e$uf  meine«  abermaligen 
©intrttts  in  bie  ©tänbeüerfammlung  unter  Beibehaltung 
meines  ShnteS  nid^t  erteilt  werben  fönne." 

©iefe  Verfügung  beS  protriforifd&en  Departement 
StyefS ,  über  beren  beigefügte  SUtottoe  xä)  mi<$  hier  jeber 
Steuerung  enthalte,  nötigt  mi<$,  ben  bisher  üon  mir 


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243 


bei  fciefiger  Untoerfität  befleibeten  StaatSbienft  fciemit 
aufjufünbigen. 

3n  größter  (Styrerbietung 

Dr.  &  U&lanb." 

ZfiMngen,  16.  Stobember  1883. 

SRun  mufete  Urlaub  aber  au<$  no<$  um  feine  gteid^ 
balbige  ©ntlaffimg  einfommen,  um  in  bie  Äammer 
treten  ju  fönnen,  toorauf  triebet  an  ba3  Stectorat  bie 
Sfattoort  be3  protjiforif^en  Stepartement&S&efS ,  Staats* 
rat&S  Sd&ta^erS,  einlief: 

„S)a  6.  Ä.  3Jt.  vermöge  £ö<$fter  ©ntfd^Iiefeung  Dom 
geftrigen  £age  Dem  Sßrofeffor  Dr.  tl&tanb  an  ber  Uni* 
berfität  Bübingen  auf  beffen  btefjfallfige  eingaben  Dorn 
16.  unb  19.  b.  SR.  bie  na$gefu<$te  gleid&balbtge  @nt* 
Iojfung  aus  bem  ©taatabienfte  fe&r  gerne  ju  erteilen 
geruht  §aben,  fo  torirb  fol$e3  bem  afabemtf<$en  Senat 
in  Bübingen  ju  erfennen  gegeben,  um  §iet>on  bem 
Dr.  Urlaub  Eröffnung  ju  matten  unb  ba$  Sffieitere 
ju  beforgen. 

S$la$er." 

Stuttgart,  22.  2Rai  1833. 

U^Ianb  retöte  nun  f  oglei<$  nac£  Stuttgart  ab ,  um 
fein  mffl&e&otteS  2lmt  bafelbft  toieber  anjutreten.  2Bie 
triel  lieber  unb  feiner  5fiatur  angemeffener  toäre  ba3 
gortttrirfen  in  feinem  Se^rberufe  für  i^n  getoefen,  foenn 
tyn  feine  Ueberjeugung  ni<$t  jum  SBiebereintritt  in  bie 


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244 


Cammer  gebrungen  ^ätte !  SMe  ^Regierungspartei  §atte 
ft$  in  ber  neuen  Äammer  bodj  ettoaä  üerftärft  unb  fefi 
organtfirt;  auö)  nmrben  bur$  bie  -Kotymenbigfeit,  ba§ 
93ubget  juerfl  ju  beraten,  bie  ftaat§re<$ttid&en  fragen 
fcerfcfjoben,  unb  als  bann  biefeS  t>on  ber  SDle^eit  x>ex- 
toiHtgt  tt>ar,  fo  mürbe  im  ©ecember  bie  Äammer  t>er= 
tagt.  SSon  ben  ftaat8re<§tli$en  fragen  fam  nur  bie 
eine  üDtotion  ton  ®<§ott  über  bie  $erftetlung  ber  ^Jrefc 
fretyeit  na<$  ber  Serat^ung  in  ber  ftaat3re$tlt<$en 
Sommiffion  au<$  jur  Serat^ung  unb  Slbftimmung  in 
ber  Äammer.  2luS  Urlaubs  Siebe  jur  Unterftüfcung 
üon  ©$ott3  Antrag ,  „bie  Regierung  um  2Bieber$erftel- 
lung  ber  üerfaffungSmäfngen  ^refefrei&ett  bur<$  2luf= 
Hebung  ber  ßcnfur  ju  bitten,"  führen  toix  einige  ©tel* 
ten  an: 

„25on  allen  ftaat£re<$tlt<$en  fragen,  bieinbiefer 
Äammer  angeregt  tourben,  t>on  ben  Sntereffen,  bie 
man  ben  materiellen  gegenüber  bie  geifägen  nannte ,  ift 
einzig  bie  grage  fcon  ber  Sßrefcfretyeit  jur  Segutad&tung 
unb  nun  au<§  pr  Serat^ung  burdfjgebrungeu.  ©o  eft 
aber  auä)  biefe  grage  in  ©rinnerung  gebraut  ttmrbe, 
toar  es  immer ,  als  ob  ein  ©efpenft  bur<$  ben  ©aal  • 
f dritte,  etwa  ber  ©eift  eines  (Srfdjjlagenen.  3dfj  gebe 
biefer  ©$eue  feine  feinbfelige  Deutung,  fonbern  bie 
biHigfte.  @S  toar  eine  alte  Ser^eifjung:  „ein  freiet 
grofeeS  ©eutfd&lanb,  lebenskräftig  unb  in  (Soweit  ge= 
galten,  toiebergeboren  aus  bem  ureigenen  ©eifte  beS 
beutfd&en  33olfeS ,  foHte  tcieber  unter  ben  SSölfem  ®uro* 

pa'S  erf feinen."  S)aS  Ratten  nid&t  beutf<$e  ^Demagogen 

» 


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245 


Derfünbigt,  fonbern  mäßige  ^Monarchen  ben  Völfern 
jum  Sohne  ihrer  Slnftrengungeu  üerheifeen.  Sehnliches 
tourbe  auch  jur  SEBei^e  beS  neueröffneten  SunbeStagS 
auSgefprodjen.  S)ic  beutf<$en  Völler  darrten  in  unermüb= 
lieber  ©ebulb  auf  bie  ßrfüllung  biefer  Verhetzungen, 
fie  verharrten  gebulbig ,  aud>  nachbem  fte  ben  ©lauben 
an  bie  ßrfäHung  berfelben  aufgegeben  Ratten.  Selbft 
einjelne  thätli<$e  Ausbrüche  ber  Ungebulb  fielen  in 
feinem  33er^ältni6  mit  ber  fcorherrfchenben  9tuhe  in  ber 
grofeen  SHaffe  beS  VolfeS.  ®S  fear  aber  auch  in  ber 
%\)at  nicht  möglich,  bafe  bie  t>erheifeene  Verjüngung 
2)eutfchlanbS  in  ßrfüHung  gehe,  ©ie  fottte  heraustreten 
aus  bem  ©eifte  beS  VolfS.  liefern  ©eifte  aber  mar 
fein  Organ  gef Raffen ,  fein  gelb  freier  SBirf f amf eit  für 
baS  grofje  (SrneuerungStoerf  eröffnet.  $m  ©egentheil 
tmirbe  biefer  ©eift  in  immer  engere  Vanbe  gef^Iagen. 
Die  Sefchlüffe,  tooburdh  bie  Sßrefefreihett  vernichtet, 
Südjer  unb  3eitblätter  verboten,  bie  öffentlichen  Ver^ 
hanblungen  ber  VolfSfammern  unter  befonbere  2lufficht 
fleftetlt ,  Vereine  unb  Verfammlungen  unter  fagt,  gemein- 
fcf)aftU$e  Vorftettungen  an  ben  VunbeStag  über  öffent- 
liche Angelegenheiten  für  ungefefcli^  erflärt  mürben, 
alle  biefe  Vefchlüffe  tuaren  nicht  geeignet,  ben  ureigenen 
Seift  beS  beutfehen  VolfeS  jur  ©eftaltung  ju  bringen, 
©leidh^ohl  f)at  berfelbe  jejumeilen  ein  SebenSjetchen 
gegeben.  2>te  Sulirevolution  beS  Jahres  1830  gab 
nicht  bloS  ben  Politiken  $been  beS  Weltbürger  liehen 
fiiberaliSmuS  neues  ßeben;  fie  ertoeefte  au<$  ein  ©efühl 
ton  mehr  natürlicher  als  politifdjer  2lrt,  baS  National* 


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246 


geffi^l.  2lu<§  in  ber  beutf^en  @i$e  ^ob  es  ttrieber  ju 
rauften  an.  S5ie  33olf3ftämme  ber  toorliegenben  conftitu= 
tioneUcn  33unbe3ftaaten  betrachteten  ftc^  unb  fatyen  i^re 
»Iöße.  Dftte  felbftftänbige  gjtad&t,  ofrie  Anwalt  in  einem 
größeren  SSerbanbe,  bem  fie  mit  SReigung  unb  33er« 
trauen  angehört  hätten,  ftanben  fie  in  bumpfer  @r* 
toartung,  ob  fie,  bei  au$bre<$enbem  Äampfe,  mit  2Utf* 
Opferung  beutfe^en  5flationalgefühl3  bem  3^ge  ber 
liberalen  ^been,  ober  im  beutf^en  SunbeStyeere  ber 
ga^ne  be£  SlbfolutiSmuS  folgen  nmrben.  Qn  biefem 
peinlichen  guftanb  ber  Unentftyeben^eit  mufcte  bie 
Erinnerung  an  jene  alte  33ertyeifeung  &on  einem  mäty 
tigen  jugleid^  unb  freien  $)eutf<$lanb  ferner  jli$  ttrieber* 

lehren.  Statt  bafe  nun  ein  großartiger  @ntf<$Iuj3 

biefen  neue  wagten  Regungen  beS  beutfd^en  Stational* 
gefügte  entgegen  gefommen  toäre,  unb  ft<$  berfelben  ju 
f<$öner  @nttt>i<flung  bemächtigt  hätte,  folgten  ft<$  Schlag 
auf  Schlag  weitere  unb  aerftärfte  Hemmungen  unb 
©etoaltmaferegeln.  ©elbji  bie  unfd^utbigen  $ülfrufe 
beutfetyer  Staatsbürger  an  ben  SunbeStag  ju  ©unflen 
beS  mit  ber  SSerjtoeiflung  ringenben  peinigen  Steifes 
toaren  ftrenge  jurüägettriefen,  unb  jum  äfalafe  genommen 
toorben,  bie  Styore  be3  93unbe$palafle8  gemeinf^aftli^en 
SBorftettungen  über  öffentliche  Angelegenheiten  für  immer 
ju  »er f fließen. 

9lur  fcereinjelt  beftanb  no<$  in  ben  minber  mädh* 
tigen  Staaten  ber  ftänbif<$e  Organismus.  @S  gehört 
jur  Unnatur  ber  beutfehen  3uftänbe,  baß  baS  9tepräfen* 
tattofyflem  nur  in  ben  Heineren  SunbeSftaaten  fi$ 


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247 


begriinbet  £at.   $)ie  f<$mä<$eren  Schultern  f  ollen  bie 

Präger  bcr  großen  33oIf3rec$te  fein  ©rmüben  mir 

betmo<$  nityt,  unfre  e^ren&oße  33ürbe,  ba8  fünftige 
Eigentum  be3  gefainmten  S)eutf<$lanb3,  einer  gelleren 
3utunft  entgegenjutragen.  Sterte  unb  gretyetten ,  bie 
in  unferer  Pflege  mütyfam  gebeten,  tonnen,  menn  mir 
fie  nur  treultd?  fdfjirmen  unb  fur^tloS  fcertyeibigen, 
einft  no<§  fcon  größeren  SSoH^ertretungen  unb  in  ber 
SRitte  felbjtfiänbiger  SunbeSftaaten  toon  einer  beut- 
f  <$en9ta  tio  na  Itter  fammlung  ju  üoUer  unb  fegend 
reifer  Entfaltung  gebraut  merben. 

2)ie  grage  ton  ber  ^reßfrei^eit  ift  geeignet,  alle 
übrigen  fragen,  meld&e  bie  freie  Entfaltung  be3  93olf& 
geifteS  angeben,  ju  vertreten  unb  in  fi$  aufjune^men. 
Unterliegen  mir  au<§  im  Kampfe  für  fie ,  einem  ftampf e 
ber  geifiigen,  ber  moralifd&en  Äraft  gegen  bie  med^a* 
nif<$e,  fo  merbe  iä)  bo<$  niemals  Das  Vertrauen  aufs 
geben,  baß  ber  ureigene  ©eift  eines  großen  rei$  be* 
gabten  SSolfeS  einft  noc§  biefem  bie  mürbige  Stellung 
erringen  merbe,  bie  i£m  ntd&t  bloß  toon  -Monardeen 
biefer  Erbe  Der^eißen,  fonbern  fcon  einer  fciel  ^ö^eren 
3Jta$t  angemtefen  iji." 

Scotts  Antrag  in  biefer  ©a<$e  erhielt  jtoar  bie 
HJtetyrtyeit,  blieb  aber,  mie  ju  ermarten  mar,  t>on  ber 
Regierung  unberücfftc&tigt. 

lieber  ba3  33ubget  gab  U^lanb  feine  Stimme  mit 
folgenbenSBorten  ab:  „SHe  äbftimmung  über  ba333ubget 
ift  bie  SSlume  aller  vorangegangenen  Sttbftimmungen. 
§rü$er   auSgefprod&ene  ©efinnungen  verlieren  i&re 


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250 


fdfjale  felbft  jeigt  an  ihrer  äufcern  ©eite  bie  toier  ©tänbe, 
bcn  §anbel  mit  ber  abgebrochenen  3oDf<hranfe,  ben  ßehrs 
ftanb,  bie  Äunft  unb  ben  SKderbau.  3)en  3)e<fel  f^müdt 
ein  golbner  Sorbeerfrans  unb  eine  Spra.  grauen  unb 
Jungfrauen  Stuttgarts  tooHten  Uhlanb  auä)  bur<h  ein 
Seiten  ihrer  Siebe  ehren.  §f)xt  funftrei<hen  £änbe  t>er= 
einigten  fi(h  jur  Fertigung  eines  $ö$ft  gef<hmadfooIIen 
SIrbeitSfeffelS  unb  gu&tewichs.  SBährenb  beS  SanbtagS 
tüurbe  Uhlanb  bur<h  einen  33rtef  t>on  gerbinanb  2Mf 
aus  SBien  erfreut,  toon  bem  ^ier  ein  SluSjug  folgt. 

Söien,  16.  Äuguft  1833. 

„3nbem  i<h  mir  bie  Freiheit  neunte,  2SohIs 
geboren  ein  ©yemplar  meines  SJerfchenS  über  baS  alt* 
franjßfifd^e  (SpoS  ju  überfenben,  erfülle  t<h  nur  bie 
ty$iä)t  ber  $)anfbarfeit.  3)enn  faft  auf  Jeber  ©eite 
^abe  iä)  %1)xen  trefflichen  Sluffafe  über  biefen  ©egenftanb 
benüfct  unb  angeführt ,  unb  er  ift  trofc  ber  neueren 
ßeiftungen  ber  §ranjofen  mein  fid^erfter  gührer,  ja  bie 
©runblage  meines  33üd^IeinS  geblieben  " 

@S  toar  für  Urlaub  immer  eine  toahre  (Srholung, 
toenn  er  &on  ben  aufregenben  £anbtag$bef<häftigungen 
bur<h  ettoaS  Don  aufeen  ÄommenbeS  toieber  auf  bie 
eigenen  ©tubien  geführt  nmrbe.  bereinigen  fonnte  er 
bie  t?erf<hiebenen  Befestigungen  ni<ht,  bie  politifchen 
©ebanfen  ließen  ihn  ni<$t  loS,  au<h  toamt  er  &ät  ju 
Sänberem  gehabt  hätte,  toaS  toährenb  biefer  ©effion 
f(hon  öfters  ber  %aU  getoefen  toäre,  tt>eil  er  nid^t  toie 
früher  in  (Sommiffionen  bef(häftigt  tt>ar. 


s 


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251 


3u  £aufe  angefommen,  üerfenfte  er  ft$  bann 
in  feine  gorfd&ungen  unb  arbeitete  am  SDtytyuS  Dom 
£$or. 

Db  tym  bie  ©tiHe  be3  Kaufes  ober  bie  ungeftörte 
Slrbeit  tootyl  t^at,  unerwartet  regte  fi<§  bie  Suft  jum 
£)i<$ten  im  grü&Iing  unb  Sommer  1834.  2Bie  in 
feiner  ^ugenb  folgte  eine  3eitlang  ein  Sieb  bem  anbern. 
3n  einem  $eft<$en,  in  toelcfyeS  er  bie  meiften  ber  2)i<$= 
tungen  eintrug,  toeld&e  er  für  ben  ©rucf  beftimmte, 
finben  ftify  folgenbe  mit  bem  3)atum  ber  StoSfityrung 
eingetragen. 

15/16.  SDtärj  3>ie  Sibaffoabrürfe,  2.2tyrtl  ®i$ter* 
feegen.  2lm  gleiten  Xage  2>ie  Serben.  1 5.  Slpril  2)ie 
©eifterf elter,  27. 9Rai,  mit  bem  Seifafce:  auf  bem  Söege 
nafy  Pfullingen:  SBtaientfyau.  ßbenbamals  ju  Unters 
Raufen:  35ie  toerfunfene  Ärone.  14.  3uni  Son  ben 
©terbeflängen  9lr.  2  unb  3 :  £>ie  Drgel  unb  bie  $)rojfel. 
16.  3uni  S)ie  £obtenglo<fe  (9ia$ruf  6).  (SbenbamalS 
S)ie  Sirfe  (in  Salbeis).  20.  guni  3>ie  ©lo<fen$ö$le, 
22.  Stbenbtoolf  en ,  22/23.  Sunt  ©onnenloenbe ,  28/29. 
Steifen,  7.  3uli  5Dic  3Katoe,  8.  Suli  2Bein  unb  93rob, 
20.  3uli  2)aä  ©ingent&al,  23.  S>a3  fcerfunfene  Älofter, 
26.  2)a3  ©Iü(f  t)on  @ben$att.  2luf  biefen  Sieberfrüpug 
lommt  bann  ftrie  ein  trüber  §erbfttag  am  6/7.  Dctbr. : 
SBanberung. 

©#on  in  ber  SBlütyejeit  üon  U&lanb*  SDidjten 
finben  ttrir  bie  gleite  (Srfcfyeinung  toon  raf<§  fi<§  foU 
genben  Siebern,  toie  toenn  @in  Sieb  ba3  anbere  toecfte, 
unb  bann  n>ieber  tjon  langen  Raufen,  otyne  bafe  in 


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252 


feinem  äufeern  Seben3gang  ein  ©runb  für  biefen  SBed^fel 
ju  finben  märe. 

SSon  jefct  an  begegnen  nur  biefer  antyaltenben 
bid&terifdfjen  Stimmung  ni<$t  me^r  bei  Ufclanb  unb  nur 
verein jelt  unb  naö)  längeren  Raufen  entfielt  ein  neue« 
Sieb.  2lu3  ber  erften  Qugenbjeit,  Dom  Qafyr  1804, 
finbet  fid^  ein  ungebrucfteä  Sieb  üon  i&m,  baS  faft 
einer  Sßro^ejeiung  ober  einem  frühen  ©runbfafc  über 
ba$  2)i$ten  in  fpäteren  Seben8jat;ren  gleiten  fönnte. 

Öafet  un$  Jreube  foftcn,  greube  fingen, 
2öeil  bie  Qugenb  in  ber  gülle  blüfyt! 
2BilI  ber  üftann  nod?  mit  ber  OJlufe  ringen, 
Söirb'S  ein  ernM  bämmeridjteä  Sieb. 
SBill  ber  ©rei£  bie  golbnen  Saiten  rühren: 
3öirb'3  ein  25enffprud?,  feinen  Stein  §u  gieren. 

®3  tt)urbe  an  einer  neuen  Auflage  (ber  ad&ten) 
ber  ©ebid^te  gebrudft,  als  bie  oben  bezeichneten  ©ebid&te 
entftanben;  fo  fonnten  bie  meiften  ba&on,  glei<$  t>om 
§erjen  lueg,  eingereiht  »erben.  33on  nun  an  erf<$ien 
fafl  ityxliä)  eine ,  öfters  auä)  jtuet  2lu8gaben  in  einem 
Satyr,  aud&  mürben  bie  Ausgaben  fpätetbin  ton  einem 
£aufenb  auf  jmettaufenb  ©femplare  erhöht.  35ie  ©ang; 
barfeit  ber  Sieber  fceranlafcte ,  ba£  t>iele  baton  componirt 
mürben,  t>on  ©IüdE ,  Äreujer,  Silber,  fpäter  au<$  feon 
9Henbel$fotyn  unb  Slnberen,  ma$  auä)  jur  Verbreitung 
ber  ©ebid&te  beitrug.  5)er  folgenbe  ©rief  UtylanbS  be*  • 
jeicfynet  bie  2trt  feiner  gefdf)äftli<f>en  3Serbinbung  mit  ber 
ßotta'fd&en  ©udE^anblung. 


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253 


tlölanb  an  ben  Sammtrljerrn  ®.  wn  Sottcnborf, 

„@uer  .öodjtoo^Igeboren 
Ijaben  bic  ©üte  gehabt,  mir  baS  Honorar  für  bie  aä)te 
Auflage  mit  1000  ft  nebfi  24  greieyemplaren  felbft  ju 
überfenben,  toofür  id&  meinen  ergebenden  ©anf  bejeige 
unb  mir  erlaube ,  bie  ber  ©ud^anblung  nötige  Guit= 
tung  £ier  anjufdfjliefeen. 

£)a  iö)  felbft  nid&t  metyr  als  ba3  bisherige  Honorar 
in  2lnfpru<$  genommen  tyatte,  fo  ift  nun  nur  ju  nmn* 
fd&en,  bafj  ber  ßrfolg  ber  fcerme^rten  Sammlung  bem 
ersten  Honorar  unb  ber  übrigen  2lu8ftattung  ent= 
fpred&en  möge. 

SReine  grau  beauftragt  mtd&,  für  bie  iffx  frityeT 
f$on  gütig  überfd&icften  ©yemplare  be$  fdjjön  gearbeiteten 
S3ilbniffe$  3ftnen  toerbinblid&ft  ju  banfen. 
Sere^rungSttoIl  t>ertyarre  iä) 

@uer  £o<$toofylgeboren 

ge^orfamfter 
2.  11." 

3laä)  einem  S3efu<$,  ben  91iembfc§  t>on  ©tretylenan 
fteillfylanb  ma$te,  fd^reibt  SRiembfd^  an  feinen  ©d^toager 
©$urj  na$  SBien  über  biefen  93efu$: 

 „9ieuli<$  toar  iö)  mit  3Jlaper  bei  Urlaub 

in  Bübingen.  6r  toar  nrieber  ganj  $oet,  bie  leibige 
spolitif  ift  toenigftenS  bis  jum  näcpen  fianbtag  abge* 
Rüttelt.  6r  toar  aud&  ganj  greunb  unb  icf)  tyatte  i&n 
nie  fo  UebenStoürbig  getroffen,  ß3  ift  ein  fd&öner  3ug 


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254 


in  feinem  ß&arafter ,  bief  e  toa^r&aftige  greube  an  ben 
poetif<§en  Sefirebungen  eine«  2lnbern.  35aS  Urteil 
eine«  folgen  SRanneS  toiegt  ©tbliot&efen  fcon  3lecem 
ftonen  auf.  3$  la$  tym  einige  gauftiana  t>or,  unb 
jtoar  bie  nä$tli<$e  ©cene  im  SBalbe  mit  ber  Rannte 
proceffion  la£  iö)  itym ,  o^ne  e3  }u  ttriffen ,  gerabe  in  ber 
3obanniSna<$t.  6r  ^atte  grofee  greube  baran.  3Son 
feinen  @ebi<$ten  toirb  je|t  f<$on  bie  ad&te  Auflage  ge= 
bruclt.  2lm  SobanniStag  matten  ttrir ,  nämli$  U^Ianb 
fammt  grau,  3Jlaper  unb  iä)  einen  2tu3flug  nadj)  Wie* 
bemau,  einem  bübfdEjen  33abort.  2Iuf  bem  SBege  mürbe 
fefyr  t>iel  über  Sßoefte  fcer^anbelt,  bis  in  bie  fleinften 
praftif<§en  SDetailS.  U^Ianb  fpric^t  fe^r  grünblidfc  unb 
ift  getüanbt  im  ©enfen  unb  fd^arf  im  Sluffaffen  frember 
3lnfi<§ten.  ©$n>ab  äußerte  einmal  gegen  mi<$  feine 
SSertDunberung ,  bafc  Urlaub  mit  fo  mel  Sßoefie  fo  mel 
©<§ärfe  beä  ttrtyeitö  vereinige,  mi<§  tounbert  ba£  gar 
nidtf.  Dtyne  fd&arfeS  Urteil  fann  man  bei  ber  glück 
tieften  poetifdjjen  gäfyigfeit  nichts  fd&reiben,  ba$  ba 
fertig  ift,  Kippt  unb  überall  f läppt.  3Kaper  fpra# 
toeniger,  ber  8ef<$eü>ene  fd&ien  me^r  feine  greube  baran 

ju  finben,  bafc  er  bie  greunbe  ^örte  unb  genofe"  

Sie  Siebe  jußinbem  fceranla&te  U^lanbS,  benetf 
ber  Gimmel  bie  greube  eigener  Äinber  üerfagt  fyattt, 
einen  Änaben  toon  fünf  Sauren,  ©o^n  eine«  früb  ge* 
ftorbenen  tüürbigen  @eiftli<$en,  Stefan  ©teubel,  ju 
ft$  ju  nehmen  unb  ju  erjie^en.  ©ott  fyat  biefen 
@ntf<$lufc  mit  feinem  ©egen  begleitet,  ber  Keine  2BU- 

^elm  tt>u<$3  fröbli^  unb  gefunb  fcerau  unb  vergalt 

i 


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255 


Siebe  mit  Siebe,  o^ne  feiner  3Jlutter  unb  feinen  ®e= 
fc^miflern  fremb  ju  »erben.  Ufylanb  folgte  bei  feiner 
©rjte^ung  bem  Seifpiele  feiner  eigenen  ©Item  unb  liefe 
ben  Änaben  ft<$  frei  entmitfeln,  bem  guten  ©runbe 
toertrauenb,  ben  2Bil$eIm3  Eltern  früfc  fäon  gelegt 
Ratten.  2Ber  neben  Urlaub  aufma^fen  burfte,  feinen 
religiöfen  ©inn,  feine  Siebe  }u  feinen  3Jtitmenf<$en, 
feine  ©eelenrein^eit  unb  SBal^aftigfeit  unb  feinen 
raftlofen  gleife  tägltcfy  t>or  Slugen  §atte,  brauste  auefy 
mä)t  fciele  in  äßorte  gefaßte  Sefyren. 

Slufeer  biefem  ^flegefo^n  tyatte  Urlaub,  feitbem 
er  in  Bübingen  mo^nte,  faft  immer  ben  einen  ober 
ben  anbem  jungen  2lnt?ermanbten  bei  £tf<$e,  motyl 
au<§  im  £aufe,  fo  lange  bie  Stubienjeit  mä&rte.  60 
toerfc^ieben  bie  SRaturanlagen  biefer  jungen  Seute  auti) 
toaren,  fo  gemannen  bo<§  3lHe  ben  Dnfel  Ufclanb  t>on 
§erjen  lieb,  feine  eble  9Jtännli<§feit  mar  ein  teuften* 
be3  Seifoiel  für  fie. 

©ine  3teife,  bie  toon  U^lanbS  im  ©ommer  1834 
in  ba3  ba^rif^e  ©ebirge  na<fy  *Partenfir$en,  an  ben 
frönen  Sldjenfee,  bann  na<$  3Kün<$en,  3tegen3burg, 
Samberg,  Sßfirjburg  unternommen  mürbe,  ma<$te  tynen 
um  fo  me$r  greube,  als  ber  Qugenbfreunb  Äarl  SDlaper, 
OberamtSric^ter  in  Waiblingen,  jum  S^eil  babei  tyr 
Begleiter  mar.  3m  September  »artete  U^lanbS  eine 
anbere  greube.  Stuf  einer  größeren  Steife  naä)  SBeft 
p^alen  begriffen,  ttermeilte  £err  toon  Safeberg  mieber 
einige  Sage  in  tyrem  £aufe.  Sin  fold^er  SBefucfy  mar 
Urlaub  immer  ein  §eft  unb  niemanb  mürbe  i&n  ba 


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256 


ttortfarg  gefunben  tyaben.  S^meDer  üon  Söllingen  unb 
£offmann  fcon  gaüersteben  erfreuten  lltylanb  audj  bur<$ 
ityren  toerttyen  93efnd^. 

£>en2Binter  toon  1834—35  ttribmete  Utylanb  faft 
auSf$Iie§li<$  bem  Stubium  ber  norbifdjen  -Dtytfyologie 
unb  ber  2Ibfaffung  ber  erften  %xutyt  biefeS  StubiumS, 
feinet  £borS,  ber  1836  ausgegeben  tourbe.  3m  Sommer 
1835  führte  t^n  baS  Suchen  naä)  alten  SSottSliebern 
ben  SRtyein  tyinab,  naö)  6öln.  ©in  eigenes  3ufammen* 
treffen  tt>ar  eS,  bafe  er  in  ©öln  im  gleiten  ©aftyof 
mit  bem  Äönig  fcon  SBürttemberg  gu  motten  Um. 
Utylanb  tturbe  bafelbft  toon  einem  großen  3uge  ©änger 
unb  patriotifdjer  ©efinnungSgcnoffen  mit  einem  ©täub- 
ten überragt. 

$ie  erfte  ^älfte  beS  Satyrs  1836  mußte  er  lieber 
in  Stuttgart  bei  einem  unerqui<flt<$en  Sanbtag  §u* 
bringen. 

2lu<$  tyatte  er  ben  Sd)merj ,  bie  einjige  S^toefter, 
bie  itym  fo  ttyeuer  toar,  toätyrenb  biefer  &eit  ju  verlieren. 

yiaä)  bem  Schiffe  beS  SanbtagS  bejog  Utylanb  ein 
neugefaufteS  £>auS,  baS  itym  bur<$  feine  freunbli^e 
Sage  an  ber  9iecfarbrü<fe  unb  burefy  ben  großen  ©arten, 
ber  tyinter  bem  $aufe  terraffenförmig  am  Deflerberg 
tyinauffütyrt  unb  ben  leiten  SluSblid  über  baS  Stedar; 
ttyal  getoäfyrt,  lieb  tuurbe.  9Jlan$er  §reimk  Urlaubs 
mirb  fi$  erinnern,  mit  weitem  Setyagen  er  ityn  in 
feinen  ©arten  führte,  itym  mit  tyetmattylt<$em  Stolje 
toon  bort  aus  bie  ©egenb  jeigte  unb  in  trauli<$em 
©efprä^e  mit  itym  oben  roeilte.   2Bir  erinnern  uns 


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257 


befonberS  auö)  eines  folgen  traulid&en  SJtorgenS  mit 
2tnafiafiuS  ©rün.  »is  in  baS  &o$e  2Hter,  bis  ju  feiner 
legten  Äranftyeit  flieg  er  mttSeid&ttgfeit  bie  fielen  treppen 
ju  ber  oberen  ^erraffe  $inan.  Sei  mand&er  froren 
äBeinlefe  toerfammelten  fi<$  bie  Tübinger  $reunbe  mit 
i^ren  Äinbem  bort  oben ,  ba  ein  %f)eil  beS  Sergej  mit 
Sfteben  bepflanjt  fear.  Urlaub  toar  bann  ein  re«$t 
Weiterer  SBirtfc,  hatte  meifienS  jtoet  Äinber  ber  ©äfte 
an  ben  $änben,  aus  liebreicher  Sorge  für  fie ,  unb 
2tbenbS  ^alf  er  eifrig  beim  Abbrennen  beS  geuertoerfs. 
Stber  au$  allein  toar  er  fe^r  gerne  oben,  in  feine  2fo 
Seiten  vertieft.  33iel  befd&äftigte  i^n  au<$  ber  SBoften 
unb  beS  SBinbeS  3ug.  ©r  fear  ein  guter  2Betterprop$et, 
t^eitoeife  auö)  aus  förderlicher  (Smpfinbung,  benn  baS 
fieranna^en  eines  ©etoitterS  fällte  er  bur<$  einen 
5Drutf  auf  ben  Jbpf  lange  Dörfer,  e$e  SKnbere  feine  91% 
atyneten. 

Heber  ben  „SC^or"  f^reibt  greunb  Saperg  am 
21.  Sttuguft  1836  toie  folgt: 

„3$  banfe  gftnen  herzlich  für  bie  SWitt^eilung 
3^rer  ©agenforfc$ungen.  3$  habe  bereite  ein  fyalh 
hunbert  ©eiten  in  Syrern  S^or  gelefen  unb  eS  fam 
mir  oft  toor,  als  toenn  iä)  es  f$on  einmal  gelefen 
hatte;  als  i<$  bie  ©ac$e  näher  betrachtete,  fanb  ftdh, 
bafe  es  3^re  ©arfieHung,  Shre  Slnfi^t,  3hre  ©rflärung 
toar,  bie  mich  fo  anforach,  ich  möchte  fagen:  anheimelte; 
benn  ich  fyatte  fcon  Anfang ,  als  ich  mit  biefen  SÜtythen 
befannt  tourbe,  bis  nun,  fie  beinahe  immer  fo  ange^ 
fehen  unb  aufgenommen,  ttrie  ich  fte  in  3#rem  Suche 

ttfrlanb«  2e&en.  17 


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258 


vorgetragen  fxnbc;  auä)  $abe  i<$  toieber  eine  Margit 
unb  ©ebiegentyett  in  biefem  DpuSculum  gefunben,  toeld&e 
miä)  immer  in  3#ren  6<$riften,  felbft  in  3#ren  poe* 
tif<$en,  fo  fefyr  erfreute.  Slber  toel<$en  grofeen  Sßtan, 
mein  greunb !  tyaben  ®ie  fi<$  fcorgejeid&net !  3$  für<$te, 
bafe  bie  norbtf<§e  Sfftyt^ologie  allein  3#re  $eit  auf  viele 
Sa^re  in  Sefdfjlag  nehmen  toerbe;  too  bleiben  3eit  unb 

Sftaum  für  unfere  Sieber?  " 

greunb  ©d^meHer  f  treibt  aus  gleid&erSJeranlaffung: 
„3$re  3)arftettung  $at  uns  jenes  großartige,  ftnn* 
bilbttd)e  33otf3epo3  beS  Horbens  vom  Söerben,  SBirfen 
unb  SSerge^en  ber  2Belt  unb  i^rer  Ärafte  freunbli$ 
unb  anf$auU<§  genug  gemalt.  Unb  bamit  mögen  nrir 
juf rieben  fein,  ba  von  grünerem,  aus  meinem  au$ 
biefe  in  tyrem  ©ogmatiSmuS  fd^roffen  unb  abenteuere 
Ii<$en  ^^antafiegebilbe  hervorgegangen  fein  bürften, 
faum  me^r  irgenb  f<$riftli$e  Äunbe  ju  hoffen  ifl 
hätten  torir  nur  audf;  von  Sappen,  Rinnen,  Setten, 
Slaven  tvenigftenS  fo  viel  fo  2llte3  toie  vom  gertna- 
nifd^en  Sterben." 

Urlaub  an  5J?rofcffor  *.  SB*  ©trobel  in  ©trapnrg, 

Bübingen,  1.  Wobtmbex  1836. 

„33ere£rtefter  §err  Sßrofejfor! 
2)afc  ©ie  in  ©emeinfd&aft  mit  #errn  (Sollarb  meine 
ntyt$oIogif<$e  Arbeit  in  baS  granjöfifd^e  übertragen 
toollen,  gereift  mir  fe$r  jur  @^re  unb  greube.  3fi 
meine  ©$rift  überhaupt  geeignet,  in  graufretdjj  einigen 


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259 


Slnflang  ju  finben,  fo  toirb  eine  ^Bearbeitung  aus  fo 
befreuttbetetn  ©hm  unb  bur<h  fo  gefd&idtte  #änbe,  toon 
ber  ©ie  mir  bereits  eine  Sßrobe  gefättigft  überfd^idt 
haben,  ba$  SSefle  baju  thun.  9Rtt  Vergnügen  foürbe 
idjj  bie  SSerlag^anblnng  aufforbem,  Q^nen  bie  Sogen 
ber  gortfefcung  pgehen  ju  laffen,  toenn  ein  jtoeiter 
S^eil  toirtli^  f<$on  brudfertig  ftäre.  Allein  er  mufc 
erfi  getrieben  toerben. 

2113  SDtitglieb  unferer  2lbgeorbnetenfammer  toar  i<f) 
a$t  üfftonate  t?on  £au3  entfernt  unb  gröfctentheite  auä) 
meinen  ©tubten  entfrembet,  ju  benen  i<h  erft  fürjlic^ 
jurüdfgefe^rt  bin.  S)ie  Ungewißheit,  ob  unb  toann  ich 
jene  Slrbeit  fortzuführen  im  gaHe  fein  toerbe,  fceranlafete 
mich,  bem  erflen  §eft  au<$  ben  befonberen  £itel  ju 
geben,  tooburch  e8  als  9Ronogra^ie  für  ft<i)  befielen 
lönnte.  ßtoar  beabftchtige  ich,  nun  auch  ben  3Jtytyu8 
öon  Obin  ju  behanbeln,  aber  baju  finb  mir  noch  fo 
manche  Vorarbeiten  nöthig ,  bafe  id)  bie  3eit  ber  Seetu 
bigung  noä)  nityt  ju  beftimmen  vermag,  toenn  mir  audh 
bie  ßuft  jum  SBerfe  ungefd^toäd^t  bleiben  foHte.  %ä) 
hielt  mi<h  für  verpflichtet,  hierüber  umflänblicher  ju  fein, 
toeil  eä  tneQei<ht  auf  3hr  Vorhaben  (Sinflufe  ^aben  lönnte. 

©<$on  länger  befd&äftigt  mich  eine  Arbeit  über  bie 
beutf<$en  VolMteber,  tote  fie  in  gef<hriebenen  unb  ge- 
bruäten  Sammlungen,  fo  toie  auf  fliegenben  2)rucfc 
blättern  be8  15.  unb  16.  SahrhunbertS  üorfommen. 
S)a  Strasburg  eine  ber  £auptn>erfftätten  biefer  alten 
ßieberbrutfe  fear  (toie  }.  V.  bort  bei  £hiebalt  Serger 
um  1570  triele  einjelne  Sieberbogen  gebrudft  tourbeu, 


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MO 


auty  naä)  SDocenS  SWiScellaneen  I,  275  bafclbft  no$ 
1624  ba$  grofce  nun  üerfd&ottene  £ieberbu<$  fcon  333 
frönen  Siebern  ^erauSfam),  fo  bat  iä)  t>or  einiger  Seit 
£erm  Dr.  Slugufi  ©töber  um  9laä)tiä)t ,  ob  fxä)  auf 
ben  borttgen  Sibliotfyefen  too^l  nodf?  ®imge3  für  biefen 
3tt?e<f  toorfinbe,  tirie  benn  namentlidfj  bie  alten  glug* 
blattet  öftere  in  (SoUectaneenbänbe  jufammengefa&t 
würben.  ®r  melbete  mir,  bafc  bie  ©tabtbibltot^ef  toegen 
93autoefen3  berjeit  ni$t  ganj  jugängli<^  fei,  teilte  mir 
jebodf)  einige  ÜRotijen  mit,  bie  er  3#rer  ©üte  fcerbanfte, 
tüorin  unter  Ruberem  eines  33o$nenliebe£  ttott 
Sülurner  gebaut  ift.  63  ift  mir  nun  fe$r  ertoünfd&t, 
miä)  an  ben  in  jener  $tit  fo  too&l  betoanberten  $erau8* 
geber  ber  ^Beiträge  jur  beutf<$en  Siteratur  mit  ber  3ln= 
frage  unmittelbar  toenben  ju  fönnen,  ob  ft<$  mir  ettoa 
in  Strasburg  no<$  Quellen  für  bie  Äenntnifc  ber  alten 
t>olf3mäfeigen  Sieber  erfd&Iiejjen  fönnten? 

3$nen  unb  bem  §errn  Steftor  ßollarb  mi<§  1)ofy 
achtungsvoll  empfe^lenb 

3&r  ergebender 
S.  U." 

Urlaub  an  £errn  Dr.  SBüljmer  jn  ftranlfurt. 

Bübingen,  24.  Eecember  1836. 

„£o<$gee$rtefier  £err  SDoctor! 
©ie  ^aben  mi<$  bur<$  Ueberfenbung  be3  alten 
SieberbänbdjenS,  toofür  i<$  ben  @mpfangf$ein  $ier  bei- 
lege, fe^r  erfreut,  ©affelbe  enthält,  nrie  e3  immer  ber 


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261 


%aü  ift,  mä)  2lrt,  2Uter  unb  2Berty  fe^r  toerfd&iebene 
Stüde;  iä)  traf  barunter  man<$e  alte  Selannte,  bo<§ 
unter  anberen  2)rucf  orten,  aber  au<$  SDle^rereS,  toaS 
mir  neu  ifi  unb  meine  Sammlung  bereichert.  3<$  ^offe 
mit  SSerglei^ung  unb  ßycerpten  in  einigen  2Bo<$en 
fertig  ju  fein  unb  bann  3#r  toeitereS  fo  gütiges  ©r- 
bieten  benüfcen  ju  fönnen.  ©a§  Sie  bie  einft  mit 
Srentano  aufgezeichneten  SRottjen  für  mi<h  nad&fetyen 
tooCen ,  erf enne  iä)  mit  meiern  S)anf e ;  ba£  SBunber^om 
$at  feiner  3eit  überaus  anregenb  gehrirft,  aEein  ben 
Wenigen,  toeld&e  bie  Neigung  für  biefe  alten  Sieber 
nachhaltig  betoahrt  haben,  mufc  e£  angelegen  fein,  tt>a$ 
bort  erneuert  unb  ergänzt  ift,  in  feiner  urfprünglid&en 
©eftalt  gu  conftatiren.  3m  jtoeiten  Sanbe  beffelben, 
S.  302  ff.,  finben  ft<h  bie  Abenteuer  Bebels  üon  3Bal* 
moben,  na<h  ben  Neimen  t>on  ©eorg  2%m  (2Bolfen- 
büttel  1563);  biefeä  SüchleinS  ^abe  i<h  noä)  nirgenbs 
anfichtig  toerben  fönnen,  foHte  Srentano  fol<he3  ettoa 
auch  toon  ber  granf furter  33ibliotfcef  gehabt  haben? 
33ere§runggfcolI  beharre  ich 

3h*  ge^orfamfter  ©iener 

Uitfanb  an  gerbtnanb  SBoIf  in  SBien. 

Bübingen,  9.  3Rai  1827. 

„SSere^rtefter  #err! 
Sie  haben  mir  feiner  ßeit  mit  ben  altfrangöfifd^en 
Unterfud^ungen,  bann  mit  SSruber  Staufdj  unb  nun 


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262 


neuerlich  mit  ber  glorefta  fo  toerttytoolle  unb  erfreuliche 
©efd&enfe  gemalt,  bafc  eS  §ö$fte  $ett  ift,  mi<§  über 
baS  lange  Ausbleiben  meinet  Saufe«  ju  entfd^ulbigen. 
Sei  einer  o^nebiefj  ni$t  fe£r  f<$reibfeligen  -Jiatur  xoax 
iä)  in  ben  lefcten  Qa^ren  oft  lange  ben  ©tubien  meiner 
Neigung  gänjli<$  entrücft,  unb  fo  geriet^  au<$  mein 
literarifd&er  Srieftoe^fel  in  ben  Ieibigflen  Stüäftanb. 
3fm  $er  jen  blieb  iä)  glei<$tr>o£l  alter  ©agen*  unb  Sieber* 
bi<$tung  treulich  juget^an,  unb  fo  §abe  iä)  auä) 
ma«  ©ie  für  biefeS  gelb  t^etls  in  befonberen  ©Triften, 
t^eilö  in  ben  SBiener  3<$rbü<$ern  unb  ben  altbeutfdtjen 
^Blättern  geleifiet,  ju  meiner  Sele^rung  unb  $reube  mit 
regem  Sintbert  verfolgt. 

S)ie  jüngfie  ßeit  toar  auä)  unferem  gemeinfd&aft- 
lt<$en  ^ntereffe  für  bie  altfranjöftf<$e  ©agengef$i<$te 
überaus  günflig.  ©urdjj  bie  rüftige  unb  einft<$tSt>olIe 
SC^ätigfeit  9)iid&elS  unb  2lnberer  öffnen  fi$  bie  Quellen 
tägli<$  ergiebiger;  unb  bodj)  toie  SSieleS  ift  tyier  noä) 
gu  t^un!  toeitoerjtoeigte  2lbem  beS  farolingif^en  ®poS 
finb  noä)  faum  gef^ürft.  ©S  toäre  ju  ttntnfd&en,  bafc, 
toä^renb  bie  Verausgabe  ber  Quellen  bo$  nur  attmä^lig 
üorf freiten  famt,  ein  unterrid&teter  Sötann  ein  über* 
fi$tli<$eS  SBerf  in  lebenbigen  SluSjägen  aus  ben  @e* 
bieten  aller  franjöfifäett  gabelfreife  naä)  Slrt  öon 
■JJlüHerS  ©agenbibtiotye!  ober  ©Iiis*  Specimens  lieferte. 
®iefe  33ü$er  fmb  au$  na<§  3SerßffentK<$ung  ber  alt- 
norbif^en  ©agen  unb  ber  Metrical  Romances  toon 
SBeber,  Utterfon  ic.  niä)t  überflüffig  geworben,  fonbern 
»erben  ftetS  für  ben  Ueberblicf  beS  ©agenin^alts  für 


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263 


literargef$id&tli<$e  imb  anberc  Bedungen  nüfcü<$e 
$)ienfte  leiften. 

Sange  fc^on  ift  es  mein  2Öunf<§,  ©ie,  gee&rtefler 
£err,  einmal  unter  ben  reiben  ©<$äfcen  ber  SBiener 
33ibIiot$ef  $eimfu<$en  ju  fönnen.  SBenn  i$  noä)  ein 
£eft  ber  norbif<$en  gorfd^ungen  fertig  §aben  toerbe, 
bann  gebenfe  iä)  ernftli<§  an  bie  beutfd^e  $elbenfage  ju 
ge&en,  für  beren  Setrad&tung  mir  iene  norbifd|)en©tubien 
eine  not^toen&ige  Vorarbeit  p  fein  fd&tenen.  S)a  foHen 
benn  2BoIfbietri<$,  für  ben  mtd&  bereits  #errn  SergmannS 
©üte  tüo^l  auSgerüftet  §at,  £erjog  (Srnft,  beffen  Sage 
bei  S^nen  in  einer  no#  toenig  befannten  Bearbeitung 
twr^anben  ifi  u.  f.  tt).  an  bie  SRetye  fommen.  3Rament- 
li<fy  aber  üerfyre<$e  xä)  mir  in  SBien  ncö)  manches 
görberli^e  für  eine  Arbeit  im  %aä)e  be3  älteren  beut* 
fd^en  33olf$Iiebe&  ge^e  feit  Qa^ren  barauf  aus, 
eine  ©ammlung  alter,  tyod^  unb  nieberbeutfdfjer  fßott& 
lieber  mit  einer  überfid&tlid^en  Einleitung  unb  mit  Sfa* 
merfungen  jur  ©efd)i$te  ber  einzelnen  Sieber,  über  bie 
2lnf  länge  berfelben  in  ber  SSolf Spoefie  toertr  aubter  ©tämme 
u.  bgl.  m.  ju  ©taube  ju  bringen.  ©$on  mand^mal 
ifdbe  iä)  für  biefen  Stoecf  ben  SBanberftab  ergriffen, 
aber  ba8  Slngefammelte  $at  mir  nod&  immer  nid^t  bie 
genügenbe  güHung.  2Ba$  iä)  fu<$e,  finb  fcoKSmä&ige 
Sieber,  »ie  fie,  toenn  au<$  bie  befien  weit  früheren 
UrftmmgS,  in  ^anbfd^rif  tlid^en  ©ammlungen  be$  1 5 — 1 6. 
3a§r£unbertS  pnben  ftnb.  Sene  furjen,  epigramma* 
tifd^en  £anireime,  Äinber  be3  Stugenblicf  8 ,  tüie  fte  aus 
Oeftrei<$,  ©te^ermarf,  SCirol,  bem  baprif^en  ©ebirge 


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264 


fdjon  toielfa<$  aufgejeid&net  finb,  fommeu  mir  meniger 
in  93etra<$t,  aU  bie  ballabenartigen ,  ttypifd&en,  emften 
ober  f$er}$aften  SEoneS.  gür  biefe  Älaffe  ift  befonberS 
3JleinertS  leiber  nid&t  fortgelegte  Sammlung  fe^r  fd&ä^ 
bar,  unb  e8  werben  tootyl  au<$  in  bem  unter  ^erm 
SeitnerS  2lnorbnung  ju  ertoartenben  fteirifd&en  Sieber; 
fd&afce  reid^altige  Setträge  biefer  3lrt  ju  £age  treten. 
3m  aSormort  ju  StSfa'S  unb  Sd&ottfy'S  öftreidjifdjen 
SSolföliebem  toar  eine  eigene  Sammlung  beS  älteren 
öftreid^ifd^en  SSoIf^gefangeö  in  2lu3ft<$t  gejtettt,  e£  ift 
aber  ni$t3  bafcon  erfd&ienen. 

Seon  \)<xt  20  ^a^re  Dörfer  in  SBragur  (VI,  70) 

einige  alte  ©tütfe  gegeben.  SDiefc  ift  j.  33. 

einer  ber  altertümlichen  ©ammelbänbe,  bie  \i)  unter 
3#rer  freunblid^engü^rung  auf  berlaiferlid^en  Sibliot^ef 
einjufe^en  begierig  toäre. 

§aben  ©ie  bie  ©efäDtgfeif,  au<$  §errn  ©nblidjjer, 
bem  SJlitgeber  be3  99ruber  Staufs ,  meinen  herjlic^en 
SDanf  iu  fagen. 

3Jlit  aufrichtiger  £o<$a<$tung  unb  Ergebenheit 

ß.  U." 

SDaä  $al?r  1837  burfte  tt^lanb  feinen  Arbeiten 
ttribmen.  6r  ftrebte  feine  f<$on  lange  begonnene  SBolte* 
lieberfammlung  ju  fcerfcoUftänbigen.  @ine  Steife  na$ 
Strasburg  tourbe  audfj  ju  biefem  $wde  unternommen 
unb  jugletd^  toottte  er  aud&  feiner  grau  baS  SUlfinfter 
jeigen.  Später  im  Qaljre  befugte  er  au<$  toieber  $erm 


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•265 


fcon  Safeberg  in  gppietyaufen,  toeld&en  er  bicfeö  Safjr 
in  neuer  £äu8lic§feit  traf,  ba  er  fid)  im  3a$r  1835 
eine  grau  in  2Befty$aIen  geholt,  bie  i$n  1836  mit 
3tt>ittingätö(§tern  befcfyenft  §atte. 

2>ur<§  bie  (Srnennung  fcon  ©uftat)  ©d&toab  jutn 
Pfarrer  in  ©omaringen,  nur  jtoei  ©tünb<$en  t»on  £übin* 
gen  entfernt,  tourbe  für  U^lanbS  eine  neue  liebe  9ta$bar= 
f$aft  gewonnen.  2113  rüftiger  gufjgänger  legte  er  ben 
SGBeg  ba^in  oft  jurücf ,  um  einen  £ag  in  bem  behaglichen 
^farrfcaufe  bei  ben  geliebten  greunben  jujubringen.' 

3JUt  bem  %df)t  1838  begann  toteber  ein  Sanbtag, 
biefemal  ein  aufeerorbentlidjer ,  fyauptfätyliä)  jur  2te 
ratyung  eine«  6riminalgefe£bu<he3.  SJtun  mußten  lieber 
feine  Strbeiten  jur  ©eite  gelegt  toerben;  fo  toenig  er 
mit  ber  ftrengen  Stiftung  be3  vorgelegten  ©efefceS  ein* 
toerftanben  toar ,  fo  nribmete  er  bod^  faft  aH  feine  3eit 
ber  mü&famen,  unerquidlid^en  Prüfung  beffelben.  2Benn 
er  audj  neben  ben  täglichen  ©ifcungen  unb  bem  2)ur<$= 
ge^en  ber  Vorlagen  einige  freie  ©tunben  hatte,  fo 
fonnte  er  fie  nur  jum  Sefen  eines  33u$e3  für  feine 
©tubien  benüfcen,  toeil  feine  ©ebanlen  ju  fe^r  von  ber 
frembartigen  SlmtSaufgabe  Eingenommen  toaren. 

SBä^renb  aH  ben  Sahren  feiner  Sanbftanbfd&aft 
hat  er  nur  eine  einjige  ©ifcung ,  unb  bief e  toegen  Un* 
toohlfeinS  fcerfäumt.  (Meistert  ttmrbe  ihm  bie  befiän= 
bige  2lntt>efenheit  freilich  baburdjj,  bafc  feine  grau  über 
bie  Sanbtage  mit  ihm  nach  Stuttgart  jog.  3lu<h  ber 
^flegefohn  unb  ein  geliebte«  £öchterchen  ber  fcerftor* 
benen  ©chtoefter  foaren  mit  in  Stuttgart. 


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266 


greifen:  toon  Samberg  an  ttylanb. 

@M>i8$aufen,  am  21.  fcornung  1838. 

„Sieber  $reunb  UtylanbuS! 

3>n  ber  greube  meines  alten,  aber  no<$  immer 
grünen  $erjen3  fann  iä)  ni<$t  umfyn,  3ftnen  }U  fagen, 
bafj  iä)  vorige  2Bo<$e  bie  9iad)ri($t  erhielt,  ttrie  bafe  mir 
bie  alte  bif<$öfli$e  Surg  ju  SJleerSburg  für  ben  fcon 
mir  gebotenen  SßreiS  &on  ber  $)omänenfammer  ju  Äarl& 
ru£e  jugef<$lagen  tourbe.  ©ine  fd^öne,  grojje  33urg, 
lüo^ler^alten ,  ba  Dor  einem  3a&re  no<§  ba3  §of  geriet 
fammt  bem  £ofridjter  barinne  fafe,  $eD,  toarm,  unb 
in  einer  Sage,  bie  eine  ber  fdjönften  9lu3ftd)ten  am 
33obenfee  gemährt.  Sagen  ©ie  bieg  au$  ©<$mab  unb 
2tbel,  unb  bafc  man  in  einem  ©ommertag  fcon  ©tutt* 
gart  ober  Bübingen ,  toenn  man  ein  Wenig  frit^e  auffielt, 
mit  ber  $oft  bequem  na$  3Jleeröburg  fommen  fann. 

SGBie  triele  gef$i$tli<$e  Erinnerungen  fmtyfen  ftd^ 
an  biefe  SSefifcung.  Äönig  Dagobert  fcon  Sluftrafien 
baute  fie,  ßarl  Kartell  erneuerte  bie  Surg,  bie  SBelfen, 
bie  £o§enftaufen  befafjen  fie.  2öa$rf<§einli<$  trat  fte 
©onrabin  feinem  S3ormunbe,  bem  biebem  S3if<$ofe  @ber* 

fyarb  üon  2öalbburg,  ab.  SDie  ©egenb  fottrie  bie 

ganje  9ta<$barf<$aft  ift  fruchtbar,  freunbli<§  unb  tt>o$k 
angebaut;  ber  SBein,  toel<$er  feit  einigen  Rafften  ba 
au§  SEraminertrauben  gebogen  toirb,  gehört  getoifc  unter 
bie  toorjügli<$ften  SBeine  ©djtoabenS ,  unb  \6)  £off  e ,  toir 
foHen  in  einem  ber  runben  ®emä<$er  ber  alten  SBurg, 
toeld^e  bie  2lu$ft<$t  auf  bie  blauen  glühen  be3  <PotamuS 


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267 


geben,  me^r  als  Einmal  bie  ©rfafyrung  ^ieüon  tna= 
djen.  3e|t  gebt  e$  an'S  einladen,  baS  ift  mfibfam 
nnb  langweilig ;  aber  baS  2lu3pa(f en  unb  SKuffietten  ift 
^intoieber  lufiig,  unb  bann  will  xä)  au<$  wieber  mit 
erneutem  SJluth  unb  Suft  arbeiten ;  benn  bort  ttrirb  mir 
ein  2öunfc$  gewährt,  ben  iä)  biö^er  ftetö  vergeblich 
nährte,  alle  meine  Stirer  unb  #anbf$riften  in  einem 
frönen,  fetten,  gewölbten  (ehemaligen  2lr<$to)  ©aale 
beifammen  auffteHen  unb  burch  bie  ©la&hüre  eine3 
anftofeenben  2lrbeitSjimmer3  alles  überfein  ju  fönnen. 

©ie  wiffen  nun,  mein  greunb!  wo  ©ie  un8  Wie= 
ber  finben  fönnen;  biemit  fage  i<§  Sttbe!  ^erjltche  ©rüfee 
Don  Sennty  imb  mir  an  grau  @mma.   SBaljen  ©ie 
inbenen  Den  (Stent  be3  ©if^^u^  unb  laffen  ©ie  e$ 
nityt  fcerbrtefcen,  quand  m6me  — 

treuer  greunb 
3.  t>.  Safeberg." 

£)ie  ©tänbe  würben  im  Quli  vertagt  unb  U^lanb 
trat  no<$  toon  Stuttgart  aus  eine  Steife  na$  2Bien  an, 
allein,  weil  bie  grau  bur$  ©orge  um  eine  franle 
©<$wefler  fcom  Sölitreifen  abgehalten  Würbe.  55on  biefer 
Steife  gibt  er  in  ben  folgenben  ©riefen  33erid)t  an  feine 
grau. 

SBten,  10.  3uli  1838. 

„Siebfte ! 

©efiern  SlbenbS  gegen  fieben  U^r  bin  iä)  am  3^ 
meiner  Steife  angelangt;  t<$  beeile  mity,  5Dit  bafcon 


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2G8 


Äunbe  ju  geben.  SDie  ßiltoagenreife  nadfj  3tegen$burg, 
voo  man  9Rorgen$  mer  U^r  auf  am,  gemährte  eben  ni$t 
mel  ÜDterftoürbigeö ;  bodEj  trat  e$  mir  lieb,  Reifing  unb 
bie  üormalige  UntoerfitätSftabt  Sanb^^ut  mit  iljrem 
langen  SC^urme  ju  fe^en.  einer  meiner  Sfteifegef  ehrten, 
ber  meift  bie  Unterhaltung  führte,  toar  ein  Stegen^ 
burger  Sfraelit,  5lamenS£ilient^aI;  biefe  erinnerte  miö) 
baran,  bafe  bei  bem  früheren  Sefud&e  in  StegenSburg 
ein  £err  Stofentyeim  meine  erfte  93efanntf$aft  toar. 
£err  ©ruber,  Slr^iteft  unb  ^rofeffor  an  ber  ©etoerbe- 
f^ule,  ben  i$  bamalä  auä)  fennen  lernte,  ttribmete  fidfj 
mir  fetyr  freunbfd&aftlidtj,  er  führte  mi<$  jur  SBalljalla 
unb  auf  einige  33ierfeHer,  S)er  SDom  fear  biegmal 
innerlich  ganj  mit  ©erüften  fcerfteHt,  i<$  glaube  um  ein 
fefclenbeS  ©efoölbe  ju  ergänzen.  S)ie  Sibliot^ef  befd&äf* 
tigte  miä)  meljr  als  iö)  gehofft  ^atte.  £>en  folgenben 
SUlorgen  fu£r  id|>  um  mer  U^r  mit  bem  ©ampffd^iffc 
ab.  $)ie  jtoettägige  2)onaufal>rt  toar  überaus  genufc 
ret$,  ntd^t  burd(>  alte  ober  neue  Sefanntfdfjaften  auf 
bem  Skiffe,  bereu  ft<$  mir  feine  barbot,  fonbem  burdfj 
ben  reiben  2öe$fel  fd^öner  Sanbfdf>aft3btlber;  milbe 
unb  fruchtbare  ©egenben,  mit  ber  3lu$fi<$t  auf  na^eS 
ober  fernere^  ©ebirge,  toecfyfeln  mit  nrilben  getepars 
tien ,  toie  befonbera  beim  Strubel  unb  SBirbel  ber  S)o- 
nau,  ber  Surg  ©ürrenjtem  u.  f.  to.  SDtein  Steif  eberi<$t 
ift  freilidf)  ein  fe^r  trodner,  aber  i<$  \)abc  nidfjt  bie 
©abe,  folc^e  2lnf<hauungen  fogleid^  loieberjugeben ;  fte 
f ollen  barum  nidjjt  verloren  fein,  einen  eigenthütm 
liefen  9teij  fyattt  mir  auä)  bie  fortlaufenbe  Erinnerung 


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für*  

an  bte  galten  Äriem^ilbenS  unb  ber  Nibelungen.  Sfof-  - 
ber  $oft  traf  id&  no<$  feinen  »rief  t>on  $)ir,  toitl  aber 
bamm  bo<$  nid&t  Jägern,  ben  meinigen  abgeben  ju 
laffen.  Sluf  ber  SSibliot^ef,  toofelbft  iä)  toor^in  eine 
SBeile  toar,  tourbe  ic§  fcon  2Mf  freunbltd^  aufgenom* 
men  unb  toerbe  morgen  meine  Arbeiten  beginnen.  ©ein 
näd&fteS  ©^reiben  abreffirft  2)u  am  beften  an  mi$  im 
©afttyof  jur  ©tabt  granffurt,  too  i<§  geftern  mit  3Jlfif>e 
Unterfunft  fanb.  SJiöge  mir  balb  erfreuliche  9ta<$ridfjt 
t)on  ®ud&  jufommen;  icf)  bin  fe$r  begierig,  toann  @ure 
SIbreife  na<$  Bübingen  ftattfinben  ttrirb  unb  reife  in 
©ebanfen  mit  @udfj.  2lm  §odf)jeitfefte  bring*  auty  meine 
©lücftoünfd&e  bar,  bie  mir  aus  treuem  §erjen  ge^en. 
SJieper  grille  beften«.  £ebe  too^l,  Siebe!  S)ie  Steife 
gibt  triel  ©<$öne3  unb  SGBert^eö,  aber  SDu  toirft  e8  mir 
ni<$t  Derbenfen,  toenn  idj)  mic§  auf  bie  £etmat^  freue. 

Sein  £." 

Men,  18.  3uli  1838. 

„®ein  33rief,  Siebte!  ^at  mi<$  fe^r  erfreut;  er 
bringt  mir  gute  9ta<$ric$ten  unb  er  fommt  t>on  Stfr. 
%ä)  lag  iljn  glei$  am  ©te^anät^urme,  in  beffen  9iä$e 
bie  $ojl  ift.  allein  ^iefiger  Aufenthalt  läfet  jt$  für 
meine  literarifd^en  günftig  an;  iä)  fxnbe  9Jlan- 

d&eS,  toa$  mir  bisher  ni<$t  jugänglidfj  toar,  unb  t>on 
©eiten  ber  Sefifcer  ober  Setoafyrer  freunbli<§e8  ©ntgegen- 
fommem  ®te  öffentliche  Sibliot^ef  ^at  unter  ben  Wlu-- 
fifalien  fciele  ältere  Sieberbüd^er  mit  beutfd^en  SCeyten, 
bie  idf>  nad^einanber  burd^getye  unb  beren  (Srtrag  idf> 


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270 


noä)  nicht  bemeffen  fann.  (Sin  ^iefiger  Antiquar,  Stta- 
meng  Äuppitfch,  ift  iugleidjj  Siebhaber  unb  Sammlet 
feltener  S)rudfe  beS  fed&jehnten  SahrhunbertS  unb  hat 
bat>on  einen  ungemein  reiben  SSorratb  iufammenge= 
bracht,  toorunter  beim  au<h3SieleS  an  ßiebern  in  Samm- 
lungen unb  fliegenben  blättern  fi<h  beftnbet.  @r  hat 
mir  bereits  SUtehrereS  mit  na<h  $aufe  gegeben.  @in 
^ßrtoatgelehrter,  Äaltenbädf,  hat  mir  gleichfalls  fein  39e= 
fifcthum  in  biefem  %aä)e  jum  ©ebrau<he  angeboten.  S)aS 
finbe  i<h  allerbingS,  bafe  idf)  in  golge  meiner  fcielf adfjen 
Sftadfjforfchungen  auf  biefem  ©ebiet  häufig  au<h  alten 
Sefannten  begegne.  Stuf  ber  93ibliotyef  bringe  t<h  ge* 
toöhnltch  ben  Vormittag  Don  neun  bis  jtoei  Ufr  ju. 
Söolf  ifi  mir  nicht  nur  $ier  gefällig,  fonbem  bringt 
mir  auch  aus  feiner  eigenen  33ibliothef  fciel  Sntereffan* 
teS  t>on  altfransöFtf<$er  unb  altenglifd&er  Sßoefie  ju.  2>te 
Sammlung  fcon  Sllterthümern,  bie  einft  auf  bem  ©d^loffe 
2lmbraS  bei  ^nnfprucf  aufgefieEt  toar  unb  beren  SuftoS, 
Sergmann,  mir  f<$on  burdf>  Srieftoechfel  befreunbet  toar, 
^abe  iä)  unter  feiner  Seitung  gefeh.en.  6inige  auStoär; 
tige  Arbeiter  im  gelbe  altbeutf^er  ßiteratur,  SJtone 
t)on  Äarteru^e  unb  ^a^n  fcon  $eibelberg,  habe  ich 
gleichfalls  fennen  gelernt.  2)abet  geht  benn  au<$  ber 
gefellige  SSerfehr  nicht  leer  aus.  Slm  Samjteg  machte 
i(h  mit  @nbli<her,  bem  ßufioS  beS  SRaturalienfabinetS, 
einem  überaus  freunbli<hen  SUlanne  unb  bejfen  gamilie, 
fotoie  mit  bem  vorgenannten  £errn  Äaltenbäcf ,  nachbem 
toir  in  ©nbli^erS  £aufe  auf  bem  Sanbe  ju  3JUttag  ge* 
geffen,  einen  ©pajiergang  auf  ben  SeopolbSberg  unb 


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271 


ben  Äa&lenberg,  auafid&tspunfte,  oon  benen  man  bie 
6tabt  SÖBien  unb  ben  Sauf  bcr  3)onau  toettyin  über= 
jd&aut,  bann  ba3  3Jlar$felb  mit  ben  Keinen  Äarpatyen 
im  ^intergrunbe ;  na<$  ber  anbern  ©eite  jeigen  ft<$  bie 
fte^rifdfjen  ©ebxrge.  @in  trauriger  äfablid  aber  fear 
ba3  ®ßrf$en  Äafylenberg,  baä  an  eben  biefem  £age 
jum  größten  S^eil  abbrannte.  2luf  tyeute  Slbenb  bin 
iä)  mit  2Rone  ju  2Mf  eingelaben  unb  auf  ©amflag 
tyabe  xä)  gar  eine  ©inlabung  jum  ©r^erjog  Äarl  naty 
feinem  6$loffe  SBeilburg  bei  33aben  erhalten.  3$  toeifc 
nt$t,  ob  iä)  biefe  ©unft  Sergmann  toerbanle,  ber  bie 
Sö^ne  beä  ©r^erjogS  unterrichtet.  UebrigenS  fcerfi<$ert 
Sergmann,  bafe  bort  ein  einfacher  Xon  ^errfc^e;  aufy 
toerben  toir  bamit  einen  2lu3flug  naä)  $eiligfreujt§al 
unb  SBaben  über  ben  Sonntag  toerbinben.  $m  ©anjen 
bringe  iä)  übrigen^  gerabe  bie  Slbenbe  meiftenS  einfam 
ju;  bie  Sweater  finb  bis  jum  SCnfang  Sluguffö,  ein£ 
aufgenommen,  fämmtli<$  gefd^Ioffen  unb  bie  meipten 
ängejleHten  fahren  2lbenb3  oft  jiemlid^  toeit  ^inauS  auf 
benad&barte  S)örfer,  too  fie  mit  tyren  gamilien  ben 
©ommer  über  toofynen.  3$  ^elfe  mir  bann  mit  ©pa* 
jiergängen  im  Sßrater  unb  anbern  öffentlichen  ©arten. 
S)o<$  erlaubt  bie  große  #i$e  ni$t  frü^e  anzugehen. 
3$  frnbe  ben  2luf enthalt  tytx  ni<$t  tootylfeil;  man  ifet 
an  leiner  2Birt§3taf ei ,  fonbern  ju  jeher  beliebigen  &it 
ua<$  ber  Äarte,  tt>a3  ft<$  hier  au$  mir,  meinet  ge= 
ringen  StwetitS  unerad&iet,  nid^t  als  ©rftarnifc  barftettt. 
9Rit  bem  erpen  SKugufi  hat  bie  Sibliothef  gerien.  einige 
Sage  bürften  bann  hinreichen,  um  noch  einige  ttrieber 


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272 


eröffnete  Sweater  ju  befugen  imb  meine  fonftigen  Ste 
beiten  abjufd&liefcen.  3n  SKün^en  mö<$te  i$  auf  bem 
9tü<ftoeg  ein  $aar  £age  toertoeilen,  ba  xä)  bort  nodfj 
(SinigeS  einjufe^en  §abe. 

$>iefe  $tilen  treffen  SDidf)  otyne  3tocifel  in  SCübin* 
gen.  SJlögen  fie  $)i<$  mit  ben  Äinbern  gefunb  ftnben 
unb  in  Weiterer  (Stimmung  unb  freunbli^  gebenfenb 

,        (        ©eine«  S. 

©rü&e  bie  Ätnber." 

SBien,  28.  3uli  1838. 

„S^euerfte! 

©einer  lieben  ©riefe  fmb  nun  brei  in  meinen 
Rauben,  ber  lefcte  Dorn  20.  b.,  ber  mir  (Sure  glücfltd^e 
2lnfunft  in  Bübingen  melbet.  2öenn  S)u  miä)  glei<$ 
nid^t  im  ©arten  erblidEft,  fo  bin  i$  bennodjj  mand&mal 
bort  mad&e  $ier  bie  (Srfa^rung,  bafe  für  einen 
fürjeren  2lufent§alt  in  einer  großen  ©tabt  bie  SSerfofc 
gung  eine«  ni<$t  ganj  befd^ränften  literarifd^en  3^^ 
ettoaä  9Jlij3li<$e8  l?at.  Söitt  man  bann  bem  Umgang, 
ben  3Jterftt)ürbigfetten  beS  Ort«,  ben  Umgebungen  audfj 
i^r  3lec§t  toiberfa^ren  laffen,  fo  ift  man  bebeutenb  um- 
getrieben,  o$ne  bod&  SHHem  genügen  ju  fönnen.  @o 
§abe  iö)  mir  felbft  am  toenigften  genügt,  inbem  i<§  biefc 
mal  mit  bem  ©^reiben  an  S)i$  länger  im  Slnftanb 
blieb.  Defterä  toerbe  idf>  fd^on  toor  bem  ©ange  auf  bie 
SSibliot^el  unb  bann  auf  biefer  felbft  mit  Sefud^en  er- 
freut  unb  au<§  bie  (Sinlabungen  finb  mit  großem  3ei*' 
auftoanb  üerbunben.  SDie  Steife  na<$  Saben  na^m  jwei 


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273 


SCage  in  2lnfyrn<$.  grity  morgens  am  ©amftag  fu^r 
i<§  mit  Sergmann  ^inauS ,  tourbe  bann  nm  je^n  U^r  in 
bem  f$ön  gelegenen  6<$loffe  SBeilburg  bem  ßrjfyerjog 
uorgefiellt,  ^ieranf  fcon  bem  ßrjie^er  feiner  noä)  im 
$aufe  beftnblic^en  Äinber  $n  ber  natyen  Snrgmine 
9tan$ene<f  nnb  in  bie  frönen  ©artenanlagen  geführt 
nnb  enblidf)  jnr  SCafet  gejogen.  ®3  fear  bei  all  biefem 
fein  $öftf$er  3toang.  2lfanb$  ging  iä)  no<§  mit  Serg* 
mann  bnr<$  ein  fd&öne£  S^al  na$  bem  Älofter  #eilig* 
f  reuj ,  tt)o  toxi  im  ÜBirt^anS  iibernad&teten ;  ben  33or* 
mittag  $mbnr<$  nnb  auä)  jum  SUlittageffen  toaren  tt)ir 
im  bortigen  (Sifterjienferftift,  xoo  Sergmann  befannt  ift; 
biefeS  Älofterleben  toar  mir  ettoaS  -JteneS.  9ta<$mittag£ 
matten  toix  ben  SRüdfroeg  bur$  bie  33riel,  eine  ©egenb, 
bie  in  fold&er  9tä$e  bei  einer  SJteftbenjftabt  überrafd^t; 
mäßige  geläpartien,  SBälber,  frifd&e  äßiefengrünbe, 
Steinen,  ttornnter  pm  Ueberftefc  audfj  mand&e  fünfte 
lt<§e,  ton  benen  ber  toerftorbene  gürft  Siectytenftein  ein 
groger  Sieb^aber  toar,  ®ie  SSod^e  über  fcfete  idjj  meine 
Slrbeit  auf  ber  SHbliot^ef  fort,  befugte  bie  ©emälbe* 
gaHerie ,  andf>  einigemal  ba3  geöffnet  gebliebene  Sweater 
in  ber  Seopolbftabt,  nnb  fear  jtoeimal,  nad£>  erhaltener 
©mlabung,  anf  bem  Sanbe:  in  ©ßbling  bei  einem  ber 
(Sollegen  SBolf«,  üon  ©eüaty,  ber  jeben  ©ienftag  bort 
©efeüfc^aft  gibt,  nnb  in  $enjing,  bei  £ofrat$  ßletyle, 
in  beffen  $anfe  3Wembf<$  tootylbefannt  ift.  ©er  Stod^ 
termann  beS  (Srfteren,  toon  Sötoenttyal  (als  S)i$ter  Otto 
tnm  SBalben),  bei  toeld&em  9liembf<$  too^nt,  führte  mt<$ 
borten  nnb  bann  no<$  anf  einen  frönen  Stu8|i$t$* 

ttManb*  fieben.  18 


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274 


punft  bei  ©t.  33eit.  (Sin  eifriger  greunb  ber  altbcut= 
f<$en  Siteratur,  ton  Äarajan,  beim  2Ir<$it  angefteHt, 
ber  fi$  mir  überhaupt  fetyr  gefällig  ertoeist,  $at  mify 
auä)  auf  einen  Slbenb  in  feine  SBo^nung  in  ber  33ors 
ftabt,  bei  ber  ein  ^übfdjer  ©arten  ifi,  eingelaben.  5lm 
heutigen  ©ountag  toerbe  iä)  mit  ßarajan  ju  ©riHparjer 
naä)  ®oxnbaä)  ge^en,  tt)o  bie  ©egenb  fetyr  f<$ön  fein 
foH.  habe  ©rittparjer  jutor  f<$on  ein  paarmal 
hier  gefprochen,  er  toar  ganj  ttrieber,  toie  ttrir  ihn  in 
Stuttgart  fennen  gelernt  Ratten.  2lm  $)ienftag  ift  bie 
93ibliothef  jum  £e|tenmal  geöffnet,  bafür  ttrirb  bann 
am  9ftitttoodf)  bie  Hauptbühne,  ba§  Surgtheater,  tüieber 
eröffnet.  3)ie  ©<$ä$e  beS  Antiquar  Äuppitfch,  Sajen* 
bürg ,  bie  ©ifenbahn  n.  f.  f.  bürften  mi<h  immer  no<$ 
mehrere  SEage  bef^äftigen  unb  meine  2lbreife  bis  jum 
©nbe  ber  2Bo$e  terjögern.  ©o  fehr  i<h  mi<h  nach  £aufe 
freue,  hritt  iä)  bo<h,  einmal  hierher  gefommen,  ba$  6r* 
forberliche  mitnehmen.  Seftimmtere  9ta<$ridf>t  gebe  iä) 
S)ir  jebenfallä  noch  ton  hier  au«. 

3$  fd&liefee  biefen  33rief  nadjj  ber  Slüdffehr  ton  ber 
heutigen  ©onntag£partie,  bie  toegen  teränberli<$er  SSBit- 
terung  nid&t  naä)  $)ornba<h,  fonbern  nach  Äloftemeiu 
bürg  gemalt  tourbe,  too  iä)  bei  bem  ©eifilidfjen,  ber 
uns  im  Älofter  herumführte,  meine  ©ebid&te  .antraf, 
©rittparjer,  Äarajan,  ton  geu^teräleben  unb  no<h  ein 
greunb  ton  biefen  toaren  meine  ©eleiter. 

£ebe  toohl  mit  ben  tinbern,  bereu  SEio^Iocr^alten 
mi<h  freut,  grüjge  fie  unb  fei  aus  liebenbem  £erjen  gegrüßt. 

S)ein 


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275 


SBten,  6.  Huguft  1838. 

„Siebjte  ©mma! 

3Rein  SCufent^alt  in  SBien  $at  fi#  länger  $inau& 
gejogen  als  iä)  bei  Slbfenbung  meines  legten  33riefeS 
tootn  29.  Suli,  bem  S)eine  erfreuenben  3^I^n  Dom  26. 
enigegenfamen,  mir  gebaut  $ätte.  $)ie  Arbeit  auf  ber 
Sibltotyef  fe|te  ity  no<$  einen  £ag  über  ben  Slnfang 
bet  gerienjeit  fort  unb  erhielt  auä)  fonft  einiges  mit* 
geseilt*  2)en  ganjen  greitag  toax  iä)  ni<$t  $ier;  2Bolf 
lub  mity  ttneber&olt  ju  einer  %df)tt  naö)  ©bergaffiug, 
einem  ®<$Io&,  ni<$t  toeit  fcon  ber  ungarifd&en  ©renje, 
ein,  voo  ein  greunb  fcon  itym,  ber  33aron  3Rün$*93eIIing= 
Raufen,  als  S)i$ter  beS  SCrauerftnelS  ©rifelbis  unter 
bem  tarnen  #alm  befannt,  ft<$  aufhält,  ©erfelbe 
toünfd&te  meine  Sefanntfd&aft  ju  ma<$en  unb  foH  toegen 
SlugenübelS  bie  ©tabt  je|t  nityt  befugen.  $)aS  6<$lof$ 
iji  an  einem  großen  Sßarf  gelegen,  ber  fcon  einem  fru 
f<$en  glüf$en  burd&ftrömt,  angenehme  Spaziergänge 
getoä^rt.  SDlünd^  ma<$t  bur$  ©infad^ett  unb  @ut* 
müt^igleit  bei  geifiiger  Silbung  einen  fcort^eityaften  (Sin* 
brudt.  tyatte  $ier  audfj  ©elegen^eit,  baS  Sanbleben 
einer  öfierrei^ifd^en  2lbelSfamtüe  anjufe^en.  Sßrofeffor 
SRofenlranj  fcon  Königsberg  toar  mit  mir  eingelaben. 
©efteru  xoax  i<§,  nad&bem  i$  bei  Äarajan  ju  ÜJUttag 
gegeffen,  mit  biefem  in  Sajenburg,  too  auf  einer  ^nfel 
beS  umfangreid^en,  mit  frönen  SBafferfpiegeln  gcf$mü<fc 
ten  Warfes,  eine  fünfilid^e  Stitterburg  erbaut  ift,  in 
beren  überfüllten  Räumen  aber  Diele  roirflid^e  alter- 


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276 


thümer,  SBaffen,  Sftüfhmgen,  ©laSgemälbe  unb  anbere 
Silber,  pumpen  u.  bgl.  fcerfammelt  finb. 

®ie  Sweater  habe  i<h  nun  öftere  befugt  unb  in 
ber  Dp  er  befonberS  ba3  (Snfemble,  in  (Spören,  £erjet= 
ten  2c.  ausgezeichnet  gefunben.  SDaS  neue,  audj  toieber 
eröffnete  Surgtheater  toerbe  i<$  ^eute  jum  (Srftenmale 
befugen,  um  ÄofcebueS  Äleinftäbter  ju  fehen.  $)a$ 
Sufiftnel  foH  bort  fcorjüglich  aufgeführt  werben. 

3$  ^ätte  gett>ünf<ht,  morgen  Slbenb  abgreifen; 
allein  ber  ©iltoagen,  auf  bem  nä<hften  SBege  (über 
Sraunau)  nadfj  SKünd^en,  auf  toel<$em  man,  ohne  längere 
3eit  fcorher  einen  $Ia$  beftettt  ju  haben ,  ejpebirt  toer- 
ben  mufe,  fährt  erfl  am  9Jtitttoo<h  Sttbenb  fünf  Uhr  t>on 
hier  ab.  Stuf  biefen  habe  \6)  bereits  ein  Siffet  in  £än* 
ben.  3Jian  fommt  in  3Jtün<$en  ©amflag  in  ber  grühe 
an.  3$  toerbe  biefen  Stuffd^ub  ber  Slbreife  benü|en, 
um  bie  ©emälbegaHerie  im  SSefoebere,  bie  i<h  früher 
ettoaS  raf(h  bep^tigt,  nodf)  einmal  gemeff eueren  SdhritteS 
ju  burchtoanbem,  auch  einige  »eitere  3Jlerftoürbigfetten 
no<§  mitzunehmen.  3n  9Jtün<hen  ift  jtoar  ber  ©onntag 
für  meine  Stödten  auf  ber  Sibliothe!  niäjt  günftig, 
üietteidht  aber  fann  i<h  an  biefem  £age  bie  ^inafot^ef 
befudhen.  SBenu  i<h  ni<$t  irre,  fo  fährt  ber  ©itoagen 
fcon  3Jtündj)en  StöenbS  ab;  ob  iä)  baöon  am  SDtontag 
@ebrau<§  mafyen  fann,  ttrirb  bafcon  abhängen,  ftne  idfj 
mit  meinen  ©efiberien  auf  bortiger  Sibliothef  t>oran= 
fomme, 

3Kein  inniges  Verlangen  ift,  balb  lieber  bei  £)tr, 
Siebfte,  ju  fein  unb  no<$  einige  2Bo<hen  mit  ffiir  unb 


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277 


unferen  lieben  ^fleglingeu  in  ber  länblidjen  ©titte  um 
fereS  £aufe3  unb  ©artend  t>or  bem  ^erannatyenben 
fianbtage  verleben  ju  fönnen. 

3m  froren  Sorgest  be3  2Sieberfe£en£ 

S)ein  8." 

•Jtadj  ber  Slücffe^r  aus  SBien  mußte  U^Ianb  no$* 
malS,  bo<$  nur  auf  einige  2Bo<$en,  jum  Sanbtag.  gär 
baä  fo  mityfam  unb  eifrig  beratene  (Sriminalgefefc 
lonnte  er  aber  ni$t  fiimmen,  treil  er  mehrere  ©traf« 
fäfce  ju  $art  fanb  unb  tym  anbere  ärtifel  nic^t  für 
einen  conflitutioneHen  ©taat  ju  gaffen  f^ienen. 

2Kit  biefer  ©effion  fear  fein  fiänbif^eS  SBirfen  in 
SBürttemberg  gef^Ioffen. 


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VIII. 

Rudikeljr  nadj  (Jütongett  mtb  }\\  bot  Stubtcn. 

1839  —  1848. 

Site  Urlaub  auf  feine  5JSr of eff oröflettc  fcerji^tete, 
toeit  er  eg  für  5ßflt<$t  §ielt,  in  einer  £eit,  ttrie  bie 
bamalige,  betn  an  i^n  ergangenen  erneuten  Stuf  in  bie 
Cammer  ju  folgen,  tyegte  er  bie  Hoffnung,  t)iellei<$t 
naä)  bem  ©<$luffe  be3  SanbtagS  als  ©ocent  feine  SSor« 
Iefungen  fortfefcen  ju  fönnen.  SlHein  bie  f^nßben  2lu& 
brüdfe  be3  (Sntlaffung&föefcrtyteS  matten  e$  i^m  un- 
mßglid^ ,  benfelben  ÜJtinifter,  toon  bem  e8  auggegangen, 
um  bie  baju  not^toenbige  Erlaubnis  anjufpre^en.  Srte 
langen  Sanbtage  in  biefer  SBa^tyeriobe  (befonberS  au<$ 
bur<$  bie  Serat^ung  be3  ßriminalgefefceS),  Ratten  ifym 
aber  au<$  laum  £eit  baju  vergönnt,  ©o  fe^rte  er  eben 
ju  feinen  einfamen  ©tubien,  ju  ber  Arbeit  am  „Dbin" 
unb  jur  33oll3liebers©ammIung  jurüd.  ©r  $at  aber 
ba8  iljm  liebe  Slmt,  ba3  itym  bur$  ben  Umgang  mit 
ben  ßottegen  unb  ben  Su^örern  Anregung  für  feine 
eigenen  Arbeiten  braute,  oft  toermtfjt. 


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279 


gut  bie  SerüoHfiänbigung  ber  Solfälieber  fear  ihm 
feine  SRii^c  ju  grofe.  ©o  ungern  er  fonfl  jum  ©riefe* 
f<hreiben  fam,  fo  hat  er  für  biefe  Sammlung  boch  uaä) 
allen  Seiten  $in  anfragen  nnb  Sitten  gerietet.  2lu<h 
feine  häufigen  Steifen  toaren  meiftenS  für  biefen  3roedt 
unternommen.  3m  Sommer  1839  benüfcte  er  bie  Siblio* 
thef  in  Sern  bafür,  befugte  au$  ttrieber  ba3  Serner 
öberlanb  unb  am  ©chluffe  ber  Steife  ben  gteunb  Safeberg 
auf  feinem  neuen  2Bohnft|e,  ber  alten  Siersburg. 

Obgleich  ba3  coBegialifd^e  Serhältnifj  ju  ben  $ro* 
fefforen  nun  aufgehört  hatte,  fo  blieb  er  bo<h  mit  man* 
c^en  in  Serbinbung.  (Sin  „Sränj^en"  uerfammelte 
alltoö<$entli<$  eine  Slnja^I  berfelben,  nebft  anbern  9Jtän* 
nern,  abtoechfelnb  in  ihren  Käufern,  unb  ber  Hausherr 
hatte  bann  bie  Obliegenheit,  feinen  ©äften  neben  ber 
leiblichen  Siahrung  au<$  eine  geifiige  Äoft  burdj)  einen 
jtoaugloS  gehaltenen  Vortrag  gu  reiben.    2lu<h  bie 

grauen  nahmen  toon  3eü  P  3eü  an  bwi  3u1anime^' 
fünften  unb  bann  tourbe  ein  ©egenftanb  gewählt, 
ber  auch  ffa  Sntereffe  haben  fonnte.  So  hielt 
Uhlanb  über  bie  SJtaifahrten  unb  über  bie  £anjtouth 
im  Mittelalter  anfyre<henbe  Vorträge.  2lufeer  biefem 
gefelligen  Äreife  befugte  er  auö)  ejus  ober  jtoeünal  in 
ber  2Bo^e  abenbli<he  3ufammenfünfte  t>on  Männern 
im  ©afthof  ober  in  länblid^en  (Smfehrorten,  #äuftg 
toar  er  freilich  ein  ftummer  ^uf)öxtx,  kenn  ©tabt* 
gef<hi<$ten  toaren  ihm  grünbli<h  jutoiber  unb  au^  an 
}jolitif<hen  ©ifputen  nahm  er  ni$t  leidet  Slntheil;  toenn 
aber  ettoaS  fein  innere«  geuer  aufregte,  fo  fonnte  er 


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280 


auü)  fo  lebhaft  werben,  bafc  er  nad^er  meinte,  $u  fcicl 
gefpro^en  ju  tyaben. 

©eine  größte  gratbe  toar,  liebe  ©äfte  bei  fi<$  im 
£aufe  ju  $aben.  ©o  lange  ©<§tt)ab  in  Stuttgart  too^ute, 
.  erfreute  er  Urlaub  meiftenä  in  ben  gerien  bur<$  feinen 
lieben  33efudj.  2ludj  Äarl  3Jla^er  aus  Waiblingen,  au<§ 
9ltembfdj  nnb  $aut  unb  ©uftab  *Pftjer  festen  gerne 
bei  tym  ein.  Stnbere  greunbe  unb  ©trebenägenoffen 
befugten  i^n  toentgftenS  auf  ber  3)ur<$reife. 

2lu$  ©riefe  ttrie  bie  folgenben  fcon  Salob  unb  9Bik 
fyelm  ©rimm,  bie  er  jtoar  no<$  xdtyt  perfönlid)  fannte, 
aber  f$on  lange  üere^rte  unb  liebte,  waren  eine  Quelle 
t)on  greube  unb  ©rmut^igung  für  Urlaub. 

Sil^elm  ©rimm  an  Urlaub* 

Äaffer,  3.  £ecember  1839. 

„aRit  Vergnügen  überfenbe  \<f)  3#nen,  fcere^rtefler 
£err,  ben  3JJeiflergefang  fcon  beä  33rennberger$  §a$rt 
na<§  %xantxeiä) ,  ber  bem  SCuSjug  in  unfern  ©agen  ju 
©runb  liegt;  mein  ©ruber  $atte  felbft  in  ©reiben 
batoon  2lbf$rift  genommen,  freiließ  toor  langer  3eit, 
no<§  unter  -Jiapoleoqif<$er  £errf<$aft.  ®amal8  umgab, 
toie  ©ie  bemerfen,  biefe  ©tubien  no<§  bie  griffe  unb 
ber  Sfteij  be3  erften  ©eginnenS,  inbeffen  bat  bergorfc 
f<$ritt  anbere  SSort^eile  mit  ft<$  geführt,  au<$  bie  S3e= 
ru^igung,  baß  biefe  Stiftung  nityt  lieber  untergeben 
fann.  63  ifi  ein  erfreuliches  3ei<$en,  bafc  £aupt  mit 
bem  6rec  f$on  auf  biefer  ©tufe  beginnt;  toie  tote!  aber 


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281 


noä)  fcor  uns  liegt,  jeigt  ficfy  eben  barin,  bafj  ein  fo 
trefflt<$eS  ©ebi<$t  bis  ba^in  unbefannt  geblieben  ift. 
£)a&  id&,  toaS  ©ie  tnbeffen  getrau  tyaben,  namentlich 
3#re  geijlig  belebten  ttnterfud&ungen  über  £$ör,  in 
$rem  Dollen  äöert^  erfenne,  brause  ity  nityt  ju  fagen. 
3$  freue  mi<$  im  Voraus  auf  bie  Sammlung  t)on 
SoßSliebern  um  fo  me^r,  ba,  toie  eS  fd&etnt,  3Reufe= 
ba<$  fi$  nidjjt  ju  einer  ^Bearbeitung  unb  Verausgabe 
feiner  Sammlung  entfdpe&en  toirb.  2ßir  Seibe  be= 
nufcen  bie  uns  juget^eilte  3JZuf$e  na<$  Gräften.  3Keht 
Sruber  arbeitet  ben  erften  SSanb  feiner  ©rammatif  um, 
ober  melme^r  er  liefert  ein  neues  SBerf,  benn  in  ben 
eilf  bis  jefct  gebrudften  Sogen  ifi  leine  gette  ber  frfc 
^eren  geblieben.  (Sin  Sanb  ber  „SßeiSt^ümer"  unb  ein 
angelfä$ftfc§eS  ©ebid^t  toirb  in  lurjer  $e\t  fertig  fein. 
3$  §abe  eine  fritifd&e  SluSgabe  ber  „©olbenen  ©djjmiebe" 
mit  einer  Anleitung  jum  2)ru<f  bereitet,  unb  jte  toirb 
tootyl  ju  Oftem  erfreuten. 

©ie  Vorarbeiten  juVm  beutfd^en  2Börterbu$  tyaben 
guten  Sortgang,  unb  f<$on  fann  id&  faft  fedfoig  3Rifc 
arbeiter  jitylen,  bie  uns  bei  ben  2luSjügen  Seiflanb 
leipen.  3$  tnö$te  ni<$t  gerne  jubringlid^  fein,  aber 
toenn  es  Zfyneti  möglich  toäre,  für  biefeS  SBerl,  baS 
feiner  ^bee  na#  bo<$  ein  allgemein  baterlänbif<$e$  ift, 
ettoaS  ju  tyuu,  ober  in  bem  Äreis  Q^rer  Selannten 
einen  unb  ben  anbern  bafiir  ju  gewinnen,  fo  toürbe 
idjj  baS  banfbar  anerfennen.  S)aS  Sichere  über  bie 
6inri<$tung  toill  i<$  gerne  mitteilen. 

Snbem  toir  Seibe,  mein  Sruber  unb  i$,  Syrern 


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282 


freunbföaf fliegen  2tnbenfen  uns  empfehlen,  verharre  i$ 
in  $erjli<$er  Screening 

2Bity.  ©rimm." 
3fa!ob  ©rimm  an  Urlaub* 

Äaffel,  31.  $ecember  1839. 

„SKeine  2Bege  gefjen  auf  3#re  ©trafee,  aus  ber 
©ie  aber  au<$  gern  in  jene  abjulenfen  pflegen. 

3$  überfenbe  $ter  bie  SfaSgabe  jtoeter  angek 
fädjftfcfyer  ©ebicfyte,  beren  ©tpl  f<$on  an  fi<$  merfnmrbig 
ifl  unb  tnand&eS  aus  Seottmlf  netter  erläutert.  SSiettei^t 
atytm  ©ie  au<$  auf  ein  paar  ntytyologifd&e  Semer- 
hingen,  inbenen&erfu$t  ift,  ben  Slbtoeid&ungen  be£  angek 
fädfjfifd&en  Kultus  toon  bem  altnorbif^en  beijulommen. 
3)afe  uns  bie  6bba  über  D*K  unb  Dmi  im  ©unfel  läfet, 
mag  eben  im  hervortreten  biefer  2leufeerungen  berfelben 
©ottyeit  bei  anbem  beutf<$en  ©tämmen  begrünbet  fein; 
toenn  miä)  bie  aufgefunbenen  ©puren  beS  Uunsc  unb 
Vöma  ni<$t  ju  meit  verleitet  Reiben,  möd&te  barin 
eine  ettoaS  geiftigere  ©tufe  beS  SBuotan  erfennen  als 
bie  finnlid&e  gaffung  beS  norbifd&en  Odinn  ifi.  2luf 
allen  gaff  f$eint  mir  bie  f efter e  Slnfnüpfung  unb  ber 
3ufammen^ang  be£  alten  Seben  von  2Bi<$tigfeit. 

Jpaben  toir  ni<$t  balb  3ftre  Unterfu<$ungen  über 
Dbin  ju  erwarten?  £)o<§  freue  i<$  mi<$  eben  fo  fe$r 
auf  bie,  treibe  ©ie  je|t  junäd^ft  bem  3Solf3ltebe  ju 
££eil  derben  Iaffen. 

©anj  3^r 

Qafob  ©rimm." 


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283 


2)er  Sommer  1840  führte  Urlaub  unb  feine  grau 
an  ben  Styein  unb  bie  3Jiofet.  3n  £rier  [tiefe  S<htt>ab 
ju  ihnen,  um  bie  SJtofelfahrt  nach  ßoblenj  mit  ihnen 
ju  mad^en.  35a«  ©ampffdhiff  fuhr  aber  nur  je  ben 
britten  £ag  fcon  £rier  ab.  $>ie  greunbe  »arteten  gtoet 
£age  auf  baffelbe,  bie  ihnen  burdh  manche  ihnen  erjeigte 
©üte  unb  2lufmerf  fantfeit,  fo  toie  bur<h  bie  Sefid&tigung 
fcer  Ueberrefte  au3  ber  9tömerjeit,  befonberS  be$  t£eil= 
roeife  erhaltenen  2lmphitheater3  unb  ber  Porta  nigra, 
angenehm  fcerffoffen.  2113  ba8  SDampffchiff  enblidh  an* 
fam,  jeigte  fich,  baf$  e£  befchäbigt  toax  unb  am  anbern 
borgen  nicht  abfahren  lonnte.  ZHe  greunbe  entfdfjloffen 
ftdh  nun,  bie  Steife  ben  Strom  hinab  auf  einem  $ahn 
5urüdjulegen.  So  brausten  fie  bann  freilich  faft  brei 
Sage  ftatt  be3  einen  auf  bem  2)ampffc$iffe.  Sie  Ratten 
e3  aber  nicht  ju  bereuen,  ba3  SBetter  toar  nicht  uns 
günftig  unfc  bie  ©efettf^aft  guten  5Kut^.  Sie  SDtofel 
mufc  ft<h  in  fielen  Krümmungen  um  23ergt>orfprünge 
herumnrinben;  biefc  benüfcten  bie  greunbe  fyäufiq  jum 
2Iu3fteigen,  um  über  ben  Serg  hinüber  auf  bie  anbere 
Seite  ju  $u&  su  gehen,  too  bann  fyäter  ba8  S3oot  fie 
toieber  aufnahm.  Sie  hatten  babei  fd&öne  33Iidfe,  balb 
auf  tt)albige  Serge,  balb  auf  fonnige  9tebhügel,  auf 
alte  SSurgen  unb  Kapellen  unb  ben  $tuf$  unter  ihnen, 
^n  länbltdher  Verberge  »arteten  fie  bann  »ohl  auch 
auf  i^re  jtDei  S^iffmänner  mit  bem  33oote.  3)a§  ba£ 
SJlofetthal  fe^r  üerfdfjiebene  2Beine  erzeuge,  Ratten  fie 
babei  auch  ©elegenheit  ju  erfahren.  S<$toab3  belebte 
Unterhaltung  machte  einen  #auptreij  ber  gahrt  aus. 


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284 


6r  hatte  ben  „3lufoniu8"  mitgenommen  unb  tierbeutfdtjte 
aus  ber  „Moseila"  ben  greunben  bie  6<hilberung  ber 
©egenb,  bie  fie  burdfoogen.  -Kit  feiner  geifkei^en 
Sebenbigfeü  fonnte  er  in  ^ubel  ausbrechen,  baß  ia 
SlDeg  noä)  fo  fei,  ttrie  e$  ber  Sinter  t>or  fänje^ 
hunbert  fahren  gefchilbert  ^abe.  (53  toar  au<$  ergö|licf), 
ihm  jujuhören,  toenn  er  bie  @<htffleute  über  bie  gifc^e 
in  ber  3JlofeI  augfragte  unb  bie  Flamen  mit  benen  im 
Such  üerglid^ ,  toohl  auch  bur<h  fühne  etymologifche  SSer* 
fud&e  herausbrachte,  e£  fßnnte  biefer  ober  jener  gifdj 
gemeint  fein. 

Seiber  tourbe  biefe  genufjreid&e  Steife  in  ber  ©ritts 
nerung  fc^mcrjli^  getrübt,  inbem  bie  greunbe  auf  beut 
#eimtoeg  in  #eibelberg  <S<$tt)ab3  jüngfien  @ohn,  Subtirig, 
(UhlanbS  *ßath<hen) ,  ber  bort  bei  Sertoanbten  geblieben 
tt>ar,  am  Sfter&enfteber  f<$toer  erfranft  antrafen  unb 
toenige  £age  barauf  ber  Xob  biefeS  hoffnungSfcoDen 
Knaben  erfolgte.  Urlaub  f<$rieb  über  biefen  XobeSfaD 
folgenben  93rief: 


Ufjlanb  an  ©itftau  edjumb. 

Bübingen,  27.  Dctober  1840. 

„Sieber  @<htoab! 

2Benn  iä)  unter  ben  greunben,  bie  $)ir  ihre 
na^me  bejeugen,  t>ieHei<ht  einer  ber  fpäteften  bin,  fo 
fann  ich  bo<$  fagen,  bafe  mir  ber  2lntheil  au  Seiner 
Sorge  unb  an  Seinem  SSerlufte,  feit  n>ir  uns  jutefct 


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285 

in  #eibelberg  fa^en,  ein  ftetS  gegenwärtiger  Segleiter 
war  nnb  mir  befonberS  audfj  bei  ber  SftüdHe^r  in  bie 
§eimaty  f^merjlid^  natye  trat,  in  ber  wir  fonft  bie 
3eugen  Eurer  greube  an  bem  lieben,  rei<$begabten 
Äinbe  waren.  (Sine  ^arte  Entbehrung  wirb  es  £>ir 
fein,  bafe  S)u  ni$t  glei<§  wieber  in  ben  \)äu§>U6)en 
ÄreiS  ju  ftiller  ©ammlung  eintreten  burfteft ;  jwar  bie 
arbeit  fann  wo^l  au<$  ermutigen,  möge  nur  biejenige, 
bie  $Di<§  jefet  in  Stuttgart  in  2lnfarud>  nimmt,  ni$t 
jum  ßummer  ben  SSerbrufe  bringen. 1 

Stuf  bie  Steife,  bie  wir  in  fo  fiterer  ©tun; 
mung  unb  in  einem  langem,  trauli<$en  gufammenfein, 
wie  es  fi<§  uns  no$  feiten  gefügt  hatte,  jurüdlegten, 
wirft  SDir  freili<$  bie  nachgefolgte  Srauer  einen  tiefen 
©Ratten,  unb  ein  fold^er  ift  auch  mir  unb  meiner 
grau  auf  bie  fonft  Wertyen  Erinnerungen  gefallen. 
®ennoch  ifi  mir  bie  ©egenb,  bur<h  bie  wir  im  Keinen 
Äa^ne  hinabführen,  ber  ftiHe  Strom,  mit  feinen  ein- 
famen  Sergufern,  balb  toon  tiefhängenben  Stegen^ 
Wolfen  üerbüfiert,  balb  fcom  bur<$bre<$enben  ©onnen; 
ftrahl  ^errlid^  erleuchtet,  and)  Wieber  fo  erfd&ienen, 
bafe  ein  trauernbeS  ©emüthfich  gerne  in  fie  üerfenfeu 
fönne. 

©einer  lieben  §rau,  bie  tytx  nur  bur<hgefahren 
ift,  fonnten  wir  unfer  inniges  Seileib  nodEj  nicht  au& 
brüefen.  Sfat  ©amfiag  werbe  ich  aus  2lnla§  ber  SCrauung 
meines  ©chwagerS  na<$  Stuttgart  f ommen ,  wo  ich  2)t<h 

*  Sc^toab  toar  au  einer  ©ommiffion  toeaen  eine«  neuen 
©efana&ud?§  nac$  Stuttgart  berufen. 


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28G 


ju  fe^en  unb  $aul  spfijer  in  völliger  Söiebergenefung 
ju  treffen  ^offe. 
2fn  alter  £reue 

3)ein 

S.  U." 

Utylanb  an  Dr.      SBatfernagel  ju  Stetten* 

Sü&ingen,  21.  2>ecem&er  1840. 

„2)a3  2Berf,  burcfy  beffen  3ueignung  unb  Sufen* 
bnng  ©ie  mi$  geehrt  unb  erfreut  §abeu,  ift  ein  fol$e3, 
für  ba8  ber  (Empfänger  nur  babur$  fi<$  banfbar  er- 
»eifen  lann,  ba&  er  t)on  tieferem  eingeben  auf  baS 
©eleiftete  3™gni&  gibt. 

©^reiben  ©ie  e8  biefem  ©efü^Ie  ju,  tnenn  id)  mit 
bem  ShiSbruä  meinet  $)anfe$  ju  fe^r  im  SSerjuge  ge? 
blieben  bin. 

S)ie  Sfteid^altigfeit  ber  Sammlung  unb  bie  SEreue 
öftrer  Arbeit  ift  mir  jtoar  balb  genug  flar  geworben, 
aber  bie  redete  Senkung  be3  33u<$e£  ttrirb  für  mity 
erft  bann  eintreten,  toemt  bie  (Einleitung  ju  ben  33olf& 
liebern,  mit  ber  iä)  je|t  bef<$äftigt  bin,  miä)  auf  baä 
geiftli<$e  Sieb  führen  unb  mir  Slnlafe  geben  toirb,  anä) 
meinerfeitS  im  3ufammen^ange  barjulegen,  ttrie  fi<$  mir 
biefe  ©eite  beS  33olf£gefangä  ergeben  tyat. 

©ine  Sammlung  ber  $iftorif<$en  Sieber,  mit  ber- 
felben  Sorgfalt  ausgeführt,  hne  bie  ber  fircpd&en,  toirb 
ju  biefen  ein  f<$ßne$  ©ettenftüä  cib^eben,  unb  id>  tpünfd^e 
fe$r,  bafe  ©ie  ben  *ßlan  feftyalten.  SBeitf^i^tig  unb 


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287 


mü$f  am  ift  atterbtngä  ba3  Unternehmen ,  aber  e$  f e^lt 
3&nen  ja  ni$t  an  ®ifer  unb  »e^arrlid&feit.  2Ba£ 
meine  Sammlung  betrifft,  fo  ifl  t>on  ben  fünf  33ü$em 
berfelben  eine«  ben  gefc$i<$tlt$en  Siebern  beftimmt ;  ity 
rnufe  baranf  bebaut  fein,  au$  biefe  Sieberclaffe  bur$ 
eine  SStoja^l  $arafterifiif<$er  Stüde  vertreten  ju  fel)en, 
aber  ben  Sleid&t&um  berfelben  irgenb  ju  erfd&ityfen,  fann 
nidEjt  meine  Slbfid&t  fein,  bie  übrigen  Abteilungen 
toürben  Don  ber  ^tftorifdjjen  erbrüdft  »erben,  toenn  iä) 
in  biefer  auä)  nur  eine  relative  SMftänbigfeit  erftreben 
tooHte ;  eine  anbere  tt)irb  in  biefer  ©attung  überhaupt 
nid^t  erreichbar  fein,  bie  fd&meiaerifd^en  allein  fßnnten 
einen  SSanb  füllen. 

Sie  fe^en  hierauf,  bafe  nrir  einanber  nidfjt  ben 
SBeg  vertreten,  unb  e3  fann  für  tm<$  nur  erfteutid^ 
fein,  toenn  toir  eine  ©tretfe  toeit  jufammenge^en. 

3Jlit  #o$ac$tung  unb  greunbfctyaft 

ber  S^rige 

S.  U." 

V 

«nöjnö  an«  einem  ©riefe  Urlaubs  an  ^rofeffor  SBcWer 

in  greiburg* 

Bübingen,  28.  Eecember  1840. 

 „2Ba3  aber  ba3  ©taatslefifon  betrifft,  fo 

bin  i<$  ber  günftigen  Meinung,  in  ber  S)u  miö)  jur 
Teilnahme  an  einem  fo  gebiegenen  SBetfe  beruf ft,  auf- 
ridjtig  banfbar,  allem  xä)  habe  mich  niemals  als 
pubücijiifd^er  ©d^riftfteHer  &erfu<ht  unb  bin  auf  feine 


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288 


SBeife  gerüftet,  ^ter  als  erftmej$ü<$er  Mitarbeiter  ein- 
jufte^en. 

■Kit  ben  Sauren,  bie  iä)  unfern  langwierigen 
©tänbetoerfammlungen  ju  tiribmen  hatte,  ift  mir  ein 
gutes  ©tüd  SebenSjeit  t>errauf$t  unb  fo  3Jian$eS,  totö 
icf)  begonnen  ober  torbereitet  fyatte,  liegt  unausgeführt 
t>or  mir,  bafj  iä)  alle  Urfa^e  habe,  miä)  nid>t  in  neue 
33a^nen  ju  toerfen,  fonbern  auf  bem  mir  burdj  Sßatur* 
anläge,  Neigung  unb  SSorflubien  angetoiefenen  §elbe 
juförbern,  toaS  no<$  möglidj  ift.  3Jlit  SÄotted  traf  i^ 
jule|t  fcor  jtoet  fahren  in  SBien  jufammen.  6r  fear 
bamals  fo  aufregt  unb  rührig,  bafc  iä)  i£n  nid^t  fo 
nahe  bem  Rillt  feines  tätigen  SebenS  geglaubt  ^ätte. 
©ein  §inf Reiben  begegnet  fidj  mit  bem  Slblauf  einer 
Sßeriobe  unfereS  öffentlichen  ßebenS,  beffen  Aufgang  unb 
^ö^epunft  fcorjüglich  audt?  in  feiner  auSgejet<$neten 
Sßerfönlichfett  vertreten  toar,  SßaS  an  unb  in  ben 
Sftepräfentattofcerfaffungen  ber  mittleren  beutf  <$en  ©taaten 
fi$  entnricfelt  ^at  unb  enttoidfeln  fonnte,  baju  hat  er 
t>on  Slnfang  an  unermüblidh,  oft  fiegrei^  geioirft;  aber 
toir  ftehen  an  ber  ©renje  einer  lebenbigen  SBirffamfeit 
auf  biefem  Sffiege;  toaS  irgenb  einmal  entgegen  fommen 
follte,  bie  33olfSfcertretung  eines  größeren  t>aterlänbif<hen 
©taateS,  l)at  fi<$  ni<$t  eingeteilt,  ber  33ünbel  ift  nid^t 
;u  ©taube  gefommen,  baS  Seil  hat  fein  £eft  unb  bie 
©täbe  liegen  jerfnidEt  umher,  ©elbft  bie  Hoffnung  einer 
folgen  Einigung  in  politifd^er  3Jtünbigfeit  ift  neuerlich 
uns  abgefprod&en  toorben,  aber  gegen  baS  fittlich  SJtoth2 
toenbige  gibt  es  feinen  SSannfyruch,  unb  eben  in  bem 


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289 


STbflerben  be$  fleinfiaatlid&en  33erfaffung3tt)efen3  fd&emt 
mir  bie  STZot^trenbigfcit  einer  großartigeren  Sntttriälung 
gefefct  ju  fein. 

3n  greunbfd&aft  unb  #o<$a<§tung 

ß.  U." 

• 

2üiS  einem  »riefe  Urlaub«  an  grau  SBelrfer. 

 „Seit  langer       fabe  i<§  mi<§  mit  ber 

$oefie  nt<$t  in  eigener  Uebung,  fonbern  nur  in  ge* 
f<$i<$tli(fyen  gorf  jungen  befd&äfttgt,  unb  toenn  \6)  über* 
fyaupt  }u  bi<$terif$en  Arbeiten  jurüdßefyren  foll,  fo  ttrirb 
mir  biefe  faum  bei  einjelnen  SKnläffen,  fonbern  nur 
bur$  eine  üeränberte  ©efammtfiimmung  mögli<$  fein, 
ju  ber  mir  bie  gegenwärtig  toaltenben  ©eftirne  wenig 
Hoffnung  mad&en." 

Urlaub  an  ben  fia^rifdjen  fficidjS-  unb  Gtiaattoati) 
SReflieninflepraftbentcn  (Bnarb  bon  @djenf. 

Bübingen,  13.  Sanuar  1841. 

„@uer  ©fceHenj 
§aben  mi<$  aus  ^o^ern  Auftrag  mit  ber  ©inlabung 
beehrt,  über  ben  vorläufigen  ©ntnntrf  ber  ©afcungen 
eines  beutfd^en  2)i$tert)erein8  meine  2lnft<$t  barjulegen. 
Snbem  Euer  (SfceDenj  bie  3bee  biefeä  Unternehmens 
att  eine  aö)t  beutfd^e  bejeidfjnen,  ergibt  fi<$  mir  no$ 
befonberS  bie  2luf f orberung ,  mi<$  über  baffelbe  mit 
Offenheit  ju  äußern. 

tt$lanb*  £efen.  19 


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290 


2Jtan<$er  etnfam  unb  tuilb  ge^enbe  beutfd&e  $)id)tet 
tüirb  befrcmbct  aufblidfen,  toenn  bcr  9luf  ju  einer  afl- 
gemeinen  93erfammlung  ber  ©enoffen  unbgreunbe  feiner 
Äunfi  i^m  ju  D$ren  fommt.  @S  ifl  toa^r,  bie  ächten 
Schöpfungen  ber  ^oefie  fieigen  nur  aus  ber  £tefe  be£ 
gefammelteu  (Seiftet  auf;  aber  jticfyt  minber  gettrifc  ifl, 
tt?a§  ein  alter  Spruch  fagt:  ©lut  belebt  ftch  an  ©lut, 
Wann  tt>irb  bem  3Wann  burch  SRebe  funb.  3U"1 
mal  in  ber  neuen  $e\t  foD  eine  ©efammtheit  fcon  SDtd^ 
tern  al»  jtchtbarer  &heil  be§  SolfölebenS  perfönlich  unb 
öffentlich  auftreten,  unb  jtoar  nicht  ju  unbeftimmtem 
gefelligem  ober  fd&öngetfttgem  SSerfe^r,  fonbern  ju  einem 
ausgeflogenen ,  gewaltigen  Qxoede:  „görberung  unb 
Stärfung  ber  @inigfeit  aller  beutfd^en  Sölferftämme, 
auch  in  ihrer  Sichtfunft,  grtoecfung  einer  Wahrhaften 
beutf<$en  9tationalpoefie." 

Sollte  biefer  neue  unb.  fd&öne  ©ebanfe  nicht  leb- 
haften  Sttnflang  in  einer  3eit  ftnben ,  in  ber  burch  un* 
leibli<he  2lnma&ungen  beS  2lu£laub3  bas  beutfd&e  -Watto* 
nalgefühl  erregt  ift  unb  jebeS  tüchtige  -Kittel  jur 
Kräftigung  beffelben  ertoünfcht  fein  mu&?  ©ben  biefe 
praftifche  Sejiehung  führt  aber  auch  barauf ,  bie  ange* 
jeigte  nationale  Stiftung  be$  Sorfd&lagS  genauer  in'$ 
Singe  ju  faffen.  Sßenn  bie  ©efeitigung  ber  jttrifchen 
Süb*  unb  Sßorbbeutfchlanb  theiltoeife  beftehenben  litera* 
rifdjjen  Trennung  mit  jum  3^ede  beS  SSereinS  gegä^lt 
tüirb,  fo  f<$eint  mir  biefeä  üon  untergeorbnetem  Gelange 
ju  fein;  i<h  rechne  jene  Spaltung  mehr  nur  ju  ben 
Singen,  an  bie  man  glaubt,  toeil  batoon  gefpnxtyen 


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291 


ttnrb.  JBefentlidt)  ift  eS,  ft$  ju  toergegentoärtigen ,  tt)ic 
ber  nationale  ©cift  ju  nehmen  fei ,  ber  in  unb  mittelft 
ber  *ßoefte  getpecft  nnb  genährt  werben  foH.  ©etm§  ift 
e$  m<fyt  bie  Sl&ftd^t^  ber  Um&erfalität  be$  beulten 
©eifteS,  bie  ja  eben  audb  ju  feiner  eigenthfimltd&fett 
gehört,  Eintrag  ju  t^un.  ©ofern  aber  burcfj  bie  näheren 
Beftimmungen  bid&terifcfye  Bearbeitungen  beutfd&er  9fa= 
tionalftoffe,  gorfcfjungen  jur  ©efd&idjte  ber  beulten 
^ßoefte,  Verausgabe  alter  Sieber  unb  ©agen  in  ben 
öerei#  ber  ©efeUfd&aft  gejogen  merben,  ift  anö)  bie 
Vorliebe  für  ben  tyiftoriffynationalen  ©tanbpunft  ge= 
nugfam  angebeutet.  «Keiner  perfönli^en  Neigung,  ben 


gefyenben  antiquarif^en  ßtoedfe  nur  befreunbet  jufagen, 
unb  audfj  o^ne  perf online  Befangenheit  tpirb  fid&  be* 
Raupten  laffen,  ba&  mitten  in  unfrer  metfetttgen  Bilbung 
bie  Un!enntni&  unb  Stumpfheit  bem  ^eimifd^en  gcgem 
über  trielfa<$  anerzogen,  unb  eS  barum  berbienftlich  fei, 
mä)  biefer  fcemadjläffigten  ©eite  \)in  anjuregen.  $)er 
äBertfy  beS  Bater  länbifchen  jteigt,  menn  baS  Baterlanb 
Unbill  erfährt,  unb  ba$  Snfidfjgehen  fyat  fd()on  einmal 
[ich  hnrffam  auti)  jur  £&at  ertuiejen.  ©leid^tüo^l  barf 
i$  ni$t  toerfdfjroeigen,  ba&  es  fcorjüglich  bie  3eitgemäf#eit 
beä  Unternehmens  ift ,  roaS  ft<$  mir  in  3roeifel  f*e^- 
Sie  beredte  „©inigleit  aller  beutfd&eu  BolfSftämme 
aud^  in  ihrer  5Di<htfunft"  ift  ein  Beftanbtheil  ber  um= 
fajfenberu  getfligen  Einheit  in  ©prad&e,  Söiffenfdfjaft, 
ftunft,  gefchtd&tlicher  Erinnerung,  mit  toeld&er  neben 
bem  gortfd&ritte  ber  merfantilif<$en  unb  neuerlich  auch 


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292 


ber  militärifd&en  (Sinigung  ba§  gefüllte  SSebürfntfe  eines 
engeren  unb  fräftigen  SRational&erbanbeS  fu$  jubef^tui^ 
tigen  fud^t.  %ene  geifitge  ßiutyeit,  ni$t  feiten  ati 
(Srfafe  ber  fiaatlid&en,  ja  als  ein  Diel  £öf>ereS  angeritymt, 
§at  no<$  jüngft  in  £)enfmalftiftungen  unb  @ebä<$tnifc 
fetern  eine  gefd&äftige  SHotte  gefpielt.  SDer  Befreier  toom 
SRömerjod&e,  ber  (Srftnber  beS  SüdfjerbrutfS,  ber  2)ü$ter 
beS  @eban!enS  ergeben  ftd^  als  Sürgeu  unferer  9Rattonat; 
eintyeit  im  ©eifte.  2lber  biefe  $)enfmalfefte  ^aben  auäj 
gezeigt,  bafc  bie  ehernen  ©tanbbilber  $otyl  finb,  bafe  & 
ber  gepriefenen  (Sinfyeit  an  einem  feften  Sänfyalt  im  Seben 
fe^lt;  fcon  biefem  ©ebred^en  niemals  ju  rcben  ifl  füll' 
fd&weigenbe  SSebingung  jeber  ßffentli<$en  $eier;  nidjjtin 
Ueffeln,  nur  mit  SBlumen  befränjt,  burfte  bie  beutfcfye 
treffe  im  3u9e  geführt  werben.  5)aS  Ungenügenbe 
fold&er  Slbftnbungen  mttbem,  WaS  notty  ift,  tritt  nod^ 

merflid&er  in  ber  neueften  3ei^,elt)e9un9  8U  £a9e* 
grembe,  bie  fidfj  in  S)eutf$lanb  gefielen,  SSere^rer  beut* 
fdf>er  Siteratur  unb  ©Ute,  nahmen  feinen  Slnftanb,  bem 
geiftig-eincu  Solle  ftatt  ber  Stfyeinlanbe  bie  üormals  oft* 
got^ifd^e  Äüfie  beS  fd^warjen  SDieereS  anjubieten  unb 
uns  bamit  t)om  ©änger  beS  9tyetnIiebeS  auf  ben  alten 
Ulfila  ju  fcerweifen.  %n  geredeter  ©ntrüftung  erwibern 
bie  ©pred&er  beutfd^er  £agblätterv  aber  was  tt)iegt  bie 
Siebe,  bie  nur  geftattet  ift,  wann  unb  wie  fie  gerne 
gehört  wirb!  3)er  3roang  f*raft  tnbem  er  ben 
Patriotismus  jur  SBo^lbienerei  ftempelt;  baS  SQBort, 
augenblicflt<$  unb  $alb  frei  gegeben,  wirb  Don  Sollen 
üerfd&mctyt,  bie  eS  am  wirffamften  ju  führen  wüßten; 


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293 


ber  teutoburgiföe  ^ermann  barf  fein  Stiefenfcfjtoert 
bro^enb  naä)  Sßefteu  ftred en ,  naä)  innen  barf  er  feinen 
roarnenben  ginger  §eben.  2Barum  un£  ba$  2luslanb 
mietet,  roal  toir  beim  gefle  miffen  unb  nocfy  leibiger 
in  ber  ©tunbe  bei  bittern  ßrnftel,  ba8  ift  bie  politiftfye 
©inigung,  ni$t  in  einer  ftarren  (Sentralifation,  fonbern 
in  ber  lebenbigen  @emeinfd)aft  einer  vernünftigen  aSoIfS- 
freityeit;  ein  33olf,  baä  bur$  geiftige  nnb  fütüdje  Sigen^ 
fcfyaften  berufen  ift,  feinem  anbeut  in  politifd&er  33e; 
redjtigung  nacbjuftefyen,  toirb  im  ©tanbe  politifdjer 
Unmünbigfeit  nieberge^alten,  e£  fyat  fein  Organ  in  feinen 
©efammtangelegen^eiten,  feine  Stimme,  fein  freies  SBort 
in  ben  fragen,  bie  e3  mit  @ut  unb  93Iut  ausfegten  fott. 

grge^t  an  bie  2)eutfc§en  ber  Aufruf  ju  ben  2Baffen, 
fie  toerben  abermals  treulidfy  für  ba$  SSaterlanb  fämpfen ; 
aber  ein  SRüftjeug  ift  itynen  verfagt,  ber  6toIj  beS 
freien  Bürgers.  Qn  einem  2lugenblicf  nun,  ber  fo 
§erbe3  Setou&tfein  aufbrängt,  fann  ber  beftgemeinte 
neue  33orf<$tag  jur  ibealen  Einigung  etyer  verleben  als 
ermutigen;  immer  nur  ber  Stein  ftatt  be£  SrobeS. 
©elbft  toaS  jum  ©lanj  unb  ©ebenen  bei  Vereine! 
beftimmt  ifl,  ber  @$u$  eine!  funftliebenben  dürften, 
tüürbe  bie  SSerfammelten  verpflichten ,  \\i<f)t%  ju  berühren, 
toaS  bie  obtoaltenben .  33er§ältniffe  von  fol^er  5Rä^e 
auSfdjlie&en.  3liä)t  als  foflte  bie  Sßolitif  vom  $aune 
gebro^en,  ber  2)id?terverein  jum  Sßartetfampfe  verfemt 
»erben;  aber  toenn  bie  beutf^e  S)i<$tfunft  toatyrfyaft 
national  erftarfen  foß,  fo  fönnen  ityre  Vertreter  nicf)t 
auf  ein  ^iftorifcbeS  ober  ib^Hifc^eS  2)eutf<$lanb  befdjränft 


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fein,  jebe  t>aterlänbifc$e  $rage  ber  ©egentoart,  wem 
fic  baS  £erj  bewegt ,  rnufe  einer  toürbtgen  ©e^anblnng 
offen  fielen.  Qe  allgemeiner  eine  fo  ungewohnte  33er* 
fanttnlung  bie  Slide  anf  fi<h  jteheu  müfete,  um  fo  ge* 
ttriffer  würben  bie  S)i<hter  mit  ber  Freiheit  au<h  baS 
Vertrauen  ber  Nation  t>erf<herjen.  5Da  aber  bie  freie 
Bewegung  ber  öffentlich  bereinigten  2)i<hter  in  unfent 
5£agen  überhaupt  nicht  gebenfbar  ift,  fo  erfcfyeint  eS 
rät^Iid^er,  bafe  fie  aud)  fernerhin  im  ^erfömmli^en 
greiftaate  fcerharren. 

3nbem  ich  biefeS  nieberf treibe,  haben  (Suer  ©feettenj 
vielleicht  üon  anbern  Seiten  bereits  entfpre^enbere  unb 
heiterere  2lnfi$ten  vernommen;  um  fo  eher  Wirb  anäj 
baS  3urii<fftehen  ©tnjelnen  freunblidje  SBürbi* 
gung  pnben. 

$n  Dollfommener  SSere^mng 

@uer  (SfceBenj 

gehorfamfter 
8.  U." 

3)er  Sommer  1841  üerflofe  Uhlanb  in  Bübingen, 
ba  f<hmerjlt<he  ^rauerfälle,  ber  Xoi  feiner  Schwägerin 
9tofer  unb  beS  verehrten  23ater$  feiner  grau,  öon 
größeren  Touren  abhielten.  6rft  im  Dctober  reiste  er 
an  ben  Sobenfee,  wie  uns  fein  33rief  erjählt. 

©t.  ©atten,  gretiag,  14.  Dctober  1841. 

„ßiebjle  (Smma! 
SDteme  Steife  ^ie^er  ift  wohl  abgelaufen.  3n 
«gelingen  war  ich  jwar  unangenehm  überrafcht  ju 


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öftren ,  bafe  man  nur  fünf  SDiinuten  ^alte  unb  bie 
sjkffagiere  f<$on  in  Tübingen  gefpci^t  fyaben;  bo<$  raffte 
iä)  mir  in  Halingen  einige  SRatyrung  auf  unb  mürbe 
bann  in  Tuttlingen  bur<$  bie  getoo^nte  felbfteigene 
Sebienung  be$  alten  5)3oftmeifterö  entf<$äbigt.  3)ie£afel* 
tiüffe  jum  5tta$tif$  erinnerten  mi$  freunbli^  an  unfern 
$au3genoffen  £anfel. 

3n  ©todfadEj,  too  man  um  2Jlitternad)t  anfam, 
ging  iä)  bretoiertel  ©tunben,  bis  jur  2lbfa^rt  beö  SöagenS 
naä)  SRabolfSjell,  jjttriftyen  einem  f<$nar$enben  Äellner 
unb  einem  f^lafenben  £>unb  in  ber  SBirtysftube  auf 
unb  nieber.  Um  fcier  Utyr  fear  man  in  SHabolfSjeH 
unb  iä)  rutyte  bann  nodfj  bis  nacfy  fieben  Utyr,  fo  bafe 
xä)  frtf$  bie  SBeiterreife  antreten  fonnte.  (Sine  fcalbe 
©tunbe  toeit  futyr  iä)  auf  bem  ©ee  unb  gieng  bann  auf 
babifdjer  ©eite  an  bem  fi<$  jum  9tl)eine  toerengenben 
©eejuge  nadjj  ©tein.  ©er  Gimmel  toed^felte  mit  Siegen 
unb  ©onnenfdtjein,  unb  ba3  gab  mannigfaltige  ©eleud^ 
tungen. 

Qu  ©tein  langte  iä)  um  ein  U\)x  an  unb  begab 
mid£  gleich  naä)  genommener  ©rfrifc^ung  jum  Pfarrer 
Äird^ofer.  SDen  ßieberbanb  §atte  er  mir  ni<$t  gef<$i<ft, 
toeil  er  fyn  bis  jefct  ni<$t  toieber  gefunben  tyatte.  SDocfy 
gab  er  für  ben  §all  be$  2luffiuben3  gute  ßufid&erung. 

befd&lofe,  fcon  ©tein  aus  ben  2Beg  na<$  ©t.  ©allen 
über  grauenfelb  gu  nehmen,  ba  iä)  biefen  £auptort 
beS  St^urgau^  no<$  nie  gefe^en  §atte.  Äir^ofer  ma$te 
eine  anfe^nlid^e  ©trecfe  be3  SöegeS,  ber  brei  ©tunben 
beträgt,  meinen  SBegtoetf er ,  benn  eä  ift  feine  fe^r 


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befugte  ©trafce  unb  man  läßt  fi<$  einmal,  in  6rmang= 
lung  einer  39rü<fe,  über  bie  ftarf  ftrömenbe  St^ur 
Riffen. 

$err$riel,  ben  idfj  in  grauenfelb  auffu<$te,  mar 
in  3üri<$.  dagegen  fanb  \6)  bei  beffen  ©<§toager,  bem 
Stector  unb  Pfarrer  2Körtfofer,  ber  ftdf>  au<§  mit  älterer 
beutf<$er  Literatur  bef<$äftigt,  fe^r  freunbli^e  2luf~ 
na^me,  braute  ben  2lbenb  in  feiner  gamilie  ju  unb 
erhielt  toon  ifym,  n>aS  mir  in  Stein  nid&t  getoorben, 
einen  Sanb  mit  alten  Sieberbruäen,  ben  er  mir  ju 
benüfcen  mitgab  unb  ber  mir ,  toenn  au<§  nidjjt  er^efc 
lid^e  Ausbeute,  bc$  immerhin  eine  Erweiterung  meiner 
Äenntmffe  tiefet  geloeS  gemährt,  ©eftern  SJlorgen 
gieng  i<$,  t>on  SJiörifofer  begleitet,  brei  ©tuuben  bis 
3Kün$tityl,  unb  fu&r  bann  mit  ber  Sßoft  nad^  St.  ©allen, 
roo  i$  um  fünf  U^r  anfam.  tooHte  eben  üon 
einigen  2lbreffen,  bie  mir  SKörifofer  mitgegeben,  ®e* 
brau<$  machen,  als  man  mir  fagte,  bafc  eine  biefen 
ÜJlorgen  begonnene  mistige  ©ifcung  beS  ©ro&en  SRat&eS 
über  bie  $nftruction  ber  ©t.  ©aHifäen  ©efanbtfd&aft  pr 
Sagfa^ung  in  ber  2largautf<$en  Älofierfrage  nodf>  immer 
fortbaure;  baS  toollte  i<$  bo<§  ni$t  üerfäumen  unb  toar 
audfj  bis  naö)  neun  Uf)t  in  ber  ©ifcung,  bie  üor  einem 
bid&tgebrängteu  ^ublifum  fiatt  fanb.  Um  biefe  &it 
traren  bie  Hauptfragen  entf Rieben,  auf  eine,  nrie  mir 
fd^eint,  biplomatif<$  toerjtoicfte  SBeife,  toeld^e  jeigt,  bajj 
auä)  in  biefem  Äanton  bie  9teaftion  ber  fat^otifd&en 
Partei  ftarf  §eraufgema<$fen  ifi.  S)ie  SSer^anblung  toar 
übrigens  lebhaft  unb  intereffirte  mi$. 


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3efct,  25ormittag3,  will  iü)  meine  ©äuge  machen 
unb  fann  freiließ  noä)  riify  wiffen ,  ob  ober  wie  lange 
id)  fner  befd&äftigt  fein  werbe.  Sen  SRücfweg  gebenfe 
iä)  über  SafjbergS  alten  6eetl)urm  ju  nehmen. 

3$  ^offe,  bafe  audj  Su,  Siebfie!  wotyl  unb  gefunb 
feieft  unb  mxä)  über  biefe  weitläufige  Sefc^reibung  einer 
furjen  Steife  f<$önften$  beloben  Werbeft. 

Snnig  Sein 
ß." 

9iad&bem  fidE?  Urlaub  ben  SBinter  über  mit  ber 
SBolfSlieberfammlung  bef<$äftigt,  retöte  erbiefer  ju  liebe 
in  bie  3Jiaingegenben. 

U^lanb  an  feine  groiu 

granffurt,  ©amftag,  14.  2Wat  1842. 

„Safc  iä)  nityt  auf  Seinen  ©eburtstag  in  $ü* 
bingen  jurüd  fein  fönne,  $at  fi<$  nun  freiließ  gejeigt. 
Sennodfj  Werbe  idO  an  biefem  £age  innig  bei  Sir  fein, 
auf  bem  Slbein  unb  auf  bem  £etbelberger  ©cfylofe.  ©e= 
jlem  war  xä)  in  ©eligenftabt  an  ber  ©tette,  wo  ©gin* 
$arb  unb  ©mma  betfammen  beftattet  finb;  wäre  baä 
©rabmal  nietyt  mitten  in  ber  alten  Äirc^e,  wo  feine 
Slumen  warfen,  fo  würbe  i<$  Sir  eine  abgebrod^en 
^aben. 

Sie  $eit  rei<$t  ntd&t,  bon  meiner  SGBanberung  um* 
ftänblid^  ju  berieten.  Seit  id&  bei  dbexbaä)  ba3  Sampf* 
boot  t>erlaffen,  war  ic§  gu&reifenber  buref)  ben  Oben- 


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malt),  über  @rbad;,  SJtidjelftabt,  Slmorbad)  nach  2Berthheim 
unb  bem  ehemaligen  Softer  ©rummbaty,  bann  toieber 
3Jiain  abtoärts  bis  Miltenberg,  ©ort  nahm  i<h  geftern 
SDforgen  einen  ßinfpänner  nach  ©eligenftabt  unb  t>on 
ba  langte  i<h  mit  einem  Sletourfutfcher  noch  jeittg  ge- 
nug in  granf  fürt  an ,  um  an  bem  frönen  Slbenb  uodj 
faft  bie  ganje  ©tabt  nmtoanbern  ;u  fönnen.  2tfchaffen= 
bürg  fa^  id;  nur  aus  ber  (Entfernung,  e$  toar  mir 
ber  ©ibliothef  liegen  barum  ju  thun,  ben  ©amftag 
^ier  ju  fein,  unb  ich  toerbe  gleich  nachher  Sommer 
auffud;en. 

SKeine  Steife  fear  im  ©anjeu  Dom  SEBetter  fehr  be= 
günftigt.  SBann  im  Dbentoalb  bie  Sögel  fo  trielftimmig 
ineinanber  fangen,  fear  mir,  id;  mü&te  unfern  SBilhelm 
luftig  mitpfeifen  hören. 

S)u  tüirft  nun  mit  ©einer  teuren  greunbin  unb 
ihren  ßinbern  üiele  3eit  im  ©arten  jubringen;  hoffend 
lieh  eilt  fie  nicht  fo  fehr  lieber  nach  $aufe,  bafe  ich  fie 
ni$t  um  bie  SKitte  ber  Söoche  noch  in  Bübingen  treffen 
fottte;  grüße  fie  beftenS  Don  mir! 

§ür  meine  Itterarifd^en  ftweüe  hat  fi<h  mir  bisher 
feine  StuSbeute  ergeben  als  bie  ©puren  verlorener  £ie* 
berbüdjer.  Ob  granffurt  nodj  ettoaS  abwirft,  mufe  fi<$ 
heute  geigen. 

Ein  ernfter  SRetfebegleiter  mar  mir  in  ben  Iefcten 
Sagen  ber  ©ebanfe  an  bag  ungeheure  Ungtücf  £am= 
burgS,  iDO&on  i<h  juerft  bei  ber  Sttnfunft  in  Söerthheim 
Äunbe  erhielt;  ich  empfanb  an  mir,  toie  mannigfach 
biefe  glammenfehrift  an  ©eift  unb  ©efinnung  fprechen 


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tnufj.  Ob  bie  ßinbrüdfe  tiefer  ge^eu,  toirb  bie  Seit 
legten. 

Sebe  too&I,  3^euerfte !  unb  gebenfe  auä)  S>u  liebenb 

SDeine*  S." 

3m  Quli  biefe*  Satyr*  tuurbe  Urlaub  burcfy  einen 
furjen  33efud^  toon  SJtifoIau*  9ttembf<$  erfreut.  Stoiber 
befugte  Sftiembfdf)  auä)  greunb  ferner  in  2Bein*berg 
unb  erjagte  itym,  bafe  Urlaub  itym  au*  fetner  2Ibl?anbs 
lung  über  ba*  SJolfdIieb  oorgelefen  fyabe.  Gr  f oll  bar* 
über  gefagt  fyaben:  „Ul;Ianb  fyat  ficfy  ganj  in  Siebe  tyin; 
gegeben  an  ba*  SJUttelalter.  ©o  ein  33ud)  ift  für  uufere 
3eit  ein  Segen.  2)a*  flopft  einmal  lieber  an  ber  red)= 
ten  SC^üre,  am  £erjen.  3n  einer  3*it,  tt>o  alle*  Slbftraf- 
tion ,  ift  biefe  33ef$äftigen  mit  bem  alten  2Jolf*iiebe  triel 
toertty.   6*  ift  lieber  Jiaturbobeu. 

g*  ift  ba*  ©Werfte,  Sülle*  fo  umfaffenb  unb  präd^ 
tig  einfaä)  tyinjuftellen ,  nrie  er;  man  fietyt  bem  SDtittek 
alter  bi*  in**  £erj  hinein.  Unb  biefe  ©pürfraft,  bie 
Ufylanb  tyat!  SBie  ber  Snbianer  im  ©rafe  mei§  er  bie 
leifefte  ©pur  ju  ftnben."  @*  ftar  ber  Ie|te  83efu$,  ben 
SRiembfdf)  in  Bübingen  gemalt.  SBotyl  aber  tyat  ityn 
Urlaub  toäfyrenb  feine*  traurigen  Stuf  enthalt*  in  SQ3in- 
nenttyal  befugt. 

9tad)  9^iembf(^,*  Slbreife  traten  Urlaub*  eine  Steife 
nad£>  91orbbeutf<fyIanb  an,  n>eldf?e  auä)  auf  Sopentyagen 
au*gebetynt  tuurbe.  Seibe  Ratten  bie  ©ee  nocty  nidtyt 
gefetyen  unb  in  Äopentyagen  hoffte  Utylanb  auf  ber  Siblio? 
ttyef  feine  ©agenforfd^ungen  fcer&oHftänbigen  ju  föunen. 


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33i£  nad)  S)üffelborf  mürbe  bie  Steife  auf  bem  9tfyein 
gemalt,  bort  bie  Silbergaßerie  beftdfjtigt  imb  bann  ging 
e£  £ag  unb  SRac^t  fort  nad£>  Bremen.  SDie  ©ö^ne  unb 
bie  Softer  einer  merken,  fcfyou  au£  bem  Seben  gefdf)ies 
benen  greunbin  mareu  gütig  bemüht ,  bie  SDierfmürbigs 
feiten  ifyrer  SSaterftabt  ben  gremben  ju  jeigen.  ©a 
bie  alte  §anfeftabt  Urlaubs  fetyr  intereffirte,  fo  machte 
©djmabä  jmeiter  ©o^n,  ber  ficf>  bamals  in  Bremen 
auffielt,  ben  33orf$lag,  mit  ifym  eine  ga^rt  auf  ber 
SBefer,  ber  ©tabt  entlang,  ju  ma<$en.  Die  alten  §od)'- 
giebelicfjteu  Käufer,  mit  fira^neu  511m  Sin«  unb  StuS^ 
laben  t>on  2Baaren  fcerfetycn,  gaben  ein  lebhaftes 
anjietyenbeS  S3ilb  ber  alten  £anbel£ftabt.  (Sine  Slbenb? 
coHation  im  Sremer  9tat§£feller  mar  burdf)  bie  Dert* 
lidfyfeit  unb  bie  greunblidtjfeit  ber  33emirt$er  noä)  laben- 
ber  als  burefy  bie  Darreichung  ber  berühmten  2lpoftel- 
meine. 

SSon  ber  SBefer  ging  e£  nun  jur  6lbe,  in  ba€ 
burdE)  ben  fdjrecf liefen,  laum  erft  gebämpften  53ranb 
ferner  fyeimgefudtjte  Hamburg.  9tedf>t8  unb  linfs  t>om 
©aft^of,  in  bem  bie  Sieifenben  2Bofynung  genommen, 
lag  alles  in  Krümmern.  SSon  bem  £aufe  gegenüber 
ftanb  mofyl  nod^  bie  gagabe,  aber  burd^  bie  au£ge* 
brannten  genfteröffnungen  flaute  man  in  ben  ©rau£ 
ber  3^ftörung.  2lu$  ber  23Ii<f  t>on  bem  betannten 
Sungfernftieg  geigte  meitfyin  ba8  SranbunglüdE.  Urlaub 
mürbe  üon  feinen  früheren  Sefannten,  bem  ©tynbtcnS 
Sappen berg  unb  ^rofeffor  Sßurm'S  freunblidf)  aufge= 
nommen  unb  aud^  Sleubef annte ,  mie  ^rofeffor  ^eterfen, 


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301 


erhriefen  tnele  greunbfd^aft.  6in  ©ruber  be3  Zenteren, 
Steuermann  auf  einem  SBeftinbienfatyrer  geleitete  bie 
Sieifenben  auf  fein  S$iff.  @in  fold&es  Seeunget^üm 
Ratten  bie  Sinnenlanbbetoohner  freiließ  nodj  nie  gefefyen ! 
SSon  Sa^enberg  tourben  fie  ju  feiner  ©eburtätagSfeier 
nac$  Slanfenefe,  auf  ba£  ©ut  feines  S$ttriegerüater3, 
eingelaben.  %  S<$on  üom  3iwmer  aus ,  unb  no$  mehr 
üon  einem  fyoä)  auf  gemauerten  2BaHe  be$  $arf3,  am 
Ufer  ber  6lbe  ^infü^renb,  toar  bie  2lu$ft<ht  ben  ftatt- 
lityen  Strom  mit  ben  fielen  Segelfdjjiffen  tynab  beim 
Sonnenuntergang  eine  großartige  unb  reijenbe  juglei<$, 
ba  ber  $arf  mit  herrlichen  Säumen  befefct  toar.  gü^Ite 
fidh  Urlaub  burdh  baä  ©efpräch  be3  gelehrten  greunbeä 
angezogen,  fo  toar  feiner  $rau  ein  Spajiergang  mit 
ber  burdh  ihre  SBirffamfeit  für  arme  unb  Serlaffene 
fo  rühmlidh  befannten  Amalie  Sietief  ing  fcon  großem 
SBerthe.  $>ie  Sefanutf^aft  ebler  SJtenfchen  ift  ja  bodj 
bie  befte  Sfteifeerrungenfchaft.  SSon  Hamburg  fuhren 
Urlaub«  na<h  Äiel ,  too  fie  Don  ben  £anb$leuten  5ßf äff 
unb  Horner  auf£  Siebreid^fte  begrüßt  unb  in  ben  ÄretS 
ihrer  Sefannten  eingeführt  tourben.  Urlaub  ju  ß^ren 
mürbe  ein  große«  ©aftmahl  in  bem  nahen  Seebab  £)ü= 
fterbroof  neranftaltet.  2luf  reid^  gefchmücften  unb  be= 
toimpelten  Skiffen,  fcon  Sölufif  begleitet,  fuhr  bie  große 
©efettfdhaft  üom  £afen  ab.  S3ei  £if<he  tooDten  bie 
£oafte  gar  nicht  enben.  SBenn  bie  Srinffprüd^e  3)eutfch= 
lanb  galten,  fo  ftimmte  Uhlanb  toon  £erjen  ein,  fich 
felbft  aber  fo  überfd&toäuglich  als  e3  i)kx  gefdhah,  grei- 
fen ju  hören,  toar  für  feinen  befd^eibenen  Sinn  faft 


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302 


peinlid}.  Siebe  unb  2tnerfennung  tfyat  il)m  freilidj 
mofcl,  er  mo<$te  fie  aber  lieber  im  6tiHen  füllen  bür* 
fen  al$  fjören  unb  —  barauf  antmorten  follen!  @r  mar 
im  #erjen  banfbar  unb  erfreut  über  bie  metyr  als  gaft* 
lidje  aufnähme,  bie  er  in  Äiel  gefmtben,  äußerte  aber 
fpäter:  eine  SDtorgenfa^rt  im  Staden  mit  einem  ber 
Äieler  *ßrofefforen,  ein  erquiefenbeä  €eebab  unb  %xüty 
ftüdf  barauf  fei  bod)  ein  behaglicherer  ©enufe  als  bie 
große  ©&re,  bie  itym  ju  gemorben.  SRidjt  o&ne 
©runb  fang  einft  greunb  6$mab  fcon  ifym:  „3)u  lie^ 
beft  niä)t  ba3  laute  Sieben!"  S)er  freuubfd?aftü<$e,  trau; 
liä)e  £on  ber  Äieler  Sßrofefforen  unter  einanber  gefiel 
Urlaub  gar  mofyl;  er  meinte,  er  fyabe  e3  nodj  feiten 
auf  einer  Unit>erfität  fo  getroffen.  2)ie  jmei  £age  in 
Äiel  blieben  ifynt  eine  liebe  ©rinnerung.  $)ie  ga^rt 
auf  ber  Oftfee  t>on  Äiel  naä)  Äopenfyagen  mar  ein  neuer 
großer  ©enuß.  Urlaub  fonnte  faum  t)om  Serbecf  fyerab* 
fommen.  Sic  9JHtterna$t  fanb  i^n  1x06)  oben  unb  fcor 
Sonnenaufgang  mar  er  mieber  bort.  fügte  ftdj  au<§ 
günflig ,  ba3  2Better  mar  ru^ig  unb  f lar  unb  auf  f)aU 
bem  2Bege,  ferne  t)on  allem  Sanbe,  fa^en  bie  Steifenben 
eine  Slei&e  ruffifcfyer  Sinienfd&iffe  in  geringer  Entfernung 
üorüberjiefyen.  3n  Äopen&agen  mar  Urlaub  t>on  §ulbi= 
gungen  gänjlicfy  &erf<$ont,  aber  bur$  einen  SanbSmann, 
ben  £ofbaumeifter  £etfdj,  mürbe  unfern  Sieifenben  toiele 
greunblicfyfeit  ermiefen,  mä&renb  mehrere  SDänen ,  mit 
benen  fie  in  ber  £eimatfy  befannt  gemorben,  bie  bamalS 
in  i^rem  £aufe  gerne  üermeilt  unb  auf  bie  fie  fiety 
gefreut  Ratten,  fidj  nun  fremb  unb  gleichgültig  jeigten. 


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303 


$)ie  3*itung$berißte  fcon  Ätel,  t>on  ben  aufgebraßten 
£oaflen  auf  $)eutfßlanb  wogten  \>ieHetd^t  erfältenb 
gewirft  l>aben. 

SDie  miwtffd  (tett  Uf?lanbä  eine  2Boße  feft,  bann 
fuhren  fie  noß  im  ©unb  hinauf  naß  £elftngör.  2lm 
anbern  9Jforgen  ging  e8  3ur  geftung  ÄarlSfrona.  SDiefe 
bot  einen  tyerrlißcn  2lu£blid  auf  bie  Oftfee,  auf  bie 
natye  fßwebifße  Äüfte  unb  auf  ber  anbern  Seite  über 
einen  großen  Sfyeil  ber  Snfel  Seelanb.  Ufytanb  tyatte 
beabfißtigt,  auf  bie  fßwebifße  Äüfte  überjufefcen  unb 
ba3  na^e  Vorgebirge  üuüen  ju  befteigen;  ba  e£  aber 
fernerer  War,  fiß  aerjiänbliß  ju  maßen  als  er  ge* 
glaubt  ^atte,  weil  er  mit  Setßtigfeit  bie  norbifßen 
Spraßen  Iefen  fonnte,  fo  gab  er  biefen  $lan  auf  unb 
fetyrte  ju  Sanbe,  met  burß  fyerrliße  Sußenwälber,  naß 
fiopen^agen  jurücf.  5)ort  würben  in  ber  ^rauenfirße 
auß  £$orwalbfenS  9Jietfierwerfe,  S&rifluS  unb  bie  2fyo* 
fiel  unb  in  feinem  Stelier  noß  fonft  üiel  ©ßöneS 
bewunbert. 

S5on  Äopentyagen  fßifften  Urlaubs  naß  2übecf 
über,  tüo  fie  fefyr  freunbliß  aufgenommen  würben.  3m 
Sübecfer  5tottyäfeller  war  grofee  SBlännergefettfßaft,  naß; 
tyer  würbe  tl^Ianb  unter  gadelfßein  ein  ©tänbßen  unb 
£oß  gebraßt.  Jperrliß  nahmen  fiß  bie  altert^ümlißen 
©ebäube  am  SDiarftylafce,  mm  ber  ©lutlj  ber  jufammen 
geworfenen  gadfeln  beleußtet,  aus.  Sübecf,  befonfcerä 
bie  uralte  ©ßiff er^aUe,  mit  einem  an  ber  ®e<fe  aufge^ 
langten  alten  33oote,  gefiel  Urlaub  befonberä  wol;l.  -Jiun 
ging  e3  naß  Süneburg,  wo  wieber  ein  fe^r  freunblißer 


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304 


Gntyfang  t^rer  kartete  unb  bann  über  ©raunfdjtocig 
nad?  SBolfenbfltteL  »ort  gelten  bie  ©<$äfce  ber  8u 
bliottyef  Ufylanb  mehrere  £age  feft.  SSon  93raunf<$toeig 
toax  er  toeggeeilt,  fobalb  er  fcon  einer  ©intabung  §örte, 
aber  bie  gaftfreunblid^e  ©efinnung  folgte  na$  SBolfen- 
bütlel  na$  unb  e3  tourbe  i^m  jur  Gtyre  eine  3u?am:: 
menfunft  auf  ber  alten  £arjburg,  untoeit  toom  ^Brodten, 
toeranftaltet.  33om  Stabilen  $arjburg  jog  man  mit 
SDtufif  tooran  jur  SRuiue  hinauf  unb  bann  ju  einem  mit 
«geftonä  gefd&müdften  *piafc  in  einem  2Bälb$en.  35ort 
tüurbe  £alt  gemalt,  aber  —  ber  <5pre<$er,  ber  U&lanb 
begrüben  foHte  —  fehlte.  3laä)  einigem  verlegenen 
SBarten  lam  berfelbe,  ein  f<$on  älterer,  freunbli^er 
Gonfiftorialratfc,  unb  fpra$  ein  lateimfd&eS  SegrüfflingS- 
gebiet,  ß$  tyatte  mit  „Serefyrter  ©reis"  beginnen  f ollen, 
als  aber  ber  originelle  9Jlann  gefefyen  tyatte,  baft  UI;lanb 
no<$  gar  ni$t  toie  ein  ©reis  au3fa£,  toax  er  fcerfd&toun- 
ben ,  um  bie  ©ingangSftrop^e  abjuänbem.  Qm  freien 
rourbe  nun  ein  ©abelfrü&jtüd  eingenommen,  e3  ging 
gan j  luftig  ju ,  bie  f  eierlid&en  £oafte  unterblieben  glüdf* 
lidjertoeife  für  Utylanb.  ©egen  äbenb  trennte  ft$  bie 
@efeflf<$aft,  bie  ©inen  fuhren  nadfj  33raunf<$toeig  jurfid 
unb  Slnbere  begleiteten  U^IanbS  auf  ben  33roden,  too 
bie  9la$t  jugebra^t  tourbe.  2lber  toeber  im  Slbenb* 
lityt  no<§  bei  Sonnenaufgang  fear  ber  Gimmel  Aar 
genug,  um  bie  gernfid&t  ju  genießen.  S3om  Groden 
tyerabgeftiegen,  fuhren  Urlaubs  na$  Sßernigerobe,  tt>o 
Ttylanb  ben  gelehrten  Sibliotyefar  $tübexQ  unb  feine 
rei$e  ©ibliot&ef  befugte.    (£3  toar  naä)  ben  belebten 


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.  V 

305  x 

 j* 

; 

Jagen  ein  ertoünf^ter  ©enufc  jj|r  Ufylanb,  mit  einem 
fo  gefälligen  unb  unterrichtet^  ©tubiengenoffen  in 
feinem  freunbli^en  £au3tt)efen  xmb  unter  ben  33ü<$er~ 
1$ä$en  fidj  aufjufyalten.  SSon  Söewigerobe  ttmrbe  über 
®ofya  unb  äBürjburg  bie  SRüdreife  fortgefe|t  unb  otyne 
ferneren  Stufent^alt  bie  £eimat£  erreicht. 

Uljlanb  on  feine  grau. 

XüMngen,  23.  9?o&em&er  1842. 

„Siebfte  Emma! 

£>ie  -JJatyrtdjten,  ftie  gut  eä  S)ir  im  Äreife  ber 
©ef  fünfter  ge&t,  ^aben  miü)  ^erjüd)  erfreut.  2ludj 
Äunftgenüffe  finb  5Dir  bereitet.  Mä)  nrirb  jtuar  bie 
SorfteÜung  be3  |>erjog  ©rnft  nidjt  mty  ©tuttgart 
führen,  2)u  toei&t  ja,  bafe  i<$  SCrauerfpiele  ni^t  gerne 
befuge ;  um  f o  me^r  aber  toürbe  e$  für  mieten  3n* 
tereffe  fein,  toon  2>ir,  als  einer  unparteiifcfyen  3uf$aue= 
rin,  ju  nerne^men,  toie  ba§  alte  Slitterftücf  ftd)  in 
biefer  mobernen  Sßelt  auggenommen  tyat.  23or  SHMtyelm 
barf  ify  ni<$t  äufeern,  toel^eS  Vergnügen  SDu  i^m  Ijalb 
jugebadjt;  auefy  iä)  toürbe  ifym  baffelbe  toon  ^erjen 
gönnen,  aber  fein  eben  erft  angetretener  neuer  ©tubien* 
lauf  toürbe  bo$  auf  einige  Sage  unterbrochen  toerben ; 
au$  ber  Sonftrmation3unterrtd)t  beginnt  am  greitag 
toieber.  Seiten  $reitag  $at  er  mit  vergnügtem  ©eficfyt 
ein  gutes  Seugnifc  gebraut. 

2)11  er^ältft  $iebei  jtoei  auf  ben  5.  $)ecember  fällige 

Uljlanb*  ßeben.  20 


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4 

+  306 

3in3quittungen,  roomi1  3)u,  nrie  ict)  ^offe,  £>ir  unb  mir 
redfjt  f<$öne  ©infäufe  ;*ad;en  tt)irft. 

S)er  £aglö^ner  meint,  bafe  e§  jefct  guter  ©oben 
jum  33aumfe$en  toäre.  @3  fmb  au&er  bem  fcom  Uta* 
fiebel  t)erft)ro<$enen  $ßftrft$baum  t>ier  ©tüdfe  erforber* 
li<$.  ßinen  Seberäpfelbaum  unb  einen  Söbig^eimer 
lüürbe  man  üieHeid^t  jtüecfmäf$iger  Dom  ©infiebel  be? 
jtefyen  als  aus  bem  tüärmeren  Unterlanbe,  aber  eine 
gute  Söinterbergamo  tte  unb  ein  2lprifofenftämmc§en 
möd&ten  e$er  in  Stuttgart  ju  £aufe  fein, 

9leue3  fcon  ^ier  toeifc  i<$  S)ir  ni<§t  ju  fd&reiben. 
©ei  innig  gegrüßt  üon 

deinem  £." 

3)ie  bisherigen  ©riefe  Urlaubs  an  feine  grau 
toaren  größtenteils  9teifeberic$te,  ber  obige  geigt  i^n 
nun  au<$  als  §au$t)ater.  $)er  ©arten  mar  ifym  jur 
greube,  er  intereffirte  ft$  namentlich  für  feine  Säume. 
6$  tt>ar  i^m  unb  feiner  grau  auä)  eine  ergö|li($e  2te 
fd^äftigung ,  ni$t  gar  ju  $o$e  Säume  jufammen  abju* 
leeren,  obgleich  er  toegen  feiner  Äurjfid^tigfeit  häufig 
babet  ba£  ©lag  jum  3luge  führen  mußte,  ©elbgef  drifte 
hingegen  toaren  i^m  läftig  unb  feine  ©d^mäger  ftanben 
ihm  bef$alb  oft  bei,  räumten  au<h  immer,  toie  leidet 
mit  ihm  ettraS  ju  beforgen  fei,  toeit,  toaS  er  t^at  ober 
fdfjrieb,  mit  ^ünftlidEtfeit  unb  Älarhett  gef$ah. 

$)en  SBinter  über  arbeitete  U^lanb  an  ber  3u* 
fammenfteHung  ber  93olf$lieber  unb  an  feinem  äfoffafc 
baju.  $)er  2Bunfch  nach  SertooHftänbigung  biefer  ©amm* 


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307 


hing  tteranlafjte  ihn  ju  einer  Sitte  in  ber  Allgemeinen 
Leitung  um  ÜJJittheilung  fcon  SJolfSliebern  unb  im  %xüty 
jähr  su  einer  Jteife  nach  Dürnberg,  3»idau  unb  Mp* 
jig.  2)aS  ©rgebnifc  berfelben  enthalten  bie  folgenben 
»riefe  an  feine  grau. 

Hürnfcerg,  6otmtag,  21.  2Rai  1843. 

„Siebfte  @mma! 

3)u  toirft  mich  tnegen  beS  f^ledjten  Steif  etoetterS 
bebauert  haben.  Slttein  ba  ich  biefe  Seit  über  befc^äf; 
tigt  toar,  fo  fam  eS  mir  für  meinen  tueniger  auf 
bie  Sßitterung  an.  gür  meine  Sieberfammlung  jeigt 
fidh  biefcmal  fytv  gute  Ausbeute  unb  eS  hat  fich  bereits 
als  ätuecfmä&ig  ertriefen,  biefe  3letfe  noch  t)or  beginn 
beS  ®rudfeS  ju  unternehmen.  SSefonberS  ift  bie  3J!er- 
fel'fche  #anbfchrtft,  bie  ich  feit  Dorgeflern  im  $aufe  habe, 
reiben  unb  für  mich  erheblichen  SnhaltS.  Sie  nach 
Bübingen  ju  erhalten,  fdheint  Schtmerigfeit  ju  haben, 
audh  ift  eS  ein  mächtiger  goliobanb,  ber  nidljt  fehr 
reifefertig  auSfieht. 

©o  toerbe  idh,  befonberS  trenn  nodh  ein  Ausflug 
nach  ©chtrabach  hiwjwfommt,  nicht  ror  SDlitte  ber  SBod^e 
Don  $ier  fortfommen.  $)amit  jieht  fidt>  freiließ  meine 
SReife  ettraS  länger  hin  als  i<h  beredt  hatte ;  allein  es 
würbe  mich  nachher  reuen,  trenn  unbenüfct  ge* 
blieben  träre,  traS  ich  bereits  in  §änben  hatte.  Seib 
ift  mir  freüidh,  baf$  eben  baburch  auch  eine  Störung 
in  Steinen  Steifeplan  fommen  fann. 

ÜJleine  Anfunft  fanb  am  ©onnerftag  gegen  jehn  Uhr 


uigiiizso 


308 


SSormittagö  flott  Sott  9?ot$  unb  5ßrofeffor  SDtetyer,  ben 
iä)  bor  jtoei  Sauren  am  Sßoftoagen  in  Waiblingen  lernten 
lernte,  tourbe  iä)  freunbli$  aufgenommen  unb  t^ätig 
geförbert  SSorgeftern  toar  ity  bei  #erm  fcon  %\x$tö 
©eburtstag§feier  in  beffen  £aufe,  geflern  2lbenb,  bei 
fiterem  (Sonnenuntergang,  ma$te  i<$  einen  ©pajier* 
gang  auf  ben  Sotyanniäftrd^of  unb  fa§  am  Singange 
beffelben  Grafts  6$riftu3  am  Äreuje  in  ber  toirffam- 
ften  Seleudfjtung  bur<$  baS  finfenbe  ©onnenli<$t. 

SEBenn  2)u  mir  naä)  empfang  biefeS  f ^reiben 
ttottteft,  poste  restante  nadfj  3  toi  <f  au,  fo  fßnnte 
iä)  tootyl  bort  9ta<$ri<$t  fcon  6u^  erhalten,  toonaty 
iä)  mi<$  fo  fe^r  fetyne.  ^ebenfalls  fd&retbe  baß) 
naä)  Seipjig.  §ier  toerbe  iö)  o^ne  Stoetfä  fcergebli<$ 
f$on  nadfj  einem  ©riefe  toon  3)ir  fragen.  SDen  £ag 
meiner  2lbreife  Don  $ier  toerbe  iä)  £)ir  no<$  beftimmter 
fd&reibeu,  fobalb  iä)  tyn  h>irfli<§  angeben  fann. 

£ebe  tooty  unb  fei  mit  SBityelm  innig  gegrüßt  &on 

Steinern  2. 

S)ie  bebeutenbften  Äunfttoerfe  liefe  i<$  nt$t  unbe- 
fugt, befonberS  fanb  ity  ©onntag  9Jtorgen  bieSorenj- 
ftr<$e  in  ityren  farbigen  genfiern  §errli<$  erleuchtet." 

Seidig,  30.  SRat  1843. 

„Siebfte  (Smma! 
ffia  xä)  au$  §ier  mit  ber  3«*  fo  einigem  ©e* 
bränge  bin,  fo  fann  mein  SReifeberid^t  toieber  nur  furj 
unb  bürftig  ausfallen,  bie  Ausmalung  mufe  i<§  auf  baä 
Söieberfe^en  fcerfdfjieben.  3n  3toidfau  fam  iä)  am  greitag 


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309 


SlbenbS  je^n  Uf)t  an,  nad&bem  iä)  auf  ber  Wittag 
fiatton  in  #of  unerwartet  £errn  @r£arb,  ber  &on  ber 
Seidiger  3Jteffe  tarn,  angetroffen  tyatte.  3)en  ©amftag 
Wieb  iä)  in  3toi(fau,  too  iä)  bie  93ibliot$e?  mit  itjrem 
einfügen  Sieberf^afce  toirftid^  rein  auSgeplünbert  fanb. 
©in  einziges  Sieb,  fcon  unferem  $erjog  Ulxiä),  ber  mir 
au<$  in  Dürnberg  begegnete,  unb  ber  <&ä)laä)t  bei  Sau- 
fen, fanb  iä)  bort  in  einem  mir  noä)  unbefannten  S)rude. 

UebrigenS  toarb  mir  bie  freunbltdjfte  2lufnatyme, 
ßonrector  Sinbemann  führte  miä)  SlbenbS  einen  frönen 
2Beg  in  baS  -Kulbetfyal  unb  auf  eine  2tn§itye,  Don  ber 
man  ben  2lu$bli<f  nadj  bem  ©rjgebirge  tyat.  2)a3  §of* 
leben  ber  reiben  fio^Ienbauern ,  bie  ringä  bei  ifjren 
Äotylenf<$ac§ten  in  ftattli^en  Käufern  too^nen,  beren 
eines  eine  toafyre  SSiUa ,  toar  mir  neu  unb  eigentljüm: 
liä).  2luf  bem  SRüdtoege  famen  tote  na<$  einem  S3e= 
luftigungäorte  ber  fttoidanex,  bem  €djtoanenf<$löf$d)en, 
über  einem  großen  Xeityt  gelegen,  too  iä)  bur<§  eine 
große  ©efeUfc^aft  bon  ©efangfreunben  überragt  tourbe. 
©onntag  3Jtorgen3  fufyr  i$  auf  einem  fogenannten  5ßer= 
fonentoagen  na<$  Ottenburg ,  in  Segleitung  beS  Q{uftij= 
amtmannS  bon  ßroüfau,  Jpeifterbergf,  unb  feinet  tyüfc 
f<$en  Knaben,  ©erfelbe  toar  fdjon  bei  ber  2lbenbge= 
feüf^aft  getoefen  unb  fu^r  jefct  mit  mir  auf  33efudE> 
bei  SSertoanbten  in  Setpjig;  auf  bem  äöege  fa^en  ttrir 
mele  Slltenburger  Bauersleute,  bon  ber  Äird&e  fommenb, 
in  tyrer  berühmten  33oIf3tra<$t.  3n  SHtenburg,  wo 
SJiittag  gemalt  tourbe,  fa^en  mir  ba8  ©<$Io&,  bie 
Sßadjtyarabe  unb  bie  vermauerten  genfter,  aus  benen 


uigiiizso 


310 


einft  bie  ^rinjen  geraubt  würben ;  ein  2lnf<$lag  bebrotyt 
mit  jtoeitägigem  ©efängnife  jeben  ©rfteiger  ber  gelfen, 
toatyrf<$etnli<§  bamit  nie  mefyr  ein  $rinj  geflogen  werbe. 
2luf  ber  ©ifenba^n  famen  mir  9ta(fymittagg  Ijier  an  unb 
2lbenb3  tyolte  midj  mein  $err  3uftijamtmann  mit  fei- 
nem ©<$Wager,  einem  jungen  *ßrebiger  unb  beffen  grau 
ju  einem  ©ang  in  baS  9tofent^al  ab.  ©iefer  „©pre* 
gaarben"1  ber  Seidiger,  jebodj  ganj  na^e  an  ber  ©tabt 
beginnend  ift  ein  ^errli^er,  meilenweit  fid)  erftreden- 
ber  ©t<$walb ;  bei  ©artenmufif  tranf en  wir  Äaffee  unb 
Nörten  bann  am  Ufer  ber  ftarf  angef^tooHenen  ©Ifler 
ben  ©efang  ber  SHa^tigaHen  nebft  bem  Stufe  beS  Äucfud  3 
unb  bem  ©ejwitfcfyer  ber  ©ra£müde. 

©eftern  2Jtorgen  f$i<fte  mir  ber  Sämtmann  burd? 
feinen  Änaben  ein  Heiner  ©ebicfyt  ju,  worin  er  ft<$ 
meinen  9tamen  in  ein  §ier  erfaufteS  gjemplar  meiner 
Sieber  erbat.  So  gibt  e3  nidjt  blofe  in  Bäjtoaben  poe- 
ttfd&e  Dberamt3ri$ter !  SBormittagS  machte  iä)  bie  nös 
trugen  ©änge,  SRadjmittagS  befugte  iä)  jwet  Sibliot^e- 
f en ,  auf  benen  iä)  nityt  Sielet ,  aber  bo<$  einiget  traf, 
Wa3  miö)  befestigte.  3um  äbenbeffen  war  i$  in 
©efeUfcfyaft  mehrerer  $rofefforen ,  auä)  ber  öucfybänbler 
9teimer  unb  Birgel,  bei  $aupt,  ber  fidj  mir  fefyr  ge- 
fällig erweist.  $ier  mürbe  mir  Don  ben  ©tubenten  ein 
SBtoat  unb  ©aubeamuS  gebraut. 

£>eute  3tta$mittag  Witt  \$  nun  mit  bem  93a^njug 
naä)  Bresben  abgeben ;  £off mann  toon  Fallersleben,  ber 
mtd>  tyier  glei$  auf  ber  Statyäbibliot^ef  auffu^te,  wirb 

i  SBejie^t  ftdj  auf  ben  Styregaarben  bei  ßopen^agen. 


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311 


mit  mir  fahren.  ©reiben  nrirb  mi<$  immerhin  einige 
£age  feftyalten,  bann  benfe  \<t)  lieber  über  fieipjig 
unb  SRürnberg,  too  xä)  noä)  weiteren  33ef<$eib  ju  tyolen 
fyabe,  bie  SRiidreifc  au  ma<$en.  ©ein  jtoeiter  ©tief 
fam  mir  no$  in  3^i^w,  gerabe  t>or  ber  Stbreife,  ju, 
ben  erften  langte  idj  geftern  ^ier  ab  unb  toax  bur$ 
beibe  fyötyliä)  erfreut.  Db  ic§  in  5)re$ben  ober  £ier 
tüieber  einen  finben  toerbe,  tnetfe  id(>  freiließ  ntdfjt.  2lber 
na<$  Dürnberg  fönnteft  SDu  mir  too^l  nod&  fd&reiben. 
Zfyu*  e£  bod&,  Siebe,  unb  Iafj  mi<$  bamit  lieber  bie 
£eimatyluft  antoetyen.  S3ifl  SDu  nod&  in  Bübingen,  fo 
grüfee  SBil&elm,  grifc,  SRaper  &erjlid).  £ebe  tuo$l  unb 
benfe 

©eines  ß." 

SreSben,  ^fingftfeft,  4.  3um  1843. 

„Siebfte  6mma! 
§eute  Skd^mittag,  liebfte  (Smma,  »erbe  iä)  toon 
^ier,  bem  (Snbpunfte  meiner  Steife,  mit  bem  Sa^n= 
tragen  na<$  Seipjig  jurüdffa^ren.  SDort  ^atte  mir  nodE> 
am  Sage  meines  Abgangs  ein  junger  SBtann,  Dr.  Sepfer, 
ber  bei  ber  Sibliotyef  angeftellt  ift  unb  früher  felbft 
eine  SJolfSlieberfammlung  beabfid^tigte,  SflefyrereS  mit- 
geteilt  unb  no<$  ©inigeS  in  2lu3fi<$t  gefteHt,  toaS  mi<$ 
too^l  no<$  einen  £ag  in  Seipjig  fefttyalten  toirb,  fo  bafe 
iä)  toermutylidj)  erft  am  ©ienftag  tüieber  auf  bie  Eifern 
bafyt  fomme.  2lu$  Dürnberg  ttrirb  no<$  einen  £ag 
erf  orbern,  toaS  mi<$  jugleid^  ber  Sefd^toerbe  enthebt, 
brei  5Rä$te  fjintereinanber  auf  bem  (Siltoagen  ju  fein. 


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312 


©o  bürfte  meine  2lnfunft  in  Stuttgart  ettoa  am  %xtU 
tag  erfolgen,  genau  fann  idfj  freiließ  ben  Sag  nicfjt 
befiimmen.   S)u  btft  too^l  bereite  bort  angefommen. 

#ier  in  ©reiben  fear  für  meinen  befonberen  Stoed 
geringe  Ausbeute,  bo<$  braute  i<$  bie  Vormittage  auf 
ber  Sibltottyef  ju/  bie  mir,  trenn  nid&t  für  bie  ©amm* 
lung,  bod^  für  bie  äb^anblung  93rau<pare3  barbot 
§reunbH<$e  Sbsfnatyme  ifl  mir  and)  £ier  geworben. 
Dberbibliotfyefar  galfenflein  bradfjte  mir  tyerbei,  roa& 
tym  irgenb  für  midfj  bienli<$  erfdjien,  unb  toar  erfreut 
über  bie  Seiträge,  bie  xd)  itytn  ju  feiner  süutograp$en= 
fammlung  lieferte.  $>er  jtoeite  Sibliot^efar,  Älemm, 
SSefi^er  einer  ©ammtung  beutf<$er  2tlter$ümer ,  bettelt 
miä),  nad&bem  er  mir  fold^e  lefyrretc^  gezeigt,  beim 
Slbenbeffen.  ©er  $)idE>ter  Julius  3Rofen  führte  mi<$  in 
bie  äöerfftätte  be$  33ilbbauer3  £änel,  bei  bem  ba3  3Ko= 
bell  jum  ©tanbbilbe  39eet£o&en3  für  ben  SJlünfterplafc 
ju  Sonn,  ein  rao^lgelungeneS  SBerf,  ju  fefyen  war;  ton 
ba  braute  er  mxd)  nad)  bem  S)orfe  ©teelen,  fco  er  im 
©ommer  mit  feiner  gamilie  too^nt,  unb  ^atte  eine 
Heine,  aber  für  mi$  paffenbe  ©efeUfd&aft  eingelaben. 
©eftern  2lbenb  ging  idjj  nodfj  auf  eigene  gaufi  nad)  bem 
ein  §albe£  ©tünbd&en  fcon  fyier  entlegenen  grofeen  @ar= 
ten,  bem  ^auptfpajiergange  ber  2)rc$bner,  einem  fd^ö- 
nen  2Balbe,  toie  ba3  ßeipjiger  SÄofent^al,  jtoar  o§ne 
glufj,  aber  mit  3lu3fi$t  nad)  ben  £i^eu  ber  fäd^fifd&en 
©d&toei}.  2Bä§renb  xd)  meinen  Surft  am  geringen  SBier 
füllte,  f^lürfte  ein  $)re$bner  S3ürger  neben  mir  einen 
©tiefei  3ucfertoaff er ;  er  roar  t>ott  SobeS  feiner  ©tabt 


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313 


unb  ©egenb,  unb  als  id;  batein  einftimmte,  geroann 
i$  mir  feine  ©unft  unb  er  geleitete  mi<$  auf  einem 
frönen  2Bege.  burc§  ben  t)on  Vogelfang  burc^aflten 
JBalb  nad&  ber  Statt  jurücf.  ©reiben  ift  ttnrflic^  eine 
fd&öne  Stabt,  feine  Äir^en  unb  bie  melen  palaiSartigeu 
©ebäube  im  @ef<$macf  ber  Slenaiffance  unb  be3  3iococco, 
babei  aber  grüne  SlHeeu,  ©artenanlagen,  ^erraffen  mit 
ber  2tuöfid^t  auf  ben  breiten,  bur$  bie  berühmte  S3rücfe, 
bie  ftetö  boH  Söanbelnber  ift,  bur<$  $>ampffd?tffe  unb 
anbere  bettrimpelte  ^a^rjeuge  belebten  Strom,  auf  ben  idj 
aud)  toon  meinem  3immer  in  ber  Stabt  Soubon,  einem 
red&t  guten  ©aftfyutfe,  ben  2lu3blicf  fyabe;  ein  beftimmter 
ßtyarafter,  ein  ganj  anberer  aU  ber  öoh  Dürnberg. 

3n  bie  ©allerie  führte  mi<$  geftem  ber  SJlaler 
Stolle  unb  mad^te  mir  eä  möglidj,  audjj  in  fürjerer 
ba3  Sd&önfte  ber  großen  Sammlung  fennen  ju  lernen. 
2)ie  SUlabonna  fal?  mi$,  in  ber  SebenSfarbe,  freund 
lid^er  an  als  im  $upf erftid^e ,  ber  fu  ettoaä  ernfter  ge^ 
mad&t  \)<xt 

gür  biefen  Vormittag  tyal  midfj  £offmann  t>on 
Fallersleben  ju  ftd&  befd&ieben,  er  &at  feine  Äifteu  öffnen 
laffen,  um  mir  feine  Sammlungen  ju  jeigen. 

2Bie  fe$r  freue  iä)  mi<$  nun  auf  baS  Söteberfe&en!  . 

fcein 

$ür  bie  mert^e  9iä£e  oon  greunb  Sd&toab,  ber 
balb  na<$  bem  £obe  feines  So^neS  aU  Stabtpfarrer 
nad&  Stuttgart  jurüdtfe^rte,  mürbe  U^lanb  im  grüfc 
\a\jx  1843,  burcfy  bie  (Ernennung  üon  ßarl  3Jlaper  jum 


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314 


Dberjuftijrath  in  SCübingen,  ber  faft  tägliche  Umgang 
eines  anbern  Reuten  greunbeä  unb  Sugenbgenoffen  ju 

^rofcffor  Sa^monn  uon  Serlin  an  Urlaub. 

SBerlht,  4.  «Rofcember  1843. 

„3Jtein  hochverehrter  greunb! 

S)ie  jtpeite  2lu$gabe  fcom  SBalther  fteHt  fi<h  Q^nen 
mit  einem  SSorblatte  bar,  baS  gang  in  bemfelben  ©inne, 
toenn  auch  meHeidjt  mit  ettoa«  anberen  Söorten,  fd^on 
toor  ber  erften  hätte  fielen  fönnen,  toenn  mich  niä)t 
eine  2lrt  jugenblicher  Slöbigfeit  baüon  abgehalten  hätte, 
föchten  ®ie  nun  mit  ben  3ufäfcen  bex  feiten  2tu& 
gäbe  tocmgftenS  ni$t  ganj  uujufrieben  fein. 

6ie  finb  toenigftenS  mit  Siebe  gemalt  unb  t^un 
mir  nur  aU  toerlaffene  Äinber  toeh,  toeil  i<h  fe^e,  bafe 
eine  §ortfe$ung  beä  „9)iinnefang§  grühlütg,"  nrie  ich 
auf  £f<$erningif<he  2öeife  bie  Sieber  beä  jtoölften  3ahr= 
hunbertä  ju  nennen  vorhabe,  in  meinem  nächften,  bur<h 
bie  Sämereien  be3  9tectorat3  üerfümmerten  ^ahre,  nid^t 
5u  ©tanbe  fommen  toirb. 

SBenn  Sie  hnifeten,  ober  ftd^  beftimmter  beutltch 
gemalt  Ratten,  ttrie  Keffer  unb  iä)  e£  fchmerjlich  em* 
pfunben  fyaben,  bafc  ®ie  nicht  enttoeber  nach  Berlin 
gefommen  finb  ober  uns  nach  Seipjig  betrieben  haben, 
fo  hätten  6ie  uns  Seiben  ba8  nid^t  ju  Seibe  getrau. 
Snbeffen  ttrir  finb  noch  alle  vier  jung  genug,  um  ba3 
SSerfäumte  gut  ju  mad^en. 


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315 

»   


Snbeffen  empfehle  iä)  mtdf)  in  &erjli$em  3utrauen 
^rem  SBo^ImoHett  als 

3#r  ergebender 

ß.  Sa^mann." 

• 

Ufjlanb  an  ^rofeffor  Stahmann. 

Bübingen,  13.  Sflofcem&er  1843. 

„9krefyrtefter  greunb!  f 
®en  toertfyüoHen  ©efd&enfen,  bie  mir  fcon  öftrer 
freunbfd&aftlid^en  ©üte  jugefommen  finb,  fyaben  Sie 
eines  tyinjugefügt,  baS  idf>  mir  fo  befonberS  aneignen, 
}ur  ßfyre  unb  §reube  rennen  barf.  3$  fyabe  ben  nenen 
SBalt^er  faum  erft  in  £änben  unb  bin  bur4>  bebeut- 
fame  ©emerfungen  unb  SBinfe  f$on  matmigfadjj  ange= 
regt  unb  belehrt.  $efct  barf  iä)  ben  2IuSbrud  meines 
innigen  SDanfeS  nid^t  me^r  jurüdtyalten ,  mit  bem  iä) 
früher  nur  barum  gejögert  1)abe,  weil  es  unter  Strebe 
fameu  ber  befte2)anf  ift,  je  nadf?  Vermögen  ein  ßebenS* 
jeid^en,  ein  fertiges  2Berf  für  baS  anbere  ju  bieten. 
yioti)  fann  idEj  aber  üon  meiner  Seite  nid&tS  auftoeifen, 

ba  mein  -JteuefteS,  bie  SSolf Slieberfammlung ,  erft  in 
biefen  Sagen  an  ben  Verleger  abgebt;  unb  bann  ift 
eben  noä)  bie  grage,  toie  bie  ©a<$funbigen  es  auf= 
nehmen  teerben;  benn,  toie  ©ie  jum  %wein  bemerfen, 
erft  gebrudt  tnerben  fo!dj)e  Singe  üoflfommen  beutli<fy, 
unb  meine  Slrbeit  mSbefonbere  toar  eine  einfame,  o^ne 
Seiraty  unb  prüfenbeS  2luge  üon  greunben. 

5)er  2luSbli<f ,  ben  ©ie  in  baS  jroölfte  Qa^unbert 


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316 


erfd&ließen,  ba§  f^önc  Sorfyabeu,  bie  Sieber  beffelben 
ju  fammeln,  tooju  nun  burefy  Pfeiffers  gettriß  forgfältige 
SfaSgabe  ber  Söcingarter  $anbfcf)rift  eine  Sorbebingung 
erfüHt  ift,  fyat  für  miä)  um  fo  größeren  Gelang,  als 
au<$  bie  ©efcfyid^te  be£  £$oltelieb3  mi<$  überall  auf  jene 
lugenbfrifd^e ,  ahnungsvolle  3*it  ^mtoetöt. 

SllS  iä)  im  3M  biefeS  3af?rS  mi<$  auf  bie  Steife 
begab,  ftanb  mir  allerbingä  Serlin  im  Sinne,  too  t^eure 
greunbe  au&  früherer  $ext  meiner  treutidO  gebenfen, 
unb  too  mir  ein  lange  gehegter  3Bunf$  erfüllt  toerben 
fonnte,  bie  Srüber  ©rtmm  einmal  au<$  perfönli$ 
lennen  ju  lernen,  dagegen  mar  mir  SDleufebad&S  Sie* 
berfdfjafc  ni<$t  eine  Serlocfung,  fonbern  für  bießmal  eine 
Spaltung.  Quid  juvat  aspectus?  $ä)  muß  eä  na= 
türlicfy  pnben,  bag  er,  toa£  er  mit  Siebe,  @inft<$t  unb 
großen  Opfern  gefammelt,  aud^ -für  ben  entfe^iebenften 
©eruf  ber  eigenen  Verausgabe  jufammenfjält.  Stamit 
ift  er  in  feinem  Dollen  SRed^t.  (Sin  Ruberes  aber,  ein 
Unred^t  ift  es,  baß  er  feltene  Sudler  öffentlicher  Siblio; 
tiefen  auf  unbegrenjte  3*it  in  feinen  35erf$luß  nimmt 
unb  fo  ber  freien  Senüfcuug  jebeä  Ruberen  entjie^t. 
2luf  bie  feltenen  Sieberfammtungen  ber  3^i^u^  8^ 
bliot|ef  (2luffeß'3  2lnjeiger  1,  747,  öflL  Sragur  V.  2. 
©.  27)  fann  ü)m  ein  auSfdEjlteßlid&er  9iießbrau<$  nt$t 
jufte^en ,  unb  na$bem  iä)  an  Ort  unb  ©teile  Äenntniß 
genommen,  glaube  iä)  in  meiner  Quellenangabe  eine 
3Ra$nung  ni$t  unterlaffeu  ju  bürfen,  baß  bie  feit 
trielen  Sauren  vorenthaltenen  Sieberbü<$er  boefy  enbli$ 
lieber  ba^in  gefüllt  toerben,  too^in  fie  gehören.  S5olf& 


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317 


lieber  finb  feine  SDlonopole.  5)af$  mir  fo  manche  ber 
beflen  Quellen ,  bie  iäf  fcorfyanben  toeife,  bo<fy  nidfyt  er* 

• 

reizbar  waren,  tt)ie  j.  8.  auä)  eine  öffentliche  2ln* 
frage  mä)  bcn  brei  Steilen  ber  Sergretyen,  Dürnberg 
bei  £anS  ©autmann  1543  (tt>ot>on,  nrie  iä)  neuerlich 
höre,  t)on  ber  £agen  eine  Slbfd^rift  ^aben  foB)  toergefc 
liäj  fear;  biefe  3Jtangelhaftigfeit  meinet  Unternehmens 
ifi  nur  jefct,  ba  iä)  abfd&liefjen  foH,  befonberS  fällbar. 
2lHein  ich  toeife  nirgenb  toeiter  anjuflopfen  unb  gebe 
nun,  toaS  ich  geben  fann. 

Heber  ben  ©treit  ber  SahreSjeiten  habe  iä)  SJiaucheS 
jufammengebracht  nnb  ©ie  felbft  haben  mir  aus  bem 
brüten  Sanbe  ber  SUläHeff^en  Sammlung  ben  Äampf 
beS  SKaien  mit  bem  Jperbfte  freunblich  mitgeteilt.  9hm 
ifl  auch  ein  nieberlänbifd&eS  Sieb:  wanden  zomer  und 
vanden  winter  etc.  (#au£tS  3eitfd?rift  1.  238)  ange= 
jeigt.  3$  raubte  tnich  befehalb  burch  Pfeiffers  2Ser= 
mittlung  an  £errn  ßad&er  unb  biefer  üerfprach  feine  3lb= 
fchrtften  aus  bem  $aager  ßobey  an  Pfeiffer  ju  fchidfen, 
fobalb  Sie  berfelben  nicht  mehr  bebürfen  tvürben.  9Jlir 
ift  eS  nur  um  baS  einjelne  ©tücf  3U  t^un  unb  ©ie 
toürben  midfj  fehr  üerbinbcn,  toeun  ©ie  Don  bemfelben 
eine  2lbf<$rift  für  mich  nehmen  lie&en,  ja  nicht,  hrie 
früher,  felbft  nähmen,  £errn  3a<herS  3uf^mm^^fl 
glaube  idjj  na<h  obigen  Umftänben  üorauSfefcen  }u  bürfen. 

©rfifcen  ©ie  mir  greunb  SBeßer  beftenS  unb  feien 
©ie  felbft  aus  treuem  $erjen  gegrüßt 

&on  Syrern  ergebenden 
ß.  U." 


uigitizso 


318 


33on  einer  f leinen  Seife  in  baS  33reiSgau,  bie 
Ufclanb  im  epätjatyr  noch  unternommen,  berietet  er 
in  einem  ©riefe  an  ben  ^rofeffor  Dr.  Schreiber  in 
greiburg. 

Bübingen,  1.  gebruar  1844. 

„Verehrter  greunb! 
6ie  haben  mich  burch  bie  gütige  3^fenbnng  %fyrev 
neueften  Slb^anblung  auf  baS  2lngenehmfte  überrafdEjt. 
Sin  ich  Qlexä)  in  ben  feltifchen  2llterthümero  ein  Saie, 
fo  ^at  boch  biete  Söteberentbedfung  eines  üerfchütteten 
SJolfSlebenS  für  mich  ben  größten  9tei}.  3)ie  geen 
hatte  i<h  mir  fogleich  oerfchafft,  als  t<h  toon  bem  Sr* 
fdjeinen  biefer  afabemifd^en  6<hrift  Äunbe  erhielt,  unb 
ich  werbe  nun  burch  eines  ber  beiben  ©pemplare  tnei* 
nen  gelehrten  greunb ,  Sßrofeffor  Äeller,  erfreuen.  6ie 
haben  jenen  mpthifctjen  SEBefen  bie  erfie  umfaffenbe 
§orf<$ung  getoibmet,  n>elche  fruchtbar  fortmirfen  ttrirb. 
3$  geftehe  jtoar,  bafe  mich  bie  römifd^en  tq(u  xpäxa 
nicht  loSlaffen  roollen,  ba  biegen  auch,  too  fie  nach 
öftren  belehrenben  3Rachtoeifungen  mit  feltifchen  2>enf* 
mälern  in33erührung  treten,  boch  meift  fchidffalfphmenb 
unb  ttorbeftimmenb  erfdfjeinen,  aber  3hr*  reichhaltige 
©chrift  \)<xt  ftch  mir  bereits  felbft  für  bie  2tuffaffung 
ber  germanifc^en  SRornen  anregenb  ertoiefen.  Seiber 
mußte  iä)  Sie  bei  meinem  legten  ©efu<h  in  greiburg 
verfehlen.  2lu<^  äBeldfer  toar  noch  nicht  jurücf  unb 
SHottecf  fe^rt  niemals  nrieber.  6o  eilte  i<h  beun, 
nachbem  ich  ben  3Jlünfterthurm  unb  ben  €<$lofcberg 


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319 


beftiegen,  bem  Steine  ju  unb  freute  mich  in  93reifa<^ 
eines  frönen  £erbftabenb$ ;  fcon  ba  ging  e$  nach  Äolmar 
unb  ©trAfeburg. 

©<$on  fcor  mehreren  Sahren  ^atte  i<h  in  Strafc 
bürg ,  too  eine  ber  thätigften  $)rudfftätten  für  bie  Sieber- 
büd&er  unb  fliegenben  Sieberblätter  beS  16.  Qa^unbertö 
fich  befanb,  in  biefer  Stiftung  toergeblid^  nad&geforfd&t. 
2113  ich  nun  meine  Sammlung  abfließen  foUte,  liefe 
es  mir  feine  Sluhe,  nochmals  anjuttopfen,  ber  Erfolg 
fear  aber  nicht  günftiger.  Sollte  ttrirflich  baS  (SIfafe 
mit  feinen  alten  5teich$ftäbten  nichts  mehr  Don  biefem 
einfügen  Sieberf<$afc  betoahrt  1)dben,  ober,  bin  idh  nur 
nicht  an  bie  regten  Quellen  gefommen?  Qtod  hanb* 
fd&riftlidjje  Sieber  t>om  elfäfeifchen  Sauernfrieg  toaren 
ber  ganje  ©rtrag,  aber  tme  anbertoärtS  Sieber  gegen 
bie  Säuern;  für  biefe  habe  ich  bis  jefct  überhaupt  nur 
eines  gefunben,  toon  ihnen  felbfi  gefungeu  feines. 

SWeinea3olfSlieberfammlung  ift  jefet  unter  ber  treffe 
unb  i<h  habe  eben  ben  fünfzehnten  Sogen  jur  Sletnfton, 
es  »erben  beren  gegen  fünf  jig  »erben.  $>ie  ©arftcHung 
beS  beutfd&en  SSolfSlebenS  mittelft  biefer  alten  Sieber 
toürbe  eine  fehr  mangelhafte  geblieben  fein,  toenn  nicht 
auch  bie  religiöfe  Seite  beffelben  bebaut  mürbe.  2>aS 
lefcte  Such  meiner  Sammlung  gibt  batyer  geiftlid^e  Sieber, 
SBaUfahrtSlieber  u.  bgl.,  fotoeit  auch  auf  biefem  gelbe 
ber  SolfSton  eingehalten  ift,  unb  iä)  hätte  nur  ge* 
toünfd^t,  bafe  mir  au<$  ^iefür  reiferer  Sorrath  jn  ©e^ 
böte  geftanben  toäre.  Sei  2lnorbnung  biefeS  St^eil^ 
fanb  ich,  ba&  ®ie  mir  *w™al         einem  #efte 


uigiiizso 


320 


getftlid&er  Siebet  aus  bem  fünfjefynten  Qa^unbert  ge* 
(^rieben  l;aben,  baä  6ie  mir,  ba  e$  fidf?  im  äugen* 
blide  t>erf$oben,  fpäter  mitteilen  mürben.  SHun  fommt 
mir  Sfyre  neue  freunblicfye  Senbung  unb  ermuntert  mi<$, 
(Sie  bamit  ju  behelligen.  Sollte  jenes  #eft  injtoifd&en 
lieber  jum  33orfd;ein  gefommen  fein,  fo  mürbe  melleicijt 
einiget  toon  feinem  3n^alt  mit  SSertüanbtem  in  meiner 
©ammlung  ergänjenb  jufammentreffen  unb  tonnte  gerabe 
no$  an  ber  regten  Stelle  eingerüdt  toerben.  3ft  baß 
©ebi^t  auf  bie  3)iurtner  Sd^Iad^t,  baä  Sie  juglei<$  mit 
bem  Äranjliebe  aufgefunben,  feitbem  irgenbtoo  abge* 
brudt  toorben,  ober  ift  e$  ettua  fein  Sieb,  fonbern  eine 
ni<$t  ftropl;tf<$e  Gsrjctylung? 

2Köge  baä  angetretene  Satyr  3ftnen  ein  frotyeS, 
3#ren  frönen  gorfebungen  gebeitylid;e8  fein  unb  3$r 
freunbf<$aftIi$eS  2Bol>Itt>olIen  mir  ftetS  erhalten  bleiben. 

SUiit  aufrichtiger  £o$ad&tung 

3#r  ergebender 
S.  U." 

Sobalb  bie  erfte  SIbtfyeilung  ber  SoIMieber  xetou 
birt  toar,  im  Anfang  Huguft  1844,  begab  fiefy  Utylanb 
mit  feiner  grau  unb  einer  Scfytoägerin  auf  eine  91eife 
naety  Belgien.  3uerfi  *>en  SR&ein  fyinab  naä)  ÄonigS* 
hinter,  too  ber  ©rad^enftein  beftiegen  hmrbe,  bann  über 
Sonn  unb  Mn  naety  Slawen.  ©ort  tourbe  ber  ©om 
unb  ber  alte  Äaiferpalaft,  bie  alte  f$male  Äaifertreppe, 
über  meldte  jtoeiunbbreijng  beutfd^e  Äaifer  naä)  tyrer 
Ärönung  tyinaufgeftiegen,  beft<$tigt.  2lm  anbern  SDJorgen 


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321 


ttmrbe  bie  SReife  auf  ber  Sifenbafyn  über  ßüttid)  nad) 
SSrüffel  fortgefegt ;  nadfj  jtoei  Sagen  führte  bie  53a§n 
bie  9ietfenben  naty  ©ent,  n?o  Utylanb  t)on  #errn 
D.  mUemi  unb  D.  3.  ö.  SBolf  gar  freunbli^  auf* 
genommen  tourbe  unb  an  tyuen  bie  gütigften  ©eleiter 
ju  Äird^en  unb  anbern  merfftürbigen  Saumerfen  fanb. 
£)ann  tourbe  Cftenbe  befugt  unb  btet?od;gel>enben2Bogen 
ber  -Jtorbfee  angeftaunt.  lieber  33rügge  unb  Sötten  führte 
bie  33afyn  bie  Steifenben  na<$  Slntroerpen  ju  großem  $unft= 
genufc  in  ber  ©emälbegatterie.  Ueberall  fanben  fi<$  freund 
li$e  Segleiter  ju  bem  fielen  Schönen  unb  9Jlerfroürbigeu, 
baä  bie  alten  ©täbte  barboten.  %laä)  ber  SRücffeljr  in 
bie  §eitnat£  f treibt  U^lanb  an  Dr.  SBolf  in  ©ent. 

Xübingen,  2.  September  1844. 

„©eefyrtefter  $err  unb  greunb! 
SSor  metner  2lbreife  toon  ©ent  erlaubte  idj  mir 
nityt  me$r,  @ie  in  öftrem  §aufe  aufjitfud^en,  nad^bem 
td;  benachrichtigt  toorben  trar,  in  toeld&er  Unruhe  unb 
fiümmernijs  ©ie  ft$  bamalS  befanben.  Steine  innige 
S^eilna^me  nnb  meinen  gefü^ltefien  SDanf,  bafc  6ie 
noü)  unter  folgen  Umftänben  unermübet  für  mi<$  forgten, 
tooHte  iä)  S^nen  fd)riftltd&  auäbrüdfen,  befcor  id;  ben 
belgif <$en  Soben  verließe,  aber  bie  #aft,  mit  ber  man 
bei  jefciger  SReifetoeife  fcon  Ort  ju  Ort,  toon  einem  Sanbe 
jum  anbern  fortgeriffen  toirb,  läfet  miä)  erft  toon  ber 
§eimatfy  aus  jene  angelegene  $flt<$t  erfüllen,  öftrer 
tätigen  SSertoenbung  üerbanfte  iö)  nicfyt  nur  an  £errn 
Dan  ©utyfe,  beffen  2tnbenfen  idf)  mi$  §erjli$  empfehle, 


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322 


ben  gefäHigften  ©eleitSmann  für  ©ent,  fonbcrn  au<fy 
über  biefe  ©tobt  hinaus,  in  Srügge  unb  Sfattoerpen, 
bie  befte  2lufnafyme. 

2Me  SfoSbeute,  bie  i$  felbft  für  mein  Unternehmen 
mit  mä)  £aufe  gebraut,  ift  jtoar  mdjjt  bebeutenb :  ein 
nieberr£einif<$e3  gef<$t$tli(§e£  Sieb  toon  ber  <Stabt= 
bibüottyef  ju  Slawen,  nnb  ein  lateinifdfj  flämifc$e3  aus 
einer  $anbf$rift  ber  burgunbif<$en  Sibliot^ef,  toeldbe 
fi<$  eben  bei  #errn  2lbb6  be  SRam  in  Sötoen  befanb. 
SIDein  3#re  literarif<$en  greunbe  fyaben  mir  SSerfd^ie- 
beneS  in  Sluöfid^t  geftellt,  toaä  nadf>trägli<§  meiner 
Slrbeit  jum  ©etoinne  »erben  fann.  #err  2lbbe  Sarton 
in  Vrügge,  beffen  intereffante  Sefanntf^aft  uns  um 
toergefeli^  fein  totrb,  geigte  mir  mehrere  romaujenartige 
Sieber  aus  Volfömunb,  toon  benen  er  2lbfd£rift  für 
miä)  nehmen  laffen  toottte;  er  $at  fie  jnr  ©infenbung 
in  bie  Sßobana  beftimmt.  Eifrig  fu<$te  er  mit  mir  bei 
einem  Antiquar  nadj  alten  Sieberbüd^ern ,  bie  er  bei 
bemfelben  gefetyen;  fie  toaren  im  Sfagenbliä  ni^t  auf* 
juftnben,  bod;  gab  er  bie  Hoffnung  ni$t  auf,  fie  fpäter 
noty  )U  entbetfen.  $err  Dan  Äerf  Rotten,  ber  un3  in 
Slntiüerpen  freunblicfy  führte,  glaubt  fcon  einem  greunb 
in  ber  3ßa<$barf($aft  mir  Beiträge  üerf Raffen  ju  fönnen. 
2)a  biefe  Herren  ju  toiffen  tofinf<§ten,  burdfj  meldte 
Vermittlung  fie  mir  ba$  ettoa  SÄufgefunbene  iufommen 
laffen  follten,  fo  jaulte  iä)  audj)  Riebet  auf  3^re  freund 
lid^e  Vermittlung,  inbem  i<$  6ie  als  (Smpfangne^mer 
bejeid^nete.  9lur  ba3  Sebenfen,  bafc  bie  unmittelbare 
SBerfenbung   an  mi<$  ©<$tt)ierigfeit  finben  möchte, 


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323 


beflimmte  miä) ,  3#nen  babur<$  neue  Semü^ung  auf  JU* 
laben,  bafc  iä)  ©ie  erfud&e,  toenn  ettoaä  für  miä)  ein- 
gebt, mir  foI<$e3  auf  bem  Söege,  ber  3ßmen  ber  geeig- 
netfte  fdjjeint,  mit  gefälliger  Benennung  jeber  2lu3lage 
für  abtriften  unb  Sßorto,  übermalen  ju  trollen.  v 

SSon  meiner  SSolfölieberfammlung  ttrirb  foeben  ber 
erjte  Sttyeil  ausgegeben,  unb  xä)  tyabe  bie  ©otta'f^e 
Sud^anblung  beauftragt,  3#nen  benfelben  juge^en  ju 
laffen.  $)er  literarifd&en  ©efeUfd^aft  in  ©ent,  bie  mir 
bie  (Sf)xe  erliefen  fcat,  miä)  jum  correfponbirenben 
SOlitglieb  ju  ernennen,  toerbe  iä)  ein  (Syemplar  beffer 
crft  bann  fenben,  toenn  mit  ber  feiten  2lbt$eilung 
bie  Sammlung  fcoflftänbig  erfdfyienen  ift,  toaä,  toie  iä) 
Joffe,  no<$  in  biefem  ©pätja^r  ber  %aU  fein  toirb. 

SBenn  iä)  3#rer  Stufforberung  ju  einem  Sieb  an 
bie  toaderen  gläminge  in  ber  ßarffreuung  fce3  3teife= 
lebend  unb  bei  bem  ©tiHftanb,  ber  überhaupt  in  meinen 
tyrifd&en  Stimmungen  eingetreten  ift,  nid^t  ju  ent* 
fore<$ent)ermo<fyte,  fo  toünfd&e  iä)  nur  um  fo  me^r,  bafe 
meine  Slrbeit  im  ©ebiete  be3  33oB3lieb3  einiget  3e^95 
ttifj  baüon  geben  möchte,  toie  fetyr  aud£  mir  bie  ftömifdfc 
beutfdfje  SSerbrüberung  eine  Sadfje  be3  £erjen8  ift. 

•Steine  grau  §egt  mit  mir  ben  t^eilne^menben 
2Bunf<$,  bafc  bie  ©efa^r,  toeldje  über  3#rem  gamilten* 
Ireife  fd&toebte,  glücflid^  vorübergegangen  fein  mßdfjte 
unb  unö  hierüber  günftige  Äunbe  jufommen  möge. 

3n  aufrichtiger  greunbfd^aft  unb  §o<f)a<$tung 

%f)x  ergebender 
8.  U." 


uigmz 


324 


UWanb  an  Sufttmiö  Sfenter. 

Xübingen,  3.  September  1844. 

„Sieber  ßerner! 

3113  tüir  in  jungen  Sauren  einmal  Don  ber  SBurnu 
linger  ÄapeEe  fyerabfamen,  Nörten  tt)ir  auf  einem  £ügel 
unter  bem  Äreuj  einige  £irtenfnaben  üolfSmä&ige  Sieber 
fingen.  SBir  gingen  hinauf,  i^nen  bie  Sieber  abjiu 
fragen,  aber  bie  Änaben  tnoHten  feinen  Saut  geben. 
Äaum  toaren  mir  lieber  unten,  fo  fangen  fie  uns  sunt 
#otyne  toon  Beuern  mit  tyeUer  Stimme. 

9lo<$  in  fpäteren  Sauren  bin  iä)  biefen  Sieberu 
emfig  nachgegangen  unb  ^abe  baüon  mele  eingehakt, 
aber  ber  romantifd^e  3)uft,  in  bem  fie  uns  bamalä  er* 
glänjten,  ift  i^nen  fye  unb  ba  t?on  ben  klügeln  geftreift, 
fie  finb  leibhafter,  gef<hi<htli<her,  felbft  gelehrter  anju; 
fetyen.  £)o<$  finb  fie  eben  bamit  toaljrer  unb  ödster 
getcorben,  ttrie  fLe  auä  bem  Seben  ihrer  &eü  ^erüor= 
fprangen.  3$  fann  2lnbern  nicht  aumuthen,  baf$  fie 
bie  lang  genährte  SSorliebe  für  ba$  alte  Siebertoefen 
mit  mir  teilen,  aber  ich  ^ffe,  bafe  5Du  in  ©rinnerung 
vergangener  £age  bie  beifolgenbe  (Sammlung  freunblid^ 
aufnehmen  merbeft. 

3$  grüjje  SDich  unb  S)eine  liebe  grau  beftenS  unb 
n>ünf$e  balb  auch  toieber  gute  9ta<$ricf)t  t?on  Surem 
Sefinben  ju  erhalten. 

9Son  §erjen 

5Dem 

S.  U." 


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325 


Mlanb  on       9?cgientng«ra^  Dr.  SBöcHj  ju  Scrltn. 

Bübingen,  2.  3Rai  1845. 

„(Suer  £ocbtt>ohlgeboren 
hatten  bic  ©üte,  mir  ba3  t)on  $t)nen  unterfertigte  SDtylom 
ber  föniglt<$en  Slfabemie  ber  SBiffenf haften  juge^cu  ju 
laffen ,  tt)obur<h  ich  jum  (Sorrefponbenten  ber  2lf abernte 
ber  SBiffenfdjaften  ^tlofop^if^er  unb  hiftorif<f)er  Älaffe 
ernannt  toerbe. 

3Kit  ben  ©ef^äftöformen  biefer  gelehrten  ©efeK= 
icbaft  noch  nicht  befannt,  erlaube  ich  mir  au  (hier 
•Öochtoohlgeboren  bie  angelegene  Sitte,  gegen  biefelbe 
ben  Sttuöbrucf  be£  ehrerbietigen  3)anfeä  vermitteln  ju 
tooHen,  ju  bem  ich  mich  burdE)  jene  ehrenvolle  Berufung 
DerpfK^tet  fühle. 

sJ)tit  größter  Verehrung  beharrenb 
@uer  $od)tt)o^geboren 

gehorfamfter 
Dr.  £ubtt)ig  Urlaub. " 

2ll£  bie  neue  2lula  in  Bübingen  emgetoetht  rourbe, 
am  31.  Ociober  1845,  beehrte  ber  Senat  Urlaub  mit 
bem  3)octor3biplom  ber  ^3^iIofop^ie.  ©o  nmrbe  ihm 
bod?  noch  im  Sllter  ber  3)octor£titel,  ben  er  in  ber 
3fugenb  am  Iiebften  erftrebt  hätte.  2Iber  au<§  bie  %acah 
tat,  ber  er  fidf)  bamals  getoetht,  jeid^nete  il;n  im  Sahre 
1860,  fünfjig  $af)xe  nadfjbem  er  3)octor  3uri$  ge* 
korben ,  burch  Erneuerung  unb  feierliche  llebergebung 
feinet  2>octorbiplomS  au«. 


32G 


„Juris  legumque  propugnatori  acerrimo,  in- 
corruptissinio ,  poetarum  nostrae  aetatis  principi, 
anliquitatis  germanieae  investigatori  sagacissimo, 
indefesso,  viro  morum  integritate  animique  can- 
dore  et  constantia  inter  omnes  conspicuo"  fo 
kittet  bag  $>iplom. 

2)te  SBiener  2lfabemie  ber  2öiffenf$aften  ernannte 
i^n  am  4.  SJiai  1848  ju  i^rem  correfponbirenben  3Kte 
gliebe.  £at  e3  Urlaub  fo  an  freunbli^er  3tnerfen- 
nung  nityt  gefehlt,  fo  $at  i^n  aucb  bie  Bxitit  erteilt. 
©oetfje'S  §erbe  Sleu&erung  $at  er  im  (Stillen  ^ingenom- 
men.  Unter  feinen  nad^gelaffenen  papieren  fanben  ft<$ 
bie  folgenben  geilen,  bei  benen  er  &iettei<$t  an  ©oet^e 
gebaut  $at. 

Srage: 

@ernc  tuüjit'  id> ,  meil  $ein  2öort  gar  fo  mächtig  ift  erHungen, 
Wie  £u  beim  fo  eigentlid?  felbev  ba£  ©efdiicf  bedungen? 

feines  Urteile  §aben  i^n  fe^r  rufyig  getaffett* 
£atte  bodj  §eine  wenige  ^a^re  früher  in  einem  ©riefe 
an  UI;Ianb ,  bei  lieber  fd&icfung  ber  eigenen  ©ebietyte, 
ftd>  mit  üiel  Slnerfennnng  über  U^lanbs  ©ebidjte  au& 
gefprocfyen. 

©ine  Gr^oIungSreife  na<§  3tyeinbatyern,  im  Sep- 
tember 1845,  gefeierte  Xtylanb  auä)  für  feine  ©tubien 
man<$e£  @rn>ünf$te.  33ei  Slmoeiler  intereffirte  $n 
bcfonberS  bie  alte  S3urg  SrifelS,  toegen  tyrer  pittoreSfen 
Sage  auf  einem  gefäüorfprung  unb  Neil  bort  früher 
bie  3tet$3fleinobten  aufbema^rt  tourben.  2)ann  jog  il)n 


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327 


ein  neuer  „SDrad&enfelS",  ber  jtoif<$en  SReuftabt  nnb 
S)ürf^eim  feitab  im  SBalbe  liege,  fo  fe^r  an,  bafe  er 
ben  Umtoeg  nicfyt  freute  unb  bann  auä)  bur<$  eine 
ganj  überraf<$enb  fc^öne  2tu3fi<$t  fcon  einer  fd&roff  ab* 
faUenben  geteplatte  Ijerab  fidf)  fe^r  belohnt  füllte. 
SBäfyrenb  man  fi$  mitten  im  Sßalbe  glaubt,  fommt 
man  auf  biefe  Stelle,  unb  ba£  Sluge  fiefyt  toeit  ^mab, 
bis  über  Speyer  ^in,  ben  Styein  erglänjen.  33on  S)ürfc 
fyeim  aus  tourbe  bann  auä)  bie  f<$öne  Älofterruine  Sitm 
purg  beftiegen.  2luS  bem  t^etlroeif^  erhaltenen  G^ore 
tönten  Urlaub  bie  eigenen  Sieber,  öon  jugenblid&en 
Stimmen  gefungen,  entgegen.  So  mochte  er  feine  Sieber 
am  liebften  £ören,  tt)enn  feiner  ber  Sänger  i^n  fannte. 

Seitbem  Urlaubs  tarnen  befannter  geworben,  tt>urbe 
er  gar  häufig  aufgeforbert,  feine  2lnft$t  über  i^m  juge- 
f^itfte  ®ebid?te  unb  S)ramen  ju  fagen.  Defter£  foHte 
er  auä)  SSorreben  baju  fcfyreiben  unb  Verleger  fu<$en. 
2(u<$  foHte  er  ftd;  äußern,  ob  ber  junge  SBerf affer  ni<$t 
am  33eften  ttyäte,  alT  feine  fttit  ber  Sßoefie  ju  toibmen. 
2lu3  treuem  ^erjen  hnberrietfy  er  biefeä  in  gar  man« 
$eu  Briefen,  üon  benen  urir  fyier  einen  vorlegen. 

Urlaub  an  #errn  gorftfanbibat  N.  N. 

Sübitiöen,  30.  September  1845. 

„©ee^rtefter  $err! 
SBon  mehreren  ©eitert  jugleidjj  in  2tnfprud;  ge- 
nommen, fonute  i<$  $$xe  f<$äfcbare  3ufenbung  ni$t  fo 
jeitig  beantworten,  als  iä)  felbft  getoünfd^t  tyätte. 


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328 


Ste  cht  kern  $fyx  Sebauern,  burcfy  ein  Sfyneu  an 
ftcfy  ni$t  unliebes  gadf)ftubium  abgehalten  ju  fein,  $foxt 
gange  3e^  &er  ^oefie  ttribmen.  f$on 
mehrmals  in  ä&nlid&en  pHen  toom  Aufgeben  be8  er* 
griff enen  33erufe3  auf  ba3  33efiimmtcfic  abgeraten; 
felbft  bei  ber  entfd&iebenften  poelifd;en  $)i<$tergabe  n)ärbe 
bie  au$fdf>lie&lidf?e  93ef<$äftigung  mit  bem  ^bealen,  o^ne 
einen  SSiber^alt  in  pofitiüen  Äenntniffen  unb  o^ne  eine 
gemeffene  £hätigfeit  im  nrirflid&en  Seben,  ber  5ßoefte  felbft 
jum  9kdf)tf)eil  gereichen.  SDie  Sprif  fcoHenbS  ifi  fo  fe^r 
tton  Stimmungen,  fiber  bie  fic^>  nid;t  gebieten  lägt, 
abhängig,  ift  fo  tortoaltenb  ©a<$e  beS  jugenblidf?  errege 
ten  ©efüfylä ,  bafc  auf  ftc  am  toenigften  ein  nad^altiger 
S?eben£plan  gegrünbet  tnerben  fann.  £>enfen  ©ie  aber 
barauf,  anbere  Söege  be3  $)i<$ten£  ein  jufd;lageu ,  fo 
fann  hierüber  nur  ba3  Sennifctfein  ber  inneren  Be- 
rufung, feine  SBeifung  Don  2tu&en,  gültig  entf Reiben. 
£)er  allgemeine  33orfa$,  [xö)  in  biefer  ober  jener  $Di<$t: 
gattung  |u  öerfud&en,  fann  nod£)  fein  lebenskräftiges 
grjeugnife  verbürgen;  ein  ©ebanfe,  ein  ©egenftanb  mufe 
voraus  iux  poetif<$en  $)arfteDung  brängen,  unb  bann 
roirb  fidj)  auä)  bie  redete  gorm  baju  ergeben.  3n  ben 
mitgeteilten  groben  fcerfenne  idf)  ni<$t  bie  poetifd^e 
Seelen fiimmung,  bie  ibeale  2lnf$auung$rc>eife,  ftnbe 
aber  im  SSCHgem einen  ju  luenig  fejie  ©eftaltung,  ju  tricl 
üerfdfjttrimmenben  ©lanj,  bie  Anlage  manchmal  ju  fünfc 
lidf)  unb  ben  SluSbrudf  ju  gefdfjmücft.  3Rur  eine  itty 
nifd&e  93emerfung  ijt  es,  ba&  mir  bie  Ueberleitung  be3 
©afcüerbanbeS  Don  einer  ©tropfe  in  bie  anbere  ftörenb 


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329 


erfdjeint;  eine  ©tropfe,  bie  mit  „baü  nid;t"  auäfliugt, 
ift  niä)t  mefyr  tyrifcb,  baö  Reifet  fingbar.  21m  meiften 
fcaben  mir  jugefagt  unter  ben  3eitgebi<$ten  9Rr.  5  unb 

9tr.  8.  £afj  überhaupt  getr>iffe  3laturbilber  imb  ibre 

Sejie^uugen  jum  ©eifiigen  gerne  ttrieberfe^ren ,  f<$eint 
eben  üon  ber  geringen  9Wannigfaltigfeit  ber  ©egenftänbe 
fyerjufommen  unb  bewarft  ben  $tottfel,  ob  biefe  $)iAp 
toeife  ftdj  aU  anbauernbe  SebenSaufgabe  betören  fönue. 
6ie  toerben  immerhin  gut  t^un,  in  einer  ßeitf^rift 
ober  einem  SHmanacty  mittelft  ausgefragter  Stüde  bie 
öffentli^e  Stimmung  ju  er  formen,  nur  bin  idj  feit 
lauger  3«t  außer  SSerbinbung  mit  bettetriftifd^en  Slcte 
tern.  Qungen  SM^tern  bie  9iatimtät  ju  ft eilen,  au£ 
i^ren  (Srftltngen  ba3  3Raß  ifyrer  fänftigen  Seifhingen 
ju  beftimmen  unb  barüber  abjuurt^eiten,  ob  fte  int 
©ebränge  beS  poctifd;en  S)eutfd^Ianb§  ficfy  in  au£ge= 
prägter ,  ben  3SorbiIbern  tyrer  erften  SSerfudbe  enttoac^ 
fener  6igentyfimli$feit  tyerfcorftellen  toerben,  ift  ein 
mtfelicfyea  ©ef^äft.  befdjränfe  mid;  aud;  in  öor= 
Iiegenbem  galle  auf  ben  tootylgemeinten  9lat^:  bafe  Sie 
auf  eine  fefte  33eruf3ftettung  im  practifdjjeu  geben  unb 
auf  bie  @rtoeiterung  3#rer  Äenntniffe  unüerbroffen  Zu- 
arbeiten, ber  Sßoefie  als  einer  freunblidEjen  3u9a&e  ?u 
biefen  SSeftrebungen  fi<$  erfreuen  unb  mit  it;r,  ofyue 
fie  ängftlid)  aufjufucfyen,  fid>  gerabe  fo  toeit  unb  je  in 
ber  Stiftung  befestigen,  toie  Sie  fi$  bagu  toat;rl;aft 
innerlich  gebrungen  füllen*. 

$br  ergebender 
8.  U." 


uigiiizso 


330 


®em  Briefe  beä  Oberbibliot^efars  Sommer  in 
granffurt,  ber  Ut;lanb3  2Bünf d)en  auf  9Kitt^eilung  fcon 
Sutern  unb  $anbf<$rtften,  fotirie  feinen  Sitten  um 
2lu3funft  immer  auf  ba3  freunbli^fte  entfprod^en  ^atte, 
entnehmen  toir  einige  ©teilen: 

„Eben  erhalte  i<$  audjj  ben  jtoeiten  SSanb  öftrer 
S3olfölieber,  als  ein  fcon  3$nen  mir  beftimmteS  ©e- 
f<$enf.  möchte  ti  beffer  als  bur<$  guten  SSiffen 
üerbient  haben,  ©ene^migen  ©te  meinen  §erjlid?en 
©anf.  S)a  meine  greunbe  2Irnim  unb  Srentano  tobt 
finb.,  ba  ©örreS  anbere  Sahnen  verfolgt,  freut  es  mi<$ 
innig,  ba&  bod|)  nocfySemanb,  ber  jenem  frönen  Reibet 
berger  Äreife  na^e  ftanb,  Semanb,  ben  2lrnim  in  feinem 
Epilog  jutn  „©Unterhorn",  obwohl  o^ne  9tamen& 
uennung,  als  einen  ©egner  beS  erften  SSerfudfjeS  am 
ruft,  bafe  gerabe  ©ie  baffelbe  Unternehmen  gebiegener 
Dollenben,  als  eS  einer  jener  greunbe  üermod^t  hätte. 
£)a3  attereinjige ,  tuoran  idj>  mich  no<$  getoöhnen  mufe, 
ift  bie  ettoaS  pretentiöfe  SDrucfauSftattung.  " 

Urlaub  an  OberMMiothcfar  JBöhmcr  311  granlfitrt. 

Bübingen,  28.  October  1845. 

„Verehrter  £err  unb  greunb! 
£err  5ßrofeffor  Dieser,  belannt  mit  ber  freund 
Ii$en  görberung ,  bie  ©ie  meinen  ©tubien  angebeihen 
liefen,  ift  ber  SKeinung,  bafe  vielleicht  einige  3^ 
fcon  meiner  £anb  feinem  erneuten  2luftnnen  jur  Unter* 
ftüfcung  bieneu  fönnten.        felbft  fege  meinen  -Kamen 


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331 


ber  öffentlichen  2lufforberung  nur  bei,  bamit  audf>  aus 
hteftger  ©egenb  fi<$  mehrfeitige  Ztyilnafyme  an  einem 
Unternehmen  jeigen  möge,  ba3  auf  tätige  Beteiligung 
aus  allen  beutfchen  fiänbern  beregnet  ift.  @ben  in 
btefer  ^infid^t  mürbe  granffurt  vermöge  feiner  centralen 
Sage  fi<h  befouberä  gut  }ur  erfteu  ©ermaniften&erfamm= 
lung  eignen.  3n  rittet  größeren  ©tabt  treten  auch  bie 
Anfänge  eines  folgen  Unternehmend  geräuf^lofer  auf, 
bie  Seltener  berfelben  brausen  nid^t,  tt>ie  an  Heineren 
Orten,  mit  ÜuartierSlaft  unb  anbern  2lnfprü<hen  be* 
heiligt  ju  toerben,  unb  bie  SJtänner  ber  2Biffenf<haft 
fönnen  fidfj,  toeil  toeniger  bemerft,  um  fo  gefammelter 
t^rem  ßtoedfe  toibmen.  Soll  e3  aber  granffurt  fein, 
fo  toären  bie  2lufpicten  fe^r  ungünftig,  roenn  ©ie 
gänjlich  jurüdfftehen  toollten.  £)ie  ©a<$e  rnufe  fid^  freilidh 
erft  geftalten,  aber  fie  fann  mir  babur<h  bie  redete  @e* 
ftalt  gewinnen,  bafe  bie  Beruf  enften  §anb  anlegen. 
3n  freunbf<haftli<her  £o<$achtung 

3ht  ergebender 
2.  U." 

9laä)  fttlfoerlebtem  SBinter  führte  ba3  Bedangen 
nad;  BertooBftänbigung  ber  BolfSlieber  Uhlanb  toieber 
auf  bie  Steife.  3uerft  lieber  na<h  Dürnberg,  bann 
nach  Bamberg,  too  er  an  bem  Sßrtoatgelehrten  fetter 
eine  ihm  fehr  fchäfcbare  Befanntfchaft  matyte,  unb  in 
ba3  ganj  üereinfamte  *pommer3felben,  wo  ein  ©dhlofe, 
im  Berfaißer  ©tyl  gebaut,  bem  ©rafen  ©<hönborn  ge-- 
hörig,  eine  toerth&oUe Btbliothel  unb  ©emälbefammlung 


uigiiizso 


332 


enthält.  2ßie  in  einer  ©iußbe  verborgen,  nurb  e$  tool;t 
bef#alb  auä)  feltener  befudbt.  $ort  loermetfte  er  mit 
feiner  grau  mehrere  Sage,  eifrig  mit  2lbf<$reiben  betraf: 
tigt.  @ine  streite  Keine  Sieife  mit  grau  unb  ^Pffegefo^n 
in  ben  Sdfjtoaratoalb,  nacfy  SCriberg  unb  2Wer§eiligen,  galt 
juerft  mefyr  bem  9iaturgenuf$ ,  bann  aber  ging  er  nodj 
allein  heiter,  ben  £anbfd)riften  na$,  unb  berietet  ben 
in  bie  Jpeimatf?  jurüdgefe^rten  Steifegenoffen  toie  folgt: 

©trafjburg,  Sonntag,  26.  Sult  1846. 

„Siebfte  @mma! 
©eit  tüir  uns  bei  Osenau  trennten,  mar  iä)  fo 
raftlo^  auf  gafyrt  unb  SBanberung,  bafe  ity  midjj  nid;t 
jum  ©(^reiben  nieberfe|en  fonnte.  gür  meine  ßiebcr= 
forfdjungen  l)at  fidfj  nid^t  eben  Sebeutenbeä  ergeben 
unb  bie  SMbliot^ef'en  toaren  rafdf)  abgemalt ,  bo$  traf 
id;  in  Äolmar  eine  nodf)  unbe!annte  3)ieifterfängerfa^ung 
unb  mit  ber  bortigen  33tbliot$ef  ift  eine  merftoürbige 
(Sammlung  altbeutfdfjer  Silber  vereinigt.  $e  weniger 
mtd)  bie  ©ele^vfamfeit  bef dfjäf tigte ,  um  fo  mefyr  natym 
id)  9lnla6 ,  ba£  uafjeliegenbe  ©ebirg  eitt>a3  netyer  fennen 
ju  lernen.  5Dret  ©äuge  machte  ity  auf  biefeS;  ben 
einen  von  Äolmar  au£  ju  ben  brei  alten  SSurgen  Don 
sJtaM)ott£toetler,  ben  anbern  üon  ©d^Iettflabt  nadb  ber 
$od&Wnig3burg ,  ber  grofeartigften  Burgruine  in  ben 
S3ogefen,  ben  britten  gleid^faHö  von  ©d^Iettftabt  auf  ben 
öbilienberg.  Sitte  brei  geteilten  reiben  ©enufe  an 
^errtidjer  9ia^  unb  gernfid&t,  foroie  an  gef<$t$tli$en 
(Erinnerungen.   33on  ben  trübem  ©töber  in  Wltyh 


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333 


Raufen  toar  t<h  für  ben  ganjen  äßeg  mit  (Empfehlungen 
an  efcangelifcbe  ©eifiliche  ftohl  Derlen,  bei  benen  id) 
gaftlid^e  Slufnahme  unb  angenehme  Begleitung  fanb, 
aud;  bienen  mir  biefe  Empfehlungen  nodj  ;tt  neuen 
Sefanntfd&aften  in  ©tra&burg.  S)ie  ©ebirgegegeuben 
unb  Stu^fid^ten  haben  2lehnlichfeit  mit  benen  fcon  £ris 
fete,  ber  SäJtabcuburg  unb  bem  2>rad)enfel3.  Söenn  id; 
biefcntal  ©eine  thetlnehmenbe  ©egentoart  fcermifete,  fo 
mu&te  miä)  bie  ßrtoägung  tröften,  bafc  e3  ©ir  bei  ber 
großen  §i|e  fehr  befdfjtoerlich,  jum  Xfyeil  faft  unmöglid; 
getoefen  fein  toürbe,  bie  leiten  S3ergpfabe  ju  erfteigen. 
ßier  tocrbe  ich,  ba  am  Sonntag  bie  Sibliothef  nicht 
jugänglich  ift,  toohl  aber  93efu<$e  gemalt  »erben  Uttum, 
noä)  ben  morgigen  3Jtontag  ju  verbleiben  haben.  2Birb 
mir  ntd;t  geraten,  noch  einen  2lbfte$er  nach  Hagenau 
511  machen,  fo  fann  id;  um  bie  SJlitte  ber  Sßodje  jurüd 
fein,  ettoa  gleichfalls  über  greubenftabt ;  bo<h  fann  id) 
©i<$ere£  in  biefem  Slugenblide  noch  nicht  bejiimmeu. 

hoffentlich  ift  auch  eure  Steife  gut  abgelaufen  unb 
©ein  Stufenthalt  bei  ©<htoefler  SRide  ein  angenehmer 
getoefen.  ©a  ©u  benfelben  nur  big  SDlontag  ober 
©ienflag  auäbehnen  toollteft,  fo  fann  td>  biefen  Srief 
nur  nach  Bübingen  abgeben  Iaffen.  -Kapers  ©treiben 
hab'  iä)  hier  auf  ber  Sßoft  abgelangt  unb  bin  ihm  bafür 
mit  beftem  ©rufje  banfbar.  ©u  felbft  fei  innig  gegrüßt, 
i<h  freue  mi<$  fehr  auf  bas  SBieberfehen  unb  ben  mfiitb« 
liefen  2lu3tauf<h  unfern  Sletfeerfahrungen. 

5D?it  treuem  öerjen 

©ein  2." 


uigitizeo 


334 


Erinnerungen  an  biefe  9teife  finb  audfj  nieber* 
gelegt  in  einem  33rief  Urlaubs  fcom  folgenben  3>a§r  an 
©.  Sßfijer,  morin  er  ©rhmbigungen  toegen  atoedtmäfeiger 
®inri$tung  eines  SfaSflugS  in  biefelbe  ©egenb  ein- 
gefyenb  beantwortet. 

Urlaub  an  ©uftnto  <Pfijer, 

„6S  fyut  mir  leib,  bie  Anfragen  ©einer  lieben 
$rau  in  Sejietyung  auf  eine  Steife  in'S  ©Ifafc  nur  $öd;ft 
ungenügenb  beantworten  ju  fönnen.  Sötern  2luSflug 
batyin  im  vorigen  ©ommer  würbe  fo  raf<$  bef<$loffen 
unb  ausgeführt,  baf$  iä)  lieber  mit  #anbbu<§  nod) 
Äarte  nerfe^en  war,  unb  id>  weife  au<$  ni<$t,  ob  es 
überhaupt  einen  compenbiöfen  SBegweifer  für  jene 
©egenb  gibt. 

 Qu  3Jtütytyaufen würben  bie Srüber  ©töber 

burdf)  einen  99efud&  t>on  SDir  fe^r  erfreut  werben  unb 
fönnten  jur  SBeiterreife  guten  9tat§  geben;  wenn  5Du 
fie  befu^ft,  grüfee  fie  bo<$  mm  mir !  Son  3Jtüp&aufen 
aus  Wirb  ft$  bie  furje  gafyrt  tiaü)  S^ann,  beS  bortigen 
SJtünfterS  wegen,  wo^l  lohnen,  iä)  felbft  fam  ni<$t 
ba^in.  3n  Äolmar  befinbet  fi<$  auf  ber  Sibliotfyef 
eine  fe^r  fe^enSWeri^e  6ammlung  altbeutfd^er  Silber, 
meift  t)on  Martin  ©cfyongauer;  au<§  bie  £aupt!ird&e 
6ejt$t  eines  feiner  bebeulenberen  Silber.  SSon  ber 
Station  Sttbautritter  (ju  beutfd^  Stappoltswetfer)  gelangt 
man  mit  bem  Omnibus  in  furjer  grifi  nadj>  bem  <&täbU 
cfjen  biefeS  3tamenS  unb  fann  bon  ba  bie  brei  SRappolt- 


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335 


fietner  Surgen  befteigen,  bie,  für  fi<$  merftmirbig,  au<f) 
eine  treffliche  2lu8fi<$t  gettctyren;  in  einer  Sergfd;Iuc$t 
liegen  bie  krümmer  be3  ßircf)lein8  am  2)ufenba$,  tr>o 
bie  ©pielleute,  beren  Äönig  ber  £err  ton  SRa^oItftein 
war,  i§re  Jahresfeier  begiengen.  Su  *>en  Surgen  mu& 
man  Dorn  ©täbtd&en  aus  einen  SBegtoeifer  nehmen,  ber 
bann  au<$  über  ben  Äamm  beS  SBalbgebirgeS  hinüber, 
jur  ^odtjfönigSburg,  einer  fcormaltgen  SBefte  ber  §o$ens 
[taufen,  ber  größten  Burgruine  im  ßlfafe,  lieber  mit 
ausgebreiteter  geruftd&t,  unb  fcon  ba  hinunter  na<$  ber 
Sa^nftation  6t.  £iwotyte  (gölten)  führen  fann.  Jen* 
feitS  ©d&lettftabt,  fcon  ber  Station  Sarr,  bringt  ber 
Omnibus  in  ein  Seitental  jum  ©täbtcfjen  Sarr,  üon 
roo  aus  man  ben  berühmten  öbilienberg  befteigt.  35ie 
oerfd^iebenen  bebeutenben  2lu$fi<$t$punfte  gehören  bodfj 
in  ber  #auptfa$e  baffelbe  großartige  Silb,  rüdtoärtS 
bie  Sogefen,  Dorn  hinaus  baS  £ügellanb  unb  bie  ebene, 
mit  Surgen,  ©täbten,  bem  glänjenben  fiaufe  be£  Styein* 
ftromS  unb  jenfeits  bem  ©c§tt)arjtoalbgebirge.  Steigt 
bie  Seit  ttid^t  ju  3Jte$rerem,  fo  ftnirbe  i<f>  üorjugSs 
toeife  jum  Dbilienberge  ratzen.  S)er  fdt)öne  SBeg  burdfj 
bie  3Mber,  bie  bebeutenbe  $ö$e  be£  SergS,  ba$  9ßon= 
nenflofier  mit  ber  SGßattfa^rt,  bie  feltifcfyen  Steinums 
Regungen,  beim  £erabfteigen  bie  Surgruine  Sanbsberg, 
audf?  ber  2lnblidE  auf  bie  furdfjtbare  Saurenfd&lac^tftätte 
t>on  ©<$ertt>eiler,  SlUeS  malerif<§,  tegenbarifd^,  ^iftorifd^ 
bebeutfam.  3n  Sarr  toäre  too^I  aud&,  unter  allen 
biefen  fleinern  ©täbten,  baä  befte  Nachtquartier ,  in 
bem  ©aft^auS,  fto  ber  DmnibuS  anfährt  unb  fto  man 


uigiiizso 


336 


and)  mit  einem  SBegtoeifer  toerfefjen  nrirb,  bei  einer 
\)bd))t  riit;rtgen,  altem  SBirt^frau. 

SneffeitS  be3  StyeinS  bift  <Du  too^l  fc$on  bei  beu 
Sinifferfälleu  öon  Allerheiligen  getuefen,  bie  toir  im 
vorigen  Sommer  t>on  Osenau  aus  mit  großem  (Senuffe 
befugten. 

2)Zeine  grau  griiftt  mit  mir  ^erjli^,  toir  freuen 
uns,  bafj  %f)x  nun  uubeforgt  eine  6rf>olung§reife  an- 
treten fönnt  unb  nriinfdjen  6u$  baju  ben  golbenfteu  j 
Senneufdjetn.    9lu  *ßaul  unfern  fyerjlidjen  ©rufe.  j 

$ein  j 

2.  It^Ianb." 

Xübinöen,  24.  Sunt  1847. 

• 

S)en  Sßinter  über  befestigten  Urlaub  Arbeiten 
jur  „e^njäbif^eu  ®agengefcfyid?te"  unb  biefen  ent= 
fprangen  aud;  bie  jiuei  Stomanjen  „©er  Ser^enfrieg" 
unb  „Skr  lefcte  sßfaljgraf". 

Als  Urlaub  im  (September  1840  ber  ©ermaniften; 
uerfammlung  antootynte,  hmrbe  itym  bie  lang  erfeljnte 
perfönli^e  33e!anntfd?aft  ber  ©ruber  Safob  unb  SJÖil^elm 
©rimm,  mit  benen  er  fcfjon  feit  längeren  Sauren  ©riefe 
getoedtfelt  hatte.  @3  tt>aren  glücflidje  £age,  bie  er 
bamalS  in  granffurt  verlebte,  er  fyxt  i^rer  oft  mit 
^reuben  gebadjt.  SDer  3eitf$rift  SDiutiSfa  fcom  26.  SRot). 
1862  entnehmen  mir  au£  einem  SSortrag ,  ben  SDoctor 
£l;eobor  Ereijena<§  bei  einer  ©ebäcfytnifcfeier  be3  Sieben 
franje^  ju  Urlaubs  2lnbenfen  gehalten  $at,  ba3  %oU 
genbe: 

,,©e<$jefm  $a$re  ftnb  e3,  ba  fa^en  ttir  tyn  in 


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337 


tmferem  Äaiferfaal,  geehrt  unter  ben  -Dtetftern  ber 
beutfd^en  gorf^ung,  §o<f)aufmerfenb  auf  ber  Slnbereu 
Sßort,  am  työ^ften  aber,  trenn  ba3  2Bort  ein  freies  toar. 

Unb  am  2lbenb  be£  £age£  fpra<$  er  üor  bemfelbeu 
herein,  ber  tiefender  üeranftaltet,  ben  benfttmrbigen 
6pru$,  ber  un£  im  ©ebcufytnifc  geblieben  ift:  „„üffienn 
ber  grü^Iingötüinb  ge^t,  fnofpet  bie  Saat,  wenn  ber 
§erbft  fommt,  fdOiefeen  bie  Trauben,  toenn  bie  flamme 
auäbre^en  fott,  fommt  e£  au£  allen  Sfii^en ;  unb  aU 
biefen  3Jiorgen  im  ©aal  baä  SBort  grei&eit  genannt 
ttmrbe,  ba3  gieng  ja  nrie  ein  Sauf f euer  bur$  bie  3Ser^ 
fammlung  unb  man  meinte,  bie  alten  ßaifer  tollten 
au£  i^ren  Stammen  bringen."" 

SBeitet  unten  bemerft  #ert  ©reijena^,  bafe  Urlaub 
e£  getoefen  fei,  ber  bie  SBa^l  $afob  ©rimm£  jum  33or* 
ftfcenben  angeregt  §abe. 

Qafob  ©rtmmS  Sßerfe  ftanben  immer  auf  U^lanbä 
£<$reibtif$,  fein  an  ba£  2lrbeit3jtmmer  anfio&enbeS 
Su^erjimmer  fear  i^m  für  biefe  inerten  e^äfce  f<$on 
}u  entfernt. 

SSon  Dr.  3Kaw>e£  toaren  Urlaubs  auf  ba§  Siek 
retdjfte  als  ©äfte  aufgenommen  toorben,  eine  33efannt= 
fcfwft,  bie  in  ernfteren  Sagen,  im  ^a^re  1848  ft<§ 
no<$  fefter  fnüpfte. 

©rofc  ioar  UfylanbS  greube,  al&  3»afob  ©rimm 
)iö)  entf^tofc,  na<$  ber  ©ermaniften&erfammlung  mit 
ifym  naä)  Bübingen  ju  reifen  unb  toenigfteng  einen 
Sag  unter  feinem  ®a$e  aufbringen;  nur  ^ätte  er  ben 
tr»ert^en  ©aft  gar  ju  gern  über  bie  nal;e  £erbftfeier 

U&lanbäfie&en.  22 


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338 


bei  fid)  behalten,  um  and)  ben  Sübmger  greunben, 
bie  jefct  noä)  in  ben  gerien  toaren,  bie  greube  feiner 
93efauntid)aft  ju  t>erf Raffen;  ©rimm  fonnte  aber  ni<$t 
länger  fcermeilen. 

3acob  ©riutm  an  Uljlanb. 

Berlin,  13.  3uli  1847. 

„@e  n?irb^nen,  &ere$rter  greunb ,  toie  mirtoon 
Bresben  aus  bie  (Stnlabung  jugefommen  fein,  über 
einen  $>i<$terprei§  ju  entfd&eiben ,  ber  fcon  Stiebge  ober 
)tt  StiebgeS  Slnbenfen  geftiftet  korben  ift.  ©oI<^  ein 
Urteil  vermögen  Sie  nun  toeit  nötiger  }u  fällen  als 
iä).  Wlix  ift  ber  ©ebanfe  gefommen,  ob  hrir  niefit 
benfelben  Syrern  CanbSmann  3JlßriFe  jtttoenben  follten. 
SBor  einiger  Seit  la§  i<$  feine  3bpHe  Dorn  SBobenfee 
mit  SBo^lgef  allen  (ift  ber  gute  Spafe  mit  ber  im  SBalbe 
fttöttifö  angefteüten  £o<$jeit  in  f<$ttäbifdfjer  SolfSfitte 
gegrünbet?).  3Üenn  Sie  meiner  2tnfi$t  finb,  fo  melben 
Sie  mir'3,  ober  geben  Sie  nod?  SeffereS  an;  benn  i<$ 
folge  Sftnen  billig. 

Seit  Sie  mid)  vorigen  §erbft  jum  Stiibinger  $0)1- 
fyauä  geleiteten,  Ijabe  idf>  Sie  nodfj  oft  in  ©ebanleu 
gefe^en.  ^m  ^ßofttoagen  fa&cn  nur  brei  toürttembergif^e 
Sdjulmeifter,  bie  nichts  fcon  3&nen  tou&ten. 

Unterbeffen  bin  iä)  nidjt  faul  geirefeu  unb  £at»e 
fdjon  ben  erften  £l)eil  meiner  @ef<f>i<$te  ber  beutf^en 
Spraye  gebrudt  t»or  mir  liegen,  t>on  ber  iä)  3£nen 
rebete.    gr  foH  aber  erft  ausgegeben  merben,  traun 


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339 


au6)  ber  jtoette  aoHenbet  fein  nrirb,  unb  bi«  ba^in 
roerben  Sie  fi<$  f<$on  gebulben. 

3>ie  $erjli<f)ften  ©rüfce  an  ©ie  unb  Qftre  grau. 

Qacob  ©rimm." 

ltylanb  an  3acob  ©rimm. 

Xübingcn,  22.  3ult  1847. 

„33ere$rtefter  greunb! 

2luf  ba«  ©(§teb«ri<$teramt  für  bie  $ret«fttftung 
}u  SEiebge«  Sfabenfen  glaubte  iä)  feiner  ßeit  t)erjidf?ten 
ju  müffen,  toeil  iä)  ber  frönen  Siteratur  ber  lefeten 
fünf  ^a^re  ni<$t  fo  gefolgt  bin,  toie  e$  ber  toielumfaf- 
fenbe  §.  18  beS  Statut«  ju  forbem  f<$ien.  ©onft  tonn 
idfj  über  bie  %tyUe  t>om  Sobenfee  mellei<$t  am  unbe? 
fangenfte'h  miä)  äußern,  inbem  iä)  bie  SBorte  beife|e, 
bie  i<$  unter  bem  frifdfjen  Sinbrucf  be«  erften  Sefen« 
an  SJlörife  fcfyrieb.  „„(£«  fjat  mir  lange  ni<$t«  fo  un= 
getrübten  poetif  d&eu  ©enufe  gemalt,  ©in  fo  treffltdj 
gelungene«  Söerf  mujs  ju  weiteren  Suft  unb  9Jtul£ 
geben.  Siebten  ©ie  rüftig  fort,  fo  lange  3$nen  biefe 
gtücElidje  ©ttmmung  toaef)  ift !  ©ie  ^aben  fidfj  in  unferer 
unmüfcigen  fteit  ben  ^rieben  ber  $oefte  getoatyrt,  ol)ne 
tyn  bod)  in  ibealer  gerne  fu$en  ju  müffen,  er  lag 
3$nen  nätyer  in  ber  innerften  2Birfli<$feit  be«  SSoH^ 
leben«  unb  *Bolf«gemüt^."" 

3)iefe«  lebenbige  ©efü^l  für  bie  feinere  ©eele  im 
3SoIf  berührt  fi$  vpo^I  audj)  mit  ben  „tyityeren  geiftigen 
Sntereffen  ber  3Kenfdt$eit,"  toofcon  ba«  ©tatut  fprid)t. 


340 


SDtörife  liefe  fdjon  toor  einigen  3<$ren  toegen 
Äränlti^Ieit  mit  einem  otyne  3^^fel  geringen  9tutyes 
geaalt  fcom  Pfarramt  entbinben.  @r  lebt  in  5Hergent- 
I)eim  an  unferer  fränfif^en  ©renje,  unb  foll  fi<$  neuere 
lid;  fefyr  leibenb  befinben.  (Sin  ©onnenblicf  ber  3fo* 
erfennung  nrirb  tym  too^l  t^un.  glaube  faum, 
bafe  ber  Inftigen  §od?jeit  im  Söalb  eine  SMfefitte  ju 
©runbe  liegt,  fie  f^eint  mir  einer  bem  $)i<$ter  eigen= 
tf;ümltd)en  Stiftung  ber  $$antafte  anzugehören. 

35afc  ©ie,  fceretyrter  greunb,  toenigftenä  £ag  nnb 
3?ad^t  unter  meinem  SDa$e  teilten,  too  Sie  bo<$  längft 
ein$eimif<§  finb,  ift  mir  ein  bauernber  ©ettrinn.  SBäre 
i$  nur  im  ©tanbe  getoefen,  ©ie  länger  feftju^alten, 
unfere  Umgegenb  hätte  bodj  einiget  Slnjie^enbe  bieten 
tonnen.  (Seien  ©ie  tocn  meiner  grau  unb  mir  ^erjli^ 
gegrüfet.  S)em  raffen  gortf^ritt  Styreä  neuen  SBerfeS 
meine  beften  ertoartungSfcoUften  2Bünf<$e. 

S)er  irrige 
S.  IX. 

SBaS  finb  benn  bie  Tuwinge,  toenn  ni<$t  Sin- 
gehörige  be£  nod)  ni$t  lautt>erf<$obenen  Ziu,  (Tys- 
aettüngar)  attemannifd^e  Cyuvari." 

Hermann  Stteier  au«  Sremen  an  tUjlanb. 

Bremen,  24.  3uli  1847. 

„£odjt)erehrter  §err! 
SDie  SJeranlaffung  ber  gegenwärtigen  W 
eine  freunblt^e  Sitte,  bie  iö)  in  meiner  Sljfocte»  unb 


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341 


meinem  Flamen  toorjutragen  £abe,  nämlich  e3  gütigft 
genehmigen  ju  tüoffen,  ba§  tüir  einem  nenen  S<J)tffe, 
n?elc^eg  tüir  augenblidf  lief)  erbauen  laffen,  S^ren  gefeierten 
Flamen  geben ;  tüenn  gleich  tüir  Äauf  leute  uns  in  unf  erm 
trielbetüegten  Seben  nicht  fo  ben  SDiufen  treiben  fönuen, 
roie  manchmal  ©rjiehung  unb  Steigung  unä  üeranlaffen 
würben,  fo  möchten  tüir  perfönli<h  bo<h  gerne  einen 
SetüeiS  geben,  tüie  fetyr  tüir  ben  beulen  SDidfjter  unb 
freien  beutf<$en  OKann  ehren  unb  §o<$f<$ä$en,  unb 
hoffen  beähafb,  bafe  Sie  unfere  Sitte  gütigft  gehören 
werben.  2)er  Ublanb  ift  jur  ga^rt  }tüif<hen  fyex  unb 
9Rett)=DrIeane  beftimmt  unb  tüürbe  e3  uu$  lieb  fein, 
'  menn  Sie  fid)  pcrfönlic^  überzeugen  tonnten,  ob  baä 
Sdhiff  al£  folcheä  tüürbtg  fei,  öftren  tarnen  ju  tragen; 
foHte  un£  biefeS  Vergnügen  ni<$t  vergönnt  fein,  fo 
mftffen  Sie  [ich  fchou  mit  unferer  SBerficherung  begnügen, 
bafc  tüir  e£  in  jeber  «öinfidjt  fc^ön  unb  tü<$tig  ju  er; 
bauen  ftreben;  e3  ift  bi£  jefct  ba£  größte  Schiff,  tüelche§ 
eine  beutf^e  glagge  fü^rt  unb  tüirb  berfelben  ^offent= 
liä)  ©h**  machen. 

@3  tüirb  6nbe  näd)ften  ober  2lufaug  be$  folgenbeu 
3ttonat3  toom  Stapel  gelaffen  unb  tüirb  feine  erfte  §al;rt 
cttüa  am  1.  October  antreten. 

Snbem  idh  mich  ^f)tex  %™u  ©emahlin  beftenS  ju 
empfehlen  bitte,  üerharre  id^  mit  auSgejeichneter  §odE); 
ad^tung 

ergebener 
^ermann  9Iteier." 


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342 


Uljlanb  an  £errn  SJleier. 

Xfibingen,  9.  2luguft  1847. 

„£odbgeetyrter  £err! 

3&r  freunbltc§e£  S<$reiben  t>om  24.  fcor.  3Jtonat3 
ift  £ier  angefommen,  toctyrenb  iü)  auf  einer  Sftetfe  mi<$ 
befanb;  i<$  bitte  baintt  bie  terfyätete  ^Beantwortung  für 
entfdjulbigt  ju  galten. 

Sie  ^aben  mir  eine  gänjltdj  überraf^enbe  ©fyre 
jugebacfyt,  inbem  Sie  Syrern  neuerbauten  @eef<$iff 
meinen  9iamen  mitgeben  trollen.  3$  meinest^eilS  bin 
für  biefen  neuen  auSgejetdjneten  SetoeiS  ber  freund 
fdjaftü<$en  ©eftnnung  3#nen  unb  öftren  üere^rteu 
2tffoci6£  t?on  $erjen  banfbar  unb  tonn  nur  tt>ünf<$en, 
bafe  ber  9iame  bem  ftattli^en  gafyrjeuge  jur  guten 
3?orbebeutung  gereichen  möge.  -Keine  ga^rt ,  bie  freu 
ü<$  nt^t  auf  bem  grofeen  Söeltmeer  gieng,  ^at 
tuofjl  mitunter  etmaS  ftürmif^  angelaffen,  bann  ift  aber 
audj  tüieber  griebe  geroorben  unb  es  ift  fortoä^renb 
mein  Seftreben,  tii$t  o^ne  einigen  SebenSertrag  für 
mid)  unb  2Inbere  in  ben  $afen  einjulaufen.  3#neu 
unb  ben  S^rtgen  unfere  beften  ©rüfee! 

3n  aufrichtiger  greunbfdjaft  unb  §odjf<$ä$ung 

3^r  ergebenftet 
2.  U." 

3m  3uli  toar  U^lanb  in  3)lün$en,  um  bie  St= 
bliot^ef  ju  benüfcen,  unb  im  September  machte  er  mit 
grau  unb  ^flegefo^n  eine  ©cfctoeijerreife.   3n  3firi$ 


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343 


työrte  er,  bafc  am  folgenben  £ag,  am  Sonntag,  eine 
grofee  aSolfS&erfammlung  beS  ganton  6<$wt)  j  am  Sflotl;en- 
tfyurm,  einige  ©tunben  Dorn  Süxify&ee  entfernt,  ge= 
galten  werben  werbe.  Set  feinem  grofcen  ^ntereffe  für 
bie  äJiitbetfyeüiguug  be3  33olfe3  an  ben  öffentlichen  An- 
gelegenheiten fonnte  er  bem  Verlangen,  biefem  Slfte  ber 
Solföfoutoerainetät  anjntüo^nen,  ni<$t  wiberfte^en  unb 
üerabrebete  gegen  benStatfy  feinet  alten,  treuen  greunbeS, 
^rofefforßaSparfconCrelU,  mit  einigen  3ürid&er  iperren, 
bie  er  im  ©aftyof  traf,  auf  ben  frühen  ©onntagmorgen 
eine  gatyrt  }um  ©dfjauplafc  ber  Serfammlung.  OreBt 
begrüßte  am  ©onntag  bie  in  Süxiä)  jurütfgebliebene 
§rau  mit  ben  SBorten:  ^Stlfo  ma<$t  Urlaub  wirftidj 
ben  tollen  Streif,  er  fann  Silage  genug  befommen!" 
Um  3Hitterna^t  fam  aber  Urlaub  tüo^Ibe^alten  t)on 
ber  gewagten  gafyrt  jurücf,  unb  obwohl  il;m  ber  33e- 
fcfylufc  ber  SBerfammlung :  ben  ©onberbuubsfrieg  ju 
beginnen,  fd&le$t  gefallen  mufcte,  fo  war  i^m  bie  Slrt 
ber  aSer^anblung  unb  ba3  Auftreten  2lbiberg3  bod?  als 
ein  impofanteä  ©d^aufpiel  erfd^ienen. 

2)amal$  fonnte  Urlaub  no$  nidfjt  a^nen,  bafj 
ba»  nackte  %af)x  aud;  in  2)eutf($lanb  SSoIf^üerfamm-- 
lungen  unb  39erat^ungen  bringen  werbe.  Seiber  ift 
auö  ihnen  nid^t  eine  feftere  Bereinigung  ber  beutf(|en 
Staaten  fyer&orgegangen ,  wie  e£  in  ber  ©d^weij  nad? 
bem  ©onberbunbäfrieg  bodjj  noch  ber  %aU  war! 


Uigitizsd 


IX. 


i(t)lani>  als  Vertrauensmann  in  Jrankfnrt.  Äljeil- 
naljmc  an  ber  ttationalnerfammlung.  (Einberufung 

jum  $taatsijerid)tsl)of. 

1848—  1850. 

9laä)  neun  friebet»oIIcn  Sauren,  bie  U^Ianb  feinen 
gorfcfyungen  getoibmet  fcatte,  braute  ber  gebruar  1848 
mit  ber  franjöftf<$en  Stefcolntion  grofee  Aufregung  für 
ba3  Sittgemeine,  unb  für  ityn  eine  völlige  Unterbrechung 
feiner  Arbeit.  ' 

SBon  ben  Tübinger  SKitbürgern  baju  aufgeforbert, 
trug  Ufylanb  am  2.  SDtärj  in  bem  großen  SCübinger 
SReit^aufe  t?or  einer  fe^r  safylreidfjen  3SerfammIung  Don 
bürgern,  ^rofefforen  unb  ©tubenten  eine  Slbreffe  an 
ben  ftänbifdjeu  2lu3f$u&  t>or,  tt)et<§e  als  ba$  ©runb* 
gebred&en  beä  beutfd)en  ©efammttoaterlanbeä  bejeid&nete, 
baf*  bie  fcolfömäfnge  ©runblage,  bie  freie  ©elbftt^ätig* 
feit  be8  SSolfe^,  bie  3Jtittmrfung  feiner  @inft<$ten  unb 
©efinnungen  bei  berSeftimmung  feinet  ftaatlidfjen  Sebent 
fe^le,  unb  ben  Antrag  fteHte :  ber  2tugf$ufe  möchte  bie 


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345 


atebalbige  @inberufung  ber  vertagten  Stänbcnerfamm- 
Iung  ücranlaffen.  @r  bezeichnete  lieben  fünfte  für  i^re 
i,eratbung:  1)  SluSbilbung  ber  ©efammtoerfaffung 
2)eutfchlanb3  im  Sinne  eine«  SunbeSfiaatS  mit  Ser* 
tretung  burch  ein  beutfche«  Parlament;  2)  aBgemeine 
<Bolfäbett>affnung ;  3)  ^refefretyeit  im  tollen  Umfang, 
gemäfe  bem  §.  28  ber  93erfaff ungSurf nnbe ;  4)  Stuf* 
Hebung  ber  93efchränfung  ber  Vereine;  5)  bottftänbige 
Durchführung  beS  ©runbfafce«  ber  Deffentlichfeit  unb 
üRünbti^feit  ber  Rechtspflege;  6)  toottfiänbtge  £erftel* 
Iung  ber  Selbfifitänbigfeit  ber  ©emeinben  unb  SBejirf^ 
fötperfchaften;  7)  9tetnfion  ber  SerfaffungSurfunbe  nad) 
ben  gemalten  Erfahrungen  toährenb  ihres  28jährigen 
SeftehenS,  namentlich  jum  3^e*  bet  ^erfiettung  einer 
ungemif<$t  au«  bem  Solfe  ^eröorge^enben  äbgeorbneten* 
fammer. 

3Me  Säbreffe  f ^liefet  mit  ben  2Borten:  „2öir  ent= 
gelten  uns,  bie  einseinen  Anträge  ausführlicher  ju 
begrünben;  fie  betreffen  ©egenfiänbe,  bie  einer  beut 
fdjen  ©tänbefcerfammlung  toohlbefannt  finb,  unb  mir 
fefcen  toorauS,  bafc  ber  9tuf  ber  Seit,  tote  er  uns 
ergriffen  ^at,  auch  an  bie  £erjen  ber  SBolS&ertreter 
unb  ber  Seiter  beS  Staats  vernehmlich  gefd&lagen 
^abe." 

9Rtt  ©egeifterung  tt)arb  ber  Vortrag  angehört  unb 
bie  Stöfenbung  ber  SHbreffe  befchloffen,  treidle  noch  am 
gleiten  £age  mit  1011  Unterfdjriften  nach  Stuttgart 
abgieng. 


346 


$emt  Stbgeorbueten  Dr.  2)uucrnotj  in  Stuttgart. 

„Sieber  2)ut)emot)! 

§ier  ge$t  bie  Stimmung  uad;  SDfafe  unb  ©egen^ 
ftanb  bereite  über  ba£  £tnau3,  tooju  fte  am  £)onnerftag 
bur<$  bie  ©ingabe  an  ben  ftänbif^en  SfluSfdfjufe  jufam- 
mengeljalteu  toerben  fonnte.  (S<$on  bamalä  unb  glei<$ 
nadlet  würben  Slnträge  auf  bie  Sttuflöfung  ber  jefcigen 
gtänbetoerfammlung  unb  (Sntlaffung  be$  SDiintfteriuma 
genninfdfjt,  fcorerft  aber  burd)  bie  6rtt>ägung  beseitigt, 
bajs  bie  Regierung  in  biefem  Slugenblidfe  bur<$au3  ton 
ben  Kammern  umgeben  fein  muffe,  bafe  bie  anbringenben 
33egefyren  be3  3Solf£  eben  \t%t  ein  gemeinfameS,  t>er* 
faffungSmäfeigeS  Organ  er^eif<$en  unb  bie  einjuberuf enbe 
Vertretung  toieHeidtjt  fdfjon  aU  eine  toertoanbelte  tt>ieber= 
fe^ren  werbe.  S)ie  Semegung  in  ÄarlSru^e,  bur<$ 
©erüd^te  nodj)  übertrieben,  bie  nur  proöiforifd^e 
2luf^ebung  ber  ßenfur,  bie  $inau3fd|)iebenben,  wenig 
eingefyenben  ßrwiberungen  an  ben  SfoSfcJjujs,  ba£  geftern 
üerfünbete  ÜDfanifeft  otyne  politif<J)en  Snfyalt  &aben  bie 
Aufregung  fortwityrenb  gefteigert.  2>er  fü^leSKinifteriak 
ertafe  im  heutigen  platte  wirb  fie  nt<$t  bämpfen,  fo 
wenig  aU  bie  ergangene  Äanjteifeuerorbnung,  Unb 
au$  ^eute  wieber  feine  (Einberufung  ber  Äammem. 

3Birb  dasjenige,  Wa3  man  geben  nrill  unb  auf 
bie  3)auer  bo<$  ni<$t  vorenthalten  fann,  wirb  e3  nify 
unfcerjögert,  rüdfyaltloS,  ftar  unb  fcoüftänbig  gegeben, 
werben  bei  weitf<§i$tigem  ©egenftänben  nidf)t  wenigftena 
bie  ®runbfä|e  üoß  unb  unwiberrufltcf)  ausgeflogen 


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317 


f j.  bei  beut  Slntrag  auf  9lemfion  ber  SBerfaffung«- 
urfunbe  ber  ©runbfafc  einer  reinen  33olfsfanuner,  biefe* 
bringenbe  öebürfnife,  biefeS  billigfte  Verlangen  ber 
Söegräumung  einer  fonftituttoneDen  Abnormität) ,  fo 
fällt  ber  tieffte^enbe  2Bärmemeffer  be$  Vertrauens  jeben 
Zaq  noä)  tiefer,  bie  SBertoirrung  fteigt  unb  bie  33er; 
Künftigen  totffen  utd^t  metyr,  foad  fie  ben  Unvernünf- 
tigen fagen  foHen. 

S)tr,  lieber  greunb,  ift  e3  toofcl  burdO  Stellung 
unb  $perfönli$feit  vor  Stnbern  möglich,  ein  unumtoun= 
beneä,  nrirtfameS  SBort  an  ber  regten  ©teile  §u  fpred^en. 

SPttt  ^Itd^em  ©rufce 

Sein 

8.  U&lanb." 

lübingen,  5.  9Här5  1348. 

Itylonb  an  yanl  $fljcn 

Bübingen,  7.  9Rär§. 

„ßieber  Sßfijer! 
©eftern  roaren  SUbert  ©df>ott  unb  3RfiUer  tyier, 
fte  brauten  golgenbeS  jur  Sprache.  S)er  Abgeorbnete 
öon  .  . .,  be£  Vertrauens  feiner  Eommittcnten  oerluftig, 
fei  abgetreten,  unb  foldje  Verjictytletftungeii  feien  nocfy 
mehrere  t}orau$jufel;en;  fo  nmrben  in  ber  Stammet 
*ßlä|e  für  2)i<$,  für  ©<$ott  unb  mid;  offen  »erben 
unb  e£  werbe  unfer  eintritt  au$  ttrirHidjj  getoünfd^t 
unb  crtoartet.  2Ba3  nun  mid)  betrifft,  fo  ertoieberte 
idb,  bafe  bod;  nur  eine  ©teile,  eben  bie  Don  .  .  .  tl;at- 


348 


fäc^lidf)  erlebigt  fei,  bafc  ein  fyftemattfd^eS  Austreiben 
ber  etnjelnen  mifeliebigen  SHbgeorbneten  im  ©egenfafc 
ju  einer  neuen  2Ba§I  mir  nidfjt  gefalle,  unb  ba&  iä) 
überhaupt  mi<$  ntd&t  jur  Annahme  einer  neuen  SBa^l 
erflären  !önne.  -Keine  ©rünbe  finb  biefe.  @8  fefytt 
mir  ber  innere  9tuf  ju  ber  Stellung,  bie  i<§  einnehmen 
foH;  f<$on  in  früheren  ©tabien  unferer  ftänbifd)en 
©nttüidelung  fear  idf)  je  nur  in  Slugenblicfen  be3  erften 
Anfio&eS  unb  ÄampfeS  o^ne  Serbroffen^eit  an  meiner 
©teile,  bie  langwierigen  SSer^anblungen  lähmten  midfj 
unb  toerbarben  mir  eine  SRei^c  ber  beften  3a£re.  ®ie 
einfädle  Urfad^e  bafcon  ift,  ba§  Sßolitif,  Sfted^tö-  unb 
©taatäfunbe  nie  meine  SebenSaufgabe  toaren,  nur  aU 
gremrilliger,  als  Bürger,  als  @iner  au$  bem  SJolfe 
trat  i<$  mit  an.  StllerbingS  ift  jefct  lieber  ein  2tugen= 
blidE  eines  gewaltigen  Umfd&toungS  tor^anben,  allein 
biefer  mufe  bei  un£  in  ben  §auptf  a$en  fcoHjogen  fein, 
e^e  nur  eine  neue  SBatyl  im  ©anjen  ober  im  ©injelnen 
ju  ©taube  fommen  fann;  bann  toürbe  erft  bie  2lu^- 
fü&rung  unb  SluSbilbung  in  umfaffenben  ©efefceäent* 
ttmrfen  folgen,  iä)  mü&te  alfo  im  6lfien  $af)xe  auf 
brei  ober  fecfyS  ^a^re  miä)  gerabe  ttrieber  ju  ber  mir 
ttriberftrebenben  St^ätigfeit  üerpfltd&ten  unb  toaS  xö)  auf 
meinem  SBege  aus  eigenem  SIntrieb  in  ber  mir  no$ 
vergönnten  ßebenSfrift  leiften  f önnte  ober  möd&te ,  märe 
für  immer  abgetan.  Waty  ben  Erfahrungen,  bie  xäj 
nur  aBjufü^lbar  gemalt  &abe,  barf  man  nid&t  in 
augenblicflid&er  Anregung  o^ne  freie  Steigung  ober  ba$ 
fcfjlagenbe  Setou&tfein  einer  ftttlid^en  SKot&toenbigfeit 


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349 


auf  3a^re  ^n  über  fi<$  verfügen  laffen.  2lud&  ift  ja 
nidfjt  alle  öffentliche  SBirtfamfeit  eutjig  auf  ben  ®ifc  in 
ber  lammet  befd&ränft. 

Slnbere  in  2tnfpru<$  ju  nehmen,  fco  man  felbft 
ntdjjt  einfielen  ttiH,  erfd^etnt  jtoar  ungehörig ;  benno<$ 
glaube  xä)  bem  bringenben  Segetyren  ber  beiben  greunbe 
nidfjt  ttriberfte^en  ju  fönnen,  bafc  ity  i^ren  SBunfcf?  auü) 
meinerfeitö  bei  33ir  befürworten  möchte. 

StttlerbingS  trifft  bei  S)ir  im  beften  $laf$e  ju,  toa§ 
mir  abgebt.  S)u  fyaft  SRed^t ,  ©taat  unb  Äircfye  jum 
©egenftanb  beä  anfyaltenbften  unb  tiefften  9ta$benfenS 
gemalt,  2)u  bift  fo  beträ$tfi<$  jünger  als  idfj,  fcor 
2lHem  aber  bift  ®u  bewährter  Vertreter  eineä  6tanb= 
punfteS,  ber  eben  jefct  mdfjt  gefä^rbet  werben  barf. 
Sein  „33rieftoed(>fel  jtoeier  ©eutfdfjen"  fcat  unter  ben 
Scfjttringungen  ber  Suliretoolution  baS  beutf^e  3Sater- 
laubägefü&l  bei  uns  gerettet  unb  gewahrt  unb  in 
gleid^er  ^inftd^t  toürbe,  einem  felbftoergeffenen  @nttyu= 
ftadntitS  für  bie  franjöfif<$e  ßr^ebung  gegenüber,  ®ein 
Auftreten  bie  redete  Sürgfdfjaft  fein.  Antworte  mir 
ntdfjt,  lieber  greunb,  in  biefen  unruhigen  Sagen, 
e^re  im  33orau3  ©einen  6ntf$Iuf$,  too^in  er  falle. 

3Rit  unfern  beften  ©rüfeen 

©ein 

2.  U." 

SBenige  Sage  fpäter  fam  Sßfijer  auf  33efu$  tu 
Urlaub,  unb  toä^reub  feine«  Aufenthaltes  fam  bie 
Aufforberung  an  i^n ,  aU  6$ef  beS  Qufti^SDepartementS 


uigitizeo 


350 


mit  Dutoernoty  als  G&ef  beS  Departements  beS  Qnnern 
in'S  ÜJtmifterium  ju  treten,  toorein  er  nur  unter  ber 
Sebingung  ttriDigte,  bafe  audj  Börner,  als  $auf>t  ber 
Dppofition,  berufen  toerbe.  DiefeS  gefdjafy,  unb  nun 
übernahm  biefer  baS  Qufti^,  ^Jftjer  ba&  ©ult*Depar* 
tement.  9tad)  ^ftjerS  9lü<ffef)r  uacf>  Stuttgart  fdjretbt 
er  an  Urlaub: 

Stuttgart,  15.  SWärg. 

„Sieber  Urlaub! 

Du  meifet  ofyne  3toeifel  f$on,  *>afe  i>ur$  form- 
U^en^unbe^bef($Iu6biefämmtIid)en8unbeSregierungen 
emgelabeu  fmb,  Scanner  beS  allgemeinen  Vertrauens, 
unb  jftar  für  jebe  ber  17  ©timmen  beS  engeren  StatfyeS 
einen,  alsbalb  (fräteftenS  bis  ju  ®nbe  biefeS  SRonatS) 
mit  bem  Auftrag  na<$  granffurt  abjuorbnen,  ber 
VunbeStoerfammlung  unb  bcren  2tuSfdmffen  jutn  Seljuf 
ber  Vorbereitung  ber  SRetoifion  ber  SunbeSfcerfaffung 
mit  guta<$tlid;em  33eirat§  an  bie  £anb  ju  ge^en. 

Äönnteft  Du  Did)  entfdjliefeen,  ©iner  biefer  Sieben^ 
je^n  ju  fein,  fo  ift  feinßtoetfel,  bafe  bie  neueingetre*- 
tenen  Sölitglieber  beS  je|igen  2RintfteriumS  Deine  @r; 
nennung  bur<$fefcen  unb  babur$  eine  93ürgf$aft,  feie 
fonft  fein  anberer  9Zame  fie  barbietet,  geben  fönnten. 

bitte  Di<$  bafyer  inftänbig,  enttoeber  mit  umge- 
Denber  $oft  mit  %a  ju  beantworten,  ober  fo  balb  als 
möglich  felbft  tyier^er  ju  fommen. 

Di<§  unb  Deine  toere^rte  ©attin  tyerjli^  grüfeenb 

Dein 

Wjer." 


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351 


« 


Waä)  39efpre<$ung  mit  ben  greunben  in  Stuttgart 
entf^lofe  fid;  Urlaub  jur  Uebernafyme  biefe3  auftragt 
unb  tourbe  hierauf  jum  Äönig  betrieben,  ßr  füllte 
ftd)  gebrungeu,  bem  fönig  ju  bemerfen,  bafc  im 
gatte  er  $u  bem  ju  ertnartenben  Parlament  getoäfylt 
werben  foflte,  er  tüünf<$e,  biefer  Serfammlung  in 
freiefler  SSJeifc  autoofynen  ju  fönneu,  toorauf  ber  Äönig 
ertmeberte,  ba§  er  bamit  ganj  einfcerftanben  fei.  @ine 
getoünfdjte  9)tittf?eilung  ber  fönigli^en  9Infi<^t  über  bie 
ifym  übertragene  »Stellung  fanb  ni$t  ftatt. 

3Sor  ber  Stbreife  naä)  granffurt  tourbe  Urlaub 
t>on  ber  Untoerfität  unb  Stabt  bur<$  einen  fäjönen 
gacfeljug  geehrt.  Sei  feiner  2)anfe2rebe  fagte  er:  „e£ 
„erfd)eine  jtoar  al3  eine  mifetid^e  Sa$e,  ju  einem 
„Sölanne  be§  SertrauenS  ernannt  ju  fein,  aber  ber 
„heutige  2lbenb  gebe  t^m  bie  fro^e  Heber jeugung,  bafe 
„itym  fyier  toenigftenS  baä  Sertrauen  uidjt  fetyle.  SDer 
„eigenen  Äraft  traue  er  ni<$t  Sieles  ju,  tyoffe  aber  auf 
„eiuen  @rfolg  ber  Seftrebungen  sunt  SSeften  SDeutfcfc 
„lanbs.  Bübingen  möge  fortfahren  auf  ber  betretenen 
„33atyn :  tyier  $abe  fein  Srud)  be3  ©efe$e$  ftattgefuuben. 
„@£  gelte  in  einer  $eit,  toelc^e  felbft  bie  uergtimmenbe 
„2lf<§e  nod?  anfad&e  unb  bie  jugenblidjen  £erjen  nocf) 
„anberä  anrege,  neben  ber  geftigfeit  im  Setna^ren  feiner 
„Sterte,  audj  fein  9te<$t  ju  toerlefeen." 

2ln  bem  SJlorgen  be3  £age£,  ber  na$  Bübingen 
bie  falf^e  ßunbe  braute,  bie  granjofen  feien  im  Sin; 
marfc^e,  reifte  Ufylanb  nadj  granffurt  ab. 


uigiiizso 


352 

•   


Uljlanb  ra  feine  grau. 

granffurt,  28.  9Jiärj  1848. 

„Siebfte  ßmma! 
SDletne  Steife  ^iefjer  ift  gut  toon  Statten  gegangen. 
Sonntag  SSormittagS  10  U^r  fu^r  t<$  tton  Stuttgart 
mit  bem  ©iltoagen  na$  SDurlad^  ab ,  too  iä)  um  6  U$r, 
unb  bann  mit  bem  legten  öatynjug  um  8  U^r  Slbeube 
in  $eibelberg  anfam.  $ier  fear  großes  ©etümmel,  ba 
noä)  SSiele  fcon  ber  SJolfSDerfammlung  fic^  auf  ben 
£eimtoeg  matten ;  e£  tourben  auf  ben  ©trafen  greuben= 
fd&üffe  abgefeuert,  auä)  $örte  man  Stimmen,  toeld^e  bie 
beutfcfye  Siepublif  leben  ließen.  9la<$  bem  Statte  eines 
SKitreifenben  aus  ÜDtanntyeim  begab  ity  miä)  in  ein 
©aft^auS  feiten  langes,  ben  ©armftabter  $of,  too 
i$  auä)  toirflidf)  ein  gutes  Cluartier  fanb.  3tn  ©aft- 
jimmer  fanben  fi$  fciele  junge  Bürger  t>on  Jpeibelberg 
ein,  bie  mit  ben  heutigen  SSer^anblungen  ni<$t  re$t 
jufrieben  toaren,  es  feien  ©egenftcmbe  ju  menig  vor- 
bereitet in  bie  SSerfammlung  geworfen  toorben.  3$ 
toeiß  ni$t,  toer  midj)  erfannt  &atte,  bo<$  ließen  fie  bei 
aKer  ©rregt^eit  mi<§  ni^ig  unb  nur  geifttoetfe  tmtrbe 
ein  $00)  auf  2lrnbt,  Urlaub  unb  anbere  beutfd&e  £>id£ter 
auSgebrad^t.  £)ie  Stimmung  mar  ^ier  ganj  im  beutfd^en 
Sinne.  Um  fed^S  U£r  frity  futyr  iä)  ab,  freute  mi$ 
ber  frönen  SBergftraße  unb  traf  um  neun  U£r  auf  beut 
Sad^fen^aufer  33atyn&of  ein.  Son  9Jtappe3  unb  gräulein 
©räter  tourbe  i<$  mit  befannter  greunblid^feit  empfangen 
unb  bie  $inber  bebauerten,  baß  $)u  m<$t  mitgefommen 


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353 


fetefl.  3Jtcm  toieö  mir  baffelbe  Qimmex  an,  ba3  toir 
jufammen  betoohnt  haben. 

#eute  ttrirb  auch  2Burm  erioartet  unb  morgen 
SBächter.  ©eftern  2lbenb  war  ich  bei  2BeI<f er ,  ber  gleich 
jeitig  mit  mir  angefommen  toar.  SSon  ben  fogenannten 
33ertrauen3männern  tyatte  fi<$  aufjer  mir  no<$  feiner 
eingefunben.  (£8  toirb  ba^er  fcor  ber  großen  SSerfamm- 
lung ,  bie  am  $reitag  nnb  ©amftag  abgehalten  werben 
foH,  f<$toerlt<h  ein  3ufammentritt  ftattfinben  fßnnen. 
2)o<h  jä^le  ich  nicht  auf  eine  lange  3)auer  be$  ^iefigen 
SufenthalteS. 

3$  hoffe  auf  balbige  gute  9lad)iiä)t  toon  Such, 
grüfce  6u<h  2We  ^ergltd^  unb  bin  mit  inniger  Siebe 

3)ein  S." 

$ran!furt,  1.  WpzH. 

„Siebfte  Emma! 
Segierig  fah  id^  einem  ©^reiben  Don  ®ir  ertU 
gegen,  -geftern  äbenb  nun  famen  bie  erfoünföten  $laty 
rieten  t>on  (Surem  SBohlbefinben  an.  SMefemal  reicht 
mir  bie  ßeit  nur  für  wenige  Sinien,  ba  SSormittagS 
neun  U^r  bie  jtoeite  SSerfammlung  beginnt,  granffurt 
ifi  feftli<h  gef^müdt,  ber  3u#  oom  Börner  in  bie  $aul3* 
lird^e  War  feierlich  unb  bie  Sßerhanbtung  belebt.  SBährenb 
berfelben  würbe  tjerfünbigt,  ba&  eine  bewaffnete  ©<haar 
jum  SBocfenheimer  SC^or  eingebruugen  fei;  e3  war  ein 
blinber  Särm,  ben  ein  unbebeutenber  Äratoall  herbei» 
geführt  hatte.  @S  finb  biele  2Bürttemberger  anwefenb, 
auch  ^Bftjer.  So  Diel  nur  in  @ile,  bamit  $)u  weifet,  bafe 

U$lanb*  fitben.  23 


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354 


i$  too&l  unb  gcfunb  bin.  erfreue  miä)  balb  lieber  mit 
einem  ©riefe,  ©rüfje  SBil&elm  unb  Subtoig,  wenn  biefe 
no%  in  SEübingeu  fmb.  Su<§  greunb  3Jiaper.  Qnnig 


(Smüie  ttljlanb  an  Upen  2Rann. 

Xübtngen,  2.  Wpxxl  1848. 

„Sieber  Ufylanb! 

grau  Sßrofeffor  ffitoalb,  bie  morgen  naä)  ©armjlabt 
abreist,  tt)ill  bie  ©üte  $aben,  mir  ettoaS  für  2)icfy  mit* 
junefymen.  $)a  id)  nun  biefer  SCage  ju  meinem  £eib* 
raefen  gefe^en,  bafe  id£>  $>ir  ^tatt  einem  neuen  feibenen 
$alstud)  ein  älteres  cingepadt  &abe,  fo  ertyältft  3)u 
nun  auf  biefem  2Bege  baS  neue.  2lm  liebfien  $ätte 
i<f)  miä)  felbft  t)on  ityr  mitnehmen  laffen,  um  ju  fe^en, 
tt)ie  es  3)ir  ©eliebter  ge^t.  ÜReine  ©ebanfen  fmb  immer 
bei  3)ir  unb  ßurem  fd&ttrierigen  SBerfe. 

könnte  i<$  SDi<$  nur  aud^  eine  Stunbe  fpred^en 
£öreu.  SDie  toerfd^iebenen  anfielen,  bie  bie  Seitungen 
auSfprectyen,  ofyne  bafe  ity  i&nen  eine  eigene  2lnfi<§t 
entgegenjufefcen  §abe,  machen  mir  immer  banger  unb  ■ 


banger  für  bie  6a$e,  ar[  beren  Söfung  ju  arbeiten 
5)u  berufen  bijt 

£eute  rüdft  toürttembergifd&eS  2Jtilitär  $ier  ein. 
2)a  meine  Sftad&barn  Quartier  erhalten,  fo  erwartete 
iä)  ganj  beflimmt  auö)  einige  SRann  als  ©äfie.  3$ 
$atte  fdpon  SBityelmS  3immer  als  SBo^nung  für  fte 
beftimmt,  au<$  für  $leif$  unb  SSrob  geforgt ;  eS  fd&eint 


©ein 


2." 


355 


aber,  ba&  icfy  bamit  toerfd&ont  bleiben  foH,  too^I  aus 
ftfitfftyt  für  ©i$.  ©a  SBilbeltn  no$  $ier  ift,  hätte 
t#  e$  mir  aber  ntdjt  feiner  genommen,  um  fo  metyr, 
als  nur  bie  ©emeinen  einquartiert  werben,  ben  Offi- 
eieren  aber  bie  ©aftyäufer  angewiefen  finb.  S3ieHei<^t 
fomtnt  bie  SRei^e  ba$  nä^fie  9M  an  mi$. 

Freitag  ^aben  mi<$  unfere  lieben  ©äfle  öerlaffen; 
e$  ift  mir  re$t  erwünfd£>t,  bafc  SBifyetm  nod)  einige 
3eit  hier  bleiben  will,  bafe  iö)  nifyt  fo  gauj  allein  ^ier 
fein  mufe.  Sn  unferem  ©arten  regt  ftdf)  Stieg,  ©u 
toärbeft  ©i<$  freuen  über  ben  mancherlei  grü^lingS* 
Humen;  geftern  §abe  iä)  faft  ben  gangen  Sag  oben 
jugebrad&t.  3tu<$  bie  SRäc^te  finb  gegenwärtig  fo  fd&ön 
utib  ftem^eH.  ©er  33lidE  jum  Firmament  fyat  bo<$ 
ettoaS  re<$t  SeruhigenbeS  unb  £röflenbe&  ©er  bie 
Sternenfyeere  in  ihren  Sßfaben  lenft,  wirb  auch  bie 
6rbengef<hi<fe  in  feiner  feften  unb  weifen  §anb  galten 
unb  leiten.  SSenn  ©u  na<h  ©einer  lieben  ©ewohnheit 
üor  <Sd^laf engeren  §um  Gimmel  aufblidfft,  bann  benfe 
au<h  an  mi<h,  wie  i<h  an  ©ich  benfe. 

SBBie  freue  \6)  mich  auf  einen  SSrief  t>on  ©ir, 
laffe  ihn  wo  möglich  au<h  etwas  lang  augfallen!  ©a 
öon  ©einen  Stuttgarter  greunben  mehrere  in  granffurt 
getoefen  finb,  fo  wirft  ©u  wohl  auch  einen  6ntf<hlufe 
toegen  beS  eintritt^  in  bie  Äammer  haben  auSfpred&en 
müffen;  fcergifc  bodj)  ja  nityt,  mir  auch  hierüber  in 
Seinem  nächften  ©riefe  Nachricht  ju  geben. 

@$  vergeht  feine  ©tunbe,  in  ber  i<h  ©ir  nicht 
etwa*  fagen  ober  ©i<h  um  etwa«  fragen  möchte. 


uigm 


356 


Soeben  fommt  SBityelm       einer  33olföt)erfamnu 
lung  jurüdf,  bie  &on  ^Reutlingen  unb  Bübingen 
anftaltet  tourbe.  ©ie  follte  fdEjon  t>or  aä)t  £agen  fein, 
ttmrbe  aber  bamalä  toegen  bem  blinben  Samten  eine« 
feinblidfjen  ©infaHS  t>erf$oben. 

yiityt  nur  eine,  fonbem  brei  Slbreffen  tourben 
bef<$loffen ,  bie  alle  brei  too^l  beffer  unterblieben  toären. 
*ßrofeffor  .  .  .  proponirte  eine  an  bie  granjofen,  eine 
£uft>igung,  bafe  fie  bie  £ricolorfa^ne  als  Jänner  be$ 
§ortf<$ritt8  ber  2Mt  auf  gerietet,  bann  eine  an  ba$ 
öftrcid^ifd^e  unb  eine  an  ba3  preufeifd&c  33olf,  an  baä 
ledere  mit  ber  Stufforberung,  ityren  Äönig  abjubanfeit. 
©ie  SSerfammlung  fei  nid&t  fefyr  befugt  getoefen.  ©egen 
bie  erfte  SSbreffe  $abe  ©todme^er  fic^  ausgebrochen  unb 
ungefähr  3toeiftmftel  ber  SSerfamntlung  ^aben  tym  bei- 
geftimmt,  bo<§  ge^e  bie  Slbreffe  ab. 

SBenn  bod&  nur  baS  eingerücfte  3)tilitär  unb  bie 
aufgeregten  Bürger  nid&t  tyeute  Sttbenb  nodj)  ©treit  be= 
t  omnten ! 

©Ott  fei  mit  ©tr,  lieber  SJlann,  unb  gebe  ©egen 
§u  (Surem  ©efd&äft. 

©eine  ©milie." 
Urlaub  an  feine  grau* 

granlfurt,  5.  Styril  1848. 

„Siebfte  ©mma! 
©efiern  9ta$mittag  überbra^te  mir  ©toalb  ©ei; 
nen  ©rief  mit  bem  £atetu<$.   3#  bin  bur<$  ©eine 


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357 


3eilen  &erjlid&  erfreut  toorben  imb  bebauerte  nur  baS 
6ine,  bafe  S)u  über  bie  Diepgen  33orgänge  tne^r  be* 
fflmtnert  f<$einfi,  als  toixtUä)  baju  ©runb  toor^anben 
ifi.  SBorgefiern  äbenb  nmrbe  bie  grofce  33erfammlung 
gefd&loffen  unb  bereits  ift  granffurt  ttrieber  im  ruhigen 
3uftanbe.  Ueber  bie  SSer&anblung  felbft  werben  bie 
Rettungen  nun  au<$  genügenbeTe  33eri<$te  bringen  unb 
tuelleid&t  ifi  au<$  gallati,  ben  \<f)  barum  erfudjte,  be- 
reit«  bei  3)ir  getoefen,  um  S)ir  münbli^en  SSeric^t  au 
erjlatten,  ba  mir  felbft  in  ben  lefeten  Sagen  jum  6$rei* 
ben  »eber  3eit  no$  Stu^e  üergönut  fear,  ©eftern  nmr* 
ben  bereite  bie  33erfyanblungen  ber  SBeigeorbneten  jum 
SunbeStag  toieber  aufgenommen  unb  tyeute  fortgefefct. 
3$  rooUte  babei  toorerft  entnehmen,  toie  eS  fi$  mit 
meinem  2tuf  enthalt  in  granffurt  geftalten  tmirbe,  unb 
barauf  mufe  \ä)  nun  au<$ ,  um  ben  Srief  nidf)t  auf  ji^ 
galten,  ben  %n1)a\t  beffelben  befd&ränfen.  2)te  confti* 
tuirenbe  -ftationalberfammlung  foH,  ttrie  S)u  gelefen 
haben  toirft,  Anfang  SKai'S  jufammentreffen;  biefe  ift 
aber  leidster  befd()Ioffen  als  ausgeführt,  unb  eS  mag 
bamit  too^l  anä)  fe<$S  bis  ad&t  2Bo<$en  anfielen.  Sei 
bem  ^atb  aufgelösten  Sunbe  ift  uns  Seigeorbneten  bie 
Fertigung  eines  ©ntmurfeS  ber  neuen  SunbeSüerfaffung 
aufgetragen  unb  bis  ^um  toirflid&en  3ufammentritt  ber 
confiituirenben  SSerfammlung  »erben  tt)ir  faum  unferer 
jefcigen  Stellung  enthoben  »erben.  Ein  Antrag  für 
bie  neuen  SBa^len  in  bie  ȟrttembergifd^e  Cammer  ift 
mir  ni$t  gemalt  toorben,  unb  ob  i<$  für  baS  confti^ 
tuirenbe  beutfd^e  Parlament  (für  baS  auf  SBürttemberg 


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358 


be3  ©uten  faft  ju  triel,  etlify  unb  jtoanjig  9Jtttglieber 
tommen  mürben)  in  SSorf<$lag  gebraut  toerbe,  ift  mir 
unbefanut.  S)ie  ©auer  ber  *ßarlament3berat$ungen 
(eine  SSerfammlung  bon  ettoa  a$t$unbert  SDtitgliebern) 
ift  gettnfe  auf  einige  ÜRonate  anjufcfylagen.  SDBürbe  mein 
SSCuf enthalt  aber  aud&  nur  fe<$S  2ßo<$en  bauern,  fo  !ann 
id)  meinen  freunblid&en  3Birt$  ni<$t  fo  lange  in  3fo* 
fpru$  nehmen.  (£8  ttrirb  bafyer  ba$  33efte  fein,  mu$ 
bemnäd^ft  um  ein  Heines  SogiS  für  2)i#  unb  m\6) 
umjufetyen,  benn  toenn  S)u  au$  ni<fyt  bie  ganje  3e^ 
§ier  jubringen  tooHteft,  fo  mufe  bo<$  für  Sein  Unter* 
{ommen  balb  geforgt  werben,  ba,  trenn  bie  große  Ser- 
fammlung  ^eranrüdt,  bie  SBo^nungen  toiel  toeniger  jur 
2luStoa£l  fielen  toerben. 

Safe  mtdj  nun  hierüber  balb  mögli<$  Seine  Sin* 
fid&t  toiffen,  ober  beffer,  fomme,  toenn  ©eine  3lntoefen* 
£eit  in  Kübingen  S)ir  ni$t  not^toenbig  erfd^eint,  felbpt 
$ier£er,  um,  ba  S)u  biefj  beffer  toerfte^ft,  eine  pafjenbe 
ttnterfunft  auSmitteln  ju  Reifen.  2Bityelm  toürbe 
tootyl  gerne  big  §eibelberg  begleiten,  ettoa  fo,  toie  iä) 
bie  Seife  gemalt  &abe:  üon  Stuttgart  je^n  U&r  mit 
bem  ©Ituagen  naä)  S)urla$  unb  bann  gleidfj  toeiter  auf 
ber  Sa^n  naä)  £eibelberg,  n>o  SDu  8  U\)t  äbenbä 
auf  ämeft,  bann  Borgens  6  U^r  fyer^er,  mo  bie  3fo> 
fünft  9  Utyr  SBormittagS  erfolgt,  ©ib  mir  nur,  toenn 
®u  au$  nidfjt  glei$  abf  ommen  fannft,  {ebenfalls 
balbige  9tadt>ri$t,  loa«  unb  mic  S)u  eS  für  ba$  Sefte 
^ältft. 

SBenn  SDu  gerne  meine  SDlittyetlungen  &6rtefl ,  f o 


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359 


fcermiffe  xä)  getoife  ni$t  minber,  2)i<$  jur  SSertrauten 
meiner  täglidfjen  ©rfa^rungen  ju  £aben. 

©rüfee  SBityelm  unb  SJiaper  £erjli<$  unb  lafc  un* 
ungebeugt  jufammen  bur$  bie  ernfte  3eü  ge^en. 

ÜRit  treuefter  Siebe 

©ein  2." 

2Iu3  biefem  ©riefe  ift  xooty  ju  erfetyen,  ba&  U&lanb 
o|ne  3Diufionen  in  bie  3ufunft  fal).  2lm  ©mibe  völlige 
9tat$lofigfett,  in  ben  SBol&fcerfammlungen  tmberfpre* 
<$enbe  Stnfid^ten  unb  überftürjenbe  SBefdfjlüffe,  unb  in 
bem  Kollegium  ber  SSertrauen^männer  bereit  baS  £oS* 
fteuern  auf  ba3  preufetfd^e  @rbf  aif  ertyum ,  beffen  ffteali- 
firung  mit  Defterrei$  i&m  uumögli<$  erfd^ten,  unb  ein 
2o3trenneu  t?on  Defterreic^  fonnte  er  ft<§  gar  nid&t 
benfen.  216er  au<§  t>on  ben  anbent  gürften  erwartete 
er  eine  entf<$iebene  Abneigung  gegen  biefen  Sßtan.  Qn 
bem  SoHegtum  ber  SSertrauen^männer  toar  bie  2lu^ 
arbeitung  -eines  ©ntourfeS  ju  einer  9tei<$3fcerfaffung 
einem  6omit6  üon  toier  3JUtgliebern  neben  bem  SSor? 
jifcenben  übertragen,  ©elbft  ben  anbem  SKitgliebem  be3 
(SoHegiumS  gegenüber  beobachteten  biefe  fcöüigeS  ©tiH= 
fc^toeigen  über  t&re  S^ättgfeit  unb  au<$  na<$  Vorlegung 
be3  ßnttourfeS  mürbe  oon  ber  SDie&rtjett  auSgefprodfjen, 
bafe  berfelbe  nur  als  f$on  betroffenes  ©anjeä  toer* 
öffentlid&t  derben  folle.  2)a  feine  förmltdfre  Gmbabftim; 
mung  über  ba3  ©anje  beliebt  mürbe,  fo  fonnte  Itylanb 
nur  feine  abmeid&enbe  ©timme  ju  ^rotofoü  geben  unb 
begrünben.  ^e|t  erft  fonnte  er  bem  mürttf mbergifd^en 


360 


©efaubten  3Jtttt&eilung  machen  unb  feine  2lnfi<$t  au$* 
fpre^en.  Seinen  23eri<$t  an  bie  Siegierung  fd&lie&t  er 
fpäter  mit  ben  SBorten :  „$a  für  bie  nur  in  mangels 
$after  3^1  no<$  antoefeuben  SKitglieber  lein  mit  i&rem 
urfprünglid^en  Auftrag  jufammentyängenbeS  ©efd^äft 
me^r  üor^anben  ifi,  unb  i<§  ju  benen  jä^le,  todty  bie 
©teile  eines  33eigeorbneten  am  Sunbe  nid)t  mit  ber 
eine«  SflitgliebS  ber  conflituirenben  5Rationalüerfamm* 
lung  toofyl  üerträgU^  finben,  fo  fü&le  i$  unteT  gejie* 
menber  $)anlbe3eugung  für  ba$  mir  betoiefene  $o&e 
Vertrauen  bei  ber  ganj  ua^e  betoorfte^enben  förmlichen 
(Sonftitummg  ber  SSerfammlung  midf>  gebrungen,  um 
(Sntfyebung  Don  biefem  Auftrag  $iemit  einjutommen." 

93alb  na$  bem  legten  ©riefe  UhlanbS  lam  feine 
grau  na$  granffurt  unb  bie  ©atten  bejogen  ein  paar 
Limmer  in  ber  9ltyt  t?on  tyrem  greunbe  Sütappe*. 

Hm  26.  Sfyril  voax  Urlaub  Don  ben  SBa^Ibejirfen 
£fibingen*9tottenburg  mit  7086  üou  7682  Stimmen  in 
baS  Parlament  gemäht  toorben  unb  fc^riefr  barauf  an 
bie  S&tyUx  be3  33ejirfe3  SRottenburg^übingen : 

„$)a  e§  mir  nify  vergönnt  mar,  perfönlich  in 
3^rer  3Jlitte  ju  erfd&einen,  fo  erfülle  \<f)  auf  biefem 
SBege  bie  *ßflid&t  be$  DanJeS  für  baS  e$rem>oHe  Sier* 
trauen,  baS  6ie  mir,  bem  Hbtoefenben,  burdjj  bie  2Ba$l 
jum  SSolfStoertreter  beim  beutfd&en  SSerfaffungStoerfe  er? 
liefen  ^aben.  3$  fd&reibe  biefe  $t\Un  in  ber  gritye 
be8  Sage«,  an  meinem  bie  nunmehr  in  genügenber 
3a$l  toerfammelten  Slbgeorbneten  au3  allen  beutfd&en 
Säubern  jum  feierlichen  Seginn  i^rer  Strbeit  erfimatö 


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361 


in  bie  $aul$fir<$e  einjietyen  toerben.  Smar  fann  i<$ 
meinen  2Bä$lern  feine  33erfyei&ungen  geben,  toie  ber 
Sau  fi$  geftalten  toerbe,  an  beut  fo  SSiele  mitjufdjaffen 
$aben  unb  ber  unter  täglich  n>ed&felnben  Sinmirfungen 
einer  mä<$ttg  belegten  3e*t  aufzeigen  foK,  aber  ba$ 
fann  id)  t>erjid&ern,  ba&  iä)  beim  eintritt  in  bie  33er* 
fammlung,  au  ber  ©ie  mi$  abfenben,  tief  burd&brungen 
bin  t)om  ©rufte  ber  in&altfd&weren  Aufgabe,  alle  bie 
öruberftämme  jum  grofeen  ©efammttoefen  in  gretyeit, 
(Sin^eit  unb  tyeilbringenber  Drbnung  ju  fcerbinben. 

Subtüig  U^Ianb/' 

granlfurt  a.  HR.,  18.  SRat  1848. 

2)  iefe  Aufgabe,  alle  beutfd&en  ©ruber  fiämme  jutn 
großen  ©efammtoefen  in  gretyett  unb  ©intyeit  ju  xsex* 
binben,  ifi  ntd&t  geglüdft,  aber  ba$  Setou&tfetn,  mit 
feinem  beften  2ßiffen  banacfy  gerungen  ju  $aben,  burfte 
Ublanb  auä  bem  (Schiffbruch  aller  Hoffnungen  mit  fi<$ 
in  bie  #eimaty  nehmen. 

3)  a  Urlaub  feine  Ueberjeugung  feinem  Sßarteigebot 
unterwerfen  toollte,  fo  gefeilte  er  fi$  ju  feinem  (Slubb. 
$)etnofratif<$er  gefinnt  als  -Manche,  benen  er  in  anbe= 
ren  Seben^bejie^ungen  nätyx  geftanben  roäre  unb  fid^ 
fonft  gerne  jugetoanbt  hätte,  fear  er  auf  ber  anbern 
Seite  burdfj  ©timmung  unb  bur$  üerfd&iebene  StaRc^t 
über  bie  2Ba^l  ber  3JUttel  fcon  benen  getrennt,  mit  beren 
poUtifd&er  Ueberjeugung  er  mehr  äbereinftimmte.  3lur 
feiten  befugte  er  bie  Hbenbjufammenfünfte  be$  Iinfen 
GentrumS  ober  ber  Iinfen  Seite.   Söenn  Börner  in 


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* 

362  , 


granffurt  fear,  beffen  2ln fixten  er  tootyl  am  meifien 
teilte,  fear  er  älbenbs  oft  bei  Safobty  mit  tym  ju* 
fammen,  fonft  toax  feine  Stellung  eine  einfame.  2lm 
Sonntag,  t>or  Xtfä),  toax  eö  ifym  eine  toa^re  ©rfyolung, 
Safob  ©rimm  in  feiner  ©artentoo^nung  oox  bem  Soden- 
Reimer  %\)ox  aufjufud^en  unb  in  einem  ©efpräcfy  über 
bie  gemeinfamen  Stubien  fid^  bie  Seele  ju  befreien. 
9lber  biefer  fcfjteb  balb  lieber  ton  granffurt  unb  fetyrte 
ju  feinen  Arbeiten  jurüd. 

S)en  Sonntag  SRittag  unb  Slbenb  braute  Urlaub 
mit  feiner  grau  meiftenS  bei  greunb  SDiappeS  ober  mit 
i£m  in  ben  Umgebungen  granffurts  ju  unb  fd&öpfte  in 
ber  fdjßnen  ©egenb,  oft  auf  einer  ber  £aunu3$ö&en, 
neue  Äraft  für  bie  fd^tpüle  Arbeit  ber  2Bo$entage. 

UI>lanb  an  feine  grau* 

■ 

granffutt,  29.  Suli  1848. 

„$>iefer  toerfoätete  »rief  trifft  liebfte  @mma! 
trieHeid&t  f<$on  nifyt  metyr  in  Bübingen,  bo<§  toirb  er 
3)ir  naä)  Stuttgart  nad^gefd&icft  toerben.  Seit  ©einer 
2tbreife  toax  mit  2lu3na$me  be$  Sonntags  tägli<$  Sifcung, 
meijl  big  brei  U$r,  mitunter  auö)  nodtj  2lbenbS  2tu& 
fd^ufefifcung.  $)ann  toaren  gerabe  in  ben  legten  SCagen 
toertfye  ©äfte  £ier,  SOBil^elm  Stofer  mit  feiner  grau.  6$ 
toar  mir  fe^r  angelegen,  geftern  an  S)t$  ju  f ^reiben; 
ba  toax  man  aber  £alb  fieben  Utyr  frül)  jum  ©rab* 
geleite  beä  3lbgeorbneten  äBirtty  belieben,  ber  nur  eine 
Stfcung  in  ber  spaul$ftr<$e  mitgemad&t  £atte.  SRad^ 


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363 


mittag  unb  2lbenb  mufete  iäf  SHoferS  toibmen,  mit  benen 
iä)  üorgefiern  eigentlich  nur  beim  (äffen  in  SBeftenb^aH 
jufammen  fein  fonnte.  6ie  fcfyeinen  gerne  fyier  ju  fein. 
3lofer  fommt  2lbenb$  ju  Safobp  nnb  gannp  ma$t  t>on 
©einer  Äarte  in  ber  $PaulSfir$e  ©ebraufy  21m  6am$* 
tag  voriger  SBod^e  fufyr  iä)  nadf)  2Bie$baben,  um  breierlei 
3tt)e(fe  iu  verfolgen,  einmal  lüottte  ify  Sßrofeffor  Äefler 
befugen,  ber  mir  $ätte  berieten  f  ollen,  toaS  fid^  in= 
Steiften  im  ©ebiete  ber  altbeutf<$en  Siteratur  5Rcueö 
begeben;  bie  Unruhen  in  SBieebaben  Ratten  fyn  aber 
fceranlafet,  feinen  gewöhnlichen  Äurort  Saben  nrieber 
aufjufud&eu.  S)ann  ging  ich  3Horgen3  mit  SBacfernagel 
nach  ©chierftein,  eine  Heine  ©tunbe  fcon  2Sie3baben, 
um  ben  2lrc^it?ar  #abel,  ber  mich  früher  auf  unferer 
3l^einfa^rt  eingelabeu  hatte,  ju  befugen,  traf  aber  au<h 
biefen  nicht,  bo<h  toar  ein  furjer  Aufenthalt  in  einem 
9ßirtfyf$af t$garten  Biebrich,  bid^t  am  SJtyein,  fe^r 
lohnenb. 

Qn  ben  ©runbrechten  ift  man  toährenb  ©einer 
Abtoefenheit  nid^t  einen  falben  Schritt  weiter  gefommen. 
@rft  auswärtige  ^oliiif  /  bann  mer  £age  hinburdh 
fener  grage,  wobei  eine  ganje  ©ifcung  nur  auf  bie  3tb- 
ftimmungen  ging,  ©efteru  eine  SBerhanblung  wegen 
Abfürjung  ber  Verätzungen  über  bie  ©runbrecfyte,  meldte 
bamit  fdfjlofc,  bafc  man  über  Anträge  unb  2lu3f<$u6beri<$t 
pr  S£age3orbnung  überging.  #eute  ift  feine  ©ifcung. 
SJtontag  SBa^l  beS  ^räfibenten  unb  neue  SSerloofung 
ber  Abteilungen ,  woran  p  erfehen,  bafe  wieber  ein 
SJlonat  abgelaufen  ift.  (Snblich  ©ienftag:  ©runbre<hte. 


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0 

364 


2luf  morgen  bin  id>  Don  üftappeS  ju  einem  SBfaS* 
fing  naä)  Äönigftein  nnb  Cronenberg  eingelaben,  too 
feine  Äinber  noä)  finb,  roaS  mir  naä)  ber  fdjttriilen 
SBod^c  fd&on  ertoünf<$t  ift;  Du  foßteft  nnr  babei  fein. 
@$  $at  mid)  feljr  erfreut,  aus  Deinem  lieben  ©riefe 
§u  erfefyen,  bafe  Dir  im  eigenen  £aufe  unb  ©arten 
n>o^I  ifl  £a6  Didjj  bie  ©orge  um  mi$  nidjt  be* 
fiimmen,  ju  furj  in  Bübingen  ober  bei  ben  @ef<$tt)is 
ftem  in  (Stuttgart  ju  bleiben.  60  fe^r  i(S)  mi<§  auf 
Deine  Surüdtfunft  freue,  fo  mufe  \ö)  bo$  ertragen,  bafe 
Du  nod&  fyinretd&enbe  $eit  in  granffurt  toirfi  jubringen 
fönnen. 

#er  jlidje  ©rüfje  an  SBityelm ,  Subttrig  unb  SJJiaperS, 
Snttig 

Dein 

Sei  ber  SBa&l  be$  9teid&$üertt>efer$  toar  Urlaub 
unter  ben  julefct  Slbfiimmenben  unb  gab  feine  Stimme 
ni$t  bem  (Srjtyerjog  Sodann,  fonbern  #einri$  fcon  ©a* 
gem.  Damit  tooDte  er  too&l  auafpred^en,  bajj  er  fein 
unt>eranttt>ortli<$e$  gefrönteS  §aupt  an  ber  ©pi^c 
Deutfd&lanbS  nriinfdfje,  fonbern  einen  Sßräfibenten  eine« 
SunbeSftaatS. 

@$  ift  gefagt  lüorben:  Urlaub  fei  auSfd&ltefeenb 
für  £)efterrei<$  unb  gegen  Greußen  eingenommen  ge* 
toefen.  SeibeS  ift  unrtd&tig,  er  roar  nur  für  ein  ganjeS 
Deutfd&lanb.  £rofc  imebertyolter  Slufforberung  feiner 
SSefannten  unb  ber  fragen  be$  ©rj^erjogS  na<$  i&m 
fam  er  nie  baju,  beffen  ©oiräen  ju  befugen. 


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365 


3U3  bei  betn  £ei<$enjug  be3  ©cneral  ©agern  eine 
©efeflfd&aft  junger  SKänner  Urlaub,  als  einem  greunbe 
ber  greityeit,  ein  Sebetyodfc  braute,  fagte  er  mit  großem 
©rufte:  „3a,  für  bie  greifcett  bin  i#,  toeld&e  bie  @in= 
fceit  f<$afft!" 

9Ran$e  f<$riftli$e  Ausarbeitungen  finb  no$  oor* 
fyanben  unb  jeugen  batoon,  ttrie  forgfältig  ftc^  U&lanb 
auf  bie  @i|ungen  vorbereitete,  toenn  er  au<$  feiten  baS 
2Bort  ergriffen  tyat  9Bobl  fonnte  er  von  ft$  fagen: 
@r  fyabe  bie  ©tufen  ber  SRebnerbübne  nid^t  abgetreten. 

Ulflaub  an  Sannt  2>orm«  in  3fcna. 

granffurt,  15.  3lo\>embet  1848. 

„SBere^rter  £err! 
©ad  Seben  in  ben  Diepgen  öffentlichen  aSer^anb- 
lungen  ifl  toon  ber  2lrt ,  bafe  immerfort  eine  f<$nrierige 
$rage,  eine  ftürmif^e  SSer^anblung  bie  anbere  ablöst, 
unb  fo  finb  ber  £age  unb  £age£ftunben  toenige,  in 
benen  für  bie  feineren  Anregungen  ber  Siteratur  unb 
Äunft  &it  unb  Sammlung  bleibt.  ©ett  aä)t  SJtonaten 
von  $aufe  entfernt,  mufe  id(>  für  bringenbe  Seforgungen 
bie  freien  ©tunben  verroeuben ,  unb  an  bie  eigenen  ©tu= 
bien  fommt  e£,  toenn  überhaupt  baöon  bie  Siebe  fein 
fann,  getritynli<$  jule^t.  Unter  biefen  Umftänben  mögen 
©ie  mid&  für  entf^ulbigt  galten,  toenn  bie  freunblidj 
mitgeteilten  3ci^nungen  aDju  lang  bei  mir  liegen  ge^ 
blieben  finb.  @3  ift  ni$t  mögli$,  ein  Äunfttoerf  in 
fi$  aufjunefymen,  roenn  ber  ©inn  t>erfd^loffen  ifi.  ©o 


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f 

366 


bin  iä)  erft  über  ben  legten  Sonntag  baju  gelangt, 
Sftre  $)arfteflungen  au3  ber  ttyüringifdjen  ©ef<$t<$te  unb 
©age  tooüftänbig  nnb  im  3ufammenfyaug  mir  fcorübers 
jufü^ren.  %ä)  bin  S&nen  tyerjli$  banfbar  für  biefen 
©enufc,  e«  war  mir  ein  frifd;er  #au$  aus  ber  alttier* 
trauten  @agenh>elt  nnb  befonberä  Ijat  mi<$  erfreut,  $ier 
nityt  jene  &erf$ttommene  manierirte  Sß&antafte  ju  tref= 
fen,  in  ber  man  ©egenftäube  au$  bem  Mittelalter  häufig 
aufgeben  Iäfet,  üielmctyr  eine  lebenäfräftige  ©eftaltung, 
bie  ber  2lrabe3fe  einen  ©tamm  unb  bem  Ianbfd)aft* 
Ii<$en  Sttuöblid  einen  SSorbergnmb  getoäljrt.  3Kit  auf; 
nötiger  #od&a$tung 

&  11." 

2lm  6.  Dctober  tyatte  Uljlanb  in  längerer  9lebe 
gegen  bie  Huäfdjliefeung  Defterreid&S  gefprod&en  unb  als 
im  Januar  bie  Steide  an  bie  Serattyung  über  baS 
3teid&8obertyaupt  f am ,  er^ob  er  feine  ©timme  gegen  baS 
©rbfaifert^um  in  folgenber  Siebe: 

„3$  erfläre  midj  für  periobifd&e  SBafcl  be$  9lei(I>& 
Oberhaupt«  burd^  bie  33oIfefcertretung.  3n  toriger 
©ifcung  ^abe  idjj,  otyne  2luSji^t  auf  ©rfolg,  für  ben 
rceitefteu  Ärete  ber  SBctylbarfeit  geftimmt,  alfo  folge* 
richtig  aud^  bagegen,  bafe  jene  SBürbe  nur  einem  regie* 
renbcn  gürjlen  übertragen  toerben  bürfe.  -JJa^bem  bieg 
nunmehr  be^loffen  ift,  fo  bleibt  mir  übrig,  für  äfa* 
träge  ju  ftimmen,  burdfj  toeldfje  bie  ©rbltcfyfeit  unb  eben 
bamit  bie  8etoorred;tung  eines  einjelnen  ©taateS  unb 
©tammeS,  fotoie  ber  2hi8fd&Iufe  DefterretdjS  befeitigt 


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3C7 


wirb,  uor  allem  für  ba$  grasten  IV,  Sßahl  auf  fed)8 

S3efür<^tcn  Sic  feine  weitläufige  Ausführung  mtu 
ner  Anficht.  3Rein  Sorftaben  ift  einjig,  jefct,  ba  mir 
t)or  bem  ©<hlufeftein  unfrer  Slrbeit  fielen,  mit  wenigen 
SBorten  an  ben  ©runb  berfelben,  an  unfern  eigenen 
Urfprung  ju  erinnern,  beffen  ©ebächtnife  mir  nicht  mehr 
überall  lebenbig  ju  fein  fd^eint.  @3  ift  in  biefen  Sagen 
wieberholt  öon  Qugenbträumen  gebrochen  Worten;  ich 
befenne  meinerfeitä,  bafe  mich  juweilen  noch  ein  £raum 
»erfolgt,  ber  grühlingStraum  be8  Jahres  1848. 

S5ie  t)on  einem  Steile  be$  StuSfchuffeS  angetragene 
(Srblichfeit  unb  bie  bamit  jufammen^ängenbe  9iicht~ 
&erantWortli<hfeit  ift  eine  Slnwenbung  befannter  ©runb* 
fäfce  ber  in  ben  beutfd&en  Einjelftaaten  burchgeführten 
conftitutionellen  Srbmonardfne  auf  bie  neujugränbenbe 
SBürbe  beS  9teich3oberhaupt$.  3$  will  bie  SSerbienfte 
biefer  StaatSform,  ihre  gef<hi<htli<hen  Seiftungen  unb 
ihre  SRüfclichfett  in  ber  ©egenwart  feineSwegS  hera&5 
fefcen,  barf  aber  au<h  eine  6<f)attenfeite  berfelben  nicht 
unberührt  laffen,  bie  ich  gerabe  ba  erblidte,  wo  bie  reine 
ßehre  ben  glänjenbften  ßichtyuuft  be$  ©pftemö  gefun* 
ben  ^at.  3ene  Schattenfeite  befteht,  na<h  meinem  2)a* 
fürhalten,  barin,  bafc  ber  unverantwortliche,  erbliche 
3Konar<h  nur  ein  perfonifteirter  Segriff  ber  einheitlichen 
unb  ftätigen  Staatsgewalt  ifl,  ein  allegorifcheS  SGBcfen, 
eine  giction  be3  SHegierenS,  feine  natürliche  SQBa^r^eit. 
S)a  er  nicht  vermöge  feiner  perfßnlichen  ©igeufchaften, 
fonbern  burd)  baS  Srbfolgere<ht  jur  ©ewalt  berufen  ift, 


uigiiizso 


368 


fo  müffen  für  ben  regten  ©ebrau<$  ber  lefctern  oerant- 
tportltd^e  Statte  einfielen.  Unter  biefer  33et)ormunbung 
lönnen  felbfiftänbige  ß^araftere  fdjtoer  gebeten,  ober 
toenn  foldje  fu$  füllen,  toenn  fie  tyerfcorbredjen  tooHen 
auö  ber  läftigen  Stellung  eines  lebenben  ©emälbeS,  fo 
geraten  fie  mit  bem  conftitutioneDen  Stammen  in  SBiber- 
ftofe.  ©iefeS  ©vftem  tyat  fi<$  in  ©nglanb  gefd>i$tli$ 
Ijerangebtlbet,  fyat  toon  ba  aus  weitere  SJJflanjungen  ge* 
grünbet  unb  ift  fobann  t>on  ber  S)octrin  als  baS  allein- 
feligmacfyenbe  für  etoig  feftgefteüt  toorben.  Urfprüngli# 
beutfd)  ift  es  ni$t.  2)ie  beutf^en  2Ba$Uönige,  erbli$, 
fo  lange  baS  @ef$ledjt  tü<$tig  toar,  faflen  nid^t  unter 
biefe  ©taatsform;  eS  toaren  in  langer  Steide  2Ränner 
t?on  %Ui\ä)  unb  33em,  lern^afte  ©eftalteu ,  mit  leudfc 
tenben  äfogen,  tyatfräftig  im  ©uten  unb  ©glimmen. 
®er  SDtifeftanb,  ben  id)  berührte,  &at  fi$  in  unfrer 
jefcigen  SSer^anblung  auf  merfroürbige  SSBeife  ^etDorge^ 
fteHt.  (Sin  früherer  Siebner  fyat  uns  belehrt,  ba&  ber 
ÄBnig  fcon  ©a$feu  bur$  fein  bermaligeS  3Jlintflerium 
befyinbert  fei,  feine  ursprüngliche  unb  au<$  jefctunbe* 
jtoeifelte  beutf^e  ©efmnung  ju  ©unften  beS  preufetf^ 
beutf^en  (SrbfaiferttyumS  toirffam  ju  machen,  lifo 
biejenige  gorm,  bie  bem  dürften  bei  ben  ^o^^erjigften 
<5ntf$lief$ungen  bie  £änbe  binbet,  toirb  uns  für  bie 
neue  9lei$Sgett)alt  empfohlen,  &on  bem  gleiten  SRebner 
lebhaft  angepriefen. 

(Sine  mäßige  33olfSer£ebung ,  toie  bie  beutf^e  beS 
vergangenen  grü&ja&rS,  mufe  fid^  aus  tyrem  eigenen 
©eifte  bie  redete  unb  lebenskräftige  gorm  erraffen. 


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369 


SBenn  e$  neulich  t>on  bicfer  Stribüne  für  einen  SBiber* 
foruch  erflärt  toorben  ijt,  bie  9Jlcnar<hie  in  ben  Stö- 
gen ju  erhalten  unb  im  ©ipfel  ju  entbehren,  fo  lägt 
ft<h  bem  ein  anberer  2Biberfpru<h  entgegenhalten.  3fl 
benn  ber  Slnflofe  unb  ©runbtrieb  unfrer  Politiken  9teu= 
geftaltung  bon  ber  monard&ifchen,  ober  b^naftifchen, 
artftofratifcben  Seite  beS  bi^erigen  beutfd&en  Staates 
lebenS  ausgegangen?  nein!  unbestritten  *>on  ber  bemo* 
fratifchen.  5Die  SBurjel  alfo  ift  eine  bemofratifche; 
toon  ber  äßurjel  aber,  nicht  t>on  ben  3^9^  fchiefct 
auch  ber  ©ipfel  auf.  So  fann  es  bem  natürlichen 
SBu^fe  ber  neuerfle^enben  beutf^en  6i<he  ni<^t  gemäfc 
fein,  bajs  ihrem  ©ipfet  ein  SSrutneft  erblicher  9*et<hS* 
abler  aufgepflanjt  toerbe. 

Sßollte  man,  ber  Spftematil  foegen,  burchgängtge 
tlebereinftimmung  beS  ©anjen  mit  bem  (Sinjelnen  ber* 
langen,  toas  ich  tti$t  für  nöthig  fyaltt,  fo  mürbe  Diel 
e&er  folgen,  bafc  baS  2llte  ft<h  bem  neuen,  burchtoal* 
tenben  ©eifte  füge,  als  umgelehrt.  3$  &ta  aber  auch 
ber  Meinung,  ba&  bie  Staatsformen  oft  in  ber  Wixh 
liefert  nicht  fo  mit  aus  einanber  liegen,  als  in  ber 
Sporte  ober  im  gelbgefchrei  beS  £ageS.  S)ur<h  bie 
Aufhebung  ber  politifchen  StanbeSfcorrechte  unb  burch 
freifinnige  SBahlgefefce  toerben  bie  monarchifchen  33er* 
faffungen  ber  einjelftaaten  ben  bemofratif<$en  2lnfor* 
berungen  ber  Sfteujeit  bebeutenb  näher  gerütft.  3$ 
ma#e  baher  auch  feinen  Singriff  auf  ben  gortbeftanb 
biefer  Staatsform  in  ihrer  2luffrif<hung,  ich  glaube  nur 
nicht,  bafj  biefelbe  fähig  fei,  eine  neue,  nachhaltige 

ttfclonb*  fieben.  24 


uigit 


370 


Schöpfung,  ein  verjüngtes  ©efammtbeutfd&lanb,  hervor* 
jutreiben. 

©in  SfobreS  ift  ber  gortbeflanb  unb  bie  SBerbefie* 
timg  vor^anbener  @inri$tungen,  ein  2lnbre8  bie  ftrage: 
ob  eine  gegebene  ©taatsform,  hier  bie  monard&ifd^con* 
ftitutioneHe,  für  eine  gänjlidfj  neue,  viel  umfaffenbete 
Schöpfung  triebfräftig  ober  maßgebenb  fein  Jönne? 

3$  geftetye,  einmal  geträumt  ju  haben,  baß  ein 
großartiger  Sluffd^toung  auch  bebeutenbe  polittfche  6^a- 
raftere  hervorrufen  toerbe  unb  baß  hinfort  nut  bie  ^er» 
vorragenbften  an  ber  ©pifce  be8  freigetoorbenen  unb 
geeinigten  3)eutfchlanb3  foßten  fielen  fönnen.  S)ie| 
aber  ift  nur  bur<h  Söa^l,  nicht  burch  ©rbgang  möglich- 
#ier  auf  gänglid^  neuem  gelbe  toar  freie  93abn  für  bie 
a3ertt)irflicfyung  toahrer  unb  fühner  ©ebanfen  unb  US) 
jtoeifelte  nicht,  baß  ba$  beutfd&e  SSolf  für  fold&e  ©e- 
banfen  empfänglich  fei.  3$  mußte  mir  loohl  einigen* 
beu:  ma3  vermag  ber  einzelne  SDtann  ohne  $au$ma$t, 
ohne  btynaftifd&en  ©lanj?  ©teichtoohl,  toenn  tvir  in 
ber  3eü/  a^  wi*  noch  *>a3  Vertrauen  be3  3Solfe£ 
ein  Slüd^alt  toar  unb  bie  Staatsmänner  noch  nicht 
aufhören  mußten,  3SoU$männer  ju  fein,  tvenn  toir  ba* 
malS  einen  3Jiann  an  bie  ©ptfce  gefteHt  hätten,  einen 
folgen,  ber  in  ber  ganjen  ©röße  bürgerlicher  @infa^- 
heit  burch  ben  2lbel  feiner  freien  ©efinnung  auch  bie 
rohe  ©etvalt  ju  bänbigen,  bie  verttrilberte  Seibenfehaft 
in  bie  redete  ©trömung  ju  lenfen  verftanben  hätte :  ich 
benfe,  ba8  gefammte  beutfdfje  2$olf  tväre  feine  §aufc 
macht  getoefen. 


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371 


Sugenbträume !  toie  f^on  gejagt.  @in£au$  be£ 
urfprünglicfjen  ©eifteS  gab  ftdj  ttrirflicfy  noö)  in  bem 
Sefc^luffe  ber  2$olf8t>ertretung  hmb,  gänili<§  au3  eige- 
ner Wlafy  ben  9leic^t>ertt)efer  ju  xotykn.  ®in  prfl 
nmrbe  gemäht,  nid&t  to eil,  fonbern  obgleich  er  ein 
Surft  toar.  aber  inbem  man  bie  $Rid;tüerauttoorilic^ 
feit  beigefügt  fyatte,  tüar  fcfyon  lieber  nadj  ber  confti* 
tutiouetlen  9tict)tung  eingebeugt.  %<f)  fyabe  toefentlid^ 
barum  nic^t  für  einen  gürften  geftimmt,  iä)  fafc  in 
biefer  33erbinbung  bereits  ben  boctrinären  ©rbfaifer  auf? 
taudjen,  beffen  SBiberfa^er  id&  fd&on  getoefen  bin,  als 
er  uoä)  bei  ben  Siebjefynern  in  ben  SfBinbeln  lag  unb 
}ärtli$  getoiegt  tturbe,  unb  ber  mir  ni$t  lieber  ge- 
worben ifi,  nun  er  ernftlt<$e  33erfu$e  macfyt,  auf  beu 
beutföen  2$ron  ju  flettern. 

©eit  jener  SBa^l  ifi  bie  ©timmung  nod;  weiter 
jurüdgegangen  unb  ber  neuefte  Sefd&lufe  geftattet  nur 
nod?  bie  Berufung  eines  regierenben  gürflen.  SDaS 
äBaljlrecfyt  ift  an  ft$  noä)  unüerloren,  aber  auf  biefen 
engen  ÄreiS  t>on  SBä^lbaren  befdfjränft.  SDie  SBefd&rän* 
hing  felbft,  tt>ona<§  anbere  2lnge^örige  ber  fürfllid;en 
©efc§le<$ter  auSgefcfyloffen  finb,  fann  fo  aufgefaßt  toer; 
ben,  bafj  eS  n\6)t  bie  btynajtifd&e  (Sigenf^aft,  fonbem 
ber  SRegentenberuf  ift,  tt>obur#  bie  äBäfylbarfeit  bebingt  # 
ttrirb.  SDtit  gefttyaltung  ber  periobif<$en  Söa^l  fcäre 
minbeftenS  jener  äufjerfte  ^arttfulariSmuS  abgettriefen, 
vermöge  beffen  ein  gürftentyauS,  einSSolf  ©otteS  für 
evuig  über  alle  anbern  beutfcfyen  Stämme  erhoben  mürbe 
unb  biefe,  na<$  bem  glüdlid^en  SluSbrud  beS  Serid^t-- 


uigiiizso 


372 


erftatterS,  in  ein  33er$ältnij3  beS  SienenS  träten. 
2)er  9lei(^«v>orflanb  foH  nic^t  baS  ©epräge  eine«  preu&i* 
f$cn,  eines  öftrei$ifd&en,  fonbern  baS  eines  gemein 
fam  beutfcfyen  Oberhauptes  tragen.  ©tefeS  aber  wirb 
ni<$t  errei^t  bur<$  bie  neue  giction:  ber  jum  Steide 
berufene  $ürft  eines  (SinjeljiaateS  werbe  nun  ganj  unb 
einjig  beutf$  fein,  bennbie  9tei<$Stoerfaffung  felbft  be= 
läßt  ja  eine,  nur  bef<$ränfte  ©elbfiftänbigfeit  aller  ein* 
jelnen  Staaten.  SeneS  allgemein  beutle  ©epräge  fann 
üielme^r  nur  babur$  aufgebrüdft  unb  frif$  erhalten 
werben,  bafj  bie  SBa^I  bur$  bie  ©efammtoertretmtg 
ber  Nation  pertobifdj)  erneuert  wirb  unb  ba&  bie  3Jlög» 
üdpfeit  ber  SBa^l  aus  jebem  beutfdjjen  33olfSftamme,  je 
na#  bem  ©ebürfnife  ber  3eit  unb  uadj  ber  33ef<$affem 
tyeit  ber  ^erfonen,  gegeben  bleibt.  6ine  erfie  unb  ein« 
malige  2Ba§l,  bie  2Ba$l  eines  dürften,  ber  fortan  bie 
SBürbe  vererben  würbe,  wäre  tebiglidtj  ein  feierli^er 
SSerji^t  auf  baS  2Ba$lre<$t.  9Jißgen  Sie  biefen  SSer* 
ji$t  ni$t  auSfpre<$en,  er  wiberftrebt  bem  ©eifte,  ber 
©ie  tyie^er  berufen  $at.  S)ie  9let?olution  unb  ein  6rfc 
faifer,  baS  ift  ein  Jüngling  mit  grauen  paaren. 

3$  lege  nur  no<$  meine  £anb  auf  bie  alte,  , 
offene  SBunbe,  ben  2luSf$lu&  Deftreid&S.  2luSfd&lu§ 
.  ift  unb  bleibt  baS  aufrichtige  2Bort,  benn  wenn  ©ie 
baS  erbitte  Äaifertfyum  o£ne  Oeflreid^  befd&liefeen,  fo 
ift  feine  Hoffnung,  bafj  es  no<$  irgenb  einmal  eintreten 
werbe,  erinnere  abermals  an  bie  $eit  unfreS  llr* 
fprungS.  9llS  man  6<$leSWig  erobern  wollte,  wer  $ätte 
baran  gebadet,  bafe  wir  Oeftreicfy  preisgeben  würben? 


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373 


31«  bic  2lbgefanbten  au«  Deftrei$  mit  ber  beutf^en 
$a|me  unb  mit  bcu  Sßaffen  be«  greityeit«fampfe«  in 
bic  Serfammlung  be«  pnfjigerau«f<§uffe«  einigen  unb 
mit  lautem  3ubel  begrüß  würben,  wer  tyätte  ba  ge* 
träumt,  ba&  t>or  3a§re«frift  bie  öfirei<$if$en  2lbge* 
orbneteu  otyne  ©ang  unb  Älang  au«  ben  Sporen  bcr 
$aul«fird£)e  abjtefyen  würben?  S)ie  beutfd&e  ©tnfyeit 
foKte  ja  gef<$ajf  en  »erben ;  biefe  ©infyeit  ift  aber  ni^t 
lebiglidf)  eine  Siffer,  fonft  wäre  fie  toor^anben,  wenn 
ber  eble  9tei$«apfel  weiter  unb  weiter  au«gefdf)ält  würbe, 
lüenn  jule&t  S)eutf$lanb  in  fiied&tenftein  aufginge.  S)ie 
toaljre  ©tn^eit  mufe  alle  beutfd&en  fiänbergebiete  tu* 
fammenfaffen,  wie  e«  im  erften  ©afce  ber  SReidfjS&er- 
faffung  au«gefpro<$en  ift;  e«  ift  eine  ftümpertyafte  ©in- 
$eit,  bie  ein  ©ritttyeil  biefer  ©ebiete  auBer^alb  ber 
Bereinigung  läßt.  £)ie  ©inigung  mit  Dejlreidji  ift 
f<§wiertg,  ba«  wiffen  2111c,  aber  e«  fd^eint  mir  au$, 
3Rand(je  nehmen  e«  ju  leidet,  auf  Deftreidjj  ju  toer* 
jidjjten.  3Jiand&mal,  wenn  öftreid^ifd^e  SJlänner  in  bie- 
fem  6aale  fprad^en  unb  wenn  fie  auä)  nid^t  in  meinem 
©inne  rebeten,  war  e«  mir  boefy,  al«  ob  iä)  einen  Stuf 
bon  ben  Styroler  Sergen  toemeljme  ober  ba«  abriatifd&e 
SDleer  rauften  §öre.  2Bie  fetyr  verengt  ft<$  unfer  ®e* 
fid)t«frei«,  wenn  wir  Ceftreid^  aufgeben!  Um  wieviel 
flauer  unb  farblofer  wirb  ba«  beutfd&e  SJaterlanb,  wemt 
bie  öftlid&en  Hochgebirge  jurüdweid&en,  Wenn  bie  bolle 
breite  S)onau  nid&t  me^r  beutf^e  Ufer  fpiegelt!  ©* 
genügt  nid^t,  ftaat«männif$e  Sßlaue  au«jufinnen  unb 
abjumeffen ,  man  mufc  ft$  in  bie  2lnfd&auung,  in  bafc 


uigitizc 


374 

* 


Sanb  felbft  fcerfefcen,  man  mufc  ftdf>  Deftrei<$  t>ergegen* 
wärtigen  mit  all  feiner  reiben  £eben3fülle.  2BeI$e 
einbüße  wir,  mit  feinem  2lu3f$eiben ,  an  SJladfjt,  an 
©ebiet,  an  SSoIf^a^I  erleiben  würben,  ift  ^inrei^enb 
erörtert  worben.  3d&  füge  nnr  ©ine«  ^inju:  ©eutf^ 
lanb  würbe  ärmer  werben  um  alle  bie  Äraft  be3  ©elfte« 
unb  ©emütbä ,  bie  in  einer  beutfctyen  Sefcölferung  t>on 
a<$t  Millionen  lebenbig  ift.  2Benn  mir  mit  einem 
33unbe3ftaate  otyne  Deftreidfj  na<§  ^aufe  fommen,  wirb 
baS  beutfäe  SSolf  unfer  SBerl  loben?  jumal  ba3  füb- 
beutfd&e,  baS  mit  bem  öftrei<$tf<$en  burdEj  9taturanlage 
unb  gef$i<$tlid>e  (Srinnerung  am  nädfjften  terwanbt  ift? 
©d&onen  ©ie  ba$  SolfSgefü&I!  SDiefe  ©effl^olttÖ 
ift  ni$t  ganj  ju  verwerfen.  3$  habe  Urf aä)t,  bie 
hod&fahrenbe  33ema<$läffigung  berfelben  für  bebenflid^ 
ju  galten. 

2Bir  wollen  —  jum  lefctenmal  —  einen  3)om 
bauen.  SBenn  unfere  alten  SDtöfler  ihre  riefenhaften 
fünfter  aufführten,  ber  25oUenbung  be8  fühnen  SBerfeS 
ungewiß,  fo  bauten  fte  ben  einen  SChurm  unb  für  ben 
anbern  legten  fie  ben  ©odfet.  2)er  X^urm  ^preufecit 
ragt  1)oä)  auf,  wahren  wir  bie  ©teile  für  ben  S^urnt 
Deftretdh ! 

S)odh  ber  S^urrnfpiften  ift  große  Qofyl,  ich  will  eS 
anberä  faffen.  3»itten  in  ber  3erriffen$eit  biefer  Ser* 
fammlung  ergriff  midh  juweilen  ba$  ©efühl,  baß  wir, 
fo  heftig  wir  un3  gegen  einanber  aufbäumen,  benncch 
bur<$  baä  nid^t  mehr  ju  bered^nenbe,  im  SSolf Sbewußt- 
fein  gefeftigte  ©ebot  ber  beutfd&en  Sinheit  wie  mit 


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375 


eifewen  SBanben  jufammengefd^miebet  feien.  Cremten 
ttrir  Oeftrei<$  ab,  fo  ift  baS  SBanb  jerfd&lagen. 

3$  fdfjlie&e:  fcertuerfen  ©ie  bie  ©rbli<fyfeü,  f Raffen 
©ie  feinen  emig  berrfd&enben  ßinjelftaat,  ftofeen  ©ie 
nid&t  Deftreidfc  ab,  retten  ©ie  ba3  2Batylre<fyt,  biefeS 
eble  SBoIföred&t,  für  ba$  ©ie  ber  Nation  üerantfoortli<$ 
finb,  biefeS  forttoirfenbe  SBa^rjeid^en  be3  üoifämäöigen 
UrfprungS  ber  neuen  ©etoalt!  ©lauben  ©ie,  e8  toirb 
fein  #aupt  über  ©eutfd^lanb  lenkten,  ba3  ni$t  mit 
einem  motten  Stropfen  bemofratifd^en  DeleS  gefalbt  ift!" 

Urlaub  an  feine  grau, 

gran!furt,  10.  Februar  1849. 

„Siebfte  6mma! 
35u  £aft  mi<$  bur$  ©einen  Steif  eberid&t  fe^r  er* 
freut  £ier  tyaft  S)u  in  ber  SßaulSfir<$e  nichts  toer* 
fäumt.  @$  tDurbe  ein  rüdfjtänbigeS  ©tüä  ber  ©runb* 
redete  otyne  lebenbige  ££etlna£me  fcertyanbelt  unb  barauf 
toirb  au<$  noö)  ber  Anfang  ber  näd&ften  2Bo$e 
toenbet  »erben.  6$  mar  toofyl  bat>on  bie  Siebe,  bajj 
am  19.  bie  grift  ber  ©rflärungen  ber  Sinjelftaaten  ju 
®nbe  gefye  unb  bann  foglei<$  bie  f<$tirierigen  5ßaragra* 
p^en  „t>om  Steide"  jur  Reiten  Seratfyung  fommen 
follen.  2lber  ba  ift  nun  auf  einmal,  als  ©eitenftüd 
ber  preufnfdjjen  9tote,  fcorgeflern  eine  öftrei<$if<$e  ge* 
fommen,  toorin  Deftreidfj  erflärt,  bag  eS  ftatt,  tt)ie 
e«  getüünfd^t  ^ätte ,  in  ©emeinfd&aft  mit  Greußen,  nun 
allein  ben  3öeg  ber  Vereinbarung  mit  granf furt  betrete. 


uigitizc 


376 


bafc  es  ft<$  gegen  einen  einheitlichen  ©entraljtaat, 
gegen  ba8  ©agern'fdje  Programm  ausbreche,  bafc  eS 
gegen  eine  Unterorbnung  be£  Äaifer«  Don  Deftreufy 
unter  bie  Don  einem  anbern  beutfdtjen  dürften  gehanb; 
habte  (Sentralgetoalt  ftch  feierlichft  toertoahre.  68  be* 
jeigt  fogarßuft,  nicht  blofj  mit  feinen  beutfdjjen,  fonbem 
auch,  toenn  nidfjt  gleich  im  2lugenbltcf,  bod>  toeiterhin, 
jugleich  mit  feinen  aufjerbeutf^en  Säubern  in  ©emein* 
fctyaft  mit  £>eutf<hlanb  ju  treten.  ®a$  toürbe  nun  auf 
ein  SDtreftorium  unter  Oeftretd^S  SBorftfc  ^intoeifen 
unb  in  biefer  ttne  in  anberer  £infi$t  ifi  biefe  @rfl& 
rung  eine  unerfreuliche.  SuQkiä)  aber  toirb  baburch 
ba$  aHju  übermüthige  unb  gegen  Deftreich  fchonungfr 
lo«  betriebene  preufnf<$e  (Srbfaiferthum  gefreujt. 

2)u  tt>irft  ber  ^iefigext  Angelegenheiten  megen  nicht 
ttrfad^e  1)dbzn,  S5eine  SRüdffehr  ju  befd&leunigen.  5Den 
Pan,  S)ir  nadh  #eibelberg  entgegen  ju  fommen,  fann 
i$  unter  biefen  Umftönben  nicht  fefthalten.  @3  fönnte 
nöthig  fein,  hier  auf  bem  $la$e  ju  bleiben,  um  fich 
ju  unterrid^ten. 

#eute  toar  ich  mit  <£<hott  bei  SKa^eS  ju  £ifch. 
2lm  9Ritttt>o<h  fuhr  idh  um  eilf  Uhr  nach  SWainj,  meil 
mir  in  ©Wartung  eines  raffen  2lu*gang$  ber  aSerhanb* 
lungen  ber  Nibelungenhort  in  3Rainj  feine  SRuhe  liefe; 
id&  traf  aber  ben  SKaler  SBecfer,  bem  bie  SReife  galt, 
nicht  an.  $>er  £ag  fear  fo  blau,  founig  unb  früh5 
UngSmäfeig,  bafj  mir  ein  langer  ©ang  am  SR^ein,  beffen 
©Riegel  t>on  Skiffen  unb  beffen  Ufer  toon  ©pajier* 
gängem  toimmelte ,  im  2lnblicf  be3  tyxrliä)  erleuchteten 


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377 

- 


©ebirgeS  fe$r  tootylt&uenb  toax.  S)afe  Du  nid^t  bei  mir 
toarft ,  ifl  um  f o  bebauerli<$er ,  als  S5u  mir  am  gleiten 
£age  über  bieten  5Rebel  flagft. 

3$  freue  mi$  auf  ©eine  3urücf!unft  unb  bin 
äußerft  begierig  auf  ©eine  Scripte  aus  ber  #etmaty. 
©rüße  fiubnrig,  2Bill)elm  unb  SDtaperS  unb  toer  fonft 
Don  Sefannten  mein  gebenft. 

3Raper  banfe  für  feinen  ©rief. 

3nnig  ©ein 
8." 

2tm  22.  3Jtärj,  bei  ber  Äaiferma&l,  mußte  Urlaub 
feiner  Ueberjeuguug  folgen  unb  erflären:  „3$  ftimme 
ni<$t"  unb  als  es  am  IL  Slpril  an  bie  Sbftimmung 
über  bie  Sfteid&Stoerfaffung  fam,  biefelbe  ablehnen. 

2tlS  ber  fiönig  &on  Greußen  ft<§  gegen  bie  2ln- 
nannte  ber  9tei$Strone  erflärte,  jogen  fi$  triele  2lb* 
georbnete  fcom  Parlamente  jurfid,  tt>eil  fic  an  einem 
günftigen  SKuSgang  fceritoeifelten. 

2luf  ben  2Bunf<$  beS  SDreißtger:2luSf$uffeS  verfaßte 
Urlaub  folgenbe  Sfaft>ra<$e  an  baS  beutfd&e  SSoU. 

,,©ie  SRattonatoerfammlung  fül;lt  fi#  gebrungen, 
an  baS  SBolf ,  t>on  bem  fie  gefoetylt  ifl  unb  baS  fte  in 
feiner  tüid^tigflen  Angelegenheit  ^u  vertreten  ^at,  über 
tyre  neuefte  Stellung  aufHärenbe  unb  aufmuntembe 
2Borte  ju  rieten.  ©iefe  Stellung  ift  eine  fo  fd^tmerige 
geworben,  baß  es  tootyt  baS  Slnfe^en  gewinnen  mo$te, 
als  ftänbe  bie  üerfaffunggebenbe  Sßerfammlung  i^rer 
Sttuflöfung  na^e,  als  müßte  eben  bamit  baS  fcon  fyx 


uigiiizso 


378 


mü^fam  ju  ßnbe  geführte  VerfaffungStoerf  in  ©gerben 
geben,  als  foHte  ber  gewaltige  ©trom  ber  beutfd&en 
SolfSer^ebung  fläglt$  im  ©anbe  verrinnen.  3)ic 
©djhrierigf  eiten ,  bie  fidj  vor  uns  auftürmen ,  f  ommen 
tfyeils  von  Sinken  $er,  burd£>  ben  SSiberftanb  ber  fünf 
mäd&tigften  ©njelregierungen  unb  nun  au$  ber  von 
uns  felbfi  inS  ßeben  gerufenen  Gentralgctoalt  gegen  bie 
SDur<$füljrung  bcr  enbgiltig  betroffenen  unb  verfum 
bigteu  Sleid&Sverfaffung ,  t^eiU  aber  unb  jumeift  no$ 
auö  unfrer  SDUtte,  burd>  ben  maffenl)aften  SüuStrttt  ber* 
jenigen  SJtitglieber,  bie  entiveber  bem  Sttbruf  ityrer  Sie* 
gierungen  folgen  ju  tnüffen  vermeinten  ober  am  ®e* 
lingen  beS  SßerfeS  unb  an  allem  fruchtbaren  gorthrirfen 
ber  Verfammlung  verjtoeifelten.  Siefen  #inberniffen 
jum  £rofce  glauben  mir  no$  immer  unfern  Seftanb 
unb  bie  uns  anvertraute  ©a$e  aufregt  erhalten  ju 
lönnen;  mir  fefcen  ber  Ungunfi  ber  Vertyältniffe  bie? 
jenige  8ä\)i$Mt  entgegen,  bie  f$on  manchmal  jum  enb= 
li<$en  ©iege  geführt  hat.  S)en  Regierungen,  bereu 
©taatStoeiSheit  im  vorigen  Satyre  fo  mad&tloS  unb  ratfc 
loö,  fo  gänjlidh  erftarrt  tvar,  bafe  fte  jene  ftebjetyn 
Vertrauensmänner  am  Vunbe  auf f orbern  mußten,  bie 
Initiative  eines  VerfaffungSenütmrfS  ju  ergreifen,  unb 
bie,  nad^bem  fie  ttueber  tvarm  gemorben,  uns  nidjjt  blofe 
Vereinbarung  anfinnen,  fonbern  fogar  bie  Dctropirung 
in  3faSfi$t  fteEen,  ihnen  galten  toir  beharrlich  ben  fd^on 
im  Vorparlament  geltenb  gemalten,  bann  im  Anfang 
unfrer  Verhanbluugen  feierlich  auSgefprodhenen  unb 
fortan  tbatfädhlidh  behaupteten  ©runbfafc  ber  SRational* 


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379 


fou&eränetät  entgegen;  mir  lehnen  uns  an  biejentgen," 
toenn  auch  tninber  wältigen  Staaten  unb  ihre  S3es 
fcöKerungen,  toel<he  bie  93ef<hlüffe  unfrer  3?erfammlung 
für  binbenb  unb  bie  üerfünbigte  SBerfaffung  für  rechts* 
bejtänbig  anerfannt  ^aben.  S)ie  neueften  Erfahrungen 
haben  fdjlagenb  beriefen,  bafc  aus  einer  SSereinbarung 
&ou  neununbbreifeig  Regierungen  unter  fid^  unb  mit 
ber  Rational&ertretung,  baju  noch  mit  allen  SanbeS; 
fcerfammlungen,  niemals  eine  ReichSfcerfaffung  hätte 
hervorgehen  fönnen  unb  bafe  bie  Rattonafoerfammlung, 
felbft  gegen  eigene  Steigung,  baS  SSerfaffungSmerf  in 
bie  £anb  hätte  nehmen  müffen,  toenn  es  überhaupt 
ju  ©taube  lommen  foDte. 

©egenüber  ber  burch  unfer  ©efefe  Dom  28.  3uni 
to.  3.  gefd&affenen  protriforifchen  ßentralgetoalt,  meiere 
je$t,  ba  es  gälte,  bie  auf  Durchführung  ber  33erfaffung 
gerichteten  93cfd^lüffe  ju  öoHiiehen,  ft<h  beffen  weigert 
unb  ein  SDiimfterium  am  Ruber  lägt,  bem  bie  SBer- 
fammlung  ihr  Vertrauen  alsbalb  abgejagt  h&t,  ift  in 
unfrer  ©ifeung  vom  19.  SDtai,  noch  &or  *>em  fltofeen 
Austritt,  bef<hloffen  Horben,  bafe  bie  33erfammlung 
fofort,  roo  möglich  aus  ber  Reihe  ber  regierenben  dür- 
ften, einen  ReichSfiatthalter  roähle,  toelcher  toorerft  bie 
Rechte  unb  Pflichten  beS  Reichsoberhaupts  ausübe, 
©amit  glaubte  man  auch  für  bie  3eit  beS  UebergangS 
bem  ©inne  ber  SSerfaffung  felbft  am  näd^ften  ju  fom< 
men.  ©üblich  ber  burch  SRaffenauStritt  bem  Seftanbe 
ber  Rationaberfammlung  ertt>a<hfenen  ©efahr  fugten 
tt)ir  burch  ben  geftrigen  Sefchlufj  ?u  begegnen,  bafj 


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380 


[d)on  mit  100  SJtitgliebern  (ftatt  früher  angenommenen 
150)  bie  Serfammlung  befdjlufefä&ig  fei;  ni$t  als  ob 
nrir  eine  fo  ftarf  IjerabgefdEjmoljene  Safyl  für  leinen 
Ucbelftanb  anfeilen,  ober  baburdj>  ben  6ieg  einer  aus- 
^arrenben  Partei  erringen  sollten ,  f onbern  barum ,  bafe 
nid^t  baä  legte  Sanb  ber  bentfd^en  «olfeeinfjeit  reiße, 
bafe  jebenfalfö  ein  Äern  verbleibe,  um  ben  balb  ttieber 
ein  bollerer  ÄreiS  fi<$  anfe$en  fönne.  9Ro<$  fifcen  in 
ber  *paul8firdE)e  Vertreter  faft  aller  beutfd&en  ®inael= 
ftaaten  nnb  gerabe  biejenigen  Staaten  finb  noä)  immer 
namhaft  vertreten,  beren  äbgeorbuete  jurücf  berufen 
mürben,  ^reu&en,  Deftreicfy  unb  6adbfen.  Sine  be* 
beutenbe  3a^l  t)on  SJUtgliebern  ift  nur  jeitig  abmefenb 
unb  e3  foll  für  tyre  Einberufung  geforgt  merben;  burd> 
©teflfoertretcr  unb  9lad)\odf)len  ift  für  Abgegangene 
®rfafc  ju  erwarten,  Sollte  aber  auä)  nid^t  ber  ernfte 
9tuf  be£  33aterlanbe3  feine  Äraft  bemäfyren,  fo  gebenfen 
mir  bo<$,  menn  and)  in  Heiner  3^1  unb  grofcer  8R# 
fal,  bie  SSoHmad^t,  bie  mir  fcom  beutfcfyen  3SoIJ  empfan- 
gen, bie  jerfefcte  $atyne,  treugemafyrt  in  bie  $änbe  be$ 
3lei4>$tag3  nieberjulegen,  ber,  na<§  ben  Sefd^Iüffen  fcom 
4.  b.  2Ji.  am  15.  Süuguft  jufammentreten  foß  unb  für 
beffen  Solkaus  bie  Söa^Ien  am  15.  Quli  fcorjunetymen 
Pub.  ©elbft  au§  biefen  öefdjjlüffeu  ift  ein  (Singriff  in 
bie  9tegierungSre$te  l;erauögefunben  Horben,  mä^renb 
fie  eben  babur<§  unt>ermeibli<$  roaren,  bafe  t»om  3n* 
^aber  ber  protnforifd&en  ßentralgetoalt  fein  SoHjug  ju 
gemarten  ftanb. 

gür  biefe  Seftrebungen ,  bie  SRationabertretung 


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381 


.  unerlofchen  ju  erhalten  unb  bie  Verfaffung  lebenbtg  ju 
ma<hen,  nehmen  toir  in  toerhängniffrollem  Stugenbltcfe 
bie  tätige  SUtitnrirfung  be$  gefammten  beulten  Volles 
in  2tnforuch.  2Bir  forbern  ju  feinem  $rteben3bruch 
auf,  tt)ir  toollen  nicht  ben  Sürgerfrieg  fchüren,  aber 
tt>ir  finben  in  biefer  eifernen  3eit  nöt^tg,  ba&  baS  SSolf 
feenhaft  unb  toaff  engeübt  baftehe,  um,  toenn  fein  Sin- 
recht  auf  bie  SSerfaffung  unb  bie  mit  ihr  tierbunbenen 
Volfäfreiheiteu  getoaltfam  bebroht  ift,  ober  wenn  ihm 
ein  nid)t  fcon  feiner  Vertretung  ftammenber  SSerfaffung^- 
juftanb  mit  ©etoalt  aufgebrungen  »erben  luottte,  ben 
ungerechten  Singriff  abseifen  ju  fönnen;  ttrir  era^ten 
ju  biefem  3^^  für  bringlich,  baf*  in  allen  ber  33er- 
faffung  anhängenben  Staaten  bie  VolfStoehr  fchleunig 
unb  öoUftänbig  ^ergefteUt  unb  mit  ihr  ba8  ftehenbe 
§eer  jur  Slufre^altung  ber  SRei<h&>erfaffung  t>cr- 
pflichtet  »erbe.  3luf$erbem  mahnen  totr  baju,  bafc  burdj 
(Srfafcmänner  unb  SRachtoahlen  unfre  SSerfammlung  ohne 
Säumnifc  ©rgänjung  erhalte.  SSor  2lHem  aber  ^egen 
toir  ju  bem  ÜPiännerftolj  unb  ©hrgefühle  unfereä  jur 
Freiheit  neuertpad^ten  Sottet  ba3  fefte  Vertrauen,  bafc 
e$  nimmermehr  auf  ein  ttrißfürlich  octropirteS  SReufy^ 
toahlgefefc,  fonbern  einzig  nach  bemjenigen,  toelcheS  bie 
oerfaffunggebenbe  Verfammlung  erlaffen  hat,  bie  SBahlen 
üornehmen  unb  Dafe,  toenn  ber  beftimmte  3Bahltag  tyxan- 
fömmt,  gleichseitig  in  allen  beutfehen  ©aueu  ein  reger 
SBetteifer  ft<J)  bethätigen  »erbe,  ba$  gemeinfatne  2Bahl= 
recht  ju  gebrauten  ober  ju  erlangen/' 


uigiiizso 


382 


3ufa|  ber  SKinorität  be$  $>rei&iger;2lu3= 

f<$uff  e$. 

©runbbebingung  für  ben  ©ieg  ber  ®£re  ber  ©in- 
fyeit  unb  gretyeit  be3  SSaterlanbeS  ift  bie  £reue  gegen 
bie  $ei<$3t)erfaffung,  fomit  ba3  Unterlaffen  unb  3tnf= 
geben  aller  äJlaferegeln,  toeld^e  ifyr  nriberfpred^en;  ©runb= 
bebingung  ift  nidjt  minber  bie  £reue  gegen  ba3  3Sater- 
lanb  felbft  unb  feine  6^re,  fomit  bie  entfd&iebene 
ßurücftoeifung  jeber  ©intnif^ung  ber  gremben  in  bie 
inneren  üaterlänbifctyen  3nrifte,  fomme  fold^e  ®inmifc§ung 
t)om  Cften  ober  com  SBeften. 

Sßeldfer.  Äierulff.  fiiebmann.  Sachaus. 
3adf)ariä  son  ©öttingen.  ©cfert. 

9laä)  ber  3lnna^me  biefer  2tnft>rac$e  nmrbe  ber 
2lntrag  etngebra<$t:  bie  SSerfatnmlujtg  nati)  Stuttgart 
ju  »erlegen.  U^Ianb  erflärte  fi<§  gegen  biefen  2Intrag: 
„Unter  ben  33ef$lüffen  be$  StorparlamentS,  tPte  fold&e 
Dom  günfjiger;2lugfc§ufe  jufatrimengejtellt  finb,  befanb 
fidf)  einer,  ber  fo  lautet:  ,,„S)ie  confiituirenbe  National- 
toerfammlung  fjält  ityre  ©jungen  in  granffurt  a.  3JI.;"" 
bemgemäfj  tyat  ba3  beutfd^e  SSolf  feine  Vertreter  na<$ 
granffurt  getollt  unb  e3  fiefct  biefen  ni<$t  an,  o&ne 
Sßotfy  ben  beftimmten  Ort  ju  toerlaffen.  9to$  finb  toix 
tyier  untertrieben.  SHber  au$  einjig  som  ©tanbpunft 
ber  &totdmäbi$e\t  betrautet,  toar  granffurt  uns  nidjjt 
o^ne  ©runb  jum  2lufent$alt  angemiefen.  $>ie  centrale 
Sage  ber  Stabt  an  ber  3Jtainlinie,  too  ©üb  unb  9torb 


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383 


beS  beutfcfyen  93aterIanbeS  fidfj  bie  $cmb  reiben,  bic 
neutrale  Stellung  berfelben  als  eine«  ber  minbeft  mäd^ 
tigen  Staaten,  biefe  günfltgen  SSer^ältniffe  bejeicfyneten 
granffurt  wie  feinen  anbern  Ort  jur  ©teile  beS  3u* 
fammentrittS  ber  gemeinfam  beutfdjen  93olfSöertretung. 
Eben  barum  aber  wirb,  wenn  wir  Don  ber  ©teile  wei= 
d&en,  wenn  tüir  uns  in  eine  füblictye  (Sdte  jurüdfyie^en, 
ein  neuer  3tife  in  bie  grofje  beutfdj)e  ©emeinfd&aft  ge= 
mad)t  werben.  SDer  DrtSWed&fel  foU  freiließ  nur  eine 
©djwenfung  fein,  um  toon  bem  ©üben  aus  ben  9torben 
für  bie  33crfaffung  ju  erobern;  aber  iä)  fürchte,  wir 
machen  bie  ©d&wenfung ,  o&ne  bur$  fie  bie  Eroberung 
ju  matten.  SERit  biefer  ©rwägung  tyängt  eine  anbere 
genau  iufammen.  $)ie  aJJitglieberja^l  Diefer  SSerfamm^ 
lung  £at  ftd&  in  bem  3Kafee  üerminbert,  ba&  wir  burdb 
tjerfc^iebene  Sefd&lüffe  unb  ©inleitungen  ernftlidj  bafür 
jorgen  mufcten,  fie  nic^t  völlig  fcerfiegen  }u  laffen.  2Bir 
fyaben  bereit«  für  bie  Sefd^lufcfätngfeit  eine  $a\)l  fefl- 
gefefct,  unter  bie  nicfyt  heiter  tyerabgegangen  werben 
fann.  S)enn  bie  Vertretung  einer  großen  Nation  er- 
forbert  auä)  einen  Körper,  fie  fann  ni$t  als  blo&e  3bee 
lebenbig  unb  wirffam  fein.  3$  beforge  nun  fe^r,  Wir 
würben  uns  felbft  auf  bie  ©eite  fd&ieben ,  würben  bur<$ 
ben  Sefcfylufc,  t>on  fyier  abziehen,  einen  weiteren  £&eil 
ber  SSerfammlung  gänjlid^  auftreiben,  einen  fetyr  a<$t* 
baren  £&eil,  ber  ^icr  ausgemalten  $at  unb  ^ier  aus- 
halten Will,  au<$  nad&bem  er  ft<§  beträdfjtlicty  in  ber 
SKinber^eit  beftnbet.  2Bir  ^aben  wa^aftig  nid&t  Ur-- 
fac^e,  uns  no<§  weiter  ju  uerminbern,  tuelme^r  müffen 


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384 


wir  im$  ju  mehren  unb  31t  ftärfen  fu<$en.  3)arum 
fyaben  wir  au$  femer  befdploffen  unb  bringenb  aufge* 
f orber t,  bafe  bur<$  ßrfafcmänner  unb  9leuwa£len  bie 
gebrochenen  Süden  fo  triel  tnßglidj  wieber  ausgefüllt 
werben.  SDiefer  Slufruf  wirb  aber  in  mannen  ©egen*  ; 
ben  2)eutf<fylanba  um  fo  weniger  fruchtbar  fein,  je  metyr 
wir  uns  burd&  bie  üeränberte  Stellung  biefe  ©egenben 
entfremben.  2Bir  bürfen  uns  ni<$t  verölen,  e3  wirb  j 
ft<$,  wenn  au<$  o$ne  }urei<Jjenben  ©runb,  bie  SSor*  1 
fteDung  bilben,  als  fei  bie  beutfd&e  9lationalüertretung 
ju  einem  unfreien,  bie  Bewegungen  be3  füblid^en  S5eutf<^- 
tanb  feineSwegS  lettenben,  fonbern  fcon  i&r  be^errf^ 
ten  unb  bewältigten  SBinfelcon&ent  geworben.  ©0  würbe 
bie  Verlegung ,  bie  $ur  2luf  re$tl)altung  unb  Kräftigung 
ber  beutfd^en  Sßationatoertretung  bienen  foH,  gerabe  in 
ba3  ©egent^eil  umfragen."  Urlaubs  Slbma^nen  würbe 
ni<$t  beamtet,  fonbern  bie  Verlegung  mit  71  gegen  64 
Stimmen  befcfyloffen  unb  Utylanb  folgte,  wenn  au<$  mit 
fd&werem  Jperjen,  nad&  Stuttgart,  ©ort  würbe  glei<$ 
in  ber  erften  ©ifcung  eine  9tegentf<$aft  toon  fünf  $er* 
fönen  an  bie  ©teile  ber  ßentralgewalt  fcorgef<$lagen. 
Börner,  ©dfjott,  Urlaub,  SSifd^er,  Älett,  ©i$!ra  unb 
einige  2tnbere  ftimmten  gegen  bie  9legentf<$aft,  wel$e 
aber  in  ber  näd^flen  ©ifcung  gewählt  Würbe.  U&lanb 
unb  bie  Obigen  enthielten  fi$  ber  Slbftimmung.  j 

SDU  Unmad&t  ber  Sftegentfd&aft  jeigte  ftd^  balb  bei 
bem  ber  SSerfammlung  vorgelegten  unb  bon  t&r  ange^  ' 
nommenen  ©efefc  für  Silbung  ber  SSolföwe^r,  jur  3)urc^ 
fü^rung  ber  SReid&Süerfaffung.  SSon  einem  Slbgeorbneten 


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385 


n>uibe  ausgebrochen ,  wenn  Stömer  nic^t  jur  Durch- 
führung biefeS  ©efe^eö  be^iilflic^  fei,  fo  fei  er  ein 
$erräther. 

Urlaub. nahm  nun  ba£  SBort:  „3$  I;abe  toeber 
bie  fiunbgebungen  beä  loürttembergifchen  2JUnifterium3, 
noch  bie  Sefdfjlüffe  ber  toürttembergifcfjen  Äammer  ju 
vertreten,  aber  ba£  ift  nieine  Ueberjeugung ,  baft,  fo 
nue  bie  3>erhältniffe  liegen,  bie  Regierung,  bie  Cammer, 
ba£  SSoIf  fcon  Sßürttemberg  ohne  üorgängige  Prüfung 
nicht  gebanfen=  unb  milleulü^  ft<h  allen  nnb  jeben  2ln- 
forberungen  ber  SRatiouafoerfammlung  nnb  ber  toon  ihr 
eingefegten  Slegentfdjaft  ju  fügen  fyaben,  felbft  bann, 
toenn  ihnen  t?or  2lugen  läge,  bafe  bie  Erfüllung  fold;er 
2lnforberungen,  ohne  bem  Allgemeinen  ju  Reifen,  bie 
^erfpaltung  nnb  3errüttun9  ^  Sönbc^  herbeiführen 
müfeten.  3$  erfenne  ben  re^tli^en  gortbeftanb  ber 
9lationaIt>erfammIung  bei  einem  Sftinimum  Don  100  atu 
foefenben  2Jtitglteberu  forttoährenb  an;  toenn  i<h  biefe 
nicht  thäte,  fo  toäre  ich  nicht  hier.  3$  bejtoetfle  auch 
ni<$t  bie  Berechtigung  ber  SBerfammlung,  eine  9iegent- 
fchaft  ju  mahlen,  nrie  fie  gethan  fyat,  nnb  idb  habe 
gegen  biefe  neue  ßjecutibgetoalt  barum  geftimmt ,  lueil 
ich  fie,  fo  nrie  fie  geftaltet  ift,  toeber  für  heilbringenb, 
noch  für  nrirffant  halten  fann.  SlHein  biefelbe  SRotfc 
menbigfeit,  bie  für  biefe  ätötoeidjjung  t>on  einem  frühe- 
ren 33efdf)Iuffe  biefer  SSerfammlung  geltenb  gemacht 
tourbe,  biefelbe  SKothföenbigfeit,  toelche  fd^on  früher  ju 
ben  toiäjtigften  Sefchlüffen  geführt  hat,  eben  biefe  9Jotl;- 
toenbigfeit  ift  auch  fe|t,  ft>o  ©eutfchlanb  mit  feinen 


uigitizc 


366 


oberften  ©etoalten  überall  aus  ben  gugen  gegangen  ift, 
biefe  gebieterifd;e  Dlotbtoenbigfett  liegt  für  SBürttemberg 
vor,  von  fi<f>  absutoehren,  toaS  ju  feinem  offenbaren 
Serberben  gereichen  hmrbe.  Qnbem  ich  biefe  meine 
2lnfidE)t  offen  an^fpre^e,  glaube  ich  ebenfo  ftenig  einen 
Treubruch  ober  Hochverrat!)  ju  begeben,  als  ity  meinen 
greunb  SRömer  eines  folgen  fd;utbig  erad^ten  fann, 
wenn  er  nidjt  £anb  unb  SSolf  SBürttemberg  eiligft  unb 
unbebingt  ju  Rauben  unb  Sanben  ber  neuen  SReid^e- 
getoalt  fteHen  n>itt.  Wlan  mag  mir  perföultdhe  Befangen- 
heit vorwerfen,  unb  @ine£  ift,  toaS  ich  aufrichtig  U- 
fenne:  bie  beutfdf)e  Belegung  ^at  in  größerer  Stajabl 
Talente  hervorgerufen  unb  enttoidfelt  als  ßharaftere. 
Um  fo  tueuiger  bin  idfj  geneigt,  einen  GharaFter,  ben 
ich  einmal  als  einen  gefunben,  tüchtigen  erfannt  unb 
erprobt  ^be,  leichtfertig  tvegjutoerfeu.  3$  ioerbe  mein 
Urteil  bem  feinigen  ntdjjt  bienftbar  ma$en,  aber  ich 
foerbe,  toaS  ton  ihm  ausgeht,  genau  anfehen,  bevor 

ich  verbamme  Börner  ift  ein  Sharafter,  lauter 

toie  ©olb  unb  feft  ttrie  ©tahl,  i<§  toeifc  nidht,  ob  feine 
9tadhf  olger  von  eblerem  SRetaHc  fein  toerben." 

Sie  ©orge  um  Stufred^thaltung  beS  griebenS  im 
Sanbe  nöthigte  balb  barauf  baS  3JUnifteuum,  bem  fer- 
neren Sagen  beS  Parlaments  ©inhalt  ju  thun.  Slömcv 
fchrieb  bem  ^räfibenten  unb  erfu^te  ihn,  „ohne  SScrjug 
bahin  ju  nrirfen,  bafe  Parlament  unb  SRegentfdhaft  fid> 
einen  anberu  ©ifc  aussen  unb  in  Stuttgart  jefcen 
weiteren  officiellen  2lft  unterlaffen  möchten."  2)iefee 
©dhreiben  tvurbe  in  ber  toürttembergifchen  Cammer 


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387 


üorgelegt  unb  ätömer  bemerfte:  er  f>abe  no$  feine  2(ut= 
roort  hierauf.  35er  ontocfcnbc  äJicepräftbent  be§  ^arta 
ment$,  grober,  äugleid)  Äammermttglieb,  antwortete 
herauf:  „2)ie  SInttoort  tann  id;  geben,  um  brei  Ufyr 
ift  geling/'  hierauf  liefe  SRönter  militärifäe  2tnftalten 
treffen,  um  bie  ©ifcung  ju  fcertyinbern.  Ufylanb  trar 
am  Vormittag  biefeö  £age£  in  Serg  bei  SBertoanbten 
unb  fyörte  erft  nacfy  £if<§,  bei  einem  greunb,  t>on  bem 
Sorgegangenen,  uni>  bann  ben  £rommelf$lag  unb  ba3 
Slnnä^ern  be3  äRilftät*.  (Sr  eilte  nun  in  be$  Sßräfc 
benten  Softe  SBofynung  unb  als  er  i$n  ba  nic^t  antraf, 
in  ba£  £otel  SBtarquarbt ,  bort  toar  Sötoe  mit  anberu 
^arlamentSgliebern ;  fie  befd;loffen  nun,  fi<$  im  3uge 
in  bie  ©ifcung  ju  begeben  unb  bort  bie  ©etoalt  an  fid; 
DoHjie^en  ju  laffen.  ©<$ott  unb  U^lanb  nahmen  ben 
^ßräfibenten  in  i$re  3Ritte  unb  gingen  bem  ©ifcung^ 
totale  ju.  3n  ber  Jtctye  beffelben  fanben  fie  Infanterie 
aufgeteilt,  bie  tfyuen  ba£  2ßeiterge§en  fcertoe^rte.  2lu£ 
ben  Steigen  beg  gufftolfs  trat  ber  ©imlcommipr  unb 
erflärte  bem  5ßräfibenten :  bafe  feine  ©ifcung  gehalten 
foerben  bürfe.  ©er  Sßräfibent  trollte  fpre^en  unb  $ro= 
teft  einlegen,  ba  tourben  aber  bie  Stommeln  gerührt 
unb  al£  er  e£  auf  3  SReue  fcerfu<$te,  fielen  bie  trommeln 
triebet  ein  unb  fcon  ber  ©eite  $eran  rüdte  bie  @at»al= 
lerie  unb  brängte  bie  Slbgeorbneten  au^etnanber.  £)icfe 
midien  nun  ber  ©etoalt  unb  festen  in  ba$  ^otel  ju- 
rüd,  um  bort  ein  ^rotofoU  über  ben  Vorgang  aufjiu 
fefceu.  ßum  Jam  SSertüunbung  fcor. 
£a  übertriebene  unb  ttnberfyrec^enbe  Scripte  in 


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388 


Umlauf  tarnen,  fo  veröffentli<$te  ttylanb  eine  S)ar* 
fteHung  unb  ßrflärung,  bereit  Schluß  folgt. 

„©£  märe  ber  Stationalverfammlung  nt$t  ange- 
ftanben,  auf  bie  blofce  SRelbmtg  £in,  baft  bie  ©trafen 
gefperrt  feien,  ben  (Sang  nadj  ifyrem  Si$ung*lofale  auf- 
zugeben;  fie  war  e£  ft<$  unb  bem  S?oIfe  fdfmlbig,  baä 
fie  ju  vertreten  ^atte ,  tf?atfädf)li$  unb  augenfällig  feft* 
SufteHen,  bafe  fie  nur  ber  äußern  ©ewalt  weid^e  unt> 
jugleid)  gegen  biefe  ©ewalt  Verwahrung  einzulegen. 

Safe  tyebti  jWei  SKbgeorbnete  au3  SBürttemberg 
Sur  Seite  be3  *ßräfibenten  mit  an  ber  Spifce  gingen, 
war  na^eju  bie  einjige  ©aftfreunbf<$aft,  Welche  ber  33er- 
iammlung  geworben  iji  $ier  fant  aufy  nic^t  bie  po* 
Utifd^e  $arteiung  in  33etra<$t,  fonbem  einjig  ba3  33e= 
nm&tfein  be$  ßufammengehörenS  in  bem  julefct  nod) 
aufrecht  gebliebenen  Seftanbe  ber  beutfd&en  SRationafc 
Vertretung.  Qn  *>em  gemeinfamen  $uge  lag  Weber  für 
bie  Serfammlung  felbft  noch  für  ben  öffentlichen  %w 
ben  eine  wahrfdfjemlidfje  ©efafyr.  @3  war  nicht  ju  viel 
verlangt,  wenn  man  erwartete,  ber  ©ivilcommiffär  werbe 
unter  $iuweifung  auf  bie  vor  uns  aufgehellten  Struppen 
Den  Durchgang  verweigern  unb  fobann  ben  Sßräfibenten 
feine  Verwahrung  entgegenfefcen  laffen.  £amit  wäre 
ber  Sache  von  beiben  Seiten  ©enüge  gefd^chen.  9lü$t 
ju  erwarten  war  aber,  ba§  bie  wieber polten  Verfuge 
be3  *)Jräfibenten,  feinen  $roteft  ju  ergeben,  übertrommelt 
würben,  unb  noch  weniger  War  e£  burch  bie  Umftänbe 
geboten,  ba&  von  ber  Seite  fyer,  unb  vor  ben  Steden 
besgufwolf«,  SReiterei  beranjog ,  um,  wenn  auch  nur 


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389 


im  Schritt  vorrüdfenb,  bte  unbewaffneten  Holf  3  Vertreter 
hinftegjubrängen  ober  abjufchüefeen.  2)aburcf>  erft  \wx 
bie  ©efahr  hervorgerufen,  bafc  toenn  bte  gntrüftuug  be£ 
obwohl  niä)t  jablreich  verfammelten  Stoße*  fid;  Üuft 
gemalt  hätte,  bie  2lbgeorbneteu  mitten  in  ben  3ufam= 
menftofe  geraden  wären. 

3)ie  ©erüd^te,  bafc  i<§  felbft  förderlich  verlebt  kor- 
ben ,  finb  f$on  anbertoärtS  ttribertegt ;  bie  einjige  3?er- 
lefcung,  bie  iä)  bavon  getragen,  ift  ba£  bittere  ©efühl 
ber  unjiemli^en  Sehanblung,  Ivette  beut  legten  $efte 
ber  SRationalverfammlung  in  meinem  £eimatl>Ianbe 
nriberfahren  ift." 

3n  ben  erften  Sagen  nadf)  ber  Sprengung  beS 
beutfchen  Parlaments  reiste  U^lanb  nad;  Bübingen 
jurüdf ,  nad^bem  er  fünfzehn  9Honate  von  £aufe  entfernt 
getvefen.  Obgleich  er  fi<$  von  Anfang  an  bie  ©djtoie-- 
rigfeiten,  bie  ftch  einer  glücfli<$en  9ieubilbung  ber  beut- 
f<$en  aSer^ältniffe  entgegenftellten,  nicht  verborgen  hatte, 
fo  mufjte  ihm  ber  ©chiffbrud;  aller  Hoffnungen  boch 
fehr  fd^merälid^  fein. 

63  mar  vielleicht  gut  für  ihn,  bafc  er  ju  $aufc 
vielerlei  ju  beforgen  vorfanb  na<$  ber  langen  ßntfer^ 
uung.  SBctyrenb  beS  granffurter  Aufenthaltes  hatte  er 
einen  geliebten  ©dhtoager,  ben  ÜDlann  feiner  verftorbenen 
©djtoefter,  burch  ben  £ob  verloren;  er  hatte  bie  *ßf(eg- 
fctyaft  beS  jüngeren  ber  beibeu  ©ohne  ju  übernehmen, 
ber  ihm  nun  tvährenb  feiner  ©tubienjahre  ein  lieber 
$au3genoffe  mürbe  unb  bem  er  alle  Siebe  feines  treuen 
Herfens  jutoenbete.  ßubnrig  SDietjer  ftubierte  bie  9led;t3= 


■ 


390 

» 


toiffenfcfaft,  äßityelm  ©teubel,  ber  anbere  ^iflegefo^n. 
bie  9JJebiciu.  2>ie  jungen  Seilte  brauten  Seben  in  ba£ 
fülle  £auS  uub  erhielten  bie  SJerbinbung  mit  ber  2luf$etu 
toelt.  Ufylanb  nmfjte,  bafe  feine  SCübtnger  greunbe  unb 
SBefauute  größtenteils  einer  anbern  2faft$t  in  ber  5ßo= 
litif  angehörten  unb  jog  bef^alb  fcor,  in  ber  nädftfteu 
$eit  t>on  gefeUfd^aftlicfyen  Sereinigungen  ferne  ju  bleu 
ben.  Ueber  feine  Teilnahme  am  politifc^en  Seben 
äußerte  er  einft:  „@S  lag  nie  in  meinem  2Bunfd?e,  eine 
Stellung  als  Seiter  einer  Partei  einjunefymen,  über= 
l;aupt  beteiligte  idj  mi<$  an  Politiken  Sertyanblungen 
nur,  toeil  t<$  es  für  $fli$t  hielt,  mid)  nityt  ju  ent= 
gießen,  toenn  iä)  bajii  berufen  tourbe.  3$  tollte  aber 
immer  nur  als  gemeiner  ©olbat  bienen  unb  liefe  bie 
tyertwrragenben  ©teilen  gerne  ben  Sttnbern ,  bie  fiefy  bajit 
brängten.  O^ne  Sftüd^alt  mi<§  auSfpre$en,  hrie  meine 
Ueberjeugung  gebot,  baS  tooHte  idfj,  in  ber  ©tänbet>er^ 
fammlung,  ttrie  im  Parlament.  $n  Iefcterem  ^at  es 
leiber  an  ben  Officieren  gefehlt."  SSon  feinem  SSer- 
bleiben  bis  jur  Sprengung  beS  SßarlamentS  fagte  er: 
„Ter  maffen^afte  Austritt  ber  Sßreufeifcfygefmnten  §at 
mtdjj  fo  fcerlefct,  bafe  er  midE)  in  bem  ©ntfd^lufc,  aus* 
Starren  bis  jum  Stteufeerften,  bef eftigte.  2lu$  hätte  es 
mir,  ber  furj  fcorher  bie  Sßroflamation  mit  ber  9luf= 
forberung  jum  Sieiben  unb  jur  Vornahme  neuer  SBafc 
len  fcerfafjt  hatte,  am  toemgften  angeftanben,  felbfl  aus= 
jutreten.  2lu<h  als  SBürttemberger  burfte  ich  eS  nicht. 
3Mne  toenn  audE>  uumächtige  ©timme  gegen  unfinnige 
SkfdEjlüffe  ju  ergeben,  baS  mar  meine  ^ßfftcfyt,  aber  niebt 


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391 


bind)  metneu  2(u$tritt  bte  Verfammlung  unüottjä^lig 
ju  madjjen,  biefe  l;ätte  tnid^  angettnbert,  tüte  afle  fcie 
2lnfinnen,  bte  bef^alb  an  miä)  gemadjt  tourben.  2Sir 
mußten  bleiben,  bem  Volf  fein  2lnre<$t  an  ein  Carlas 
ntent  erhalten,  bis  bie  faftifdfje  Uumöglidjjfett  couftatirt 
n>ar.  SReine  Sage  fear  unerträgli<$,  aber  nur  ber  2tu^ 
brudfj  be3  VürgerfriegS  hätte  mtc^  beredfjttgt,  ju  treiben/' 
<So  toenig  Urlaub  ben  2lufftanb  in  Vaben  ge- 
billigt  $atte,  fo  lonnte  er  bodfj  ben  flanbrecfytlidjeu  Ifc 
teilen,  bie  ber  preufeifc^en  SJiilitärgetoalt  bon  ber  ftrieber 
eingefe$ten  ^Regierung  in  Vaben  überlaffen  ttmrben, 
ni<fyt  untätig,  ofyne  feine  Stimme  bagegen  ju  ergeben, 
jufe^en.   2)iefj  jetgt  fein  näd^fter  S3ricf. 

Urlaub  an  ^rofeffor  5Jltttermaier. 

Bübingen,  25.  ©tytember  1849. 

„£o<$beretyrter  §err! 
Moä)  immer  bringen  uns  bie  SeitungSblätter  au3 
Vaben  ftanbred&tlicfye  ©rfenntniffe,  meift  Sobeäurtheile, 
unb  too  bie  9Kilbe  t>orf$lägt,  Verurteilungen  ju  je^n= 
jähriger  3U(W<*u*ftrafe.  Von  Sag  ju  Sag  $at  man 
bie  ©infteUung  biefer  aufcerorbentlicfyen  ©trafred&tspflege 
erwartet,  bergebli<$!  SQBie  bie  gleid^gültigfte  $rift= 
erfiredtung  hrirb  bie  gortbauer  be£  ©tanbre<$t£  je  lieber 
wn  trier  2Bo$en  ju  bier  SBod^en  berfünbigt.  $)er  Sin* 
brud  biefeä  Verfahrens  ift  ber,  bafc  nid^t  ber  gegen; 
toärtige  3«ftanb  be$  babifd^en  SanbeS  bie  Verlängerung 
erfjetfdje,  fonbem  ba&  berfelbe  lebiglic^  berfügt  toerbe, 


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bannt  nicfyt  bie  milberen,  erbentlicfyen  (Scripte  ein- 
treten,  bebor  ade,  an  benen  man  ein  blutiges  33eifyiel 
auffteßen  $u  muffen  glaubt,  ftanbred&tlicfj  getroffen  finb. 
Umfonft  berfudfjt  man  es,  fürbiefe  ©eri<$tsbarfeit  über; 
fyaupt  einen  rechtlichen  ©tanbpunft  ju  ergrünben.  6s 
ift  aud£>  meines  SöiffenS  fcon  ber  babifd&en  Slegierunoi 
nirgenbS  ein  fold^er  angegeben  worben.  3ft  es  benn 
auch  jemals  erhört  worben,  ba&  eine  Regierung  ben  Stab 
ber  33Iutgeri<hte  über  ihre  eigenen  Angehörige  freiwillig 
in  bie  |>änbe  einer  fremben  SDtilitärgewalt  übergeben 
tiat?  SKu&ten  es  ÄriegSgeri<hte  fein,  war  es  benn 
bur<hauS  unmögli<$,  aus  einem  neuen  Äerne  beS  ba= 
bif<hen  §eereS  orbnungSmä&ig  fotd^e  ^erju|Men?  Hut) 
war  bieg  Wirtlich  ni<$t  ausführbar,  wäre  man  wirllidj 
genötigt  geWefeu,  alle  jene  ^roceffe  an  ben  orbent- 
liefen  gemeinen  9ti<hter  ju  berweifen,  unb  hätte  man 
bann  auch  nach  früheren  Erfahrungen  bou  ben  @e= 
fd&worenen  nur  parteitfd^e  £oSft>red;ungeu  erwarten  ju 
bürfen  gemeint,  fo  fragt  es  fich  nodf)  immer  (unb  bieg 
ift  ber  poltttfd&e  ©efid^tspunft)  auf  Welcher  Seite  lag 
baS  größere  Unheil?  Sag  es  barin,  ba&  feine  Ein- 
richtungen flattgefunben  Ratten,  ber  firafenben  ©ereefc 
tigfeit  nicht  ihr  Opfer  geworben  wäre,  ober  liegt  e* 
nicht  bielmehr  in  einer  SRafereget,  weldjje  bie  Sßunbeu 
beS  jerrütteten  SanbeS  nid^t  feilen  läßt,  Weil  fie  täglich 
neu  aufgetiffen  werben?  @S  iji  wahrlich  nicht  abju- 
fehen,  wie  eine  Siegier ung  fi<h  bef eftigen  fann,  bie  ben 
ernftefien  Xtyil  beS  SRid^teramtS  berfaffungSwibrig  auf 
eine  SBeife  Eingibt,  wobur<h  bei  ber  befiegten  Partei 


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398 


fortoä&reiib  bei*  Scfyrei  ber  Sladje  getoetft,  unb  audj  bei 
Soldfjen,  bic  nid&t  ju  biefer  Partei  3ä^len,  ber  ©roll 
be3  äöiberttriHenS  unb  ber  ßntrüftung  erzeugt  nrirb.  $a, 
tterefcter  SRann,  Sie  erinnern  fidf>,  benn  Sie  fabelt  tu 
crfter  SHei^e  bavau  gearbeitet,  mit  tuelcfjem  (Sifer,  mit 
tt)el<$er  ängftlidjen  Sorgfalt  toir  in  ben  ©runbredjten 
be£  beutfc^eit  Golfes  unb  nodb  bei  Serat^ung  be£  te|= 
ten  8fo$na(*mtarttlel8  ber  Sßerfaffung  bie  Strafredf)t3= 
-pflege  unabhängig  unb  uriautaftbar  ^injuftellen  bemüht 
toaren.  Unb  nun,  in  einem  Sanöe,  beffen  Regierung 
bie  ©runbrec^te  üerfünbet,  bie  ^erfaffung  anerfaunt, 
biefe  23el)anblung  be3  Strafred;tS!  $)ie  3errüttung, 
idj  erleuue  baä  an,  ift  in  SBaben  ni<$t  tion  ber  Regie- 
rung ausgegangen,  aber  burd)  fold^e  ÜKaftregelu  pftoujt 
fie  bie  Zerrüttung  fort,  üerbtrbt  fiel)  grüubli<$  ityre 
Stellung,  bringt  ftc^  um  3uneigung  unb  ©lauben  im 
eigenen  itanb  unb  im  beutfdjjen  ©efammttoefen;  benn 
melier  $aterlanb£freunb  foHte  fid^  nidfjt  tief  fcerlefct, 
gebemüttyigt  füllen,  baß  uadjj  ben  (Sttoartungeu  unb 
3lnftrebuugen  bes  3af>re£  1848  in  einem  beutfd;eu 
Btaate  biefer  3uftaub,  unb  basu  nod&  mit  bem  frirm= 
lofeu  Slnfprud^  auf  redfjtlictye  ©ültigfeit,  feit  Monaten 
fid)  erhalten  fann! 

Sie  fyaben  \vol)l  gelefen,  baß  in  Württemberg  von 
fielen  Seiten,  aud;  tiou  ben  conferuattoen  ©emeinbe^ 
beworben,  briugeube  3lufforberungen  au  unfere  Regierung 
ergeben,  fid;  mit  allen  tyv  ju  ©ebot  fte^enben  ÜKitteln 
für  bie  SSlufoör  be£  babif^en  Stanbred&tS  überhaupt, 
unb  namentlich  audfj  in  SBejie^ung  auf  bort  t>erT;aftete 


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394 


äßürttemberger  ju  t>eriuenbeii.  lueife  nid;t,  ob  bem 
tt>ürttembergifd;eu  3Kinifterium  bic  SJtittel  einer  ttnrf- 
famen  SSertoenbung  ©ebot  fielen,  ob  nityt  alle  tooIK- 
mäßigen  Äiinbgebungen  in  biefer  Sadje  Don  bcn  ©e= 
toaltfyabern  in  Saben  nur  für  ^ßarteigctrieb  angefefyen 
loerben.  ilnbeJannt  ift  mir  aud),  tt>a$  tu  Syrern  Saube 
felbft  in  biefer  Stiftung  gefc^ebeu,  ob  mSbefonbere 
etwa*  bem  3W;nlid)e*  fcerfudjt  morbeu  ift,  toa§  icf) 
3&rer  Cmvägung  fyier  fortlegen  mir  geftatte.  3öenn 
angefefyene  9ied>tsfunbige,  Sie,  2Belder,  Wloty  unb 
aubere  SRänner,  bie  aufeerfyalb  ber  fcfyroffeu  Sßarteiung 
fielen,  unb  bafür  anerfannt  finb,  bie  als  babifd&c 
Staatsbürger  tinb  ^oltsoertreter  ben  nädjften,  bringend 
fteu  Beruf  ber  Beteiligung  fyaben,  toenn  biefe  unge; 
fäumt  unb  öffentlich  t?or  33aben  unb  fcor  ber  ganjen 
beutfdjen  Nation  il;r  uad)  allen  Seiten  rüdtyaltlofeS 
3icd)t3gntad?tcn ,  i^reu  entfdjiebenen  9ied>t3au£fprud) 
barüber  abgäben,  gegenüber  jenen  2luSnatymgeric§ten: 
loa*  Berfaffung,  ©efe§,  felbft  bie  allgemeinen  9led/t& 
grunbfä^e  forberu  unb  verwerfen,  id)  benfe  mir,  eine 
foId)e  Stimme  mürbe  nid;t  unrfungSlos  verfallen. 

Qu  biefer  quälenben  $e\t  finnt  ^eber  an  feinem 
Zijeii  auf  9lat^  unb  Slb^ülfe;  nehmen  Sie  aud?  meinen 
©ebaufeu,  bem  Sie  vielleicht  auf  anberem  SBege  fdbou 
iüerft^ätig  vorgegriffen  haben,  mit  berfelben  freunblid^en 
©efinnung  auf,  ber  idj  mich  burd;  alle  2Be$feIfäHe  ber 
^yranffurter  SSerfammlung  von  Qftnen  ju  erfreuen  hatte. 

3tl  aufrichtiger  £od)fchä$ung 

£.  U." 


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395 


21ud)  in  bas  toüvttembcrgtfc^e  Watt,  „2>er  öeobacfc 
ter,"  fd^tcfte  er  folgenben  2tuffafe  ä^nlidbett  3nbalt$  am 
16.  Cctober  ein: 

5Daä  ©tanbrecfyt  in  sBaben. 

Sie  Auflehnungen  ber  öffentlichen  2)teinuug  gegen 
ba»  raftloä  fortarbeitenbe  33lutgeri<ht  in  33aben  ftnb 
nicht  bloö  2luöbrucf  be£  natürlichen  ©efütylä  ober  ber 
polttifd^en  Sßartetung,  e3  ftefyt  i^nen  ba$  ftrenge,  tief- 
üerlefcte  9te<htsbettwfjt|eui  jur  Seite.  SBofyt  hätte  \i<fy 
ertoarten  laffeu,  bafe  im  re^gele^rten  3)eutf<f)lanb 
gerabe  biefer  Stanbpunft  nachbrüd lieber ,  entföiebenev 
eingenommen  tuürbe.  £)em  ©Treiber  biefer  geilen  W 
nicht  befannt,  tua3  na$  folcfyer  Seite  in  Sdaben  felbft 
burch  angefe^ene  StedjtiSl unbige ,  SBolföüerfreter,  9tei<$& 
tag3;2lbgeorbnete,  bie  %u  ben  ©runbre<hten  mitgetmrft 
haben,  öffentlich  unb  mit  bem  tollen  ©etoicht  ifyveS 
Slamend  gefd^hen  ift.  SBenn  bie  ©enoffen  ber  beftegten 
Partei  bort  ihre  Stimme  nicht  ergeben  fönnen,  mohl 
aud)  nur  ju  ihrem  SRachtheil  ergeben  mürben,  fo  ift 
jefct  eben  bie  rechte  &eit  für  ba£  abtoehrenbe  ©infehreiteu 
ber  ©emä&igten,  Unfcerbädjtigen,  unb  wenn  ber  Partei« 
ruf  toerftummeu  mufc,  ift  e3  ftiHe  Suft  für  bie  Sd)ärfe 
be£  juriftif^en  Urteils.  2lber  e3  fyanbelt  fich  aud) 
nid;t  lebiglid^  um  eine  babifd^e  Angelegenheit.  3)Jag 
bie  SHeicfySgetMlt  jerfaflen,  baS  ^aterlanb  mehr  al£  je 
jerriffen  fein,  benuoch  ift  e3  eine  gemeinfam  beutfd?e 
Sa<he,  baß  ui<ht  auch  bie  Jlechtäbegrtffe  untergeben, 
baft  an  feinem  einjelnen  Orte  bie  SRedbt^orbuuug  unb 


uigiiizso 


mit  itjr  bie  Deutle  Silbung  unb  9iationatehre  ju  Soben 
liege,  fiebhaft  hat  fid?  au  biefer  Angelegenheit  2Bürt* 
temberg  beteiligt ;  aber  auch  f)iex  ift  weniger  ber  ftreng 
rechtliche  ©efichiSpunft  feftgefjalten  korben.  3^  ©imften 
ber  jenigen  Söürttemberger,  bie  in  93aben  wegen  3$eil« 
nähme  an  bem  bortigen  Aufftanb  gefangen  unb  bem 
ftanbrechtltdhen  Verfahren  auSgefe|t  finb ,  ift  bie  Anficht 
unb  S^ätigfeit  beS  württembergifchen  SDUnifieriumS  in 
folgenber  Söeife  funb  geworben.  £)te  allgenteine  SftechtS; 
regel,  baft  ben  ©engten  beS  SanbeS,  in  welchem  ein 
SSerbrecfjen  begangen  worben,  auch  beffen  Seftrafung 
juftehe,  geftatte  bem  SBtinifterium  nicht,  bie  Ausliefe* 
rung  jener  ©efangenen  ju  verlangen,  es  fönne  ft<h 
nur  bafür  fcerwenben.  @S  fydbt  barum  auch  nicht 
biefelben  reflamirt,  wohl  aber  für  fte  bringen* 
fid)  nerwenbet,  unb  es  fei  Hoffnung  fcorhanben,  bafe 
bei  »eitern  ber  größte  Sfyeil  berfelben  an  SBürttemberg 
werbe  ausgeliefert  werben.  £)iefe  Hoffnung  ift  bis  jefct 
nicht  in  Erfüllung  gegangen,  unb  wenn  fte  auch  im 
bezeichneten  SDtafce  fid^  üerwirfltcht,  fo  werben  boch  unter 
jenem  größeren  Xtyile  gerabe  bie  am  meiften  Sefdfjwerten 
unb  ©efährbeten  faum  begriffen  fein. 

®afe  ein  Staat  nicht  in  bie  unabhängige  Straf5 
rechtspflegc  beS  anbern  etnf  dornten  barf,  ift  ein  um 
beftrittener  9te<htSfafc.  Aber  bamit  ift  ber  toorliegenbe 
%aü  rechtlich  ntd&t  erfchöpft.  äßenn  bie  Angehörigen 
eines  Staates  in  bem  anbern  einer  gerichtlichen  35e- 
hanblung  unterworfen  werben,  welche  mit  ber  Ser- 
faffung  unb  ben  ©efefcen  beS  lefctern  felbft,  Wie  mit 


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397 


Den  allgemeinen  3techtSnormen  im  äßtberfpruch  ftebt, 
bann  ift  ni<$t  blofe  eine  2$erwenbung ,  fonbent  eine 
©infprache,  eine  gorberung  gerechtfertigt,  unb  ge= 
boten,  baS  Verlangen,  ba&  jene  Singehörige  nicht  an; 
berS  als  in  rechtsgültiger  gorm  unterfucht  unb  abgeur- 
teilt werben.  3ft  es  nun  mit  ber  babifdfjen  Serfaffung, 
mit  ben  babtfchen  ©efefcen  unb  (Sinrichtungen,  gefchweige 
mit  ben  fcon  33aben  toerfüubigten  ©runbrechten  beS  beut= 
fdfjen  SolfeS  vereinbar,  bafe  bie  ©trafrechtspftege  biefeö 
SanbeS  einfeitig  üon  ber  Regierung  beffelben  —  ein 
wol;l  niemals  erhörter  gall  —  ber  SJUlitärgewalt  eines 
anbem  ©taateS  überantwortet  ifi?  2>afe  bie  ©taut); 
rechte  fortbauern,  unb  ton  SHonat  ju  SWonat,  als 
wären  es  bie  gleichgültigen  grifter ftredungen,  erneuert 
werben,  nachbem  bie  ©runbbebingungen  jeber  ©tanb^ 
rechtsbeftetlung,  Kriegsgefahr,  2lufruhr,  fo  augenfdfjeiu; 
lieh  beseitigt  ftnb,  baf$  ber  größere  Xtyxl  beS  einge* 
rücften  £eereS  jurücfgejogeu  werben  fonnte?  ober  wäre 
3)aS  ein  3le<htSgrunb  für  baS  fortleben  ber  ©tanb= 
gerichte,  bafe  nur  mitteffi  ihrer  diejenigen,  bie  alle 
getroffen  werben  follen,  mit  ber  £obeSftrafe  getroffen 
werben  fönnen?  SSßenn  baS  württembergifche  9Jlini^ 
fterium,  wie  ni<$t  ju  zweifeln,  fich  biefe  fragen  üer* 
neint,  fo  wirb  es  für  fein  Siecht  unb  für  feine  2tuf; 
gäbe  erfennen,  neben  ber  SSerwenbung,  fei  es  auch 
ohne  beftimmte  2lu$fi<ht  auf  ®rf olg ,  e  r  l  a  ti  g  e  n  b ,  e  t  n* 
fpred&enb  aufjutreten. 

®S  haftet  ©efahr  auf  bem  aSerjuge. 

&  U." 


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398 


(Se  ift  behauptet  korben,  bafe  biefer  3Irtifel  nid^t 
tmrhmg*te§  geblieben  fei. 

Uljlanb  an  ^rofeffor  

Bübingen,  24.  9?ofcemb<r  1849. 

©ee^rter  £>err! 

vSluf  $fyxt  freunblicf)e  ©inlabung  pr  Styeilna^me 
an  ber  neuen  politifcfyen  5J?onatf<$rift  fäume  \ä)  nidf)t, 
ju  enriebern,  bajj  icfy  niemals  miä)  aU  polüif<$er 
S^riftfieHer  t>erfud£)t  ^abe ,  bie  poetif<$e  Sttf faffung  aber 
für  mein  ©efüljl  nicfyt  an  ber  $eit  ift.  3fefct  erft  in 
bie  ungetooljmte  33a^n  einzutreten,  toäre  für  ntidj  um 
fo  fcfyttrieriger,  aU  iä)  fdjjon  in  §ranffurt  unb  feitbem 
uodfj  me£r  bie  fyerbe  (Srfa^rung  gemalt  $abe,  baf$  i<$, 
roie  bie  Parteien  fi$  geftellt,  mit  meinen  Slnfidjten 
unb  Neigungen  fe^r  toereinfamt  ftebe. 

Sld&tung^oa 

£.  U." 

• 

Uljlanb  an  ^rofeffor  Mlcnljoff  in  ftitL 

Xübingen,  30.  Eecember  1849. 

„6ie  erhalten  ^iebei,  toere^rtefter  $err  ^rofejfor, 
meinen  freiließ  nityt  fefyr  reiben  Apparat  jum  „2Bolf- 
bietrtd)."  SDer  „'ämbrafer  Dtntt"  ift  Slbfd&rift  öon 
ber  $anb  23ergmann$,  ber  miä)  freunbli<$  bamit  be- 
f^euft  $at;  ben  baju  gehörigen  „2BoIfbietri<$,"  ber 
leiber  audf?  in  ber  &anbfcf>rift  imt)oflftänbig  ift,  liefe  i$ 


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399 


burcfy  granj  ®olbI;a^n  in  Süiien  abtreiben.  £)te  2luS* 
jüge  au*  bei*  ungenügeuben  granffurter  £anbfdmft 
tjabe  id)  felbft  gcmad;t.  6S  märe  ju  münfdtjen,  ba& 
t>on  ber.^ageu,  ber,  nadj  bem  mit  anliegenben  blatte, 
bebeutenbeS  SDlaterial  ^aben  mufe,  3#nen  barmt  an 
<panb  ginge,  tnelleid&t  fönntc  SlJlajjmann,  ber  ifjm  näfyer 
ftetyt,  bieg  vermitteln.  3$  Mrbe  fogleidf),  als  id)  burdb 
Pfeiffer  t)on  Syrern  SSorfyaben  työrte,  3$nen  bie  9lb= 
f Triften  angeboten  fyaben,  menn  idj)  nid^t  bamals  ncd; 
unf<§Iüffig  gemefen  märe,  meldte  meiner  angefangenen 
Arbeiten  idj  na<§  langer  2lbmefen£eit  t>on  §aufe  gu* 
näd^ft  mieber  aufnehmen  foHe.  3u  «nem  Stfceil  ber* 
felben  mären  mir  bie  Soflectaneen  für  „2Bolfbietri<^" 
unentbehrlich  gemefen.  Seitbem  ^abe  id;  mieber  $u  ben 
Sßolfsliebern  gegriffen,  unb  S^re  3xtfd^rift  fommt  jefct 
meinen  eigenen  ©ebanfen  ermünfcfyt  entgegen.  „SOBolfs 
bietri$"  mar  f$on  in  früher  3*ü  wein  Siebling;  t>or 
me^r  benn  bierjig  Sauren,  als  ©tubent,  liefe  id;  in 
Secfenborfs  3JtufenalmanadE>  einige  Uebertragungcn  ba^ 
raus,  na<$  bem  #elbenbudf)e  von  1509,  abbrncfen,  unb 
fpäterfyin,  als  UntoerfitätSleljrer ,  fud^te  idf)  i^n  menig^ 
ftenS  im  Äreife  meiner  3u&örer  jur  fcerbienteu  Slnerfem 
nung  ju  bringen.  (§S  mu&  Don  jufäHigen  Umftänben 
herrühren,  bafc  felbft  SS.  ©rimm  in  ber  $elbenfage 
unb  3[acob  ©rimm  in  ber  3Jtytyologie  i&m  nid&t  metyr 
23ea$tung  gefc^enft  haben.  9la<$  meiner  9lnfi$t  gel;ört 
er  in  mtytfyifdjjer  unb  jumal  auä)  in  etl;ifctyer  Skjiefyung 
ju  bem  Äoftbarften ,  maS  uns  f)oty  l;erab  aus  bem  beut= 
fd&en  äßtertfyum  überliefert  ift.   Um  fo  me^r  bin  ict> 

■ 


Di 


400 


jeftt  erfreut,  bie  enbltdje  Verausgabe  in  ben  beften 
Rauben  ju  tmffeu. 

%üx  ba3  gütig  überf$i<fte  Programm  bin  iö)  noä) 
meinen  beglichen  2)anf  fdjulbig ;  möchte  balt>  bie  §ort= 
fefcung  biefer  frönen  2lb&anblung  ju  £agc  treten. 

•  2>ie  3*n:ücffenbung  ber  beifolgenben  9)?itt^eilungeu 
fann  bi£  gegen  ben  Sommer  I;in  anfielen,  unb  roenn 
id>  i^rer  au<$  bann  m$t  bebürfen  feilte,  nodj  weiter-- 
bin,  benn  id)  Mnfd^te  Q^nen  ju  erfparen,  bafe  Sie 
nicht  erft  Slbfcfjrtften  bafcon  nehmen  ju  laffen  brausten, 
fonbern  bie  meinigen  unmittelbar  gut  Bereinigung  beö 
£eyte£  benüfcen  fönnten. 

SDttt  aufrichtiger  £o$ad)tung 

3^r  ergebender 
2.  U." 

Uljlanb  an  ^rofeffor  £a#lcr  tu  Ulm. 

Bübingen,  31.  ftecember  1849. 

„Sie  ^aben  mid;  fefcr  erfreut,  t>erc^rtefter  $reuub, 
inbem  Sie  meiner  literarifc^en  Slnliegen  fo  treulidj  ge= 
benfen.  Sämmtlidje  fiieber  nä^er  fennen  ju  lernen, 
n)irb  mir  t>on  Sntereffe  fein  unb  nityt  miuber  bie 
Skefenmaier't^e  £anbf$rift,  bie  ity  in  ben  Slbgrunb 
ber  SBteufebad^fdjen  Sammlungen  üerfunfen  glaubte 
unb  nun  ju  meiner  83efriebigung  in  öftrem  S3efi|e  meife. 
SBoHen  Sie  mir  alT  biefe  gütig  jufommen  laffen,  fo 
ge^t  meine  Ungenügfamfeit  uod?  weiter,  tt>eun  id>  ©iß 
bitte,  ein  Sieb  auf  .yerjog  Ulrich,  t>ou  bem  Sie  mir 


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401 


jagten,  im  gatt  eg  ftd;  aud)  lieber  vorgefuuben  fyat, 
gletdjmäfcig  beijulegeu.  9ftand;e3,  ft>a£  fid)  mir  nidjt 
in  bie  Steberfammlung  felbft  eignet,  }u  ber  id)  übrigens 
9tad>träge  ju  geben  benfe,  fann  mir  für  bie  Stb^anb- 
hing  über  bie  altern  beutfd;en  SSoIMieber  nüfctid)  fein, 
an  ber  iä)  je|t  arbeite,  ßben  biefe  Sef^äftigung  mufc 
miö)  anä)  entfcfyulbigen,  bafr  id>  3fyre  früheren  5Ulit- 
t^eilungen  nod;  in  £änben  fyabe;  i<$  werbe  fie  aber 
nunmehr  erlebigen  unb  mit  ben  nen  ju  f>offenben  \oo\)l 
bema^rt  jurüdliefenu 

eine  Arbeit  biefer  Ritten  2lrt  fefet  fu$  freiließ  bem 
Vorwurf  au£,  bafe  fie  in  ber  jefcigen  Sage  be3  SSater- 
lanbeS  ni$t  an  ber  $eit  fei.   3d)  betraute  fie  aber  ■ 
nidjt  lebiglicfy  als  eine  SluStoanberung  in  bie  S3ergangen=  • 
fyeit,  efyer  als  ein  rec^te^  eintoanbem  in  bie  tiefere 
9?atur  be£  beutfdjen  SSolC SlebenS,  an  beffeu  ©efunbljeit 
man  irre  derben  mufc,  toenn  man  einjig  bie  ©rf^ei- 
mmgen  be3  StageS  fcor  Slugen  tyat,  unb  beffen  ebleren  ,  . 
reineren  ©eift  gef<$i$tlid)  ^erjufteHen  um  fo  weniger 
unnü§  fein  mag,  je  trüber  unb  verworrener  bie  ©egen= 
toart  ft$  anläfet. 

5Die  ©efangenen  in  2lug3burg  finb  nun  bod;  nod) 
ju  2Beityna<$ien  frei  geworben.  3$  verteilte  bort  nur 
einen  falben  £ag,  ba  $erberger  berreiSt  toar.  JJtt 
•Jtörbtingen,  toonadj  @ie. fragen,  fanb  id)  auf  ber  ©tabt* 
ober  ©^mnafial-Sibliot^ef  nur  einige  ältere  SDruäe  von 
gif^art  2C.  dagegen  tourbe  mir  von  ber  fürftlid) 
2Ballerfteinif<$en  in  ber  5Ra<parf<$aft  gefprodjen,  bie 
id>  vielleicht  aufs  grütyja^r  befugen  toerbe. 

U&lanb«  ßeben.  26 


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402 


9Run,  teurer  greunb,  nodf)  meine  beften  2Bünfd)e 
jum  angefyenben  Raffte;  möge  e3  3ftre  ©cfunb^cit  völlig 
tyerfteHen  unb  in  Unteren  2Iu£btidfen  für  ba3  SSater- 
lanb  and)  bem  33aterlanb3freunbe  froheren  3)htt^  bringen. 

£)er  3ftrige 
8.  U." 

Itylanb  an  ^rofeffor  8Rorty  $aiH>t  in  Setyjij. 

Sübinflen,  10.  gebruar  1850. 

„Sie  §aben  burd&  gütiges  Slner bieten,  mir  bie 
toieber  aufgetauten  SteberbüdEjer  juge^en  ju  laffeu, 
mid)  freubig  überrafd^t.  3Jieine  Steife  nad)  ©ad^fen  im 
%df)t  1843,  auf  ber  iä)  toon  Stynen  fo  gaftfreunblt($ 
aufgenommen  mar,  fyatte  befonberä  audf)  ben  ßtuecf, 
jenen  £ieberbü$ern  nadfouforfd&en.  2BaS  bamals  nid)t 
gelang,  f oH  jefct  in  gelegenfter  fteit  in  Erfüllung  gefjen. 
9ßa<$bem  idfj  fünfje^n  SKonate  üon  £au3  unb  toon  ben 
©tubien  entfernt  toar,  unb  bei  ber  SRüdffe^r  fo  rnam 
derlei  ju  orbnen  fcorgefunben  ^atte,  bin  idfj  enbltd?, 
toenn  e3  auä)  nad;f$ttringt,  baju  gelangt,  mir  bie  fcor= 
bereiteten,  angefangenen,  tyalbau£gefü§rten  Arbeiten 
toieber  anjufe^en,  unb  ic§  tyabe  nun  junäd^ft  lieber  ju 
ben  SBoIfeltcbcm  gegriffen.  @3  fott  ein  Sanb  ber  21b; 
fyanblung  jum  ®rudfe  jugerüftet  werben,  unb  iä)  badete 
jugleid)  barauf,  einen  9ia$trag  jur  Sieberfammlung 
aus  bem  fyäter  ©eioonnenen  unb  uo<$  ju  ©rreidfjenben 
beijugeben.  6te  fetyen  hieraus,  ttrie  boppelt  erfreulich 
mir  eben  jefct  bie  anerbotene  SDlitt^eitung  fommen  toirb. 


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I 


403 


3<J)  toerbe  biefelbe  mit  a^tfamer  Sorge  benü$en  unb 
jurürfbeförbern. 

SDiöge  bo<$  über  bem  SDieufebac^en  9}a<$lafe  ein 
günftiger  Stern  malten,  bamit  nidbt  eine  (Sammlung 
in'S  (SIenb  ge$e,  ober  fläglicty  jerjlreut  toerbe,  bie  fo 
xtä)t  bem  eigenften  Seben  beS  beutfdjen  33olfeS  ange= 
Ijört  unb,  einmal  fcerfcfyleubert,  ttic^t  me^r  511  er= 
fejjen  toäre. 

Pehmen  Sie  meinen  befien  ®anf  für  bie  fä)öne 
©rläuterung  pm  ^arctoal,  bie  jule|t  an  ben  33erg 
anfnüpft,  ber  eben  in  ber  SHorgenfonne  fcor  mir  liegt. 

$n  treuer  Ergebenheit 

3*t 

8.  tl." 

Uljlanb  an  töcflttantoalt  in  fünfter. 

Xübingen,  21.  SRärj  1850. 

„£o<$geehrter  §err! 

SDie  üere^rli^e  3uf$rift  toom  U./19.  b.  9JI.,  toorin 
Sie  als  aSert^eibiger  beS  £errn  DberappetIationSgerid)tS- 
S)irectorS  £emme  mi$  jutn  3cu9ni&  über  beffen  93er= 
galten  in  ben.  ßlubüerfammlungen  ju  granffurt  unb 
Stuttgart  aufforbem,  fäume  iä)  nityt,  mit  golgenbem 
ju  beantworten: 

SBä^renb  ber  ganzen  Stauer  beS  Parlaments  in 
granffurt  toar  id;  niemals  SUlitglieb  eines  ßlubs.  @in= 
jelnen  ßlubfcerfammlungen ,  aber  au<$  biefc  nid)t  l;äufig, 
habe  i<f>  angewöhnt,  namentlich  in  folgen  gäHen ,  voo 


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404 


über  bebeutenbere  fragen,  toel^e  ber  -Kattonafoerfamm; 
lung  jur  @ntf$eibung  vorlagen,  bie  üerfd&iebenen  §rac^ 
tionen  berSinfen,  ober  auä)  beS  linf en  (SentrumS ,  ju 
einer  Sorberatifjung  jufammentraten.  1 

2lu$  an  ben  fcorberatyenben  ^ufatnmenfünften  in 
Stuttgart  l;abe  icfy,  in  gotge  meiner  Politiken  Stellung  ju 
ber  DJleljrfyeit  beä  bafyin  übergefiebelten  Parlamentes,  mir 
wenig  Ztyil  genommen,  SnSbefonbere  aber  fann  i$  mify 
burdfjauS  ni$t  erinnern,  bafe  in  irgenb  einer  berartigen 
Sßerfammlung,  foweit  id£)  gegenwärtig  fear,  $err  £emme 
als  Sprecher  aufgetreten  wäre.  Weifc  nic$t  einmal 
mit  33eftimmtl;eit,  Welkem  ßlub  er  ft$  angef<$loffen. 

Unter  btefen  Umftänben  vermag  iä)  über  einen 
Vofititoen  3nl;alt  beffen,  wa£  §err  £emme  in  Slub^ 
üerfammlungen  su  granffurt  ober  Stuttgart  geäußert, 
Iebiglicfy  nt<$t3  au^äufagen.  2)a£  aber  fann  ify  mit 
beftem  ©ewiffen  bezeugen,  bafc  iü)  in  ben  fcon  mir  be- 
fugten Skrfammlungen  ober  Sorberat^ungen  niemall 
ein  2Bort  üernommen  tyabe,  wobur$  £err  £emme  }um 
SSerlaffen  beä  gefe^lid^en  23obenS  ober  jur  Slufregung 
be3  SSolfeS  geraden  fyätte. 

©ine  Steuerung  biefer  Slrt,  beren  übrigens  £emme 
gar  nid&t  befd^ulbigt  ju  fein  fd^eint,  würbe  ft$  meinem 
©ebädfjtnifs  um  fo  gewiffer  eingeprägt  Ijaben,  als  bie 
®rfd;einung  beS  vielgeprüften  SBlanneS  vielmehr  ben 
entgegengefefcten  ©inbrud,  ben  ©inbruä  einet  milben 
unb  ernften  $erfönli<$feit  auf  midf)  gemalt  bat. 

9Jtit  oorjügtid&er  #o$a<$tung 

Dr.  8.  Urlaub." 


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406 


ähnliche  Anfragen  unb  Anforberungen  ttrie  bic 
in  bem  legten  93riefe  beantworteten,  fd^mälerten  bic 
3eit,  bie  Ufylanb  naä)  ber  langen  Unterbrechung  fo 
gerne  ungeteilt  feiner  Arbeit  äugetoenbet  hätte.  Eine 
I^ibtge  Einberufung  jum  ©taatSgericfytShof/  in  weldfjen 
er  int  ^af)x  1848  toon  ber  jtoeiten  Äammer  gemäht 
roorben  War,  hatte  im  ^uli  1850  ftatt.  $err  Säiblio- 
t^efar  Dr.  Älüpfel  berietet  barüber  golgenbeS: 

„3)er  bamalige  probiforifche  SBorftanb  be£  3Jlini^ 
„fteriumä  ber  auswärtigen  Angelegenheiten,  greiherr 
„t)on  JBädfjter,  fpäter  Sufiijminifter,  mar  wegen  be3 
„Seitritts  jum  fogenannten  Interim,  b.  \).  ber  interimi* 
„ftifdjen  SunbfcScentralcommiffion,  meldte  1849  burd; 
„Oeftrei<$  unb  ^reufeen  eingelegt  würbe,  unb  wegen 
„ber  2^eilnafyme  am  fogenannten  9J!ünd?ner  2)reifönigg; 
„bunb  in  Anflageftanb  tterfefct  tporben,  weil  er  biefe 
„Politiken  Stete  ni$t,  wie  ber  33erfaffung  gemäfe  ^ättc 
„gelegen  fotlen,  ben  ©iänben  vorgelegt  hatte.  UI;Ianb 
„mu&te  nicht  nur  feineu  Sifc  im  ©taatjggerid^t^Df  ein* 
„nehmen,  fonbern  Würbe  auch  jum  Korreferenten  be= 
„fteHt.  Er  unterjog  fidfj  biefer  fchwierigen  unb  unter 
„bamaligen  Serhältniffen,  Wo  ba3  fragliche  Süubnifc 
„bereite  feine  practifche  Sebeutung  mehr  ^atte,  unbanf= 
„baren  Arbeit  mit  ber  gewohnten  Sorgfalt  unb  ©Hinte  • 
„lieh  feit  unb  tierfafete  einen  ausführlichen  Bericht.  Sein 
„SBotum  ging  bahin,  bafe  allerbingS  eine  33erfaffuug§* 
„üerlefcung  Porliege,  währenb  ber  anbere  Referent  auf 
„Abmeifung  ber  Älage  unb  greifpredhung  be$  Angeflag^ 
„ten  antrug.  Severe«  SSotum  erhielt  bie  2Jiajorität." 


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406 


Sie  näcbftfolgenbcn  ©riefe  fdbrieb  Urlaub  tüä^renb 
biejev  9lrbett  oon'  Stuttgart  au£  an  feine  §rau. 

Stuttgart,  22.  3ult  1850. 

„Siebfte! 

teilte  Hoffnung,  bafc  ber  vierte  3}eri$t  über 
baS  gerichtliche  SSerf a^ren ,  mit  bem  ich  je|t  befd&äfttgt 
bin,  meine  le&te  f<$riftli$e  Slrbeit  in  biefer  tt)iber= 
fälligen  Sache  fein  toerbe,  ift  leiber  nicht  in  Erfüllung 
gegangen.  füllen  auch  für  bie  Hauptfragen  bie 
gleiten  Referenten  bleiben.  Sa  bie  Parteien  5Heüifion 
ergreifen  fönnten,  für  toeldfjen  gall  bann  beim  näm- 
lichen ©erichtshof  neue  Referenten  befteüt  derben  müfeten  , 
fo  foHen  nicht  trier  SRttglieber  fd&on  jum  Boraus  af 
genügt  »erben. 

3lm  greitag  hatte  i<h  ttrieber  ben  ganjen  £ag  ju 
arbeiten,  unb  am  Samftag  toax  Sifcung  fcon  neun  bis 
halb  jtoei  Uhr.  Run  ift  man  fo  toeit,  bafe  geftern  bie 
Stnffagefdjjrift  bem  Seftagten  mitgeteilt  unb  ihm  ju 
feiner  vorläufigen  SSetne^mlaffung  eine  grift  t>on  acht 
klagen  gegeben  tourbe.  3Ran  ^ört,  bafe  ihm  fehr  an 
balbiger  ©rlebtgung  gelegen  fei  unb  er  fich  bef#alb  fo 
fd^leunig  erf lären  bürfte ,  bafc  man  übermorgen  vielleicht 
toieber  ©ifcung  galten  fönnte.  Sann  wäre  aber  ein 
fernerer  Dermin  ettoa  auch  von  acht  Sagen  für  bie 
öffentliche  33erhanblung  anjuberaumen,  hierauf  vom 
Referenten  ber  §auptberi<ht  aufarbeiten  unb  mir  jum 
Korreferat  }u  geben,  fofort  vom  ©eri<$t$$of  über  S^ulb 
unb  Strafe  ju  beraten  unb  ju  befchlie&en,  enblich  eine 


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407 


abermalige  öffentliche  ©ifcung  5U  33erfüubuug  be£  Ur- 
theilä  ju  üeranftalten.  2Birb  nun,  tote  ju  fyoffen,  aud; 
nicht  noch  Starifiott  »erlangt,  fo  gebt  boch  immer  noch 
<?ine  mühfelige  3eit  W*  P  metner  (Srlöfung  vorüber. 

2öilhelm3  2lnfunft  hat  mich  geftern  ^erjtid^  erfreut. 
3$  mar  bei  SReeffS  über  Wittag  unb  ging  bann  2lbenb$ 
mit  ihm  nach  ©aiäburg.  ©ein  2tu3fehen  ift  gut,  unb 
ich  hoffe,  ba&  ihm  biefe  SebeuSerfahrung 1  nicht  uuju- 
träglich  fein  merbe. 

•Steine  Ueberfteblung  in  ben  ©rofcfürften  führte  ich 
gleich  na$  deiner  2lbreife  aus.  %ä)  fann  fax  im 
£>aufe  mohl  aufrieben  fein;  heute  mar  SBilhelm  bei 
mir  ju  ©afte,  er  fann  fagen,  ob  e$  ihm  mohl  ge= 
fdjjmecft  höt. 

£eute  Stöenb  motten  mir  jufammen  auf  ber  ©ifen- 
bahn  nach  Untertürfheim  fahren,  ©olche  Slbenbausflüge 
in'«  9iecfarthal,  biefen  2Jtorgen  audfj  ein  9tedfarbab, 
finb  meine  ßrholung.  SDtorgen  foH  ich  bei  JHofer  mit 
feinen  Äinbern  ju  Slbenb  effen. 

S)a3  Rädchen  mit  SBäfche  ift  richtig  angelangt. 
%üx  bie  öffentliche  ©ifcung  merbe  ich  bie  feibene  Sßefte 
nöthig  fyaben,  boch  feineämegS,  mie  unfer  Sßräftbent  an; 
beutete,  eine  metfee  $al$binbe. 

9iun  fei  beftenS  gegrüßt,  grii&e  &ubmig,  SDlaper 
unb  bie  ©einigen. 

3fl  fcon  SDiappeä  leine  Nachricht  gefommen? 

3nmg  2)etn 
2." 

1  Sie  militäriföe  $ienftteiftun0. 


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408 


Stuttgart,  15.  "üiuguft. 

„ftebfte  ßmma! 

SWappeS  unb  feine  Äinber  finb  fe^r  üergnügt  mit 
tyrem  Stübinger  Slufent^alt  tyier  angefommen  unb  e* 
fyaben  mir  geftern  -Nachmittag  alle  jufammen  einen 
33efu<f)  gemalt,  ©päter  ^atte  ein  2lbenbeffen  bei  9)iai> 
quart  für  ben  granf  furter  greunb  ftatt ;  e3  waren  afyt 
©ebecfc;  außer  mir:  Sftömer,  ©ternenfelS,  §rifdf>,  3Jtur^ 
fd^et,  Äreufer  unb  SDuüernoty. 

3113  id)  am  SDtontag  t>on  meinem  Sluäftug  }U 
ßud)  trieber  anfam,  war  no<$  nidjtS  für  mid)  üor= 
Rauben.  $)odj  brauste  i<$  nid&t  ärgerlich  ju  werben, 
benn  al0  icfy  mid^  gegen  irier  U^r  eben  juni  JEaufc 
fdjmaufe  feftlid^  anfteiben  wollte,  famen  jefyn  Sogen 
3leferat,  bie  iä)  fcor  Slttem  burd^ulefen  für  nöt^ig  faub 
unb  bef#alb  erft  um  fe$3  U^r  uo<$  jum  5Rad^tifc^e 
bei  gerbtnanbä  eintraf.  @3  war  bort,  beä  (S^ampaguerg 
uneradjtet,  fein  großer  Särm,  bodjj  freute  midfi,  bie 
©efdjwifter  ju  fel;en;  bie  ©etaufte  Reifet  Sfana. 

3>a  ba$  ©tü<f  Sief  erat,  wel<$e£  idf)  big  jefet  er= 
galten  I;abe,  fi$  nodf)  nid^t  über  baSjenige  erftrerft, 
was  id)  für  bie  £auptfa$e  ^alte,  fo  wirb  no<$  ein 
[tarier  9?a<$f<$ub  fommen,  unb  e8  tüirb  bal)er,  wenn 
ici)  gleidE)  jefct  fd&on  arbeite,  toor  ®nbe  näd^fter  2ßo$e 
Don  einer  ©ifcung  nid^t  bie  SRebe  fein  fönneu,  fo  baß 
alfo  biefe  unerträglid^e  ©ef<$idjjte  Wo^l  nid^t  t>or  Anfang 
©eptemberä  ju  Gnbe  ge^t. 

3)ie  ©ebicfyte  be3  $errn  in  .gotjentyeim  werben, 

ein  jufammengelegteö  ^apiertyeft,  wafyrf<$emli<$  auf  bem 


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409 


fiommift)$eu  in  meinem  9lrbeit£jimmer  unter  2)üc^ern 
unb  33roc()üren  liegen.  3$  fyattc  bie  atbficfyt,  fie  ifjm 
fc^on  t)or  meiner  2lbreife  ju  fänden;  aber  gel;e£t,  wie 
\ö)  bin,  üergafc  id)  e3,  unb  Du  wirft  mir  einen  ©e- 
fallen  tfyuu,  wenn  Du  fie,  toieüei^t  mit  ein  paar 
Sorten  sou  Dir  ober  einem  ber  jungen  Seute,  ba& 
icty  fd&ou  lange  toon  £aufe  abwefenb  fei,  tym  jugel;en 
läfeft ;  bie  SBelt  wirb  ben  Drud  berfelben  ermatten 
fönuen. 

3?on  Ǥerjen 

»ein  8." 

otuttgart,  21.  SCuguft  1850. 

„ßiebfte  Emma! 

Du  tuirft  mir  aHerbingS  einen  ©efatten  tyun, 
wenn  Du  nadj  Pfullingen  f<$reibft,  wie  Du  nadj  Deinem 
legten  33rtef  im  Sinne  tyatteft.  SBenn  toon  $leä)t& 
confulent  SCraub  iujwifdj)en  nidfjt  bie  9te<$nungen  ge^ 
fommen  finb,  fo  wirft  Du  wofyl  aud()  gegen  bie  Zljeu 
lungSbe^örbe  ermähnen,  bafc  fold&e  ^afftoa  nodj?  oon 
bort  5u  erwarten  finb. 

Sfe^t  arbeite  t<$  anl;alteub  au  meinem  (Sorreferat; 
ba  übrigens  baS  Sief  erat,  üon  bem  icfy  fec^^je^n  Sogen 
iu^änben  l)abe,  uod;  uicfyt  gan3  abgefetyloffen  ift,  cb= 
gleich  nur  äScuige*  nodjj  fehlen  wirb,  unb  ba  über= 
fjaupt  bie  6acfye  bod;  weitläufiger  ift,  al£  mau  meinen 
möchte,  fo  Werbe  i<$  nodfj  biefc  Sßodje  unb  einen  X\)eil 
ber  näd^ften  fcollauf  ju  tljmn  ^aben.  Der  Vortrag  ber 
Referate  wirb  taum  in  einer  Sifcung  beenbigt  werben 


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410 


fönueu,  bann  bie  33eratf;ung,  bie  bod;  aud)  auSfüfr* 
lieber  toerben  wirb,  enblicfy  noef  eine  £agfaf;rt  gur 
Serfüubiguug  be3  Erfeuntniffe3,  ba£  gibt  toof  l  noä)  totere 
jel;n  Sage  ber  SCrübfal. 

Süchte  e$  nun  mit  ber  SReife  naty  ^ebelfingen  ein, 
ttrie  $Du  e8  am  beften  finbeft;  efer  etft>a3  mefr  Suft 
roerbe  i<§  f;aben,  toenn  einmal  bie  fd)riftlid?e  2lrbeit 
abgeftofcen  ift ;  bie  Sifcungen  werben  mir  bann,  ba  iä) 
lange  genug  vorbereitet  bin,  weniger  ju  Raffen  machen. 

3)afc  mief  Sßrofcffor  £iebred)t  verfehlt  fat,  tfut 
mir  leib,  ba  er  ein  in  meinen  gädjeru  funbiger  unb 
tätiger  2ftann  ift.  ©rüge  unfere  Seute  unb  freue  2)id), 
meft  3JlitgIieb  be£  Staat3gerid()t3fof3  ju  fein  tone 

S)ein  muffeliger 
S. 

8m  Sonntag,  Wittags  jtoftif  Ufr,  toar  Slbolf 
9teeff3  Trauung  in  ber  §ofpitalfird;c ;  iä)  toar  mit 
gerbinanb  unb  SBeigelin  auf  ber  ©mporfir^e  unb  faf 
in  lebenbiger  Erinnerung  auf  bie  Stufen  I;erab,  auf 
benen  eüift  aud;  toir  fnieten." 

SRad;  23eenbigung  ber  Iäftigen  Slrbeit  am  Staate 
geridjtäfof,  ber  legten  politifdfen  üou  Uflanb,  machte 
er  eine  für  je  Sdfnueijerretfe  an  ben  aiiertoalbftäDtei- 
See  unb  auf  ben  ©ottljarb. 


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X. 

£ttlUeben  in  Bübingen,    tiruuklieit  trab  Job. 

1851  —  1862. 

Urlaub  an  ^rofcffor  3Rori$  $anpt  in  Seipjifl. 

Bübingen,  7.  Dctober  1850. 

„Verehrt efter  greuub! 
£)em  3)anfe  für  bie  toerth&ofle  9Jltttheilung  Der 
Sieberbücher  \)aV  ich  jefct  bei  3urücffenbung  berfelben 
ben  weiteren  beizufügen,  bafc  Sie  mir  bamit  fo  feljr 
lange  ©ebulb  tragen  ipoüten.  3$  ^attc  xoofy  ben 
beften  SSorfafc,  alles  auf  bie  beftimmte  %t\t  ju  erlebigeti, 
aber  bic  Abhaltungen,  bie  bajmifd^en  traten,  toaren 
mannigfach-  3toei  Sommermonate  mußte  ich  als  MiU 
glteb  untere^  ©taat^geric^tö^ofs  in  Stuttgart  2)ienfte 
leifteu.  Angenehmer  toar  bie  Unterbrechung,  bie  fidj 
fd^on  früher  babur<$  ergab,  baß  ber  literarifche  SSeretn, 
beffen  Settuug  burch  Äefler  unb  £>oHanb  jefct  üon  bier 
ausgeht,  im  Saufe  biefeS  Jahres  mehrere  £anbfchrifteu 
üon  $etbelberg,  2Bolfenbüttel  ?c.  mitgeteilt  erhielt, 
roeld^e  neben  bem ,  toaS  fie  für  bie  3toe<f  e  bea  Vereins 


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412 


felbft  batboten,  and)  für  meine  Stubien  im  ©ebiete  ber 
SolfSpoefic  9)taud)e3  abtoarfeu,  toä^renb  mir  für  ge^ 
legentlidje  Senüfcung  berfelben  nur  genau  bemeffene 
Seit  übrig  blieb.  ®3  ift  3#nen  t>ieHei<^t  ni$t  unlieb, 
)U  böten,  bafe  bem  SSerein  neuerlich  audj  eine  2tbf<$rift 
be£  2luffefefd^en  £erjog  ©ruft  jugefommen  ift,  beffen 
$erf>ältnife  p  bem  SBiener  £eyte,  t>on  bem  iä)  fcor  toter 
Qa^ren  einige  StuSjüge  gemalt,  jefct  erft  imterfu<$t 
merben  mufe. 

ailitten  in  ber  Sdjtoüle  biefer  jerrütteten  3eit 
laffen  eS  bod)  jene  Srunnen  aus  ber  £iefe  beS  beutfd&en 
SßefenS  niemals  gänjlid^  an  Sabfal  unb  (Srfrif($ung 
fehlen.  üffiäfyrenb  be£  fiürmif<$  belegten  Sebent  in 
granffurt  Ijabe  iä)  mir,  oft  in  ber  ftiHen  5Rac^t,  o&ne 
33üd;er  unb  nur  aus  ber  Erinnerung  an  bie  ^eimatfc 
liefen  SDinge,  eine  Slrt  f<f>tt>äbifd)er  3Jtytyologie  ju- 
gebitbet,  an  ber  fidj  mir  manchmal  ber  ©eift  erholt 
bat,  toenn  id;  fie  audj  niemals  fdjriftli<§  ausführen 
follte. 

6ie,  üere^rtefter  greunb,  £aben  ju  ber  ^eillofigfeit 
ber  allgemeinen  3uftänbe  no$  befonbere,  perfönlü^e 
S)rangfal  erleiben  müffen.  ÜKögen  fi$  3t;nen  fciebei 
bie  idjönen  Arbeiten,  bereu  SSoKenbung  xoxx  begierig 
entgegenfe^en,  als  ermutfyigenber  Sln^alt  beraäfyrt,  bor 
allem  aber  $&re  angegriffene  ©efunb^eit  ni<f)t  weitere 
Störung  erfahren  fyaben. 

3Rit  l;erjlid)em  ©rufe 

3#t  aufrichtig  ergebener 
2.  XL" 


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413 


lieber  baä  tmierltd^e  Staffen  an  einer  f$n>äbifd)en 
9Jtytl)oIogie ,  üon  tt>eld;er  Ufylanb  in  bem  legten  Briefe 
fdjreibt,  fyat  er  auf  einem  ©pajiergang  in  granffurt 
feiner  grau  folgenbeS  mitgeteilt:  „@£  ift  eigen,  mir 
fdf>toebt  jefct,  too  i<$  bo$  mit  ganj  Stnberem  befd^äftigt 
bin,  oft  in  ber  füllen  9ta$t  eine  3Jtytfyengefcf)i$te  t>on 
Bä)toaien  üor.  63  tuirb  mir  o^ne  alle  SSü^er  mandjjeS 
flar  unb  beutlicfy,  unb  toann  iä)  lieber  na$  £>aufe 
fomme,  tiriH  iä)  e£  augarbeiten.  S)en  legten  Sßinter 
babe  i<$  mi<$  t>iel  mit  fränfifd^en  9Jtytf)en  unb  Sagen 
befdfjäftigt,  unb  nun  iä)  fcon  §aufe  tueg  bin,  ift  e3  alä 
ob  Stäben  mir  beutlidfjer  geworben  toäre.  $on  ben 
Suetien  unb  Sitemannen  jie^t  fi$  mir  ein  gaben  burd) 
bie  £elbenfage  unb  baS  Mittelalter,  $auptfädj?lid(>  im 
©d^tparjlüalb  unb  bi£  jum  Sobenfee  finbe  iä)  SSieleö, 
tra§  mir  Sidjjt  fcerfdf?afft.  9lu<$  bie  ©rafen  üon  %fc 
bingen  gehören  mir  in  biefeä  ©ebiet.  3<$  badete  barau, 
in  Vorträgen  an  bie  ©tubenten  ba3  nieberjulegen ,  toa$ 
iä)  niäjt  mel;r  bruden  laffen  fann;  icfj  füfyle  nun  aber, 
x>afe  traun  idfj  lieber  fyeimfomme,  i<$  ettoaS  f<$affeu 
unb  ausführen  mufc ;  ftubiren  unb  vorbereiten  wäre  mir 
nacfy  bem  ^iefigen  treiben  ni<$t  möglt$.  SSor  bem 
ßinfdfjlafen,  beim  Ertragen  ober  beim  Saben  fommen 
mir  bie  ©ebanfen  su,  i<$  arbeite  im  ©eifte  fort  ofyne 
öülfSmittel,  trietteityt  ift  mantyeS  barunter  irrig,  unb 
bo<$  meine  td),  eä  fei  mir  mantytä  Mar  getoorben."  — 

3u  biefem  ©djaffen  tourbe  i$m  aber  burdb  bie 
uot&toeubigen  Arbeiten,  bie  er  ju  §aufe  traf,  bur<§ 
mannigfache  politifdbe  Anfragen  unb  burd;  bie  Sin= 


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414 


berufung  jum  Staat£gerid)t£f)or  nur  toenig  ruhige  3«t 
vergönnt. 

Sm  October  biefeS  Satyrs  fam  Urlaubs  meljähriger 
greunb  6$mab  (ber,  uadjbem  er  ©omartngen  üerlaffen, 
als  £)e!au  naä)  Stuttgart  jurüefgefe^rt  unb  fpäter  jum 
5J?itglieb  be$  ©tubienrathS  unb  jum  ßonfiftorialrath 
ernannt  ttmrbe),  auf  Sefud?  ju  feinen  Äiubern  nach 
Bübingen ;  feine  ältejlc  £od)ter  tt>ar  an  ben  Sibliothef  ar 
Dr.  Älüpfel  bafelbft  öerheirathet.  %lcä)  einmal  hatte 
U^lanb  bie  greube,  ben  Umgang  beä  greunbeä  ju 
genießen  unb  ihn  in  feinem  £aufe  einen  Sbenb  zubringen 
)tt  fe^en.  @3  toax  ba3  lefcte  trauli<he  Seifammenfein 
ber  greunbe,  benn  fchon  am  4.  ÜJtotoember  ttwrbe  ©chtoab 
erf^ütternb  fdjnell  Dom  £obe  hingerafft  unb  Urlaub 
fonnte  am  6.  9lofcember  nur  noch  bie  $üffe  be£  lang- 
jährigen greunbeS  gum  ©rabe  geleiten. 

$1183119  am  einem  ©riefe  Dr.  Wlappttf  Hon  gronlfitrt 

an  Ufjlanb. 

grmtffurt,  8.  2)ecember  1850. 

„©ehr  fterther  greunb! 
©0  oft  feit  unferem  Sefudje  &on  Bübingen  ge; 
fprochen  ttrirb,  unb  ba8  geflieht  oft,  mifdjt  fich  in  bie 
greube  ein  ©efü^I  ber  Sef^ämung  über  meine  SSer- 
fyätung.  bin  lange  nicht  toon  einem  Orte  mit  fo 
fehlerem  £erjen  weggegangen,  als  biefe89Mt)on£übin: 
gen.  3<h  fafe  lange  ftiH  im  SBagen  unb  erft  bei  Seben- 
Raufen  fonnte  id>  ein  ©efprädE)  beginnen.  Die  Äinber 


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415 


fagten  |it  mir:  $tr  I;at  ber  2l6fd^ieb  toon  Bübingen  auch 
red)t  leib  getrau ,  aber  and)  roir  waren  red)t  gerne  bort. 

S)aß  iä)  auf  ber  überhaupt  frönen,  unvergeßlichen 
Xour  naä)  Sidjtenftetn  ©d)toab  in  Weiterer  2eben£frifd)c 
angetroffen  unb  mit  ifym  noä)  fyerjli<$  Derart  fjabe, 
ift  mir  nun  üon  großem  SOBcrt^e ;  im  g^Iofetyofe,  ^ 
tüix  bort  alle  frof)  beifammen  faßen,  erjäl;lte  er  mir 
nod)  feinen  früheren  Unfall  unb  tt>ie  er  auf  eine  tann 
enbigenbe  2Bieberl)olung  gefaßt  fei.  %n  juüerft^tli^er 
Entgegnung  fließ  iä)  nocfy  mit  ifym  au  auf  tedjt  langet 
3ufammenleben  unb  öftere^  SSHeberfefyen.  Um  fo  er* 
fd)ütternber  tüar  mir  bie  balbigeßrfüBung  feiner  SSorau^ 
fagung.  3mmer  Heiner  wirb  ber  ÄreiS  ber  geitgenofjen 
unb  Sugenbfreunbe.  3<$  l)abe  Urlaub  im  ©etfte  mit 
ju  feiner  £ei<$e  begleitet.  

Qnbem  iä)  ben  ©rief  überlefe,  finbe  iä)  i^n  fonber= 
bar  abgefaßt,  ©r  ift  balb  an  @ine£,  balb  an  23etbe 
jugleic^  gerietet,  überfielt  man  aber  biefe  orbnuug$= 
tuibrige  gorm,  nun  fo  ift  er  ganj  richtig  feinem  SBefen 
na$,  toeil  mir  33eibe  ftetS  untrennbar  &orfd)toeben,  id? 
babe  bann  feines  üom  anbern  grüßen  ju  laffen  unb 
nur  bie  fyer jlicfyften ,  banfbarften  ©ruße  ber  Ätnber  an 
2IHe  au3juri<$ten.  %ä)  toünfdje  @udj  einen  Dorn  ^nnern 
au§  glüdlidjen  SBinter,  unb  baß  ber  ©törenfrieb  ton 
äußen  6ud>  unb  uns  2IHe  mögli^ft  fcerf^onen  möge; 
wann  ber  ©ommer  bie  9leifeluft  toedt,  fo  liegt  granf= 
furt  an  ber  ©tappenfiraße  unb  mein  £au£  jur  längereu 
Staft.   3)en  werben  ^flegefö^nen  freunbli^en  ©ruß. 

3Jtappe3." 


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41G 


ÜKit  ber  ©ienftteiftuug  beim  6taategerid)tal;of 
loav  llfylanbg  f>olitifd;e  St^itigfeit  beenbigt  nnb  er  bätte 

nun  ganj  ber  SSoHenbung  fetner  angefangenen 
Arbeiten  toibmen  fönnen,  trenn  nicfyt  immer  in  ftei- 
genbem  9ftafcc  Stnforberungen  nnb  ©efud)e  an  il;n  ge= 
fommen  mären,  l;anbf$riftlid;e  ©ebi<$te  unb  2)rameu 
jn  lefen  unb  ju  beurteilen,  wohl  aud)  3?orreben  baju 
ju  treiben,  Verleger  unb  Eubfcribenten  51t  ermitteln. 
2lud)  folltc  er  fageu,  ob  ber  3Serfaffer  fi$  uiebt  beffer 
ber  $oefie  au  äfcbliefcenb  hnbmen  follte.  SSiele  Stutiben 
giengen  ifym  bamit  verloren,  er  fmite  ni$t  bie  ©abe, 
fcfyneU  ju  lefen  unb  mit  einigen  SBorten  eine  6ad;e 
ab jufertigen,  toat  axiä)  }U  genriffenbaft,  einen  oberfläd;- 
Ud)en  2Iu3ipni<$  ju  ttyun.  @r  Hagte  oft,  bafe  tym  ber 
Äopf  fdjtoinble  ttor  lauter  Sefen.  Sßann  er  t>on  einer 
SReife,  bie  er  für  bie  eigenen  arbeiten  unternommen, 
jurüeffam  unb  fidfj  freute,  nun  au  bie  SluSarbeitung  ju 
gel;en,  fo  fanb  er  meiftenä  eine  änja^l  neu  emgelau* 
fener  äRanufcripte  in  feinem  Börner,  oft  aud)  f$on 
triebet  5)Jafynf<$reiben  ber  SSerfaffer  toegen  einer  2lnt- 
frort.  Seber  ©injelne  ba<$te  nur  an  fid)  unb  fein  Sßerf, 
nid;t  baran,  baft  Urlaub  audj  arbeiten  froHe  unb  2In= 
bere  bie  gleiten  Slnfprüdje  an  ifyn  madjten.  2>em  @inen 
follte  U^lanb  ein  SDrama  anbringen,  jum  Stroft,  toeil 
ifym  ein  Äinb  geftorben;  ein  §err  tourbe  in  feinen 
alten  Sagen  nod)  jum  SDi^ter,  toeil  er  feine  grau 
verloren,  er  fcfytäte  ein  $oljfift$en  tootl  faft  unent- 
zifferbarer ©ebid^te  mit  ber  eigenen  Semerfuug:  er  follte 
freiließ  Urlaubs  alten  Slugen  nid;t  jumutl;eu,  feine 


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417 


unbeutlidje  ganbfd&rift  ju  lefen ,  allein  —  er  fdjicfe  fie 
bo$.  2)iefem  Serlangen  fonnte  er  aber  bei  all  feinem 
guten  SBitten  ni$t  entfpred^en.  Son  einem  jungen 
Ulann  fam  ein  #eft  Iprtfd&er  ©ebid&te  mit  bem  natoen 
33eifafc :  er  tyabe  jWanjig  bat)on  na<$etnanber  im  33ette 
gemalt,  fo  lange  er  gef$Wi|t  tyabe;  er  brause  fid^ 
gar  ni$t  ju  befinnen,  bie  ©ebanlen  fliegen  tym  nur 
fo  ju;  tt)ie  werbe  es  erft  fein,  wenn  er  wieber  gefunb 
fei?  Utylanb  foH  tym  fagen:  ob  er  ft<$  nid&t  lieber 
ganj  ber  $oefte  wibmen  fotte?  @ar  fcielen  biefer  Sen- 
kungen mar  ber  33erS  au*  U^lanbS  @ebi$t:  greie 
Äunft  „Singe  wem  ©efang  gegeben/'  als  SRotto  t>or^ 
gefegt,  fo  bafj  er  einft  im  ttnmuty  ausrief:  3$  l)abe 
aber  gefagt:  „2Bem  ©efang  gegeben." 

S)aS  eigen^änbige  Slbfd&reibcn  alter  Sieber  in  feine 
SolfSlieberfatftmlung,  fo  wie  bie  (Sjcerpte  aus  alten 
£anbf Triften,  bie  tym  geliehen  waren,  unb  bie  er  aus 
©orgfalt  für  biefelben  unb  Wegen  ber  f<$wierigen  Stecht* 
f Reibung ,  feiner  fremben ,  weniger  f unbigen  #anb  an= 
vertrauen  wollte,  na^m  anty  mel  3^it  in  3lnfpru<$. 

Uljlanb  an  £errn  9arl  (Säbele  in  fmnnober. 

Xü&mgen,  28.  9tobember  1851. 

„93ere£rter  #err! 
5DaS  Äijid&en  mit  Styrer  frönen  Sammlung  alter 
Sieberbrude,  bem  3for  freunblid&eS  ©^reiben  t>om  12.  b. 
vorausgegangen  War,  ift  efcegeftern  fcier  angelangt,  ©ie 
Ijaben  mi<$  bamit  fe$r  erfreut  unb  f<$on  ein  rafd&er 

Uilanb«  2tben.  27 


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418 


SDurdfjblirf  ^at  fi<$  für  meine  Sieberftubten  ergiebig  unb 
anregenb  erttnefen.  Qnbem  ic§  nid^t  fäume,  Sie  über 
bie  glüdltd&e  %a\)xt  biefer  feltenen  Slätter  ju  beruhigen, 
fage*  td^  für  bie  3Kitt£eilung  aus  ber  gerne  meinen 
üerbmbticfyen  S)anf.  9tur  baS  mufc  td;  bebauern,  bat 
6ie  ni<$t  mir  bie  Äoften  einer  fo  ertt>ünf<$ten  ^nfenbnng 
übcrlaffen  wollten.  SBenn  iti)  biefelben  too^lbefyalten  in 
3>I)re  $änbe  jurüdgegeben  tjaben  toerbe ,  bann  ergreife 
i<$  au<§  3^r  gütiges  erbieten,  mir  bie  mfyatoeid&en 
3Kappen  3^rer  ab[df)riftlid;en  Sammlungen  jur  Senüfcung 
gusufteHen.  %ö)  gefye  felbft  in  trofilofen  Reiten  gerne 
in  ben  grünen  SBalb. 

(Sben  ber  heutige  SJJorgen  bringt  unß  Äunben  aus 
^anno&er,  bie  ni$t  fo  fiterer  unb  ^armlofer  SRatur 
ftnb,  als  foaS  mir  ber  ttorgeftrige  üon  bort^er  gebraut  ^at 

3$r  ad&tungSfcott  ergebener 
2.  11." 

Sari  ©öbefc  an  Udlanb, 

$annoöer,  16.  Sccember  1851. 

„3Sere&rtefter  £err! 

S)aufbar  für  bie  rafd^e  SMbung  beS  richtigen 
(SmpfangeS  meiner  Keinen  Sieberbibliot^ef  bitte  iä)  6ie, 
fi<§  mit  ber  Senufcung  in  feiner  SBeife  ju  übereilen. 
3d)  toerbe  fobatb  feine  SSeranlaffung  ^aben,  nad&  ben 
blättern  ju  greifen  unb  tuetfe  fie  bei  S^nen  fo  gut 
aufgehoben  toie  bei  mir  felbft. 

3)ie  anliegenbe  fleine  6<$rift  über  Jteinfrit,  bie. 


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419 


n>egen  ber  Berührung  mit  bem  SHebe  Dom  ebeln 
rittger  ju  3£ren  ©tubien  gehört,  empfehle  ic§  öftrer 
9latyiä)t  unb  ©ebulb.  2Iu«  ber  Inhaltsangabe  be« 
©ebic^t«,  bie  idfj  für  ben  l;ieftgen  ^tfiorifd^cn  SSerein 
übernommen  ^atte,  ift  im  Arbeiten  felbft  etma«  mehr 
geworben,  aber  etroa«  Unfertige«  unb  Ungenügenbe«. 
SOS.  ©rimm,  bem  ich  ein  ßyemplar  mitteilte,  meint, 
ba«  ganje  ©ebid^t  tmtrbe  fi<h  für  bie  Veröffentlichungen 
be«  Stuttgarter  literartfdjen  SSerein«  eignen.  2)arf  ich 
©ie  für  ben  gaH,  bafc  ©ie  mit  §errn  $rof.  2lb.  ßefler 
üerf  ehren,  bitten,  ihm  ba«  jroeite  (Somplar  ju  über^ 
geben  unb  ihn  ju  fragen,  ob  er  bem  Vereine  bie  §erau«* 
gäbe  t)orf plagen  mag?  S)ie  Slbhanblung  fammt  al« 
felbftftänbige  ©dhrift  nicht  irf  ben  Suchhanbel  unb  ift 
nur  in  50  (Sjemplaren  gebrueft. 

3)er  nieberbrücfenbe  Dbem,  ber  über  bie  üßelt  geht, 
führt  toieber  ju  ben  alten  Singen  jurüd,  au  benen 
mehr  greube  offenbar  toirb,  al«  an  ben  aufretbenben, 
hoffnung«lofen  politifchen  Äämpfen.  9Jteine  SKitbürger 
erliefen  mir  einen  üblen  SDienft,  bafe  fie  mich  gegen 
©titoe  aufteilten  unb  bamit  ttrieber  in  ben  Sßartetfampf 
hinein  jogeu,  bem  iä)  glüeflich  entronnen  toar.  ätber 
toer  barf  ftc^  fträuben,  toemt  plöfclidfj  bie  $eit  au«  ftiHen 
21fplen  bie  SSerftedten  ^crtoorjie^t  an'Ä  tyüe  £age«licht 
unb  in'«  ©eräufdh  be«  lauten  SJiarfte«! 

2Bie  iä)  au«  &  2B.  2Bolf«  m^hologifchen  Seiträgen 
fetye,  fyabtn  ©ie  ftdh  an  bie  ©ptfce  fteUen  müffen,  um 
ein  oberrheinifche«  ©ageubudf)  ju  fammeln.  SEBie  be= 
neibe  idh  biefen  regen  £rteb  $$xtx  &mb«leute.  $ter 


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420 


ift  nichts  ber  2lrt  ju  ©tanbe  ju  bringen,  alles  bem 
©lüdf  beS  einzelnen  überlaffen. 

Sieiben  3ftre  norbifchen  ©agenforf<hungen  liegen? 

©ie  ^aben  uns  fo  üiel  gegeben,  ba&  nrir  im  33er= 
langen  fein  3Jla§  mehr  fennen.  ©ie  müffen  bie  un* 
befcheibenen  SBiinfche  füllen ;  ©ie  felbft  fyabm  fte  an* 
geregt. 

5Dlit  ber  innigften  Serehrung  empfiehlt  fich  3ftnen 

Äarl  ©öbefe." 

Uljlanb  an  #errn  Slrdjfoar  SBintcrmontel  in 

$omwef  djingeu* 

Bübingen,  4.  Huguft  1852. 

„Verehrter  §err  2trc^it>ar ! 

@S  bebarf  fefyr  meiner  ©ntfd&ulbigung,  bafc  ich 
für  bie  gütige  Seforgung  unb  Ueberfenbung  ber  t>on 
mir  gemünzten  3lbf  driften  aus  ber  3inimemf $en  £au$5 
d^ronif  erft  jefct  meinen  ^erjlid^ften  $)anf  abftatte.  3laä) 
(Smpfang  berfelben  toar  ich  bur<h  fo  mancherlei  gebrängt, 
toaS  üor  einer  beabpe^tigten  SReife  naä)  3Jlün<$en  unb 
an  ben  SBobenfee  erlebigt  »erben  foHte,  toon  ber  ity 
nun  am  6nbe  voriger  SBoche  jurüdfgefommen  bin. 

S)ie  äuSjüge  aus  jener  reichhaltigen  ^anbfe^rift 
haben  mir  grofee  greube  gebraut.  2BaS  i<h  mir  einjeln 
angemerft  ^atte/  baS  bilbet  je|i  m  ber  fortlaufenben 
SReihe  forgfältiger  Slbfd^riften  eine  ©ammlung  f^tüä^ 
btf<her  SoKSfagen  unb  3Jtär<hen,  n>el$e  für  bie  Arbeit, 
mit  ber  i<h  gegenwärtig  befchäftigt  bin,  t)on  erheblichem 


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421 


Gelang  ift  @3  fear  mir  freiließ  nt$t  mögli$,  inner; 
&alb  jtoeier  Sage  bie  beiben  gotiobänbe  fo  ju  bur<$: 
formen,  ba&  mir  ni$t  3Jian$e$  ä$nli<$er  Sttrt  ent- 
gangen fein  follte.  2Benn  §.  8.  pag.  1345  bie  copirte 
©rjä^Iung  toom  SRitter  üon  Staufenberg  übertrieben 
ift:  In  Caput  als  von  den  Merfeynen  geredt  von 
Thierstein  Zimbern  und  Tengen,  fo  bejeugt  biefe, 
bafe  an  anbern  ©teilen  ber  ßfyronif  no<$  3Berf<$iebene£ 
Don  folgen  geen  berietet  fein  müffe.  ©o  miebertyolte 
mir  audj  neuerlich  Safeberg  bie  Angabe,  bafj  barin 
Derjeic^net  fei :  SEBie  Sodann  &on  3iTnmern  (ober  ettoa 
SBerner?  üor  1483  SRucfgaber  S.  101)  fidj  fcor  ber 
$eft  na$  Söübenjlein  geflüd&tet  unb  bort  ein  Sieb  mm 
2)ietri$  ton  Sern  gebietet  ^abe;  treibe  Reibung  id> 
nid^t  aufftnben  fonnte,  t>icHeid^t  aber  unter  fielen  5Jlad^- 
trägen  ju  fcoraugefjenben  Sapitelu  fjätte  fud;en  fotleu. 

®3  ift  mein  lebhafter  SBunfd),  fpäter  einmal, 
namentlich  roenn  auä)  ba3  ^ergamenteyemplar  ber  fürft= 
liefen  Sibliot^e!  fcon  ÄarlSru^e  jurüdgefommen  fein 
rcirb,  lieber  einige  Sage  in  bem  gaftfreunblid^en  £)onau= 
efcfyingen  jujubringen  unb  midj  no$  ettoaS  tiefer  in  baä 
nadfj  fctelen  ©eiten  le^rreid^e  Sudfj  einlefen  ju  fönnen. 
gür  je$t  bleibt  mir  nur  bie  angelegene  Sitte  um  nad^ 
träglidEje  SSejeid^nung  ber  für  SJtü^e  unb  3e{taufmanb 
be3  Sopiften  fdjjulbigen  ©ntfd^äbigung.  #abe  i<$  aufeer- 
bem  in  einem  Steile  ber  überfd^idften  Slätter  fogar 
3ftre  eigene  £anbf<$rift  richtig  erfannt,  fo  toerpfli<$tet 
bie§  miä)  nod)  befonberS  §um  aufrid^tigften  3)anfe. 

33or  a<$t  Sagen  fear  \6)  in  SDieerSburg  bei  bem 


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422 

teuren  Safeberg,  Den  au<§  6ie  fürjlid^  befugt  l)aben. 
SDer  le|te  Äranf&eitSanfall  $at  ifyt  leiber  förperli$ 
bebeutenb  gefd>toä<$t  unb  er  felbft  betrachtet  ft$  als 
einen  2lbfd>eibenben.  ©leidjtooljl  belebte  fid^  im  SSer^ 
laufe  be$  ®efprä$3  feine  Haltung  unb  fein  2tu3bru<f 
in  ber  SBeife,  bafe  iä)  bie  Hoffnung  mit  mir  natym, 
feine  fräftige  SJIatur  fönnte  fid^  auty  biefemal  lieber 
aufraffen. 

SRit  banfbarer  2BertW$ä|ung 

3$r  ergebender 
S.  U." 

35on  ©erid&tsmegen  tcurbe  an  Urlaub  ba3  2ln^ 
ftnnen  gefteHt,  auf  Verlangen  ber  fur§ef)ifd)en  6taat& 
regierung,  fidj  über  bag  Schalten  ber  furl)effif$en 
sparlamentäabgeorbneten  vernehmen  ju  laffen.  U&lanb 
fott)ie  ^ßrofeffor  %.  SSif^er,  ebenfalls  SßarlamentSmitglieb, 
beriefen  fi<$  auf  bie  Untoeranttrortli^feit  ber  Slbgeorb- 
neten  unb  üertoeigerten  beSfyalb  bie  23erne§mlaffung. 
©er  ©eridjtstyof  entfcfyieb  mit  Einer  ©timme  5Ke^r^eit 
gegen  ifyre  eingegebene  9te$t£&ertDafyrung  unb  Verurteilte 
fie  jtueimal  in  ©elbflrafen,  liefe  aber  bann  bei  i^retn 
Se^arren  bie  ©a<$e  berufen. 

2ln  $erm*  2lrd)tuar  Sdjuccganö  in  Strasburg* 

Bübingen,  20.  Sliujuft  1852. 

„SBere&rtefter  £err  unb  greunb! 
Sei  meiner  Qiurfidtftmft  von  einer  Sleife  na$ 
Samern  unb  an  ben  Sobenfee  traf  iä)  3ftre  tt>er$en 


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423 


HJUttheilungen  Dom  13.  d.  3B.  9loü)  bin  i<h  3^nen 
alten  2)anf  f^ulbig  unb  ©ie  erfreuen  mich  je$t  mit 
neuer  ©abe.  S)ic  treffliche  Stonfefeung,  bie  meinem 
SJerglicbe  bur<h  %fyxe  fcerehrte  ©emafylin  geworben  ift, 
bie  abtriften  ber  @ef$i<$tlteber  aus  bem  fe<hSjehnten 
Sahrhunbert,  toomit  ©ie  ju  meinem  33ebauern  eigen= 
hänbig  fi<h  fo  fehr  bemüht  fyaben,  finb  mir  hüben 
flürmifchen  Sagen  jugefommen,  meldte  ber  2luflöfung 
beS  beutfehen  Parlaments  nahe  fcorangiengen.  ©ann 
aber  ^at  auch  bie  mehr  als  anberthalbjährige  2lbtuefen* 
heit  t>on  £auS  mi<h  in  ben  ruhigeren  8ef<häfttgungen 
unb  namentlich  im  Sriefmechfel  weit  jurüdgetoorfen, 
fo  bafe  iö)  fehr  üerfpätet  bie  angelegene  $Pflt$t  beS 
©an!eS  3#nen  Seiben  gegenüber  für  SllteS  unb  -JieueS 
jugleich  erfülle,  ©aS  SBormfer  Sieb  jähle  ich  ju  bem 
Siebften,  toaS  mir  feit  bem  3)rucfe  meiner  SBolfSlieber* 
fammlung  bur<h  greunbeShülfe  jugetoachfeu  ift;  eS  ttrirb 
einem  Nachtrag,  für  ben  fi<h  initüif^en  SIKancheS  ergeben 
hat,  ju  wahrer  3^er^e  gereichen. ' 

2)er  £on  ift  noch  ber  beS  alten  £elbcnfangS,  als 
ob  er  aus  ben  Slofengartenliebem  nachflänge,  unb  wie 
helbenhaft  erfcheint  ber  33ürger,  ber  auf  ber  SBtauer 
ftehenb  baS  Sieblein  gefungen  ^at. 

©ie  haben  mir  geftattet,  mein  eigenes,  auch  f<hon 
altes  Sieblein  in  baS  Sllbum  %fyxex  hochgeehrten  ©attin 
einschreiben.  SJiöge  fie  biefe  feilen  wohlwoHenb  auf* 
nehmen  unb  mein  ^erjlic^er  ©lücfttnmf<h  ju  ihrem  @e* 
EmrtStag  nicht  §u  fpät  anfommen. 

Ueber  bie  nun  noHenbete  elfä^ifcheSagenfammlung, 


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424 


an  ber  ©ie  fclbft  mo^ltfjätigen  Slntyeil  genommen,  fcabe 
i#  meine  banfbare  greube  in  einem  ©dfjreiben  an 
äluguft  ©töber  auSgefprocfyen,  ba8  xä)  offen  beijulegen 
mir  erlaube,  ba  idfj  toeife,  bafe  ©ie  mit  ©töber  in  regem 
SSerfe^r  fle&en,  unb  e$  mir  lieb  toäre,  roenn  6ie  cor 
gefälliger  SBeiterbeförberung  &om  3>n$alt  beff elben  Äennt* 
ni§  nehmen  toottten. 

3fore  Seiträge  jum  ©agenbud&e  finb  grofeentbeilä 
tyanbfcfjriftlidfjen  Styronifen  unb  anbereu  2luf$eicf)nungen 
be3  fe^^jebnten  Sa^rfyunbertä  entnommen,  wie  j.  93. 
bie  mir  befonber3  merftpürbige  SRadfjricfyt  über  ba^ 
3Buotan$^eer  im  glfafe  unb  SreiSgau,  ©.  433  ff.  3lud> 
meine*9lad>forfcf)ungen  jur  fötofi&iföen  ©agenfunbe 
fyabeu  mi<$  erfennen  laffen,  roie  mel  lebeubiger  unb 
ttoflftäubiger  in  ben  alten  ©täbtectjromfen  unb  £au3; 
cfjronifen  angefel;ener  ©efd^tec^ter  bie  SSolföfage  meift 
nodb  ttnebergegebeu  ift ,  aU  fie  brei*  trier^unbert  Qa^re 
fpäter  auö  milnblic&en  Ueberlieferungen  aufgefaßt  roer* 
ben  fonnten;  eben  bie  ©age  t>om  SBuotanStyeer  greift, 
toie  fo!d;e  üon  3&nen  beurfunbet  ift,  nocfy  unmittelbar 
in  bie  bamalige  3eM*roegung  rin-  Sollte  3ftnen  bei 
©ebrau<§  berartiger  &anbf$rtftli$er  Quellen  biefe  ober 
ieneS  begegnet  fein,  ober  nodj  begegnen,  mag  ben  Ur* 
fprung  ber  ©djroaben  ober  bie  Ableitung  tyreS  sJtamenS 
fagentyaft  berührt,  foaS  jum  9tu&m  ober  jum  ©potte 
(als  ©ct)toabenfiret$e)  &on  benfelben  gemelbet  nrirb ,  fo 
würbe  mir  es  fe^r  ertt>ünf<$t  fein,  barauf  bur$  3^re 
bielfa<$  erfahrene  ©üte  aufmerffam  gemalt  ju  toerben. 

9Rod)  bitte  idf>  ©ie,  midf>  Syrern  $errn  ©dfjtoager 


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425 


Sergmann  in  freunblidjeS  Anbeuten  ju  rufen;  bafj  fein 
©bbamerf  brucf fertig  fei,  fyabe  i$  t)on  $rof.  Detter  mit 
lebhaftem  Qntereffe  vernommen. 

Qn  aufrichtiger  ^rennbfd^aft  unb  £o<$adE)tung 

3ftr  ergebender 
S.  U." 

Urlaub  an  . .  ♦ .  @d)riftfe$er* 

Xübmßen,  7.  Hotoembet  1852. 

„©eefyrtefter  ^perr! 

3$  lebe  tyier  ni<$t  in  meiteren  Greifen,  in  benen 
i$  für  3ftre  ©ebidjte  Unterjeid&nungen  fammeln  fönnte. 
©efcen  ©ie  mt$  felbft  mit  jtoei  ßyemplaren  auf  bie 
Sifte.  SDie  mitgeteilten  Sieberproben  fyaben  frifdEjen 
Älang ,  jeigen  regeS  ©efü^l,  lebenbige  Seluegung ;  laffen 
©ie  fi<§  aber  burcfy  bie  Suft  unb  Seid^tigfeit,  toomit 
3ftnen  baS  Sieb  t>on  ftatten  ge^t,  m$t  herleiten,  ju 
mel  unb  ju  raf$  ju  bieten.  @3  genügt  nidfjt  am 
S)rang,  an  ber  angeregten  Stimmung;  ber  poetifd^e  ©e^ 
banfe  mufc  ffar  &or  bem  ©eifte  fielen,  ber  ©egenjknb 
Unterlid^  geftaltet  fein,  be&or  jum  SSerfe  gegriffen  mirb, 
fonft  gibt  es  nur  SlnHänge  unb  oerfd&ttrimmenbe  SRebek 
bilber.  SRätfyltdEj  fd^emt  mir,  bafe  für  bie  Sammlung, 
mit  ber  ©ie  an  bie  Deff  entlief  eit  treten  motten,  toemger 
auf  grofee  Sieber §a$t,  als  auf  forgfältige  2lu£roaf)l  S3e* 
ba$t  genommen  werbe,  weniger  SSIätter  als  Slumen. 

3Hit  freunblt^em  ©ruft 

3#r  ergebener 
S.  U." 


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426 


UWanb  an  gröulein  ®mma  ©^melier  in  9Hfind>en* 

Bübingen,  3.  3Rär&  1853. 

„SereljrteS  gräulein! 

6te  fcaben  mir  mit  bem  rootylgetroffenen  Silbe 
3ftrc3  unfcerge&lifen  SaterS  ein  wertvolles  ©efdfjenf 
gemalt,  für  ba$  if  3#nen  ben  innigften  2)anf  fage. 

SDaffelbe  ttrirb  fortan  mit  ben  Silbern  einiger 
anbern  meiner  t&euerften  greunbe  in  meinem  Slrbeit^ 
jimmer  bangen,  unb  ttrie  bie  SBerfe  be3  Seretoigten 
mir  täglidb  jur  $anb  finb,  toerben  nun  aucfy  feine  ©e= 
fi(fyt$jüge  mir  ftetS  gegenwärtig  fein,  greilicfy  toerben 
fie  audfj  mitten  unter  bem  Arbeiten  miä)  an  ben  f$merj= 
üdjen  Serluft  mahnen,  ber  mid&  burdj  feinen  Eingang 
getroffen  §at.  2öer  noä)  im  fyäteren  2llter  ettoaS  ju 
©tanbe  bringen  möchte,  bem  fällt  eine  toid^tige  2luf= 
munterung  fyinmeg,  roenn  gerabe  diejenigen,  ©iner 
na<$  bem  2lnbern,  abreiben,  beren  billigenbeS  Urteil 
ju  erlangen  ein  füllet  Seftreben  toar  unb  ber  liebfte 
Sotyn  fein  foHte. 

£)ie  toenigeu  $age,  bie  i<$  vorigen  Sommer  no# 
in  ©cfymellerS  Umgang  jubrad^te,  finb  mir  jefct  üon 
befonberem  2öert§;  leiber  ging  gleich  barauf  fein  2Beg 
nidjjt,  tüie  gehofft  mar,  $ur  ^eilquette,  fonbern  jum 
$rieb£of.  SMe  Serfpätung  meinet  SDanfeS  mufc  i<$ 
bamit  entfd^ulbigen,  bafe  iä)  toon  einer  eben  ertoarteten 
neuen  Ausgabe  meiner  Sieber  3ftnen  Gyemplar  ju 
überreifen  toünfd&te,  ba3  iä)  nun  mit  ber  Sitte  um 
gütige  äfafnafyme  $ier  anfd&ließe. 


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427 

S)ie  mir  überfcfyttften  Büdjerverjeicfyutffe  l?abe  iä) 
in  geeigneten  Äreifen  verbreitet,  unb  fyoffe,  baft  ftdj 
auä)  au$  unferer  ©egenb  Beteiligung  jeigen  toerbe. 

3ftr  ergebenfter 
ß.  U." 

Eine  längft  beabfidjtigte  Steife  naä)  Berlin  tourbe 
im  3uni  imb  3uli  1853  &on  Ultfanb  tmb  feiner  grau 
ausgeführt.  S)te  Scfyäjje  ber  Bibliotfyef ,  in  meldte  nun 
auä)  bie  gro&e  -äJieufebad^fcfye  Sammlung  aufgenommen 
tüar,  forme  ba$  Verlangen,  t^eure  greunbe  ttrieber* 
jufe^en,  führten  ityn  ba^in.  Ueber  Dürnberg  unb 
Seidig,  too  liebe  greunbe  befugt  tourben,  famen  bie 
Steifenben  naä)  Berlin.  2)ie  Bibliotfyef  na^m  gar  fctel 
ton  Urlaubs  fttit  in  2lnft>ru<$,  um  fo  me^r,  als  er 
bie  ÜJfanufcripte  nur  bort  benüfcen  fonnte.  21benb£ 
erholte  er  fidj  bann  bei  ben  Sugenbfreunben  Barnfyagen 
t>on  6nfe  unb  bem  tpert^en  Immanuel  Beffer,  bei  ben 
verehrten  Brübern  Safob  unb  SBityelm  ©rimm  unb 
bem  immer  gefälligen,  treuen  greunbe  -Dlafemann. 

S)te  trauti$en  SKbenbe  in  bief en  gamilien  blieben 
für  Ufylanb  unb  feine  grau  ttyeure  Erinnerungen.  Wlit 
bem  raffen  gujjgänger  igalob  ©rimm  ergieng  er  fi<$ 
einmal  2lbenb3  bi«  gegen  10  U^r  im  Tiergarten,  fo 
bafe  bie  grauen  SBttyelm  ©rimm  unb  U^lanb  faft  be* 
forgt  um  bie  3JIänner  tourben,  bie  im  eifrigen  ®e* 
banfenauStaufdj  bie  einbrec^enbe  9tad?t  nify  beamteten. 

2lud)  in  abenbli^en  Sefejufammenfünften  t>on  ^ßro- 
fefforen  fear  e8  Urlaub  vergönnt,  intereffante  Stunben 


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428 


aubringen  ju  bürfen.  9?ac^bem  bie  Arbeiten  in  ber 
Sibliotfyef  beenbigt ,  toibmeten  bie  Sieifenben  no<§  einige 
Sage  ben  Äunftfd&äfcen  ©erlinä  unb  ber  Umgegenb; 
ßfyarlottenburg,  $ot$bam  unb  Sabeläberg  ttntrben  mit 
^ntereffe  befugt  unb  bie  frönen  §aüelufer  ergögten 
bie  SReifenben.  3iaä)  bem  2Ibf<$ieb  fcon  ben  teuren 
greunben  würbe  ba$  altbefannle  SMfenbüttel  toieber 
befugt  (Sibliotljefen  Ratten  eine  gar  große  3lnjie£ungS= 
fraft)  unb  bann  führte  bie  Sfteife  naä)  £annooer  unb 
Sfideburg.  3n  £annot>er  nmrbe  ein  9tafttag  gemalt 
unb  unter  bem  gütigen  ©elette  £errn  Äarl  ©öbefeS 
einem  großen  ©$ü&enfefte  angetoo^nt.  Ueber  33üdfeburg 
unb  ÜJUnben  führte  bie  Sa^n  na$  fiöln  unb  Sonn; 
bann  tourbe  nadj  be^aglid&em  SluSru^en  in  bem  gafllidtjen 
granffurt  bei  greunb  3Jla^peö  unb  na<$  Segrüfeung 
toert&er  greunbe,  tote  be3  unermiibet  gefälligen  £errn 
Dr.  %xarti  Stotfy,  bie  £eimatty  toieber  aufgefud^t. 

®er  September  biefeS  Sa^reS  braute  bur<§  baä 
Sagen  ber  SRaturforfdjjeroerfammlung  in  Bübingen 
raert^e  greunbe  in  ba£  ftille  Ufylanb'fd^e  §au£.  SuftinuS 
ferner  mit  feiner  grau,  bann  $reunb  3Jiappe£  au3 
granffurt  unb  Urlaubs  ©dfjtoager,  ©taatSratfy  SRofer, 
toaren  bie  werben  ©äfte,  Rubere  famen  ioenigftenS  auf 
©tunben.  Sei  einem  gefte,  baS  ber  Serfammlung  in 
bem  nafjen  33abe  -Jtiebernau  gegeben  tourbe,  fdfjlug  ein 
$rember  einen  SCoaft  auf  Submig  U^Ianb  toor.  Sluf 
Urlaubs  able^nenbe  Entgegnung:  baä  geft  gelte  ben 
Sßaturforfd&ern,  ni$t  ben  ©intern,  rief  ein  anberer 
ftrember  entrüftet  auS:  roerft  ben  Äerl  jur  %f)üx 


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429 


hinaus !  natürlich  ju  grofeeT  Erweiterung  berer,  bie 
U^Ianb  fannten.  6r  felbft  ladete,  ba§  tym  bie  tränen 
in  ben  2lugen  ftunben,  baju.  6$  tuaren  fd?öne,  froI)e 
Sage  bamalS;  feitbem  finb  ber$au8tmrtb  unb  bie  lic* 
ben  ©äfte  alle  in  ba$  ©rab  gefunfen! 

Sari  mich  an  Wjlanb. 

§annot>er,  16.  ©eptem&er  1853. 

„£o<§geebrtefter  $err! 

§err  Sertyolb  ©eemann  aus  #annot>er,  ber  als 
Diaturf  orfdjer  auf  ber  britifcfyen  gregatte  „|>eralb"  eine 
Steife  um  bie  2Belt  gemalt  ^at  unb  jur  9iaturforf<$er-' 
toerfammlung  na<$  Bübingen  reist ,  erbietet  ft$  freunb* 
liä),  bie  3ftnen  bertyeifeenen  ölätter  mitjunetymen  unb 
3ftnen  mit  meinen  berjli^ften  ©rüfjen  ju  überbringen, 
©er  liebensmürbige  S3ote  roirb  3ftnen  mellei<$t  ttritU 
fommener  fein,  atä  tt>aä  er  bringt.  9laä)  genauerer 
$)ur$fi$t  meinet  eingebilbeten  Steinums  mit  Syrern 
Ouettent)er jei^nife  f anb  iä) ,  ba&  idjj  f aum  irgenb  ettoaS 
befifce,  toaä  3ftnen  ni$t  bereits  ju  ©ebote  geflanben. 
2Ba3  iä)  bieten  fann,  befte^t  meift  au3  fliegenben  95läU 
tem  getftüd&en  Snbaltä.  SieUeid^t  ift  eins  ober  anbereS 
barunter,  rnenn  au$  nur  mittelbar,  für  3ftre  ©tubien 
brauchbar.  ©e^eu  Sie  ftd&  afleS  mit  dotier  3Hu&e  unb 
ju  gelegener  ßett  bur$ ;  bie  Stüdffenbung  $at  feine  ®ile 
unb  ift  tpeber  an  9Konate  no<$  Satyre  gebunben.  

®ie  wenigen  ©tunben,  bie  ©te  unferer  ©tabt 
fd&enften,  fmb  i&r  unbergeffen  unb  erfüllen  mt$  immer 


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430 


no$  mit  fonniger  gefitagSfreube.  9Jtöge  auä)  Pforten 
unfere  ©tabt  beim  SRütfbltd  auf  3$re  ©ommerreife  in 
freunbli<$er  Erinnerung  geblieben  fein.  3n  treuer 
SSere^nmg  für  Sie  fie^t  &annoDer  feinem  Orte  be3 
SBaterlanbeS  nadfy.  SllS  Sie  abgereist  toaren,  fannte 
bie  ©tabt  nur  jtoei  Parteien,  eine  freubige,  tt>el<$e  Sie 
gefefyen,  unb  eine  bebauernbe,  bie  Sie  toerfefclt  §atte. 
ßmpfe^Ien  ©ie  mi<§  3#rer  bereiten  grau  freunblidj. 
33on  ganjem  #erjen 

Staxl  ©öbefe." 
Urlaub  an  feine  gran. 

©djafftyauten,  ©amftag,  15.  October  1853. 

„Siebfte  ©mma! 

SJteüte  Steife  ift  big  je|t  gut  abgelaufen.  SDafc  idf? 
in  9lotttüeil  bis  S)ienflag  2lbenb  toertoeilen  mufcte,  $abe 
ify  nityt  }it  bebauern.  Unter  ber  Seitung  beS  ©tabt* 
Pfarrers  Sßolf,  eines  greunbeS  öon  Sßrof.  ÄeUer,  be* 
fudjte  iä)  ben  älteften  ©änger  in  ©d&toaben,  DrpfjeuS, 
unb  anbere  römif^e  Slltertfyümer,  bann  befonberS  audjj 
bie  in  ber  SorenjfapeHe  ein  eigenes  SDhifeum  bilbenbe 
©ammlung  alter  £oljf<$nifctoerfe.  3n  S)onauef$ingen 
mürbe  i<$  toieber  überall  freunbli<§  aufgenommen  uub 
eine  ^anbfd^riftli^e  S^ronif  t>ott  3Jtctyr<$eu,  ©agen, 
©<$roänfe  unb  alter  SJolfSgebräud&e  ^ätte  mi<$  üieflei<j)t 
nodf)  ben  vierten  SCag  f eftge^alten ,  toenn  id)  ni$t  $ier 


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431 


in  Sdjaffhaufen  an  betn  für  meine  9ta<hfragen  ungün* 
fügen  Sonntag  anzulangen  gefürchtet  hätte.  So  fäiffte 
ich  miä)  in  ftrömenbem  SRegen  geftern  2lbenb  10  Uhr 
auf  betn  Gitmagen  nach  Schaffhaufen  ein,  fam  \)itx 
jwtfchen  3  unb  4  tU;r  frühe  au,  begab  mich  bann  im 
einfachen  aber  mir  wohl  jufagenben  ©afthof  jum  SdEjwan 
no<h  auf  mehrere  Stunben  jur  3tuhe  unb  nerftmrte  am 
3Jlorgen,  ber  freunblich  aufgieng,  nicht*  mehr  Don  ber 
giac^tfa^rt.  grauer  ift  in  ben  gerien  abwefenb.  Slber 
fein  2lmt3t)orgänger  ©öfcinger,  ein  Sefannter  t>on  frü- 
herer 3eit,  geleitete  mich  biefen  Vormittag  bei  warmem, 
heBem  Sonnenfchein  5um  SR^einfaH,  an  beffen  Slnblicf 
ich  £erj  unb  2luge  weibete.  ©öfcinger  gab  fein  £ebr= 
amt  am  ©tymnaftum  auf,  weil  er  auf  ber  regten  Seite 
beä  Oberleib«  gelähmt  ift,  gebt  jebod;  rüftig  unb  fd)eint 
gerne  ficfy  ju  beiDegen.  Gr  will  ft<h  mir  auä)  biefen 
Nachmittag  unb  3lbenb  wibmen  unb  feine  -äflittheilungen 
werben  auä)  für  meine  Stubien'  nicht  unergiebig  fein, 
borgen  um  8  Uhr  fährt  ba3  Sftheinbampfboot  t>on  ^ier 
nach  Äonftanj  ab,  t>ou  wo  iä)  bann  SRachmittagS  werbe 
nad)  3ReerSburg  überfahren  fönnen.  Ob  ich  bann  am 
£>ienfiag,  -Dtittwoch  ober  gar  noch  fpäter  mit  ber  @ifen= 
bal;n  nad)  Stuttgart  fahre,  wirb  babon  abhängen,  wie 
iä)  e3  bei  fia&berg  treffe.  Gr  foE  [ich  recht  erfreult^ 
erholt  h^ben.  2lm  wahrfcheinltchften  wirb  ber  S)ienftag 
mid)  nach  Stuttgart  bringen,  ein  fpäterer  £ag  nur, 
wenn  iä)  befonberen  2lnla&  fänbe,  mid;  länger  ju  t>er= 
weilen.  3<h  freue  miä)  innig  barauf ,  SM<h  bort  wieber= 
jufehen,  unb  je  früher  ich  aufomme,  werbe  iä)  um  fo 


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432 


e&er  au<$  für  ben  Stuttgarter  äufenttyalt  jugeben 
fönnen. 

Sebetoo^l,  fei  mit  5Bityelm  unb  Sötaper  $erjlu$ 
gegrüßt  t)on 

©einem 

3n  ©onauefdjnngen,  too  iä)  ben  grö&ten  S^eil 
be3  £ag$  auf  bem  2Irdnt)  jubra^te,  tyätteft  2)u  toenig 
Äurjtoetl  gehabt,  aber  am  9ltyeinfaH  tyätteft  3)u  bei 
mir  fein  f ollen." 

%n  Subtoig  UWanb. 

3»ci  tarnen  fmb,  im  6üben  unb  im  Horben, 
3ugleid>  ob  deinem  Raupte  fid?tbar  roorben; 
£afj  mid?  ben  erften  fein  üon  allen  deinen, 
$ie  feiemb  unb  glütfmünfdjenb  $ir  erfdjeinen. 

2Rünä)en,  28.  9ta>ember  1853. 
3lngefommen  in  Xübingen  am  30.  ^obembet. 

$)iefe  3etlen  unb  ein  Srief  t>on  Serlin ,  aber  ni#t 
ttrie  irrt$ümli<§  gefagt  würbe,  &on  Safob  ©rimm,  t>er- 
anlafeten  Tl^Ianb  ju  bem  näctyften  ©^reiben. 

ltylanb  an  Slcjanbcr  ö.  #nmbolbt. 

„Euer  ©yceflenj! 
SSon  berf<$iebenen  Seiten  unb  in  glaubhafter  SBetfe 
fommt  mir  $eute  bie  9ta$ri<$t  ju,  ba&  ba3  flapüet 


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433 


beSDrbenS ,  ber  ftd)  3§rer  33orftanbfdfjaft  erfreut,  hu 
fäjloffen  habe,  mi<h  }um SJUtglieb  beffelben  fcorjufchlagen. 
(SS  mag  voreilig  erf<heinen,  menn  ich  fcor  erfolgter  33e* 
ftätigung  biefeS  SSorf^Iagö  unb  üor  irgenb  melcher 
amtlichen  Eröffnung  mir  eine  äeu&erung  geftatte,  bie 
eine  gänjtich  iiberfCüfftge  fein  fann.  ©leithmohl  ergreife 
id)  eben  ben  2lugenblidt  ber  noch  unentfchiebenen  ©a<he, 
um  nichts  ju  aerfäumen,  maS  ein  fo  überrafd&enber 
unb  unfcerbienter  ©unfiermeiS  mir  auflegt.  @r  toer* 
pflichtet  mich,  je|t  f<hon  unrüi^altig  ju  fagen,  bafc  i<h 
mit  literarifd^en  unb  poIitif<$en  ©runbfäfcen,  bie  i<h 
nicht  jur  ©<hau  trage,  aber  auch  niemals  toerläuflnet 
§abe,  in  unlösbaren  SBiberfaruch  geraden  mürbe,  menn 
ich  in  bie  mir  jugebad^te,  jugleich  mit  eiuer  ©tanbeS^ 
erhöhung  t>erbunbene  ßfyrenfteüe  eintreten  moHte.  ®iefer 
3Biberfpru<h  märe  um  fo  f d^neibenber ,  als  nach  bem 
Schiffbruch  nationaler  Hoffnungen,  auf  beffen  Sßlanfen 
au$  t<h  gefd^mommen  bin,  eS  mir  nicht  gut  anftänbe, 
mit  ß^renjeid^eu  gefcfymüät  ju  fein,  mährenb  ©ol<he, 
mit  benen  ich  in  SSielem  unb  SBichtigem  jufammen* 
gegangen  bin,  meil  fie  in  ber  legten  3**riUtung  metter* 
dritten,  bem  SSerlufte  ber  $eimath,  Freiheit  unb 
bürgerlichen  @&re,  felbft  bem  £obeSurtheil  t>erfaEen 
ftnb,  unb  boch,  ttrie  man  auch  über  ©<hulb  ober  Un- 
fd^ulb  urteilen  mag,  meber  irgenb  ein  ßinjelner, 
noch  irgenb  eine  öffentliche  ©efoalt  fid^  aufrichtig  totrb 
rühmen  fönnen,  in  jener  allgemeinen,  nicht  lebiglid^ 
aus  feefer  SBillfür,  fonbem  mefentüdj)  aus  ben  ge* 
fdjidjtlid&en  3uftänben  beS  SBaterlanbS  hervorgegangenen 

U&Unb«  Seben.  28 


Digiti 


434 


93emegung  burd&auS  ben  einjig  richtigen  2Beg  verfolgt 
ju  £aben. 

SDer  potttif<$  parteilose  ötanbpunft,  ben  ba$  t)er* 
efyrte  Drbenefapitel  einnimmt,  ba§  auSgejeid&nete  SBo^l- 
rooQen ,  ba$  mir  in  jeßiger  Seitlage  boppelt  erfreuenb 
äugetoanbt  tmrb,  muffen,  i$  fütyle  baS  fe&r  tooty,  ben 
£abel  föärfen,  ber  unüermetblicfy  über  meinen  @nt- 
fdfjlufj  ergeben  tt)irb;  aber  lieber  jeugungen,  bie  mi<$  im 
Seben  unb  im  Siebe  geleitet  tjaben,  laffen  mir  feine 
2Ba$l,  fo  toenig  fie  bem  lebhaften  SDanfe  ©intrag  ttyun, 
mit  bem  mtcf)  bie  mir  in  ^ofyem  ©rab  e^renfcolle  SBe* 
fctylu&na^me  be3  Äapitetö  erfüllt  l)at. 

©ene^migen  6uer  gjccettenj  ben  StuSbrucf  meiner 
üoflfommenen,  banfbarflen  Sere^rung. 

Dr.  £.  U." 

Xübinßen,  2.  Eecember  1853. 

Mlcranbcr  u.  #nmbolbt  an  Ufjlanb. 

I. 

„(Sin  fo  lange  Don  mir  gehegter,  oft  öffentli<$ 
ausgekrochener  2Bunf<$  ift  enblidj  erfüllt  toorben.  3Ü8 
ßanjler  beS  DrbenS  pour  le  Merite  für  SBiffenfctyaft 
nnb  Äunft,  t»on  griebricty  bem  ©ro&en  geftiftet  unb  t>on 
bem  je^igen  $önig  erweitert,  fann  xä)  Sfcren  frönen 
äd^t  beutfc^en  Flamen  in  bie  Sifte  ber  breifeig  fRitter  fe|en, 
bie,  ft$  fclbfl  loä^Ienb  unb  erfefcenb,  über  ba$  ganje 
beutfäe  JJaterlanb  jerfireut  leben.  SRit  übergroßer 
©tünmenme^rfyeit  getollt,  finb  6ie  ^eute  fcon  6einer 


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435 

aLRajeftät  bcm  Äönig,  ber  fd&on  al3  Sängling  3ftre 
poetifd^e  ©<$öpfungen  ju  fragen  gelernt  tyatte,  ernannt 
morben.  3)ie  offtcieKe  33efanntma<§ung  ber  Sßa^I  als 
6rfa$  t)on  Subnrig  Sied  fann  ftatutenmäfctg  erft  am 
27.  Januar  1854,  am  ©eburtStag  be3  großen  ÄönigS, 
erfolgen:  idf)  aber  tyabe  mir  bie  greube  nid&t  öerfagen 
rooHen,  fd^on  jefct  biefe  geilen  an  6ie,  bo$öere$rter 
3Kann,  ju  rieten,  unb  3ftnen  bie  $ulbigung  ju  er* 
neuern,  bie  Ijotyer  geiftiger  Begabung  jumfiieb,  tiefem 
bid£>terif$em  ©efityle  unb  ebler  grei^eit  ber  ©eftnmmg 
im  öffentlichen  Seben  fo  gerne  gejottt  mirb. 

£)arf  idjjSie  freunbfdfjaftlicfyft  bitten  mir  3U  fd&reiben, 
ob  tt)ir  6ie  auf  ber  ju  toeröffentlicfjenben  Sifte  be3  3fn- 
ftituts,  ba3  metyr  eine  Slfabemie  als  ein  Orben  tft,  alfo 
bejeidjnen  foUen: 

Dr.  ll&lanb,  sprofeffor  in  Bübingen? 

SDlit  inniger  SSere^rung 

anfänglicher 

^oi*bam,  etabtfötofi,        äleyanber  t>.  £umbolbt." 
5,  2)ec.  1853. 

»lejanber  d.  ^nmbolbt  an  Urlaub. 

II. 

ajerefyrungStoertber  3Kann!  2lu  bem  £age,  an 
bem  ber  Äönig  3#re  Ernennung  an  unferem  rein 
tmffenfd&aftlid&en  unb  fünftlerifdEjen  Snftitut,  baS  in 
feiner  freien  Drganifation  mit  !einem  anbern  Slebnlid&feit 


Digiti 


436 


bat,  befiätigt;  eine  ©tunbe,  nachbem  i<h  3^ncn  aus 
üoller  ©eele  mit  ber  gutmütbigften  33ertrauli<hfeit  meine 
greube  über  eine  enblich  erfüllte  Hoffnung  äußerte,  er* 
halte  iä)  S^ren  93rief  toom  2.  SDejember. 

3n  einem  84jährigen  t>ielbetr>egten  Seben  ift  mir 
wohl  nie  etwas  mehr  Unerwartete«  üorgefommen!  Sei 
ber  ©rünbung  be$  ^nftituts ,  ba$  ein  äufcereg  3e^en 
bat,  baS  man  tragen  ober  nidjjt  tragen  tann,  ernannte 
ber  Äönig  bie  erfien  60  3Jlitglieber  über  ganj  Europa 
(bie  £älfte  in  allen  beutf<$en  ©auen)  felbft  Sötern 
teurer  greunb  2lrago,  balb  barauf  Sßräfibent  ber 
franjöftf<hen  Stepublif  unb  bamalä  fdfjon  burch  feine 
republilanifd&e  ©efinnung  befannt,  unb  SDieEoni,  ber 
gröfete  tyWitei  unfere*  3eitalter3,  oormalS  ^räftbent 
della  Giunta  revoluzionaria  in  Sßarma,  tt>urben  }U 
SDlitgltebern  be8  SnftitutS  ernannt  recht  eigentlich ,  um 
gleich  bei  ber  ©rünbung  an  ben  SEag  ju  legen,  bafe 
hier  nur  Don  ©eifteSgaben  unb  inteHectueHen  SSerbienften 
bie  Siebe  fei,  ba&  politifd^e  ^Betrachtungen  fo  Wie  alle 
lir<hli<hen  auSgefchloffcn  blieben,  nach  be3  ©rünberS 
ernftem  unb  in  ber  golge  beharrlich  feftgehaltenem 
SBiHen.  Um  noä)  mehr  Freiheit  ju  geben,  würbe  ein= 
geführt,  ba§  fo  wie  bie  beutf<hen  SDütglieber  be8 
ftttutS  fi(h  felbft  erfe&en,  fo  werben  bie  gremben,  bei 
benen  ©elbftwahl  wegen  i^rer  3erftreutheit  über  (Suropa 
unb  (wie  i<h  hoffe)  recht  balb  über  bie  amerifanifd^en 
greiftaaten  unmöglich  ift/  &on  unferen  beiben  Slfabemieen 
ber  SDBiffenfd^aften  unb  ber  Äünfte,  je  brei  Sßerfonen,  öor* 
gefchlagen.    2>er  Äönig  wählt  fi<h  ben,  ber  unter 


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437 


brcien  bie  mciftcn  Stimmen  t>on  ben  aorgefd&lagenen 
äuSlänbern  hat.  2lrago  antwortete:  „btefe§  Snftitut  ift 
mehr  als  ein  Drben,  e3  ifi  bie  ^bee  einer  großen  uns 
abhängigen  europätfd&en  2Kabemte!  23ie  Würbe  ich  baju 
e$  über  mich  gewinnen,  auSjufchlagen  unb  ®id£)  in  fo 
bittere  SSerlegen^eit  fefecn!"  3$  beläftige  Sie,  ebler 
2Rann,  mit  biefem  fleinti^en  3)etait,  weil  ich  bie  Hoff- 
nung nid^t  aufgebe,  baß  wenn  6ie  t)on  ber  innem 
Drganifation  beS  3nftitutS  genauer  unterrichtet  finb, 
befonberS  üon  ber  £enbenj,  bie  fi<h  fo  flar  barin  aus* 
fpri<ht ,  Sie  tneflei<$t  meine  ^er jli^e  Sitte  erfüllen  unb 
bie  (Ernennung  annehmen.  £>er  große  italieuif<he  £u 
terator  unb  Stüter  SKanjoni  wollte  auch  erft  bie  6r* 
nennung  nicht  annehmen ,  weit  er  ftch  fcorgefefct ,  feinen 
Drben  ju  tragen.  3<h  burfte  ihm  antworten,  Wie 
3#nen,  man  wünfd&e  ja  nur,  baß  ein  fo  f^Cner  $ame 
nicht  auf  einer  Sifte  mangle,  welche  bie  3Huftrationen 
beS  Seitaltexä  enthalten  foH;  bie  SRothwenbigfeit,  ben 
Drben  ju  tragen,  befd^ränft  fi<h  nur  auf  bengattber 
©egenwart  beS  3Jionar<hen,  Welver  ber  ©rünber  bes 
wiffenf<haftli<hen  unb  fünfilerifchen  Qnftitutg  ift.  3<h 
ehre  tief  bie  ©runbfäfce  politifdjer  gonfequenj,  wie  ber 
Streue  an  bie,  Weld;e  nach  bem  Schiffbruch  nationaler 
Hoffnungen  verfolgt  werben ;  aber  unter  Serhältniffeu, 
bie  (wie  bie  2ßa^I  fcon  SIrago  unb  SKeHoni,  Don  3Kam 
joni  unb  Stomas  -JRoore,  ber  bie  ^eilige  SlÜianj  fo 
gewattig  in  Herfen  berfpottet  hatte,  bejeugen)  ber  $politif 
wie  ben  religiöfen  SK^nbungen  total  fremb  ftnb,  werben 
6ie  nidEjt  in  unlösbaren  SBiberfpruch  mit  fid;  fetbft 


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438 

geraten,  toenn  ©ie  einfadf>  annehmen,  toa3  ©ie  „eine 
juglei$  mit  einer  ©tanbeSerfyßfyung  üerbunbene 
E^renfteHe"  nennen.  2Ber  möchte  bei  bem  gefeierten, 
frönen,  mit  bem  SKnbenfen  an  bie  grofee  3cit  bßg  ®* 
freiung§friege3  fo  eng  t>ertt>anbten  tarnen  Subttng  U^Ianb 
an  bie  SJtytye  bon  ©tanbcSer^ung  unb  SRitterQum 
benf en  ?  erfüllen  ©ie  meine  Sitte ,  e8  ifl  mir  manches 
geglüdt  im  Seben.  2lu$  meine  ©efinnungen,  meine 
unt>eränberte  3fa$ängli<$feit  an  freie  Snftitutionen  fielen 
offenbar  in  meinen  ©Triften,  bie  oon  1768 — 1790 
&eraufret<$en,  aU  xä)  mit  ©eorg  gorfter  in  $ari§  toar. 
©ollte  idj  nt$t  einige«  Siedet  tyaben,  ©ie  ju  bitten, 
meiner  ju  gebenfen,  beS  SabprinttyeS  t>on  Verlegern 
Reiten,  in  n>elc§e3  ©ie  mi<$  fefcen,  ber  e3  ni<$t  um 
©ie  üerbient.  3$  ^re  über  2l(Ie3  ben  ftrengen  cato* 
nif<$en  ©imt,  auf  SSer^ältniffe  angetoanbt,  in  benen 
er  fruchtet  unb  beren  2Bert$  er  er£öj)t.  2Ba8  i<$  gegen 
©ie  unüorfid&tig  }u  fd^ü^en  toage,  gehört  einem  ans 
bem  ©ebiete  an.  (Erfreuen  ©ie  mtd)  balb  mit  einigen 
Seilen. 

9Kit  bem  2luSbru<f  inniger  Sere^rung  • 

anfänglicher 

$ot$bam,  5.  Secetnber,  91.  t).  .ßumbolbt. 

ftaty«,  1853. 

SScrjei^en  ©ie  einem  Urmenfcfen  bie  Unleferlid&feit 
unb  ^ncorrectiou  be8  ©tylS." 


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439 


Uljlanb  an  «leyouber  t>.  £itmbolbt. 

„guer  (SyceHenj! 

3^rc  fcere^rten  Schreiben,  beibe  Dom  5.  b.  9Jt., 
finb  mir  e&egeftern  unb  geflern  jugegangen.  Da« 
jroeite,  ein  ßeugnijj  unermübeter  ©üte,  fagt  mir  leiber, 
bafe  meine  fafl  voreilig  befc^leunigten  Stilen  t>om  2.  b. 
bod?  ni<$t  jeitig  genug  in  3ftre  £änbe  gekommen  finb. 
Deff entließe  SJlätter  brauten  unb  befprad&eu  jtoar  fo= 
glei$  bie  Äunbe  Don  ber  auf  mi^  gefallenen  2Ba£l  be3 
DrbenSf  apttels ,  fcon  meiner  Seite  blieben  Empfang  unb 
Sn^alt  ber  beiben  gufärif ten  überall  unertoätynt,  fo 
banfbar  iä)  berfelben  ju  gebenfen  t>otte  Urfad&e  tyätte. 

(Sin  eigenes  3uf ammentreff en  ber  Umftänbe  §at 
gefügt,  bajj  am  nä<$ften  SJlorgen  na$  3lbgang  meines 
©Treibens  toom  2.  b.  mir  üon  5Kün<$en  au$  bie  9laty 
rid)t  einer  gleiten  SSerlei^ung  amtlicfy  jufam,  toorauf 
iä).  fofort  in  berfelben  SBeife  roie  naety  Skrlin  unb  mit 
SSejie^ung  auf  bie  $ier  rüdfflellige  SBafyl  meine  Steufee* 
rung  einjufd&icfen  mtcfy  beeilte. 

SDarin  liegt  nun  freilt$,  abgefe^en  fcon  ben  ©runb= 
fäßen,  bie  tyatfäd^lidbe  Unmöglidftfeit  eines  2Becfyfel3  meiner 
<£ntf$lüffe.  3Kein  Ser^alten  barf  gemife  ni$t  nadj  ber 
einen  unb  ber  anbern  ©eite  ein  t>erf$iebene3  fein;  unb 
tt)ie  fönnte  i<$  mit  gutem  ©ettnffen  bie  ^ulbfcofle  Sffia^U 
beftätigung  ©r.  3Jiajeftät  be3  ÄönigS  t)on  ^ßreufeen  mir 
aneignen,  ba  \6)  annehmen  mufj,  bafj  biefelbe  nid&t 
erfolgt  märe,  tuenn  jener  anbere  Vorgang,  ober  wenn 
meine  in  bem  ©^reiben  an  @uer  SjceUenj  au8gefpro$ene 


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440 


©efinnung  ju&or  noä)  jur  höchften  Äenntnife  hätte  ge- 
langen fönnen.  Um  bie  Darlegung  meine«  e$rfur<$t& 
üotten  $)anfeä  an  f)öä)$ev  Stelle  6ie  ju  bitten,  bar* 
i<§.mtr  unter  folgen  SScr^ältniffen  taum  geftatten. 

Sief  empfinbe  ich,  baf$  e$  minber  fchtoerifi,  beT 
Unguuft  unb  bem  Hurest  bie  ©tirne  gu  bieten,  al$ 
einer  großen  unb  unerwarteten  Segünftigung  fi<h  nicht 
entgegenfommenb  ju  erjeigen;  über  Sitte«  brücfenb  aber 
ift  mir  baS  Semufjtfein,  bafe  ^h^en,  ebler  boc^gefteDter 
SKann,  in  bem  2lugenbli<fe,  Da  6ie  für  bie  toohl- 
woffenbfte  mit  Aufopferung  »erfolgte  Abfielt  nur  Unluft 
unb  Verlegenheit  ernten,  mein  inniger  2)anf,  meine 
anhängige  Verehrung  ni<$t£  gelten  fann. 

©uer  ©ycelleni 

e^rerbietigfter 

Dr.  £.  U." 

Bübingen,  10.  $ecember  1853. 

tthlanb  an  ©♦  ©r,  6faa«!mmf*er  toon  ber  ^forbten 

in  SRiindjen. 

„euer  ©pceHenj 
Derebrte  3uf<hrift,  tooburdj  ich  &on  ber  Aufnahme  unter 
bie  ÜDUtglieber  be$  t>on  €r.  SKajeftät  bem  Könige  üon 
Samern  neugeftifteten  DrbenS  für  SBiffenfchaft  unb  Äunft 
benachrichtigt  werbe,  fommt  fo  eben  in  meine  £änbe. 

2>ie  föniglicf)e  |>ulb,  fcon  ber  mir  biefe  große  unb 
überraf<$enbe  Auflehnung  jugebacht  ifi,  Dere^re  ity 
mit  tiefgefühltem  ©anfe  unb  würbe  ben  AuSbrucf 


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441 


beffelben  an  ©r.  SKajeftät  unmittelbar  gerietet  baben, 
toenn  nid^t  bie  nad&bemerften  Umjfönbe  bie.6  als  roe* 
ntger  jufömmlidEj  erfd&einen  liefen. 

©leidfoeitig  mit  ber  f;oI)en23egünftigung  in  5Jtün<$en 
bin  i$  ebenfo  unfcerbofft  tootn  Äapitel  be§  für  gleiten  3^ed 
gegrünbeten  fönigltd^  preufeifdfjen  DrbenS  jum  SUUtgliebe 
getoäblt  Horben.  5Da  jebodj  biefe  SBafjt  erfi  no<$ 
$erer  Seftätigung  beburfte,  fo  ergriff  \6)  ben  3eitpunft 
ber  nocfj  unentf^iebenen  ©adfje,  um  ben  SSorftanb  be$ 
Äapitelö  in  Äenutnifc  ju  fefcen,  ba&  idfj  bur<§  ben  Eintritt 
in  eine  folcfye  ©brenftelle  mit  literarif^en  unb  politif<§en 
©runbfätjen,  bie  iä)  nicfyt  jur  ©$au  trage,  aber  auty 
niemals  toerläugnet  fyabe,  in  unlösbaren  3Biberfpru<$ 
getanen  unb  biefer  SBiberfprud;  um  fo  ftärfer  ^eroor^ 
treten  toürbe,  toenn  i$  in  ber  fetten  &e\t  rnidj)  mit 
@btenjei<$en  gefd&mücft  fänbe,  in  toetdEjer  ©ol$e,  mit 
benen  i$  als  3Hitglieb  ber  -Jtationafoerfammluug  jmar 
nidfjt  in  Slttem,  aber  bo<$  in  Vielem  unb  SBid^ttgem 
jufammengieng,  bem  brücfenbften  Soofe  verfallen  finb. 

SMe  Heber  jeugungen,  bie  miä)  in  bem  einen  gaüe 
über  SSerbtenft  jiierfannter  aiuSjeid&nung  geleitet  l;aben, 
müffeu  auä)  im  anbern  $alle  meine  $anblungStoeife 
beftimmen.  SDaS  ©tatut  beS  3Jlajtmiltan3orbenS  fennt 
nun  jtüar  nt$t  bie  gtoci  &erf$tebenen  ©tufen  ber  SBafyl 
unb  ber  Seftätigung,  aber  bis  jefct  fyat  aud)  bie  2luS; 
fertigung  ber  föniglid^en  (SrnennuugSbefrete  noö)  nityt 
ftattgefunben.  $n  bem  Slttgenblidte,  ba  td)  bie  §od&~ 
toerefjrlicfye  ^Benachrichtigung  empfieng,  mar  i<$  im  Segriff, 
an  einen  toürbigen  ©eletyrten  in  SJlünd^en  bie  Sitte  ju 


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442 


ftetlen,  bafe  er  am  geeigneten  Orte  mein  SBcbenfen  jur 
Spraye  bringen  möchte,  toomit  ftd^  benn  baS  Seru^en 
ber  förmlichen  Ernennung  t>on  felbft  ergeben  würbe. 
3e|t  bleibt  mir  nur  übrig,  Euer  ©ycellenj  ju  fcer* 
fichern,  bafe  es  mir  für  Gmoeife  reiben  ©ohtooÜenS 
nicht  an  regem  ©efühle  fehlt,  jumal  in  einer  $tit,  bic 
auch  bittere  Erfahrungen  braute,  unb  bafc  e3  mir  f<$tt>er 
fällt,  bur<h  gehalten  an  ©ruubfäfcen,  benen  i<h  Streue 
fd^ulbig  bin,  mich  bem  t>on  anberem  Stanbpunft  bt* 
grünbet  erfcheinenben  Sßorttmrf  ber  Schroffheit  gerabe 
ba  au3jufe$en,  too  ich  fo  9erne  nur  *>en  Smpfinbungen 
ber  S)anfbarfeit  SRaum  geben  möchte. 

SDer  ich     ausgezeichneter  Verehrung  unterzeichne 
@uer  (SyceHenj 

ehrerbietiger 

Dr.  2.  U." 

Xübingen,  3.  2)ecem6er  1853. 

2>er  Sommer  be3  Jahres  1854  führte  UhlanbS 
über  Sabenmeiler  nach  Öafel.  S)ort  freute  er  [ich,  fei* 
nen  greunb  unb  Stubiengenoffen,  ^rofeffor  SB.  9Bacier* 
nagel,  befugen  ju  fönnen,  er  toar  aber  auf  einem 
©ute  feiner  Schwiegermutter  in  ber  Sftähe  toon  ©uften. 
S)a8  Verlangen,  ben  greunb  ju  fehen,  führte  Uhlanb 
ihm  nach  auf  bie  Qurahöhe,  too  ba3  ©ut  auf  fdjöner 
8Ilpe  liegt.  ®in  gemütlicher  Slbenb  unb  SKorgen  mit 
ber  toerthen  gamilie  tierlebt,  bot  reiben  Sohn.  Ueber 
Sarau  ging  e$  bann  meiter,  toieberum  ju  Safeberg. 
9lo<$  einmal  burften  Uhlanbä  fich  be3  Umgangs  beS  eblen 


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443 


©reifen  erfreuen,  baä  Sefctemal!  ©egen  ben  ©<$lu& 
be3  %a\)t$  fcerfafete  Urlaub  für  eine  Sto^ter  feine« 
$reunbe8  SBiaper,  bie  fi$  naö)  2lmerifa  verheiratete, 
folgenben  ©cfyeibegrufj. 

Um  Mitternacht,  auf  pfabloS  weitem  3Jlecr f 
SBenn  alle  Sichtet  längft  im  Schiff  erlofchen, 
SBenn  auch  am  Gimmel  nirgenbS  glänjt  ein  Stern, 
$)ann  glüht  ein  Sämpchen  noch  auf  bem  SBerbecf, 
(Sin  2)oä}t  öor  ©inbeäungeftüm  fcertoahrt, 
Unb  hält  bem  Steuermann  bie  9label  hell, 
$ie  ihm  untrüglich  feine  Dichtung  metet: 
3a ,  menn  nnr'S  hüten,  führt  bucch  jebeS  Tuntel 
(Sin  Sicht  un3,  ftiüe  brennenb  in  ber  33ruft. 

g-reiöerr  Don  StoPcrg  an  ttylanb. 

aHeerSburg,  9.  91o&ember  1854. 

„2Bel$e  grofee  $reube  haben  ©ie  mir  gemalt,  mein 
teurer  unb  ^erjlieber  greunb,  bur$  baä  mir  fo  Gerthe 
unb  fo  wichtige  93u$ x,  xot\$}t%  in  ber  ©efd?i<$te  unfereä 
lieben  alten  S<$toabenlanbe3  auf  eine  fo  t>erbienftli<$e 
SBeife  eine  fo  bebeutenbe  Surfe  ausfüllt.  -Jte&men  ©ie 
meinen  beften  3)anf  für  biefeS  Gerthe  ©efdjenf  an. 
3$  bin  im  Sefen  fetter  f$on  fo  toeit  gefommen,  bafe 
iä)  ben  unermüblidfjen  $leife,  bie  feltene  ©rünbli<$feit 

'  ©efchichte  ber  ^falaflrafen  t>on  Bübingen  bon  Dr.  Sdmttb. 


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444 


beS  SSerfaffere  erfennen  unb  midj  banfbar  freuen  muß. 
23orjügIi<$  befriebigenb  toar  mir  au$  $u  fel)en,  ba§  er, 
tt)ie  i<§  feit  mefyx  als  fünfjig  Sauren,  bie  Tübinger 
©rafen  im  ©egenfafc  ju  neueren  ©d&riftftellern  t>on 
ben  mit  Äarl  bem  ©ro&en  t)erf<$toägerten  93udE$ornern 
ableitet.  ©e^en  ©ie,  mein  lieber  greunb!  biefen  £errn 
Dr.  ©cfymib,  fo  bitte  id)  Sie,  i^m  meinen  £)anf  au& 
Juristen  für  fein  93u$,  ba$  einem  alten  ©<$toaben 
fd&ou  Diele  vergnügte  ©tunben  gemalt  tyat:  i<§  lefe 
tägli$  barinne. 

3$  frage  ni<$t:  £aben  ©ie  eine  gute  Steife  ge* 
ma<$t?  £aben  Sie  an  ber  üueHe  beS  öfters  (mo  3euS 
naä)  ber  III.  pnbar'f<$en  Dbe  feinen  ©otyu  §erafleä 
binfanbte,  um  ba  ben  Delbaum  ju  pfTanjen)  no<$  ettoaä 
gefunben:  quod  faciat  ad  rem? 

3$  fage  au<$  uicfyt:  ©^reiben  ©ie  mir!  S)enn 
i<$  tüeife  tüo^I,  bafe  ©ie  anbereS  unb  beffereS  ju  t^un 
^aben. 

SDBtr  alle,  alt  unb  jung,  grüben  ©ie  unb  grau 
Emma  t>on  ganjem  #erjen.  SBir  $aben  baä  £au§  tooll 
©äfte,  unb  iä)  fifce  §eute  mit  neun  Sa&bergen  ju 
£if<$e;  ba£  ift  in  meinem  langen  Seben  ni$t  oft  ge^ 
fc^e^en. 

2ln  Dr.  ÄeHer  unb  $oHanb  unb  toex  no<§  mein 
gebenft,  bie  beften  ©rüge. 

Seben  ©ie  roo&I  unb  lieben  ©ie  immer  ein  toenig 
Sfcen 

alten  greunb 
Dr.  3ofep§  t>on  Safeberg. 


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445 


SSon  greunb  SufiinuS,  ber  un$  mentge  £age  na$ 
3#nen  verliefe,  Nörten  toix  nichts  metyr.  ©$toab$  ©o* 
p$ie,  bie  un8  f$on  im  Stuguft  befugen  tootlte,  läfet 
aud)  nichts  von  fid)  &ören." 

5Dtefer  Srief  mar  ber  lefcte  be3  treuen  greunbe«. 
SBenige  SBtonben  barauf  ging  ber  fünfnnba^tjigjä^rige 
@rei$  jur  Sftulje  ein. 

Urlaub  an  grcifrau  Don  itofebcrg. 

Ebingen,  25.  SK&rj  1855. 

„£o$veretyvte  grau! 

SDie  9laä)T\ä)t  vom  £inf$etben  3#re3  eblen  ©e= 
mafylS  $at  in  Ivetten  Äreifen  Trauer  verbrettet;  unter 
feinen  vielen  greunben  unb  S3ere^rern  in  ©d^tuaben 
mu&te  fie  aber  befonbers  f<$merjli$  mi<$  betreffen,  ber 
iä)  fo  lange  Satyre  ^inburdj  feiner  untoanbelbaren 
tvo^tvollenbften  §reunbfd)aft  mi<$  ju  erfreuen  tyatie. 
SKeine  grau  nimmt  an  biefem  großen  33erlufie  ben 
aufri^tigfien  2ln%il  unb  gibt  mir  auf,  3ftnen  unb 
ben  trauernben  £ö$tern  mit  meinem  innigen  Seileib 
auä)  baä  irrige  auäjubrücfen. 

2Btr  Ratten  freiließ  bei  hneber^olten  93efu$en  in 
ben  legten  Sauren  uns  fagen  muffen,  bafe  ber  2lbf<$ieb 
xooty  au$  einer  für  biefeä  £eben  fein  fönne;  aber  feine 
fräftige  SRatur  raffte  fid^  bo$  lieber  auf  unb  gerabe 
no$  im  vorigen  ©ommer  fanb  i<$  tyn  geiftig  munterer 
aU  jtoehnal  juvor.   SOSie  i#  auf  jeber  Steife  an  ben 


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446 


Sobenfee  auf  bem  einen  ober  anbern  Ufer  gaftfrei  t>on 
ifym  aufgenommen  toar,  fo  tüirb  au<$  fein  Stnbenlen 
bei  jebem  ftäteren  23efu$  ber  ©egenb  in  mir  Iebenbig 
fein.  Sßßätyrenb  meiner  legten  2lmoefenfyeit  in  3Jteer3= 
bürg  fafe  Safeberg  einmal  an  feinem  fonnigen  genfter, 
eine  alte  ©d&rift  in  ber  3Jlappc  für  midf)  auffu^enb, 
fein  efjrtoürbigeä  ©efid^t  \)ob  \iä)  auf  bem  weiten  ^in* 
tergrunbe  be8  ©ee§  unb  ©ebirgeS  ab;  fo  fie^t  mir  ba£ 
39ilb  be3  fc^tDäbifc^en  gorfdEjerS  unb  greunbeS  untere 
gänglicfy  bor  bem  geiftigen  Säuge. 

SKöge,  oere^rte  grau,  ber  £roft  bon  oben  Sonett 
unb  ben  irrigen  biefe  fdtjtoeren  £age  tragen  Reifen. 

SJetoafyren  ©ie  uns  fernerhin  3#re  toofyltoollenbe 
©efinnung.   SDiit  un&eränberlid&er  $oc^f(^ä§ung 

S.  XL" 

SBaren  mit  ©dfjtoab  unb  Safeberg  roertye,  lang= 
jährige  greunbe  aus  bem  Seben  gerieben,  fo  muffen 
Uljlanb  in  jüngeren  SJJännern  auä)  neue  unb  antyäng= 
lid^e  greunbe  §eran.  ©o  ftanb  er  f$on  feit  längerer 
3eit  mit  Sßrofejfor,  Sibltot&efar  ©tälin  in  Stuttgart  in 
brieflichem  Serfe^r  unb  toenn  er  na$  Stuttgart  fam, 
fo  fear  metftenS  ber  erfte  Sluggang  }u  i$m  gerietet 
$>er  unermübli<$  gefällige  greunb  machte  tyn  mit  allem 
befannt,  toa$  fi<§  in  ber  93ü<$ertt)elt  für  Utylanb  merf= 
toürbigeS  unb  neue«  begeben  £atte,  unb  Der  rege  2ln= 
fyeil,  ben  ©tälin  an  feinen  ©tubien  na^m,  toar  $ö$ft 
aufmunternb  für  Ufylanb,  ber  too^l  ba3  Sebürfmfe  ber 
3Jittt$eilung,  aber  meniger  bie  Seid&tigfeit  fcatte,  fid^ 


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447 


mitjut&eüen.  <5r  ftanb  in  feiner  Sugenb  mit  feinen 
©tubien  febr  allein.  3)ie  greunbe,  tuie  Äerner  unb 
Wltytx,  Ratten  tne^r  ©inn  für  feine  ^oefie  als  für  feine 
gorfdjungen;  jebenfaüö  toar  er  in  biefem  $acfye  bei  itynen 
tne^r  ber  ©eber  afö  ber  ßmpfangenbe  getoefen  nnb  ^atte 
batyer  leidet  baS  ©efü&l,  man  fei  metyr  aus  greunb* 
liefert  t^eilnefymeub,  als  aus  ^ntereffe  für  bie  ©a$e, 
befftalb  t^at  i&m  baS  rege  ^ntereffe,  baS  er  bei  ©tälin 
unb  fett  ^rofeffor  granj  Pfeiffer«  2tufent$alt  in  ©tutt* 
gart  audj  bei  biefem  für  biefe  ©eite  feines  ©eifteS  fanb, 
fo  tüo^I.  2lud&  in  Bübingen  Ijatte  er  feit  einigen  3afc 
ren  baS,  toaS  er  für  ftd)  aufgearbeitet,  einem  Äreife 
jüngerer  greunbe,  ben  Herren  Sßrofefforen  Äetler,  %aU 
lati,  SRapp,  £oflanb  unb  Älüpfel,  bie  faft  alle  toä&renb 
ber  furjen  3*ü  feiner  Setyrtyätigfeit  feine  3utyörer  ge= 
raefen,  üorjutragen.  2)ur$  Pfeiffers  neu  entftanbene 
3eitfdfjrift  ©ermania  bot  fi<$  tym  nun  aud£>  eine  toill* 
fommene  ©elegenfyeit  bar,  bie  $rü$te  feines  emfigen 
gleifjeS  in  einjelnen  Slbfd&nitten  bur$  ben  2)ru<f  be- 
tannt  ju  machen,  ©o  lange  er  bie  Hoffnung  fyatte, 
feine  2lb^anblungen  über  bie£elbenfage,  bie  f$toäbtf$e 
©agengefd^id^te  unb  baS  93oIfSlieb  ju  Snbe  ju  führen, 
war  er  auf  freunblid^e  Slufforberungen  ju  Seiträgen  in 
berartige  3*üf  Triften  ni<$t  eingegangen ,  um  feine  2lr* 
beit  nic^t  ju  jerfplittern;  nun,  ba  i^m  aber  bie  völlige 
Söfung  ber  Aufgabe,  bie  er  ft$  gefteHt,  nidfjt  me^r 
möglich  fdjten,  entfctylofc  er  ft<$  gerne  ju  t^eiltoeifer  3Ser- 
öffentlid&ung  feiner  füllen  Arbeiten,  ©o  erf Lienen  na$ 
unb  nad)  in  ber  ©ermania  aus  ber  fd&tt>äbif<§en  ©agem 


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448 


funbc:  „3)ie  Sßfaljgrafen  ton  Bübingen/'  „£>ictri<h  öon 
33ern,"  „Sobmann  unb  bie  lobten  t>on  Suftnau;"  le$= 
tcrcr  SKuf fafe ,  wäbrenb  ber  Äranfbeit  toon  ihm  toollenbet, 
würbe  erft  na<h  feinem  £obe  gebrucft.  $ux  £elbeufage 
gehören:  „Sigemunb  unb  Sigefreb,"  „2)er  3tofengarten 
^on  SßormS."  SDcr  2lb^anblung  über  baS  S3olfälieb 
entnommen  fmb:  „3tt>ei  ©efpielen,"  „SRatb  ber  9lad^= 
tigatt^  unb  „Sommer  unb  2Binter." 

2Bie  befdfjeiben  Ublanb  über  feine  eigenen  2eifhm= 
gen  badete,  geigen  feine  Sriefe  an  Sßrofeffor  Pfeiffer. 
<Jr  f treibt  "bei  ber  erften  3Jiittbeilung:  „3n  golge  Sbrer 
freunblichen  Slufforberung  ju  einem  Seitrag  für  bie 
©ermania  überfenbe  ich  toorerft  nur  jur  Einfielt  ein 
6tüd  meiner  fdjtoäbifdjen  <£agenforf<bungen.  Ein  jweiteS 
t)on  mtnberem  Umfang  fönnte  fieb  ju  gleichseitigem  216^ 
brudf  reiben,  <£ie  werben  aber  für  baä  erfte  £eft  eine 
mebrfeitigeSb^Iwe^merfd^aft  längeren  SKitt^eilungen  ber 
©injelnen  oorjieben.  Die  bier  mitfolgenbe  bebarf  jeben- 
falls  einer  nochmaligen  Durchprüfung."  3n  einem  fyä* 
tereu  ©riefe:  „Riebet  folgt  bie  nochmals  burebgefebene 
erfte  Kummer  meines  Beitrags  jum  erften  £efte  Sbrer 
Seüförift  ®a$  Sölanufcript  ift  burch  3ufä&e  unb  Mb* 
änberungen  weniger  reinlich  geworben  unb  bo<b  Wäre 
eine  nochmalige  9teinf<brtft  umftänblicb  gewefeiu  ©ie 
haben  wohl  bie  ©üte,  wenn  $jfynen  UeberfebeneS  auf; 
fällt,  e3  jur  5Ra<hbefferung  im  S)rucf  ju  beachten." 

Pfeiffer«  fieitf^rift  wirfte  günftig  auf  UblaubS 
Sßrobulttoitöt.  ©ie  gelinbe  SWötbigung,  mit  ber  Arbeit 
abjufchliefjen,  war  bei  ihm,  ber  fich  felbft  nie  genug 


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449 


* 


tyun  fonnte,  immer  nodj  einen  neuen  SKuffd^IuB,  eine 
nähere  Segrünbung  finben  hoffte,  am  $la|e.  3Bie 
ba3  ©ttyliftifum  toätyrenb  feiner  afabemif<$en  S^ätigfeit 
bie  Suft  ju  bieten  in  i^m  erregte,  fo  ttrirfte  bie  @e* 
legen^eit,  mit  ©injeluem  §ert>orjutreten,  anfeuernb  auf 
feine  2lrbeiten  ein. 

S)o<$  locfte  bie  fd&öne  Sa&reSjeit  ifyn  Dorn  ©d^reifc 
tif<$  in  bie  freie  9latur  ju  einem  Slufent^alt  am  33ier* 
toalbfiäbterfee,  nacfy  SSedfenrieb,  bon  too  er  ben  ßanton 
Untemalben  burd&ftreifte  unb  ben  Sagen  bon  Slrnolb 
SBinfelrieb,  ju  einem  „3)ra$enlo$"  nad^ging.  JDie  Sttbtei 
©ngelburg  tourbe  auä)  befugt,  aber  bie  frommen  Srüber 
Ratten  ntd&tS  in  ifyrer  33ibIiot£ef  für  feine  ©tubien. 

©er  SOBinter  1856  fcerflofe  bann  ttrieber  in  ftiHer 
Strbeit,  big  ber  Sobenfee  jum  Saben  einlub.  ©iefcmal 
tpurbe  Ueberüngen  }um  2lufent£alt  getüäfylt.  S)ie  auf 
ber  anbern  ©eite  beS  ®ee$  gar  f<$ön  gelegene  Stuine 
fcon  Stltbobmann,  unten  ber  neuere  $errfd^aftöfi$  ber 
sperren  uon  Sobmann,  feit  Satyrtyunberten  Seftfcer  §ier, 
intereffirte  U&Ianb  lebhaft.  Die  alte  $falj  SSobmann 
unb  bie  6agen,  bie  an  bem  ©efd^Ied^te  hafteten,  reijten 
feinen  gorfd&ungätrieb  nityt  nur  in  biefem,  fonbeni 
ebenfo  im  näd&ften  ©ommer.  ®r  tpurbe  babei  t>on  bem 
eblen ,  gaftfreien  grei^errn  fcon  Sobmann  auf  ba$  be* 
reittDittigfte  unterftüfct  unb  fo  entftanb  ber  Sluffa| 
„Sobmann,"  ber  im  vierten  ^a^rgang  ber  ©ermania 
abgebrudEt  nmrbe. 

9laä)  ^Uberlingen  ttmrbe  au<$  no$  ber  Sregenjer 
2Batb  befugt. 

U&lanb«  Seberu  29 


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450 


lt^Iattb  an  ^rofeffor  Pfeiffer. 

Xü&ingen,  26.  gebruar  1856. 

„Verehrter  £err  unb  greunb! 
3Kcin  längereg  €tillf<$tt>eigen  fear  baburch  toerur* 
facht,  bafe  ich  immer  noch  meinte,  ben  „$>ietri<h  ton 
Sern"  red^t jettig  für  ba$  jmeite  |>eft  fertig  bringen  ju 
fönnen,  aber  ju  ber  äußeren  Abhaltung  fam  au<h  noc£ 
SerfchiebeneS,  toa%  in  ber  (Sache  felbft  neu  ju  thun 
roar.  SBährenb  idh  auf  ber  einen  Seite  abjufürjen 
fuchte,  erfdhlojjen  ftch  auf  ber  anbern  2tu£bti<fe,  bie 
eine  @rtoeiterung  herbeiführten.  SDer  Sluffafc  nrirb  nun 
toll  baS  jföeif adtje  ber  ^faljgrafenfage  ausmachen,  alfo 
etroa  2'/4  Sogen.  2>a  ift  e3  nun  {ebenfalls  beffer, 
toenn  er  erft  im  britten  §eft  erfcheint  unb  ich  nicht 
gleidh  mieber  fo  beträchtlichen  Staum  einnehme.  Ueber 
bie  &on  ßemuaten  unb  Sinoutoe  habe  idh  mich  bei  £er* 
berger  befragt  unb  bin  fcon  ihm  auf  ÄaiferS  Ober* 
bonaufretS,  ben  auch  Stätttt  anführt,  unb  auf  bie 
Sahreeberichte  beS  ^iftorifc^eu  Vereins  für  biefen  Äreiä 
aufmerffam  gemad;t  toorben.  S)iefe  Sd&riften  finb  hier, 
eine  toeitere  barin  genannte:  3teifer£  SBappen  ber  StäDte 
im  DberbonaufreiS  1834,  toerbe  ich  »ieDeid&t  in  Stutt* 
gart  finben,  100  aud;  anberträrts  noch  unbefannte  S)rucfe 
Don :  @dten  ausfahrt,  SlugSburg  bei  §an§  ßimmermann, 
toorhanben  finb.  3)ie  Seimnauer  in  berfelbtgen  ©egenb 
bei  Äaufbeuren  unb  Älofter  ^rrfen  (alt  Urfin)  fommen 
freilich  überall  !urj  toeg  unb  ihnen  beffer  auf  bie 
6pur  ju  fommen,  toäre  mir  allerbingS  ertoünfeht.  3$ 


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451 


iiberjeuge  mxä)  immer  me&r,  bafe  fie  mit  ben  Äemnaten 
jufammentreffen. 

erfteä  £eft  fyat  auf  micf)  ben  günftigften  @in= 
brucf  gemalt,  id^  freue  miä)  aufrichtig  biefeS  SereinS 
neu  auftaud^euber  Äräfte  mit  fcfyon  betörten,  unb  fefye 
barum  ben  auf  bem  Umfdjlag  in  SluSfi^t  gefteüten 
Arbeiten  begierig  entgegen. 

ergebender 
2.  U." 

Itylonb  an  ^rofeffor  giimttfl  in  3üri<&. 

Bübingen,  6.  3um  1856. 

„#o<$geefyrter  $err! 

2tuf  3^re  freunblid&e  Anfrage  beehre  iö)  miä)  %oh 
genbeS  ju  erttribern.  ©3  toar  toofyl  uormalS  meine  2lb* 
fic^t,  auf  fyrdity  SBeife  tme  ben  9Jtyt§u3  t)on  2$ör, 
auä)  ben  triel  umfaffenberen  üon  Dbin  ju  be^anbeln; 
aber  §u  bem  Umfang  unb  ben  ®$ttrierigfeiten  ber  2luf* 
gäbe  felbft  tarnen  äufeere  Unterbrechungen  fcon  langer 
$)auer  unb  iä)  befd^ränfte  fpäter  meine  2lrbeit  auf  einen 
einjelnen  Streit  ber  ObinSfabeln.  allein  auä)  mit  biefem 
bin  iä)  noä)  nid^t  jum  SHbfcfylufc  gefommen  unb  tarnt 
nid^t  ttorauSfefyen,  ob  unb  mann  e3  baju  fommen  merbe. 

3nbem  iä)  bem  (Steinen  3#rer  Schrift  über  bie 
gbba  mit  regem  (Sifer  entgegenfe^e,  bin  iä)  hochachtungsvoll 

ergebender 
S.  U." 


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452 


^rofeffor  Pfeiffer  on  ttylaitb. 

Stuttgart,  3.  3Rärj  1857. 

„^crjlid^en  ®anf,  sere^rter  greunb,  für  3#ren 
Seitrag.  2Bar  er  audj  ui$t  fo  umfangrei<$  aU  bie 
in  2lu£fi$t  gefteüte  2lbfyaublung  über  bie  ©iegfriebS; 
fage  (bie  \ä)  nun  für'3  britte  £eft  erhalte?),  fo  f)dbe 
iä)  bo<$  alle  Urfac^c,  mit  bem  £auf$e  jufrteben  ju 
fein.  3$  fd&äfce  miä)  glücflt$,  in  ber  ©ermama  bie 
erfte  Sßrobe  3ftrer  „Oefd&td&te  be3  beutfdfjen  SSoItefiebe«* 
geben  ju  fönnen,  nnb  bin  überjeugt/  meine  Sefer  tüer* 
ben  batoon  ebenfo  entjüdEt  fein,  hrie  idf>.  greili$  mirb 
baburcfy  bie  ©e£nfu<$t  naä)  bem  ©anjen  üon  neuem 
getoedt. 

#oIfcmann  läfet  ^erjlid^  grüben.  3Jttt  bem  ©loffar 
ju  ben  Nibelungen  ift  er  nun  glü<fli<$  fertig  unb  ber 
®rud£  toirb  nun  raf$  beenbigt  derben  fönnen. 

Seben  Sie  red^t  tpo^l.   3Kit  ^erjlid^en  ©rügen 

treuergebener 
Pfeiffer." 

S)ie  39ef$äftigung  mit  ber  §elbenfage  üeranlafete 
Urlaub  im  3uni  1857  ju  einer  SReife  naä)  9tyetn* 
bapern.  6r  tooHte  in  ben  ©agen  genannte  DertUd^ 
feiten,  namentli<$  ben  2Ba3genjietn ,  au<$  2Bafi<$enfiein 
genannt,  bei  ©d&önau  befugen.  S3on  Sergjabern  aus 
gelangte  er  na<§  ©d&önau  unb  würbe  t>on  bem  SHreftor 
be$  bortigen  ©ifentoerfs  fe^r  freunbiid^  geleitet.  S)er 


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453 


2öa£genftein  liegt  über  ber  franjöfifd^en  ©renje  imb 
bie  Begleitung  roar  i$m  bef$alb  unb  weit  ber  2Beg 
t)iele  Sdjtoierigfeiten  bot,  red)t  von  9Ju|en  unb  tourbe 
banfbar.von  tym  gerühmt.  SHe  Befid&tigung  tiefer 
gelSgegenb  beftärfte  U^Ianb  in  ber  Bermutfyung,  ba& 
$ier  tvofyl  ber  Äampf  2Baltfyer£  vorgegangen  fein  fönnte. 
Sei  Bergjabern  befugte  er  au<$  bie  in  frönet*  Söalb* 
gegenb  Iiegenben  Burgruinen  Bertvartftein  unb  S)ra^en« 
felö.  2)ie  Steife  ttntrbe  bann  naty  Äaiferelautcrn,  auf 
ben  $)onner3berg,  Speyer  unb  2Borm$  fortgefefct,  bei 
$reunb  9Jiappe3  in  $ranffurt  eingelegt  unb  über  Ba~ 
ben  bie  £eimat$  toieber  erreicht.  !Ita$  bem  geiüö^n= 
liefen  Babauf  enthalt  am  Bobenfee  begab  fid?  U^Ianb 
im  September  jur  ^ilologenverfammlung  nad)  SlugS* 
Burg.  @S  fear  i&m  in  2lug3burg  immer  befonberä  be= 
l;agltd),  tooju  tyauptfäd&licfy  ber  Umgang  mit  9lr<jE)ivar 
£erberger,  ber  i^m  immer  fo  üiele  ©üte  unb  @efättig= 
feit  ertvieS,  beitrug.  3)iefemal  traf  er  au$  fonft  nod? 
manche  Befannte  unb  greunbe,  roeldfje  auefy  bie  $er= 
fammlung  tyergefü&rt  ^atte  unb  mit  benen  er  vergnügte 
£age  verlebte. 

3Jtit  bem  grffi&ting  1857  fcatte  U&lanb  baS  fiebern 
jigfte  SebenSja^r  jurüdgelegt ;  aufeer  einiger  Slbna^me 
be£  ©efidtfS  unb  be£  ©efyörS  mar  er  von  SHterSgebredjen 
frei,  feine  Haltung  tt?ar  aufregt,  fein  ©ang  raf$  unb 
leidet.  Born  (Sintritt  ber  mannen  ^a^r^jeit  bis  gegen 
ben  £erbft  gebrauste  er  ba£  Sab  im  ^eimattylic^en 
5Keäar,  fpäter  im  ©ommer  im  Bobenfee.  Qn  Bübingen 
jog  er  vor,  einen  meiten,  gegen  SDUttag  oft  Reißen  ©ang 


Digitiz 


454 


bis  toeit  über  bie  ©tabt  hinauf  ju  machen,  nur  um 
im  freien  glufe  baben  ju  f önnen ;  ber  Slnblicf  ber  freien 
©egenb  unb  baS  ©$ttrimmen  gehörte  i^m  tt)efenttt<$ 
jurn  Sabegemifc.  9loü)  fonnte  er  große  gufjtouren  au& 
führen  unb  fear  jeber  loei<$lid)en  Sequemlidjfeit  ab^otb. 
yjlanfyen  grofeen  ©tein,  ben  bie  gu^rleute  am  SBege 
liegen  gelaffen,  fyat  er  auf  bie  ©eite  gerafft,  bamit 
in  ber  9la$t  9liemanb  barüber  fallen  fönne,  unb  auf 
©pajiergangen  bie  ©ornenjtüeige ,  bie  t>on  anbern  nad)- 
Iäffig  in  ben  3Beg  geworfen  toaren,  aus  SRüdffid&t  für 
bie  grauen  befeitigt.  begegnete  er  auf  feinen  ©ängen 
©ebre<$li<$en  unb  Hilten,  bie  itym  ber  Unterftü^ung  be* 
bürftig  fc&ienen,  fo  fd&rteb  er  ben  tarnen  unb  i^re 
2Bo§nung  in  feine  ©d&reibtafel,  bamit  er  fi$  genauer 
na$  ifynen  erfunbigen  fonnte.  6$  toar  i£m  eine  §reube, 
ju  Reifen,  too  er  fonnte.  S)ie33ü<$er,  bie  er  ft$  für 
feine  ©tubien  angefc^afft,  lie£  er  bereitwillig  an  2lnbere 
unb  es  fonnte  too^l  öorf ommen ,  ba&  er  fi<$  naä)  einem 
Sudje  auf  ber  Sibliotyef  umfa^,  »eil  er  baS  eigene 
ßyemplar  ausgeliehen  fyatte. 

33tS  in  baS  Sllter  eilte  er  ju  jebem  SSranbe  in  ber 
©tabt  ober  Umgegenb.  9lo$  fcor  ettoa  je^n  S^ren  ^at 
er  bei  einer  geuerSbrunft  in  bem  eine  ©tunbe  entfern- 
ten  ®orfe  Söeityeim  mit  einem  Säuerlein  an  ber  ^ßumpe 
geftanben,  unb  als  er  nadj  gelöstem  geuer  ju  §aufe 
bei  fafe  unb  bie  geuergloäe  nochmals  ertönte, 
eilte  er  toieber  bem  3)orfe  ju,  bis  er  §örte,  bafe  alle 
©efa&r  vorüber  fei.  SKber  ni<$t  nur  gegen  9Jtenf$en 
fear  fein  £erj  t?ott  SDUtgefü&l,  audj  ber  S^iertoelt 


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455 


ftanb  eä  offen.  Oft  ftanb  er  Dom  Slbenbeffen  ober 
t)om  Sefen  auf,  um  einem  Nachtfalter,  ber  in  ©efahr 
toar,  fi<h  am  Std&te  ju  üerfengen,  baS  genfter  ju 
öffnen. 

®o  ftrenge  er  gegen  fich  felbft  toar,  fo  mar  er 
gegen  Sfabere  milb  unb  fchonenb.  Steblofeä  Urteilen 
ober  gar  SRachfucht  toar  feinem  ^erjen  fremb. 

Heber  fi<h  felbft  fprach  er  toenig,  feiten  ohne  2Iuf* 
forberung.  Einiget,  toaS  er  über  feine  ©tubien  unb 
feine  Arbeiten  feinergrau  gelegentlich  gefagt,  folgt  hier. 
„9Jteine  literarifchen  gorfdfjungen  ftnb  nun  theiltoeife 
veraltet,  bie  2öiffenf<haft  ift  über  fie  hinauSgefchritten. 
©ennoch  lann  i<h  fagen,  bafj  fie  nicht  ganj  ohne  @r= 
folg  toaren.  3Jlein  erfieS  SBerf  „Heber  ba£  altfraujös 
fifdje  @po3"  tourbe  balb  üon  ben  granjofen  anerfanut 
unb  oft  citirt.  3U™  „SMther  t>on  ber  33ogelmeibe" 
fam  i<$,  inbem  ich  nach  politifchen  ©ebichten  ju  bem 
„Otto  fcon  2BittelSba<h,"  ben  ich  bramatif<h  behanbeln 
trollte,  bei  ihm  fu$te.  3$  glaube,  bafc  er  ein  fttiu 
gemälbe  ift.  2luch  mein  „&hör"  tourbe  unb  toirb  oft 
citirt.  —  211$  ich  am  Anfang  beS  SahreS  prüfenb  über* 
flaute,  toaS  iä)  üon  meinem  Vorbereiteten  no<h  au^ 
arbeiten  fönne,  toählte  iä)  mir  jum  Stnfang  ba3  fchtoerfte 
unb  mühfamfte;  fomme  i<h  mit  biefem  ju  Staube,  fo 
ift  bann  ba$  anbere  leichter,  e3  ift  auch  anfprechenber." 
2luf  bie  grage:  ob  eä  ber  „Dbin"  fei?  fagte  er:  „nur 
eine  Seite  beffelben;"  er  beflagte,  bafe  ihn  niemanb 
baju  anrege  unb  ermutige,  SDie  Semerfung,  eä  müffe 
im  ©tchtergemüth  liegen,  nur  ftücftoetfe  ju  arbeiten  unb 


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456 


na$  einiger  Slnberem  überjugefyen,  gab  er  jh 

unb  bemerfte,  ber  3teij  beg  Staffens  liege  eben  im 
(Srfinben  unb  Anlegen,  im  Uebertotnben  beg  €d)toie~ 
rigen,  na<§&er  fomme  man  lieber  tmeber  }U  ettoaä 
Beuern, 

(Später  einmal  fagte  er,  eg  liege  itym  no$  ju  Diel 
$orf<$ung  in  bem,  toag  er  am  „Dbin"  auggearbeitet, 
er  laffe  tyn  übrigen«  ni$t  liegen,  jebe  ©pule  fei  bo<£ 
im  ©ange,  roenn  er  gleich  ni<$t  jefct  gerabe  baran 
arbeite.  SDie  SSolKlieber  feien  i§m  ju  tpeit  angelegt, 
bag  §alte  ifyn  ab  baüon.  @r  £abe  Diel  gefammelt,  t)iel 
im  Äopfe  baju,  mel  au<§  fd^on  auggearbeitet  mit  ber 
geber. 

^m  ©efpräcfy  über  9tte^l  unb  fein  Seftreben,  SBer* 
gangeneg  feftju&alten,  äußerte  U&lanb:  „3$  toerbe  gar 
oft  mi&fcerftanben ;  meil  id)  miä)  beg  Mittelalters  er* 
freue,  tieleg  f#ön  finbe,  meinen  bieSeute,  idj  müffe 
bafür  fein,  bafc  eg  auä)  jefct,  in  einer  ganj  anbereu 
3eit,  nrieber  in  bag  ßeben  treten  foflL  3$  fann  micty 
loo^l  freuen,  bafc  ber  ©peprer  SDom  ^ergefteüt  ift,  ob* 
gleid^  er  mir  etmag  ju  bunt  auggefallen  ift;  aber  \<fy 
fann  midfj  nid&t  für  ben  Sluäbau  beg  Äölner  2)ome£ 
begeiftern.  2Ug  er  unternommen  tüurbe,  ba  toaren 
9Jieifter  unb  ©efellen,  bie  Steinmauer*  unb  sJJtalerf$ulen 
burd&brungen  &ou  bem,  »ag  fie  fd&ufen,  fie  lebten  in 
ben^been,  bie  i$n  ^erüorbrad^ten;  bag  lägt  ftcfy  nidjt 
mef?r  in  unfere  3^it  bringen,  eg  ift  eine  errungene 
33egeifterung.  3)a&  erhalten  ttrirb ,  »ag  bie  fd^öne  3eit 
erraffen  $at,  bag  freut  midO  baran.   SBenn  i<t)  mit 


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457 


Siebe  bie  alte  3eit  erforf^e  unb  abf<$ilbere,  fo  ifi  es 
nzd^t,  bafe  iä)  fie  ber  Sefctjeit  aufjtoingen  mö$te,  bie 
eine  materielle  Stiftung  fyat.  9Jur  toiffen  foHen  fie, 
bafc  eS  ^interm  33erg  audf)  Seute  gab ,  ba&  eine  anbere 
3eit  auä)  ©<$öneS  l)atte. 

gär  eine  ^oefie  für  ficfy ,  &om  SHolfe  abgemenbet, 
eine  Sßoefie,  bie  nur  bie  inbiüibueHen  ©mpftnbungen 
auSfprid&t,  £abe  xi)  nie  ©inn  gehabt.  3m  SSolfe  mufcte 
es  murjeln,  in  feinen  Sitten,  feiner  9teligion,  maS 
mi$  anjie^en  foKte.  Sd&on  &on  meiner  Änabenjeit  an 
£abe  idjj  bie  gioefie  fo  gefaxt.  2llS  ©tubent  £abe  i<§ 
meine  greunbe  in  nnferm  ©onntagSblatt  mit  ben 
belungen  befannt  gemalt,  als  nodf)  feiner  üon  i^nen 
ettoaS  ba&on  mufete.  Qu  $ariS  £abe  i$  ben  Stuffafc 
„lieber  baS  altfranpftfd&e  ßpos"  gefd&rieben.  @tgent= 
lidfj  ift  e§  ein  beutfd^eS  (SpoS  aus  Äarl  beS  ©ro&eu 
ßeit.  günfje^n  ^afyre,  na<$bem  idf>  ben  2luffafc  ge= 
f ^rieben ,  mürbe  er  ^er&orgejogen  unb  anerfannt.  ©e* 
bi<$te,  beren  ©yiftenj  id£>  atmete,  mürben  bann  auf- 
gefunben. 

(SS  mürbe  mir  öfters  t)on  SRorbbeutfd&en  ber  33or* 
murf  gemalt,  iä)  fyabe  ju  menig  von  ber  auSlänbifcfyen 
Siteratur  3lotij  genommen.  fyabe  mi<$  aber  mit 
fpanifdjer,  franjöfifd&er  unb  norbifd&eu  Spraken  Diel 
bef d^äf tigt ,  §abe  eS  aber  aDerbingS  am  meiften  in  S3ejug 
auf  ben  3ufammen&ang  mit  ber  Literatur  unb  ber  @e* 
fd)idE)te  beS  beutfd&en  SSoIfeS  getrau.  Sttefem  galt  mein 
©tubium  t>on  meiner  frühen  3ftgenb  an.  SDleine  eige^ 
nen  @ebi<$te  finb  in  ber  Siebe  ju  tym  gemurjelt,  unb 


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458 


nur  als  einen  SC^eil  ber  beutfd&en  Literatur  möchte  i<$ 
fie  angefetyen  tviffen.  Sludfj  meine  bramatifd&en  ©tü<f  e, 
bie  getriebenen,  \me  bie,  bie  idf>  mir  vorgenommen 
Watte,  )u  fdfyreiben,  finb  barau$  hervorgegangen.  3Ber 
fid>  ni$t  mit  meinen  ©tubien  befaßt ,  fann  nidjt  fiber 
midj  f<$reiben."  

5)er  Diieberlaffung  ber  beiben  ^flegefö^ne,  be£ 
©d&tvefterfofmeS  Submig  SKeper  als  9te<$t8confulent  in 
^Reutlingen,  SBityelm  ©teubelä  als  2lrjte3  in  Böblingen 
folgte  balö  anty  ityre  SSere^elid^ung  unb  fpäter  braute 
ba£  2lufblül;eu  lieber  Äleinen  neue  greube  in  Urlaubs 
$au3  unb  veranlagte  auä)  ju  Sefudjen  in  ben  neuen 
£au£tt>efen.  ®en  2öeg  nadt)  ^Reutlingen  legte  Urlaub 
gerne  ju  gu&  jurücf. 

®em  alten  greunbe,  SuftinuS  Äerner,  toar  bie 
geliebte  grau  geftorben  unb  er  felbft  feit  Sauren  faft 
ganj  be$  Slugenltc$te$  beraubt,  ©iefe  veranlagte 
Urlaub  ju  öfteren  Sefud^en  in  SBeinSberg.  ©ein  Äom= 
men  erweiterte  ben  gebrüdtten  greunb  fi$tli<$.  (£3  tvar 
bann  ergöfclicW,  bie  beiben  alten  Sföänner  ju  tyßren, 
tvie  bie  Erinnerung  an  alte  3eiten  fie  nrie  verjüngte, 
ttrie  fie  tyerjlt<$  jufammen  la<$en  fonnten. 

3u  £aufe  trat  ber  SebenSernft  bei  Urlaub  me^r 
^ervor.  £)ie  Seit  mar  au<$  von  ber  2lrt,  ba&  ein 
beutf^eä  £erj  tvenig  greube  baran  fyaben  fonnte.  ©in 
ßeugnife  feiner  ©timmung  über  bie  allgemeinen  3Ui 
ftänbe  gibt  baS  golgenbe. 


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459 


Urlaub  an  £errn  5t, ,  $trcctor  be«  Üicberfrnnjce  in  N. 

3br  forbert,  bafe  id)  Steber  finge, 

9Jiit  $eutfd)fanb3  Farben  ©lieb  an  ©üeb? 

$er  9tnblicf  unfrer  beutfd?en  $inge, 

£>er  gefyt  mir  über'3  SBofcnenlieb. 

„9Jtit  aufri^tigcr  SBürbtgung  ber  üaterlättbif^ett 
©eftnnung  be3  bortigen  SieberfranjeS. 

Xübinaen,  im  ge&ruar  1859. 

S.  U." 


Ufjlanb  an  §crrn  %%  Slrtana  in  9)tannljetm. 

Bübingen,  11.  gebruar  1859. 

„33ere$rtefter  §err! 
Sie  toortrefflid^en  Äunfttoerfe,  mit  betten  6ie  mir 
ein  fo  tüert^oHe^  ©ef$enf  gemalt  fyaben,  werben  meu 
tter  einfachen  3Bofynung  ju  großer  Sierbe  gereichen,  fie 
toerben  mir  felbft,  tirie  ben  ©enoffen  uub  greunben 
meines  ^)aufe^  mitten  unter  ben  SSorfommniffen  beS 
tägli<$en  Sebent  einen  ernften  ttnb  er&ebenben  SInblicf 
barbieten,  @3  ift  aber  nodj  ein  HubereS,  toa$  miä) 
erfreut  unb  mit  tyerjlkfyem  S)an!e  erfüllt,  iä)  meine  bie 
überaus  fremtblidje  ©efinnung,  bie  6ie  mir,  bem  per= 
fönli$  Unbetannten ,  gänjlidj  überrafdjenb  erliefen 
^aben.  Qcoax  finb  bie  Sieber,  bie  mir  biefeä  SBo^I- 
tüoHen  toerfd^afften,  tyrem  £auptbeftanbe  na$  ©rjeug- 
niffc  lättgftoergaugener  Safyre,  ba3  fpäterc  Silier  nrirb 
toon  Iprifdjen  2tnregungen  m$t  fo  leidet  ergriffen;  aber 


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460 


bie  ©runbftimmung,  au$  melier  einft  fiieber  tyroox* 
gegangen,  ift  in  mir  nocfy  jefct  lebenbig  unb  barum 
eigne  id&  mir  banfbar  an,  toafc  jenen  ©eifteäfinbern 
Siebet  gef<$ie£t. 

aKöge,  üereljrter  $err,  3$r  angeftrengteS  Sßirten 
für  bie  Verbreitung  geiftbilbenber  Äunftbenfmale  fort; 
tyin  t?on  fegen£rei<$em  Erfolg  begleitet  fein. 

3n  größter  §o$a<$tung 

3^r  ergebender 
£.  U." 

Urlaub  on  feinen  9lcffen,  Snbtoig  2Regcr. 

Sübmßen,  18.  3uni  1859. 

„SDa8  frä^e  ©rlöfd^en  ber  (Slterofreube,  bie  6u<$ 
in  bem  Neugeborenen  nnb  feinem  anfänglichen  SBotyl- 
befuiben  aufgegangen  war,  §at  aud£>  un3  f<$merjlid> 
betroffen.  33om  Sauftage  Ratten  ttrir  bod;  einige  §offs 
nung  mitgenommen,  ba&  eS  noti)  beffer  mit  bem  leU 
benoen  Äinbe  derben  fönnte.  3Köge  nur  bie  SBfoflrengung 
unb  Strauer  auf  bie  ©efunbfceit  ber  lieben  Suife  nidfjt 
nadf^eilig  einiüirfen;  in  ben  jtoei  leben£frif<$en  Äin^ 
bem,  um  bie  im  torigen  Qa^re  beforgt  tt)aret,  §at 
6u<$  ©ott  ja  einen  wohltätigen  £rojt  erhalten..  2Bir 
werben  morgen  frühe  mit  unferen  ©ebanfen  am  füllen 
©rabe  be§  lieben  ®rnft§  gegenwärtig  fein.  3Rit  inniger 
^eilna^me 

ßuer  treuer  D^eim 
£.  U." 


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461 


$)u  famft,  $u  gingft  mit  leifer  6pur, 
(Sin  flüdjt'ger  ©aft  im  (Srbenlanb; 
2Bo&er?  Söofnn?  mir  Hüffen  nur: 
2luS  ®otte8  $anb  in  (Rottes  £anb. 

©er  ©ommer  1859  führte  U&lanb  ttrieber  in  bic 
geliebte  ©cfytoetj,  nadj)  Sem,  Srienj,  Sauterbrunnen, 
auf  ben  ©eeliaberg ,  nadfj  Slltorf,  too^in  itytt  bie  £eHS= 
fage,  ber  er  immer  nocfy  eifrig  nad^ging,  jog.  £ie&mal 
tnufete  jtoar  ber  ©ang  über  bie  beibett  ©dEjeibedten  un= 
terbleiben,  weniger  be3  äluffieigeud  als  beS  StöfteigenS 
ttegen,  toeil  junetymenbe  ÄurjfidErtigfeit  i^m  ben  Stritt 
unfic^er  machte,  bo$  braute  auä)  t>on  ben  Spätem  aus 
gefe^en  bie  SKIpentoelt  Dielen  ©enufe.  @inen  anbern 
bradjte  ba£  3UT ammentr eff en  mit  lieben  Angehörigen. 
SBert^e  greunbe  mufete  Utylanb  auf  ber  anbern  ©eite 
nun  in  ber  ©<$toeij  üermiffen,  ben  guten  DreEi,  ber  ben 
Aufenthalt  in  $üT\ä)  immer  fo  angenehm  gemalt;  biefe^ 
mal  fonnten  ttylanb*  nur  fein  ©rab  auf  bem  ©t.  Anna; 
Äir^of  auffu^en,  unb  ber  treue  greunb  Saperg  ruhte 
au<h  im  ©rabe. 

Sei  bem  ©dperfefte  am  10.  3tobember  1859  toar 
U^lanb  in  Stuttgart  jugegen.  golgenbe  freigefrro<hene, 
erft  nachher  aufgetriebene  SBorte  fprad^  er  nach  bem 
geftma^l: 

„Ate  auf  bem  geftylafc  bie  gro&e  ©locfe  ber  ©tabt 
Stuttgart  erHang,  gemannte  fie  mich  baran,  bafc  ©dritter 
in  jungen  Qa^ren  biefelbe  fcielmate  gehört  $aben  mu&, 
ba&  eben  biefer  Älang  in  feiner  Seele  gefd^lummert 


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462 


baben  unb  lange  nafytyx  jum  mächtigen  Sieb  t>on  ber 
©locfe  geworben  fein  mag.  @r  Ijat  bie  ©locfe  jum 
Symbol  einer  umfaffenben  bic$terifc^fittlt<$en  2ßeltan= 
fd;auung  erforen.  ßine  grofee,  toeitfd&allenbe  ©lodfe  ift 
2d)iHer£  ganje  $oefie.  £er  Stüter  bat  glei<$loo§l  ni<$t 
ba3  "paupt  emporgetoorfen.  3m  Sugenblid,  ba  bie 
blüfyenbeu  £öd)ter  ber  Stabt  ben  gufj  ber  Säule  be= 
fränjten,  faben  toir  ba§  eble,  gebeugte  §aupt  t)om  ^er= 
twtretenben  Sonnenferne  beleuchtet.  Heber  ßänber 
unb  3Keere  tönt  ^eute  bie  §eftglocfe  ber  Sc^itterfeier. 
2lu$  jenfeitS  be3  DceanS  werben  ©eutfd^e,  bie  nun  feit 
je^n  Sauren  in  ber  Verbannung  leben ,  t?on  einer  beftig 
erregten  3e^  ^er/  *n  t^eld^er  felbft  bie  $ö$fteu  unb 
(Sbelften  ni#t  auf  feftem  Soben  ftanben,  biefen  Saut 
üernebmen,  mit  fd^mer^li^er  Erinnerung  unb  bodj  mit 
freubigem  Stolj  auf  ben  ©eroaltigen  au3  bem  $eim*atl>= 
lanbe.  3n  ber  beutf^en  #eimatj?  felbft  wirb  bie  ©locfe 
nid)t  untt)irffam  unb  f egenäloä  fcer^aEen.  ®ajj  bie  geier, 
ju  ber  fie  gelaben,  eine  fcolfätbümlicfye  fei,  be3  finb 
toir  alle  3cu9en/  ^x  ^en  in  6rnft  unb  gd^erj 
toofylgelungenen  geftjug  angefe^en.  9Jtafynenb  unb  jus 
glei$  ermutfyigenb  ttrirb  ber  ernfie  Älang  in  beutf^e 
Sänber  bringen ,  bie  fo  lange  f<$on  in  i^ren  tyeuerften 
gierten  fiefc  tief  gefränft  füllen. 

„^eil'ge  Drbnung,  §immel3to$ter!"  foridjt  ber 
aifeifter  be$  ©loäenguffeS ;  ju  ber  ^eiligen  Drbnung 
aber  jctylt  er  ba3  fro^betoegte  Seben  „in  ber  greityeit 
beU'gem  S<$ufc."  Ertönen  ttrirb  ber  ©lodenruf  in  bie 
3erriffen^eit  beS  beutfc§en©efammtt>aterlanbe$,  in  beffen 


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463 


flaffenbe  SBunbc  toir  eben  erft  tief  binabblidften.  „ßon- 
corbia  foH  tyx  9iame  fein!"  tauft  ber  SBieifter  feine 
©locfe.  ßoncorbia  bebeutet  aber  ni<$t  eine  träge,  tobte 
eintragt,  nein!  tt)örtlid&:  ©inigung  ber  £erjen,  in 
©$iHer3  Sinne  gettrife :  ©intra^t,  frifd&er,  tbatfräftiger, 
reblid&er,  beutf^er  £erjen.  ©oncorbia  f^aHe  bod&!" 

Unter  Urlaubs  papieren  fanb  fu$  noefy  ein  furser 
£rinffpru$,  ben  er  enttoeber  auä)  an  biefem  gefte  aus* 
gebraut  \)<xt,  ober  aufbringen  beabftd^tigte,  bann  aber 
toieber  unterließ  toeil  erben  längeren  iujttnfdjen  im^ 
protrifirt  tyatte.   ©r  Reifet : 

„©£  ift  ©egenftaub  gelehrter  gorfcfyung  getoorben, 
ob  jemals  ein  £eH  gelebt  babe?  [SBenn  bie  grage  üer* 
neint  vuirb,  ba3  ift  erft  re<$t  SCeH^  Job.]  3$  fyabe 
midfj  lebhaft  mit  biefeu  Unterfud&ungen  befd^äftigt,  benen 
bie  Berechtigung  nidjjt  abgefprod&en  toerben  !ann;  lieber 
gehören  fie  nid^t.  2lber  ©ineS  gehört  lieber :  gettrifc  ift, 
bafe  ein  Stiller  gelebt  fyat ;  er  lebt  nodfj  unb  mit  tym 
lebt  ein  £eE,  fie  ftnb  unjertrennlidt)  oerbunben,  ber 
Genfer  unb  2)i$ter,  ber  £elb  ber  gretyeit,  fie  leben 
^od>!" 

5Der  SCob  t?on  SBilfyelm  ©rimm  ging  Ufylanb  fe^r 
ju  £erjen;  ein,  jebodE)  ni$t  abgefdjjicfter  ©rief  an  fei- 
nen 33ruber  Safob  gibt  ba&on  Äunbe.  SDafj  ber  S3rief 
ntcfyt  abgefd^idtt  tourbe,  fam  batyer,  bafc  in  UtylanbS 
£aufe  jur  Seit,  too  er  gef ^rieben  tourbe,  eine  ferner 
franJe  Wifye  lag;  in  ber  Seftürjung  jener  £age  blieb 
ber  ©rief  unbeforgt  unb  bann  fd^ien  e3  Ufylanb  ju  fpät 
baju.    9tun  ift  ber  toere^rte  Sruber,  an  ben  er 


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464 


gerietet  fear,  ben  Uhlanb  fo  h°<h  ^iett,  bem  »ruber 
au<h  im  SCobe  gefolgt! 

Uhlanb  on  Sacob  (grimm* 

Xübmgen,  31.  $ecember  1859. 

„©eftatten  ©ie,  SJerehrtefter ,  auch  mir  ein  22ort 
ber  fdjmerjlidjen  S^etlna^me.  ®ie  erfdfjütternbe  S£obe3= 
nadbricht  traf  mid)  eben  in  einer  3eit,  in  welcher  ba$ 
treffliche  Such  über  bie  beutfctye  $elbenfage  ju  täglicher, 
treuefter  Serathung  bei  einfamen  ©tubien  biefeS  33e* 
reiche  &or  mir  lag.  3Iu<h  ber  Stofengarten  fear  mir 
neuerlich  mel  jur  $anb,  bem  er  fo  unermüblid^e  Pflege 
gettribmet  $at  unb  an  feinem  Urteil  über  meine  2Iufs 
faffung  biefeä  ©ebichtS,  bie  ich  fcerfuchen  tooUte,  mufcte 
mir  an  erfter  ©teile  gelegen  fein,  gär  toen  fdfjrei&t 
man  beim,  toenn  nicht  für  biejenigen,  auf  bie  man 
am  meiften  tiertraut? 

SDaS  ift  ein  bitteres  ©efd^id  beS  Älter«,  ba3  bo$ 
nicht  müßig  gehen  hriH,  bafc  ßiner  nach  bem  2tnbern 
uon  benen,  bie  man- bei  ber  Arbeit  im  2luge  f)at,  um 
toerfehenS  ^intDegf<^tt)inbct  33ottenb3  im  gadje  be£ 
beutfchen  2llterthum8,  toenn  bie  ©rtoecfer  unb  ©rünber 
hingehen,  bie  Unerf etlichen ,  benen  in  ber  ttriffenfd&afts 
liehen  Vertiefung  au<$  bie  jugenblid^e  frifc^e  Sufl  be3 
erfien  Staffens  geblieben  ifi,  bie  £erjen3tt>ärme,  bie 
$oefie. 

SKeine  grau  nimmt  mit  mir  ben  innigften  2ln- 
theil  an  ber  herben  Trauer,  bie  ein  theureS  #au3 


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465 


betroffen  fjat,  in  bem  tour,  als  t$  ben  ^ingefdfjiebenen 
3ule|t  fa$ ,  fo  gaftfreunbli$  aufgenommen  toaren.  gort- 
toätyrenb  fyat  er  midj  bur$  toert^üolle  ©penben  feiner 
fruchtbaren  S^ätigfeit  uub  tootyltoollenbe  ©eftnnung  jn 
anbauernbem  $)anfe  t^erpfltd^tet, 

■JJtöge  baS  eintretenbe  3afyr  3#nen  bie  rüftige  Äraft 
erhalten,  toon  toel<$er  ba$  ablaufenbe  fanm  erft  in  ber 
6#üler3rebe  unb  bem  neueften  §efte  be§  2Börterbu<$§ 
crfreuenbeS  3cll9ni&  gebraut  §at,  möge  ber  geliebte 
33ruber  als  lidbter,  tröftenber  ©eift  ber  Erinnerung  unb 
ber  Hoffnung  3#nen  fortbin  unjertrennlt<$  jur  Seite 
fte^en. 

treuergeben 

ber  S^rige 
£.  U." 

Heber  ^afob  ©rimm,  ben  er  fo  §o<$  ^ielt,  ber 
t&m  fo  innig  treuer  tuar,  fagte  er:  „@r  £at  me§r  ge= 
leiftet,  als  bie  gorfdjer  a^berer  Nationen.  211$  i<6  mir 
9JU<$elet3  2Ber!  aufraffte  unb  mit  großer  Segierbe  ju 
lefen  anfing,  ba  fanb  iti),  ba&  er  e3  o^ne  ©rimm  gar 
niä)t  $ätte  fdjreiben  fönnen.  Gbenfo  ift  e3  mit  bem 
Söerfe  üon  Äemble." 

2lm  5.  2tyril  1860  toaren  eS  fünfjig  Sa&re,  ba& 
Urlaub  jum  S)octor  creirt  toorben  mar.  (Sine  ®e^u- 
tation  ber  Surifienfacultät  e^rte  i&n  an  biefem  SCage 
mit  tyrem  8efu$  unb  mit  ber  ©rneuerung  be3  $)tylom3, 
toie  fd^on  früher  angeführt  toorben  ift. 

SHuti)  bie  berliner  Untoerfität  erfreute  tyn  mit 

UfrlanbS  ßeben.  30 


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466 


einem  @Iüdfmunfd&.  U&lanb  banfte  barauf  in  folgen* 
bem  ©riefe. 

Urlaub  an  ben  ©cf)cimciiratl>  Dr.  SBötflj  in  Serltn. 

„®ie  ©lücfroiinfdfye,  bie  ©ie  al£  SSorftanb  unb  im 
Stuftrag  be3  Senate  ber  Untoerfität  ©erlin  mir  am 
2Korgen  be£  5.  2lpril  juge^en  ließen ,  toerpflid&ten  miä) 
jum  innigflen  S)anfe.  ©ie  fonnten  biefer  too^ltoollens 
ben  Sufönft  nid^t^  mir  (S^renüoIIereä  boranftellen,  als 
baß  Sie  miä)  mit  bem  -Kamen  eines  treuen  33aterlanb& 
freunbeS  begrüßten.  Unter  ben  ©irren  ber  ©egettnart 
ift  un$  ja  ba3  ttrieber  fo  bringenb  notl;,  baß  bie  Siebe 
jum  beutf<$en  ©efammtbaterlanbe  attertoärts  lebenbig 
fei,  baß  fte  bem  älter  ni$t  berlöföe  unb  in  ben  £erjen 
ber  ^ugenb  tfyatfräfttg  aufglühe. 

9Kit  aufrichtiger  £od&f$äfcung 

Zfibingen,  Ii.  SlfnrU  1860.  Dr.  ß.  11." 

$räjtbent  3aup  an  ltblanb. 

Earmftabt,  10.  2tyril  1860. 

„£o<$t)ereljrter  beutf<$er  9Jtann! 
35ie  Allgemeine  melbet,  baß  ©ie  am  5.  btefe« 
SKonatS  3^re  fünfaigjityrtge  £>octornmrbe  erlebt  £aben. 
©eutfd^lanb  muß  fyteju  fidf)  glüdfmünfd&en;  erlauben 
©ie  mir  (ber  bereit«  im  September  1853  ein  fo  alter 
3)octor  getoorbeu)  3#nen  bieß  auSjubrüden,  in  ber  nid&t 
befcfyeibeneu  Hoffnung,  baß  ©ie  au«  ber  $eit  ber  fiebern 
jel)n  SSertrauenSmäuner  unb  ber  üerfaffunggebenben 


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467 


•Jtationaloerfammlung  meiner  großen  93ere£rung  für  Sie 
no<§  eingeben!  feien. 

©Ott  fegne  Sie,  ©Ott  erhalte  Sie  ferner! 

Wtbent  Saup." 

< 

■JJacfy  ber  geroöfynlicfyen  öabereife  an  ben  Sobenfee, 
too  biefeä  Satyr  ber  2Iuf enthalt  in  9torfctya$  genommen 
nnirbe,  tourbe  im  #erbfte  uo$  Stuttgart  unb  2Bein3: 
berg  befudjt.  5Der  Söinter  ücrftofe  im  füllen  ©Raffen, 
toie  benn  in  ber  ©ermania  1860:  „©ommer  unb  2ßin= 
ter"  unb  im  erften  £efte  oon  1861  ber  „Stofengarten 
ton  2Borm3"  erfctyien.  3m  ^uni  1861  fctyieb  ein  alter 
treuer  greunb  unb  9Jtttfäm}>fer  au«  bem  fieben :  $ro; 
curator  Sllbert  ©<$ott.  2113  ityn  Utylanb  im  grütyjatyr 
auf  feinem  ßranlenlagcr  befugt  tyatte,  fam  er  fetyr 
roefymütfyig  fcon  ifym  jurücf.  3U  fe™er  Seflattung  eilte 
er  nacfy  Stuttgart  unb  obmotyl  nocty  ganj  gefunb,  foH 
er  bo<$  auf  bem  SRücfroeg  oom  ©otteSadfer  gefagt  tyaben : 
„Sefct  fommt  bie  Steide  au$  balb  an  mity."  Heber 
Sctyott  äu&erte  er:  „$)er  SRüdblid  auf  feinen  Sebent 
gang  betätigt  mir  re<$t  anfctyaulidty  toie:  fein  £erj 
nid^t  mübe  toarb,  oon  Steuern  ju  erglühen." 

Itylanb  an  feine  gran. 

Bübingen,  21.  Sunt  1861. 

„fiiebfte  @mma! 
S)a  fi<$  feine  anbere  ©elegentyeit  jeigt,  S)ir  bie 
getoünfdjten  ©egenftänbe  ju  f  Riefen,  ertyältft  S)u  fie 


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468 


Durd)  bie  s#oft.  Sorgeftern  tarn  i$  2lbenbä  neben  U^r 
nxä)t  befonberä  ermübet  §ier  an;  ify  ^atte  bie  6onne 
im  SRürfcn  unb  ben  Suftjug  im  ©eftd&t;  in  aßeityeuu 
machte  iä)  eine  $albe  ©tunbe  Slaft.  $au$  nnb  ©arten 
fanb  i<§  in  Drbnung  unb  aus  legerem  erhielt  iä)  fd&öne 
^reftlinge  jum  9ta<$tif<$.  ©eftern  mad&te  iä)  einen  33e~ 
fudj?  bei  9Kaper8  Säbele;  fie  fear  auf,  fielet  aber  ange= 
griffen  au«,  ©ie  fagte  mir,  bafe  fie  i&re  £errf$aft  in 
ben  nädjften  £agen  erwarte.  2Birfli$  fanben  fi<$  bann 
fc^on  tyeute  borgen  bie  beiben  %'6ä)tex  in  unferem 
§aufe  ein.  2)em  SSater  ift  geraden,  nodf>  eine  3Bodtje 
in  ßannjiabt  ju  bleiben,  tt>o  tym  Die  Äur  too^l  be* 
fomme.  SSon  unfern  Steutlingern  tyätte  i$  gerne  £ier 
9Jadf)ri<$t  angetroffen  unb  e£  \)at  miefy  biefe  fyaivptfäty 
lity  f$on  ^ier^er  getrieben,  ^efct  »erben  fie  e&er  nadfj 
9liebemau  fd&reiben,  nad^bem  uns  bie  heutige  3^itung 
als  93abgäfte  angezeigt  £at  SDie  bö^mifd^e  Sabmufif 
für  SRiebemau  tyat  auf  ber  S)urd^reife  bereit«  $ier  ge* 
fpielt.  3$  toerbe  fie  noä)  jur  ©enüge  £ören,  ba  bie 
näd&fle  5Bo$e  ben  Sabgäflen  gar  jtoei  tanjfro&e  geier* 
tage  bringt.  ©iefe  foH  miö)  aber  nid&t  abgalten,  menn 
ni$t  noä)  irgenb  eine  gef$äftli$e  33ef orgung  miö)  fefl- 
fyält,  am  SDtontag  na<$  SJUebernau  jurücf  jufe&ren.  SBenn 
mir  au<$  bie  ©tiHe  fonfi  jufagt,  fo  ift  mir  bo$  ba$ 
£au3  o^ne  $>eine  liebe  ©egemoart  fefcr  üeröbet. 
3nnig  grüfcenb 

©ein 

V 


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469 


2lm  erften  September  würbe  lieber  bie  Steife  an 
ben  Sobenfec  unternommen  unb  tro$  jiemli$  fü^lem 
SDßetter  babete  U^lanb  im  See.  6r  War  ficfy  fo  wenig 
wei<§ ,  bafe  als  er  einft  morgens  &ergebli<$  an  ba$  Sab* 
$au£  ging  unb  bann  9ßa$mittagS  ber  Sabfrau  3Sor= 
würfe  machte,  bafe  er  e3  t>erf<$loffen  gefnnben  f)abe, 
biefe  i§m  erwieberte:  „2Ber  wirb  benn  au$  bei  eilf  ©rab 
im  See  baben  unb/'  fefcte  fie  ^inju,  „DoHenbS  ein  fo 
alter  £err,  wie  Sie!"  @r  machte  aud?  gerne  noä) 
gröfeere  Spajiergänge  unb  na<$  einer  2tnjal?l  Säber 
eine  Sifenba^ntour  um  ben  SBaffenftabter  See.  Stuf 
ber  $eimretfe  würbe  au<$  nod>  be£  teuren  $reunbe£ 
Safeberg  ©rab  befugt.  £>er"  Äirdf^of  ton  SUfeerSburg 
ift  1)oä)  gelegen;  an  ber  obern  ©de  beffelben  rufyt  er 
bei  feiner  §o<$begabten  unb  eblen  Sd^ägerin,  Slnnette 
fcon  £)rofte*$üt^off  unb  ifyrer  9Jlutter,  bie  beibe  bei 
Safeberg  tyre  legten  £age  jugebracfjt  Ratten,  eine 
fd&önere  Stu^eftätte  fonnten  ber  beutf^e  3Jiann  unb  bie 
finnige  3)id?terin  ni<$t  ftnben.  Son  tyrem  ©rabe  aus 
überfielt  man  ben  See  in  feiner  ganjen  Sluäbetynung, 
mit  feinem  ^errlic^en  ©elänbe  unb  t>on  ben  Sdjweijer 
unb  freier  2Upen  begrenjt.  3Jtit  ber  fd?eibenben 
Sonne,  bie  See  unb  Serge  tergolbete,  fcfyieben  Urlaubs 
in  tiefer  SRü^rung  t?on  bem  teuren  ©rabe.  3n  ben 
ueröbeten  Surg^of,  wo  fonft  eine  ^errlid^e  ©lüt^enfüHe 
t?on  ber  £au3frau  gepflegt  mürbe,  tnarfen  fie  nur  wefc 
müßige  »liefe  /  ba  Safeberg«  SBittWe  unb  feine  Stüter 
auf  33efu$  in  SBeftp^alen  Waren,  unb  fd^ieben  fcon  bem 
Orte,  wo  i^nen  fo  t)iele  genufereid&e  Stunben  geworben 


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470 


toaren.  3loä)  einmal  toeilten  fie  in  Stuttgart  bei  bem 
f$on  leibenben  ©<$toager  5Rofer  unb  festen  bann  in 
bie  #eimat$  jurücf.  S3alb  barauf  §atte  Urlaub  bic 
greube,  greunb  Simrod  mit  feinen  Äinbevn  bei  fid& 
$u  fe^en. 

®ie  legten  £age  be3  3a§r3  fährten  Urlaub  5U 
einem  fcfymerjUd>en  ©ange  naä)  Stuttgart,  er  geleitete 
ben  burdfj  mefyr  als  fünfjig  ^afyre  ifym  fo  innig  Der* 
bunbenen  greunb,  feinen  •  ©$tt>agcr  Sflofer  ju  ©rabe. 
SIS  Jünglinge,  al$  rüftige  SJlänner,  als  ©reife  toar 
\\)xe  greunbfcfyaft  —  unbeirrt  burd)  tterfd&iebcne  2lnfi$t 
unb  SebenSfteHung  —  bie  gleite  geblieben,  greub* 
unb  £etb  tt)ie  S3rüber  jufammen  ttyeilenb,  ttrie  ityre 
grauen  leiblid&e  ©dEjtoeftern  toaren.  ©tiller  nod&  als 
fonft  floß  ber  SBinter  Urlaub  batytn.  (SttoaS  meljr 
9Kübigfeit,  toeniger  £uft  jum  ©pajierenge^en  fear  ton 
ber  grau  tootyl  bemerft,  aber  auf  SRedjnung  beS  erlitt 
tenen  SSerlufteö  gebeutet  toorben.  35o<$  mo<$te  er  auä> 
im  Januar  gerne  einem  Sauffefte  bei  bem  ^flegefo^n 
©teubel  in  Böblingen  anroofynen.  SDie  2lrbeit  machte 
ifym  au$  uod)  ben  gleiten  ©enufe  wie  fonft,  unb  toenn 
iljn  greunb  SJlaper  2lbenb$  in  eine  SDlännergefeUfdfjaft 
abholte,  fanb  er  ityn  fletd  geneigt  baju.  6r  arbeitete 
biefen  SBinter  an  brei  2luffä$en.  3>er  eine:  S)ie  lobten 
üon  Suftnau,  ttmrbe  toä&renb  feiner  Ärantyeit  nodfj 
üoUenbet.  ©er  anbere  gehörte  jur  beutfcfyen  ©agem 
gefegte:  SBalt&er  fcom  SBaSgenftem,  unb  ber  britte  jum 
gottyifctyen  ©agenfreife:  Äönig  ©rmenari<$  befd&äftigte 
i^n  no<§  oft  in  feinen  ©ebanfen  toctyrenb  ber  Äranf&eit. 


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471 


,  (Sitte  neue  £rauerbotf$aft  erreichte  Urlaub  am 
23.  gebruar.  ©ein  alter  greunb  Äerner  toar  einem 
Slnfatt  ber  ©rtype,  bie  ft$  ju  feinem  ©t<$tleiben  ge* 
teilte,  unterlegen.  3m  ©pät^erbfi  batte  Utylanb  ifyn 
befugt,  fyatte  tyn  gtoar  leibenb  gefunben,  aber  ba3 
SBieberfetyen  beS  greunbeS  ^atte  ifyn  fo  erweitert,  bafe 
es  bennocfy  f aft  frobe  ©tunben  toaren ,  bie  fie  mit  eins 
anber  pbra<$ten.  SDo<$  mufete  ber  2lbf$ieb  bei  ÄernerS 
leibenbem  ßuftanb  ew  toe^müttyiger  fein. 

2)er  SBinterfälte  unera^tet  liefe  fi<$  Ufylanb  nic^t 
abgalten,  ber  S3eerbigung  in  SBeinSberg  anjutoofynen; 
er  unb  greunb  SBtatyer  matten  bie  Sfteife  ba^in  ju* 
fammen.  ©3  toar  tym  nad)  ber  3urü<f  fünft  feto  Un- 
tooblfein  anjufü^len,  unb  einige  !£agc  nacfy  ber  3urüd* 
fünft  begleitete  er  in  Bübingen  normal«  einen  ^ugenb* 
genoffen  unb  ©d^ulfameraben,  ben  ^rofector  Sauer, 
ju  feiner  legten  SRu^eftätte.  Qvoei  Xaqe  barauf  füllte 
er  fi$  Reifer,  flagte  aber  ni<$t  weiter  barüber.  2ln 
biefem  £age  fd^rieb  er  ben  legten  SSrief  mit  eigener 
£anb. 

Urlaub  an  Äarl  Don  Millinger  in  tarlsrulje. 

Bübingen,  8.  SOlärj  1862. 

„S^euerfter  Detter! 
63  fear  uns  eine  innig  erfreuenbe  9ia$ridf)t,  bie 
toir  t>on  ber  Verlobung  Seiner  SKarie  mit  einem  tyrer 
2l$tung  unb  Siebe  fo  tinirbigen  SebenSgefctyrten  erhalten 
baben.   Sie  junge  SBertüanbte  ift  uns  perfönltd?  febr 


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472 


trertb  geroorben,  fo  bafe  ttrir  biefen  i&ren  nötigen. 
Schritt  mit  ben  t^eilnefjmenbften  ©lücftoünfd&en  be= 
gleiten. 

hoffentlich  gebt  3$r  uns  balb  einmal  burdf)  freunb* 
lid&en  9efu$  ©elegen^eit,  6u$  in  biefer  froren  dx- 
Weiterung  @ure3  ÄreifeS  hrieberjufe^en. 

®ie  neuefte  fteit  £at  mir  freiließ  audfj  S£raurige& 
bereitet.  $um  S^reÄfd^lufe  ftanb  i<§  am  ©arge  meinet 
treuen  greunbeä  unb  ©cfytoagerS  Stofer,-  in  toorlefcter 
2Bo<$e  toarf  iä)  bie  ©<$oHe  in  ba3  ©rab  ÄemerS,  ben 
iä)  \ä1)xliä)  in  SßeinSberg  ^eimjnfud^en  pflegte,  unb 
eben  no<$  in  biefen  £agen  gab  iä)  einem  fcieftgen  ©dEjul* 
fameraben,  ^rofector  33aur,  ba$  legte  ©eleit.  So 
bringt  e$  ba$  fcorgerüdfte  2llter  mit  ftd&;  ba  leud^ten 
aber  auä)  lieber  bie  tyUen  ©lücfeSfterne  herein,  bie 
über  ben  Häuptern  eine«  jüngeren  befreunbeten .  @e* 
f$le$teS  aufgeben, 

$)ir  unb  ben  ©einigen  unfere  fyersücfyen  ©rüfee. 

©ein  treu  ergebener 
2.  U." 

2lm  folgenben  £ag,  ©onntag  ben  9.  2Jtärj,  am 
allgemeinen  33u&tag,  moHte  Urlaub  tro|  ber  forttoäfc 
renben  $eiferfeit  mit  feiner  grau  in  bie  Äirdjje  getyn, 
liefe  fi<$  aber  bur<$  ifyren  9lat£  bafcon  afyalttn.  ©ea 
Strjt  rufen  ju  laffen,  fytelt  er  ni<$t  für  nöt^ig,  bo$ 
tpißigte  er  gegen  Slbenb,  ba  fein  2lu3fefyen  offenbares 
Untüo^lfein  üerfünbete,  auf  ifyre  Sitte  unb  ben  3ufpru# 
eineö  greunbeS  barein.,  ©er  9lrjt  fanb  ben  $ul$  fd^uett 


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473 


unb  ungtei<$  unb  eine  ßntjünbung  be3  SRip^enfellö  an- 
gejetgt.  auf  bie  angetoenbeten  SDlittel  befferte  ftd&  jirar 
ba3  ©eftnben  nrieber,  fo  bafc  ber  Patient  na<h  einigen 
Stechen  außer  33ett  fein  unb  balb  aud>  bei  »armen 
©tunben  in  ben  ©arten  gehen  fonnte ;  aber  bie  Gräfte 
festen  nicht  jurüd  unb  ber  fcfyneüe  $uU  unb  ungleidfje 
Sät^em  traten  immer  Don  3eit  jU  3eit  lieber  ein.  3n 
guten  ©tunben  unterhielt  er  fi<h  gerne  mit  feinen 
greunben,  behielt  ba3  rege  Sntereffe  für  feine  ©tubien 
unb  rcar  banfbar,  toenn  feine  greunbe  ÄeUer  unb 
"pollanb  bei  ihren  93efu<hen  ihm  5KeueS  barüber  mit* 
feilten.  Silber  bie  dächte  toaren  häufig  unruhig  unb 
toenn  er  ftpef,  fo  plagten  ihn  aufregenbe  träume, 
oft  fcon  ©rmenarich,  über  ben  er  öor  bem  ©rfranfen 
einen  Sluffafc  angefangen  ^atte.  $)er  @rmenarich  ha* 
miä)  nrieber  nicht  f^Iafen  Iaffen!  flagte  er  einigemal 
be3  SKorgenS. 

Obtoohl  er  feine  eigentlichen  ©<$merjen  ^atte,  fo 
toar  biefer  ßuftanb  für  tyn,  ber  feit  feineu  Äinber= 
jähren  feine  Äranfhett  gehabt,  in  langen  Sauren  nie 
einen  Sag  ju  93ette  jugebrad&t  1)aüe,  bodh  eine  fernere 
Prüfung.  9Hit  Ergebung  nahm  er  aber  ba$  Seiben 
auf  fidj)  unb  beflagte  nur,  bafe  er  untätig  fein  müffe. 
2ln  einem  leichteren  Sag  liefe  er  fich  feine  Rapiere 
geben  unb  gieng  ben  3luffafc :  3)ie  Sobten  fcon  Suftnau 
burch.  9Rit  ftrahlenbem  ©efi<$t  erjählte  er  e3  ber 
grau,  bie  ausgegangen  gemefen.  SDann  famen  aber 
nrieber  unruhige  dächte  unb  ba$  arbeiten  mufete  untere 
bleiben,   ©o  fam  fein  ©eburtätag,  ber  26.  9IpriI, 


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474 


heran ;  er  tourbe  mit  Sorgen  Don  ben  ©einen  begangen. 
So  mel  ate  möglich  tourben  glü<fnriinfd>enbe  23efu<$e 
ferne  gehalten,  fogar  ber  alte  greunb  £offmann  fcon 
Fallersleben ,  ber  am  SIbenb  jufcor  i^n  begrüben  tooflte, 
gab  feinen  frönen  ©lüdfamnfd}  nur  ber  grau,  ba  er 
fyörte,  bafc  Urlaub  nur  toenige  33efu<$e  fe^en  fömte 
unb  fdjon  mehrere  befommen  ^abe.  2lu3  allen  @e* 
genben  SDeutfdjlanbS  famen  Telegramme  unb  ©lüc^ 
nriinfdbe,  aber  Ufylanb  lag  füll,  meiftenä  fdjlummernb 
in  feinem  Sette.  2)o$  fonnte  er  ju  £tf$  auffielen 
unb  mit  ben  SPflegefötynen  eine  gemütylid)e  ©tunbe 
jubringen.  2lu3  Dberf^toaben  fyatte  er  üon  frember 
£anb  ein  ©rieften,  toon  „einem  Sd&toabenftnbe"  er* 
galten  mit  beigef^loffeuem  ©olbftücfdjen.  3m  ©riefe 
fte&t:  ber  S^reiber  fei  am  ftefte  Don  SJtariä  33erfün* 
bigung  mit  bem  ©ebanfen  an  biefeS  $eft  fpajieren  ge= 
gangen,  ba  fei  tym  U&tanbS  „Söaller"  in  ben  Sinn 
gefommen;  „froty"  —  feiert  er  fort  —  „in  bem  3ie= 
toufetfein,  baf*  bie  Steine,  bie  ber  Gimmel  mit  feinen 
©naben  überfdmttet,  fold)  einen  nmrbigen  Sänger  ge* 
funben,  fafete  id)  ben  glüdlie^en  ©ntf^lufe,  @uer  2Bo£U 
geboren  jum  75.  ©eburtsfeft  in  beiliegenbem  Stfyerflein 
ben  Tribut  meiner  Seretyrung  ju  bringen.  SErinfen 
Sie  bafür  eine  glaf dje  be3  aHerbeften  SBeinS ,  ber  3ftr 
£erj  mit  £immel3toonne  laben  möge!"  9l\ä)t  leidet 
toar  Urlaub  bur<$  ein  ifym  gebrautes  Seiten  fcon  Siebe 
unb  Slnerfennung^o  freubig  betoegt,  fo  Reiter  geftimmt 
tüorben,  aU  burdj  biefe  geilen  unb  baä  fo  gut  ge= 
meinte  ©efdjenf.  S)er  äöein  ttmrbe  t>on  tym  unb  ben 


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475 


Wegeilten  getr  unten  unb  be$  ©eberä  banfbar  babei 
gebaut. 

311s  bcr  Sttrat  am  Sage  ber  ©rfranfung  Urlaubs 
$erjf<hlag  unterfuchte,  fanb  er  an  ber  linfen  ©ruft 
einen  f leinen  2lu$tou<h3,  ber  ihm  bebenflidj  toar;  Urlaub 
hatte  tiefen  f<hon  längere  3eit  bemerft,  aber  enttoeber 
[ich  feine  ©orge  barüber  gemalt,  ober  an«  ju  mel 
Schonung  gegen  feine  grau  nicht  ba&on  fprechen  tooHen. 
3lfö  ber  entjünbung^uftanb  fi<h  gebeffert  unb  bie  Äräfte 
ttrieber  mehr  gehoben  Ratten,  trug  ber  2lrjt  auf  bie 
SBegnahme  be£  3lu3tou<hfe3  an,  ba  ju  befürchten  war, 
bafc  bei  fernerer  Snttoicflung  berfelbe  gefährlich  werben 
fönnte.  Ufylanb  toar  gleich  baju  entfc^Ioffen  unb  bie 
Operation  gieng  glücflich  unb  fd^neH  vorüber.  U^Ianb 
hatte  fcorgejogen  fein  ß^Ioroform  311  nehmen  unb  tnar 
fo  ruhig  unb  getroft,  ba&  er  e£  fear,  ber  bie  jagenbe 
grau  aufrichtete  unb  auf  ©otte3  tootjlmadjenbe  Rührung 
üertmeS.  S)er  Äranfe  mürbe  au<h  bur<h  bie  Operation 
nicht  me^r  gefd^m&d^t  unb  bie  Teilung  trat  üoüftänbig 
ein.  Sber  bie  Hoffnung,  bie  man  fi<h  gemalt,  bafe 
nun  bie  völlige  ©enefung  unb  bie  SBieberfehr  ber  frü* 
heren  Äraft  erfolgen  toerbe,  gieng  nicht  in  Erfüllung, 
©ie  unruhigen  9iä<hte  unb  ber  immer  toieberfehrenbe 
fchneüe,  ungleiche  tyuU  bauerten  fort.  2ln  guten  Sagen 
fonnte  er  ausfahren  unb  feinen  ©arten  befugen,  aber 
bie  ßebenSgeifter  toaren  auch  oft  fehr  gebämpft,  unb 
bie  ©orge  ber  ©einigen  touchS  toon  Sag  gu  Sag.  Stuf 
Uhlauba  SBunfch,  bem  ber  2trjt  nicht  entgegen  mar, 
menn  er  Reh  9lei$  *aum  eine  gflnftige  Sßirfung  beö 


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Sabea  üerfprec^en  fonnte,  tourbc  ein  Sefucfy  beS  6ooleu= 
babe£  Saytfelb  unterhalb  §eilbronn  befd£)Ioffen.  U^lanb 
fitste  feine  Rapiere  jufammen  unb  braute  üott  greube 
feiner  grau  bie  brei  begonnenen  2luffäfce,  bie  er  in 
Qaytfelb  ju  oollenben  $offe.  @r  ertrug  bie  9teife  gut, 
fo  bafj  bie  grau  unb  ber  ^flegefo^n,  feit  hirjem  Sabarjt 
in  ^aytfelb,  neue  Hoffnung  für  ba3  geliebte  Seben 
faxten;  aber  bie  erwartete  $ebung  ber  Äräfte  trat  ni«$t 
ein,  ber  früher  fo  rüftige  üöanberer  fear  oom  fleinften 
©ang  erf^öpft,  bie  9täd)te  brauten  toenig  ©c$laf ,  ba* 
gegen  fear  ber  Äranfe  bei  £ag  öftere  in  einem  f$lummer= 
baften  3uftanb.  2)a8  mit  33orfidf)t  gebrauste  ©aljbab 
blieb  otjne  Söirftmg,  au<$  ber  2ltf>em  lourbe  e&er  ftodenber 
als  leichter.  Sttuf  ber  fyodjaufgemauerten  ^erraffe  üor 
bem  £aufe,  too  man  ben  Stedar  toeit  hinauf  unb  £inab 
jtebt  unb  baS  liebliche  Sßimpfen  bem  £aufe  gegenüber 
bie  2anbf#aft  fd^müdft,  fafj  U^lanb  ftunbenlang,  balb 
mit  feinem  ©lafe  bie  Sanbfcfyaft  betra<$tenb,  balb  in 
©ebanfen  fcerfunfen.  Sin  einem  befonberS  leisten  £age 
freute  er  fidj  be§Pane3,  ben  er  ausgebaut,  ertooUe 
auf  bem  tägli<$  in  ber  grü^e  am  $aufe  tyaltenben 
$>ampffd&iff  nadj  £eibelberg  fahren,  bort  toolle  er  greunb 
$olfcmann  ju  fi<§  ju  Stifte  bitten,  mit  ifym  über  tyre 
©tubien  fpredf)en  unb  2lbenb§  mit  bem  Safynjug  na<f> 
Stuttgart  jurüeffe^ren.  @3  fear  ber  lefcte  Sfteifeplan, 
ben  er  fi$  ausgebaut !  2)em  guten  £age  folgten  matte, 
bebrüäte  Sage  unb  fd&laflofe  9l&ä)te,  auä)  ber  3tt^em 
tourbe  beflommener.  SUft  na<$  einer  fe^r  Übeln,  fiebere 
haften  Wafy  feine  grau  ifym  mit  ßuftimmuug  ^ 


s 


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2lrjte3  bie  Störeife,  Dorerft  naä)  Stuttgart  t)orf<$lug, 
um  fcon  bort  naä)  einigen  Sftu^etagen  bie  #eimat$  ju 
erregen,  fagte  er  mit  ber  liebreidtften  ©Tönung  gegen 
fie:  aber  liebe  grau!  e3  fönnte  auä)  leicht  meine  lefcte 
Stunbe  in  Stuttgart  ^erbeifommen.  —  2)ie  Steife  gieng 
Iei^ter  vorüber ,  als  ju  erwarten  toar,  er  tonnte  auä) 
in  Stuttgart  lurje  93efuc$e  ber  35ertt>anbten  unb  greunbe 
mit  fetner  getoo^nten  #erjli$feit  annehmen,  fonft  blieb 
er  auf  feinem  ftimmex,  toiel  bei  £age  f<$lummernb. 
3laä)  aä)t  Stagen  ber  liebrei^ften  2lufna§me  unb  Pflege 
ber  ©efdjtoifter  reiste  er  am  10.  September  na<$  %fc 
bingen  jurüd.   63  toax  ein  fctymerjlidjeS  $eimfe^ren, 
ba  bie  ge^offte  günftige  Söirfung  beS  SBabeS  fo  gar 
niä)t  eingetreten.  -Jtod)  fonnte  er  bei  guten  £agen  im 
©arten  fi#  aufhalten  ober  ausfahren,  er  fonnte  au<$ 
mit  einem  greunbe  Reiter,  ja  fc$er$aft  fein;  aber  oft 
toar  auä)  ber  ©eift  Dur<$  bie  förperlid^e  Sd?toä<$e  ge; 
brüät.  3n  freieren  Stunben  liefe  er  fi$  gern  au«  ber 
Sibel  üorlefen  ober  ein  Sieb  bon  Sßaul  ©erwarb,  beffen 
Sieber  er  gerne  hörte.   3tu<$  fein  Qntereffe  für  bie 
beutf^en  Stubien  blieb  lebenbig.  3Son  ber  Philologen* 
aSerfammlung  in  SlugSburg  unb  &on  ber  in  ^Reutlingen 
liefe  er  fi$  mit  reger  SC^eilna^me  bur$  bie  greunbe 
ÄeHer  unb  £oHanb  berieten.   Site  gegen  ba3  (Snbe 
DctoberS  ein  ©rief  üon  ^rofeffor  SBil^elm  SBadernagel 
an  i$n  auf  am ,  toel^er  mit  ^er  jli#en  Sorten  ber  2ln* 
ertennung  unb  Siebe  eine  neue,  Utylanb  gehribmete  2lu& 
gäbe  beS  SBaltherS  toon  ber  33ogelmeibe,  üon  2Ra? 
Stieger  unb  SB.  SBacfernagel  herausgegeben,  anfünbigte, 


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bie  bemnäd&ft  in  Bübingen  anfommen  toerbe,  unb  ju^ 
gleid^  liebevolle  SCBünfd&e  für  Urlaubs  ©enefung  au& 
fpradfj,  mar  U^lanb  freubig  betvegt,  unb  als  er  am 
anbern  3Jlorgen  auftoadfjte,  fucfyte  er  ba£  ©ucfy  auf  ber 
©ettbeefe,  baS  itym  bo<$  .erft  angefüubigt  fear,  unb 
fagte  bann  mit  Säbeln:  „So  fyat  e£  mir  alfo  nur 
träumt,  bajs  eS  angefommen  fei."  Slucfy  bie  SBibmung 
eine«  anbern  ©u$3  (jugleid&  mit  greunb  Detter)  unb 
ein  freunblidjer  ©rief  ber  ©erfafferS,  §errn  9Jti<$eIant, 
machte  xf)m  in  biefen  Sagen  no<$  greube. 

Salb  aber  fonnten  bie  ©einigen  fi<§  nityt  mttyc 
verbergen,  bafc  fein  SebenStag  fi<$  neige.  So  freunb- 
Iii)  er  au<$  bie  von  Stuttgart  aus  i&n  befud&enben 
©erroanbten  unb  bie  Sübinger  greunbe,  vor  allen 
greunb  9Jiatyer  begrüßte,  fo  fonnte  er  bo$  nur  gartj 
furje  3eit  bei  i^nen  im  3itnmer  bleiben  unb  mit  tynto 
fpredjjen.  @r  fdfjlummerte  viel  bei  Sage  unb  tvar  bttm 
6rtt>a$eu  fi(fy  ni<$t  immer  glei<$  War  berufet.  Sei 
Sag  fear  er  no<$  aufeer  Seit,  aber  bie  9läd)te  waten 
^äuftg  faft  o^ne  Schlaf.  2Benu  feine  grau  tyn  tröftete; 
es  fönne  mit  ©otteS  £ülfe  auä)  toieber  beffer  fommett 
fo  fagte  er  freunblid^:  „Unb  tvenn  ©Ott  es  anbers 
fügt,  fo  fd^idfe  i<$  miä)  aud&  barein,  toenn  \ö)  audfj 
gerne  no$  bei  SDir  geblieben,  gerne  no<$  gearbeitet 
tyätte."  ©r  Hagte  toenig,  toär  immer  banfbar  für  jebe 
£ülfleifiung  unb  bebauerte  nur,  bafj  er  3Jlü§e  machen 
müffe.  „9tur  SRu^e,  nur  Stille  unb  ®u  sur  Pflege" 
toar  fein  ©erlangen,  ©er  3uftant>  rourbe  fd&limmer, 
bie  güfje  fd&tvoDen  me^r  an  unb  baS  ©e&en  fourbe 


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ifjm  fernerer.  2lm  6.  SRo&ember  tiefe  er  fidfj  mit  fromm 
gehobener  ©timmung  ba32lbenbmatyl  t>on  feinem  greunbe 
unb  ©eelforger  reiben.  Seine  trbifd^en  Angelegenheiten 
batte  er  fc^on  t)or  SDionaten  georbnet.  9ta$  roenigen 
Sagen  mufete  er  auä)  ben  Sag  über  ju  95ette  fein; 
fei.  Älage:  toaä  tyabt  i^r  mir  für  ein  fdfnoereä  Sucfj 
auf  ben  ßopf  gelegt,  marum  benn?  jeigte,  ba&  mm 
auä)  ba$  ©etyirn  fcon  ber  Äranf^eit  ergriffen  fei.  SBar 
baburcfy  auä)  bie  ©etftegfraft  unb  ba£  @ebä<$tni&  tfyeiU 
toeife  getrübt,  fo  blieb  fein  liebrei<$eS  ©ernüt^,  ber 
^artftnn,  ber  tyn  ausknete,  ft$  bo$  gleid).  2lm 
oorlefcten  Sage  rief  er  mit  ganj  glüdfeliger  ©timme 
breimal:  9Jlutter,  9Jlutter!  unb  SSater!  (SBar  fein 
©eift  ba  f<$on  lofer  fcon  ber  irbifcfyen  £üüe  ober  träumte 
er  fid)  in  Iängft  vergangene  Sage  jurücf  ?)  6$  f amen 
xiv  .  nod)  fernere  ©tunben  für  ben  Seibeuben,  fernere 
St:  nben  für  bie  ©einen,  bie  bem  fingen  na<$  Slt^em 
jufe^en  mußten  unb  £ü!flo3  babeiftanben.  5Da  fam 
bie  (Srlöfungäftunbe  bo$  no$  früher  unb  fanfter  als 
fie  gebadet.  2lm  13.  November  2lbeub8  neun  U^r  t)er? 
lieft  ber  unterbliebe  ©eift  bie  mübe  £üHe. 


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